-
Verfahren zur Herstellung von Pappen aus Faserstoffen aller Art. Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von Pappen aus Faserstoffen aller
Art, wie z. B. Lederabfällen, Torf, Asbest, Haaren, Holzmehl, Werg usw., unter Verwendung
von Lösungen von Kautschuk, Balata, Guttapercha.
-
Die Erfindung beruht auf der Beobachtung, daß Lösungen von Kautschuk
usw., wenn sie zu einem mit Wasser o. dgl. in Mühlen verarbeiteten Faserstoff gebracht
werden, infolge der Schlagwirkung der Zerkleinerungsvorrichtung ausgeflockt und
gleichmäßig auf den Faserstoffen niedergeschlagen werden.
-
Die Verwendung von Kautschukmilch bei der Papierleimung ist bereits
vorgeschlagen worden, aber dabei wurde stets, wie bei der Verarbeitung von Harzleim,
ein Flockungsmittel (z. B. Alaun) zugesetzt, durch das die Kautschukteilchen ausgefällt
und auf den Papierstoff niedergeschlagen werden. Bei der Koagulation des Kautschuks
mittels Elektr olyten lassen sich infolge von unvermeidbaren Konzentrationsunterschieden
gröbere Zusammenballungen nicht immer umgehen. Demgegenüber konnte festgestellt
werden, daß die gemäß Erfindung durch starkes Schlagen zur Ausflockung gebrachten
Teilchen des Bindemittels in äußerst gleichmäßiger Verteilung auf dem Faserstoff
niedergeschlagen und von ihm durch Absorption festgehalten werden. Es gelingt daher
leicht, aus den nach der Vermahlung in Schlagmühlen erhaltenen Gemischen durch Verarbeitung
auf Papp- oder Papiermaschinen Kunsterzeugnisse beliebigen Formats und gewünschter
Dicke herzustellen. Es wurde weiter gefunden, daß diese Erzeugnisse nicht nur während
des Arbeitsganges in der Zerkleinerungsvorrichtung gefärbt werden können, sondern
daß man denselben auch durch Verwendung von Leinöl oder Firnissen, sulfurierten
Ülen oder Lösungen von Linoxyn besondere Eigenschaften erteilen kann. Durch diese
letztgenannten Bindemittel können die Lösungen von Kautschuk usw. ganz oder teilweise
ersetzt werden.
-
Das Verfahren wird durch folgende Beispiele näher erläutert: Beispiel
i.
-
5o Teile Torfmull und 5o Teile Papier-oder Pappenstoff werden mit
goo Teilen Wasser in einer Schlagmühle unter Zusatz von 5 Teilen Kautschuk, gelöst
in Benzol, gegebenenfalls unter Zugabe von 3 bis 5 Teilen Leinölfirnis, bearbeitet.
Nach wenigen Minuten häben sich Kautschuk und Firnis gleichmäßig auf der Oberfläche
der Faserstoffe verteilt. Der Brei wird auf Pappmaschinen gebracht und durch weiteres
Behandeln in Pressen oder zwischen vorgewärmten Walzen zu einer biegsamen, mehr
oder weniger dicken Pappe verarbeitet. Der Torfzusatz kann bis zu 7 5 Prozent gesteigert
werden, jedoch gibt die oben genannte Mischung die besten Resultate. Beispiel 2.
ioo Teile Chromlederschabeabfälle werden nach Zusatz von io Teilen eines braunen
mineralischen
(oder organischen) Farbstoffes mit i3oo Teilen Wasser
in einer Kolloidmühle 2 bis 3 Minuten geschlagen. Dann fügt man eine Lösung von
2o Teilen Kautschuk in Benzol zu und schlägt noch eine Minute. Es bildet sich zunächst
eine Emulsion, die schnell verschwindet, da der Kautschuk gleichmäßig von den Lederflocken
absorbiert wird. Der Brei wird gegebenenfalls nach dein Verdünnen mit Wasser auf
eine Pappmaschine gebracht, abgesaugt und getrocknet, worauf die erhaltenen Platten
in hydraulischen Pressen bei ioo bis 12o° gepreßt werden. Man erhält eine hellbraune
Kunstmasse, die sich ausgezeichnet als Kunstleder oder für verschiedene andere Zwecke,
je nach Stärke, verwenden läßt. Erzeugnisse geringerer Dicke eignen sich zur Wandbekleidung,
zur Herstellung von Koffern usw., während dickere auf Dichtungsmanschetten für Kolbenpumpeil
u. dgl. verarlieitet werden können.
-
,;e nach Wunsch kann der Kautschuk in Mengen von 5 bis 35 Prozent
des Fasergewichtes verwendet oder auch zu beliebigen Teilen durch Leinöl, L inoxvn
usw. ersetzt werden. Selbstverständlich läßt sich auch Schwefel zusetzen, so daß
dem Enderzeugnis durch Vulkanisation besondere Eigenschaften gegeben werden können.
Wird auf die Geschmeidigkeit des Erzeugnisses hoher Wert gelegt, so i"st es von
Vorteil, 3 bis io Prozent nicht trockener Öle, Fette oder Wachse ztizufügen. Beispiel
3. Asbestfasern werden mit Lösungen von Balata oder Guttapercha in ähnlichen Mengenverhältnissen
und in gleicher Weise, wie in Beispiel i und 2 angegeben, behandelt. Das in beschriebener
Weise weiter verarbeitete Erzeugnis liefert eine billige Asbestpappe, die für Dichtungszwecke
einen hohen Wert hat. Die in den Beispielen angewendeten Stoffe können auch in beliebigen
Mischungen angewendet werden. An Stelle des Wassers können andere, Kautschuk oder
trockene Öle, nicht lösende Flüssigkeiten verwendet werden. Beispiel q..
-
i oo Teile Zellstoff oder Holzmehl werden mit goo Teilen Wasser, 2o
bis 3o Teilen eingedicktem Standöl einige Minuten geschlagen. Die so erhaltene Masse
gießt man auf einer Maschine zur Herstellung von Dachpappe zu Rollen gewünschter
Dicke aus und läßt sie trocknen. Das Standöl verwandelt sich infolge der großen
Oberfläche in kurzer Zeit an der Luft in Linoxyn, und, man erhält ein poröses Linoleum,
das sich bei nachheriger Behandlung zwischen heißen Walzen zu einem Erzeugnis mit
vollkommen glatter Oberfläche verarbeiten läßt.
-
Bisher verwandte man zur Herstellung von Linoleum bekanntlich nur
fertiges Linoxyn. Es bedeutet daher einen erheblichen Fortschritt, wenn nun in einem
Arbeitsgange die Herstellung von Linoxvn und Linoleum gelingt. Auch die gleichzeitige
Anwendung von Kautschuklösungen und Leinöl usw. zur Herstellung von Pappen, Lederpappe
laut diesem Verfahren gehört in das Bereich der Erfin-(lung. Die Mengenverhältnisse
usw. können in beiden Richtungen verändert werden. Statt gewöhnlicher Schlagmühlen
können sogenannte Kolloidmühlen und andere Arten der Mischvorrichtungen finit schneller
Schlag-oder Reibwirkung angewendet werden.
-
Die erhaltenen wässerigen Pappmassen können auch auf Gewebeunterlagen
aus Stoff, Draht usw. ausgegossen werden und mit denselben weiterverarbeitet werden.