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Verfahren zur Herstellung von Gespinsten, Geweben oder anderen Textilien
aus aus tierischem Hautmaterial gewonnenen Fäden Die Erfindung hat zum Gegenstand
ein Verfahren zur Herstellung von Gespinsten, Geweben oder anderen Textilien unter
Verwendung oder Mitverwendung von aus tierischer Haut (Material) gewonnenen Kurzfasern.
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In der französischen Patentschrift 764642 wird ein Verfahren zur Herstellung
von Fasermassen aus tierischem Hautmaterial beschrieben, nach dem die tierischen
faserhaltigen Ausgangsstoffe mit Hilfe von quellend wirkenden Mitteln und gegebenenfalls
durch mechanische Behandlung unter Erhaltung der Fasern in einen pastenarti:gen
glitschigen Zustand übergeführt werden. Die erhaltenen Fasermassen können in Formkörper
übergeführt werden, wobei das Formen durch Pressen der Fasermassen durch Düsen oder
durch Behandlung der Fasermassen zwischen Preßwalzen erfolgen kann. Über die Anwendung
der hergestellten Formkörper sind in der fanzösischen Patentschrift keine Angaben
enthalten.
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Gegenstand des Hauptpatentes 667556 ist ein Verfahren zur Herstellung
von Gespinsten, Geweben oder anderen Textilien aus Fasern:, die aus tierischem Hautmaterial
gewonnen worden sind, das durch die Verwendung von Fäden gekennzeichnet ist, die
in an sich bekannter Weise durch Überführen des Hautmaterials unter Erhaltung seiner
Fasern durch Behandlung mit quellend wirkenden Mitteln und gegebenenfalls durch
mechanische Behandlung in eine hochgequollene, glitschige Paste und durch Pressen
dieser Paste unter Druck durch Düsen, vorzugsweise sich verjüngende Düsen, hergestellt
worden sind.
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In weiterer Ausbildung dieser Erfindung wurde gefunden, daß man Gespinste,
Gewebe und andere Textilien aus aus tierischem Hautmaterial gewonnenen Fäden gemäß
Hauptpatent 667556 herstellen kann, wenn man in an sich bekannter Weise aus
den langen Fäden gewonnene Kurzfäden verarbeitet.
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Diese Kurzfäden stellen ebenso wie die Langfäden nach dem Hauptpatent
einen für die Textilindustrie vollkommen neuen Werkstoff dar. Sie bestehen aus zahlreichen,
in einer Bindesubstanz eingebetteten Einzelfasern, die mit den Kristalliten oder
Fibrillen der Cellulosekunstseide vergleichbar sind. Sie haben eine mehr oder weniger
glatte Oberfläche, ihr Durchmesser ist nichtkreisförmig, was bekanntlich für den
Griff einer Faser sehr günstig ist und bei anderen Kunstfasern auf komplizierte
Weise angestrebt wird. Durch Härten bzw. Gerben können sie vollkommen
wasserfest
gemacht «erden. Vermöge dieser spezifischen Eigenschaften zeichnen sie sich gegenüber
den bekannten Kunst-bzw. Naturfasern in verschiedener Hinsicht aus.
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Gegenüber Kunstfasern aus gefällten Lösungen, z. B. Proteinlösungen,
oder amorphen Massen, z. B. Kunstharzen, besitzen die erfindungsgemä,'ä zu verwendenden
Fäden infolge ihrer Faserstruktur eine wesentlich höhere Festigkeit. Außerdem sind
sie weniger wasserempfindlich als Fäden aus Proteinlösungen und besser färbbar als
Fäden aus Kunstharzen.
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Da die Fäden nach der Erfindung aus gröberen Bausteinen als die Cellulosekunstseide
bestehen, sind sie auch dieser gegenüber in der Festigkeit überlegen. Ferner sind
sie auch weniger feuchtigkeitsempfindlich und besser färbbar als Cellulosekunstseide.
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Im Vergleich zu Naturfasern, wie Wolle oder Baumwolle, weisen die
erfindungsgemäß zu verwendenden Kunstfäden die Vorteile auf, daß sie aus einheimischen
Rohstoffen in außerordentlich gleichmäßiger Weise hergestellt «-erden können und
durch Bemessung des Ouerschnittes der formgebenden Düsen den gewünschten Durchmesser
erhalten können.
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Zur Herstellung der Fäden erfolgen die Überführung der Haut durch
Behandlung mit quellenden Mitteln und gegebenenfalls mechanische Behandlung in einer
Hautfaserpaste und die Einstellung der Hautfaserpaste auf bestimmte 1),1-Werte in
der in der Haupterfindung beschriebenen Weise. Die so gewonnene Hautfaserpaste wird
unter hohem Druck durch die in dem Hauptpatent beschriebenen Düsen gepreßt.
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Die Herstellung der Kurzfäden erfolgt in an sich bekannter Weise dadurch,
daß entweder die Herstellung der Fäden aus der gequollenen Hautfasermasse z. B.
durch Pressen durch Düsen oder die Weiterverarbeitung der Fäden, z. B. die Abnahme
der Fäden, unter solchen Bedingungen erfolgt, daß die Kunstf,-ideii in kurze Stücke
zerlegt werden. Man kann z. B. die Hautfaserpaste in an sich bekannter Weise unter
periodisch sich veränderndem Druck durch die formgebenden Düsen pressen. Man kann
aber auch beim Pressen durch Düsen unter gleichmäßigem Druck Kurzfasern dadurch
gewinnen, daß die aus den Düsen austretenden langen Fäden von Bändern aufgenommen
werden, die sich ruckweise bewegen und dadurch die Fäden in kurze Stücke zereißen.
Hierbei können diese Bänder unter gerbenden Flüssigkeiten laufen. Die langen Fäden
können auch in jedem anderen Stadium der Weiterverarbeitung, z. B. nach dem Trocknen
und gegebenenfalls Gerben, in kurze Stücke zerrissen und zerschnitten «-erden.
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Die nach diesen verschiedenen AusfÜhrungsformen erhaltenen Kurzfäden
können je nach Einstellung der mechanischen Bedingungen eine verschiedene Länge
aufweisen. Im allgemeinen arbeitet man unter Gewinnung von Kurzfäden von 3 bis 5
cm Länge.
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Die Kurzfäden werden in an sich bekannter Weise getrocknet, wobei
sie an der Oberfläche durch die in der Paste enthaltene Gallertsubstanz verleimt
werden, und können in an sich bekannter Weise mit gerbend wirkenden Mitteln wasserecht
gemacht «-erden. Man kann die Kurzfäden bereits bei ihrer Herstellung, z. B. unmittelbar
beim Austreten aus der formgebenden Düse, gerben, indem man die unter periodischem
Preßdruck hergestellten Kurzfäden in einem geeigneten Gerbbad aufhängt oder die
unter gleichmäßigem Preßdruck hergestellten und von ruckweise sich bewegenden Bändern
aufgenommenen und in kurze Stücke zerrissenen Fäden auf diesen Bändern gegebenenfalls
nach vorhergehendem Trocknen z. B. mit Gerbflüssigkeiten besprüht.
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Die erhaltenen Kurzfäden können im Sinne des Hauptpatentes mit Mitteln
behandelt werden, die zur Verbesserung ihrer Eigenschaften geeignet sind und für
sich oder auch zusaminen mit anderen Fasern nach üblichen textiltcchnischen Methoden
verarbeitet werden.
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In den folgenden Beispielen wird die Herstellung der erfindungsgemäß
für Textilzwecke zu verwendenden Fäden beschrieben, die jedoch nicht den Gegenstand
der Erfindung bildet. Beispiel r Schwarten aus Rindshaut werden nach einer Äscherdauer
von .I Wochen gewaschen, durch Zugabe von Salzäure auf ein pH von 2,8 gebracht
und durch Wasserzugabe auf einen Trockengehalt von 12 °/o eingestellt. Das gequollene
Hautmaterial wird durch Walzen zerteilt und die erhaltene Masse mit Wasser verknetet
bis zu einem Trockengehalt von 5 °/o. Diese Masse .wird durch stetig sich
verjüngende Düsen gepreßt. Die aus den Düsen austretenden Fäden werden von einem
Band aufgenommen, das sich ruckweise bewegt, und dadurch die aus den Düsen austretenden
Fäden in 3 bis 5 cm lange Kunstfasern zerreißt, die auf dem Band durch einen Luftstrom
getrocknet und durch mehrmaliges Befeuchten mit einer aus Holzdestillaten gewonnenen
Härtungsflüssigkeit wasserfest gemacht werden.
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Beispiel e Streifen aus Haifischhaut werden 6 Wochen in Kalkmilch
eingelegt, dann durch fließendes
Wasser vom Kalk bis zur Neutralität
gewaschen und durch Zugabe von Salzsäure in Wasser gequollen bis zu einem Wassergehalt
von 9o°!0. Die Hautstreifen werden durch 5 mm weite Düsen gepreßt und die erhaltenen
Fäden in einem Kneter gut vermischt. Die erhaltene Masse wird aus stetig sich verjüngenden
Düsen unter periodisch sich veränderndem Druck ausgepreßt und die entstehenden Fädchen
in einem Salzsäure-Kochsalz-Pickel .aufgefangen. Die in diesem Bad sich kräuselnden
Fädchen werden durch ein Siebband in ein Chromgerbbad gebracht, wo sie einige Zeit
in steter Bewegung bleiben. Aus dem Chrombad werden die Fädchen durch ein Siebband
an die Luft .gebracht und bis zur vollständigen Nachgerbung in feuchtwarmem Raum
.gelagert. Die Fädchen können alsdann noch gefettet und gefärbt werden. Beispiel
3 Entgerbte und gesäuerte Chromfalzspäne werden verknetet und die erhaltene Masse
durch stetig sich verjüngende Düsen gepreßt. Die aus den Düsen austretenden Fäden
werden von einem Band aufgenommen, das sich ruckweise bewegt, und mit einer Härtungsflüssigkeit
besprüht. Dadurch werden die Fäden in 3 bis 5 cm lange Kunstfasern zerrissen und
gleichzeitig wasserfest gemacht. Beispie 4 Durch Quellung, Zerfaserung und Verknetung
mit Wasser unter Zusatz von Salzsäure in eine glitschige Faserpaste übergeführte
Rindersehnen werden unter einem sich periodisch verändernden Druck durch Düsen gepreßt
und die entstehenden Fädchen in einem Ammoniumchloridpickel aufgefangen. Die erhaltenen
Fäden werden abgesiebt, mit ro°/oiger Sumachlösung gegerbt, bis zur vollständigen
Durchgerbung gelagert, gewaschen, getrocknet und anschließend gefärbt. Beispiel
s Schwarten aus Schweinehaut werden nach Entfernen des Fettes und Befreien von den
Haaren S Tage gekalkt, dann gewaschen und mit Salzsäure bis zur hohen Quellung behandelt.
Das gequollene Hautmaterial wird zwischen Walzen zerfasert und die Fasermasse durch
Verkneten homogenisiert und auf einenTrockengehalt von 4°/o eingestellt. Diese Paste
wird unter periodisch sich veränderndem Druck in einen Salzsäure-Kochsalz-Pickel
gepreßt, in dem die entstehenden kurzen Fädchen für sich oder zu mehreren gezwirnt
werden. Die Fädchen werden alsdann gefettet und gegerbt. Man kann auch die Fädchen
unmittelbar in einem Gerbbad auffangen und während des Gerbens zwirnen. Die gezwirnten
Fädchen werden einer Chromgerbung unterworfen und hierauf bis zur vollständigen
Durchgerbung gelagert.