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Verfahren zur Herstellung von neuen 4-Azaphenthiazinen Es wurde gefunden,
daß man zu neuen SAzaphenthiazinen der allgemeinen Formel
worin A für eine Alkylengruppe mit 1 oder 2 Kohlenstoffatomen und R für den l-Methyl-pyrrolidyl-(2)-,
l-Methyl-pyrrolidyl-(3)- oder den 1 Methyl-piperidyl-(2)-rest steht, gelangt, wenn
man 4-Azaphenthiazin der Formel
gegebenenfalls in Gegenwart eines alkalischen Kondensationsmittels mit einer Verbindung
der allgemeinen Formel Hal-A-R worin Hal für ein Chlor- oder Bromatom steht, kondensiert.
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Die nach dem vorliegenden Verfahren hergestellten, bisher unbekannten
basischen 4-Azaphenthiazine sind bei Zimmertemperatur ölig oder kristallin und bilden
mit Säuren kristalline beständige Salze. Sie besitzen therapeutisch verwertbare
pharmakodynamische Eigenschaften, wie z B. Potenzierung des Effektes von narkotisch,
hypnotisch oder analgetisch wirkenden Pharmaka, und eignen sich deshalb zur Narkosevorbereitung.
Sie können außerdem bei allergischen Erkrankungen sowie als Sedativa, Spasmolytica,
Ganglioplegica, Antiemetica, Anticonvulsiva oder Neuroplegica verwendet werden und
dienen außerdem zur Behandlung von verschiedenartigen Erregungszuständen.
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Die erfindungsgemäß hergestellten Verbindungen I: [1 Methyl-piperidyl-(2')-äthyl]-4-azaphenthiazin,
II: oil '-Methyl-pyrrolidyl-(2')-äthyl]-4-azaphenthiazin,
III: - [1'- Methyl - pyrrolidyl-(2')-methylj
-4-azaphenthiazin, IV: 10- [1'- Methyl - pyrrolidyi-(3')-methy1 -4azaphenthiazin
wurden mit der aus Beispiel 9 der deutschen Patentschrift 1001684 bekannten Verbindung
V: 10-[1'-Methyl-piperidyl-(4')-methyl]-4-azaphenthiazin hinsichtlich ihrer adrenolytischen
Wirkung verglichen.
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Bekanntlich wird die adrenolytische Wirksamkeit als Kriterium für
die neuroplegischen Eigenschaften herangezogen. Untersucht wurde die hemmende Wirkung
der Verbindungen auf die durch Andrenalin hervorgerufene Kontraktion der isolierten
Samenblase des Meerschweinchens. Die Wirkung wurde in zahlenmäßige Beziehung gebracht
zur Wirkung von Dihydroergotamin (DHE), einer Verbindung, deren starke Adrenalinhemmung
bekannt ist. Diese wurde als Einheit gewählt.
Adrenolytische Adrenolytische |
Substanz Wirkung |
DHE DHE 1 Verbindung |
V 1 |
I 0,33 100 |
II 4 1200 |
III 0,05 15 |
IV 0,37 111 |
V (Vergleichs- 0,0033 1 |
substanz) |
Diese Zahlen zeigen eindeutig, daß die Vergleichssubstanz V in bezug auf die adrenolytische
Wirkung bedeutend schwächer ist als die neuen Verbindungen Nur. 1 bis IV, d. h.,
sie ist als Neuroplegikum den Substanzen I bis IV deutlich unterlegen.
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Die Ausführung des Verfahrens erfolgt beispielsweise so, daß 4-Azaphenthiazin
in einem geeigneten Lösungsmittel, z. B. Benzol, Toluol, Dichlorbenzol oder Nitrobenzol,
gelöst und in Gegenwart eines alkalischen Kondensationsmittels, beispielsweise Alkalirnetalle
oder Verbindungen derselben, wie Hydroxyde, Amide, Hydride oder Alkanolate, z. B.
Natrium- oder Kaliumhydroxyd, Natriumamid, Natriummetall, Lithiumhydrid, oder Natrium-tert.-butylat
mit einer Verbindung der allgemeinen Formel Hal-A-R bei Zimmertemperatur oder bei
erhöhter Temperatur umgesetzt wird.
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Die Reaktion kann auch ohne Lösungsmittel durch Zusammenschmelzen
der Reaktionspartner durchgeführt werden, wobei, allerdings unter Herabsetzung der
Ausbeute, auch auf die Anwesenheit eines Kondensationsmittels verzichtet werden
kann.
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Nach beendeter Umsetzung wird das Reaktionsgemisch mit Wasser ausgeschüttelt
und das Lösungsmittel unter vermindertem Druck abgedampft; die Verfahrensprodukte
können aber auch aus dem Reaktionsgemisch durch verdünnte Mineralsäuren oder organische
Säuren extrahiert und aus der wässerigen Phase durch Versetzen mit Laugen oder Ammoniak
ausgeschieden werden.
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Die Basen können abfiltriert werden, wenn sie sich in festem Zustand
abscheiden, oder, wenn sie ölig ausfallen, in Benzol oder einem anderen mit Wasser
nicht mischbaren Lösungsmittel aufgenommen und dann vom Lösungsmittel durch Eindampfen
wieder befreit werden. Die Basen können durch Destillation im Hochvakuum gereinigt
und mit organischen oder anorganischen Säuren in ein geeignetes Salz übergeführt
werden.
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Das als Ausgangsprodukt verwendete 4-Azaphenthiazin kann hergestellt
werden, indem man 2-Phenylamino-pyridin bei erhöhter Temperatur mit elementarem
Schwefel in Gegenwart von Jod oder Aluminiumchlorid cyclisiert. An Stelle von elementarem
Schwefel können auch Schwefelhalogenide, Dischwefelhalogenide oder ähnliche Verbindungen
verwendet werden. Für die Verfahren zur Herstellung des Ausgangsproduktes wird im
Rahmen der vorliegenden Erfindung kein Schutz begehrt.
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In den nachfolgenden Beispielen, welche die Ausführung des Verfahrens
erläutern sollen, erfolgen alle Temperaturangaben in Celsiusgraden. Die Schmelz-und
Siedepunkte sind unkorrigiert.
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Beispiel 1 10-[1'-Methyl-piperidyl-(2')-äthyl]-4-azaphenthiazin 12,5
g 4-Azaphenthiazin (F. 115°) werden in 60 ccm absolutem Xylol gelöst, mit 2,93 g
feinpulverisiertem Natriumamid versetzt und unter Rühren 3 Stunden bei einer Badtemperatur
von 1800 unter Rückfluß zum Sieden erhitzt. Darauf läßt man, ohne das Erhitzen zu
unterbrechen, innerhalb von 11/2 Stunden 12,6 g 2- [1' - Methyl - piperidyl- (2')]
- 1- chloräthan (Kp. 84V 10 mm Hg), gelöst in 15 ccm absolutem Xylol, zutropfen
und erhitzt, ohne das Rühren zu unterbrechen, das Gemisch weitere 3 Stunden. Alsdann
wird abgekühlt und das überschüssige Natriumamid durch Zusatz von 3,1 g Ammoniumchlorid
zersetzt. Die dreimal mit je 30 ccm Wasser gewaschene Xylollösung wird mit 200 ccm
150/,der wässeriger Weinsäurelösung ausgezogen. Man schüttelt den Weinsäureauszug
zweimal mit je 40 ccm Benzol und macht ihn bei 10° mit 63 ccm konzentrierter Natronlauge
phenolphthaleinalkalisch. Die Lösung der ausgeschiedenen öligen Base in 300 ccm
Äther wird mit 100 ccm Wasser ausgeschüttelt, über Magnesiumsulfat getrocknet, filtriert
und unter vermindertem Druck eingedampft. Der Rückstand wird im Hochvakuum destilliert,
wobei die unter einem Druck von 0,1 mm Hg-Säule bei 187 bis 1900 übergehende Hauptfraktion
aufgefangen wird.
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Das analysenreine 10-[1'-Methyl-piperidyl-(2')-äthyl]-4-azaphenthiazin
hat den Siedepunkt 188 bis 1900 bei einem Druck von 0,1 mm Hg-Säule. Ausbeute 880/0.
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Beim Versetzen einer Lösung von 7,6 g der freien Base in 25 ccm absolutem
Äthanol mit 2,97 g 280/iger äthanolischer Salzsäure wird nach Eindampfen im Vakuum
und dreimaligem Umkristallisieren aus absolutem Äthanol das Hydrochlorid erhalten.
Das analysenreine Hydrochlorid des 10-[1'-Methyl-piperidyl-(2')-äthyl]-Pazaphenthiazins
hat den konstanten Schmelzpunkt 215 bis 216° und ist gelb gefärbt.
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Ausbeute 72 0/o.
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Beispiel 2 10-[1'-Methyl-piperidyl-(2')-methyl]-4-azaphenthiazin
12,5 g 4-Azaphenthiazin (F. 115°) werden in 60 ccm absolutem Xylol gelöst, mit 2,93
g feinpulverisiertem Natriumamid versetzt und unter Rühren 3 Stunden bei einer Badtemperatur
von 1800 unter Rückfluß zum Sieden erhitzt. Darauf läßt man, ohne das Erhitzen zu
unterbrechen, innerhalb von 1112 Stunden 11,5 g l-Methyl-2-chlormethyl-piperidin
(Kp. 67 bis 68V 12 mm Hg), gelöst in 12,5 ccm absolutem Xylol, zutropfen und erhitzt,
ohne das Rühren zu unterbrechen, das Gemisch weitere 3 Stunden. Alsdann wird abgekühlt
und das überschüssige Natriumamid durch Zusatz von 3,1 g Ammoniumchlorid zersetzt.
Die zweimal mit je 50 ccm Wasser gewaschene Xylollösung wird mit 200 ccm 150/iger
wässeriger Weinsäurelösung ausgezogen. Man schüttelt den Weinsäureauszug zweimal
mit je 40 ccm Benzol und macht ihn bei 10° mit 63 ccm konzentrierter Natronlauge
phenolphthaleinalkalisch. Die Lösung der ausgeschiedenen freien Base in 300 ccm
Äther wird mit 100 ccm Wasser ausgeschüttelt, über Magnesiumsulfat getrocknet, filtriert
und unter vermindertem Druck eingedampft. Der Rückstand wird im Hochvakuum destilliert,
wobei die unter einem Druck von 0,4 mm Hg-Säule bei 197 bis 199° übergehende Hauptfraktion,
10-[1'-Methyl-piperidyl-(2')-methyl]-4-azaphenthiazin, aufgefangen wird.
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Ausbeute 870/o.
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Beim Versetzen einer Lösung von 9,6 g der freien Base in 35 ccm absolutem
Äthanol mit 3,47 g 280/0iger äthanolischer Salzsäure wird nach Eindampfen im Vakuum
und viermaliger Umkristallisation aus absolutem Äthanol unter Zusatz von absolutem
Äther das Hydrochlorid erhalten. Das analysenreine Hydrochlorid des 10- [1 -Methyl-piperidyl-(2')-methylj-4-azaphenthiazins
hat den konstanten Schmelzpunkt 195 bis 197° und ist leicht gelbgräulich gefärbt.
Ausbeute 300/o.
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Beispiel 3 10- [1'- Methyl-pyrrolidyl-(2')-methyl]-4-azaphenthiazin
9,5 g 4-Azaphenthiazin (F. 115°) werden in 50 ccm absolutem Xylol gelöst, mit 2,2
g feinpulverisiertem Natriumamid versetzt und 3 Stunden bei einer Badtemperatur
von 1800 unter Rückfluß zum Sieden erhitzt. Darauf läßt man, ohne das Erhitzen zu
unterbrechen, innerhalb von 11/2 Stunden 7,9 g l-Methyl-2-chlormethyl-pyrrolidin
(Kp. 90 bis 92°/90 mm Hg), gelöst in 10 ccm absolutem Xylol, zutropfen und erhitzt,
ohne das Rühren zu unterbrechen, das Gemisch weitere 3 Stunden. Alsdann wird abgekühlt
und das überschüssige Natriumamid durch Zusatz von 2,4 g Ammoniumchlorid zersetzt.
Die dreimal mit je 30 ccm Wasser gewaschene Xylollösung wird mit 150 ccm l50/ojger
wäßriger Weinsäure ausgezogen.
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Man schüttelt den Weinsäureauszug mit 60 ccm Benzol und macht ihn
mit 50 ccm konzentrierter Natronlauge phenolphthaleinalkalisch. Die Lösung der ausgeschiedenen
öligen Base in 150 ccm Äther wird mit 60 ccm Wasser ausgeschüttelt, über Pottasche
getrocknet, filtriert und unter vermindertem Druck eingedampft. Der Rückstand wird
im Hochvakuum destilliert, wobei das unter einem Druck von 0,05 mm Hg-Säule bei
172 bis 178° übergehende l0-[l'-Methylpyrrolidyl-(2')-methyl]4-azaphenthiazin aufgefangen
wird. Ausbeute 61 O/o. Beim Versetzen einer Lösung von 6,0 g der freien Base in
40 ccm absolutem Äthanol in der Wärme mit 2,34 g Maleinsäure und anschließender
Zugabe von 40 ccm Äther kristallisiert das Maleinat aus, welches durch Lösen in
40 ccm Äthanol und Zugabe von 40 ccm Äther umkristallisiert wird. Das analysenreine
Maleinat des 10-[1'-Methyl-pyrrolidyl-(2')-methyl]-4-azaphenthiazins hat den konstanten
Schmelzpunkt 123 bis 1240. Ausbeute 720/o.
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Beispiel 4 10-[1 '- Methyl-pyrrolidyl-(3')-methyl]-4-azaphenthiazin
10,0 g 4-Azaphenthiaun (F. 115°) werden in 50,0 ccm absolutem Xylol gelöst, mit
2,34 g feinpulverisiertem Natriumamid versetzt und 3 Stunden bei einer Badtemperatur
von 1800 zum Sieden unter Rückfluß erhitzt. Darauf läßt man, ohne das Erhitzen zu
unterbrechen, innerhalb von 11/2 Stunden 8,34 g l-Methyl-3-chlormethyl-pyrrolidin
(Kp. 75 bis 76°/35 mm Hg), gelöst in 10,0 ccm absolutem Xylol, zutropfen und erhitzt,
ohne das Rühren zu unterbrechen, das Gemisch weitere 3 Stunden. Alsdann wird abgekühlt
und das überschüssige Natriumamid durch Zusatz von 2,5 g Ammoniumchlorid zersetzt.
Die dreimal mit je 30 ccm Wasser gewaschene Xylollösung wird mit 160 ccm l50/0iger
wäßriger Weinsäure ausgezogen.
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Man schüttelt den Weinsäureauszug mit 60 ccm Benzol und macht ihn
mit 50,5 ccm konzentrierter Natronlauge phenolphthaleinalkalisch. Die Lösung der
ausgeschiedenen öligen Base in 210 ccm Äther wird mit
60 ccm Wasser ausgeschüttelt,
über Pottasche getrocknet, filtriert und unter vermindertem Druck eingedampft. Der
Rückstand wird im Hochvakuum destilliert, wobei das unter einem Druck von 0,03 mm
Hg-Säule bei 181" übergehende 10-[1'-Methyl-pyrrolidyl-(3')-methyl]-4-azaphenthiazin
aufgefangen wird.
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Ausbeute 36,5 O/o.
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Beim Versetzen einer Lösung von 4,93 g der freien Base in 8,0 ccm
absolutem Äthanol mit 3,67 ccm 4,5lnormaler äthanolischer Salzsäure kristallisiert
das Hydrochlorid aus, das dreimal aus Propanol umkristallisiert wird. Das analysenreine
Hydrochlorid des 10 - [1'. Methyl - pyrrolidyl - (3') - methyl - 4-azaphenthiazins
hat den konstanten Schmelzpunkt 175 bis 177".
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Ausbeute 21 O/o.
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Beispiel 5 1 0-[1 '-Methyl-pyrrolidyl-(2')-äthyl]-4-azaphenthiazin
12,0 g 4-Azaphenthiazin (F. 115°) werden in 60,0 ccm absolutem Xylol gelöst, mit
2,8 g feinpulverisiertem Natriumamid versetzt und 3 Stunden bei einer Badtemperatur
von 1800 zum Sieden unter Rückfluß erhitzt. Darauf läßt man, ohne das Erhitzen zu
unterbrechen, innerhalb von 11/2 Stunden 9,75 g 2-[1'-Methylpyrrolidyl-(2')]- 1-chioräthan
(Kp. 65°/13 mm Hg), gelöst in 12,0 ccm absolutem Xylol, zutropfen und erhitzt, ohne
das Rühren zu unterbrechen, das Gemisch weitere 3 Stunden. Alsdann wird abgekühlt
und das überschüssige Natriumamid durch Zusatz von 3,0 g Ammoniumchlorid zersetzt.
Die dreimal mit je 33 ccm Wasser gewaschene Xylollösung wird mit 192 ccm 150iger
wäßriger Weinsäure ausgezogen.
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Man schüttelt den Weinsäureauszug mit 75 ccm Benzol und macht ihn
mit 60 ccm konzentrierter Natronlauge phenolphthaleinalkalisch. Die Lösung der ausgeschiedenen
öligen Base in 210 ccm Äther wird mit 60 ccm Wasser ausgeschüttelt, über Pottasche
getrocknet, filtriert und unter vermindertem Druck eingedampft. Der Rückstand wird
im Hochvakuum destilliert, wobei das unter einem Druck von 0,05 mm Hg-Säule bei
193 bis 195° übergehende l0-[l'-Methylpyrrolidyl-(2')-4-azaphenthiazin aufgefangen
wird. Ausbeute 83,5 0/,.
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Beim Versetzen einer Lösung von 10,94 g der freien Base in 45 ccm
absolutem Äthanol mit 4,67 ccm 7,54normaler äthanolischer Salzsäure kristallisiert
das Hydrochlorid aus, das dreimal aus absolutem Äthanol umkristallisiert wird. Das
analysenreine Hydrochlorid des 10- [1' - Methyl-pyrrolidyl- (2' -äthyl] -4- azaphenthiazins
hat den konstanten Schmelzpunkt 254 bis 256". Ausbeute 16,5 0/o.