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Verfahren zur Herstellung von mineralgaren Ledern mit eisenhaltigen
Gerbstoffen Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Leder unter
Verwendung der nach den Patenten 529 419 und 532 327 durch Behandeln von Eiweißstoffen
in Gegenwart von Eisensalzen mit Säuren und oxydierend wirkenden Stoffen bzw. mit
oxydierenden Säuren hergestellten eisenhaltigen Gerbmittel. Wie in diesen Patentschriften
angegeben, zeichnet sich das mit diesen Eiseneiweißgerbstoffen ausgegerbte Leder
durch gute Narbenbildung und gute Fülle aus und unterscheidet sich dadurch insbesondere
auch vorteilhaft von gewöhnlichem Eisenleder. In der Patentschrift 529 419 ist auch
schon angegeben, daß man die dort beschriebenen eisenhaltigen Gerbmittel auch kombiniert
mit anderen Gerb- oder Füllmitteln zur Anwendung bringen könne; nähere Angaben über
die Art und Durchführung einer solchen kombinierten Gerbung fehlen dort aber.
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Es hat sich nun gezeigt, daß besondere und überraschendeWirkungen
erzielt werden können, wenn man die mit Eiseneiweißgerbstoffen der in den genannten
Patentschriften angegebenen Art vorbehandelten Leder -einer Nachgerbung mit einem
andern mineralischen Gerbstoff, wie Chrom-, Aluminium- o. dgl. Gerbstoff, unterwirft.
Dadurch wird unter Erhaltung eines sehr guten Nä,rbens eine für mineralgare Leder
aller Art ganz ungewöhnlich gute Fülle und ein ausgezeichneter Stand des Leders
erreicht. Überraschenderweise fallen auch trotz dieser hohen Fülle die sog. Mastfalten
sehr günstig aus, und auch die abfälligen Teile der Haut bieten bei diesem Leder
ein besonders günstiges Bild; wie es mit den bisher bekannten Kombinationsgerbungen
nicht erzielt werden konnte. Die besonderen Vorzüge des so erhaltenen Leders ermöglichen,
es sowohl für Oberleder als auch für Sohlenleder und andere Lederarten zu verwenden.
Das Leder zeichnet sich durch eine helle, gleichmäßige Farbe aus und eignet sich
deswegen auch vorzüglich für Farbleder.
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Die Möglichkeit, das mit dem Eisengerbstoff gegerbte Leder nachträglich
noch mit reichlichen Mengen anderer mineralischer Gerbstoffe zu gerben. und zu füllen,
wird erst dadurch gegeben, daß als Eisengerbstoff einer der nach den Patenten 529
419 bzw. 532 327 erhaltenen Eisengerbstoffe benutzt wird, der Eiweißstoffe bzw.
Eiweißabbauprodukte in komplexer Bindung enthält. Die Mehraufnahme an Gerbstoff
durch die Nachgerbung erklärt sich möglicherweise dadurch, daß das Chrom o. dgl.
noch an die mit dem Eisengerbstoff in das Leder eingebrachten Eiweißstoffe gebunden
werden kann. Wie schon hieraus- ohne, weiteres verständlich und wie durch Vergleichsversuche
festgestellt läßt sich dieses günstige Ergebnis nur erzielen, wenn die Behandlung
mit den Chrom- oder sonstigen Mineralgerbstoffen derjenigen mit
den
Eiseneiweißgerbstoffen folgt, nicht aber wenn man-beide Arten Gerbstoffe gleichzeitig
verwendet- oder etwa gar die Häute zunächst mit Chromsalzen o. dgl. und dann erst
mit dem eiweißhaltigen Eisengerbstoff behandelt. Die Qualität des bei derartiger
Behandlungsweise erhaltenen Leders ist, wie die Versuche ergeben haben, gegenüber
derjenigen des nach dem vorliegenden Verfahren durch Nachgerbung mit Chromverbindungen
erhaltenen Leders bedeutend unterlegen und entspricht etwa nur der von mit den eiweißhaltigen
Eisengerbstoffen gemäß den Patentschriften 529 419 und 532 327 allein gegerbtem
Leder. Es war hiernach in keiner Weise vorauszusehen, daß gerade die Nachbehandlung
des mit den eiweißhaltigen Eisengerbstoffen vorbehandelten Leders mit Chrom-oder
anderen Mineralgerbstoffen besondere Wirkungen haben würde.
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Zwar hat man auch schon vorgeschlagen, bei Behandlung von Häuten und
Fellen mit Komplexverbindungen von Eisen mit gewissen organischen Säuren eine Nachgerbung
mit anderen Gerbstoffen vorzunehmen. Aber abgesehen davon, daß dabei von der Benutzung
von Chromgerbstoffen für die Nachbehandlung nicht ausdrücklich die Rede war, ist
dort die Nachbehandlung der Vorbehandlung und der gleichzeitigen Behandlung der
Häute und Felle mit den beiden Arten von Gerbmitteln vollkommen gleichgesetzt worden.
Es war hiernach also nicht anzunehmen, daß in jenem Falle die Nachgerbung der mit
Eisenverbindungen vorgegerbten Materialien unter gewissen Umständen besondere Wirkungen-
zu zeitigen vermag, und man konnte daher auch diesen Vorveröffentlichungen nicht
die Lehre entnehmen, gerade beim Arbeiten mit den eiweißhaltigen Eisengerbstoffen,
die in den Patentschriften 529 419 und 532 327 angegeben sind, die kombinierte Gerbung
unter Mitverwendung von Chromsalzen oder anderen Mineralgerbstoffen in der Weise
vorzunehmen, daß dieselben als Nachgerbrnittel zur Anwendung gelangen müssen, und
daß bei Innehaltung gerade dieser Reihenfolge sich in diesem besonderen Falle unerwartete
Wirkungen erzielen lassen. Dieses "Verfahren war durch, jene Vorveröffentlichungen
aber um so weniger nahegelegt, als darin von der Benutzung eiweißhaltiger Eisengerbstoffe
keine Rede war.
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Vergleichsversuche, bei denen einerseits eine Vorgerbung mit Komplexverbindungen
von Eisen mit organischen Säuren, die mehr als ein Kohlenstoffatom enthalten, und
eine Nachgerbung mit Chromgerbstoffen, andererseits aber eine Vorgerbung mit den
eiweißhaltigen Eisengerbstoffen der Patentschriften 529 419 und 532 327 und eine
Nachgerbung mit dem gleichen Chromgerbstoff unter im übrigen gleichen Verhältnissen
vorgenommen wurde, führte im übrigen zu dem Ergebnis, .daß das nach letzterem Verfahren
behandelte Leder dem nach dem ersteren behandelten weit überlegen war. Diese Überlegenheit
gab sich äußerlich kund durch größere Fülle des Leders und einen sehr guten Griff
und konnte ferner noch dadurch besonders festgestellt werden, daß der Gesamtgehalt
des aufgenommenen Gerbstoffes bei Anwendung des Verfahrens gemäß vorliegender Erfindung
bedeutend höher war als bei Anwendung des bekannten Verfahrens. Ganz besonders groß
war dieser Unterschied der aufgenommenen Menge von Mineral-. Stoffen bei den Seitenstücken
der Felle. Dies zeigt, daß durch das neue Verfahren gerade die Seitenstücke einen
besonders guten Stand und eine Fülle erhalten können, die nach keinem der bisher
bekannten einfachen oder kombinierten Verfahren zu erreichen war.
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Ausführungsbeispiele 1. 500 kg wie üblich vorbereiteter Blöße
werden mit einer im Patent 529 419 unter Beispiel 1 bis 8 'angeführten Brühe, die
1,50/, Fe203 in 8o°/, Flotte, bezogen auf das Blößengewicht, enthält, bei PH = 2,1
angegerbt. Der pH-Wert dieser Angerbbrühewird durch Behandlung der Brühe mit io°/oiger
Sodalösung eingestellt. Nachdem die Blöße durchgebissen ist, wird mit einer- gleichartigen
Brühe, die jedoch konzentrierter ist und 1,50/, Fe, 0, in etwa 5o°/, Flotte von
pH = 2,o enthält, zugebessert und durch allmähliche Zugabe von IoD/oiger Sodalösung
die Gesamtflotte auf pH =4,o gebracht. Bei Erreichung dieses pH-Wertes ist das Leder
durchgegerbt. Nach zweitägigem Lagern wird das Eisenleder durch Waschen von dem
überschüssigen Eisengerbstoff befreit, neutralisiert und darauf entweder unmittelbar
oder nach vorherigem Abwelken mit i0/0 Cr" 0, in 1oo°/ö Flotte von 40°/o Basizitat
in Form von Chromalaun oder einem anderen dreiwertigen Chromsalz nachbehandelt.
Das auf diese Art kombiniert gegerbte Leder kann wie gewöhnliches Chromleder weiterbehandelt
werden.
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2. Es wird wie im Beispiel 1 verfahren, nur mit dem Unterschied, daß
das eisengegerbte Leder ohne Neutralisation mit einem Chromgerbstoff nachgegerbt
wird.
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3. Das nach Beispiel s oder 2 hergestellte Eisenleder wird entweder
unmittelbar oder nach vorhergehendem Abwelken mit 30/(, A120, in etwa iooo/o
Flotte in Form von Aluminiumsulfat oder Alaun nachbehandelt, Zur besseren Fixierung
wird während der Nachbehandlung allmählich io°/oige Sodalösung in der' Menge zugesetzt,
daß während der Behandlung noch keine Ausfällung von Aluminiumhydroxyd eintritt.
Nach mehrtägigem Lagern kann auch
das so hergestellte Leder wie
gewöhnliches Chromleder weiterverarbeitet werden.