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Verfahren zur Herstellung von künstlichem Leder Man hat bereits vorgeschlagen,
aus Fasern verschiedenster Art in wäßriger Dispersion unter Verwendung von Kautschukmilch
geformte Massen herzustellen. (s. britische Patentschrift zto i93). Hierbei wurde
der Gedanke verfolgt, ein papierartiges Material herzustellen (vgl. auch britische
Patentschrift 210 526).
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Es ist ferner bekannt, trockeneLederfasern mit Kautschukmilch zur
Herstellung einer sogenannten wasserdichten Ledermasse zu imprägnieren (britische
Patentschrift 2o9 811).
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Die nach diesen Verfahren erzielten Produkte haben jedoch als Lederersatz
keinen Eingang in die Technik .gefunden.
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Schließlich ist auch der Vorschlag gemacht worden, künstliches Leder
aus einer in wäßriger Suspension zerfaserten Ledermasse, Zusatz von Kautschukmilch
und nachfolgender Vulkanisation herzustellen (britische Patentschrift 247 o89).
Dieses Verfahren erfordert jedoch zu seiner Durchführung verhältnismäßig hohe Temperatur,
so daß, insbesondere wenn es sich um die Behandlung von mit vegetabilischen Gerbstoffen
gegerbten Fasern handelt, die Güte der erzeugten Produkte beeinträchtigt wird.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren, durch welches diese Nachteile
vermieden und ein künstliches Leder erzeugt wird, das Naturleder durchaus ersetzen
kann. Das Verfahren besteht darin, daß inan der Suspension aus in wäßriger Dispersion
gegerbten und gefetteten Leder- oder Hautfasern neben der wäßrigen Kautschukdispersion
pulverförmige Vulkanisationsmittel und Vulkanisationsbeschleuniger, die bei niedriger
Temperatur wirken, sowie gegebenenfalls Alterungsschutzmittel fortlaufend in fein
verteilter Form auf dein Wege von einem Behälter zu einem Metallsieb so zusetzt,
da?) eine nennenswerte Vulkanisation der Kautschukmilch nicht stattfinden kann,
bevor die Koagulation des Kautschuks auf den Fasern beginnt, hierauf das Überschüssige
Wasser auf mechanischem Wege entfernt und die feuchte Masse trocknet.
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Unter wäßriger Kautschukdispersion sind hierbei sowohl frische wie
auch konservierte Kautschuk-, Guttapercha- oder Balatamilch oder eine auf künstlichem
Wege hergestellte Dispersion der genannten Harze zu verstehen. Dagegen finden vulkanisierte
Kautschukdispersionen keine Anwendung, da sie viel weniger Klebekraft besitzen als
unvulkanisierte Dispersionen.
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Als Vulkanisierungsmittel 'ann Schwefel vor allem in kolloidaler Form
Verwendung finden, dagegen sind Alkali- und Ammoniumsulfid
als
Vulkanisierungs.mittel nicht verwendbar, da sie das Erzeugnis schädlich beeinflussen.
Als Koagulationsmittel kann man eine Säure oder einen sauer reagierenden Stoff,
wie Alaun, ferner Natrium- oder CalciumcWorid verwenden.
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Die Zusatzstoffe werden der Fasersuspension in fein verteilter Form
zugesetzt.
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Ein besonderer Vorteil des Verfahrens ist darin zu erblicken, daß
.man die Haut- bzw. Lederfasern beliebigen Verfahren der pflanzlichen oder mineralischen
Gerbung sowie deren Kombinationen unterziehen kann. Es ist daher möglich, ein künstliches
Leder jeder gewünschten Art für die v erschi.edensten Zwecke zu verwenden.
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Im Gegensatz zu den unterbrochen ausgeführten Verfahren, nach welchen
sämtliche Werkstoffe gemischt und dann zur Abscheidung der Flüssigkeit auf ein Metalltuch
gebracht werden, ist bei dem vorliegenden Verfahren die Zeit, die zwischen der Zugabe
der Kautschukmilch, des Vulkanisationsmittels usw. und der Abscheidung der Flüssigkeit
aus der Masse verstreicht, konstant, und man erhält stets ein gleichmäßiges Produkt.
Hierbei ist von Wichtigkeit, daß die Koagulation eingeleitet wird, bevor eine merkliche
Vulkanisation des Kautschuks eingetreten ist. Die besondere technische Bedeutung
des Verfahrens besteht darin, daß es gestattet, sowohl Rollen beliebiger Länge als
auch einzelne Bogen von gegebenem Ausmaß nach Wunsch herzustellen.
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Beispielsweise kann man von Hautfasern ausgehen und dieselben nach
vorausgehender Zerfaserung mit pflanzlichen oder Chromgerbstoffen in Suspension
gerben, dann im Falle derChromgerbungneutralisieren, fetten, und mit wäßrigen Kautschukdispersionen
behandeln. Die so hergestellten Produkte eignen sich vorzugsweise zur Herstellung
von Leder für Wandbekleidungen sowie für Dachbeläge für Eisenbahnwagen.
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Zur Herstellung von Unterledersorten verwendet man lohpre Lederabfälle,
zerfasert dieselben, gerbt die wäBrige Fasersuspension mit pflanzlichen Gerbstoffen
nach, behandelt mit Fettgemischen und versetzt die Masse mit wäßrigen Kautschukdispersionen
in der oben angeführten Weise. Hierauf wird die Masse getrocknet und in bekannter
Weise zugerichtet.
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Die Verwendung von chromgaren Lederfasern führt zur Herstellung von
Portefeuilleledern oder Hutbändern. Man zerfasert dabei die Abfälle, neutralisiert
in wäßriger Suspension, entgerbt mit bekannten Entgerbungsmitteln, gerbt je nach
der gewünschten Ledersorte mit pflanzlichen oder mineralischen Gerbstoffen nach,
neutralisiert im Falle der Chromnachgerbung, fettet und behandelt die Faserstoffsuspension
mit Kautschukdispersionen wie angeführt. Die nach der vorausgegangenen Ordnung zugerichteten
Leder können mit verschiedenen Narbenmusterungen versehen werden.
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Für bestimmte Anwendungsgebiete, z. B. für Sohlenleder, kann man der
Suspension aus Tierfasern einen .aus aufgeschlossenen Pflanzenfasern, z. B. Baumwolle,
Hanf, Holz o..dgl., bestehenden Brei in von dem zu erhaltenen Produkt abhängigen
Mengen hinzufügen. Ausführungsbeispiel 230 kg chromgegerbte Lederabfälle
werden mit der io- bis 2ofachen Wassermenge zerfasert, die Fasern werden mit einer
Lösung aus etwa 3o kg Natriumbicarbonat neutralisiert und mit etwa 2 kg Seignettesalz
entgerbt. Zur Nachgerbung setzt man der Masse etwa i8o kg Sumach und zum Einfetten
etwa 4o kg Öl in emulgierter Form zu. Der so bereiteten wäßrigen Fasersuspension
werden auf dem Wege von einem Behälter zu einem Metallsieb kontinuierlich 8o kg
Kautschukmilch, i kg kolloider Schwefel, 2 kg Adolnaphthylamin Kondensationsprodukt
als Alterungschutzmittel, 0,5 kg.Dithiocarbamatultrabeschleuniger und ioo kg Natriumchlorid
hinzugefügt, worauf das Wasser aus der Masse z. B. mittels Saugkästen abgeschieden
und das auf dem Metalltuch verbliebene Produkt über Druck- und Trocknungswalzen
geleitet wird. Das Trocknungsverfahren kann bei mäßig hoher Temperatur ausgeführt
werden, wodurch die gewünschte Vulkanisation erleichtert und beschleunigt wird.
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Die Mengenverhältnisse können je nach Erfordernis geändert werden,
z. B. kann man 2 bis io Gewichtsteile Schwefel, bezogen auf Trockenkautschuk, i
bis 3 °jfl Alterungsschutzmittel, o,5 bis 211/" Beschleuniger zusetzen. Die Kautschukmilehmenge
kann zwischen io und 2o Gewichtsproz-ent, bezogen auf Trockenkautschuk, betragen.
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Die Vulkanisationstemperatur kann zwischen 30° und 8o° schwanken,
je nach den verwendeten Gerbmitteln. Die höchste Temperatur kann man bei Verwendung
von chromgegerbten Fasern anwenden.
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Farbstoffe können entweder der .Fasersuspension zugesetzt werden,
oder man kann die fertige Masse färben.