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Verfahren zur Herstellung von Fasermassen aus tierischer Hautsubstanz
und gegebenenfalls von Formkörpern daraus Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren
zur Herstellung von Fasermassen aus tierischer Hautsubstanz, wie Häuten, Fellen,
Hautteilen, Sehnen, Spalten, Leimleder, Schabsel, durch Behandlung derselben mit
quellend wirkenden Mitteln und Zerteilung bzw. Zerfaserung der gequollenen Hautsubstanz
und von Formkörpern daraus mit Ausnahme von Wursthüllen.
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Es wurde bereits vorgeschlagen, Kunstleder aus enthaarten Fellen herzustellen.
Zu dieseln Zweck wurden die enthaarten Fellabfälle durch längeres Einweichen in
Kalk-Wasser geschwellt und hierauf sehr sorgfältig mit Wasser ausgewaschen, damit
keine Spur von Kalk zurückbleibt. Durch diese Behandlung wurden die aufgeschwollenen
Felle wieder weitgehend entquollen und in entquollenem Zustand in Stücke geschnitten
und in einzelne Fasern zerrissen, die zu einer gleichmäßigen Masse verknetet wurden.
Diese Masse wurde mit Zinksulfat gegerbt, gefärbt, geformt und getrocknet.
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Nach einem anderen Vorschlag wird Kunstleder dadurch hergestellt,
daß Häute durch gewöhnliches Aschern enthaart und hierauf zerfasert und zerkleinert
werden. Die Hautfasern oder -teilchen werden gegerbt und in gegerbtem Zustand zu
Schichten gepreßt und weiterverarbeitet. Ferner ist es bekannt, Kunstleder dadurch
herzustellen, daß Haut, Leder u. dgl., gegebenenfalls. nach Eintauchen in saure
oder alkalische Lösungen, zu einer Pülpe fein zerkleinert wird, die mit Latex zu
Schichten gepreßt wird. Im Laufe des Verfahrens kann gegerbt, gefärbt, zugerichtet
und vulkanisiert werden. Auch hat man schon tierische Gewebe nach Einweichen in
Wasser oder andere Flüssigkeiten zu einer Pülpe zerkleinert, aus der Membranen geformt
werden.
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Andererseits sind verschiedene Verfahren zur Herstellung von künstlichen
Wursthüllen aus Haut, Fleisch, Sehnen u. dgl. bekannt. Die tierischen Ausgangsstoffe
werden hierbei fein zerkleinert und mit Wasser zu einer homogenen Emulsion verarbeitet,
die auf Dornen geformt oder durch Ringdüsen gepreßt wird. Schließlich ist ein Verfahren
zur Herstellung von künstlichen Wursthüllen beschrieben, bei dem tierische oder
pflanzliche Ausgangsstoffe chemisch abgebaut und zerkleinert oder zerfasert werden
und die so erhaltene Masse durch eine besonders konstruierte Ringdüse gepreßt wird.
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Versuche der Erfinderin haben gezeigt, daß man weder durch gewöhnliche,
noch durch
auf einige Wochen verlängerte Äscherung der Hautsubstanz,
noch durch Quellung der Haut mit einem anderen alkalischen Quellungsmittel, z. B.
Natronlauge, oder mit einem sauren Quellungsmittel, z. B. Salzsäure,; und darauffolgende
Zerfaserung Fasermassen. mit den gewünschten Eigenschaften erhalten. kann.
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Dagegen lassen sich solche Massen nach der Erfindung dadurch gewinnen,
daß man die zu verarbeitendeHautsubstanz mindestens mit zwei verschiedenen Quellungsmitteln,
von denen das erste alkalisch sein muß und die folgenden alkalisch oder sauer sein
können, bei solchen pH-Werten und so lange behandelt, daß nach dein Zerfasern unter
Vermeidung der Entquellung und unter möglichster Erhaltung der Fasern eine Fasermasse
mit einem Gehalt von mindestens 75 % Quellungswasser erhalten wird.
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Es wurde festgestellt, daß dieser hohe Mindestgehalt an Quellungswasser
notwendig ist, um Fasermassen knetbar. plastischer Beschaffenheit zu erhalten, die
sich auch unter sehr hohen Drucken formen lassen, ohne daß sich das. in ihnen enthaltene
,kolloidal gebundene Wasser von der Hautsubstanz trennt. Aus solchen gequollenen
Pasten, in denen die Hautfasern erhalten geblieben sind, lassen sich Formkörper
von großer Widerstandsfähigkeit herstellen.
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Als Ausgangsmaterial für das Verfahren kommen in erster Linie ungegerbte
Häute oder Hautteile, die gegebenenfalls der üblichen Äscherung unterworfen worden
sind, oder entgerbtes Leder oder ähnliche Ausgangsstoffe in Betracht. Diese Ausgangsstoffe
werden zunächst einer Behandlung mit einem alkalischen Quellungsmittel, z. B. Kalkmilch,
verdünnter Natronlauge oder Ammonial:,und dann einer Behandlung mit anderen alkalischen
oder sauren Quellungsmitteln, z. B. Salzsäure, schwefliger Säure, Ameisensäure,
Essägsäure oder Milchsäure, unterworfen. .Statt Basen oder Säuren kommen auch entsprechend
reagierende, quellend wirkende Salzlösungen, z. B. solche von Ammonchlorid oder
Calciumchlorid, in Betracht. Die Behandlung der Hautsubstanz mit alkalischen Quellungsmitteln
einerseits und mit sauren Ouellungsmitteln andererseits kann ein- oder mehrstufig,
gegebenenfalls unter Verwendung verschiedener Quellungsmittel, durchgeführt werden.
Es hat sich im allgemeinen als vorteilhaft erwiesen, die Hautsubstanz zunächst einer
alkalischen Behandlung durch längeres Einwirkenlassen von Kalkmilch zu unterwerfen,
hierauf mit Wasser auszuwaschen und alsdann einer sauren Behandlung, z. B. durch
Einwirkenlassen von verdünnter Salzsäure, auszusetzen. Im Gegensatz zu einigen bekannten
Verfahren wird nach der Erfindung unmittelbar vor der mechanischen Zerteilung jegliche
Ent-"cluellung, z. B. durch weitgehendes Aus-@',aschen des letzten Quellungsmittels
mit .,Wasser, vermieden, um bei der Zerteilung 'eine über 75 °% Ouellungswasser
enthaltende Fasermasse zu erhalten, die allein die plastisch knetbare Beschaffenheit
besitzt, die sie zur Verarbeitung auf Formkörper geeignet macht. Selbstverständlich
kann das erste Quellungsmittel, z. B. der Kalk, mit Wasser auch weitgehend ausgewaschen
werden, da der Kalkquellung und der Auswaschung des Kalkes eine weitere Quellung
folgt.
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Durch derartige Behandlungen gelingt es, die Hautsubstanz in einen
Zustand starker Quellung überzuführen, in welchem die zwischen den Fibrillen und
Faserbündeln liegende Substanz in einen glitschigen, ein Gleiten der Fasern und
Faserbündel gestattenden Zustand übergeführt wird. In diesem Zustand kann man vielfach
bereits durch Hand die Fasern und Faserbündel freilegen. Die Erreichung dieses Ouellungszustandes
kann man vielfach auch daran erkennen, daß die zunächst weiße Farbe der Haut verschwindet
und die Hautteile durchscheinend werden.
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Durch die quellende Behandlung und gegebenenfalls durch nachträgliches
Waschen wird die Haut auf gewünschte Wasserstoffionenkonzentrationen eingestellt.
So wird die Hautsubstanz z. B. durch alkalische Quellung auf ein pH von etwa z2,
durch Auswaschen auf ein PH von etwa 8 und durch Säurebehandlung auf ein pH von
34 und darunter gebracht.
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Die mit Ouellungsmitteln behandelten Hautstücke werden in hochgequollenem
Zustand der zerteilenden und zerfasernden mechanischen Behandlung unterworfen, wobei
die Fasern und Faserbündel unter weitgehender Schonung ihrer wertvollen Eigenschaften
aus ihrem Verband gelöst werden. Die Zerteilung und Zerfaserung der mit Ouellungsmitteln
vorbehandelten Haut kann einstufig oder mehrstufig erfolgen. Man kann z. B. die
gequollene Hautsubstanz zunächst durch Behandlung mit Stachelwalzen, Reißwölfen
u. dg1. einer zerteilenden Behandlung unterwerfen und das hierdurch aufgelockerte
und bereits mehr oder weniger zerteilte Material alsdann einer Behandlung aussetzen,
durch die die Faserbündel bzw. Fasern in schonender Weise freigelegt werden. Dies
kann z. B. durch Behandeln mit knetend oder reibend wirkenden Vorrichtungen, z.
B. mittels Quetschwalzen, Reibwalzen, Kollergängen erfolgen. An die zerfasernde
Behandlung kann noch eine Behandlung in Mischern, Knetwerken
und
ähnlichen Apparaten angeschlossen werden, um das Fasermaterial in eine für die Verarbeitung
geeignete Faserpaste überzuführen. Bei Durchführung des Knetvorganges kann man auch
Wasser oder andere Substanzen in die Fasermasse einkneten. Man kann auch derart
verfahren, daß man die auf passende Größe gebrachten Hautstücke in Knetwerke bringt,
deren Knetwerkzeuge mit Zähnen oder Stacheln ausgerüstet sind.
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Zwecks mechanischer Verarbeitung der hochgequollenen Haut kann man
auch so vorgehen, daß man die Haut in passende Stücke zerlegt und diese durch Siebplatten,
Rohre, Düsen u. dgl. preßt. Als vorteilhaft hat sich ein Verfahren erwiesen, gemäß
dem die gequollene Hautsubstanz in kleinere Stücke zerschnitten wird, deren Größe
der gewünschten Faserlänge angepaßt ist. Diese Stücke werden einer Presse zugeführt
und unter hohem Druck, wie rooo atü, durch Rohre gepreßt, die sich gegen die Austrittsöffnung
zu verjüngen. Die aus der Rohrmündung austretenden wurstartigen Gebilde enthalten
die Fasern in weitgehend freigelegtem Zustand. An diese Behandlung kann noch eine
Misch-oder Knetbehandlung angeschlossen werden.
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Die mechanische Behandlung des Hautinaterials kann gegebenenfalls
auch unter dem Gesichtswinkel durchgeführt werden, daß neben der Freilegung der
Fasern gleichzeitig noch andere Zwecke verfolgt werden. So kann man z. B. durch
Pressen des Materials durch Rohre, Spalte, Düsen o..dgl. eine gewisse Ordnung der
Fasern in der Fließrichtung der Masse erzielen.
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Die erfindungsgemäß hergestellten Fasermassen haben die flächenartige
Beschaffenheit der Hautsubstanz völlig verloren. Sie stellen nunmehr eine aus mehr
oder weniger isolierten Fasern bestehende pastenartige Masse mit mindestens 75
% Quellungswasser dar. Obwohl das zerfaserte Ouellungsprodukt bereits an
sich einen hohen Wassergehalt, z. B. einen solchen von 7 5 bis 8o °% besitzt, gelingt
es ohne weiteres, noch erhebliche Wassermengen in die Fasermassen einzuführen und
ihren Wassergehalt auf 85 bis 9o % und mehr zu erhöhen. Auch derartige Produkte
besitzen noch eine zähflüssige Beschaffenheit, die darauf zurückzuführen ist, daß
das Wasser zum größten Teil kolloidal gebunden ist und z. B. durch Pressen nicht
entfernt werden kann.
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Man kann der gequollenen Hautsubstanz vor, während oder nach der mechanischen
Zerfaserung oder dem so gewonnenen Fasermaterial Stoffe zufügen, die befähigt sind,
die Zerteilung der Haut zu begünstigen, die Fließfähigkeit der Fasermassen zu verbessern
oder sonstwie die Eigenschaften des Faserinaterials günstig zu beeinflussen. Als
derartige Zusätze kommen Glycerin, Fette, Öle, Trane oder Netzmittel in Betracht.
Selbstverständlich dürfen derartige Zusätze keine unerwünschten Nebenwirkungen,
z. B. auf die Beschaffenheit und die Bearbeitbarkeit der i@-Iassen, ausüben. Sie
dürfen insbesondere, sofern sie der Hautsubstanz vor oder während der mechanischen
Zerfaserung zugeführt werden, nicht entquellend auf die Fasern wirken.
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Die erfindungsgemäß hergestellten Hautfas.ermassen können, so wie
sie anfallen, also z. B. in pastenförmigem oder breiförmigem Zustand weiterverarbeket
werden. Man kann die Masse z. B. durch Druckwalzen führen und sie hierdurch auf
Flächengebilde verarbeiten oder sie durch z. B. fadenförmige oder schlitzförmige
Düsen pressen und sie hierdurch in entsprechende Gebilde überführen. Für das Durchpressen
der Massen durch Düsen benötigt man je nach der Plastizität und der Gleitfähigkeit
der Masse mehr oder weniger hohe Drucke, z. B. solche von 350
bis 450 atü
und höher.
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Die Verfestigung der erfindungsgemäß aus den plastisch knetbaren,
wasserhaltigen Fasermassen durch Walzen oder Auspressen durch Düsen hergestellten
Gebilde kann in einfachster Weise z. B. derart erfolgen, daß man dieselben mit heißen
Gasen, z. B. heißer Luft, behandelt. Die aus Schlitzdüsen austreten-den flächenförmigen
Gebilde kann man z. B. in laufender Bahn durch einen Trockenraum führen, in dem
sie beiderseitig von heißer Luft umspült und hierdurch auf einen gewünschten Trocknungsgehalt
gebracht werden.
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Zwecks Verfestigung der erfindungsgemäß hergestellten Gebilde kann
man auch derart verfahren, daß man dieselben mit wasserentziehenden oder nach sonstiger
Richtung hin verfestigend wirkendenFlüssigkeiten oder Dämpfen behandelt.
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Eine wichtige Ausführungsform der Erfindung besteht darin, daß die
Gebilde vor, während oder nach der Trocknung einer Gerbung unterworfen werden. Dies
kann z. B. in der Weise geschehen, daß man sie 'durch Gerbbäder, d. h. Lösungen,
welche gerbend wirkende Stoffe, mineralische Gerbstoffe, wie Aluminium- oder Chromsalze,
vegetabilische Gerbstoffe, wie Tannin,. oder synthetische Gerbstoffe enthalten,
führt oder sie mit solchen Lösungen bespritzt.
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Andererseits kann man die Gebilde durch Einwirkung von Räuchergasen
oder von Aldehyddämpfen, z. B. Formaldehyddämpfen, härten.
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Schließlich kann man auch den Fasermassen bereits vor der Formgebung
härtend
oder gerbend wirkende Stoffe zufügen, die erst nach der
Formgebung ihre Wirksamkeit entfalten oder durch geeignete Nachbehandlung in ihren
Wirkungen beeinflußt werden. Als solche kommen in Frage Rauchkondensate, deren Wirkungen
erst beim Trocknen der Formkörper zur Entfaltung kommen, Chromate oder Bichromate,
die erst nach der Formgebung durch Lichteinwirkung oder Reduktion z. B. mit Bisulfit
wirksam werden. saure Chromsalze, die nach der Formgebung in basische übergeführt
werden können, Hexamethylentetramin, das beim Trocknen der Formkörper in Ammoniak
und Formaldehyd zerfällt, der härtend wirkt.
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Gegebenenfalls können auch mehrere Verfestigungsmethoden in Gemeinschaft
miteinander angewendet werden, z. B. derart, daß die Gebilde aufeinanderfolgend
getrocknet und mit wasserentziehenden Flüssigkeiten oder mit härtenden Gasen oder
Dämpfen behandelt werden.
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Das erfindungsgemäß hergestellte Hautfasermaterial kann in Gemeinschaft
mit Fasern anderer Art, wie z. B. tierischen Fasern, wie Wolle, Haaren, Lederfasern,
pflanzlichen Fasern oder Kunstfasern verarbeitet werden. Weiterhin kann man den
zu verarbeitenden Massen auch noch andersartige Zusätze, z. B. Bindemittel, Weichmachungsmittel,
Füllstoffe u. dgl. einverleiben. Als derartige Zusätze kommen u. a. Kautschuk, insbesondere
in Form wäßriger Kautschukdispersionen, Natur- und Kunstharze, Fettsäuren usw. in
Betracht.
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Die aus den Fasermassen hergestellten Gebilde können während oder
nach ihrer Herstellung auch noch den verschiedenartigsten mechanischen Behandlungen,
z. B. der Formung, Narbung usw. unterworfen werden. Durch Aufeinanderbringen verschiedener
gleichartiger oder verschiedenartiger Flächengebilde, das zweckmäßig nach dem Sperrholzprinzip
z. B. derart erfolgt, daß die Hauptfaserrichtung der verschiedenen Schichten nach
verschiedenen Richtungen hin verläuft, kann man Produkte von besonders großer Widerstandsfähigkeit,
insbesondere mit Bezug auf Reißfestigkeit, erzielen. Das Zusammenpressen der einzelnen
Schichten kann unter Mitv erwendung geeigneter Bindemittel erfolgen.
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Beispiel I Normal geäscherte Hautabfälle werden bei gewöhnlicher Temperatur
einer mehrtätigen Behandlung in einem Kalkmischbad unterworfen, deraxt, daß die
Wirkung der Kalkinilch sich auf das Innere der Hautsubstanz erstreckt. Hierauf werden
die Hautteile gut ausgewaschen und alsdann in einem Säurebad z. B. ,mit Salzsäure
behandelt. Die Konzentration dieses Bades kann zwischen i bis io °/a, vorzugsweise
i bis 5 °%o liegen. Man kann zunächst mit einer konzentrierten, z. B. io°/Qigen
oder auch höherprozentigen Salzsäure arbeiten und alsdann mit der Säurekonzentration
bis zu i °/o heruntergehen. Nach ein- bis mehrstündiger Säurebehandlung werden die
Hautstücke mit Wasser gut ausgewaschen und hierbei die Haut auf ein pg von 2,5 bis
3,5 eingestellt. Durch diese Behandlung ist die Hautsubstanz in einen Zustand starker
Quellung übergeführt. Die auf passende Stückgröße gebrachten Hautstücke werden nunmehr
durch mit Stacheln ausgerüstete Walzenpaare geleitet und alsdann einer zerfasernden
Behandlung, z. B. durch Pressen durch Siebplatten oder Rohre, die sich zweckmäßig
gegen die Austrittsöffriung zu verjüngen, unterworfen. Hierauf wird das Material
in Knetern bis zur Bildung einer gleichmäßigen Fasermasse verarbeitet. Diese Fasermasse
kann auf Formkörper weiterverarbeitet werden.
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Beispiel II Hautabfälle werden q. Wochen lang in 4°/Qige Kalkmilch
von i8° eingelegt. Im Waschholländer werden dann die etwas locker und weich gewordenen
Hautteile mit Wasser vom Kalk freigewaschen. Am Ende des Waschprozesses gibt man
etwas verdünnte Salzsäure zu, um den Rest des Calciumhydroxydes zu neutralisieren
und um ihm dann noch besser herauswaschen zu können. Hautteile und . Waschwasser
sollen dann ein pH - 4., 5 haben. Man schleudert in einer Zentrifuge gut ab. Dann
gibt man die Hautabfälle in eine i 5°/oige Ammoniumchloridlösung und läßt 48 Stunden
stehen. Die stark gequollenen Hautteile werden dann aus der Aminoniumchloridlösung
herausgenommen, in nußgroße Stücke geschnitten und durch Lochplatten von 2,o mm
Lochdurchmesser gedrückt. Man drückt die Masse noch ein zweites Mal durch Lochplatten
mit i,o mm Löchern. Durch Kneten erhält man dann eine gleichmäßige, knotenfreie
Faserpaste.
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Beispiel III Käufliche Hautabfälle werden bei etwa i8° einer Behandlung
mit Calciumhy droxydlösung unterworfen. ioo 1 Lösung enthalten q. kg Calciumhydroxyd.
Nach q. Wochen werden die Hautteile in einem Walkfaß mit Wasser vom Kalk freigewaschen.
Dann gibt man eine 8 °/oige Salzsäure zu den Hautteilen und läßt die Säure etwa
5 Stunden einwirken. Dann läßt man den Hauptteil der Säure weglaufen und gibt Wasser
zu. Durch wiederholtes Erneuern des Waschwassers erreicht
man es,
daß die Hautteile ein pH von 3,0 erhalten. Man zerschneidet dann die stark
gequollenen Hautteile in geeignete Stücke und zerfasert diese in einer Quetschwalze.
Durch Behandlung in einerKnetmaschine erhält man dann eine gleichmäßigeplastischeFasermasse.
Beispiel IV Normal geäscherte Hautabfälle werden bei 20° einer 14tägigen Behandlung
in einem Kalkinilchbad, das 3'/, Ätzkalk enthält, unterworfen. Die Hautteile werden
dann gut ausgewaschen und alsdann in ein 2 °/°iges Salzsäurebad eingelegt. Nach
24 Stunden werden die Hautstücke mit Wasser gewaschen und hierbei die Haut auf ein
PH von 2,8 eingestellt. Durch diese Behandlung ist die Hautsubstanz in einen Zustand
starker Quellung (etwa 15 % Trockengehalt) übergeführt worden. Die auf passende
Stückgröße gebrachten Hautstücke werden dann unter hohem Druck durch sich verjüngende
Düsen von 2 mm Durchmesser gepreßt. Dabei werden die in den Hautstücken enthaltenen
Fasern freigelegt, d. h. die Verwachsung und Verflechtung wird aufgehoben, so daß
nachher einzelne Fasern aus der Masse herausgezogen werden können. Hierauf wird
das Material in Knetern bis zur Bildung einer gleichmäßigen Masse verarbeitet, der
man gegebenenfalls Zusätze aller Art einverleiben kann. Beispiel V Käufliches Leimledermaterial
wird im Waschholländer sorgfältig vom anhaftenden Kalle freigewaschen und in eine
i 0/0ige Natronlauge eingelegt. Nach 8 Tagen wäscht man die Natronlauge heraus und
gibt am Ende des Waschprozesses so viel verdünnte Salzsäure zu, daß das Waschwasser
ein p$ von 5 aufweist . Alsdann legt man die Hautstücke in io°/°ige Ameisensäure
ein. Hierbei quellen sie im Verlaufe von io Stunden stark auf. Man läßt die Stücke
abtropfen und spült kurz mit Wasser nach. Alsdann zerschneidet man die gequollenen
Hautabfälle in nußgroße Stückchen und läßt diese durch eine Riffelwalze gehen. Dabei
werden die Stückchen mehr oder weniger zerfasert. Die Zerfaserung oder Freilegung
der Einzelfasern wird vollendet, indem man die schon ziemlich plastische Masse noch
durch eine Lochplatte treibt, die Löcher von 1,5 mm Durchmesser hat. Die Weiterverarbeitung
geschieht in Knetern. Beispiel VI Käufliche, getrocknete Rindersehnen werden i2
Stünden lang in Wasser eingeweicht und dann 3o Tage lang bei 16' in eine 2°/°ige
Ätzkalkmilch eingelegt. Dann werden die Sehnen in etwa :2 cm große Stücke zerschnitten
und anschließend in einer Waschtrommel sorgfältig vom Kalk freigewaschen. Dann gibt
man den abgetropften Grobschnitt in einen Mischer und fügt ferner zu 3 Teilen Grobschnitt
i Teil i °/°ige Natronlauge zu. Dabei quillt die Masse stark auf, sie wird glasig,
durchsichtig und die zugefügte Natronlauge verschwindet vollkommen. Man zerfasert
zwischen Ouetschwalzen und vollendet die Zerfaserung mittels Pressen durch Siebplatten
mit konischen Löchern (kleinster Durchmesser =i,omm) und Homogenisieren im Kneter.
Beispiel VII Bullenspalte werden 3 Tage lang bei etwa 18' in eine 3 °/°ige Atzkalkmilch
eingelegt. Dann gibt man io°/° Chlorcalcium zu und läßt sie weitere 2 Tage lang
stehen. Die Auflockerung des Gefüges ist dann so weit fortgeschritten, daß die nun
folgende zweite Ouellung leicht und erfolgreich vonstatten geht. Man wäscht zu diesem
Zwecke die Spalte frei von Kalk und Chlorcalcium und behandelt sie dann mit einer
io°/°igen Milchsäurelösung. Man hat etwa doppelt soviel Lösung als feste Stoffe.
Nach etwa io Stunden sind die Spalte so weit gleichmäßig aufgequollen, daß sie weiterverarbeitet
werden können. Man läßt die gequollenen Spalte abtropfen, zerschneidet sie in kleinere
Stücke und zerfasert in einer geeigneten Vorrichtung.
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Beispiel VIII Die nach Beispiel I hergestellte Fasermasse wird auf
eine kontinuierlich arbeitende Hochdruckpresse gegeben. An die Presse sind Lochdüsen
aus Glas oder Metall angeschlossen, die zweckmäßig eine konische Form und folgende
Abmessungen haben: Länge 12o mm, lichte Weite an der Eintrittsstelle 2 mm, lichte
Weite an der Austrittsstelle 0,4 mm. Arbeitet die Presse finit einem Druck von 8o
atü, so treten die Fäden mit einer Geschwindigkeit von i5 cm je Sekunde aus den
Düsen. Die Fäden werden getrocknet und durch Gerben mit basischen Chromsalzen wasserfest
gemacht. Beispiel IX Die nach Beispiel 6 aus Sehnen durch rein alkalische Behandlung
hergestellte Masse ist besonders geeignet für die Herstellung von sehr dünnen Formgebilden.
Zur Herstellung von dünnen Bändern wird die Fasermasse aus einer Hochdruckpresse
durch Schlitzdüsen austreten gelassen. Die Schlitzdüse hat eine Länge von 5o mm,-eine
Breite von 2o mm und an der Austrittsstelle einen Spalt von o, i mm. Das austretende
Band wird auf eine sich
drehende, waagerecht gelagerte Trommel von
5 in Durchmesser aufgelegt und mit warmer Luft angeblasen. Die Trocknung erfolgt
sehr rasch, da das Band sehr dünn ist. Bereits nach einer halben Umdrehung der Trommel
kann das getrocknete Band wieder abgenommen und weiterverarbeitet werden. Man kann
z. B. mehrere Bändchen in schwach feuchtem Zustand zusammendrehen und erhält auf
diese Weise Violin- oder Tennissaiten.