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Verfahren zum Gerben. Es ist bekannt, daß man bei der Verarbeitung
gerbstoffhaltiger Produkte zu Gerbbrühen bisher den Gerbstoff zuerst durch ein besonderes
Verfahren extrahierte und die so erhaltenen Extrakte als Gerbbrühen verwendet wurden.
Der erhaltene Extrakt wird mehr oder weniger zuerst eingedampft und dann erst wieder
verdünnt, um dann bei geeigneter Verdünnung für die Zwecke der Gerberei verwendet
zu werden.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung und Verwendung
von Gerbbrühen und erlaubt eine neue Methode der Ledergerberei unter Anwendung der
Gerbstoffträger selbst. Sie beruht auf der Beobachtung, daß mittels Kolloidmühlen
oder ähnlich wirkender Apparaturen bei Anwesenheit von genügend Wasser und genügend
fein vermahlenen, gerbstoffhaltigen Produkten eine feine Schlammemulsion zu erzeugen
möglich ist, mit welcher der Gerbprozeß ohne Ausscheiden der festen Bestandteile
direkt bei gleicher Güte der Enderzeugnisse durchgeführt werden kann.
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Diese Wirkung war weder bekannt noch vorauszusehen. Vielmehr galt
in der Gerbereipraxis bisher der GruntIsatZ, daß Gerblösungen frei von Extraktionsresten
der Gerbrohstoffe sein müssen, da man annahm, daß diese Rückstände die Poren der
Häute verstopfen. Die in großem Maßstabe vorgenommenen Versuche beweisen, jedoch
das Gegenteil.
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Diese Erscheinung, daß die unwirksamen Bestandteile der Gerbrohstoffe
das Eindringen der Gerbstoffe in die Haut nicht stören, dasselbe vielmehr bis zu
einem gewissen Grade begünstigen, läßt sich am besten durch folgende Annahme erklären.
Die durch Vermahlung entstandenen Flocken des Gerbstoffträgers schlagen sich auf
der Oberfläche der Haut porös nieder, und nun diffundieren infolge der Bildung verschiedener
Konzentrationsschichten oder -ketten die Gerbstoffe in konzentrierter Form auf kürzestem
Wege aus ihrem Träger in die Haut. Bei diesem Vorgang können gleichzeitig verschiedene
Eiweißsubstanzen wie auch Kieselsäure und andere im Gerbstoff träger vorhandene
Stoffe von der Haut aufgenommen werden.
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Bei dieser direkten Verwendungsart der Gerbstoffträger ist es möglich,
noch andere Vorteile zu erzielen, indem man feste Stoffe, welche fähig sind, den
Gerbprozeß zu beschleunigen oder das Leder zu verbessern, wie z. B. Kieselsäure,
Chromoxyd, Kaolin usw., zusammen mit den Gerbstoffträgern in einer Kolloidmühle
oder einer ähnlich wirkenden Maschine bearbeitet und dann die erhaltene Dispersion
ohne vorheriges Ausscheiden irgendwelcher Anteile auf die Haut einwirken läßt. Bei
dieser Arbeitsweise werden diese Stoffe in kolloidaler Feinheit erzeugt, welche
dann imstande sind, in Form von z. B. kolloidaler Kieselsäure oder Chromoxyd usw.
in die Haut zu diffundieren, und als Endprodukt erhält man ein festes, äußerst wasserbeständiges
Leder. Dies war nicht möglich zu erzielen in solch hohem Maßstabe, wenn man mit
reiner Extraktionslösung arbeitet,
da es nicht bekannt- war, daß
die Möglichkeit besteht, obige Zusatzstoffe in der Gerbbrühe zu kolloidisieren.
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Es wurde ferner gefunden, daß es in gewissen Fällen möglich ist, während
der Bearl.eitung des gerbstoffhaltigen Rohmaterials in der Kolloidmühle Lederfette
zuzufügen, so daß dieselben in Emulsoide verwandelt werden und gleichzeitig mit
dem Gerbprozeß der gegerbte Teil des Leders gefettet wird.
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Bei der Bearbeitung der Gerbstoffträger mit Wasser in der Kolloidmühle,
insbesondere bei Anwesenheit von Lederfetten, wurde keine merkliche Extraktion von
Gerbstoffen erzielt, sondern hauptsächlich eine gelartige Verteilung des gerbstoffhaltigen
Holzes im Wasser. Bei Ouebrachoholz, welches z. B. 32 Prozent Gerbstoff enthielt,
wurde nach 5 Minuten langem Mahlen in einer Plausonschen Kolloidmü hle festgestellt,
daß das Quebrachoholz sehr fein geworden war, aber immer noch 30 Prozent
Genstoffe enthielt. Es waren also nur 2 Prozent des Gerbstoffs ins Wasser übergegangen.
Bei einem Zusatz von einigen Prozent Lederfett "nährend des Dispergierens ist nur
noch die Hälfte des gelösten Gerbstoffs im Wasser nachweisbar; das Fett nimmt den
Gerbstoff teilweise auf.
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Durch folgende Parallelversuche wird festgestellt, daß eine in Kolloidmaschinen
erzeugte Gerbbrühe mit festen Substanzen nicht nur besser, sondern auch schneller
gerbt. Argentinische Ochsenhaut, Mitte des Rückens, nach gleicher und üblicher Vorarbeitung
bis zum Eintauchen in die Gerbbrühe wird in zwei Teile geteilt und die erste Hälfte
mit 2o Prozent Gerbstoff vom Gewicht der Haut enthaltender Extraktlösung und die
zweite Hälfte mit einer Gerbstoffbrühe behandelt, die aus dem roprozentigen Gerbstoff
vom Gewicht der Haut enthaltenden Holze in der Plausonschen Kolloidmühle ohne Abtrennung
der ungelösten Teile hergestellt wurde.
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In letzterem Falle ist die Durchgerbung in 1q. Tagen beendet, während
bei der Probegerbung mit der von den ungelösten Stoffen befreiten üblichen Gerblösung
noch nach 3 Wochen nicht gänzlich durchgegerbt ist, sondern 36 Tage erforderlich
sind. Das nach dem vorliegenden Verfahren hergestellte Leder ist erheblich homogener
und wasserfester als nach dem üblichen Extraktgerbv erfahren gewonnenes.
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Durch folgende Beispiele wird das Verfahren näher erläutert.
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Beispiel r.
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roo Teile Quebrachoholz werden mit qoo bis 6oo Teilen Wasser auf Schlagmühlen
oder Plausonschen Kolloidmühlen möglichst fein gemahlen. In dieser das Quebrachoholz
in gelartigen Flocken enthaltenden Brühe wird die Haut, je nach Dicke, 2 bis 3 Wochen
lang gegerbt. Man erhält in dieser Zeit ein sehr gutes, poröses, durchgegerbtes
Leder, während nach der alten Methode die Gerbung bei derselben Güte des Leders
mindestens 5 bis 6 Wochen dauern %vürde.
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Die Wirksamkeit der gebrauchten Brühe kann durch Hinzufügen von neuem
Pulver und nochmaliges Kolloidisieren auf gleicher Höhe gehalten werden. Das Bad
wird so lange benutzt bis sich zu viele gerbstofffreie Holzreste sammeln. Diese
werden dann durch die Zentrifuge ausgeschleudert und die Flüssigkeit mit neuen Mengen
vorgemahlenen Gerbstoffträgern in Kolloidmühlen oder ähnlich wirkenden Maschinen
bearbeitet. Die Gerbholzreste lassen sich direkt zur Herstellung von Packpappe,,
Dachpappe usw. verwenden. Beispiele. Die nach Beispiel i erhaltene, gelartige Ouebrachoholzvermahlung
wird mit 5o bis roo Teilen Kaolin oder Kieselgur einige Minuten lang in der Kolloidmühle
nochmals bearbeitet. Die so erhaltene Mischung wird ohne weiteren Ausscheidungsprozeß
für Gerbez-,vecke verwendet. Werden r bis 3 Teile Lederfett während des Dispergierens
zugefügt, so kann dem Leder gleichzeitig mit der Gerbung auch Fett einverleibt und
eine gute Biegsamkeit erzielt werden.
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Die nach den Beispielen erhaltenen Gerbbrühen lassen sich unter Anwendung
bekannter Methoden für alle Ledersorten verwenden. Statt Kieselsäure oder deren
Verbindungen können auch Chromverbindungen allein oder mit schwefliger Säure oder
anderen geeigneten GerLmitteln zusammen mit den gerbstoffhaltigen Ausgangsmaterialien
verwendet werden, wodurch verschiedene Gerbwirkungen erzielt werden können.
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Die Vorteile des Verfahrens bestehen darin, daß bei schnellerer Durchgerbung
ein besseres Leder erzielt wird. Eine besondere Extraktion und die damit verbundenen
Arbeiten, wie das Eindampfen des Extraktes usw., sind nicht nötig.