DE3152945C1 - Stuhl mit schwenkbaren Sitz und relativ dazu schwenkbarer Rueckenlehne - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft einen Stuhl gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.

Stühle, hauptsächlich Bürostühle, dieser Art sind seit einiger Zeit bekannt. Sie bieten einen beachtlichen Sitzkomfort, da sie einerseits in der Ausgangs- oder Arbeitsstellung dank der praktisch senkrechten Rücken­ lehne eine gute Stützung des Rückens des Benützers er­ geben, andererseits aber in der nach rückwärts geneigten Lage ein entspanntes Sitzen (sogenannte Relax-Stellung) ermöglichen.

Diese Stühle weisen jedoch einen Nachteil auf. Wenn nämlich der Winkel zwischen dem Sitz und der Rücken­ lehne sich wie erwähnt aufweitet, macht der Oberkörper des Benützers nicht einfach eine Schwenkbewegung, sondern es findet eine aus verschiedenen Bewegungen überlagerte resultierende Bewegung statt. Das Ergebnis ist, daß der Rücken des Benützers beim Zurückkippen der Lehne eine Bewegung ausführt, bei welcher jede einzelne Stelle des Rückens eine ziemlich steil nach unten abfallende Kurve durchläuft. Die Rückenlehne kann aber dieser Bewegung nicht folgen. Zwar bewegt sie sich, da sie am rückwärtigen Ende des Sitzes ange­ bracht ist, und dieses Ende beim Kippen nach unten schwenkt, ebenfalls nach unten, während sie gleich­ zeitig die Schwenkbewegung ausführt. Ihre Bewegungs­ kurve ist jedoch weniger steil, so daß eine Relativ­ bewegung zwischen Rücken und Lehne auftritt.

Der Erfindung liegt, ausgehend von dem als vorbekannt angegebenen Stand der Technik, die Aufgabe zugrunde, diese Relativbewegung zu vermeiden oder wenigstens derart zu reduzieren, daß sie nicht mehr bemerkbar ist.

Diese Aufgabe wird bei einem Stuhl der eingangs erwähnten Art durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.

Aus der US-PS 25 58 171 ist es bei einem Stuhl mit feststehender Sitzplatte und neigbarer Rückenlehne bekannt, eine aus zwei Schienen bestehende Führung für die Höhenverstellung der Rückenlehnen­ platte vorzusehen.

Die Erfindung wird am Beispiel eines bekannten Stuhles (Fig. 1 und 2) und eines Ausführungsbeispiels nach der Erfindung (Fig. 3 bis 5) anhand der Zeichnungen näher erläutert; es zeigt

Fig. 1 eine schematische Darstellung eines Stuhles der bisher bekannten Art und seiner Wirkungs­ weise,

Fig. 2 eine Aufsicht auf diesen Stuhl, unter teil­ weiser Wegbrechung des Sitzes,

Fig. 3 die gleiche Darstellung wie in Fig. 1, aber für den erfindungsgemäßen Stuhl,

Fig. 4 eine gleiche Ansicht wie Fig. 2, aber auf den Stuhl gemäß Fig. 3, und

Fig. 5 eine perspektivische Darstellung der Führung der beweglichen Rückenlehnenplatte.

Um den Bewegungsablauf und die Wirkungsweise des Stuhles besser zu verstehen, soll vorerst anhand von Fig. 1 erläutert werden, wie ein Stuhl der bisher bekannten Art funktioniert. Die schematische Darstellung zeigt eine mögliche Ausführungsform eines solchen bekannten Stuhles. Mit 1 ist das Standrohr des Stuhles bezeichnet. Dieses weist einen Sitzträger 2 mit Laschen 3 (nur eine sichtbar) auf, die eine aus Stiften oder dergleichen gebildete Drehachse 4 für den Sitz 5 enthalten. Standrohr 1, Sitzträger 2, Laschen 3 und damit auch die Drehachse 4 sind für die folgenden Erläuterungen als stationär zu betrachten; sie sind daher in dieser Figur auch so dargestellt, als ob sie einen einzigen Teil bilden wür­ den. Der Sitz 5 ist der erste der beweglichen Teile, indem er um die Drehachse 4 schwenkbar ist. Die voll ausgezogene Linie zeigt den Sitz 5 in seiner Normallage; die gestrichelte Linie, mit 5′ markiert, zeigt ihn in seiner zurückgekippten oder geneigten Lage, in die er durch einen sich zurücklehnenden Benützer gebracht werden kann. Der Schwenkwinkel zwischen den Ausgangs­ lage und der geneigten Lage 5′ ist mit α bezeichnet. An seinem hinteren Ende weist der Sitz 5 eine Schwenkachse 6 auf. An dieser ist ein weiterer beweglicher Teil, nämlich die gesamthaft mit 7 bezeichnete Rückenlehne schwenkbar angebracht. Sie setzt sich unterhalb der Schwenkachse 6 in einen aus zwei parallelen Trägern (in Fig. 1 nur ein Träger sichtbar) bestehenden Führungs­ teil 8 fort. Dieser ist also mit der Rückenlehne 7 starr verbunden. Der Sitz 5 ist übrigens um die Drehachse 4 nicht nur schwenkbar, sondern auch längsverschieblich gelagert, wie anhand der folgenden Ausführungen gezeigt wird. Der Führungsteil 8 ist nämlich um eine am starren Sitzträger 2 angebrachte Schwenkachse 9 a schwenkbar, und da diese demzufolge ortsfest ist, bildet sie das Zentrum der Schwenkbewegung aller beweglichen Teile, also des Sitzes 5, der Rückenlehne 7 und des Führungsteils 8 samt Schwenkachse 6. Es folgt daraus, insbesondere bei Betrachtung der Fig. 1, daß der Sitz 5 um die Dreh­ achse 4 nicht nur schwenkt, sondern sich auch entlang derselben verschieben muß, was durch geeignete Mittel, meistens durch Langlöcher, ermöglicht wird.

Ebenfalls an der Schwenkachse 6 angelenkt ist eine Kolbenstange 10 eines Zylinderkolbenaggregates, übli­ cherweise einer Gasfeder 11 von handelsüblicher Bauart, die wegen der Bewegung der Schwenkachse 6 ebenfalls schwenkbar gelagert sein muß, und zwar am oberen Ende des Standrohres 1. Da der Abstand des Gasfederschwenk­ punktes 11 a von der Schwenkachse 6 geringer ist als der konstante Abstand der Schwenkachsen 9 a und 6 voneinander und dieser Schwenkpunkt 11 a zudem neben der Verbindungs­ linie der beiden genannten Schwenkachsen 9 a, 6 liegt, verkürzt sich sein Abstand von der Schwenkachse 6 bei der Rück­ wärtsbewegung bzw. bei der Lageveränderung der letzteren; die Gasfeder 11 wird also komprimiert, wobei sie wie üblich in jeder Stellung ihres Kolbens blockierbar ist, und dadurch ergibt sich auch die federnde Wirkung beim Rückwärtslehnen.

Schwenkt also bei dieser Rückwärtsbewegung der Sitz 5 in die gestrichelte Lage 5′, so ändert wie erwähnt die Schwenkachse 6 ihre Lage ebenfalls; die neue Lage ist mit 6′ bezeichnet. Hierbei legt sie eine Strecke zurück, die mit a bezeichnet ist. Durch diese Bewegung ändert auch der Führungsteil 8 seine Lage, da er ja die Schwenkachse 6 trägt. Seine neue Lage 8′ bildet mit der alten Lage 8 einen Winkel, welcher größer als der Winkel α ist. Da die Rückenlehne 7 starr mit dem Führungsteil 8 verbunden ist, ändert auch sie ihre Lage im gleichen Ausmaß. Auch sie schwenkt um diesen Winkel, der mit β bezeichnet ist, in die gestrichelte Lage 7′. Sie weist also in dieser Lage zum Sitz einen größeren Winkel auf als in der Ausgangsstellung.

Fig. 2 zeigt schematisch einige konstruktive Einzel­ heiten. Der Sitz 5 ist teilweise weggebrochen dar­ gestellt, um die darunterliegenden Organe zu zeigen. Man erkennt, daß der Sitzträger 2 sich an seinem vorderen Ende stark verbreitert, also T-förmig ist, um je eine Lasche 3 zu tragen. Die Drehachse 4 kann wie dargestellt aus zwei kurzen Schwenkwellen bestehen, um welche der Sitz 5 schwingen kann. Die Schwenkachse 6 ist hingegen wegen der Lagerung der Kolbenstange 10 durchgehend; sie ist in bekannter und daher nicht näher dargestellter Weise an der Unterseite des Sitzes 5 befestigt. Um zu zeigen, daß der Führungsteil 8, bestehend aus den zwei erwähnten Trägern, und die Rücken­ lehne 7 starr miteinander verbunden sind, sind diese Teile als ein einziges Teil dargestellt.

Anhand von Fig. 1 ist somit ersichtlich, daß die Lehne 7 nicht nur eine kreisförmige Schwenkbewegung macht, son­ dern sich auch noch um die Distanz a absenkt. Betrachtet man einen Punkt der Lehne 7, beispielsweise das obere Ende E, so wandert dieser gemäß den eingetragenen Pfeilen 12 zur Stelle E′.

Nun läßt sich aber beweisen, daß der menschliche Rücken nicht dieselbe Bewegung macht. Vielmehr vollführt er eine Bewegung, bei welcher eine entsprechende Stelle, die bei­ spielsweise auf dem genannten Punkt E aufliegt, beim Rückwärtsneigen des Stuhles zu einem Punkt E′′ wandert, der wesentlich tiefer liegt als der Punkt E′. Die Lehne 7 hat also, relativ zum Rücken betrachtet, eine Bewegung nach oben durchgeführt. Diese Relativverschiebung, die wegen ihrer Wirkung auf männliche Benützer in der Fach­ sprache als "Hemdauszieheffekt" bezeichnet wird, soll nun durch den erfindungsgemäßen Stuhl vermieden werden. Ein Ausführungsbeispiel wird anhand der Fig. 3 und 4 erläutert.

In Fig. 3 sind vorerst dieselben Teile wie in Fig. 1 erkennbar. Die Rückenlehne 7 hat sich etwas geändert, wie noch erläutert wird. Geändert hat sich auch die Lage der Gasfeder 11. Sie ist nun schwenkbar am Sitzträger 2 befestigt. Weggefallen ist die Anlenkung des Führungs­ teils 8 am Sitzträger 2, also die Schwenkachse 9 a; sie wird durch eine Schwenkachse 9 am Ende des Führungs­ teils 8 ersetzt. Neu hinzugekommen sind hingegen ein annähernd L-förmiges Übersetzungshebelpaar 13 (in Fig. 3 nur ein Hebel ersichtlich) und ein Mitnehmer­ bogen 14. Das Übersetzungshebelpaar 13 hat drei Anlenk­ stellen. Mit dem kurzen Schenkel 13 a jedes der L-förmi­ gen Hebel ist das Übersetzungshebelpaar 13 an der Schwenkachse 9 des Führungsteils 8 und an der Kolbenstange 10 der Gasfeder angelenkt. Eine weitere Anlenkstelle ist mit 15 bezeich­ net; diese ist die eigentliche Drehachse, die ortsfest an unbeweglichen Sitzträger 2 angebracht ist und um welche das Übersetzungshebelpaar 13 sich dreht. Die letzte Anlenkstelle, 16 , befindet sich am längeren Schenkel 13 b jedes Hebels und ist durch eine Achse ge­ bildet, mit welcher der Mitnehmerbogen 14 am Übersetzungs­ hebelpaar 13 angelenkt ist (Fig. 4).

Der Mitnehmerbogen 14, eine starre, gebogene längliche Platte, ist an seinem anderen Ende an einer Rückenlehnen­ platte 70 angelenkt. Einzelheiten sind vor allem der noch zu erläuternden Fig. 5 zu entnehmen. Diese Rücken­ lehnenplatte 70 ist mittels Gleitern 71 an einer aus zwei Führungsschienen 72, welche eine direkte Fortsetzung jedes Trägers des Führungsteils 8 bilden, bestehenden Führung gleitend gelagert. Gemäß Fig. 5 weisen die Gleiter 71 eine Vertiefung 73 auf, in welche eine vor­ stehende Rippe 74 jeder Führungsschiene 72 angreift. Vor allem aus dieser Fig. 5 ist auch ersichtlich, daß der Mitnehmerbogen 14 über eine Schwenkachse 17 gelenkig mit der Rückenlehnenplatte 70 verbunden ist, wobei diese Schwenkachse 17 durch zwei starr an der Rückenlehnenplatte 70 angebrachte Laschen 75 hindurchführt.

Die Wirkungsweise soll nun anhand von Fig. 3 erläutert werden. Neigt sich der Sitz 5, so ändert der Führungs­ teil 8 seine Lage nach 8′, wie schon erläutert. Weil nun aber das Übersetzungshebelpaar 13 mit ihm über die Schwenkachse 9 verbunden ist, hat die Verlagerung dieser Schwenkachse 9 nach 9′ eine Mitnahme jedes Schenkels 13 a zur Folge. Wegen der ortsfesten Drehachse 15 verdreht sich somit das Übersetzungshebelpaar 13 um dieselbe. Die Enden der kurzen Schenkel 13 a vollführen daher eine Kreis­ bewegung. Es ist deshalb notwendig, auch hier die Gasfeder 11 gelenkig zu lagern. Die Schwenkbewegung der Gasfeder 11 ist aber, wie aus Fig. 3 ersichtlich, wegen der relativen Lage der Kolbenstange 10 zu den kurzen Schenkeln 13 a sehr gering, so daß dies auf die Bewegung des Füh­ rungsteils 8 praktisch ohne Einfluß bleibt.

Die Drehbewegung der Übersetzungshebel 13 hat nun aber zur Folge, daß wegen der ungleichen Länge der beiden Schenkel 13 a, 13 b jedes Übersetzungshebels 13 die Enden der Schenkel 13 b eine ungleich größere, also übersetzte Bewegung aus­ führen. Damit vollführt die Anlenkstelle 16 eine kreis­ förmige Bewegung um die Anlenkstelle 15 als Mittelpunkt und legt hierbei eine Distanz zurück, die in Fig. 3 mit b bezeichnet ist. Man ersieht sofort, daß diese Distanz b erheblich größer als die Distanz a (Bewegung von 6 nach 6′, Fig. 1) ist. Der Mitnehmerbogen 14 wird also stärker nach unten gezogen und zieht daher die Rücken­ lehnenplatte 70 entlang den Führungsschienen 72 nach unten, obwohl sich diese selber um die Distanz a nach unten bewegen. Damit ist der angestrebte Zweck erreicht. Betrachtet man wieder den Punkt E auf der Rückenlehnen­ platte 70, so wandert dieser im Verlauf der Neigung nach E′′, also zu dem Punkt, an welchem wie früher erwähnt auch die betreffende Stelle des Rückens des Benützers gelangt ist. Die Relativverschiebung zwischen Rückenlehne 7 und Rücken fällt damit weg, was sich in einer deutlich spürbaren Komfortverbesserung bemerkbar macht. Das Aus­ maß dieser Bewegung der Rückenlehnenplatte 70 wird durch die Geometrie des Verstellmechanismus, insbeson­ dere durch diejenige des Übersetzungshebelpaares 13, bestimmt.

Claims (2)

1. Stuhl mit einem Sitz (5), der in seinem vorderen Bereich um eine ortsfeste Achse (4) in eine von dieser Achse (4) aus nach hinten abfallende Lage schwenkbar ist, und mit einer am Sitz (5) angebrachten, mit dessem hinte­ ren Rand sich bei der Neigung mit nach unten bewegenden Rückenlehne (7), die gleichzeitig um eine am hinteren Rand des Sitzes (5) angebrachte Achse (6) schwenkbar ist, hier­ bei aber infolge eines in Aktion tretenden aus Hebeln be­ stehenden Neigungsmechanismus (8, 11) einen größeren Schwenkwinkel (β) zurücklegt als derjenige des Sitzes (5) und die Rückenlehne (7) eine Rückenplatte (70) aufweist, die durch eine durch ihre Schwenkbewegung betätigte aus Hebeln bestehende Verstelleinrichtung (13, 14) während dieser Bewegung entlang einer Führung (72) nach unten gegen den Sitz (5) hin gezogen wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Verstelleinrichtung (13, 14) der Rückenlehnenplatte (70) und der Neigungsmechanismus (8, 11) der Rückenlehne (7) zusammen eine gemeinsame Schwenk­ achse (9) aufweisen, die um eine ortsfeste Achse (15) schwenk­ bar ist, und daß die Verstelleinrichtung ein die beiden Achsen (9, 15) verbindendes, um die ortsfeste Achse (15) drehbares und über diese hinaus verlängertes Übersetzungs­ hebelpaar (13) aufweist, das aus zwei im wesentlichen L-förmigen Hebeln mit Schenkeln (13 a, 13 b) von ungleicher Länge und einem Mitnehmerbogen (14) besteht, der an seinem einen Ende über eine Schwenkachse (16) am Über­ setzungshebelpaar (13) angelenkt ist, und an dessen anderem Ende die Rückenlehnenplatte (70) mittels einer weiteren Schwenkachse (17) gelenkig angeschlossen ist, so daß bei der Bewegung der gemeinsamen Schwenkachse (9) eine im Vergleich dazu größere Bewegung der Rückenlehnenplatte (70) ausgelöst wird, und daß die für den Neigungsmechanis­ mus (8, 11) und die Verstelleinrichtung (13, 14) gemeinsame Schwenkachse (9) sich am kürzeren Schenkel (13 a) jedes Übersetzungshebels (13) befindet, und daß das Übersetzungs­ hebelpaar (13) um eine ortsfeste Achse (15) drehbar ist, die durch die Verbindungsstelle der beiden Schenkel (13 a, 13 b) hindurchführt und an einem den Sitz (5) haltenden Träger (2) angebracht ist.

2. Stuhl nach Anspruch 1, wobei die Führung für die Rückenlehnenplatte (70) aus zwei Schienen (72) besteht, dadurch gekennzeichnet, daß jede dieser Schienen (72) an ihrem einen Ende starr mit einem Träger eines zum Neigungs­ mechanismus der Rückenlehne (7) gehörenden Führungsteils (8) verbunden ist.