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Verfahren zur Herstellung von Fasermassen durch Quellung und Zerfaserung
von tierischen Häuten Die Verarbeitung der Walhäute geschieht im allgemeinen ausschließlich
zu dem Zwecke der Trangewinnung. Bei dieser Verarbeitung wird der Tran aus der bis
zu 8ooio Tran enthaltenden Walhaut, dem sog. Walspeck, bei mäßig erhöhten Temperaturen
ausgepreßt oder ausgekocht bzw. ausgeschmolzen. Hierbei werden die Fasern des Walspecks
durch Anwendung von Temperaturen über Körpertemperatur bzw. über der Verleimungstemperatur
der Fasern so weit geschädigt, daß sie nur noch zur Gewinnung von Leim verwendbar
sind. Alle Verwendungszwecke, bei denen es auf gut erhaltene Fasern ankommt, scheiden
somit aus.
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Die Erfinderin hat in zahlreichen Patenten Verfahren zur Herstellung
von Fasermassen aus tierischen faserhaltigen Ausgangsstoffen, wie Haut, beschrieben,
bei denen die Haut und ähnliche Ausgangsstoffe mit chemischen Quellungsmitteln behandelt
und in gequollenem Zustand zerfasert werden. Die hierbei gewonnenen Fasermassen
können u. a. zur Gewinnung von Fasern oder zur Herstellung von Formkürl)crn oder
Kunstleder dienen.
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Es wurde nun gefunden, daß man ähnliche Fasermassen durch Quellung
und Zcrfaserung von Walhäuten herstellen kann, wenn man hierbei die bis zu Soo,o
Tran enthaltende Walhaut bzw. Walhautabfälle verwendet, die vor der Quellung und
Zerfaserung unter Schonung der Fasern z. B. durch Pressen und gegebenenfalls Extrahieren
mit Lösungsmitteln von ihrem Trangehalt teilweise oder vollständig befreit worden
sind.
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In Ausübung der Erfindung wird die tranhaltige Walhaut, der sog. Walspeck,
bei gewöhnlicher Temperatur in einer geeigneten Preßvorrichtung, z. B. in einer
Flachpresse, unter hohem Druck gepreßt. Auf diese Weise wird bereits die Hauptmenge
des Trans gewonnen. Die zurückbleibende immer noch tranhalxige Walhaut kann mit
an sich bekannten Fettextraktionsmitteln behandelt werden. Die hierbei anfallende
Tranlösung wird durch Destillation in ihre Bestandteile getrennt, das Lösungsmittel
wiedcrvenvendct und der Tran in üblicher Weise raffiniert. Neben der Tranlösung
wird eine nahezu tranfreie Walhaut erhalten, deren Fasern nahezu unversehrt geblieben
sind.
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Eine andere Möglichkeit, die Walhaut unter Schonung der Fasern von
ihrem Trangehalt zu befreien, besteht darin, daß die Walhaut unter Schonung der
Fasern zerkleinert wird, worauf der Tran auf Sieben ablaufen gelassen oder abzentrifttgiert
wird. Auch in diesem Fall können die letzten Tranreste durch Extrahieren mit Lösungsmitteln
entfernt werden.
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In Fällen, in denen ein gewisser Trangehalt bei der Weiterverarbeitung
der Haut erwünscht ist, , genügt. es, die Hauptmenge des Trans durch Pressen zu
entfernen. Auf
eine Extraktion mit Lösungsmitteln kann in diesem
Fall verzichtet werden.
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Die enttranten Walhäute können in an sich bekannter Weise in hochgequollene
Fasermassen übergeführt werden, indem s_e mit quellend wirkenden Chemikalien. insbesondere
alkalischen Quellungsmitteln, wie Kalk. Natronlauge oder Ammoniak, oder
mit sauren Quellungsmitteln, wie Salzsäure, Ameisensäure oder \iilchsäure,
behandelt und hierauf zerteilt «-erden. Mit besonderem Vorteil verwendet man verschiedene
Quellungsmittel nacheinander. Die Quellungsmittel, ihre Konzentration und die Quellungsdauer
werden zweckmäßigerweise derart gewählt, daß die Haut in einen Zustand starker Quellung
übergeführt wird, in dem sie ; 5 bis 95'o und mehr an unauspreßbarein Quellungswasser
enthält und sich leicht zerteilen und zerfasern läßt. Diese Zerfaserung erfolgt
durch reißende, reibende oder pressende Vorrichtungen, die die einzelnen Fasern
weitgehend isolieren. ohne sie zu schädigen.
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Die erhaltenen Fas=tmassen können durch Behandlung mit organischen,
mit Wasser mischbaren Lösungsmitteln, wie Alkohol oder Aceton, in trockene, lockere
Fasergemenge übergeführt werden, die nach einer Feinzerfaserung durch Krempeln als
Textilfasern verwendet werden können.
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Die erhaltenen hochgequollenen Faserinassen können andererseits durch
Pressen zwischen Walzen oder durch Pressen durch Düsen geformt «-erden. wobei je
nach der Formgebung Flächengebilde, wie Filme, Folien, Fäden oder Schläuche, erhalten
werden. Letzter.. 'können z. B. als Kunstdärme verwendet werden. Diese Flächengebilde
können in bekannter `'eise getrocknet und gehärtet werden.
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Schließlich können die Fasermassen mit oder ohne Zusatz von Bindemitteln,
Füllmitteln o. dgl. auf Kunstleder verarbeitet werden. Beispiele i. 1o Stücke Walhaut
vom Ausmaß 5o X 5o cm und 2 cm Dicke werden nach Entfernung der Narbenschicht unter
einer Flachpresse auf etwa 5o atü gepreßt, wobei die Hauptmenge des Trans entfernt
wird. Die nunmehr 2 bis 3 mm dicken Hautstücke «erden mit Trichloräthylen oder Methylenchlorid
vollständig entfettet. Da die Hauptmenge des Trans durch Abpressen bereits entfernt
wurde, erhält man bei der Extraktion ein rein weißes Produkt.
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Das noch in den Hautstücken enthaltene Lösungsmittel wird mit Wasser
ausgewaschen und das Hautstück 3 Wochen lang mit Kalk (Flotte i : i ) gekälkt, dann
ausgewaschen und gesäuert. Hierbei quellen die Hautstücke und werden bei pi.i 2,;
durch hiffehvalzen zerfasert. Das zerquetschte Material wird durch 2 nim Lochdüsen
gepreßt und so vollständig in eine plastische, faserhaltige Masse umgewandelt, die
in einem Mischer vergleichmäßigt wird.
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2. 5o kg Walhautabfälle werden durch Pressen bei 5o atü von einem
Teil des Trans befreit und in 4t@'oiger Natronlauge 48 Stunden lang gequollen, dann
durch Schwenken im Walkfaß gewaschen, wobei der Waschprozeß nicht bis zur Entquellung
geführt wird. Die gequollenen Hautstücke werden in einer Ri$elwalze zu einem dünnen
Vließ zerquetscht und in Wasser gelegt, wobei durch die auftretende Quellung das
Vließ in Fasern zerfällt. Die Fasern werden mit Salzsäure neutralisiert, mit Wasser
ausgewaschen und anschließend mit einem Aceton-Benzin-Gemisch entwässert und entfettet;
es wird ein wollartiges Produkt erhalten, das durch Chr omgerbung wasserfest gemacht
wird.
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3. Die nach dem Abspalten der Narbenschicht erhaltene, bis zu 2o cm
dicke tranhaltigeWalhaut wird in einem Speckschneider oder Wolf in Würfel von i
bis 2 cm Kantenlänge zerschnitten. i oo kg dieses Materials werden in Ölpressen
ausgepreßt. Die erhaltenen 3o kg Preßkuchen werden maschinell zerrissen und das
so gelockerte Fasermaterial mit Benzin entfettet. Anschließend wird das Fasermaterial
in 15o 1 Kalkmilch, die 5oo g Caleiumoxpd enthält, 8 Tage eingelegt. Danach wird
in bekannter Weise durch Behandlung mit Ammonchlorid und Salzsäure und Waschen der
Kalk entfernt. Das so gewonnene annähernd neutrale Fasermaterial wird nun ausgepreßt.
Durch Zugabe von 321 verdünnter Salzsäure, welche Soo ccin konzentrierte 32i?oige
Salzsäure enthalten, wird es auf pi-, 2,5 und 85% Wasser eingestellt, durch Schlitzsiebe
gepreßt und anschließend zu einer homogenen Fasrrpastc verknetet. Man erhält 8o
kg gequollene Fasermasse.