DE3815179A1 - Seidenwalkstoff (seidenfilz), verfahren zu seiner herstellung sowie zusammensetzung zur durchfuehrung des verfahrens - Google Patents
Seidenwalkstoff (seidenfilz), verfahren zu seiner herstellung sowie zusammensetzung zur durchfuehrung des verfahrensInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen textilen Werkstoff auf der Basis
von Seide, in dem die Seide in gewalktem (gefilztem) Zustand
vorliegt.
Bisher ist es nicht möglich, Seide zu filzen bzw. zu walken,
da der Seidenfaden im Gegensatz zu Naturwolle oder Naturhaar
eine glatte Oberfläche aufweist.
Die bei textilen Werkstoffen auf Naturhaarbasis übliche Walk-
oder Filzbehandlung beruht darauf, daß die rauhen Wollhaare
sich gegenseitig verketten und verkrallen. Naturgemäß ist
eine derartige Behandlung mit dem glatten Seidenfaden nicht
möglich.
Naturseide gilt als edelster Textilrohstoff und findet vor
allem in neuester Zeit wieder zunehmende Beachtung, da Seide
aus reiner Naturfaser gebildet und wertvolle Eigenschaften,
wie geringes Gewicht, günstige Wärme- und Feuchtigkeitsre
gulierung, hautfreundliche Beschaffenheit und dergl., auf
weist.
Textile Filzwerkstoffe haben unter anderem den Vorteil, daß
sie keinen regelmäßigen Fadenverlauf aufweisen und man somit
bei der Verarbeitung den Fadenverlauf nicht zu berücksichtigen
braucht. Ferner sind derartige textile Werkstoffe aufgrund
ihrer bauschigen Struktur relativ günstig in Bezug auf Wärme-
und Feuchtigkeitsregulierung.
Aufgabe der Erfindung ist es, einen textilen Werkstoff zu
schaffen, bei dem die bereits vorhandenen günstigen Eigen
schaften von Seide mit der vorteilhaften Struktur und den
daraus resultierenden Eigenschaften eines Walkstoffs (Filzes)
vereinigt werden.
Gegenstand der Erfindung ist ein Seidenwalkstoff (Seidenfilz),
der eine Zwischenlage aus Naturhaar und zwei Decklagen aus
Seidenwatte aufweist.
Die Wolle stellt also nur ein Hilfsmittel dar, das dazu dient,
die Seidenfäden durch Verketten und Verkrallen im Filz
festzuhalten. Der Wollanteil wird möglichst gering gehalten,
wobei zur Gewährleistung einer höheren Reißfestigkeit höhere
Wollanteile erforderlich sind, da dies zu einer intensiveren
Fesselung der Seidenfäden beiträgt.
Der vorgenannte, sandwichartige Seidenwalkstoff kann auch
mehrfach übereinander angeordnet sein, d.h. er weist mehrere
Zwischenlagen aus Naturhaar und eine entsprechende Anzahl von
Decklagen aus Seidenwatte auf.
Die Zwischenlage aus Naturhaar besteht vorzugsweise aus unver
sponnener Wolle, insbesondere Kammzug oder kadierter Wolle.
Der Gewichtsanteil des Naturhaars beträgt je nach Qualität und
Sorte und je nach Stärke des gewünschten Filzes 3 bis 30 Gew.-%,
insbesondere 10 bis 25 Gew.-%. Insbesondere kann bei Ver
wendung von hochwertiger Cashmere-Wolle als Hilfsmittel der
Fremdanteil auf etwa 5% oder darunter verringert werden. Übli
cherweise besteht die Tendenz, den Wollanteil möglichst gering
zu halten, da die Wollfäden nur als Bindemittel dienen, um den
Zusammenhalt des Seidenwalkstoffs zu gewährleisten.
Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur
Herstellung des vorgenannten Seidenwalkstoffs, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß man eine Zwischenlage (1) aus Natur
haar mit zwei Decklagen aus Seidenwatte zusammenwalkt.
Vorzugsweise wird das erfindungsgemäße Verfahren dadurch
durchgeführt, daß man
- (a) einen Schichtstoff aus einer dünnen Zwischenlage aus unversponnenem Naturhaar und zwei Decklagen aus gleichmäßigem Vlies aus Seidenwatte herstellt,
- (b) den Schichtstoff mit einer Tränkflüssigkeit mit einem Gehalt an Schmierseife, Wollfett und einem Emulgiermit tel tränkt,
- (c) den getränkten Schichtstoff zwischen feingenoppten Folien durch regellose Streichbewegungen unter leichtem Druck walkt bzw. filzt,
- (d) den Schichtstoff mitsamt den Folien einrollt und unter gleichmäßigem Ausstreichen die Tränkflüssigkeit nach außen ausdrängt,
- (e) die Rolle einer Knet- und Streichbehandlung unterzieht,
- (f) die Rolle auswickelt, den erhaltenen Schichtstoff in eine großgenoppte Folie einrollt und einem weiteren Walk- bzw. Filzvorgang gemäß Stufen (d) und (e) unter zieht und
- (g) die Rolle auswickelt und den erhaltenen Schichtstoff in ein saugfähiges Tuch einwickelt, die erhaltene Rolle in gleichmäßigen Abständen abbindet und dann in einer Waschmaschine spült und schleudert.
Nachstehend wird die Erfindung anhand der Zeichnung näher
erläutert.
Die Zeichnung zeigt einen Querschnitt, durch einen erfin
dungsgemäßen, sandwichartigen Seidenwalkstoff, wobei die
Zwischenlage aus Naturhaar das Bezugszeichen 1 und die Deckla
gen aus Seidenwatte das Bezugszeichen 2 aufweisen.
Als Seidenmaterial für die Decklage dient vorzugsweise Seiden
watte (Oblong), Flockseide oder Kammzug (Sliver), z.B. von der
Maulbeerraupe, der Eichenraupe oder anderen Seidenraupen.
Als Naturhaar für die Zwischenlage wird vorzugsweise
unversponnene Wolle verwendet, z.B. Yakwolle, Cashmere,
Kamelhaarwolle, Alpakawolle, oder einfache Schafwolle.
Mohairwolle (von der Angoraziege) ist wegen ihrer glatten
Faserbeschaffenheit ungeeignet.
Das Wesen des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin,
daß die Fäden der an sich nicht walkfähigen Seidenwatte
beim Walkvorgang von der schuppenartigen Struktur der Wolle
eingefangen werden und sich darin verheddern. Je intensiver
die Preßbewegungen durchgeführt werden, desto stärker wird
die Verfilzung.
Als Tränkflüssigkeit dient vorzugsweise ein wässeriges Gemisch
mit einem Gehalt an Schmierseife, Wollfett (Lanolin) und einem
Emulgiermittel. Als Emulgiermittel hat sich emulgierender
Cetylstearylalkohol besonders bewährt. Vorzugsweise wird die
Tränkflüssigkeit hergestellt, indem man Schmierseife in
heißem Wasser löst und dann ein Gemisch aus Wollfett und
Emulgiermittel darunter mischt. Beim Wasser handelt es sich
vorzugsweise um weiches Wasser, d.h. es weist einen relativ
niedrigen Calciumgehalt auf. Man kann also beispielsweise
abgekochtes Wasser oder entionisiertes Wasser verwenden. Vor
der Anwendung muß die Tränkflüssigkeit auf 60°C oder darunter
abgekühlt werden, wobei die Höhe der Temperatur davon abhängt,
wie die Wolle die Temperatur verträgt.
Besonders zweckmäßig ist es, zur Herstellung der Tränkflüs
sigkeit ein Vorgemisch aus gleichen Gewichtsteilen Wollfett
und emulgierendem Cetylstearylalkohol in Wasser bereitzustel
len. Vorzugsweise werden jeweils 50-300 g Wollfett und
emulgierender Cetylstearylalkohol mit 1 Liter Wasser ver
mischt. Zur Herstellung der Tränkflüssigkeit wird dann vor
zugsweise ca. 1 Eßlöffel dieses Vorgemisches (Lotion) zusam
men mit ca. 2 Eßlöffel Schmierseife zu 1 Liter Wasser gegeben
und zur Gewährleistung einer optimalen Lösung der Schmierseife
kurz aufgekocht.
Nachstehend wird eine bevorzugte Ausführungsform des erfin
dungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung eines dünnen Filzes
unter Verwendung von Cashmere-Wolle als Zwischenlage näher
beschrieben. Selbstverständlich können auch Filze unter
Verwendung anderer Wollarten hergestellt werden, wobei die
Materialdicken je nach den verwendeten Materialien und den
gewünschten Eigenschaften variieren können.
Zunächst wird als Arbeitsfläche eine Unterlage mit feinen
Noppen bereitgestellt. Hierfür eignet sich beispielsweise eine
Luftpolster-Noppenfolie, wie sie für Verpackungszwecke bekannt
ist. Der Noppendurchmesser beträgt bis etwa 8 mm. (Geeignet
als starre Unterlage ist beispielsweise auch ein Waschbrett,
wie es früher zum Wäschewaschen verwendet wurde.) Auf die
feine Noppenfolie wird zu einem dünnen Vlies ausgezupfte Sei
denwatte (Oblong) gelegt. Es ist darauf zu achten, daß das
Vlies eine möglichst gleichmäßige Stärke aufweist und keine
Nester vorhanden sind. Sodann wird unversponnene Cashmere-
Wolle zu kleinen dünnen Flauschen ausgezupft und schuppenartig
oder dachziegelartig auf das Seidenvlies gelegt. Die Wollab
deckung soll gleichmäßig und flächendeckend sein, da die
Wolle die Bindung der Seidenfäden herstellt. Auf die Wollzwi
schenlage wird wieder eine Lage aus gezupftem Seidenvlies ge
legt. Der Wollanteil beträgt 5% des gesamten Schichtstoffs.
Ggf. können eine oder mehrere weitere Wollagen und eine
entsprechende Anzahl von weiteren Decklagen aus Seidenvlies
aufgebracht werden.
Eine Tränkflüssigkeit die durch Vermischen von ca. 40 g
Schmierseife, ca. 5 g Lanolin und ca. 5 g emulgierendem Cetyl
stearylalkohol mit 1 Liter heißem, abgekochten Wasser herge
stellt worden ist, wird mit einer Temperatur von höchstens
60°C auf den Schichtstoff gesprüht, so daß sich eine satte
Tränkung des Schichtstoffs ergibt. Unter leichten Druckbewe
gungen wird langsam die Luft aus dem Gewebe gepreßt. Das
gepreßte und mit Lauge gesättigte Filzmaterial wird unter
leichtem Druck unregelmäßigen Streichbewegungen ausgesetzt,
wobei sich die Streichbewegungen anfänglich von innen nach
außen und anschließend kreuz und quer und auch kreisförmig
bewegen. Dabei sollte kein zu hoher Druck ausgeübt werden, um
ein Ineinandergleiten der Fasern zu ermöglichen. Dabei sollen
die Fasern eine Art Schwimmbewegung ausführen. Während der
Streichbehandlung gleiten Wolle und Seidenfäden ineinander und
es kommt dazu, daß die Fasern eine Art Kettverbindung einge
hen (Reißverschlußprinzip). Dabei dient die Tränkflüssigkeit
insbesondere als Gleitmittel. Aufgrund der unterschiedlichen
Oberflächenstruktur (Seide glatt, Wolle rauh) und aufgrund der
ausgeführten Reibe- und Massagebewegungen, die durch die nop
pige Unterlage unterstützt werden, werden die Seidenfäden
durch die Wolle mit ihrer Schuppenstruktur eingefangen und
verheddert. Je intensiver die "Seidenmassage" durchgeführt
wird, desto stärker wird die Verfilzung.
Anschließend wird das bereits halbwegs abgebundene Filzmate
rial gewendet, und die gleiche Bearbeitung wird von der ande
ren Seite aus durchgeführt. Da das Material stets mit der
Tränkflüssigkeit getränkt sein soll, muß eventuell Flüssig
keit nachgegossen werden.
Nach Beendigung dieses Arbeitsgangs wird eine weitere kleinge
noppte Folie aufgelegt, und die Streichbewegungen werden wie
derholt.
Schließlich wird der entstandene Filz zwischen den Folien
unter gleichzeitigen Ausstreichen nach außen eingerollt, um
die Flüssigkeit herauszudrängen. Die Rolle wird dann abwech
selnd geknetet und gestrichen. Hierbei ergibt sich eine wei
tere Verfestigung der Bindung zwischen Seiden- und Wollfa
sern.
Eine weitere Erhöhung der Stabilität läßt sich erreichen,
indem man den auf vorstehende Weise behandelten Filz auf eine
groß genoppte Folie (Noppendurchmesser bis etwa 20 mm) legt,
einwickelt und erneut der vorstehend geschilderten Knet- und
Streichbehandlung unterwirft.
Schließlich wird die Tränkflüssigkeit aus dem erhaltenen Filz
entfernt. Hierbei wird der Filz vorzugsweise in einen saugfä
higen textilen Werkstoff eingewickelt und einer Spülbehandlung
(vorzugsweise bei Normaltemperatur) in einer Waschmaschine
unterworfen. Dabei kommt es zu einer weiteren Vertiefung des
Filzvorgangs. Schließlich wird die Rolle geschleudert. Dabei
wird sie vorzugsweise in kleinen Abschnitten abgebunden, um
beim Schleudern keine Wulste oder Knuppel durch Verschiebung
entstehen zu lassen.
Nach dem Auswickeln wird der Seidenfilz oder Seidenwalkstoff
an der Luft getrocknet.
Der Filz läßt sich wie normales Seidengewebe auf beliebige
Weise einfärben. Es ist möglich, bereits während des Tränkvor
gangs eine Färbung durchzuführen, indem man der Tränkflüssig
keit eine Batik- oder Seidenfarbe zusetzt.
Ein Vorteil des Seidenfilzes besteht darin, daß man im Gegen
satz zu üblichem Gewebe keine Rücksicht auf den Fadenverlauf
nehmen muß. Es ist möglich, die Schnitte puzzleförmig zusam
menzusetzen. Der Filz ist stanzbar. Ein weitgehend Verwertung
auch von kleineren Abfallteilen ist möglich.
Der Seidenfilz zeichnet sich durch eine außergewöhnlich hohe
Temperaturregulierung aus. Ferner zeigt er eine hohe
Feuchtigkeitsaufnahme, ohne daß er sich naß anfühlt.
Schließlich ist das äußerst geringe Gewicht des
erfindungsgemäßen textilen Werkstoffs bemerkenswert.
Der erfindungsgemäße Seidenwalkstoff eignet sich beispiels
weise zur Herstellung von Jacken, Mänteln, Matratzenauflagen,
Decken (wegen des geringen Gewichts und der optimalen Tempera
turregulierung besonders für Rheuma- und Gichtkranke), Schuhe,
Handschuhe, Einlegesohlen, Schonbezüge, Futtermaterialien
(insbesondere für Winterbekleidung) und Hüte.
Claims (10)
1. Seidenwalkstoff (Seidenfilz), enthaltend eine Zwischenlage
(1) aus Naturhaar und Decklagen (2) aus Seidenwatte.
2. Seidenwalkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß mehrere Zwischenlagen und mehrere Decklagen über
einander vorgesehen sind.
3. Seidenwalkstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Zwischenlage 3 bis 30 Gew.-% des
Walkstoffs ausmacht.
4. Seidenwalkstoff nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Zwischenlage 5 bis 20 Gew.-% des Walkstoffs aus
macht.
5. Verfahren zur Herstellung des Seidenwalkstoffs nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Zwi
schenlage (1) aus Naturhaar mit zwei Decklagen (2) aus
Seidenwatte zusammenwalkt bzw. zusammenfilzt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß man
- (a) einen Schichtstoff aus einer dünnen Zwischenlage aus unversponnenem Naturhaar und zwei Decklagen aus gleichmässigem Vlies aus Seidenwatte herstellt,
- (b) den Schichtstoff mit einer Tränkflüssigkeit mit einem Gehalt an Schmierseife, Wollfett und einem Emulgiermit tel tränkt,
- (c) den getränkten Schichtstoff zwischen feingenoppten Folien durch regellose Streichbewegungen unter leichtem Druck walkt bzw. filzt,
- (d) den Schichtstoff mitsamt den Folien einrollt und unter gleichmäßigem Ausstreichen die Tränkflüssigkeit nach außen ausdrängt,
- (e) die Rolle einer Knet- und Streichbehandlung unterzieht,
- (f) die Rolle auswickelt, den erhaltenen Schichtstoff in eine großgenoppte Folie einrollt und einem weiteren Walk- bzw. Filzvorgang gemäß Stufen (d) und (e) unter zieht und
- (g) die Rolle auswickelt und den erhaltenen Schichtstoff in ein saugfähiges Tuch einwickelt, die erhaltene Rolle in gleichmäßigen Abständen abbindet und dann in einer Waschmaschine spült und schleudert.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß man
als Emulgiermittel emulgierenden Cetylstearylalkohol ver
wendet.
8. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß man
eine Tränkflüssigkeit verwendet, die pro 1 Liter Wasser 10
bis 100 g Schmierseife, 1 bis 20 g Wollfett und 1 bis
20 g emulgierenden Cetylstearylalkohol enthält.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
man die Tränkflüssigkeit mit einer Temperatur von 50 bis
60°C auf den Schichtstoff aufbringt.
10. Zusammensetzung zur Verwendung im Verfahren nach einem der
Ansprüche 5 bis 9, enthaltend Wollfett und emulgierenden
Cetylstearylalkohol.
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