-
Verfahren zur Herstellung von Schuhunterleder durch Schnellgerbung
schwerer Häute Die Erfindung betrifft die Schnellgerbung schwerer Häute zur Herstellung
von Schuhunterleder. Insbesondere bezieht sich die Erfindung auf eine vegetabilische
Gerbung, bei der nur starke vegetabilische Tanninextrakte verwendet werden.
-
Im allgemeinen wird Schuhunterleder bzw. Sohlenleder aus Kuh- und
Ochsenhäuten hergestellt, die mit pflanzlichen Tanninverbindungen gegerbt werden,
beispielsweise solchen Verbindungen, die aus Kastanien, Quebrachoholz oder Mimosarinde
erhalten werden. Zur Zeit ist die Gerbung derartiger Häute ein verhältnismäßig lange
dauerndes Verfahren, das im allgemeinen mindestens 6 Wochen in Anspruch nimmt. Die
Blöße wird in eine Brühe niedrigen Tanningehalts, z. B. mit einem Gehalt von 0,5
bis 1%, gebracht. Diese Brühe wird allmählich konzentrierter. Versuche zur Beschleunigung
der Gerbung durch Verwendung konzentrierterer Brühen ist wegen der Gefahr der Randhärtung,
bei der die Außenschichten der Haut zu stark gegerbt werden, während das Innere
immer noch »roh« ist, sind unzweckmäßig. Bei Verwendung von Gerblösungen, die zur
Verstärkung ihrer Eindringung in die Haut stark sulfitiert sind, ist der Abbindevorgang
der Tannine mit der Haut schlecht, und das Ergebnis ist eine niedrige Ausbeute an
glattem Leder. Die Anwendung mechanischer Bewegung, beispielsweise eines Gerbfasses
oder einer Paddeltrommel, wurde zur Beschleunigung der Eindringung pflanzlicher
Tanninverbindungen in die Haut vorgenommen, doch erfolgt hierbei zu starke Beschädigung
des Leders, falls die Haut nicht über die ganze Hautdicke hinweg mit Gerbstoff angefärbt
ist, bevor man sie im Gerbfaß behandelt.
-
Es wurden zahlreiche Schnellgerbungsverfahren zur Herstellung von
Schuhunterleder vorgeschlagen, doch bei keinem wird Leder mit den erwünschten Eigenschaften
erhalten, die bei der üblichen vegetabilischen Gerbung erhalten werden. Wird beispielsweise
eine Haut mit Formaldehyd gegerbt, so kann sie verhältnismäßig rasch mit pflanzlichem
Tannin wieder gegerbt werden, doch ist das Leder flach und zinnartig (blechig) und
von rissigem Gefüge, und es läßt sich nicht richtig furchen und nähen. Die Chromgerbung
und die anschließende vegetabilische Gerbung liefert ein Leder lockerer Struktur.
Dieses Leder ist für gutes Sohlenleder zu biegsam, und es muß mit Wachs oder anderen
Stoffen gefüllt werden.
-
Gemäß einem bekannten Verfahren werden zur Vorgerbung von für Sohlenleder
bestimmten Häuten Formaldehyd und Glyoxal benutzt. Hierbei benötigt der Gesamtprozeß
einschließlich der eigentlichen Tanningerbung wesentlich längere Zeit als bei dem
nachstehend beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren. Der Formaldehyd ist nicht
nur lästig oder sogar gefährlich bei der Verarbeitung, sondern beeinträchtigt auch
die Qualität des erhaltenen Leders, und die Anwendung von Glyoxal erfordert wegen
Polymerisationsgefahr besondere Arbeitsbedingungen. Im Interesse eines möglichst
hohen Gerbungsgrades, der jedoch nie die Höhe des erfindungsgemäß erhältlichen erreicht,
ist bei dem bekannten Verfahren eine starke mechanische Bearbeitung nötig. Diese
und andere Nachteile werden durch das Verfahren nach der Erfindung überwunden. Bei
anderen Schnellgerbungen wird kein pflanzliches Tannin im Verfahren verwendet und
man erhält Ledersorten, die im Handel nur begrenzte Verwendung finden.
-
Ein Ziel der Erfindung ist es, ein rasches Verfahren zur Gerbung von
schweren Häuten zur Herstellung von Schuhunterleder (Sohlenleder) aufzufinden, insbesondere
durch ein rasches vegetabilisches Gerbverfahren bei der Herstellung von pflanzlich
gegerbtem Schuhunterleder unter ausschließlicher Verwendung starker Gerbbrühen.
Die pflanzlichen Gerbbrühen sollen unbeschränkt verwendet werden können.
Es
wurde festgestellt, daß eine Angerbung bzw. Vorgerbung schwerer Häute mit Dialdehydstärke
unmittelbar eine Gerbung mit starker vegetabilischer Gerbbrühe gestattet, ohne die
üblichen anhaftenden Schwierigkeiten, wobei ein Schuhunterleder mit praktisch sämtlichen
erwünschten Eigenschaften von Leder anfällt, wie man es nach dem üblichen vegetabilischen
Gerbverfahren erhält.
-
Erfindungsgemäß werden schwere Häute entkälkt, mit einer wäßrigen
Dialdehydstärkelösung behandelt, vorzugsweise einer Lösung, die Dialdehydstärke
in einer Menge von etwa 5 bis 15 Gewichtsprozent der gerbfertigen Blöße enthält,
bei einem pH-Wert im Bereich von etwa 7,5 bis 8,5, vorzugsweise um etwa pH 8,0,
bis die Dialdehydstärke eingedrungen ist und mit dem Hautinneren reagiert hat. Die
gebildete vorgegerbte Haut wird mit Wasser gewaschen und mit einer etwa 10 bis 15
Gewichtsprozent pflanzliche Tanninverbindungen enthaltenden Lösung bei einem pH-Wert
von etwa 4 getränkt, bis die Häute gegerbt bzw. durchgefärbt sind.
-
Unter schweren Häuten sind solche Häute oder deren Teile verstanden,
die im allgemeinen zur Herstellung von Schuhunterleder verwendet werden. Das Gewicht
einer gerbfertigen Blöße ist das Gewicht einer feuchten, enthaarten, gekälkten Haut,
die dem Gerbverfahren unterworfen werden kann. Zwar liefert die Dialdehydstärkegerbung
von z. B. Schaf-, Ziegen- und Kalbshaut sowie bestimmten Abschnitten oder Schichten
von Rindshaut ausgezeichnetes Leder, doch erhält man bei der 1Jbertragung dieses
Verfahrens auf schwere Häute ein schwammiges Produkt, das sich zur Verwendung als
Schuhunterleder nicht gut eignet. Dialdehydstärke reagiert zwar mit der schweren
Haut, doch wird im vorliegenden Verfahren dieser Arbeitsgang als »Vorgerbung« bezeichnet.
-
Die Vorgerbung mit Dialdehydstärke führt die schwere Haut in einen
Zustand über, in dem man sie mit starken vegetabilischen Gerbbrühen gerben kann.
Wie aus den nachstehenden Beispielen hervorgeht, kann die vegetabilische Gerbung
entweder in Bütten oder Gerbfässern durchgeführt werden. Während entkälkte Häute
immer noch Calciumsalze enthalten, die sich mit pflanzlichen Gerbbrühen unter Bildung
von Fällungen und unter Verminderung der Aktivität der Gerbbrühe umsetzen, scheint
bei der Behandlung mit Dialdehydstärke das Calcium wahrscheinlich durch Komplexbildung
inaktiviert zu werden. Somit ist die Gerbaktivität der Gerbbrühe größer, und die
Brühen sind länger brauchbar.
-
Das innerhalb einer Woche erhaltene Endprodukt der Erfindung stellt
ein gut gefülltes, vegetabilisch gegerbtes Leder von praktisch gleicher Ausbeute
und chemischer Zusammensetzung dar, wie innerhalb etwa 6 Wochen durch übliche vegetabilische
Gerbung hergestelltes Leder. Das Leder der Erfindung besitzt im allgemeinen etwas
hellere Farbe als übliches vegetabilisch gegerbtes Schuhunterleder und ist etwas
biegsamer. Diese Eigenschaften werden von den Abnehmern gewünscht.
-
Eine befriedigende Dialdehydstärke-Vorgerbung wurde erzielt mit schweren
Häuten, welche entweder bei pH 4,8 bis 5,2 oder bei 7,8 bis 8,5 entkälkt wurden.
Es ist wichtig, daß die Haut vor der Dialdehydstärke-Vorgerbung in die richtige
Dicke gebracht wird und daß die Dialdehydstärke-Vorgerbung unter Bedingungen durchgeführt
wird, bei der der richtige Zustand zur Gerbung mit vegetabilischen Gerbstoffen erhalten
bleibt. Die gewünschte Bedingung zur Vorgerbung mit Dialdehydstärke ist auf einen
pH-Bereich von etwa 7,5 bis 8,5, vorzugsweise etwa pH 8, beschränkt. Die in die
starken pflanzlichen Gerbbrühen überführte vorgegerbte Haut soll nicht zu schlaff
bzw. Tappig sein, da man sonst ein gezogenes Gefüge erhält, oder zu geschwollen,
weil in diesem Falle die pflanzlichen Tanninverbindungen schlecht eindringen oder
sogar Randhärtung erfolgt.
-
Die zur Vorgerbung mit Dialdehydstärke benötigte Zeit hängt etwas
von der Dicke der Haut, der Bewegung der Haut in der Lösung usw. ab. Eine befriedigende
Behandlung schwerer Häute wurde innerhalb etwa 24 Stunden erreicht, doch wird eine
zweitägige Behandlung vorgezogen, um eine Reaktion der Dialdehydstärke mit dem Hautinneren
sicherzustellen. Als Dialdehydstärke wurde ein typisches im Handel erhältliches
Produkt verwendet, in welchem 90 % oder mehr der Glucoseeinheiten in die Aldehydstruktur
umgewandelt wurden.
-
Die Dialdehydstärkelösung einer Vorgerbung kann gemäß Beispiel ? fünfmal
oder öfter wieder verwendet werden, indem man weitere Dialdehydstärke zusetzt und
gegebenenfalls das Volumen und den pH-Wert der wäßrigen Lösung reguliert.
-
Nach der Vorgerbung mit Dialdehydstärke werden die Häute vorzugsweise
in Wasser gewaschen; hierbei werden überschüssige Salze und Dialdehydstärke entfernt,
die andernfalls die pflanzliche Gerbbrühe verunreinigen und möglicherweise eine
gleichmäßige Gerbung der Haut stören.
-
Ein sehr wichtiges Merkmal des Verfahrens der Erfindung ist, daß man
die pflanzlichen Gerbbrühen unbeschränkt verwenden kann, indem man etwa 10 % des
Volumens nach jedem Arbeitsgang abläßt und frischen Gerbextrakt zusetzt. Man kann
zwar etwas niedrigere oder höhere Konzentrationen an Tannin verwenden, doch wird
eine Gerbbrühe mit etwa 10 bis 15 Gewichtsprozent an üblichen zur Gerbung von Schuhunterleder
verwendeten vegetabilischen Gerbstoffen vorgezogen, beispielsweise ein Gemisch etwa
gleicher Teile Kastanienextrakt und sulfutiertem Quebrachoextrakt oder andere Gemische
ähnlicher Gerbeigenschaften. Für die vegetabilische Gerbung von Schuhunterleder
sollte der pH-Wert um etwa 4 betragen.
-
Die Erfindung wird durch die nachstehenden Beispiele weiter erläutert.
-
Beispiel 1 Eine halbe Kuhhaut wird in üblicher Weise eingeweicht,
das Haar mit einem Kalk-Sulfid-Äscher gelockert, enthaart, gewaschen und hierauf
zur teilweisen oder vollständigen Entkälkung 18 Stunden in eine Entkälkungslösung
eingetaucht, die 2 % Ammoniumchlorid und 0,1% im Handel erhältliche Beize (bezogen
auf das Gewicht der gerbfertigen Lösung) enthält. Der pH-Wert eines frisch geschnittenen
Querschnittes der entkälkten Haut beträgt bei Verwendung von Phenolphthalein als
Indikator etwa 8,0. Die Kuhhauthälfte wird etwa 30 Minuten in fließendem Wasser
gewaschen, hierauf in einem Rahmen befestigt und in eine Bütte mit wäßriger Dialdehydstärkelösuna
zur Vorgerbung eingehängt. Die Dialdehydstärkelösung enthält 5 % Dialdehydstärke,
6,3 % Natriumbicarbonat (beide Stoffe bezogen auf das Gewicht der gerbfertigen Blöße)
und 8% Natriumsulfat
(bezogen auf die Lösung), und sie weist einen
pH-`@'ert von 7,9 auf. Das Verhältnis von Brühe zu Haut beträgt 5: 1. Nachdem
die Haut in dieser Lösung 48 Stunden verblieben ist, besitzt die vorgegerbte Haut
eine Schrumpftemperatur von etwa 56° C. Die Vorgerbung wird zur Gerbung mit vegetabilischem
Extrakt als ausreichend angesehen. Nach 1stündigem Waschen in einer Wasserbütte
zur Entfernung von Salzen und freier Dialdehydstärke wird die vorgegerbte Hälfte
in eine Bütte mit vegetabilischem Extrakt eingetaucht, der etwa 14''% Tannin enthält,
hergestellt aus etwa 50 0/a geklärtem Quebrachoextrakt und 50'% ausländischem Kastanienextrakt
auf Tanninbasis. Der pH-Wert zu Beginn der vegetabilischen Gerbung beträgt 4,12,
und das Verhältnis von Brühe zu Haut beträgt 5: 1. Die vorgegerbte Haut ist
von dem vegetabilischen Extrakt innerhalb 5 Tagen ohne jede Bewegung vollständig
durchdrungen. Hierauf wird das Leder gewaschen, schwach geölt, getrocknet und zur
Fertigverarbeitung auf Schuhunterleder einer Gerberei übergeben. Der Gerbungsgrad
dieses Leders beträgt 66,0 a/o und die Gewichtszunahme (ungegerbte Blöße zu Fertigprodukt)
72,0°/o. Beispiel 2 Das Verfahren des Beispiels l wird mit einer anderen Kuhhauthälfte
unter den gleichen Bedingungen wiederholt. Die Vorgerbungslösung enthält 10 % Dialdehydstärke,
und das Verhältnis von Gerbbrühe zu Haut beträgt 4,5: 1.
-
Das Sohlenleder weist einen Gerbungsgrad von 66,8 und eine Gewichtszunahme
von 73,1% auf. Beispiel 3 Eine enthaarte, gewaschene Kuhhauthälfte wird durch Eintauchen
für 48 Stunden in einer 10 % Natriumchlorid, 3,5 % Natriumacetat und 1,8 % Eisessig
enthaltenden Lösung entkälkt. Das Verhältnis von Lösung zu Haut beträgt
5: 1. Nach dieser Zeit beträgt der pH-Wert der Lösung 4,8 und der der Haut
4,8 bis 5,0 (in der Nähe des isoelektrischen Punktes der Haut). Die Hauthälfte wird
gewaschen, mit 10%iger Dialdehydstärkelösung von pH 8,0 vorgegerbt und wie im Beispiel
2 mit 14 01o Tanninlösung gegerbt. Ein Teil der gegerbten Hauthälfte wird in einer
Gerberei auf Sohlenleder verarbeitet und ergibt ein ausgezeichnetes Produkt, das
im wesentlichen dem der Beispiele 1 und 2 gleicht. Beispiel 4 Eine Kuhhauthälfte
wird eingeweicht, nach Behandlung mit Kalk-Sulfid-Äscherlösung enthaart, gewaschen
und etwa 65 Stunden in eine Pufferlösung mit 10 % Natriumchlorid, 5 % Natriumacetat
und 2,5 % Eisessig eingetaucht. Das Verhältnis der Lösung zur Haut beträgt
3: 1. Die Hauthälfte (pH 4,7 bis 5,0) wird gewaschen, in einen Rahmen eingehängt
und 72 Stunden in einer Bütte in eine Lösung mit 15 % Dialdehydstärke, 6,3 % Natriumcarbonat
(beides bezogen auf das Gewicht der gerbfertigen Blöße) und etwa 10 a/o Natriumsulfat
(bezogen auf das Volumen der Lösung) bei pH 7,9 eingetaucht. Das Verhältnis von
Lösung zu Haut beträgt etwa 7,5: 1. Nach dem Waschen wird die Hauthälfte in ein
Gerbfaß gegeben, das Gerbbrühe mit etwa 15 a/o Tanninverbindungen (50% geklärtem
Quebrachoextrakt und 50 % ausländischem Kastanienextrakt) vom pH 3,7 enthält. Das
Verhältnis von Brühe zu Haut beträgt 6. 1. Die Hauthälfte wird 41:= Stunden
im Gerbfaß behandelt, in der Brühe etwa 64 Stunden stehengelassen, hierauf nochmals
6 Stunden im Gerbfaß behandelt, gewaschen, schwach geölt und getrocknet. Die Verarbeitung
in einer Gerberei ergibt in guter Ausbeute ein Schuhunterleder mit einem Gerbungsgrad
von 67 und gutem Griff und Aussehen. Beispiel S Eine Kuhhauthälfte wird in üblicher
Weise eingeweicht, nach Behandlung mit einer Kalk-Sulfid-Äscherlösung enthaart,
gewaschen und hierauf 24 Stunden in eine Pufferlösung mit 10'% Natriumchlorid, 6%
Natriumacetat und 3,3% Eisessig eingetaucht. Das Verhältnis von Lösung zu Haut beträgt
4:1, der pH-Wert der Pufferlösung 4,9. Nach dem Waschen wird die Hauthälfte in einem
Gerbfaß mit einer Lösung vorgegerbt, die 15 % Dialdehydstärke, 6,3 a/o Natriumbicarbonat
(beides bezogen auf das Gewicht der gerbfertigen Blöße) und 1011/o Natriumsulfat
(bezogen auf die Lösung) enthält. Der pH-Wert der Lösung beträgt 8,1, das Verhältnis
von Lösung zu Haut 3,5: 1.
-
Das Gerbfaß wird 5 bis 10 Minuten lang gedreht, dann 2 Stunden stehengelassen.
Es wird dafür gesorgt, daß die Hautseite von der Lösung bedeckt ist. Hierauf wird
das Gerbfaß erneut 5 bis 10 Minuten in Betrieb gesetzt und mit untergetauchter Haut
über Nacht stehengelassen. Am nächsten Morgen wird das Gerbfaß 10 bis 20 Minuten
gedreht, dann weitere 6 Stunden stehengelassen. Das Gerbfaß wird nochmals 10 bis
20 Minuten gedreht und wieder über Nacht stehengelassen. Am nächsten Morgen wird
das Gerbfaß zweimal je 30 Minuten gedreht. Hierauf wird die vorgegerbte Hauthälfte
gewaschen. Die Schrumpftemperatur nach 48 Stunden in der Dialdehydstärkelösung beträgt
77 bis 78° C.
-
Die vorgegerbte Hauthälfte wird in ein Gerbfaß mit einer Lösung eines
14 a/o Tannin enthaltenden pflanzlichen Extraktes gegeben (hergestellt aus etwa
50 o/0 geklärtem Quebracho- und 50 % ausländischem Kastanienextrakt auf Tanninbasis).
Der pH-Wert der Lösung beträgt 3,9 und das Verhältnis von Lösung zu Haut 6:1. Das
Gerbfaß mit der vorgegerbten Hauthälfte und der vegetabilischen Gerbbrühe wird 21,12
Stunden gedreht und mit untergetauchter Hauthälfte 64 Stunden stehengelassen. Hierauf
wird die Hauthälfte 8 Stunden im Gerbfaß gedreht, dann über Nacht stehengelassen.
Am nächsten Tage wird die Hauthälfte gewaschen, schwach geölt, getrocknet und ein
Teil zu Schuhunterleder verarbeitet. Das fertige Leder besitzt ein befriedigendes
Aussehen. Die Kerne besitzen einen Gerbungsgrad von 78,9 und eine Gewichtszunahme
von 72 %.
-
Die nachstehenden Beispiele 6 und 7 schildern die Wiederverwendung
starker vegetabilischer Gerbbrühe und Dialdehydstärkelösungen im Verfahren nach
der Erfindung. Beispiel 6 Eine Kuhhauthälfte wird, wie im Beispiel l beschrieben,
eingeweicht, entkälkt, gewaschen und mit 5%iger Dialdehydstärkelösung vorgegerbt.
-
Die vegetabilische Gerbbrühe, welche ursprünglich wie im Beispiel
1 hergestellt worden ist, war bereits für zwanzig hintereinanderfolgende Gerbungen
verwendet worden. Nach jeder Gerbung werden etwa
10% des Volumens
abgelassen und die restliche Lösung wird mit genügend frischem konzentriertem Extrakt
versetzt, um den Tanningehalt auf etwa 14 bis 15 % zu bringen. Eine während einer
Gerbung etwa auftretende Änderung des pH-Wertes wird vor Beginn der nächsten Gerbung
durch Einstellen auf etwa pH 4 korrigiert.
-
Die mit Dialdehydstärke vorgegerbte Haut wird in einer Bütte mit dieser
vegetabilischen Gerbbrühe 6 Tage gegerbt. Die gegerbte Haut wird gewaschen, schwach
geölt, getrocknet und verarbeitet. Das fertige Sohlenleder ist in jeder Hinsicht
mit dem im Beispiel 1 erhaltenen Produkt vergleichbar.
-
Beispiel 7 Das Mittelstück (Croupon) einer Haut wird nach Behandlung
in einer Kalk-Sulfid-Lösung enthaart. Das enthaarte Hautstück wird gewaschen und
in eine Calciumhydroxydlösung bis zur Verwendung gelegt. Bei Bedarf werden doppelte
Hautstücke aus dem Mittelstück ausgeschnitten, in einer 2%igen Lösung von Ammoniumchlorid
und 0,1% im Handel erhältlicher Beize (bete) (bezogen auf das Gewicht der gerbfertigen
Blöße) entkälkt, gewaschen und mit einem pH-Wert der Haut von etwa 8,0 bis etwa
8,5 in eine 5 % Dialdehydstärke, 6,311/o Natriumbicarbonat (bezogen auf das Gewicht
der gerbfertigen Blöße) und 8 % Natriumsulfat (bezogen auf die Lösung) enthaltende
Lösung in eine kleine Bütte gegeben. Das Verhältnis von Lösung zu Haut beträgt
5: 1 und wird konstant gehalten. Diese Lösung wird fünfmal hintereinander
verwendet. Jedesmal werden zwei Stücke Haut vorgegerbt. Das Volumen ändert sich
nicht nennenswert. Der pH-Wert der Lösung zu Beginn jeder der fünf Dialdehydstärke-Vorgerbungen
beträgt etwa 7,8 bis 9,4. Gegebenenfalls wird Natriumbicarbonat zugesetzt, um den
pH-Wert in diesem Bereich zu halten. 4 % Dialdehydstärke (bezogen auf das Gewicht
der gerbfertigen Blöße), die in die Brühe eintritt, wird vor jeder Wiederverwendung
zum Auffrischen der Dialdehydstärkelösung zugesetzt. Nach 2 Tagen Behandlung in
der Dialdehydstärkelösung werden die vorgegerbten Hautstücke als reif zur vegetabilischen
Gerbung angesehen. Sie werden hierauf gewaschen und in eine kleine Bütte mit einer
frischen Lösung einer vegetabilischen Gerbbrühe mit 16 bis 17 % Tannin (hergestellt
aus etwa 50% geklärtem Quebrachoextrakt und 50% ausländischem Kastanienextrakt,
bezogen auf das Tannin) gebracht. Der pH-Wert der jeweils verwendeten vegetabilischen
Gerbbrühe beträgt 3,6 bis 3,7, das Verhältnis von Brühe zu Haut etwa
5: 1.
Die vorgegerbten Hautstücke werden in dem pflanzlichen Extrakt innerhalb 5 bis 6
Tagen gegerbt. Die Eindringung erfolgt gleichmäßig in die vorgegerbte Haut sowohl
von der Fleischseite als auch von der Narbenseite. Nach der vegetabilischen Gerbung
werden die Stücke gewaschen und getrocknet. Die Versuchsbedingungen dieses Beispiels
sind in der Tabelle zusammengestellt.
Fünfmalige Wiederverwendung |
von Dialdehydstärkelösung zur Vorgerbung und anschließende
vegetabilische Gerbung |
Wiederverwendungszahl der Dialdehydstärkelösung |
1 I 2 I 3 4 I 5 |
g Haut je Vorgerbung ...................... 485 520 540 I 530
575 |
g zugesetzte Dialdehydstärke ................ 24,3 21,0
21,6 21,2 22,0 |
g zugesetztes NaHC03 ..................... 30,6 0 0
10 20 |
ml zugesetzte 8%ige Na2S04 Lösung ......... 2425 0 0
0 0 |
pH-Wert zu Beginn der Vorgerbung .......... 8,43 8,10
7,80 7,80 7,82 |
pH-Wert nach 48 Stunden ................... 8,28 8,05
7,72 7,68 7,68 |
Schrumpftemperatur nach 48 Stunden Vor- |
gerbuctg, ° C ............................ 76 79 76
75 76 |
72 82 77 77 77 |
Vorgerbungszeit, Stunden ................... 48 48 48
48 48 |
ml frische bei der Gerbung verwendete vege- |
tabilische Brühe ......................... 2200 2200 2400 2400
2400 |
Tanningehalt der Brühe, 0/0 .................. 17,1
17,2 15,8 15,8 15,7 |
pH-Wert zu Beginn der Gerbung ............ 3,65 3,63
3,66 3,7 3,72 |
Gerbungszeit, Tage ........................ 5 5 5 5
5 bis 6 |
Alle zehn Lederstücke werden auf Grund ihres Aussehens, des Griffs und der Analysen
als gutes Sohlleder bezeichnet. Die Ergebnisse zeigen, daß durch Wiederauffrischen
des Dialdehydstärkegehalts und durch Einstellen des pH-Wertes nach jedem Arbeitsgang
eine Dialdehydstärkelösung mehrmals wieder verwendet werden kann. Somit wird die
Vorgerbung schwerer Häute mit Dialdehydstärke unter sehr geringem Verlust an Dialdehydstärke
in verbrauchten Brühen erzielt. Die praktische Durchführung der Erfindung geht aus
dem nachstehenden Beispiel hervor.
-
Beispiel 8 Zehn schwere Kuhhäute (zwanzig Hälften) werden in üblicher
Weise eingeweicht, nach Behandlung mit einer Kalk-Sulfid-Lösung enthaart, gewaschen
und in einer Gerberei auf die nachstehende Weise gegerbt. Die zehn Häute werden
in einer 2 % Ammoniumchlorid und 0,1% im Handel erhältlicher
Beize
(bezogen auf das Gewicht der gerbferiigen Blöße) enthaltenden Lösung in einer sich
drehenden Paddeltrommel für 20 Stunden entkälkt. Der pH-Wert der Häute nach dem
Entkälken beträgt zwischen 8,0 und 8,6. Die Häute werden hierauf in einer Paddeltrommel
(paddle) gewaschen und anschließend in einer Schüttelvorrichtung in eine Lösung
eingehängt, die 5 % Dialdehydstärke, 6,3% Natriumbicarbonat (beides bezogen auf
das Gewicht der gerbfertigen Blöße) und 81/o Natriumsulfat (bezogen auf die Lösung)
enthält und einen pH-Wert von 7,8 aufweist. Das Verhältnis von Lösung zu Haut beträgt
6: 1 (600 % float). Nach 44 Stunden sind die Häute von der Dialdehydstärkelösung
vollständig durchdrungen, und ihre Schrumpftemperatur beträgt 78 bis 79° C. Die
Häute werden in der Schüttelvorrichtung gewaschen und anschließend in eine andere
Schüttelvorrichtung übergeführt, die ein Gemisch pflanzlicher Gerbbrühen mit einem
Tanningehalt von 10% und von einem pH-Wert von 3,8 enthält. Während der vegetabilischen
Gerbung, die 6 Tage dauert, wird die vegetabilische Gerbbrühe zweimal wieder auf
einen 10%igen Tanningehalt und der pH-Wert jedesmal auf 4,0 bis 4,1 eingestellt.
Das Verhältnis von Brühe zu Haut beträgt 6: 1.
-
Die zehn gegerbten Kuhhäute werden in der Gerberei zusammen mit üblicher
Produktion verarbeitet. Die Kernstücke (Croupons) werden im Faß nachgegerbt, 5 Tage
gestapelt, gebleicht, abgewelkt, im Faß geschmiert, ausgestoßen, abgetrocknet, eingetaucht,
gewalzt, abgetrocknet, abgebürstet und abgetrocknet.
-
Die Bäuche werden gebleicht, abgewelkt, im Faß geschmiert, ausgestoßen,
abgetrocknet, eingetaucht, gewalzt und abgetrocknet. Jedesmal ist das Rendement
67,8 0/0, aufs Blößengewicht bezogen.
-
Bemerkungen in der Gerberei über die Rücken (Croupons): Allgemeines
Aussehen gut. Farbe etwas heller als gewöhnlich. Stand etwas weicher als gewöhnlich.
Keine Schwierigkeit im Zuschneiden der Sohlen. Auch Standardisierung und Abstoßen
des Narbens kann in zufriedenstellender Weise vorgenommen werden. Die Durchgerbungszahl
ist 66,8.
-
Die Seiten werden von der Gerberei wie folgt begutachtet: Allgemeines
Aussehen vergleichbar mit üblichem Leder, etwas biegsamer, keine Schwierigkeit beim
Schneiden, Gerbungsgrad 71,0.