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Zeichenvorrichtung zum Herstellen von durch Blinde abtastbaren, d.
h. erhabenen Zeichnungen Die bisher bekannten Methoden zur Herstellung von Zeichnungen,
wie sie als Hilfsmittel zur Übermittlung z. B. geometrischer Kenntnisse an Blinde
in Gebrauch waren, können keinesfalls als völlig befriedigende Lösung des Problems
angesprochen werden.
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Die bekannten Einrichtungen dieser Art lassen sich in drei im Prinzip
voneinander verschiedene Gruppen einteilen, und zwar i. Apparate, bei denen die
Zeichnungen in Wachsplatten eingeritzt werden; 2. Apparate, bei welchen Nadeln in
ein Kissen gesteckt und dann mit einem Faden umzogen werden, oder es werden Plastilina-oder
Wachsfäden zu den gewünschten Figuren geformt und auf einer Unterlage festgedrückt;
3. Apparate, bei welchen mittels stumpfen Stiftes auf weicher Unterlage liegendes
Papier nach Schablonen bearbeitet wird, so daß die Linien, wenn das Papier auf der
Rückseite abgetastet wird, für den Blinden wahrnehmbar werden.
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Zu dieser letzteren Gruppe gehört auch ein neuerdings bekanntgewordener
Apparat, mittels welchem im Zeichenpapier erhabene Linien erzeugt werden, indem
das Papier zwischen zwei Rollen, die wie Nut und Feder zusammenarbeiten, hindurchgezogen
wird. Dieser Apparat ist jedoch vorwiegend dazu bestimmt, von Sehenden bedient zu
werden, um für Blinde Zeichnungen zu fertigen. Its kann bei diesem Apparat .vom
eigentlichen Zeichnen nicht geredet werden, weil dabei das Papier bewegt wird. Diese
Bewegung ist selten genau in vorbestimmter Richtung auszuführen, weil die Verwendung
von Führungsmitteln, wie Reißschiene, Lineal, Zirkel usw., ausgeschlossen ist.
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Die unter i. und 2. bezeichneten Methoden haben den wesentlichen Nachteil,
daß die damit hergestellten Zeichnungen nicht aufbewahrt werden können, denn sowohl
Wachsplatte als auch Nadelkissen müssen immer wieder zu neuen Zeichnungen gebraucht
werden, wenn das Verfahren nicht zu kostspielig werden soll.
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Die unter 3. erwähnte Methode ergibt zwar eine Zeichnung, die aufbewahrt
werden kann, indessen ist die Herstellung solcher Zeichnungen durch Blinde schwierig,
weil die einzelnen Striche beim Zeichnen nicht sofort nachgeprüft werden können,
denn die Zeichnung erscheint auf der Arbeitsseite des Papiers zunächst negativ und
kann deshalb während der Arbeit nicht einwandfrei abgetastet werden.
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Im Gegensatz zu den oben beschriebenen Methoden wird bei der Arbeit
nach der Erfindung mit Hilfsmitteln gearbeitet, wie sie auch zum Zeichnen durch
Sehende verwendet werden, also Reißschiene, Zirkel, Lineal usw. Die Zeichnung erscheint
sofort erhaben auf dem Papier, sie kann deshalb während der Arbeit von dem Blinden
selbst kontrolliert werden. Die Zeichnungen können, wie jede andere Zeichnung, beliebig
lange aufbewahrt und benutzt werden.
Das Wesen der Erfindung besteht
darin, daß im Gegensatz zum Zeichnen durch Sehende die Führungsgeräte (Winkel, Reißschiene
usw.) nicht über, sondern ähnlich wie beim Abzeichnen von I\-lünzen o. dgl. unter
das Zeichenblatt gelegt werden. Die Führungsgeräte sind mit wulstartigen Erhöhungen
versehen, und der Zeichenstift, der zweckmäßig aus Metall besteht, hat Einkerbungen,
die den Wulsten der Führungsgeräte in der Form angepaßt sind. Indem der so ausgestattete
Stift über die Wulste der Führungsgeräte mit etwas Druck geführt wird, entstehen
auf dem dazwischenliegenden Zeichenpapier scharf ausgeprägte Erhöhungen in Form
von Strichen, die auf dem Papier leicht fühlbar sind.
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Zur Herstellung von Kreisen wird ein Zirkel benutzt, der aber zum
Unterschied von dein für Sehende gebräuchlichen Zirkel keine Spitzen hat, sondern
so ausgeführt ist, daß der eine Schenkel eine körnerartige Vertiefung besitzt, während
der andere Schenkel genau so wie der für gerade Linien zur Verwendung kommende Stift
an Stelle des Zeichenstiftes eine Einbuchtung aufweist.
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Zur Benutzung dieses Zirkels ist eine Kreisscheibe vorgesehen, auf
welcher in bestimmten Abständen im Kreis verlaufende «-uistartige Erhöhungen sich
befinden, die ztt der Einbuchtung des einen 7,irlcelszhenlzels passen, während im
MittelputiKt der Kreisscheibe eine Körnerspitze vorgesehen ist, in die der entsprechende
Schenkel des .Zirkels eingesetzt wird. Der Zirkel ist mit einer gezähnten Stange
ausgerüstet, deren Zähne in ihrer- Entfernung voneinander mit den Entfernungen der
Wulste, die die Kreisscheibe besitzt, übereinstimmen. Durch eine im Zirkel befindliche,
an die Zahnstange angefederte Kugel wird der Zirkel in den bestimmten Stellungen,
die mit den Wulsten der Kreisscheibe übereinstimmen, festgestellt. Die Kreisscheibe
wird wie alle anderen Hilfsgeräte unter das Zeichenpapier gelegt. Für Freihandzeichnungen
ist ein besonderes Gerät vorgesehen. Das Gerät besitzt die Form zweier haarnadelförmig
gebogener Blechstreifen. In dem einen Schenkel dieses Gerätes ist am äußersten Ende
eine kleine Stahlkugel befestigt, während in dem anderen Schenkel an derselben Stelle
sich ein rundes Loch befindet, in das der Zeichenstift eingeführt werden kann. Dieser
Zeichenstift besitzt an seinem vorderen Ende eine Nut, die der Form der Kugel entspricht.
Das Gerät wird so benutzt, daß der untere. mit einer Kugel versehene Schenkel unter
das Zeichenblatt geschoben wird, während der niit dein Loch versehene Schenkel sich
über dein Papier befindet. Wenn der Zeichenstift in das in dein oberen Schenkel
befindliche Loch eingeführt wird, so muß er mit seiner Einkerbung auf die Kugel
treffen. Das ganze Gerät kann mit dem Stift so geführt werden, daß jede Figur ausgeführt
werden kann. Der Stift kann auch an Stelle der Nut eine den Wulsten der Führungsgeräte
angepaßte Rolle besitzen.
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Aus der Zeichnung ist die Ausbildung der Geräte ersichtlich, und zwar
zeigen Abb. i einen Teilschnitt durch das Reißbrett mit daraufliegender Reißschiene,
darüber den Zeichenbogen und den Zeichenstift, Abb.2 eine Draufsicht, Abb. 3 das
Gerät für die Anfertigung von Freihandzeichnungen im Schnitt, Abb. 4. dasselbe in
der Draufsicht, Abb. 5 die Anwendung und Ausgestaltung des Zirkels und der Kreisseheibe
iin Teilschnitt, Abb. 6 die Kreisscheibe in der Draufsicht, Abb. ; den Zeichenstift.
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Die Herstellung von Geraden wird durch die Abb. i und 2 gezeigt, dabei
ist a das Reißbrett, b die Reißschiene mit dein Führungswulst c, darüber liegt durch
Reißzwecke nur lose befestigt der Zeichenbogen d. Der Zeielienstift e, der am Ende
eine dem Wulst c angepaßte Nut besitzt, drückt beim Aufsetzen auf das Zeichenpapier
dieses um den Wulst Herum, es entsteht eine Prägung, die durch Führung des Stiftes
längs des Wulstes c die Form einer Linie atininitnt. Da die Prägung ziemlich bedeutend
und scharf ist, kann beispielsweise- zur Errichtung einer Senkrechten ein gewöhnlicher
Winkel auf dein Papier an die Gerade angelegt «-erden. Indem man an der Kante des
Winkels, die clean beabsichtigten Verlauf der neuen Linie entspricht, einige Nadeln
durch das Papier in das Brett steckt, kann man die neue Linie so festlegen. daß
zu ihrer Hervorbringung ein finit einem Wulst versehenes Lineal, das unter dem Papier
bis an die Nadeln herangeführt wird, genügt.
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Zur Hervorbringung von Kreisen ist der Zirkel f vorgesehen, der mit
einer Kreisprägescheibe ä zusammen zur Anwendung kommt. Der Zirkel hat eine besondere
Gestalt. An Stelle der Spitzen ist an je einem der Schenkel je ein besonders geformtes
Verlängerungsteil scharnierartig angelenkt. Der Teil i besitzt am unteren Ende eine
körnerartige Vertiefung, während der Teil 2 eine Nut besitzt, die in der Form den
Wulsten der Kreisprägescheibe entspricht. Eine gezähnte Stange 3 ist im Teil i befestigt,
sie führt durch den Teil e und ist in diesem verschiebbar eingepaßt. Die Stange
3 bewirkt einesteils, daß die Teile i und 2 in jeder Zirkelstellung parallel zueinander
stehen, anderenteils wird durch die Zähne der Stange und eine im Teil :2
befindliche,
unter Federdruck stehende Kugel q. eine Schnappeinrichtung gebildet, die den Zirkel
in ganz bestimmten, den Wulsten der Kreisprägescheibe g entsprechenden Stellungen
festhält. Die Kreisprägescheibe g besitzt in bestimmten Abständen kreisförmig verlaufende
Wulste 5 und im Mittelpunkt eine Körnerspitze 6. Nachdem der Zirkel in die gewünschte
Schenkelstellung gebracht wurde, setzt man den Teil i in die Körnerspitze der unter
dem Zeichenpapier liegenden Kreisprägescheibe ein, setzt den Teil 2 mit mäßigem
Druck auf das Papier und zieht durch.
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Das in Abb.3 und q. gezeigte Gerät für Freihandzeichnungen besteht
aus dem gabelförmig gebogenen Teil la. Der obere Schenkel der Gabel besitzt eine
Bohrung für die Einführung des Zeichenstiftes e, während am unteren Schenkel eine
Stahllcugel7 an der Stelle befestigt ist, die beim senkrechten Einführen getroffen
wird. Bei 'der Benutzung kommt die obere gelochte Gabelhälfte über und die untere
Gabelhälfte unter das Papier zu liegen. Durch die der Form der Stahlkugel angepaßte
Nut des Stiftes e erfährt das Papier eine Prägung. Durch Weiterführung des Apparates
wird die Prägung zu einer Linie, die in ihrem Verlauf der Stiftführung entspricht
und so die gewünschte Figur ergibt.
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In Abb. 7 ist die Ausbildung des Stiftes e gezeigt. Er besteht zweckmäßig
aus Rundmaterial und besitzt an einem Ende eine ut, das andere Ende ist schräg abgeflacht.
Die Abflachung läßt sich zur Beseitigung von Linien benutzen.