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Verfahren zur Oxydation-von Öl. Bisher wendet man zur Oxydation von.
Öl je nach dem Ausgangsprodukt und,- dem Endzw'eck id'ie verschiedenartigsten Verfahren
an, die sich :in -zwei Gruppen teilen lassen. Entweder läßt :man Luft bei mäßiger
Temperatur auf eine dünne Ölschicht einwirken (Gruppe A) oder .man treibt sie bei
höherer Temperatur durch eine große Ölmasse (Gruppe B).
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(A)" Der Typus, ider ersten iGruppe ist das bekannte Waltonverfahren
zur Herstellung von Linoxyn (Englisches Patent 2o9 vom Jahre r86o, Englisches Patent
2845 vom Jahre r872, Deutsches Patent 83584) : Das Öd rinnt über Gewebe herab, die
haften bleibende dünne Schicht ist der Einwirkung der Luft ausgesetzt. Ein Mangel
dieses Verfahrens ist, daß die iBerührungsfläche verhältnismäßig klein ist - sie
entspricht dem Ausmaß' des Gewebes - und,die Operationsdauer sich .da-.durch auf
4 Ibis 6 Monate erstreckt. Eine Modifikation des Waltonverfahrens will die Berührungsfläche
-dadurch vergrößern, daß sie das 01 als Regen durch die Luft fallen läßt.
Bei diesem Verfahren ist die Berührungszeit bei einmaligem Fallen zu klein, das
wiederholte -Heben .der Ölmassen erfordert einen großen Kraftaufwand, unterlbrieht
aber auch die @Oxydaüion, so,daß idie Zeitersparnis kaum in Betracht kommt.
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.Nun greift man zwar allgemein,, wenn es sich .bei der Einwirkung
eines Gases auf eine Flüssigkeit um @die Erzielung einer großen. Benwhrungsfläche
handelt, .zu @demMittel, die Flüssigkeit über Bimstein, Tonscherben,. Glasperlen
u. a. laufen zulassen. Dieses setzt aber voraus, daß aus der Flüssigkeit durch die
Einwirkung des Gases ein deicht fließendes oder leicht lösliches Produkt entsteht,
damit durch eine dieser Eigenschaften die Trennung von Reaktionsproidukt und Füllkörper
erfolgen kann. Bei der Oxydation von Ölen. entstehen jedoch Körper, die auch bei
hohen Temperaturen fest #bzvv. streng flüssig, viele überdies .in technischen Lösungsmitteln<
unlöslich sind.
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Ferner bat man ein Oxydationsverfahren vorgeschlagen, 'bei Adam eine
nachherige Trennungnicht notwendig ,ist. Man mischt hiernach das Öl mit denjenigen
lockeren, spezifisch leichten, pulver- oder faserförmigen Stoffen (Kork, Holzmehl,
Tier-, Pflanzen-, Mineralfaserstoffen), idie je nach dem Endzweck im Endprodukt
(Linoleum) vorbanden sein sollen und setzt die Mischung in einem Rührwerk einem
Luftstrom aus. Dieses Verfahren
hat,den .Nachteil, :daß das Oxydationsprodukt
immer Fremdstoffe enthält und daher nur für den Zweck verwendet werden kann, ,dem
der zugemischte Stoff entspricht und daß ,man auch :nicht beliebige Mengen oxydieren
kann, sondern im Mischungsverhältnis sowohl nach oben wie nach unten an die Zusammensetzung
des Fertigprodukts gebunden ist.
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Nach -einem anderen Verfahren bringt man die große Berührungsfläche
mit der Luft ida-@dlurch :hervor, !daß man Tran in Led°rschnitzel aufsaugt und -das
so präparierte Material in Haufen liegen läßt. Nach der Oxydation preßt man -den
Tran ab. Diese Oxydationsweise läßt der Fabrikation gar keine Freiheiten, denn sie
ist nur auf Tran anwendbar, nicht regulierbar und muß überdies in einem Zeitpunkt
unterbrochen werden, wo der Tran ,noch flüssig ist, schließt also die Erzeugung
höher oder vollständig oxydiierter Öle aus.
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Nun mögen die Verfahren der Gruppe B folgen: (B) Bei .diesen Verfahren
wird durch das heiße 0l Luft geblasen. Man gelangt aber hierbei zu .Produkten, die
weder physikalisch noch, chenvisch mit den Oxydationsprodukten der ersten GruppeA
identisch sind und nur teilweise dieselben Verwendungszwecke haben. Infolge der
notwendigen hohen Temperatur und der geringen Berührungsflächen entsteht nämlich
lein schwächer oxydiertes, vorwiegend polymerisiertes Produkt, @So z. B. ist das
Linoxyn, das nach dem Parnacoti Taylorschen Verfahren (Englisches Patent a057 vom
Jahre 1871) hergestellt wird, gegenüber dem Walton-Linoxyn dunkel in der Farbe,
:brenzlich im Geruch, niedrig im Schmelzpunkt :und verhält sich gegen Lösungsmittel
ganz anders als dieses.
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:Es wurde nun en neues Verfahren gefun-,den, vielmehr ein ganz neuartiges
Arbeitsprinzip, das sich speziell für die Oxydation pflanzlicher und tierischer
Öle vorzüglich eignet und keinen der Mängel zeigt, :die den alten Verfahren anhaften.
Man erhält z. B. ,bei der Oxydation von Leinöl ein Linoxyn von der Qualität des
Waltonproduktes im einer Zeit, die kürzer ist, als die des Parnacott-Taylorverfahrens.
Die Oxydation ist re,oulierbar, das Endprodukt ist frei von Fremdstoffen und ;dadurch
für verschiedene Zwecke verwendbar (Linoleum, Linknusta, Wachstuch, Lederersatz,
Kautschukersatz u. dgl.). Ähnliches ,gilt für die Oxydation anderer 051e, die, wie
z. B. das Rüböl, :bisher nur »geblasen<c wurden.
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Die Oxydation :der fetten Öle nach diesem neuen Verfahren besteht
im wesentlichen darin"daß man das zu oxydierende pflanzliche oder tierische Öl ,in
oder auf einer Substanz fein verteilt, deren Eigenart gestattet, nach --ollzogener
Oxydation durch, Anfschmelzen o::ler Lösen :dieser Substanz selbst und nicht es
Reaktionsproduktes dlie Trennung zu vollzieh: n.
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Als V erteilungs- bzw. Verdünnungsmittel können Substanzen dienen,
:in denen sich das i11 löst, z. B. chinesischer Talg, Preßtalg, hochgehärtetes Öl,
Wachse, Paraffin, Ceresin, Stearin, Kolophonium usw. Es können aber auch Substanzen,
in denen sich Ji:e fetten Öle r_icht lösen, .als Verteilungsmittel verwendet werden,
z. B. anorganische Verbindungen, wie neutrale oder :basische Salze oder Gemenge
beider - die beiden letzten Fälle zur Albbindung der oft als Nebenprodukt auftretenden
niederen Fettsäuren. Es :bedarf ferner keiner besonderen Erwähnung, daß man Verteilungsmitt:el
verwenden bzw. zusetzen kann, die auch durch ihre chemische Eigenart (die Oxydation
fördern (Sikkativmetalle oder .deren Verbindungen). -Die Verwendung solcher Reaktionsbeschleuniger
ist aber nicht notwendig.
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Sie darf aber auch nicht vemvechselt werden rriit,dem aus der Literatur
bekannten Zusatz von Metallsalzen, wie z. B. Aluminiumchlorid, denn diese Metallsalze
treten in direkte .bleibende Verbindung mit dem Öl, während nach :dem vorliegenden
Verfahren de zugesetzten Sikkative, Metalle oder deren Verbindungen nur den Zweck
haben, :die Reaktion zu beschleunigen und nichts .in der Beschaffenheit und Zusammensetzung
:des Endproduktes ändern, so :daß die Eigenschaften ,des Endproduktes unabhängig
von der Gegenwart 'dieses Zusatzes sind.
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!Auch bietet :das Verfahren die Möglichkeit, dem zu oxydierenden 01
Zusätze einzuverleiben, :die :man sonst erst dem fertigen Oxyhationsprodukt bemengt,
z. B. in der Linoteumfabr.ikation, Kolophonium und Kaurikopal. Man erhält dann direkt
Linoleumzement.
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Ein wesentlicher Vorzug ides Verfahrens ist, daß die Reaktion bei
niedriger Temperatur, auch ohne Wärmezufuhr durchgeführt werden kann und trotzdem
infolge ;der außerordentlichen Beschleunigung :die Reaktion schnell verläuft.
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Das 01 wird .in unbehan-d°ltem, neutraIisiertem, gedämpftem
oder vorgeblasenem Zustand, der durch :eine Kombination der drei letztgenannten
Behandlungsarten entstanden ist, mit oder ohne Zusatz von Sikkativ mit der als Verteilungsmittel
:dienenden Substanz :durch Zusammenschmelzen oder Mischen vereinigt. In letzterem.
:Fall hat der Verteiler schon vorher die feinverteilte, z. B. pulverfÖrmige Beschaffenheit,
im erstgenannten Fall wird der ;Mischung nach :dem Erstarren diese Beschaffenheit
z. B. (durch: Pulverisieren,
Schaben, Bändern, Düsenwirkung gegeben.
Man kann das Zerkleinern ersparen, wenn man als Verteilungsmittel eineSubstanz verwendet,
die die 'Eigenschaft hat, in poröser Form zu erstarren. Diese poröse Form kann auch
so erhalten werden, @daß man die Lösung des .zu ,oxydierenden Öls ii:neiner Substanz,
die diese Eigenschaften nicht besitzt, während des Erstarsens auf bekannte Art Luft
einbringt.
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Das Verhältnis :der Mischung, Öl und Verteilungs- bzw. Verdünnungsmittel,
kann in weiten Grenzen variieren. Es ist abhängig von der Eigenart des Öls, der
des Verteilungsmittels und von der :Ausführungsform in bezug auf .Apparatur und
Temperatur.
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Die Mischung wind dem Einfluß der Luft anisgesetzt. Dies kann entweder
auf I-Mrden geschehen, wobei man durch Umschaufeln unterstützend eingreift, oder
.in rotierenden oder sonstwie beweglich eingerichteten, geschlossenen Apparaten,
durch, die ein Luftstrom zwecks -Erneuerung der Luft und zwecks Ab-
führung
und Wiedergewinnung 'der flüchtigen Reaktionsprodukte streicht.
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Sobald idie Oxydation vollendet ist,- trennt man die Oxydationsprodukte
vom Verteilungsmittel durch Aufschmelzen und, nachheriges Pressen, Zentrifugieren,
wenn das Oxydationsprodukt iim Verteilungsmittel unlöslich ist, wie z. B. Linoxyn
in ;gehärtetem Öl, oder durch Auflösen des Verteilungs-,mittels in einem Mittel,
in welchem ,das Verteilungsmittel löslich ist, nicht aber das Oxydatiönsprodukt.
Beispiel i. 750 k` vollständig gehärtetes Sonnenblumenöl werden aufgeschmolzen und
mit 25o kg Leinöl, dem 3 Prozent seines :Gewichtes harzsaures Mangan zugegeben sind,
gemischt. Nach dem Erstarren dieser Mischung wird sie auf .einer Schleudermwhle
,zerkleinert, die.pulverförmige Masse wird auf Hürden ausgebreitet .und von Zeit
.zu Zeit mechanisch umgewendet. Nach einer Arbeitsperiode ist die Oxydation vollendet.
Die Masse wird nun aufgeschmolzen, das aus dem Leinöl entstandene Li@noxyn durch
Abziehen ides geschmolzenen Sonnenblumenfettes zunächst von der Hauptmenge desselben
durch Auspressen von dem Restbefreit. Man erhält ;hierbei das Linoxyn in Plattenform.
Beiispiel2. -6oo kg vollständig gehärtetes Sonnenblumenöl wenden aufgeschmolzen
und reit 400 @kg Leinöl, -dem 3 Prozent seines Gewichtes Harzsaures Blei zugegeben
sind, gemischt. Nach dem Erstarren wird die Mischung auf einer Pilliermasohnne ;gebändert.
Die weitere Behandlung erfolgt wie beim ersten -Beispiel. Beispiel 3.
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70o kg ,Paraffin werden mit 3oo kg Leinöl in geschmolzenem Zustand
gemll@scht und die Mischung mittels Düsen in feinzerstäubte Form gebracht. Nach
vollzogener Oxydation erfolgt die Trennung des Linoxyns vom Paraffin gemäß den beiden
vorgehenden Beispielen. ;Beispiel 4. 8oo kg feingepulvertes Kochsalz werden mit
ioo kg Leinöl innig gemengt, tdle Mischung gelangt in eine rotierende Trommel,
die auf iio° erwäxmt werden kann und wird hier ider oxydierenden Wirkung eines durchziehenden
Luftstroms ausgesetzt. Die abziehende Luft streicht durch Natronlauge, durch die
Kohlensäure, Essigsäure, Ameisensäure usw. gebunden werden. Slobald,die Oxydation
vollendet ist, wird die Trommel entleert arid idie Mischung ,mit Wasser ausgelaugt.
Man erhält :das Linoxyn in flockiger Form.
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Beispiel 5.
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70o kg Paraffin werden ,mit 300 kg Trara gemäß Beaisp:iel 3
;behandelt; nach dem Aufschmelzen .der Mischung sondert sich der oxydierte Tran
(Degras) vom Paraffin infolge seiner Urlöslichkeit darin und seiner größeren Dichte
und kann leicht durch entsprechend am Aufsohmel:zgefäß angebrachte Hähne vom Paraffin
getrennt werden.
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Beispiel 6.
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650 kg Glaubersalz werden mit 350 kg Tran, entsprechend Beispie14
gemengt und behandelt. Nach vollzogener Oxydation wird das Salz %mit Wasser ausgelöst.
Man :kann das oxydierte Öl auch mit einem passenden Lösungsmittel ausziehen. Beispiel?
8oo kg vollständig gehärtetes Sonnenblurnenöl werden aufgeschmalzen und `mit
20o kg Leinöl, .dem 3 Prozent seines Gewichtes harzsaures Mangan .zugegeben sind,
gemischt. Während des Erkaltens. wird,dieser Mischung durch ein Rührwerk Luft eingeschlagen.
Sobald die Masse breiig geworden .ist und die Luft :nicht mehr entweichen kann,
wird sie in Formen gegossen, aber nicht weiter zerkleinert. Nach,dem Erstarren däßt
man die so gewonnenen Kuchen lagern. Nach 24 Stunden werden sie aufgeschmolzen,
-das aus dem Leinöl entstandene Linoxyndurch Abziehen des geschmolzenen @Sonnentblumenfettes
zunächst
von der Hauptmenge desselben, durch Auspressen von dem Rest befreit. .