Verfahren zur Gewinnung von Fasermaterial aus tierkcher Haut. Es ist bereits vorgeschlagen worden, tie rische, Haut, welche mit quellend wirkenden Agenzien, zum Beispiel Kalkinileh, vorbe handelt worden ist, mechanisch zu zerfasern und das so erhaltene, Fasermaterial auf Produkte, wie Kunstleder, zu verarbeiten. Die betriebsmässige Durchführung derartiger Verfahren bereitet erhebliche Schwierig keiten, hauptsächlich deshalb, weil die zu verarbeitenden Hautteile je nach ihrer Her kunft, Grösse und Dicke und ihrer Eigen schaften mit Bezug auf Zähigkeit, Dichte usw. sich gegen die Einwirkung der Quel lungsmittel weitgehend verschieden verhal ten.
Hierdurch, wird einerseits die inechani- sehe Zerteilung der Haut erheblich erschwert, während anderseits Produkte von ungleich mässiger Beschaffenheit erlialten werden. Es lässt sich unter anderem nicht vermeiden, dass z. B. dickere oder dichtere und zähere Hautstücke noch nicht durch ihre ganze Masse hindurch gleichmässig gequollen sind, während andere dünnere oder weniger dichte Hautteil6 bereits durchgequollen sind, und <B>C</B> wieder andere, insbesondere an den Ober flächen, bereits zu weito-ellend von den n Chemikalien beeinflusst worden sind.
Durch sorgfältige Vorsortierung der zu verarbeiten den Hautstücke mit Bezu-- auf Herkunft, n Zähigkeit, Dicke, Stückgrösse usw. kann man die genannten Schwierigkeiten wohl etwas mildern, aber nicht beseitigen.
Die Anmelderin hat sich die Aufgabe gestellt, unter Vermeidung der vorstehend ge nannten Übelstände und Schwierigkeiten aus Häuten, zum Beispiel solchen von Ochsen, Rindern, Kälbern usw. oder Hautteilen Fasermaterial unter möglichster Erhaltung ,der Fasern und ihrer guten Eigenschaften zu gewinnen.
Nach vorliegender Erfindung wird derart verfahren, dass Haut durch Behandlung mit quellend wirkenden Agenzien in einen Zu stand übergeführt wird, welcher eine selio- nende Zerteilung der Haut gestattet, JurcU mechanische Behandlung mehr oder weniger weite,ehend zerteilt bezw. zerfasert wird und in zerteiltem Zustand einer nochmaligen Be- handlung mit quellend wirkenden Mitteln unterworfen wird.
Durch die Einwirkung quellend wirkender Mittel auf die bereits zer teilte Hauleubstanz gelingt es, die einzelnen Teile in gleichmässiger Weise<B>zu</B> beeinflussen, also das gesamte zerteilte Material in prak tisch gleichmässigen Quellungszustand über zuführen. Hierdurch wird die Weiterver arbeitung des Materials, insbesondere die wei tere Zerfaserung unter Erhaltung der Fasern und ihrer guten Eigensellaften erheblich er- leieltert, und es werden Faserprodukte von gleichmässig guter Beschaffenheit erzielt.
Die Erfindung gestattet auch, das Faser material auf gewünschte Wasserstoffionen konzentration (pH-Werte) einzustellen, und es hierdurch für gewisse Zwecke der Weiterver arbeitung besonders geeignet zu machen.
Die quellende Behandlung kann mit al- kaliselien Flüssigkeiten, zum Beispiel Kalk milch, verdünnter Natronlauge, Ammoniak, oder mit sauren Stoffen, zum Beispiel Salz säure, selwefliger Säure, Ameisensäure, Essigsäure, Milchsäure oder mit Salzlösun gen, zum Beispiel Ammonchlorid, Calcium chlorid, Caleiumrhodanid usw. durchgeführt werden. Vorüberoehende Erhöhung der Temperatur auf 25 bis 35 ' unterstützt die lockernde und quellende Wirkung.
Zweckmässig werden Quellunggsmittel ver schiedener Art zur Anwendung gebracht, zum Beispiel derart, dass die quellende Behand lung der zu verarbeitenden Häute oder Haut teile mit alkalischen Mitteln, zum Beispiel Kalkmileh, und die Behandlung der bereits mechanisch zerteilten Haut mit sauren Quel lungsmitteln, zum Beispiel verdünnter Salz säure, vorgenommen wird.
Zwecks Durchführung der Erfindung kann man zum Beispiel derart verfahren, dass man normal geäsehierte Hautstücke, besser aber geäscherte Hautstücke, welche eine zu sätzliche Behandlung durch Einlegen in Kalkmilch erfahren haben, einer mechani schen Vorzerteilung unterwirft, das Material in zerteiltem Zustand einer weiteren Quel- lung durch Behandlung mit zum Beispiel Säuren, unterwirft und es in dem hierdurch erzielten, gleichmässig gequollenen Zustand ,der mechanischen Weiterverarbeitung, ins besondere einer Behandluno unterwirft, wel- ehe zu einer Aufteilung noch vorhandener Faserbündel, Faserstränge usw. geeignet ist.
Die zweite Behandlung mit Quellungs mitteln, zum Beispiel Säuren, kann bei der Vorzerteilung der Haut anschliessend an diese oder auch bei der darauffolgenden meeliani- sehen Weiterbehandlung vorgenommen wer den. Es kann auch eine mehrmalige Behand lung der in Zerteilung begriffenen oder be reite mehr oder weniger weitgehend zerteil ten Haut mit Quellungsmitteln gleicher Art oder auch mit verschiedenen Quellungsmit teln stattfinden.
Die Vorzerteiluno kann zum Beispiel der art vorgenommen werden, dass man die zum Beispiel durch Behandeln mit Kalkmileb in zerteilungsfähigen Zustand übergeführten Hautstücke mit eine schonende Zerteilung derselben gestattenden Desintegratoren be- liandelt. Die weitere, Zerteilung und Zer- ia.serung kann mit Hilfe von zur Zerlegung --der vorhandenen Faserbündel, Faserstränge usw. geeigneten Appa.ra.ten, zum Beispiel Mischern, Knetern und dergleichen vorge <U>nommen</U> werden.
Bei einer derartigen Ar beitsweise kann man idie Quellungsmittel, zum Beispiel verdünnte Säure, bereibs bei der Vorzerteilung oder zwischen Vorzerteilung und Zerfaserung oder bei der Zerfaserung oder auch in verschiedenen Arbeitsstufen zu führen. Der Vorzerteilung kann gegebenen falls eine auflockernde Behandluno, der Haut, zum Beispiel durch Bearbeitung derselben mit Siaehelwalzen, vorangehen.
Die Vor- zerteilung selbst kann auch unter Wasser, zum Beispiel durch Behandeln der Haut stücke in Holländern, wie sie in der Papier industrie üblich sind, vorgenommen werden.
Unerwünschte oder störende Chemikalien, wie zum Beispiel Kalk, können durch Mass nahmen, wie Auswaschen oder Neutralisieren mit Säure und Auswaschen des hierbei ge bildeten Produktes, zum Beispiel Chlor- calcium, entfernt werden.
Bei Verarbeitung geäsellerter Hautstücke kann man zum Beispiel so verfahren, dass man diese unter Verzicht auf vorheriges Aus waschen oder nach oberflächlichem Waschen einer zerteilenden mechanischen Behandlung unterwirft, aus der zerteilten Hautsubstanz den Kalk, zum Beispiel durch Auswaschen oder durch Abstumpfen mit Säuren und ge gebenenfalls anschliessendes Auswaschen des gebildeten Salzes entfernt und das zerteilte Material einer gleichmässigen Quellung, zum Beispiel durch Behandlung mit verdünnter Säure, unterwirft. Bei Entfernung des Kal kes durch Behandlung mit Säure kann man auf eine weitere quellende Behandlung ver zichten und die zerteilte Hautsubstanz nach Einstellung auf Wasserstoffionenkonzen trationen von pH 6,0 bis 4,0 weiter verarbeiten.
Das zerteilte Material kann aber auch im Anschluss an die Entfernung des Kalkes durch Behandlung mit Säure und Aup- waschen des gebildeten Salzes einer weiteren Behandlung mit Säure unterworfen werden und hierbei auf pH-Werte von 3,0 bis 2,0 eingestellt werden. Anschliessend an die Zu gabe der Quellunossäure oder während dieser Zuoabe kann man das Fasermaterial einer zerfasernden Behandlung zum Beispiel in Knetern unterwerfen, wobei infolge der Durcharbeitung des gleichmässig gequollenen Materials zugleich auch noch eine Vergleich mässigung des Produktes erzielt wird.
Eine wichtige Ausführungsform der Er findung besteht darin, dass die Behandlung ,der urteilten oder in Zerteiluno befindlichen Nautsubstanz mit quellend wirkenden Flüs sigkeiten derart durchgeführt wird, dass eine Zufuhr der Flüssigkeit in Mengen, welche grösser sind oder erheblich grösser sind, als für die ersfrebte Wirkung erforderlich ist, vermieden wird. Man 'kann zum Beispiel so vorgehen, dass man das Quellungsmittel, zum Beispiel verdünnte Salzsäure, in der der er strebten Wirkung entsprechenden Konzen tration und Menge in fein verteiltem Zu stand, zum Beispiel als Recen, oder durch Aufsprühen mittels Düsen oder dergleichen Massnahmen dem zerteilten Hautmaterial zu- führt.
Vergleichende Versuche haben er geben, dass die Anwendung der Quellungs mittel in grösserein Überschuss nicht unbe trächtliche Materialverluste bedingt, die durch beschränkte Zufuhr der Quellungs mittel vermieden werden können.
Beispiele: 1. 600 kg geäscherte, enthaarte Haut abfälle, zum Beispiel sogenannte Leimlieder, werden in Kalkmilch eingelegt und einige Wochen, zum Beispiel 2 bis 4 Wochen, in der Kalkmilch stehen gelassen. Die Haut stücke werden alsdann, gegebenenfalls nach vorheriger Auflockerung durch Behandlung mit Staehelwalzen, in einem Holländer unter <B>3</B> cm' Wa.sser einer melirstündigen zerteilen den und zerfasernden Behandlung ausgesetzt.
Das hierdurch entstehende, FaSerbÜDC1el, Faserstränoe und Einzelfasern enthaltende Material wird von überschüssiger Flüssigkeit C getrennt und mit angesäuertem Wasser neu tral gemacht, abermals von überschüssigem Wasser getrennt und durch Presswalzen ge leitet. Die Säuerung zwecks Entfernung des <B>Z"</B> Kalkes, das Auswaschen und Auspr(#sseil kann gegebenenfalls wiederholt werden.
Das weitgehend, zum Beispiel bei einem 1)11 von etwa 4,5 entquollene Fasermaterial wird dann in einem Knetapparat, zum Beispiel einem Werner-Pfleiderer-Kneter mit stark verdünnter Salzsäure behandelt, bis die Masse ein pH von etwa<B>2,5</B> angenommen hat. Die Mengeder wässerigen Säure. wird zweck mässig so bemessen, dass sie im 'Verlaufe der Knetung von dem Fasermaberial vollständig aufgenommen wird.
Bei der Behandlung im Kneter werden noch vorhandene Grobfaser- teile in feine Fibrillen aufgespalten, so dass eine hemogene Fasermasse entsteht. Das pastöse, gequollene Fasermaterial ist für die Herstellung verschiedener Erzeugnisse, wie künstliche Wursthüllen, Kunstleder usw. ausgezeichnet geeignet.
2. Zerteilungsfähige Hautabfälle werden im Sinne des Beispiels<B>1</B> der Vorzerteilung im Holländer unterworfen. Nachdem das Material in Faserbündel, Faserstränge usw. zerteilt ist, wird es von der Hauptmenge der wässerigen Flüssigkeit befreit und durch eine C Transportschnecke geleitet. Vor Einleitung des Materials in die Transportschnecke oder während des Durchiganges wird ein Quel lungsmittel, wässerige Salzsäure, in feiner Verteilung zugeführt und in dem Faser- makrial gleichmässig verteilt.
Die Konzen tration und Menge der Säure kann zum Bei spiel so geregelt werden, dass bei einem in der Nähe des isoelektrischen Punktes liegen den pH-Wert (etwa 4,5 bis 5,5) weitgehende Entquellung des Fasermaterials eintritt. Die Transportschnecke kann zum Beispiel so aus gebildet sein, dass das freiwerdende Wasser, in dem die durch den Säureansatz gebildeten Salze, zum Beispiel Chlorealeium, gelöst sind, bereits teilweise während des Durch ganges des Materials beseitigt wird. Das aus der Transportsclinecke kommende, entquol- lene Fasermaterial wird alsdann einer Schneckenpresse zugeführt und dort von aus- pressbarem Wasser und darin gelösten Salzen befreit.
Das von der Schneckenpresse kom mende Fasermaterial' welches nunmehr einen Trockenfasergehalt von zum Beispiel 25 bis 30 % haben kann, wird nun durch Ein wirkung von zum Beispiel Salzsäure, Essio- Säure, ete. der Quellung unterworfen, was zum Beispiel derart geschieht, dass das Ma terial durch eine Misch- und Knetschnecke geleitet und vor dem Eintritt oder während des Durehganges mit dem Quellungsmittel bestäubt wird. In dieser Schnecke findet eine weitere Zerteilung und Vergleichmässi gung des Fasermaterials statt. Gleichzeiii- kann dasselbe auf bestimmte, gewünchte pH- Werte eingestellt werden.
Wenn man so wie in Beispiel 1 auf ein pn von etwa 2,5 ein stellt, erhält man eine 85 bis 90% Wasser enthaltende, glasig aussehende Fasermasse, welche die Eigenschaft hat, das darin be findliche Wasser so fest zu halten, dass es nicht mehr ausgepresst werden kann. Durch andersartige Dosierung der Säure kann man der Fasermasse andere Eigenschaften ver leihen, zum Beispiel derart, dass man in der letzten Schnecke etwas weniger Säure zu- führt. Hierdurch erhält man ein weniger ge quollenes, insbesondere für Gerbzwecke gut geeignetes Fasermaterial.
Das erfindungsgemäss gewonnene Haut fasermaterial kann auf verschiedene Pro dukte, wie Kunstdärme, künstliches Leder und dergleichen verarbeitet werden. Durch geeignete Trocknung kann es auch lager- und transportfähig gemachtverden. Das trockene Material kann durch Zugabe von Wasser oder wässerigen Flüssigkeiten wieder in breiige C und pastöse Massen zurückverwandelt wer den.
3. 1000 kg normal geäscherte Blössen werden<B>3</B> Wochen bei Lufttemperatur in Kalkmilch gelagert, die Hautstücke werden hierauf durch ein Stachelwalzenpaar ge- schicht und sodann einer etwa 2 bis 3 stün digen Zerfaserung im Holländer unter Was ser unterworfen. Das zerfaserte Material wird nach Verlassen des Holländers durch Behandeln mit Säuren und gegebenenfalls darauffolgendes Auswaschen mit Waeser ent kalkt und auf einen pH-Wert zwischen 4,0 und <B>6,0</B> eingestellt. Das erhaltene Faser material kann zum Beispiel auf Kunstleder, Kunstdärme usw. weiterverarbeitet werden.