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Frisierhilfsmittel
Die Veränderung der Oberfläche menschlicher Haare durch Auflagerung hochpolymerer Substanzen ist bekannt. Es ist das Ziel dieser Massnahmen, den Haaren durch"Korsage"höhere mechanische Festig- keit zu verleihen, welche eine längere Haltbarkeit der Frisur zur Folge hat, das Haar unempfindlicher gegen äussere Einwirkungen zu machen und als Frisierhilfsmittel in der Friseurpraxis die Einlegbarkeit der
Haare bei der Fertigstellung der Frisur zu erleichtern. Gleichzeitig sollen diese Mittel das Erscheinungs- bild des Haares bezüglich Glanz, Griffigkeit, Kämmbarkeit usw. verbessern.
Im Prinzip sind diese Ef- fekte vergleichbar mit dem aus der Textilpraxis bekannten "Avivageeffekt". In der Fachweltwerden diese Mittel als Haarlack, flüssiges Haarnetz, Einlegemittel, Mittel zur Stabilisierung einer Wasserwelle bzw. zur Verlängerung der Haltbarkeit einer Dauerwelle verwendet (vgl. die brit. Patentschrift Nr. 747806).
Zur Erzielung dieser Effekte hat man eine grosse Anzahl von Substanzen verwendet, z. B. Le1mlösun- gen, Dextrine, pflanzliche Harze, Tragant, Cellulosederivate, Alginate, Pektine, Salze von Acrylsäu- re- und Methacrylsäurepolymerisaten, ferner Mischpolymerisate von Acrylsäure, Methacrylsäure, Acrylnitril, Acrylsäureester, Styrol, Vinylacetat, Polyvinylalkohol usw. In neuerer Zeit wurden polymere n-Vinyllactame, bzw.-säureamide (z. B. Polyvinylpyrrolidon) verwendet (vgl. deutsche Patentschrift Nr. 873891) sowie Mischpolymerisate von Acrylsäure-und Methacrylsäureestern mit Acrylnitril, Acrylsäureamiden, Vinylalkylketonen oder Vinylarylverbindungen, die bis zur Wasserlöslichkeit verseift werden (vgl. deutsche Auslegeschrift Nr. 1015193).
Man hat auch schon versucht, durch gemeinsame Anwendung von hochpolymeren Filmbildner mit Farbstoffen eine Tönung des Haares zu erreichen (s. F. SAGARIN, Cosmetics, Science and Technology, Interscience Publ., Inc., N. Y. ze S. 489). Die Festlegemittel gemäss dieser Literaturstelle können von verschiedener Art sein und z. B. Schellack, Athylcellulose oder Polyvinylpyrrolidon als Filmbildner enthalten.
Alle bisher verwendeten Mittel zum färbenden Festlegen der Haare enthalten entweder wasserlösliche Filmbildner, wie z. B. das Polyvinylpyrrolidon, oder Polymerisate, z. B. der Acrylsäurereihe, die auf dem Haar einen Film bilden, der bei höherem Gehalt der Luft an Feuchtigkeit quillt, leicht klebt und sich leicht abwaschen lässt, oder die Filme sind von geringer Abriebfestigkeit, z. B. solche aus Schellack, d. h. sie zerpulvern und liegen dann als grauer Schimmer auf dem Haar und stauben ab.
Während die Festigung der Frisur mit Hilfe dieser Substanzen im allgemeinen zwar erreicht wird, sind die Eigenschaften bezüglich Glanz, Kämmbarkeit, Griffigkeit, Abriebfestigkeit und Dauerhaftigkeit aber mangelhaft.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, dass man Filme auf menschlichen Haaren von hervorragender Abriebfestigkeit bei Verwendung eines Frisierhilfsmittels erhalten kann, das basische zur Salzbildung mit anorganischen oder organischen Säuren befähigte, filmbildende Polymere und bzw. oder deren Salze und bzw. oder deren Quaternisierungsprodukte enthält. Die erfindungsgemässen Mittel können z. B. enthalten : Polymerisate von Vinylpyridin und dessen Derivaten, Polymerisate von Estern aus Acrylsäure oder Methacrylsäure und Aminoalkoholen und deren Derivaten, Polyvinylimidazol, Polyäthylenimin sowie Mischpolymerisate aus diesen stickstoffhaltigen Verbindungen u. a. polymerisierbaren Substanzen.
Die Verbindungen sind durch einen Gehalt an quaternisierbaren Atomen gekennzeichnet. Entschei-
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dend für die Verwendbarkeit gemäss der Erfindung ist der basische Charakter der Verbindungen, welcher so stark ausgeprägt sein muss, dass die polmere Verbindung zur Salzbildung mit anorganischen und orga- nischen Säuren befähigt ist. Ein ebenfalls stickstoffhaltiges Produkt, wie z. B. Polyvinylpyrrolidon, hat diese Fähigkeit zur Salzbildung praktisch nicht und wird von der Erfindung daher nicht umfasst.
Die Polymerisate können sowohl als freie Basen als auch als Salze mit anorganischen und organi- schen Säuren vorliegen. Ferner können diese Produkte vorteilhaft als quaternisierte Verbindungen verwen- det werden, die z. B. durch Quaternisierung mit Alkylsulfaten oder Alkylhalogeniden erhalten werden.
Während die freien Basen meist nur in organischen Lösungsmitteln löslich sind, sind die Salze und die quaternisierten Produkte in den meisten Fällen ausreichend wasserlöslich, letztere oft sogar im alkali- schen pH-Bereich.
Die beschriebenen Verbindungen sind ausgezeichnet durch ihre sehr starke Substantivität zu mensch- lichen Haaren. Die damit verbundene Haftfestigkeit des gebildeten Filmes auf dem Haar bewirkt gleich- zeitig, dass die Verklebung der Haare untereinander wesentlich gemindert und daher eine hervorragende
Kämmbarkeit und Griffigkeit erzielt wird. Auch tritt beim Durchkämmen kein Abstauben ein. Die Mittel nach der Erfindung sind daher den bisher bekannten, eingangs erwähnten Mitteln deutlich überlegen.
Die gute Abriebfestigkeit ermöglicht es auch, diese Produkte als Bindemittel für Färbungen oder Tö- nungen der Haare zu verwenden. Während bei den bisher üblichen Tönungen das Tönungsmittel nach einer gewissen Einwirkungszeit abgespült werden muss, ist es mit Hilfe dieser Produkte möglich, den
Farbstoff ohne Nachspülung auf den Haaren zu belassen, ohne dass eine Verschmutzung von Kleidung oder Kopfkissen eintritt. Die günstigsten Bindemittel und Farbstoffe sowie die Mengenverhältnisse sind im Einzelfall je nach der gewünschten Farbtiefe und Farbnuance zu ermitteln.
Es wurde zwar für diesen Zweck schon vorgeschlagen, als Bindemittel Schellack oder Polyvinylchlorid (deutsche Patentanm. V 9656 IVa/30h) zu verwenden, jedoch zeigte die Praxis, dass diese Präparate die für eine genügend dauerhafte Tönung erforderliche Abriebfestigkeit nicht besitzen. Die Abriebfestig- keit des erfindungsgemässen Frisierhilfsmittels im Vergleich zu der, die dem Stand der Technik entspricht, kann unter standardisierten Bedingungen wie folgt, ermittelt werden :
Je 4, 0 ml einer Lösung von
0, 5 g Harzsubstanz (polymerer Filmbildner)
0, 05 g Cellitonechtrot GG (C. J. 11 210)
60, 0 Isopropanol
40, 0 g Wasser werden auf Haarsträhnen von 2, 5 g Gewicht gut verteilt, durchgekämmt und mit einer Klammer bei jeweils gleicher Spannung abgequetscht, so dass immer die gleiche Präparatmenge auf den Strähnen verbleibt.
Durch 3tägiges Hängen an der Luft wird getrocknet. Diese so vorbereiteten Haare können auf Reibechtheit mit dem Universal-Reibechtheitsprüfer nach Dr. Ruf gemäss DIN 53 959 untersucht werden.
Die dann auf dem Nesseltuch infolge Abriebs, bei 0,5 Atü und gleichem Reibweg (40 Hin- und Herbewegungen) erhaltenen Flecke sind unmittelbar durch die Färbung vergleichbar, weil die verglichenen Mittel stets auch die gleiche Farbstoffkonzentration aufweisen.
Unter diesen Bedingungen wurde eine Prüfung der Abriebfestigkeit I. der erfindungsgemässen Mittel und II. der Mittel, die dem Stande der Technik entsprechen, durchgeführt. Die Mittel unter 1 (A - D) entsprechen dem Beispiel 1 - 4 und die Mittel unter H (E - I) wurden nach den in folgenden Literaturstellen beschriebenen Arbeitsanweisungen hergestellt :
E) Deutsche Patentschrift Nr. 873891, Beispiel 1
F) deutsche Auslegeschrift Nr. 1015193, Beispiel 4 (Trockensubstanz)
G) deutsche Auslegeschrift Nr. 1009 807, Beispiel 5
H) brit. Patentschrift Nr. 747 806, Beispiel l
I) Fred Winter "Handbuch der gesamten Parfümerie und Kosmetik,
Springer-Verlag, Wien i952, S. 534"Haarlacke"
Die Vergleichsversuche der Abriebfestigkeit hatten folgendes-in nachstehender Tabelle nochmals schematisch aufgezeichnetes-Ergebnis :
Die mit den Mitteln A-D behandelten Haarproben zeigen einen an der Färbung erkennbaren sehr geringen Abrieb, während die mit den Mitteln E - I behandelten Haarproben demgegenüber einen auffallend starken Abrieb aufweisen.
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EMI3.1
<tb>
<tb> Abriebfestigkeit <SEP> erfindungsgemässe <SEP> Mittel <SEP> Mittel <SEP> gemäss <SEP> Stand <SEP> der <SEP> Technik
<tb> ABCD <SEP> EFGHI <SEP>
<tb> hohe <SEP> Abriebfestigkeit <SEP> 0 <SEP> 0 <SEP> 0 <SEP> 0
<tb> geringe <SEP> Abriebfestigkeit <SEP> 0 <SEP> 0 <SEP> 0 <SEP> 0 <SEP> 0
<tb>
Zur Färbung der Präparate können insbesondere zwecks Demonstration der Abriebfestigkeit beliebige andere Farbstoffe gewählt werden.
Der in vorstehender Versuchsanordnung angegebene Farbstoff gestattet, schon sehr geringe Abriebe zu erkennen, die jedoch für die Praxis und den Zweck, den die erfindungsgemässen Mittel erfüllen, keine nachteilige Bedeutung haben.
Einlegemittel.
Beispiel 1 : 2, 5 g Polymerisat von Methacrylsäure-trimethylaminoäthylester als Methosulfat (ber. auf Trockensubstanz) 0, 7 g Parfümöl
40, 0 g Isopropylalkohol
EMI3.2
8 g einer3 igen H0 -Lösung versetzt und nach einer Reaktionszeit von 6 h eine wasserklare, gallertartige Masse erhält.
Beispiel 2 : 3,2 g Polymerisat von Acrylsäure-diäthylmethylaminoäthylester als Methosulfat (ber. auf Trockensubstanz)
0, 5 g ParfUmöl
50, 0 g Äthylalkohol
EMI3.3
von Eisen-(III)-Kaliumsulfat und Wasserstoffsuperoxyd und kann gegebenenfalls in die Salze übergeführt werden.
Beispiel 3 : 0,7 g Polymerisat von Methacrylsäure-dimethylaminoäthylester, partiell mit Dimethylsulfat quaternisiert (ber. auf Trockensubstanz) 0, 9 g Parfümöl
40, 0 g Isopropylalkohol
EMI3.4
und 0, 025 Mol Kaliumpersulfat zugesetzt wird und die bei 350 unter Rühren und unter Rückfluss polymerisiert. Man erhält ein hochviskoses, schwach gelb gefärbtes Lösungspolymerisat mit einem Trockengehalt von 25%.
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Beispiel 4 : 4,0 g Polymerisat von Methylvinylpyridin, tige Lösung in Isopropylalkohol,
0, 3 cms Salzsäure konz.
20, 0 cm Isopropylalkohol
75,2 cm3 Wasser
0, 2 g Cetylpyridiniumchlorid
0, 3 g Parfüm
100, 0 g
Das Polymerisat von Methylvinylpyridin stellt man wie folgt her : 0, 1 Mol 2-Vinyl-5-methylpyridin und 0, 11 Mol Salzsäure werden mit 30 ml Wasser vermischt und mit 0,05 g Ammoniumpersulfat versetzt. Diese Lösung wird 2 h am Rückfluss unter Stickstoff zum Sieden erhitzt. Nachdem das Gemisch 1 h zum Sieden erhitzt war, wird nochmals 0, 05 g Ammoniumpersulfat nachgetragen. Nach 2 h fällt man das Polymerisat durch langsames Eintragen in überschüssige, verdünnte Natronlauge aus.
Der Niederschlag wird abgesaugt, nochmals in 20% niger Salzsäure gelöst und durch wiederholte Ausfällung mit ge-
EMI4.1
Man verwendet diese Produkte als Einlegemittel nach den in der Friseurpraxis üblichen Methoden und erhält einen guten Glanz, Kämmbarkeit und Griffigkeit sowie eine Verlängerung der Haltbarkeit der Frisur. Gibt man zu dieser Lösung Farbstoffe, so erhält man tönende Einlegemittel, welche ohne Nachspülen zu abriebfesten Tönungen führen, z. B. a) 0,002 g Methylenblau (Color-Index Nr. 52015)
0,002 g Methylviolett (Color-Index Nr. 42535) ergibt auf weissen oder grauen Haaren ein klares Silber ; b) 0, 01 g 4-Nitro-1, 2-phenylendiamin
0,03 g 2-Nitro-1, 4-phenylendiamin ergibt auf mittel- bis hellblondem Haar einen bernsteinfarbenen Ton.
PATENT ANSPRÜCHE :
1. Frisierhilfsmittel mit einem Gehalt an filmbildenden, stickstoffhaltigen Polymeren, das frei von als Treibgas verwendeten mehrfach halogenierten, bei gewöhnlicher Temperatur gasförmigen Kohlenwasserstoffen ist, dadurch gekennzeichnet, dass es basische, zur Salzbildung mit anorganischen oder organischen Säuren befähigte, filmbildende Polymere und/oder deren Salze und/oder deren Quaternisierungsprodukte enthält.