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Verfahren zur Herstellung von künstlichem Leder Man hat bereits vorgeschlagen,
künstliches Leder aus einer in wässeriger Suspension zerfaserten Ledermasse unter
Zusatz von Kautschulzmilch und nachfolgender Vulkanisation herzustellen (britische
Patentschrift 247 o89). Dieses Verfahren erfordert jedoch zu seiner Durchführung
verhältnismäßig hohe Temperaturen, so daß, insbesondere wenn es sich um die Behandlung
von mit vegetabilischen Gerbstoffen gegerbten Fasern handelt, die Güte der erzeugten
Produkte beeinträchtigt wird.
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Es ist ferner bei einem anderen Verfahren zur Herstellung von Kunstleder
bekannt, ungegerbte Hautabfälle und dgl. in Form von Fasern in Kolloidmühlen zu
zerkleinern, Gerbstoffe beliebiger Art zum Gerben dieser Hautabfälle usw. zuzusetzen
und Kautschukdispersionen als Bindemittel zu verwenden und nach Wasserentziehung
die Masse zu vulkanisieren.
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Die vorliegende Erfindung' betrifft eine wesentliche Verbesserung
derartiger Verfahren. Vegetabilische Gerbstoffe wirken nämlich nicht nur als Gerbmittel,
sondern auch als Koagulator und als Alterungsschutzmittel für Kautschuk. Die Erfindung
verwendet nun diese Eigenschaften zur Herstellung von künstlichem Leder aus Haut-
oder Lederf asermasse.
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Gemäß der Erfindung wird künstliches Leder aus unter-Zusatz einer
großen Menge von Wasser zerkleinerten Lederabfällen oder gegerbten und gefetteten
Hautfasern und einer wässerigen Kautschukdispersion in der Weise hergestellt, daß
die aus den Lederabfällen, insbesondere Chromlederabfällen,durch Zerkleinerung in
einer geeigneten Vorrichtung, zweckmäßig einem Holländer, erhaltene Fasersuspension
mit zur Koagulation der zugesetzten Kautschukdispersion und zur Konservierung des
koagulierten Kautschuks genügenden Mengen vegetabilischer Gerbstoffe versetzt wird,
worauf die von der überschüssigen Flüssigkeit abgetrennte Masse in an sich bekannter
Weise getrocknet, gewalzt, gepreßt und nach den in der Lederindustrie üblichen Verfahren
zugerichtet wird.
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Praktisch wird das Verfahren derart durchgeführt, daß gegerbte Lederabfälle
bei Gegenwart großer Wassermengen zu einem dem Papierzeug ähnlichen Zeug durch Zerteilung
in
eine äußerste Fasersuspension übergeführt werden. Die Zerkleinerung des Rohmaterials
wird zweckmäßig in einem Holländer vorgenommen. Hierauf werden Lösungen pflanzlicher
Gerbstoffe sowie Öle oder Fette oder deren Verbindungen, z. B. Seifen, zugesef7.t.
Alsdann wird der Fasersuspension eine wässe-, rige Kautschukdispersion, z. B. Kautschuk-,
Guttapercha- oder Balatamilch, oder eine künstlich hergestellte wässerige Kautschukdispersion
zugegeben. Nach dem Zusatz des Kautschuks wird die Fasersuspension auf eine feingelochte
Unterlage, zweckmäßig ein feintnasehiges Drahtsieb, gebracht und die Flüssigkeit
rasch abgeschieden. Die erhaltenen Tafeln werden dann gewalzt und gepreßt und den
bei der Erzeugung von natürlichem Leder üblichen Zurichtungsarbeiten unterzogen.
Das Verfahren gestattet nicht nur die Herstellung von Tafeln bzw. Platten, sondern
es ermöglicht auch, was technisch besonders wichtig ist, in kontinuierlicher Arbeitsweise
Rollen in jeder beliebigen Menge herzustellen. Die vor dem Zusatz von Kautschukmilch
bewirkte Behandlung mit vegetabilischen Gerbstoffen befördert die Koagulation der
Kautschukmilch und konserviert gleichzeitig den Kautschuk. Diese Operation ist besonders
vorteilhaft bei Verwendung von Chromlederabfällen. Die konservierende Wirkung der
vegetabilischen Gerbstoffe auf Kautschuk soll hierbei die übliche Vulkanisation
ersetzen, die bei Lederfasern wegen der erforderlichen hohen Temperatur nur schwierig
durchzuführen wäre und verderbliche Folgen haben könnte, welche die Weichheit des
Produktes beeinträchtigt. Andererseits würde sich der als Bindemittel dienende Kautschuk
bei fehlender Vulkanisation nach kurzer Zeit durch Oxvtlation o-l°r anderweitig
verändern, wodurch, das Kunstleder seine Festigkeit einbüßt.
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Beispielsweise kann man von Hautfasern ausgehen. Man gerbt dann dieselben
nach vorausgegangener Zerfaserung mit pflanzlichen oder Chromgerbstoffen in Suspension
- im Falle der Gerbung mit Chromsalzen wird zunächst neutralisiert und mit vegetabilischen
Gerbstoffen nachgegerbt -,fettet, versetzt mit einer Kautschukdispersion, worauf
eine Koagulation erfolgt. Die so hergestellten Produkte eignen sich vorzugsweise
zur Herstellung von Leder für Wandbekleidungen sowie für Dachbeläge für Eisenbahnwagen.
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Zur Herstellung von Unterledersorten werden lobgare Lederabfälle zunächst
zerfasert, in wässeriger Suspension mit vegetabilischen Gerbstoffen gegerbt, mit
emulgierbaren Fettgemischen behandelt und dann mit Kautschukdispersionen versetzt.
Die Verwendung von chromgaren Lederabfällen führt zur Herstellung von Portefeuilleledern
oder Hutbändern. Man zerfasert dabei die Abfälle, neutralisiert in wässeriger Suspension
z. B. mit Natriumbicarbonat, entgerbt mit bekannten Entgerbungsmitteln, behandelt
mit vegetabilischen Gerbstoffen, setzt eine Fett-. ei,iulsion, dann die Kautschukdispersion
zu ::ünd koaguliert dieselbe mit Kochsalz.
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Man kann die Oualität des Produktes auch verbessern, wenn man eine
Entgerbung der chromgegerbten Abfälle mit Seignettesalz vornimmt.
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Statt Seignettesalz kann man zum selben Zweck auch saures Kaliumtartrat
(Weinstein) oder ein anderes entgerbend wirkende. Salz verwenden, doch sind diese
Salze weni ger wirksam als Seignettesalz.
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Die in Wasser suspendierten Fasern schwellen bei teilweiser Entgerbung
anscheinend beträchtlich an, wobei die zugesetzte Kautschukmilch nicht nur die Fasern
.umgibt, sondern sie auch völlig durchdringt, wodurch die Kunstledertafel eine weitere
Steigerung der Festigkeit erfährt; die Fasern werden durch die Kautschukmilch, mit
der sie imprägniert sind, fester -zusammengehalten.
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Je nachdem die Abfälle mehr oder weniger schwach gegerbt worden sind,
verwendet man mehr oder weniger Chromgerbstoff. Die Menge des Chlornatriums ändert
sich je nach der größeren oder geringeren Abscheidungsfähigkeit der Flüssigkeit,
die beim Ausfällen des Produktes in Form von Blättern oder Tafeln gewünscht wird.
Nach dieser zusätzlichen Chrombehandlung wird das 'Material neutralisiert. Hierauf
werden die anderen wesentlichen Schritte des vorliegenden Verfahrens durchgeführt.
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Hart gegerbte und nur wenig mit Ölen und Fetten getränkte Abfälle,
wie Sohlenleder, erfordern eine ansehnliche Menge von aufweichenden Gerbstoffen
(Sumach, Ouebracho u. dgl.) und von Fett, während Abfälle von Oberleder eine geringe
Menge von Gerbstoffen und Fett erfordern. Beispiele: i. Bei Kunstleder für Schweißleder,
Damentaschen, Buchbinderei, Galanterie- und Kunstgewerbeartikel
Gewichtsteile |
Trockene Abfälle von Chromleder 69 |
Neutralisationsmittel ........... g,8 |
Fettgemisch ................... 18,4 |
Sumachextrakt 28 °/a . . . . . . . . . . . 69 |
4o°/oige Kautschukmilch ........ 2o |
Das Färben erfolgt auf der Faser, während diese bei der Behandlung mit Fetten oder
vegetabilischem Gerbstoff in der Flüssigkeit suspendiert ist, zweckmäßig verwendet
man Teerfarben in saurem Bad.
z. Bei besonders starkem Kunstleder-
für Koffer, Tapezierarbeiten, Wagen u. dgl.:
Gewichtsteile |
Trockene Chromlederabfälle .... 6o |
Neutralisationsmittel . . . . . . . . . . . 8,5 |
Seignettesalz .................. 2 |
Fettgemisch . . ... 12 |
Neutrale Seife zum Fetten ... 6 |
Glycerin .... ... 3 |
Sumachextrakt................. io |
4o°/oige Kautschukmilch ........ 30 |
Kochsalz ....................:. 15 |
Die vorstehend angegebenen Mengenverhältnisse ändern sich je nach der Beschaffenheit
des Rohmaterials und der Verwendung des Produktes.