DE1084440B - Frisierhilfsmittel - Google Patents

Description

• Frisierhilfsmittel Die Veränderung der Oberfläche menschlicher Haare durch Auflagerung hochpolymerer Substanzen ist bekannt. Es ist das Ziel dieser Maßnahmen, den Haaren durch »Korsage« höhere mechanische Festigkeit zu verleihen, welche eine längere Haltbarkeit der Frisur zur Folge hat, das Haar unempfindlicher gegen äußere Einwirkungen zu machen und als Frisierhilfsmittel in der Friseurpraxis die Einlegbarkeit der Haare bei der Fertigstellung der Frisur zu erleichtern. Gleichzeitig sollen diese Mittel das Erscheinungsbild des Haares bezüglich Glanz, Griffigkeit, Kämmbarkeit usw. verbessern. Im Prinzip sind diese Effekte vergleichbar mit dem aus der Textilpraxis bekannten »Avivageeffekt«. In der Fachwelt werden diese Mittel als Haarlack, flüssiges Haarnetz, Einlegemittel, Mittel zur Stabilisierung einer Wasserwelle bzw. zur Verlängerung der Haltbarkeit einer Dauerwelle verwendet (vgl. die britische Patentschrift 747 806).
• Zur Erzielung dieser Effekte hat man eine große Anzahl von Substanzen verwendet, z. B. Leimlösungen, Dextrine, pflanzliche Harze, Tragant, Cellulosederivate, Alginate, Pektine, Salze von Acrylsäure- und Methacrylsäurepolymerisaten, ferner Mischpolymerisate von Acrylsäure, Methacrylsäure, Acrylnitril, Acrylsäureester, Styrol, Vinylacetat, Polyvinylalkohol usw: In neuerer Zeit wurden polymere n-Vinyllactame bzw. -säureamide, z. B.
• Polyvinylpyrrolidon, verwendet (vgl. die deutsche Patentschrift 873 891) sowie Mischpolymerisate von Acrylsäure-und Methacrylsäureestern mit Acrylnitril, Acrylsäureamiden, Vinylalkylketonen oder Vinylarylverbindungen, die bis zur Wasserlöslichkeit verseift werden (vgl. die deutsche Auslegeschrift 1 015 193).
• Man hat auch schon versucht, durch gemeinsame Anwendung von hochpolymeren Filmbildnern mit Farbstoffen eine Tönung des Haares zu erreichen (s. E. Sagarin, Cosmetics, Science and Technology, [1957], Interscience Publishers, Inc., New York, 5. 489). Die Festlegemittel gemäß dieser Literaturstelle können von verschiedener Art sein und z. B. Schellack, Äthylcellulose oder Polyvinylpyrrolidon als Filmbildner enthalten.
• Alle bisher verwendeten Mittel zum färbenden Festlegen der Haare enthalten entweder wasserlösliche Filmbildner, wie z. B. das Polyvinylpyrrolidon, oder Polymerisate, z. B. der Acrylsäurereihe, die auf dem Haar einen Film bilden, der bei höherem Gehalt der Luft an Feuchtigkeit quillt, leicht klebt und sich leicht abwaschen läßt, oder die Filme sind von geringer Abriebfestigkeit, z. B. solche aus Schellack, d. h., sie zerpulvern und liegen dann als grauer Schimmer auf dem Haar und stauben ab.
• Während die Festigkeit der Frisur mit Hilfe dieser Substanzen im allgemeinen zwar erreicht wird, sind die Eigenschaften bezüglich Glanz, Kämmbarkeit, Griffigkeit, Abriebfestigkeit und Dauerhaftigkeit aber mangelhaft.
• Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß man Filme auf menschlichen Haaren von hervorragender Abriebfestigkeit erhalten kann, wenn man polymere, filmbildende Produkte mit basischen bzw. kationaktiven Gruppen verwendet. Die erfindungsgemäßen Mittel können z. B. enthalten: Polymerisate von Vinylpyridin und dessen Derivate, Polymerisate von Estern aus Acrylsäure oder Methacrylsäure und Aminoalkoholen und deren Derivate, Polyvinylimidazol, Polyäthylenimin sowie Mischpolymerisate aus diesen stickstoffhaltigen Verbindungen und anderen polymerisierbaren Substanzen.
• Die Verbindungen sind durch einen Gehalt an quaternisierbaren Atomen gekennzeichnet. Entscheidend für die Verwendbarkeit gemäß der Erfindung ist der basische Charakter der Verbindungen, welcher so stark ausgeprägt sein muß, daß die polymere Verbindung zur Salzbildung mit anorganischen und organischen Säuren befähigt ist.
• Ein ebenfalls stickstoffhaltiges Produkt, wie z. B. Polyvinylpyrrolidon, hat diese Fähigkeit zur Salzbildung praktisch nicht und wird von der Erfindung daher nicht umfaßt.
• Die Polymerisate können sowohl als freie Basen als auch als Salze mit anorganischen und organischen Säuren vorliegen. Ferner können diese Produkte vorteilhaft als quaternisierte Verbindungen verwendet werden, die z. B. durch Quaternisierung mit Alkylsulfaten oder Alkylhalogeniden erhalten werden. Während die freien Basen meist nur in organischen Lösungsmitteln löslich sind, sind die Salze und die quaternisierten Produkte in den meisten Fällen ausreichend wasserlöslich, letztere oft sogar im alkalischen pE-Bereich.
• Die beschriebenen Verbindungen sind ausgezeichnet durch ihre sehr starke Substantivität zu menschlichen Haaren. Die damit verbundene Haftfestigkeit des gebildeten Films auf dem Haar bewirkt gleichzeitig, daß die Verklebung der Haare untereinander wesentlich gemindert und daher eine hervorragende Kämmbarkeit und Griffigkeit erzielt wird. Auch tritt beim Durchkämmen kein Abstauben ein. Die Mittel nach der Erfindung sind daher den bisher bekannten, eingangs erwähnten Mitteln deutlich überlegen.
• Die gute Abriebfestigkeit ermöglicht es auch, diese Produkte als Bindemittel für Färbungen oder Tönungen der Haare zu verwenden. Während bei den bisher üblichen Tönungen das Tönungsmittel nach einer gewissen Einwirkungszeit abgespült werden muß, ist es mit Hilfe dieser Produkte möglich, den Farbstoff ohne Nachspülung auf den Haaren zu belassen, ohne daß eine Verschmutzung von Kleidung oder Kopfkissen eintritt. Die günstigsten Bindemittel und Farbstoffe sowie die Mengenverhältnisse sind im Einzelfall je nach-der gewünschten Farbtiefe und Farbnuance zu ermitteln.
• Es wurde zwar schon bekannt, für diesen Zweck -als Bindemittel Schellack oder Polyvinylchlorid zu verwenden (s. die deutsche Patentanmeldung V 9656 IVa/30h), jedoch zeigte die Praxis, daß diese Präparate die für eine genügend dauerhafte Tönung erforderliche Abriebfestigkeit nicht besitzen.
• Beispiele I. Aerosol-Haarlack 15,0 g Laktat des Polymerisats von Acrylsäurediäthylaminoäthylester, 0,3 g Tetraäthoxytetramethyltetrasiloxan, 0,7 g Parfümöl, 84,0 g Isopropylalkohol.
• 100,0 g 75 g dieser Lösung werden mit 90 g Treibmitteln, z. B. einer Mischung aus gleichen Gewichtsteilen Monofluortrichlormethan und Difluordichlormethan, zu einem Aerosolsprühpräparat abgefüllt. Versprüht man diese Lösung auf das trockene menschliche Haar, so erhält man bei guter Kämmbarkeit, Griffigkeit und Abriebfestigkeit eine dauerhafte Festigung der Frisur.
• Das Polymerisat erhält man in folgender Weise: 1 Mol Acrylsäurediäthylaminoäthylester hydrochlorid wird in etwa 600 ml Wasser gelöst, mit 0,6 Mol Thioglykolsäure und 0,025 Mol Kaliumpersulfat versetzt und einige Stunden bei 50° C am Rückfluß gehalten. Man erhält eine viskose, gelbgefärbte Lösung, aus der das Polymerisat mit verdünnter Natronlauge ausgeschieden wird. Der Niederschlag wird abfiltriert und durch wiederholtes Umfällen aus Säuren mit Lauge gereinigt.
• II. Einlegemittel a) 4,0 g einer 10°/Oigen Lösung des Polymerisats von 2-Vinyl-5-methyl-pyridin in Isopropylalkohol, 0,3 ccm Salzsäure, konzentriert, 20,0 ccm Isopropylalkohol, 75,3 ccm Wasser, 0,2 g Cetylpyridiniumchlorid, 0,3 g Parfümöl.
• 100,0 g Das Polymerisat erhält man wie folgt: 0,1 Mol 2-Vinyl-5-methyl-pyridin, das gemäß der USA.-Patentschrift 2 754300 hergestellt werden kann, und - 0,11 Mol Salzsäure werden mit 30 ml Wasser und 0,05 g Ammoniumpersulfat versetzt und unter Stickstoff am Rückílùß zum- Sieden erhitzt. Nach stündigem Sieden werden weitere 0,05 g Ammoniumpersulfat eingetragen.
• Nach insgesamt 2 Stunden fällt man das Polymerisat durch langsames Eintragen in überschüssige verdünnte Natronlauge aus. Der Niederschlag wird abgesaugt und durch wiederholtes Umfällen aus Salzsäure mit Sodalösung gereinigt. Man erhält das Polymerisat des 2-Vinyl-5-methyl-pyridins als weißes Pulver b) 1,0 g Polyäthylenimin (hergestellt nach der deutschen Patentschrift 665 791, Beispiel 7), 40,0 g Isopropylalkohol, 0,3 g Parfümöl, 58,7 g Wasser.
• 100,0 g c) 1,2 g Polyvinylimidazol (hergestellt nach der deutschen Patentschrift 847 347, Beispiel 1), 40,0 g Isopropylalkohol, 0,5 g Parfümöl, 58,3 g Wasser.
• 100,0 g Man verwendet diese Mittel als Einlegemittel nach den in der Friseurtechnik üblichen Methoden und erhält einen guten Glanz, Kämmbarkeit und Griffigkeit sowie eine haltbare Frisur.
• Gibt man zu diesen Lösungen Farbstoffe, so wird dem Haar eine Tönung verliehen, die ohne Nachspülen ausreichende Abriebfestigkeit besitzt, Der Zusatz von 0,002 g Methylenblau (Colour Index Nr. 52015) und 0,002 g Methylviolett (Colour Index Nr. 42535) zu den Mitteln a bis c ergibt auf weißen oder grauen Haaren einen idaren Silberton, und der Zusatz von 0,01 g 4-Nitro-1,2-phenylendiamin und 0,03 g 2-Nitro-1,4-phenylendiamin zu den Mitteln a bis c ergibt auf mittel- oder hellblondem Haar ohne Zugabe von Oxydationsmitteln einen bernsteinfarbenen Ton.
• PATENTANSPROCHE: 1. Frisierhilfsmittel, dadurch gekennzeichnet, daß es basische, zur Salzbildung mit anorganischen oder organischen Säuren befähigte, filmbildende Polymere und bzw. oder deren Salze und bzw. oder deren Quaternisierungsprodukte enthält.

Claims (1)

1. 2. Mittel nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen zusätzlichen Gehalt an Farbstoff.

   In Betracht gezogene Druckschriften: Deutsche Patentschrift Nr. 873 891; deutsche Auslegeschriften Nr. 1 009 807, 1 015 193; britische Patentschrift Nr. 747 806; Edward Sagarin: Cosmetics, Science and Technology, 1957, S. 489.