-
Verfahren zur Herstellung von künstlichem Gummi aus Rübenschnitzeln.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von künstlichem Gummi
aus entzuckerten Rübenschnitzeln unter Ansäuerung derselben. Die bekannten Verfahren
dieser Art wiesen erhebliche Nachteile auf. Bei allen bekannten Verfahren besteht
der Ausgangsstoff, aus dem der Klebstoff gewonnen werden soll, aus getrocknetem
Rübenfleisch, welches ungefähr go' der Trockensubstanz bildet. Dieses getrocknete
Rübenfleisch ist ein kostspieliges Handelsprodukt, da es durch die bedeutenden Kosten
an Arbeitslöhnen und Kohlen für seine Trocknung stark verteuert wird. Dies ist in
industrieller Hinsicht von wesentlicher Bedeutung. Das getrocknete Rübenfleisch
muß bei den bekannten Verfahren schon von vornherein mit einer Wassermenge, die
zwischen dem vierfachen und zehnfachen Gewicht des verwendeten Fleisches schwankt,
versetzt werden, dergestalt, daß der nach dem Erhitzen erhaltene Brei, z. B. bei
der Anwendung der zehnfachen Wassermenge, einen mittleren Gehalt von
Prozent Trockensubstanz aufweist. Ein weiterer Nachteil bekannter Verfahren besteht
darin, daß es nicht immer gelingt, die in beträchtlicher Menge verwendeten Reagenzien
aus den Rückständen der behandelten Rübenschnitzel zu entfernen, so daß diese für
eine weitere Verwendung als Viehnäbrmittel untauglich sind. Ein sämtlichen Verfahren
anhaftender Mangel ist endiich der, daß nach bcendeter Erhitzung die Abscheidung
der Gummilösung von den Rück-
ständen des unlöslichen Rübenstoffes (Zellstoff)
entweder durch Pressen oder Filtrieren bewirkt wird. Beide Arten der Trennung machen
in technischer Hinsicht eine ergiebige Abscheidung der Gummiflüssigkeit nahezu unmöglich.
Die Abscheidung durch Druckpressen ist bei geringen Substanzmengen wohl förderlich;
bei der Behandlung großer Mengen gelingt es aber nur, den Saft aus dem mit der Filterwand
in unmittelbarer Berührung befindlichen Rübenfleisch herauszupresssen, während die
innere Masse unberührt bleibt, weil der in ihr enthaltene Saft nicht imstande ist,
die scharfgepreßten Fleischrückstände der äußeren Schichten zu durchdringen. Die
Abscheidung durch Filtrieren verlangt eine weitere Verdünnung des Breies mit Wasser,
was eine Erhöhung der Eindampfungskosten mit sich bringt.
-
Das den Gegenstand der Erfindung bildende Verfahren, welches die Nachteile
bekannter Verfahren vermeidet und ohne besondere technischen Schwierigkeiten in
großem Maßstabe industriell. durchführbar ist, benutzt als Ausgangsrohstoff nichtgetrocknete
Rübenschnitzel, so wie sie in den Rübenzuckerfabriken durch einfaches Pressen erhalten
werden.
Diese gepreßten Rübenschnitzel enthalten io bis 15 Prozent
Trockensubstanz. Das vorliegende Verfahren besteht nun darin, daß diese gepreßten
Rübenschnitzel mit einer Säure (schwefelige Säure, Schwefelsäure o. dgl.) ohne oder
mit einem Wasserzusatz von höchstens io Prozent des Gewichts der verwendeten Rübenabfälle
zu einem Brei von o,3o bis o,8o Prozent Säuregehalt verarbeitet, darauf i bis
3 Stunden lang bei einer Temperatur von ioo bis iio' C gekocht und
dann abgeschleudert werden, worauf der erhaltene, nötigenfalls neutralisierte Saft
eingedampft wird. Wird bei diesem Verfahren mit schwefeliger Säure angesäuert, so
können für diesen Zweck die einem Schwefelofen entströmenden Gase vor Beginn der
Erhitzung in dem unteren Teil der Kochgefäße, in die gepreßten Schnitzel unmittelbar
eingeführt werden.
-
Die vorstehend angegebenen Schwankungen bei der Durchführung des Verfahrens
innerhalb der für die Temperatur, die Erhitzungsdauer und den Säuregehalt bezeichneten
Grenzen richten sich bis zu einem gewissen Punkte nicht nur nach der Natur der Säure,
sondern auch nach dem Gehalt der Zuckerrübentrockensubstanz, der Güte und dem Reifegrad
der Rüben und der Behandlung, di,- diese bereits vorher erfahren haben. Von der
Feststellung und dem Einhalten dieser Grenzen hängt die praktische und industrielle
Verwertbarkeit des Verfahrens und seine wirtschaftliche Brauchbarkeit ab. Werden
diese Grenzen innegehalten, so ist es für die praktische und industrielle Gewinnungsmöglichkeit
des Klebstoffes ohne Belang, welche Säure zur Durchführung des Verfahrens benutzt
wird. Während des Eindampfens des Saftes oder aber auch hinterher unterzieht man
den Gummi den gewünschten Behandlungen (Zusatz von Alaun, Borax, Schwefelsäure usw.),
die je nach dem Gebrauchszweck die verlangten Eigenschaften verändern und
verbessern können.
-
Vermittels des beschriebenen Verfahrens kann man z. B. aus ioo
kg gepreßter Schnitzel io bis 16 kg flüssigen Gummi von
50 Prozent bzw. 5 bis 8 kg wasserfreien Gummi ausziehen. Das
Erzeugnis hat die Eigenschaften und die chemische Zusammensetzung des arabischen
Gummis. Die nach Beendigung des Verfahrens verbleibenden Rückstände der behandelten
Rübenschnitzel können unbedenklich als Viehnährmittel Verwendung finden, da sie
für diesen Zweck schädliche Stoffe nicht enthalten.