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Verfahren zur Darstellung von Gerbstoffen Es ist bereits bekannt,
Gerbstoffe in der Weise herzustellen, daß Teeröle sulfuriert und dann mit Formaldehyd
behandelt werden. Hierbei muß also zu der Sulfurierung noch eine Behandlung mit
Formaldehyd hinzutreten.
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Nach der Erfindung werden Gerbstoffe dadurch hergestellt, daß man
Schwelwasserextrakte des Urteers mit sulfurierenden Mitteln behandelt und die im
Wasser löslichen Bestandteile des Sulfurierungsproduktes isoliert. Lediglich durch
Sulfurierung der Schwelwasserextrakte des Urteers erhält man also Gerbstoffe, ohne
hierzu eine Kondensation mittels Formaldehyd anwenden zu müssen, weil die in den
Extrakten vorhandenen Produkte bereits verhältnismäßig hochmolekulare Verbindungen
darstellen.
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Gegenüber dem bekannten Verfahren wird durch die Erfindung der Vorteil
erreicht, daß die gewonnenen Gerbstoffe eine viel stärker gerbende Wirkung besitzen
als die aus Teerölen bisher gewonnenen Sulfurierungsprodukte. Die besten, bisher
aus gewöhnlichen Steinkohlenteerölen dargestellten Gerbstoffe haben einen Gehalt
von 3o bis 320/0 an gerbenden Substanzen. Die nach der Erfindung gewonnenen Produkte
zeigen nach den gleichen Bestimmungsmethoden -einen Gerbstoffgehalt von 5o bis 65
°A, 0. Es ist auch bereits schon vorgeschlagen worden, die aus Braunkohlenteer oder
Urteer oder ihren Fraktionen durch- Einwirkung von Schwefelsäure entstehenden wasserlöslichen
Produkte zum Gerben zu verwenden. Im Urteer sind jedoch Phenole, die eine große
Wasserlöslichkeit besitzen, nicht mehr enthalten oder in so geringen Spuren vertreten,
daß sie praktisch als wirksame Bestandteile nicht in Frage kommen.
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Der Phenolanteil des Schwelwässerextraktes besteht aber u. a. zu einem
großen Teile aus Di- und Trioxydbenzolen, ihren Homologen und Schwefelanalogen,
die eine beträchtliche Wasserlöslichkeit besitzen. Beispielsweise =ist Brenzkatechin
zu 25 und mehr °/o im Extrakt vertreten. Dementsprechend fällt auch der Anteil der
wasserlöslichen Produkte nach der sulfurierenden Behandlung beim Schwelwasserextrakt
viel höher aus als beim Urteer und seinen Fraktionen, d. h. die Ausbeute an Gerbstoffen,
bezogen auf die angewendete Menge sulfurierender Mittel, ist beim Schwelwasserextrakt
höher als beim Urteer selbst, wo der größte Teil des Sulfurierungsproduktes als
ein in Wasser unlösliches und für Gerbzwecke ungeeignetes Produkt anfällt.
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Die gerbende Wirkung der Sulfurierungsprodukte des Schwelwasserextraktes
ist ebenso groß wie die solcher Produkte des Urteers oder seiner Fraktionen. Die
Sulfurierungsprodukte wirken schon an und für sich als starke Gerbstoffe, ohne daß
eine weitere Kondensation, z. B. mittels Formaldehyd, notwendig wäre, trotzdem sie
zum Teil keinen so hochmolekularen
Charakter wie die im Urteer
selbst vorhandenen. Individuen haben.
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Durch.die Erfindung wird erreicht, daß die Schwelwasserexträkte des
Urteers verwendet werden können, für die bisher noch keine Verwendung gefunden worden
war.
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Bekanntlich ist die Entphenolisierung des Schwelwassers wegen seines
hohen Phenolgehalts eine absolute Notwendigkeit, verursacht jedoch große Kosten,
die unter Umständen die Rentabilität einer Schwelanlage in Frage stellen können.
Die wirksamste Entphenolisierung ist die mittels Extraktion. Eine Extraktion ist
aber unrentabel, wenn man nicht aus dem Extrakte ein hochwertiges Produkt erzeugen
kann. Durch die Erfindung werden die Extrakte unter Berücksichtigung von Eigenschaften
einer ganzen, im Extrakt vorherrschenden Gruppe verwertet. Es ist also nicht notwendig,
aus dem Schwelwasserextrakt einzelne Individuen zu isolieren, was zu keinem Erfolge
führen würde. Da das erhaltene Produkt verhältnismäßig wertvoll ist, wird durch
das Verfahren die vollständige Entphenolisierung des Schwelwassers mittels Extraktion
rentabel gemacht. Beispiel: Zu ioo Teilen Schwelwasserextrakt läßt man unter Rühren
und guter Kühlung 8o bis go Teile konzentrierter Schwefelsäure langsam zufließen
und rührt noch kurze Zeit gut durch. Sodann gießt man das Gemisch unter kräftigem
Rühren in die dreifache Menge Eiswasser, trennt die wässrige Lösung von der verhältnismäßig
geringen oben schwimmenden Ölschicht ab und entfernt die Schwefelsäure durch Ausfällen,
am besten als Blei-, Calcium-, Barium-oder Strontiumsalz. Die erhaltene Lösung kann
in schwach angesäuertem Zustande sofort zum Gerben benutzt werden, andernfalls wird
sie vorteilhaft im Vakuum verdampft und dadurch ein festes Gexbpräparat erhalten.