Hydraulikbaugruppe für eine Fahrzeug-Bremsanlage Technisches Gebiet
Die vorliegende Offenbarung ist auf eine Hydraulikbaugruppe für eine mehrkreisige Fahrzeug-Bremsanlage gerichtet. Die Hydraulikbaugruppe umfasst einen Druckerzeuger zur fahrerunabhängigen Erzeugung eines Hydraulikdrucks in den Bremskreisen.
Hintergrund
Herkömmliche Fahrzeug-Bremsanlagen können entweder von einem Fahrer oder aber fahrerunabhängig betätigt werden. Ein von dem Fahrer eingeleiteter Bremsvorgang wird auch als Betriebsbremsung bezeichnet. Im Rahmen einer vom Fahrer eingeleiteten Betriebsbremsung oder unabhängig hiervon kann ein Fahrsicherheitssystem fahrerunabhängig einen Bremsvorgang verursachen. In diesem Fall spricht man von einer Systembremsung, die eine Betriebsbremsung zeitlich überlagern oder zeitlich getrennt von einer Betriebsbremsung erfolgen kann. Bekannte Fahrsicherheitssysteme umfassen beispielsweise ein Antiblockiersystem (ABS), eine elektronische Stabilitätsregelung (ESC bzw. ESP) und ähnliche Systeme.
Bei herkömmlichen Fahrzeug-Bremsanlagen wird im Fall einer Betriebsbremsung der Hydraulikdruck in den Bremskreisen vom Fahrer selbst erzeugt. Zu diesem Zweck sind die Bremskreise hydraulisch mit einem Hauptzylinder gekoppelt, der vom Fahrer in bekannter Weise mittels eines Bremspedals betätigt wird.
In modernen Fahrzeug-Bremsanlagen kann die Hydraulikdruck-Erzeugung bei einer Betriebsbremsung auch mittels eines fahrerunabhängig betätigbaren Druckerzeugers erfolgen. Bei einem derartigen Druckerzeuger handelt es sich in der Regel um eine Hydraulikpumpe, die beispielsweise Teil einer elektrohydraulischen Fahrzeug- Bremsanlage oder einer regenerativen Fahrzeug-Bremsanlage („Hybrid-Brems- anlage") ist.
Bei einer elektrohydraulischen Bremsanlage ist gemäß dem Prinzip des„Brake-by- Wire" der Hauptzylinder im Rahmen der Betriebsbremsung fluidisch von den Bremskreisen abgekoppelt. Die Hydraulikdruck-Erzeugung erfolgt hier mittels der Hydraulikpumpe, die in Abhängigkeit eines Betätigungszustands des Bremspedals angesteuert wird. Bei einer regenerativen Fahrzeug-Bremsanlage ist im Rahmen einer Betriebsbremsung der Hauptzylinder ebenfalls hydraulisch von den Bremskreisen abgekoppelt. Das Abbremsen des Fahrzeugs erfolgt in diesem Fall mittels eines Generators, der eine Fahrzeugbatterie auflädt. Sofern der Fahrer eine höhere Fahrzeugverzögerung anfordert, als der Generator liefern kann, wird von der Hydraulikpumpe ein ergänzender Hydraulikdruck in den Bremskreisen erzeugt. Dieser Vorgang wird auch als„Blending" bezeichnet.
Aus der DE 10 2007 047 208 AI ist eine zweikreisige elektrohydraulische Bremsanlage bekannt. Die Bremsanlage umfasst zwei elektromotorisch betriebene Druckerzeuger, die in Gestalt einer zweikreisigen Fluidförderpumpe realisiert sind. Mittels der zweikreisigen Fluidförderpumpe kann in jedem der beiden Bremskreise ein individueller Hydraulikdruck erzeugt werden.
Abriss
Es ist eine Fahrzeug-Bremsanlage gewünscht, die bei einer vom Fahrer eingeleiteten Betriebsbremsung in effizienter Weise eine fahrerunabhängige Erzeugung eines Hydraulikdrucks in den Bremskreisen gestattet. Auch soll eine Hydraulikbaugruppe für eine derartige Fahrzeug-Bremsanlage angegeben werden.
Im Rahmen der vorliegenden Offenbarung wird eine Hydraulikbaugruppe für eine Fahrzeug-Bremsanlage mit wenigstens zwei Bremskreisen und mit den Bremskreisen zugeordneten Radbremsen bereitgestellt. Die Fahrzeug-Bremsanlage umfasst einen Druckerzeuger zur fahrerunabhängigen Erzeugung eines zentralen Hydraulikdrucks für die Bremskreise zumindest bei einer Betriebsbremsung. Ferner umfasst die Hydraulikbaugruppe wenigstens eine Druckeinstelleinrichtung zur bremskreisindividuellen Einstellung des vom Druckerzeuger fahrerunabhängig erzeugten zentralen Hydraulikdrucks.
Der Druckerzeuger kann dazu eingerichtet sein, den zentralen Hydraulikdruck auch bei einer Systembremsung bereitzustellen. Die Systembremsung kann eine Betriebs-
bremsung zeitlich überlagern oder zeitlich getrennt von einer Betriebsbremsung stattfinden. Unter einer Systembremsung wird hier allgemein ein fahrerunabhängig erfolgender Bremseingriff durch ein Fahrsicherheitssystem verstanden. Der automatische Bremseingriff kann beispielsweise zu einem Hydraulikdruckaufbau oder einem Erhöhen, Erniedrigen oder Beibehalten eines vorherrschenden Hydraulikdrucks führen.
Der Druckerzeuger erzeugt in zentraler Weise einen gemeinsamen Hydraulikdruck für sämtliche Bremskreise, der dann mittels der Druckeinstelleinrichtung erforderlichenfalls bremskreisindividuell eingestellt werden kann. Auf diese Weise kann trotz zentraler Hydraulikdruck-Erzeugung zwischen den Bremskreisen eine Druckdifferenz eingestellt werden. Gemäß einer Variante erfolgt die Hydraulikdruck-Einstellung über einen kontinuierlichen Druckbereich hinweg. Gemäß einer alternativen Variante bezieht sich die Einstellung auf eine diskrete oder gar binäre („ein/aus") Hydraulikdruckversorgung eines individuellen Bremskreises.
Die Druckeinstelleinrichtung kann eine oder mehrere Ventileinrichtungen umfassen. Jede Ventileinrichtung kann wiederum eine oder mehrere Ventilgruppen aufweisen, und jede Ventilgruppe kann ein oder mehrere Ventile beinhalten. So wäre es beispielsweise denkbar, dass jede Ventileinrichtung der Druckeinstelleinrichtung pro Bremskreis eine Ventilgruppe mit zumindest einem Ventil umfasst.
Alternativ oder zusätzlich zu der wenigstens einen Ventileinrichtung kann die Druckeinstelleinrichtung auch Steuerelektronik wie z.B. ein Steuergerät für den Druckerzeuger umfassen. Auch kann jeder Ventileinrichtung eine Steuerelektronik zur Betätigung der Ventileinrichtung zugeordnet sein. In einer Realisierung dieses Konzepts umfasst die Druckeinstelleinrichtung eine erste Ventileinrichtung, die elektrisch betätigbar ist, um einen dem Betätigungszustand entsprechenden Hydraulikdruck einzustellen (z.B. einzuregeln). Die erste Ventileinrichtung kann mittels Pulsweitenmodulation elektrisch betätigbar sein. In diesem Fall ist der Betätigungszustand der ersten Ventileinrichtung über die Pulsweite einstellbar.
Eine Implementierung der Hydraulikbaugruppe sieht vor, dass die erste Ventileinrichtung wenigstens ein Einstellventil, das (zumindest) zwischen einer geöffneten Ventilstellung und einer geschlossenen Ventilstellung einstellbar ist, umfasst. Ein solches
Einstellventil kann digital, diskret oder kontinuierlich einstellbar sein und pro Bremskreis vorgesehen werden.
Die erste Ventileinrichtung kann ferner ein dem bzw. jedem Einstellventil parallel geschaltetes erstes Rückschlagventil umfassen. In einer beispielhaften Implementierung ist das erste Rückschlagventil dem Einstellventil derart parallel geschaltet, dass bei geschlossenem Einstellventil ein Überströmen des Einstellventils in Richtung der Radbremsen ermöglicht ist. In dieser beispielhaften Implementierung gestattet das Rückschlagventil daher selbst bei geschlossenem Einstellventil einen weiteren Hydraulikdruckaufbau in wenigstens einem der Bremskreise mittels des Druckerzeugers.
Der Druckerzeuger kann einen Ansauganschluss für Hydraulkfluid sowie einen Ausstoßanschluss für Hydraulikfluid umfassen. Diese Anschlüsse können separat voneinander vorgesehen werden. Alternativ hierzu können die Anschlüsse auch mittels eines einzigen gemeinsamen Anschlusses realisiert werden, über den sowohl das Ansaugen als auch das Ausstoßen des Hydraulikfluids erfolgt. Im zuletzt genannten Fall sind die Anschlüsse in Gestalt des gemeinsamen Anschlusses miteinander fluidisch gekoppelt. Im zuerst genannten Fall kann eine fluidische Kopplung der beiden Anschlüsse innerhalb des Druckerzeugers erfolgen. Alternativ oder zusätzlich hierzu können der Ansauganschluss und der Ausstoßanschluss auch außerhalb des Druckerzeugers miteinander fluidisch gekoppelt sein.
In einer Ansaugleitung, die in den Ansauganschluss mündet, kann eine zweite Ventileinrichtung vorgesehen werden. Die zweite Ventileinrichtung kann beispielsweise ein zweites Rückschlagventil umfassen, welches bei einem Ansaugen (z.B. bei einem Ansaughub) des Druckerzeugs öffnet und bei einem Ausstoßen (z.B. bei einem Ausstoßhub) des Druckerzeugers schließt.
Der Ansauganschluss (bzw. eine zugeordnete Ansaugleitung) kann mit einem drucklosen Hydraulikfluid-Reservoir gekoppelt oder koppelbar sein. Aus diesem Reservoir kann der Druckerzeuger druckloses Hydraulikfluid ansaugen, um es anschließend in einen oder mehrere der Bremskreise zu fördern.
Der Druckerzeuger kann eine Hydraulikkammer zur Aufnahme von Hydraulikfluid umfassen, so dass die Bremskreise aus der Hydraulikkammer mit Hydraulikfluid ver-
sorgbar sind. Sowohl der Ansauganschluss als auch der Ausstoßanschluss (bzw. ein entsprechender kombinierter Anschluss) kann in die Hydraulikkammer münden.
Bei dem Druckerzeuger kann es sich um eine herkömmliche Mehrkolbenpumpe handeln, die einen gewünschten Hydraulikdruck mittels typischerweise einer Mehrzahl von Kolbenhüben erzeugt. Gemäß einer alternativen Ausgestaltung umfasst der Druckerzeuger einen innerhalb der Hydraulikkammer beweglichen Plunger-Kolben. Vorteilhafterweise ist für sämtliche Bremskreise eine einzige Hydraulikkammer mit einem einzigen Plunger-Kolben vorgesehen. Bei dem mit einem Plunger-Kolben ausgestatteten Druckerzeuger kann im Fall einer ausreichend groß dimensionierten Hydraulikkammer der Aufbau des gewünschten Hydraulikdrucks mittels einer einzigen Ausstoßhub-Bewegung erfolgen.
Der Druckerzeuger kann einen Elektromotor zur Betätigung, der Kolbenpumpe bzw. des Plunger-Kolbens umfassen. Zwischen dem Elektromotor und dem Druckerzeuger kann erforderlichenfalls ein Getriebe (typischerweise ein Untersetzungsgetriebe) vorgesehen werden. Bei dem Getriebe kann es sich um ein Riemengetriebe, ein Zahnradgetriebe oder eine Kombination dieser beiden Getriebetypen handeln.
Der Elektromotor kann koaxial oder axial versetzt zum Plunger-Kolben angeordnet werden. Gemäß einer Realisierung ist der Elektromotor axial versetzt aber achsparallel zum Plunger-Kolben vorgesehen.
Die Druckeinstelleinrichtung kann ferner ein erstes Steuergerät für den Elektromotor umfassen. Das erste Steuergerät kann dazu eingerichtet sein, den Elektromotor in Abhängigkeit von dem zu erzeugenden Hydraulikdruck mit Ansteuersignalen zu versorgen. Für eine geregelte Ansteuerung des Elektromotors kann ferner ein Drucksensor vorgesehen sein (z.B. in der Hydraulikkammer oder in den Bremskreisen), dessen Ausgangssignal von dem ersten Steuergerät zum Zweck eines Istwert/Sollwert- Vergleichs ausgewertet wird.
Die Hydraulikbaugruppe kann eine Umschalteinrichtung umfassen. Die Umschalteinrichtung ist dazu vorgesehen, die Radbremsen wahlweise mit dem fahrerunabhängig erzeugten Hydraulikdruck oder mit einem vom Fahrer erzeugten Hydraulikdruck zu versorgen. Die Umschalteinrichtung kann elektrisch betätigbar sein, wobei sie in einem unbetätigten Zustand die Radbremsen mit einem fahrerbetätigbaren Hauptzy-
linder koppelt und in einem betätigen Zustand die Radbremsen mit dem Druckerzeuger koppelt. Die Umschalteinrichtung kann daher nach dem Prinzip des„Push- Through" konfiguriert werden, um beispielsweise bei Ausfall des Druckerzeugers auf jeden Fall noch eine fahrerinduzierte Hydraulikdruck-Erzeugung zu ermöglichen.
Hinsichtlich der Umschalteinrichtung sind verschiedene Realisierungen möglich. So kann die Umschalteinrichtung beispielsweise ein 3/2-Wege-Ventil oder aber zwei 2/2- Wege-Ventile umfassen. Selbstverständlich wären auch andere Ventilkonfigurationen denkbar.
Die Hydraulikbaugruppe kann einen modularen Aufbau aus zwei oder mehreren eigenständig handhabbaren Unterbaugruppen besitzen. Von einzelnen Unterbaugruppen können mehrere technisch unterschiedlichen Versionen existieren. Auf diese Weise kann die Hydraulikbaugruppe nach dem Baukastenprinzip für unterschiedliche Fahrzeugtypen unterschiedlich konfiguriert werden.
So können beispielsweise die Umschalteinrichtung, die Druckeinstelleinrichtung und der Druckerzeuger eine erste eigenständig handhabbare Unterbaugruppe bilden (wobei die Umschalteinrichtung nicht notwendigerweise Teil der ersten Unterbaugruppe sein muss). Von der ersten Unterbaugruppe können mehrere verschiedene Typen existieren, die sich beispielsweise hinsichtlich der Hydraulikfluid-Förder- kapazität des jeweiligen Druckerzeugers und/oder hinsichtlich der Konfiguration der Druckeinstelleinrichtung unterscheiden. Auch der Hauptzylinder kann Teil der ersten Unterbaugruppe oder einer weiteren Unterbaugruppe sein.
Zwischen der Druckeinstelleinrichtung und den Radbremsen kann eine dritte Ventileinrichtung vorgesehen werden, um fahrerunabhängig Bremseingriffe an den Radbremsen durchführen zu können. Die dritte Ventileinrichtung kann beispielsweise Teil eines Fahrsicherheitssystems (z.B. eines ABS und/oder ESC-Systems) sein.
Gemäß einer ersten Variante ist die dritte Ventileinrichtung Teil der ersten Unterbaugruppe. Gemäß einer anderen Variante ist die dritte Ventileinrichtung Teil einer eigenständig handhabbaren zweiten Unterbaugruppe. Auch von der zweiten Unterbaugruppe können verschiedene Typen existieren, die sich beispielsweise hinsichtlich der jeweiligen Ventilkonfiguration unterscheiden. So kann gemäß einer ersten Konfiguration die dritte Ventileinrichtung ausschließlich nicht-regelbare Sperrventile umfassen,
die lediglich binär („ein/aus") schaltbar sind. Gemäß einer alternativen Konfiguration kann die dritte Ventileinrichtung (zusätzlich oder alternativ zu nicht-regelbaren Sperrventilen) regelbare Ventile umfassen.
Bei einer anderweitigen Ausgestaltung der zwischen der Druckeinstelleinrichtung und den Radbremsen angeordneten dritten Ventileinrichtung kann diese zur radindividuellen oder radgruppenindividuellen (z.B. für eine Gruppe von zwei Rädern) Bremsdruckeinstellung herangezogen werden. Die radindividuelle oder
radgruppenindividuelle Bremsdruckseinstellung kann im Multiplexbetrieb erfolgen (z.B. durch einzelnes oder gruppenweises Öffnen und Schließen von der dritten Ventileinrichtung umfasster Ventile).
Gemäß einer Implementierung der dritten Ventileinrichtung umfasst diese pro Radbremse genau ein Ventil. Das Ventil kann ein 2/2-Wege-Ventil sein. Ferner kann für die dritte Ventileinrichtung eine Steuerelektronik vorgesehen sein, um die einzelnen Ventile im Multiplexbetrieb anzusteuern.
Unabhängig von der konkreten Ausgestaltung der dritten Ventileinrichtung kann der Druckerzeuger mit wenigstens einer der dritten Ventileinrichtung zugeordneten Hydraulikfluid-Rücklaufleitung gekoppelt oder koppelbar sein. Außerdem kann der Druckerzeuger eine Fluidaufnahmefunktionalität für durch die Hydraulikfluid-Rücklaufleitung (von den Radbremsen) zurück strömendes Hydraulikfluid aufweisen.
Die zweite Ventilanordnung kann ganz oder vollständig in der Rücklaufleitung angeordnet sein. Insbesondere kann ein Rückschlagventil der zweiten Ventilanordnung in der Rücklaufleitung angebracht werden. Auf diese Weise lässt sich beispielsweise verhindern, dass von dem Druckerzeuger gefördertes Hydraulikfluid über die Rück- laufleitung zu den Radbremsen gelangt.
Die Hydraulikfluid-Rücklaufleitung kann von einem drucklosen Hydraulikfluid- Reservoir abgetrennt (und mit diesem auch nicht verbindbar) sein. Das Reservoir kann ansosten beispielsweise dazu dienen, einen Hauptzylinder der Fahrzeug- Bremsanlage mit Hydraulikfluid zu versorgen.
Ferner kann wenigstens ein Druckspeicher mit der Hydraulikfluid-Rücklaufleitung gekoppelt oder koppelbar sein. Der wenigstens eine Druckspeicher kann dazu ausge-
bildet sein, durch die Hydraulikfluid-Rücklaufleitung zurück strömendes Hydraulikfluid zu speichern. Der wenigstens eine Druckspeicher kann als Niederdruckspeicher (Low Pressure Accumulator oder LPA) ausgebildet sein.
Gemäß einer Variante ist der wenigstens eine Druckspeicher in der Hydraulikfluid- Rücklaufleitung zwischen dem Druckerzeuger und der dritten Ventileinrichtung vorgesehen. So kann der wenigstens eine Druckspeicher etwa zwischen der zweiten Ventileinrichtung und der dritten Ventileinrichtung in die Hydraulikfluid-Rücklaufleitung eingebracht werden. Bei einer mehrkreisigen Fahrzeug-Bremsanlage kann pro Bremskreis ein separater Druckspeicher vorhanden sein.
Zur fahrerunabhängigen Durchführung von Bremseingriffen an den Radbremsen kann ein zweites Steuergerät vorgesehen werden. Das zweite Steuergerät kann Teil des Fahrsicherheitssystem sein und dazu ausgelegt werden, den Druckerzeuger anzusteuern, um fahrerunabängig in einer sicherheitskritischen Situation einen Hydraulikdruck aufzubauen. Das zweite Steuergerät kann darüber hinaus dazu ausgelegt sein, durch geeignete Ansteuerung der dritten Ventileinrichtung in der sicherheitskritischen Situation Einfluss auf den vorherrschenden Hydraulikdruck zu nehmen.
Gemäß einer Implementierung ist das erste Steuergerät Teil der ersten Unterbaugruppe, während das zweite Steuergerät Teil der zweiten Unterbaugruppe ist. Es wäre jedoch auch denkbar, die Funktionalitäten des ersten Steuergeräts und des zweiten Steuergeräts in einem gemeinsamen Steuergerät zu implementieren. Das gemeinsame Steuergerät kann dann (wie die dritte Ventileinrichtung) Teil der ersten Unterbaugruppe sein.
Für eine regenerative Fahrzeug-Bremsanlage kann ferner ein drittes Steuergerät für den regenerativen Bremsbetrieb vorgesehen werden. Das dritte Steuergerät ist dazu ausgelegt, den Druckerzeuger im regenerativen Bremsbetrieb anzusteuern, um fahrerunabhängig einen hydraulischen Bremsdruck aufzubauen. Der Aufbau des hydraulischen Bremsdrucks an den Radbremsen kann während eines Generatorbetriebs erfolgen („Blending").
Bei einer regenerativen Fahrzeug-Bremsanlage kann die Hydraulikbaugruppe ferner eine Pedalrückwirkungssimulationseinheit umfassen, die im regenerativen Bremsbetrieb durch einen vom Fahrer (beispielsweise im Hauptzylinder) erzeugten Hydraulik-
druck betätigbar ist. Die Pedalrückwirkungssimulationseinheit kann Teil der ersten Unterbaugruppe sein. Alternativ hierzu kann die Pedalrückwirkungssimulationsein- heit, ggf. zusammen mit dem Hauptzylinder, eine eigenständig handhabbare dritte Unterbaugruppe bilden. Wiederum können verschiedene Typen der dritten Unterbaugruppe bereitgestellt werden, die sich beispielsweise hinsichtlich der volumenmäßigen Auslegung des Hauptzylinders und/oder der Pedalrückwirkungssimulations- einheit unterscheiden.
Die hier beschriebene Hydraulikbaugruppe kann Teil einer elektrohydraulischen oder einer regenerativen Fahrzeug-Bremsanlage sein. Die entsprechende Bremsanlage kann ferner geeignete Einrichtungen für den„Brake-By-Wire"-Betrieb umfassen. Derartige Einrichtungen können ein Bremspedal mit zugeordnetem Pedalsensor beinhalten sowie eine Steuerelektronik, die in Abhängigkeit eines Ausgangssignals des Pedalsensors den Druckerzeuger ansteuert. Die jeweilige Bremsanlage kann außerdem die Bremskreise mit zugeordneten Bremsleitungen und Radbremsen umfassen.
Im Fall einer regenerativen Fahrzeug-Bremsanlage kann ferner neben der Pedal- rückwirkungssimulationseinheit ein Generator vorgesehen werden. Der Generator dient dem Aufladen einer Fahrzeugbatterie im Rahmen des Generatorbetriebs bei einer Betriebsbremsung.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der hier beschriebenen Hydraulikbaugruppen und Fahrzeug-Bremsanlagen ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibungen exemplarischer Ausführungsbeispiele, die unter Bezugnahme auf die Zeichnungen erläutert werden. In den Zeichnungen zeigt:
Fig. 1 ein erstes Ausführungsbeispiel einer Fahrzeug-Bremsanlage;
Fign. 2A-2C weitere Ausführungsbeispiele einer Fahrzeug-Bremsanlage;
Fig. 3 ein erstes Ausführungsbeispiel für einen modularen Aufbau der Fahrzeug-Bremsanlage gemäß Fig. 1;
Fig. 4 ein zweites Ausführungsbeispiel für einen modularen Aufbau der Fahrzeug-Bremsanlage gemäß Fig. 1;
Fig. 5 ein drittes Ausführungsbeispiel für einen modularen Aufbau der Fahrzeug-Bremsanlage gemäß Fig. 1;
Fig. 6 ein viertes Ausführungsbeispiel für einen modularen Aufbau der Fahrzeug-Bremsanlage gemäß Fig. 1;
Fig. 7 ein Ausführungsbeispiel einer Unterbaugruppe in einer Explosionsdarstellung;
Fig. 8 eine perspektivische Darstellung der Unterbaugruppe gemäß Fig. 7;
Fig. 9 eine Schnittansicht der Unterbaugruppe gemäß den Fign. 7 und 8;
Fig. 10 eine perspektivische Darstellung einer um einen Hauptzylinder sowie eine Pedalrückwirkungssimulationseinheit ergänzten Unterbaugruppe gemäß den Fign. 7 und 8;
Fig. 11 ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Fahrzeug-Bremsanlage;
Fign. 12-14 zusätzliche Ausführungsbeispiele einer Fahrzeug-Bremsanlage auf der
Grundlage des Ausführungsbeispiels gemäß Fig. 11 mit„geschlossenem" Fluidrücklauf; und
Fig. 15 ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Fahrzeug-Bremsanlage für den
Muitiplex-Betrieb.
Detaillierte Beschreibung
Im Folgenden werden unter Bezugnahme auf die Zeichnungen verschiedene Ausführungsbeispiele einer Fahrzeug-Bremsanlage sowie einer hierfür vorgesehenen Hydraulikbaugruppe erläutert. In den Zeichnungen sind übereinstimmende Elemente mit denselben Bezugszeichen versehen.
Obwohl die Ausführungsbeispiele im Zusammenhang mit einer beispielhaften Kraftfahrzeug-Bremsanlage und einem beispielhaften Druckerzeuger erläutert werden, ist darauf hinzuweisen, dass die Erfindung nicht auf die hier beschriebenen Realisierungen beschränkt ist. So kann der Druckerzeuger nicht nur nach dem hier vorgestellten Plunger-Prinzip arbeiten, sondern auch in Gestalt einer zyklisch arbeitenden Mehrkolbenpumpe, der wahlweise ein Druckspeicher zugeordnet sein kann, ausgebildet sein. Ferner lässt sich das hier beschriebene Konzept auch auf Bremsanlagen mit mehr als zwei Bremskreisen, mit anderer Bremskreisaufteilung (z.B. diagonaler Aufteilung), usw. implementieren.
Fig. 1 zeigt ein erstes Ausführungsbeispiel einer Fahrzeug-Bremsanlage 100. Bei der Fahrzeug-Bremsanlage 100 handelt es sich um eine elektrohydraulische Fahrzeug- Bremsanlage oder eine regenerative Fahrzeug-Bremsanlage (oder eine Kombination hiervon).
Die Fahrzeug-Bremsanlage 100 gemäß Fig. 1 umfasst eine Vielzahl von Komponenten, die je nach Bedarf als eine oder mehrere eigenständig handhabbare Hydraulikbaugruppen konfigurierbar sind. Unterschiedliche Hydraulikbaugruppen können an voneinander beabstandeten Bereichen eines Kraftfahrzeugs verbaut werden.
Im Folgenden werden zunächst die einzelnen Hydraulik-Komponenten sowie deren Funktionen näher erläutert. Im Anschluss daran werden mögliche Konfigurationen der Hydraulikkomponenten im Zusammenhang mit eigenständig handhabbaren Unterbaugruppen vorgestellt.
Wie in Fig. 1 dargestellt, handelt es sich bei der Fahrzeug-Bremsanlage 100 um eine zweikreisige Bremsanlage. Ein erster Bremskreis 102 ist dazu ausgebildet, zwei Hinterradbremsen 106, 108 mit Hydraulikfluid zu versorgen. Einem zweiten Bremskreis 104 kommt die selbe Aufgabe im Hinblick auf zwei Vorderradbremsen 110, 112 zu.
Den beiden Bremskreisen 102, 104 kann wahlweise Hydraulikfluid von einem fahrer- betätigbaren Hauptzylinder 114 oder einem elektromotorisch betätigbaren Druckerzeuger 116 zugeführt werden. Mittels des Druckerzeugers 116 lässt sich somit fahrerunabhängig ein Hydraulikdruck in den beiden Bremskreisen 102, 104 erzeugen.
Eine Umschalteinrichtung 118 ist funktional zwischen den Radbremsen 106, 108, 110, 112 einerseits und dem Hauptzylinder 114 sowie dem Druckerzeuger 116 andererseits vorgesehen. Die Umschalteinrichtung 118 umfasst im Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 pro Bremskreis 102, 104 je ein elektrisch betätigbares 3/2-Wege-Ventil 120, 122.
In elektrisch unbetätigtem Zustand koppeln die Ventile 120, 122 die Radbremsen 106, 108, 110, 112 gemäß dem„Push-Throug T-Prinzip mit dem Hauptzylinder. Auf diese Weise kann bei einem Ausfall der Fahrzeugelektrik oder der Fahrzeug-Elektronik ein Abbremsen des Fahrzeugs über einen im Hauptzylinder 114 vom Fahrer erzeugten Hydraulikdruck gewährleistet werden. Im elektrisch betätigten Zustand gemäß Fig. 1 koppeln die beiden Ventile 120, 122 die Radbremsen 106, 108, 110, 112 mit dem Druckerzeuger 116. In diesem Fall kann mittels des Druckerzeugers 116 ein Hydraulikdruckaufbau in den beiden Bremskreise 102, 104 sowohl bei einer von einem Fahrer eingeleiteten Betriebsbremsung als auch bei einer Systembremsung erfolgen. Mögliche Ansteuer-Szenarien für den Druckerzeuger 116 im Fall einer elekt- rohydraulischen und/oder regenerativen Betriebsbremsung werden später näher erläutert.
Der Hauptzylinder 114 wird über ein druckloses Reservoir 124 mit Hydraulikfluid versorgt. In elektrisch betätigtem Zustand der 3/2-Wege-Ventile 120, 122 - wenn also der Hauptzylinder 114 von den Radbremsen 106, 108, 110, 112 abgekoppelt ist - wird das aus dem drucklosen Reservoir 124 entnommene Hydraulikfluid vom
Hauptzylinder 114 in ein unter Druck stehendes Reservoir 126 gefördert. Bei dem unter Druck stehenden Reservoir 126 handelt es sich um einen Pedalrückwirkungssimulator, welcher aufgrund der Abkopplung des Hauptzylinders 114 von den Radbremsen 106, 108, 110, 112 dem Fahrer das gewohnte Rückwirkungsverhalten für ein den Hauptzylinder 114 betätigendes Bremspedals 128 bereitstellt. Der Hauptzylinder 114 und die Pedalrückwirkungssimulationseinheit 126 können beispielsweise den aus der DE 199 50 862 AI bekannten Aufbau aufweisen. Die Pedalrückwir- kungssimulationseinheit 126 basiert hier auf dem Prinzip des mechanischen„Cut- Off", gemäß dem in Folge des Verschiebens eines Kolbens des Hauptzylinders 114 die Pedalrückwirkungssimulationsfunktion zu- und abgeschaltet wird.
Wie in Fig. 1 erkennbar, mündet eine Fluidleitung 130 (kombinierte Rücklauf/Ansaug- Leitung) in das drucklose Hydraulikfluid-Reservoir 124. Über die Leitung 130 kann
Hydraulikfluid aus den Radbremsen 106, 108, 110, 112 in das Reservoir 124 zurück^ fließen. Des Weiteren kann über diese Leitung 130 der Druckerzeuger 116 Hydrau- likfluid ansaugen. Das angesaugte Hydraulikfluid wird im Anschluss an den Ansaugvorgang in die Bremskreise 102, 104 eingespeist, um im Rahmen einer Betriebsbremsung oder Systembremsung einen Hydraulikdruck in den Radbremsen 106, 108, 110, 112 aufzubauen.
Zwischen der Umschalteinrichtung 118 und den Radbremsen 106, 108, 110, 112 ist eine Ventileinrichtung 132 zur fahrerunabhängigen Durchführung von Bremseingriffen an den Radbremsen 106, 108, 110, 112 vorgesehen. Die Ventileinrichtung 132 umfasst pro Radbremse zwei (vorzugsweise nicht-regelbare) Sperrventile, die als 2/2-Wege-Ventile ausgelegt sind. Mittels dieser Ventile lassen sich in bekannter Weise Druckaufbau-, Druckhalte- und Druckabbauphasen im Rahmen von Systembremsungen, also sicherheitsrelevanter fahrerunabhängiger Bremseingriffe, durchführen. Derartige Bremseingriffe können beispielsweise ABS-Regeleingriffe oder ESC- Regeleingriffe umfassen. Da derartige Regeleingriffe an sich bekannt sind, werden diese hier nicht ausführlicher erläutert.
Die Bremsanlage 100 gemäß Fig. 1 umfasst ferner eine Druckeinstelleinrichtung 134 zur bremskreisindividuellen Einstellung des vom Druckerzeuger 116 zentral erzeugten Hydraulikdrucks. Die Druckeinstelleinrichtung 134 umfasst im Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 eine Steuerelektronik 136 sowie eine Ventileinrichtung mit zwei (vorzugsweise nicht-regelbaren) Sperrventilen 138, 140. Wie in Fig. 1 dargestellt, handelt es sich bei den Ventilen 138, 140 um elektrisch betätigbare Ventile, die in elektrisch unbetätigtem Zustand geöffnet sind („Normally Open" oder„NO"). Die Steuerelektronik 136 ist primär für den Druckerzeuger 116 vorgesehen und ermöglicht darüber hinaus eine optionale Ansteuerung der Ventile 138, 140.
Wie in Fig. 1 dargestellt, ist jedem der beiden Ventile 138, 140 ein federkraftbeaufschlagtes Rückschlagventil 142, 144 parallel geschaltet. Die Parallelschaltung der Rückschlagventile 142, 144 ermöglicht bei geschlossener Ventilstellung der Ventile 138, 140 ein Überströmen der geschlossenen Ventile 138, 140 in Richtung der Radbremsen 106, 108, 110, 112. Auf diese Weise lässt sich auch in der geschlossenen Ventilstellung dieser Ventile 138, 140 mittels des Druckerzeugers 116 ein Druck an den Radbremsen 106, 108, 110, 112 aufbauen bzw. erhöhen, sofern der vom Druckerzeuger 116 erzeugte Druck einen vorgegebenen Schwellenwert übersteigt. Dieser
Schwellenwert ist durch die Federkraft, mit welchem die Rückschlagventile 142, 144 beaufschlagt sind, festgelegt.
Ein Schließen der beiden Ventile 138, 140 ist beispielsweise dann erforderlich, wenn im Rahmen eines fahrerunabhängig durchgeführten Bremseingriffs (Systembremsung) ein Nachsaugen von Hydraulikfluid seitens des Druckerzeugers 116 aus dem drucklosen Reservoir 124 erforderlich wird. Bei dem Bremseingriff kann es sich um einen ABS- oder ESC-Regelvorgang handeln.
Nachfolgend wird der Aufbau und die Funktionsweise des Druckerzeugers 116 erläutert. Aufgabe des Druckerzeugers 116 ist es, einen zentralen (also einzigen bzw. einheitlichen) Hydraulikdruck für beide Bremskreise 102, 104 zur erzeugen. Die bremskreisindividuelle Einstellung des Hydraulikdrucks erfolgt dann wie oben beschrieben mittels der dem Druckerzeuger 116 nachgeschalteten Druckeinstelleinrichtung 134.
Der Druckerzeuger 116 umfasst einen mittels der Steuerelektronik 136 ansteuerbaren Elektromotor 146, ein dem Elektromotor 146 abtriebsseitig nachgelagertes Getriebe 148 sowie ein dem Getriebe 148 abtriebsseitig nachgelagertes Zylinder/Kolben-System 160. Das Zylinder/Kolben-System 160 umfasst eine einzige Hydraulikkammer 150, innerhalb der ein Plunger-Kolben 152 beweglich geführt ist. Die Position des Plunger-Kolbens 152 innerhalb der Hydraulikkammer 150 - und damit der Hydraulikdruck innerhalb der Hydraulikkammer 150 - ist mittels des Elektromotors 146 einstellbar.
Wie in Fig. 1 gezeigt, besitzt die Hydraulikkammer 150 einen Anschluss 154, über den Hydraulikfluid in die Kammer 150 angesaugt sowie aus der Kammer 150 heraus ausgestoßen werden kann. Das Ansaugen bzw. Ausstoßen von Hydraulikfluid erfolgt durch eine Hubbewegung des Plunger-Kolbens 152.
Der Anschluss 154 ist fluidisch mit der Eingangsseite jedes der beiden Ventile 138, 140 der Druckeinstelleinrichtung 134 gekoppelt. Der Anschluss 154 ist ferner über ein federkraftbeaufschlagtes Rückschlagventil 156 fluidisch mit der Rücklauf-Leitung 130 gekoppelt. Das Rückschlagventil 156 ist derart angeordnet, dass es bei einem Ansaughub des Plunger-Kolbens öffnet und bei einem Ausstoßhub schließt. Auf diese Weise lässt sich Hydraulikfluid aus dem drucklosen Reservoir 124 in die Hydraulik-
kammer 150 fördern, ohne dass aus der Hydraulikkammer 150 ausgestoßenes Hydraulikfluid unmittelbar in das drucklose Reservoir 124 zurückfließen kann.
Ebenfalls fluidisch gekoppelt mit dem Anschluss 154 ist ein Drucksensor 158. Der Drucksensor 158 liefert ein Ausgangssignal an die Steuerelektronik 136. Basierend auf diesem Ausgangssignal führt die Steuerelektronik 136 einen Ist-Wert/Soll-Wert- Vergleich durch und generiert basierend auf diesem Vergleich Ansteuersignale für den Elektromotor 136. Auf diese Weise wird eine geschlossene Regelschleife für die Hydraulikdruckerzeugung bei einer Betriebsbremsung oder Systembremsung realisiert.
Die in dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 veranschaulichte Realisierung des Druckerzeugers 116 hat gewisse Vorteile gegenüber der Verwendung anderweitiger Druckerzeuger wie Mehrkolbenpumpen. So kann beispielsweise der bei herkömmlichen Mehrkolbenpumpen typischerweise erforderliche Druckspeicher für Hydraulikfluid entfallen. Des Weiteren entfallen die für Mehrkolbenpumpen typischen Druckpulsationen, da aufgrund der Dimensionierung der Hydraulikkammer 150 eine einzige Hubbewegung des Plunger-Kolbens 152 in der Regel ausreicht, um einen gewünschten Hydraulikdruck abzubauen. Außerdem eignet sich der hier vorgeschlagene Plun- ger-Ansatz in besonderer Weise für den schnellen Aufbau (in der Größenordnung von 1000 bar/s) eines zentralen Hydraulikdrucks mit sich daran anschließender brems- kreisindividueller Hydraulikdruck-Einstellung.
Im Folgenden wird die Funktionsweise der Fahrzeug-Bremsanlage 100 gemäß Fig. 1 sowie das bremskreisindividuelle Einstellen des vom Druckerzeuger 116 zentral erzeugten Hydraulikdrucks mittels der beiden Ventile 136, 140 der Druckeinstelleinrichtung 134 näher beschrieben.
Bei einer elektrohydraulischen Betriebsbremsung ist die Steuerelektronik 136 dazu ausgelegt, ein Ausgangssignal eines dem Bremspedal 128 zugeordneten Weg- oder Kraftsensors (in Fig. 1 nicht dargestellt) auszuwerten. Die Steuerelektronik 136 erzeugt dann in Abhängigkeit von diesem Ausgangssignal Ansteuersignale für den Druckerzeuger 116, damit dieser einen Hydraulikdruck in den Bremskreisen 102, 104 erzeugt. Der von dem Druckerzeuger 116 erzeugte Hydraulikdruck entspricht dabei der vom Fahrer gewünschten und über das Bremspedal 128 mitgeteilten Fahrzeug- Verzögerung.
Bei einer Betriebsbremsung im regenerativen Modus erfolgt eine Ansteuerung des Druckerzeugers 116 mittels der Steuerelektronik 136 lediglich dann, wenn der Verzögerungswunsch des Fahrers die im Generatorbetrieb erzielbare Fahrzeug-Verzögerung überschreitet (z.B. bei einem plötzlichen Nachtreten des Bremspedals 128 im Rahmen einer bereits vorher eingeleiteten Betriebsbremsung). In diesem Fall generiert die Steuerelektronik 136 Ansteuersignale für den Druckerzeuger 116, welche während des Generatorbetriebs auf das ergänzende Erzeugen eines Hydraulikdrucks an zumindest zwei der Radbremsen 106, 108, 110, 112 (Vorderachse und/oder Hinterachse) gerichtet sind. Ein erster Verzögerungsanteil resultiert daher aus dem Generatorbetrieb, während ein zweiter Verzögerungsanteil auf die Betätigung von zumindest zwei der Radbremsen 106, 108, 110, 112 zurückgeht. Die Steuerelektronik 136 stellt sicher, dass beide Verzögerungsanteile zusammen dem vom Fahrer am Bremspedal 128 angeforderten Verzögerungswert für die Betriebsbremsung entsprechen.
Alternativ zu den beiden oben geschilderten Szenarien kann eine Ansteuerung des Druckerzeugers 116 mittels der Steuerelektronik 136 auch im Fall einer Systembremsung (und damit unabhängig von einer Betätigung des Bremspedals 128) erfolgen. Im Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 lässt sich mittels der Ventile 138, 140 der Druckeinstelleinrichtung 134 der vom Druckerzeuger 116 zentral erzeugte Hydraulikdruck bremskreisindividuell einstellen. Diese bremskreisindividuelle Hydraulikdruck- Einstellung wird nun näher erläutert.
Zum Aufbau eines Hydraulikdrucks in den Bremskreisen 102, 104 und damit an den Radbremsen 106, 108, 110, 112 wird ein vom Druckerzeuger 116 zentral bereitgestellter Hydraulikdruck unabhängig von der Stellung der Sperrventile 138, 140 - aufgrund der diesen parallel geschalteten und sich bereits bei geringem Druckaufbau öffnenden Rückschlagventile 142, 144 - in beiden Bremskreisen 102, 104 betragsgleich aufgebaut. Zum Druckhalten werden die beiden Ventile 138, 140 jeweils geschlossen, so dass die in den Bremskreisen 102, 104 aufgebauten Hydraulikdrücke nicht entweichen können. Hingegen ist eine Erhöhung dieser Hydraulikdrücke über die Rückschlagventile 142, 144 (für beide Bremskreise 102, 104 betragsgleich) jederzeit möglich. Zu diesem Zweck muss lediglich der vom Druckerzeuger 116 zentral bereitgestellte Hydraulikdruck weiter erhöht werden.
Zum Druckabbau muss der vom Druckerzeuger 116 zentral bereit gestellte Hydraulikdruck wieder reduziert werden. Dabei lassen sich die in den Bremskreisen 102, 104 aufgebauten Hydraulikdrücke bremskreisindividuell reduzieren (und damit also bremskreisindividuell einstellen). Wird zum Beispiel im Rahmen eines Ansaughubs des Druckerzeugers 116 das dem Bremskreis 102 zugeordnete Ventil 138 geöffnet, während das dem Bremskreis 104 zugeordnete Ventil 140 geschlossen bleibt, so wird lediglich der Hydraulikdruck im Bremskreis 102 reduziert, während der Hydraulikdruck im Bremskreis 104 gehalten wird. Es stellt sich folglich eine Hydraulikdruckdifferenz zwischen den beiden Bremskreisen 102, 104 ein.
Im praktischen Betrieb der Fahrzeug-Bremsanlage 100 erfolgt bei einem vom Fahrer und/oder automatisch eingeleiteten Bremseingriff die Einstellung der gewünschten Hydraulikdrücke bzw. Hydraulikdruckverläufe durch eine gezielte zeitliche Abfolge von Druckaufbau-, Druckhalte- und Druckabbauphasen. Hierzu werden der Druckerzeuger 116 sowie die Ventile 138, 140 mittels der Steuerelektronik 136 in geeigneter Weise angesteuert, um erforderlichenfalls eine bremskreisindividuelle Hydraulikdruckeinstellung zu realisieren. Im Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 resultiert die bremskreisindividuelle Einstellung der Hydraulikdrücke in erster Linie aus der Tatsache, dass im Rahmen von Druckabbauphasen eine Druckdifferenz zwischen den Bremskreisen 102, 104 durch individuelles Öffnen eines der Ventile 138, 140 eingestellt werden kann.
Für eine ABS-Regelung, aber auch zur Unterstützung anderweitiger fahrerunabhängiger Bremseingriffe (z.B. ESP-Regelung, Bremsassistent oder regenerative Bremsung) steht die dritte Ventileinrichtung 132 zur Verfügung. Wie bereits erwähnt, gestattet die dritte Ventileinrichtung 132 in bekannter Weise eine radindividuelle Regelung der Hydraulikdrücke und damit der Bremsdrücke in den Radbremsen 106, 108, 110, 112. Um beispielsweise während einer ABS-Regelung in das drucklose Reservoir 124 abgelassenes Hydraulikfluid wieder in die Bremskreise 102, 104 zu fördern, werden durch Schließen beider Ventile 138, 140 die zugeordneten Bremskreise 102, 104 in eine Druckhaltephase gebracht und der vom Druckerzeuger 116 zentral bereitgestellte Hydraulikdruck so stark reduziert, dass Hydraulikfluid aus dem drucklosen Reservoir 124 über das Rückschlagventil 156 wieder in die Hydraulikkammer 150 des Druckerzeugers 116 nachströmen kann. Anschließend ist es möglich, mittels des Druckerzeugers 116 den aufgrund der geschlossenen Ventile 138, 140 gehaltenen
Hydraulikdruck weiter zu erhöhen (durch Überströmen der geschlossenen Ventile 138, 140 über die Rückschlagventile 142, 144).
Fig. 2A zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel einer Fahrzeug-Bremsanlage 100. Die Fahrzeug-Bremsanlage 100 gemäß Fig. 2A stimmt großteils mit der Fahrzeug-Bremsanlage des ersten Ausführungsbeispiels überein. Aus diesem Grund werden im Folgenden lediglich die abweichenden Konstruktionsmerkmale näher erläutert. Die Abweichungen betreffen in erster Linie die Konfiguration der Pedalrückwirkungssimu- lationseinheit 126, der Umschalteinrichtung 118, sowie der Druckeinstelleinrichtung 134.
Die Pedalrückwirkungssimulationseinheit 126 wurde dahingehend modifiziert, dass die Simulationsfunktionalität nun über ein elektromagnetisch betätigtes 2/2-Wege- Ventil zu- und abgeschaltet wird. Eine mögliche Realisierung der solchermaßen ausgebildeten Pedalrückwirkungssimulationseinheit 126 ist aus der DE 196 38 102 AI bekannt. Eine weitere Realisierungsmöglichkeit für die Pedalrückwirkungssimulati- onseinheit 126 mit außen liegender Simulationsfeder ist in der DE 10 2007 047 208 AI beschrieben.
Sowohl bei der Ausführungsform der Pedalrückwirkungssimulationseinheit 126 gemäß Fig. 1 als auch bei der entsprechenden Ausführung in Fig. 2A ist der Hauptzylinder 114 im Hinblick auf den Push-Through-Betrieb gemäß einer„Twin"-Anordnung ausgeführt. Dies bedeutet, dass jedem der beiden Bremskreise 102, 104 ein eigener Betätigungskolben zugeordnet ist, wobei die beiden Betätigungskolben parallel zueinander angeordnet sind. Die diesbezüglichen konstruktiven Details des Hauptzylinders 114 lassen sich der DE 10 2005 037 792 AI entnehmen.
Wie in Fig. 2A gezeigt, umfasst die modifizierte Umschalteinrichtung anstatt der im ersten Ausführungsbeispiel vorgesehenen beiden 3/2-Wege-Ventile 120, 122 nun vier 2/2-Wege-Ventile 120A, 122A, 120B, 122B, die auf zwei Funktionseinheiten 118A, 118B der Umschalteinrichtung aufgeteilt sind. Eine erste Funktionseinheit 118A umfasst pro Bremskreis ein elektrisch betätigbares Sperrventil 120A, 122A, das im elektrisch unbetätigten Zustand geöffnet ist („NO"). Die zweite Funktionseinheit 118B umfasst pro Bremskreis 102, 104 ein elektrisch betätigbares Sperrventil 120B, 122B, das im elektrisch unbetätigten Zustand geschlossen ist („Normally Closed" oder „NC). Die zweite Funktionseinheit 118B umfasst ferner pro Ventil 120B, 122B ein
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- 19 - dem Ventil 120B, 122B parallel geschaltetes Rückschlagventil 142, 144. Die Funktionsweise der Rückschlagventile 142, 144 im Hinblick auf ein Überströmen wurde bereits im Zusammenhang mit dem ersten Ausführungsbeispiel erläutert.
Fig. 2A veranschaulicht die Grundstellung der Ventile 120A, 122A, 120B, 122B im elektrisch unbetätigten Zustand. Dieser Zustand entspricht dem„Push-Through"- Betrieb, in dem die Radbremsen 106, 108, 110, 112 fluidisch mit dem Hauptzylinder 114 gekoppelt sind. Zur Kopplung des Druckerzeugers 116 mit den Radbremsen 106, 108, 110, 112 werden die Ventile 120A, 122A, 120B, 122B elektrisch betätigt, wodurch gleichzeitig der Hauptzylinder 114 fluidisch von den Radbremsen 106, 108, 112 abgekoppelt wird.
Zwischen den beiden Funktionseinheiten 118A, 118B ist die modifizierte Druckeinstelleinrichtung 134 vorgesehen. Die Druckeinstelleinrichtung 134 umfasst im Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2A pro Bremskreis 102, 104 ein regelbares 2/2-Wege- Ventil 138A, 140A. Die Druckeinstelleinrichtung 134 umfasst ferner eine Steuerelektronik 136A zur Ansteuerung der beiden Regelventile 138A, 140A mittels Pulsweitenmodulation. Der Betätigungszustand der beiden Ventile 138A, 140A ist somit individuell über die Pulsweite der dem jeweiligen Ventil 138A, 140A zugeführten An- steuersignale kontinuierlich zwischen einer vollständig geöffneten Ventilstellung und einer vollständig geschlossenen Ventilstellung einstellbar.
Jedem Ventil 138A, 140A ist ein Rückschlagventil 138B, 140B parallel geschaltet. Die Kombination aus Rückschlagventil 138B, 140B einerseits und Regelventil 138A, 140A andererseits ermöglicht eine Druckdifferenz-basierte bremskreisindividuelle Hydraulikdruck-Einstellung, wie in der DE 102 47 651 AI näher beschrieben. Der Offenbarungsgehalt der DE 102 47 651 AI im Hinblick auf den Aufbau und die Funktionsweise der Regelventile 138A, 140A wird hiermit durch Inbezugnahme aufgenommen.
Der maßgebliche Unterschied zwischen den beiden Ausführungsbeispielen der Fign. 1 und 2A betrifft die Hydraulikdruckregelung. Im Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 erfolgt eine präzise geregelte Ansteuerung des Elektromotors 146 auf der Grundlage eines Ist-Wert/Soll-Wert-Vergleichs unter Verwendung eines vom Drucksensor 158 bereitgestellten Signals. Der Drucksensor 158 ist dabei dem Druckerzeuger 116 unmittelbar nachgeschaltet. Mittels der Einsteileinrichtung 134 erfolgt dann eine bremskreisindividuelle Hydraulikdruck-Einstellung im Rahmen von Druckabbauphasen.
Im zweiten Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2A wird hingegen ein anderweitiges Regelkonzept verfolgt. Hier werden zur bremskreisindividuellen Hydraulikdruckregelung den beiden Regelventilen 138A, 140A bremskreisindividuell Ansteuersignale zugeführt. Die Steuerelektronik 136A erzeugt diese Steuersignale basierend auf einem Ist-Wert/Soll-Wert-Vergleich unter Berücksichtigung von Ausgangssignalen von den Ventilen 138A, 140A nachgeschalteten Drucksensoren 158A, 158B.
Im Gegensatz zum Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 ermöglicht das Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2A eine bremskreisindividuelle Hydraulikdruck-Einstellung auch im Rahmen einer Druckaufbauphase. So kann beispielsweise beim Aufbauen eines zentralen Hydraulikdrucks mittels des Druckerzeugers 116 auch unabhängig von der Stellung der Ventile 138, 140 das dem Bremskreis 102 zugeordnete Ventil 120B geöffnet und das dem Bremskreis 104 zugeordnete Ventil 122B geschlossen werden. In einem solchen Schaltzustand der Ventile 120B, 122B wird damit nur der Hydraulikdruck im Bremskreis 102 erhöht, während der Hydraulikdruck im Bremskreis 104 gehalten wird. Demgemäss können die Ventile 120B, 122B funktional der Druckeinstelleinrichtung 134 zugeordnet und von der Steuerelektronik 136A angesteuert werden.
Fig. 2B veranschaulicht ein drittes Ausführungsbeispiel einer Fahrzeug-Bremsanlage 100. Die Fahrzeug-Bremsanlage 100 gemäß Fig. 2B stimmt großteils mit der Fahrzeug-Bremsanlage des zweiten Ausführungsbeispiels überein. Der maßgebliche Unterschied zur Fahrzeug-Bremsanlage des zweiten Ausführungsbeispiels besteht darin, dass die Ventile 138A, 140A nicht mehr auf einer druckdifferenz-basierten Grundlage angesteuert werden. Die Rückschlagventile 138B, 140B wurden daher fortgelassen.
Fig. 2C zeigt ein viertes Ausführungsbeispiel einer Fahrzeug-Bremsanlage 100. Die Fahrzeug-Bremsanlage 100 gemäß Fig. 2C stimmt großteils mit der Fahrzeug-Bremsanlage des zweiten Ausführungsbeispiels überein. Der wesentliche Unterschied betrifft die Tatsache, dass die beiden Sperrventile 138A, 140A mit den zugeordneten Rückschlagventilen 138B, 140B fortgelassen wurden. Funktional übernehmen die Ventile 120B, 122B damit die Aufgabe der Ventile 138, 140 (mit zugeordneten Rückschlagventilen 142, 144) von Fig. 1. Gegenüber dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2B wurde daher auf die Möglichkeit, auch im Rahmen einer Druckaufbauphase eine Druckdifferenz zwischen den Bremskreisen 102, 104 einstellen zu können, verzichtet.
Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 müssen aus Sicherheitsgründen die 3/2- Wege-Ventile 120, 122 der Umschalteinrichtung 118 so ausgelegt sein, dass in ihrer elektrisch unbetätigten, ausschließlich mechanisch (durch Federkraft) bestimmten Stellung eine Verbindung des Hauptzylinders 114 zu den Bremskreisen 102, 104 besteht und eine Verbindung zum Druckerzeuger 116 und den beiden 2/2 -Wege- Ventilen 138, 140 gesperrt ist. Daher können die 2/2-Wege-Ventile 138, 140 sowohl als in unbetätigtem Zustand geschlossene (NC) als auch als in unbetätigtem Zustand geöffnete (NO) Ventile ausgelegt werden. Beim Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2A müssen aus Sicherheitsgründen die beiden 2/2-Wege-Ventile 120A, 122A, über die eine Verbindung zum Hauptzylinder 114 hergestellt wird, als im unbetätigtem Zustand geöffnete (NO) Ventile ausgelegt werden. Ferner muss mindestens eines der beiden hintereinander geschalteten 2/2-Wege-Ventile 138, 120B, 140, 122B als in unbetätigtem Zustand geschlossenes (NC) Ventil ausgelegt werden, damit die Verbindung zum Druckerzeuger 116 gesperrt ist. Gleiches gilt für das Ausführungsbeispiel gemäß 2B, und entsprechend müssen beim Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2C die beiden 2/2-Wege-Ventile 120A, 122A als in unbetätigtem Zustand geöffnete (NO) Ventile und die beiden anderen 2/2-Wege-Ventile 120B/138, 122B/140 als in unbetätigtem Zustand geschlossene (NC) Ventile ausgelegt werden.
Wie bereits erwähnt, erfolgt die Einstellung der gewünschten Hydraulikdrücke bzw. Hydraulikdruckverläufe durch eine gezielte zeitliche Abfolge von Druckaufbau-, Druckhalte- und Druckabbauphasen, die mittels gezielter Ansteuerung des Druckerzeugers 116 und der jeweiligen Ventile 120B, 122B, 138, 140, 142, 144 der Druckeinstelleinrichtung 134 realisiert werden. Grundsätzlich ist die bremskreisindividuelle Hydraulikdruck-Einstellung mittels„einfacher" Ventile, die lediglich zwei definierte Schaltstellungen aufweisen, machbar. Dies setzt voraus, dass ein verhältnismäßig genau einstellbarer zentraler Druckerzeuger 116 eingesetzt wird. Um nun aus Gründen des Aufwands und damit einhergehender Kosten einen Kompromiss zu finden, können präzise regelbare - und damit technisch aufwändigere - Ventile eingesetzt werden, die beispielsweise proportional und/oder über eine Druckdifferenz (vgl. Fig. 2A) regelbar sind. Im Gegenzug können mechanische Komponenten des Druckerzeugers 116, wie beispielsweise der Motor 146 und/oder das Getriebe 148, einfacher - und damit preiswerter - ausgelegt werden.
Nun werden unter Bezugnahme auf die Fign. 3 bis 6 verschiedene modulare Konzepte für eine Hydraulikbaugruppe erläutert. Die Hydraulikbaugruppe ist für eine Fahrzeug-Bremsanlage gemäß dem in Fig. 1 dargestellten ersten Ausführungsbeispiel vorgesehen, wobei zur Untermauerung der Modularität die im zweiten Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2A vorgestellte Einheit aus Hauptzylinder 114 und Pedalrückwir- kungssimulationseinheit 126 verwendet wird. Der Übersichtlichkeit halber wurden in den Fign. 3 bis 6 nicht alle Bezugszeichen übernommen und die Steuerelektronik 136 fortgelassen.
In den folgenden Ausführungsbeispielen werden die einzelnen Komponenten der Fahrzeug-Bremsanlage in unterschiedlicher Weise auf verschiedene Unterbaugruppen verteilt. Von jeder der Unterbaugruppen können verschiedene Typen existieren, die sich hinsichtlich der Auslegung der einzelnen Komponenten voneinander entscheiden. Gemäß dem Baukastenprinzip kann dann in einem ersten Schritt von jeder Unterbaugruppe der erforderliche Typ ausgewählt werden. In einem nächsten Schritt werden die ausgewählten Typen zur Hydraulikbaugruppe zusammengesetzt. Die Hydraulikbaugruppe wird dann als Ganzes im Fahrzeug montiert.
Ein erstes Ausführungsbeispiel für den modularen Aufbau einer Hydraulikbaugruppe 300 ist in Fig. 3 dargestellt. Die Hydraulikbaugruppe 300 umfasst drei Unterbaugruppen 302, 304, 306. Eine erste Unterbaugruppe 302 umfasst den Hauptzylinder 114 mit zugeordneter Pedalrückwirkungssimulationseinheit. Eine zweite Unterbaugruppe 304 umfasst den Druckerzeuger 116, die Umschalteinrichtung 118 sowie die Druckeinstelleinrichtung 134. Die zweite Unterbaugruppe 304 umfasst ferner ein Steuergerät („Electronic Control Unit" oder„ECU1'), welche alle für die Ansteuerung des Druckerzeugers 116, der Umschalteinrichtung 118 und der Druckeinstellereinrichtung 134 erforderlichen Elektronikkomponenten (wie beispielsweise die Steuerelektronik 136 gemäß Fig. 1) umfasst. Eine dritte Unterbaugruppe 106 beinhaltet die Ventileinrichtung 132 sowie ein Standard-Steuergerät 306A zur Ansteuerung der Ventileinrichtung 132.
Fig. 4 veranschaulicht ein weiteres Ausführungsbeispiel für den modularen Aufbau einer Hydraulikbaugruppe 400. Gegenüber dem Ausführungsbeispiel von Fig. 3 wurden die beiden Unterbaugruppe 302, 304 zu einer einzigen Unterbaugruppe 402 zusammengefasst. Ein der Unterbaugruppe 402 zugeordnetes Steuergerät 402A entspricht funktional großteils dem Steuergerät 304A gemäß Fig. 3. Eine zweite Un-
terbaugruppe 306 stimmt mit der entsprechenden Unterbaugruppe aus Fig. 3 überein.
Fig. 5 zeigt ein drittes Ausführungsbeispiel für den modularen Aufbau einer Hydraulikbaugruppe 500. Gemäß Fig. 5 ist die Hydraulikbaugruppe 500 in Gestalt einer einzigen Unterbaugruppe 502 realisiert. Die Unterbaugruppe 502 umfasst ein Steuergerät 502A, welches die notwendigen elektronischen Komponenten zur Ansteuerung des Druckerzeugers 116, der Umschalteinrichtung 118, der Ventileinrichtung 132 sowie der Druckeinstelleinrichtung 134 umfasst.
Fig. 6 zeigt ein viertes Ausführungsbeispiel für den modularen Aufbau einer Hydraulikbaugruppe 600. Die Hydraulikbaugruppe 600 gemäß Fig. 6 umfasst eine erste Baugruppe 302, welche mit der entsprechenden Baugruppe aus Fig. 3 übereinstimmt. Eine zweite Baugruppe 602 beinhaltet den Druckerzeuger 116, die Umschalteinrichtung 118, die Ventileinrichtung 132 sowie die Druckeinstelleinrichtung 134. Die Unterbaugruppe 602 umfasst ferner ein Steuergerät 602A zur elektrischen AnSteuerung der einzelnen Komponenten der Unterbaugruppe 602.
Fig. 7 zeigt eine Explosionsdarstellung der Unterbaugruppe 602 gemäß Fig. 6., und Fig. 8 zeigt die Unterbaugruppe 602 in fertig montiertem Zustand. Wie diesen beiden Figuren entnommen werden kann, bildet der Elektromotor 146 zusammen mit dem Getriebe 148 und dem Zylinder/Kolben-System 160 eine erste Montageeinheit. Eine zweite Montageeinheit wird von einem Gehäuseblock 702 gebildet, welcher die Ventile und Drucksensoren der Umschalteinrichtung 118, der Ventileinrichtung 132 sowie der Druckeinstelleinrichtung 134 aufnimmt. Die Ventile und Drucksensoren stehen in Fig. 7 nach rechts über den Gehäuseblock 702 hervor, um von dem Steuergerät 602A kontaktiert zu werden. Zu diesem Zweck wird das Steuergerät 602A auf den Gehäuseblock 702 aufgesetzt. Innerhalb des Gehäuseblocks 702 sind die in Fig. 6 illustrierten Fluidleitungen ausgebildet.
Fig. 9 ist eine Schnittansicht der Unterbaugruppe 602 gemäß den Fign. 7 und 8. Deutlich zu erkennen sind der Elektromotor 146, das abtriebsseitig mit dem Elektromotor gekoppelte Getriebe 148 (in Form eines Riemengetriebes) sowie eine vom Getriebe 148 betätigte Mutter/Spindel-Anordnung 162. Die Mutter/Spindel-Anordnung 162 umfasst eine von einem Riemen 164 des Getriebes 148 angetriebene Spindel 166. Die Spindel 166 ist über Lagerkugeln 168 mit einer Mutter 170 der Mut-
ter/Spindel-Anordnung 162 gekoppelt. Eine Drehbewegung der Spindel 166 bewirkt in Abhängigkeit des Drehsinns eine translatorische Bewegung der Mutter 170 in Fig. 9 entweder nach links oder rechts.
Die Mutter 170 ist starr mit dem in der Hydraulikkammer 150 fluiddicht geführten Kolben 152 gekoppelt. Eine Translationsbewegung der Mutter 170 bewirkt somit unmittelbar eine Hubbewegung des Plunger-Kolbens 152 in der Hydraulikkammer 150. Bei einem Ansaughub wird der Plunger-Kolben 152 in Fig. 9 nach rechts bewegt, während bei einem Ausstoßhub der Plunger-Kolben 152 nach links bewegt wird.
In der Schnittansicht gemäß Fig. 9 nicht sichtbar ist der kombinierte Ansaug-/Aus- stoßanschluss 154. Dieser ist auf der dem Plunger-Kolben 152 zugewandten Stirnseite des Gehäuseblocks 702 vorgesehen. In Fig. 9 hingegen deutlich zu erkennen ist der Sachverhalt, dass der Elektromotor 146 achsparallel zum Plunger-Kolben 152 angeordnet ist. Diese Anordnung gestattet die Realisierung einer kompakten Baugröße für die Unterbaugruppe 602.
Fig. 10 zeigt eine perspektivische Ansicht der Unterbaugruppe 502 des modularen Konzepts gemäß Fig. 5. Die Unterbaugruppe 502 umfasst zusätzlich zu den bereits im Zusammenhang mit den Fign. 7 und 8 erläuterten Montageeinheiten einen Hauptzylinder 114 sowie eine Pedalrückwirkungssimulationseinheit 126 (das drucklose Reservoir ist in Fig. 9 nicht dargestellt, da es nicht notwendigerweise Teil der
Unterbaugruppe ist).
Fig. 11 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Fahrzeug-Bremsanlage 700. Die Fahrzeug-Bremsanlage 700 gemäß Fig. 11 stimmt großteils mit der Fahrzeug- Bremsanlage des ersten Ausführungsbeispiels gemäß Fig. 1 überein. So umfasst auch die Fahrzeug-Bremsanlage 700 einen fahrerbetätigbaren Hauptzylinder 114, einen Druckerzeuger 116 zum fahrerunabhängigen (d.h. in erster Linie fußkraftunabhängi- gen) Erzeugen eines Hydraulikdrucks in den Bremskreisen, eine Umschalteinrichtung 118, eine Ventileinrichtung 132 zur fahrerunabhängigen Durchführung von Bremseingriffen sowie eine Druckeinstelleinrichtung 134 (mit einer der Steuerelektronik 136 gemäß Fig. 1 vergleichbaren Steuereinrichtung) mit den oben erläuterten Funktionalitäten.
Die Fluidleitung 130 ist ebenfalls wie im Zusammenhang mit dem ersten Ausführungsbeispiel geschildert ausgebildet. Dabei ist die Fluidleitung in Fig. 11 in einen ersten Abschnitt 130A und einen zweiten Abschnitt 136B unterteilt. Der erste Abschnitt 130A verzweigt, ausgehend vom drucklosen Hydraulikfluid-Reservoir 124, einerseits über das Rückschlagventil 156 in Richtung des Hydraulikanschlusses 154 des Druckerzeugers 116 und andererseits über den zweiten Teil 130B der Fluidleitung in Richtung der Ventileinrichtung 132 zur fahrerunabhängigen Durchführung von Bremseingriffen. Der zweite Teil 130B dient als Hydraulikfluid-Rücklaufleitung von der Ventileinrichtung 132 in das Reservoir 124, während dem ersten Teil 130A der Leitung 130 sowohl eine Rücklauf- als auch eine Ansaug-Funktionalität zukommt.
Abweichend von der Realisierung gemäß der in Fig. 1 dargestellten Ausführungsform sind die Ventile 138, 140 der Druckstelleinrichtung 134 als in unbetätigtem Zustand geschlossene Ventile („Normally Closed" oder„NC) ausgebildet. Ferner wurden der Aufbau des (ebenfalls mit einem Pedalrückwirkungssimulator versehenen) Hauptzylinders 114 sowie dessen Ventilbeschaltung geringfügig geändert.
In modularer Hinsicht umfasst die Fahrzeug-Bremsanlage 700 gemäß Fig. 11 eine einzige Hydraulikbaugruppe 702, die als kompakte Einheit ausgebildet ist. Die für die Ansteuerung der einzelnen Komponenten erforderlichen Elektronikkomponenten sind in einem einzigen Steuergerät 702A zusammengefasst.
Fig. 12 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Fahrzeug-Bremsanlage 800, welche großteils mit der Fahrzeug-Bremsanlage 700 gemäß Fig. 11 übereinstimmt. Aus diesem Grund werden im Folgenden lediglich die abweichenden Konstruktionsmerkmale näher erläutert.
Die Abweichungen zwischen den Ausführungsbeispielen gemäß Fig. 11 einerseits und Fig. 12 auf der anderen Seite betreffen hauptsächlich die Ausgestaltung des Druckerzeugers 116 sowie der Hydraulikleitung 130. Wie in Fig. 12 veranschaulicht, ist die der Ventileinrichtung 132 zugeordnete Hydraulikfluid-Rücklaufleitung 130B strö- mungsabwärts über das Rückschlagventil 156 mit dem Hydraulikanschluss 154 des Druckerzeugers 116 gekoppelt. Auf diese Weise lässt sich bei einem über die Ventileinrichtung 132 gesteuerten Hydraulikfluid-Ablass („Dump") aus den Radbremsen das zurückströmende Hydraulikfluid (bei entsprechender Ventilstellung der Umschalteinrichtung 118 sowie der Druckeinstelleinrichtung 134) in die Hydraulikkammer 150
des Druckerzeugers 116 fördern, ohne dass bei einem Fördervorgang Hydraulikfluiid über die Rücklaufleitung 130B zu den Radbremsen gelangen kann.
Der Druckerzeuger 116 weist also eine Fluidaufnahmefunktionalität für durch die Rücklaufleitung 130B zurück strömendes Hydraulikfluid auf. Zu diesem Zweck kann der Kolben 152 in Fig. 12 nach rechts bewegt werden, um das Volumen der Hydraulikkammer 150 zur Aufnahme des über die Rücklaufleitung 130B zurück strömenden Hydraulikfluids aufzunehmen.
Wie in Fig. 12 veranschaulicht, ist die Hydraulikfluid-Rücklaufleitung 130B von dem drucklosen Hydraulikfluid-Reservoir 124 fluidisch stets abgetrennt. Es kann jedoch Hydraulikfluid über die Ansaugleitung 130A vom Reservoir 124 im Fall eines Förderhubs des Kolbens 152 in die Hydraulikkammer 150 gelangen. Somit kann die Hydraulikkammer 150 sowohl mit Hydraulikfluid aus dem Reservoir 24 (nämlich über die Hydraulikleitung 130A) als auch aus den Radbremsen (nämlich über die Hydraulikleitung 130B) befüllt werden.
Fig. 13 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Fahrzeug-Bremsanlage 900, welche im Wesentlichen mit der Fahrzeug-Bremsanlage 800 gemäß Fig. 12 übereinstimmt. Die Bremsanlage 900 umfasst zusätzlich einen Niederdruckspeicher (LPA) 902 in der Rücklaufleitung 130B. Der Druckspeicher 902 ist zwischen der Ventileinrichtung 132 und dem Rückschlagventil 156 in die Rücklaufleitung 130B eingefügt. Aufgabe des Druckspeichers 902 ist es, das aus den Radbremsen abfließendes Hydraulikfluid zwischenzuspeichern, bis es im Rahmen eines Ansaughubs des Kolbens 152 in die Hydraulikkammer 150 des Druckerzeugers 116 gelangen kann.
Bei dem in Fig. 14 gezeigten Ausführungsbeispiel einer Fahrzeug-Bremsanlage 1000 sind zwei Niederdruckspeicher 902A, 902B in der Rücklaufleitung 130B zwischen der Ventileinrichtung 132 und dem Druckerzeuger 116 vorgesehen. Genauer gesagt ist pro Bremskreis ein separater Druckspeicher 902A, 902B vorhanden. Ferner ist pro Druckspeicher 902A, 902B ein separates Rückschlagventil 156A, 156B in der Rücklaufleitung 130B vorgesehen.
Bei den in den Fign. 12 bis 14 gezeigten Ausführungsformen wird das aus den Radbremsen abgelassene Hydraulikfluid nicht in das drucklose Hydraulikfluid-Reservoir 24 gefördert, sondern in die Hydraulikkammer 150 des Druckerzeugers 116. Der
entsprechende Fördervorgang kann direkt (Fig. 12) oder indirekt über einen oder mehrere Niederdruckspeicher (Fign. 13 und 14) erfolgen. Diese Ausgestaltung hat den Vorteil, dass das vom Druckerzeuger 116 geförderte Hydraulikfluid (jedenfalls nicht mehr vollständig und immer) zunächst aus dem Reservoir 124 angesaugt werden muss, so dass sich die Druckaufbauphasen verkürzen.
Ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Fahrzeug-Bremsanlage 1100 ist in Fig. 15 gezeigt. Die Fahrzeug-Bremsanlage 1100 stimmt teilweise mit der Fahrzeug- Bremsanlage 100 gemäß Fig. 1 bzw. 700 gemäß Fig. 11 überein. Abweichend von den dortigen Fahrzeug-Bremsanlagen 100, 700 ist die Ventileinrichtung 132 zur fahrerunabhängigen Durchführung von Bremseingriffen an den Radbremsen durch eine Ventileinrichtung 132' zur radindividuellen oder radgruppenindividuellen Bremseindruckeinstellung im Multiplexbetrieb ersetzt. Die Ventileinrichtung 132' kann zur Bremsdruckeinstellung sowohl bei einer Betriebsbremsung als auch im Rahmen einer Systembremsung herangezogen werden.
Die Ventileinrichtung 132' ist zwischen der Druckeinstelleinrichtung 134 und den Radbremsen 106, 108, 110, 112 angeordnet und umfasst pro Radbremse 106, 108, 110, 112 genau ein Ventil 132Ά, 132'B, 132'C, 132'D. Ferner ist eine Steuerelektronik 132'E vorgesehen, welche eine Ansteuerung der Ventile 132'A, 132'B, 132'C, 132'D im Multiplex-Betrieb gestattet. Zur radindividuellen oder radgruppenindividuellen Druckeinstellung ist der Elektromotor 146 als hochdynamischer Aktuator ausgebildet.
Der Multiplex-Betrieb ist allgemein in der WO 2006/111393 AI und in der WO
2010/091883 beschrieben. Aus diesem Grund wird nachfolgend lediglich ein exemplarisches Beispiel dieses Betriebsmodus erläutert, wobei davon ausgegangen wird, dass an den Hinterradbremsen 106, 108 gruppenweise ein Bremsdruck von 30 bar und an Vorderradbremsen 110, 112 gruppenweise ein Bremsdruck von 50 bar einzustellen ist. Dabei sind im Vorfeld des Druckaufbaus die Ventile der Umschalteinrichtung 118 sowie der Druckeinstelleinrichtung 134 derart geschaltet, dass mittels des Druckerzeugs 116 ein Bremsdruck an den Radbremsen 106, 108, 110, 112 aufgebaut werden kann.
Zu Beginn der Druckaufbauphase sind sämtliche Ventile der Ventileinrichtung 132' geöffnet. Bei Erreichen des ersten Zieldrucks von 30 bar schließen zunächst die den
Radbremsen 106, 108 der Hinterräder zugeordneten Ventile 132Ά, 132'B, wobei der Druck weiterhin ansteigt. Sobald der Druckanstieg einen Wert von 50 bar (zweiter Zieldruck) erreicht hat, werden auch die Ventile 132'C, 132'D geschlossen, welche den Radbremsen 110, 112 der Vorderräder zugeordnet sind. Der zum Zeitpunkt des Schließens des jeweiligen Ventils 132Ά, 132'B, 132'C, 132'D an der jeweiligen Radbremse 106, 108, 110, 112 vorherrschende Hydraulikdruck bleibt solange aufrecht erhalten („eingesperrt") bis es wieder geöffnet wird. Im Anschluss an das Öffnen kann ein weiterer Druckaufbau oder aber ein Druckabbau erfolgen.
Zusätzlich zur radindividuellen oder radgruppenindividuellen Bremsdruckeinstellung mittels der Ventileinrichtung 132' im Multiplexbetrieb bleibt die Möglichkeit einer bremskreisindividuellen Druckeinstellung mittels der Druckeinstelleinrichtung 134 aufrecht erhalten. Von dieser Möglichkeit kann beispielsweise im Rahmen eines regenerativen Bremsbetriebs Gebrauch gemacht werden. So kann es gewünscht sein, die Radbremsen einer Fahrzeugachse (erster Bremskreis) für den Generatorbetrieb vollständig von dem Druckerzeuger 116 abzukoppeln, während an den Radbremsen einer anderen Fahrzeugachse (zweiter Bremskreis) mittels des Druckerzeugers 116 Bremsdruck aufgebaut werden soll. Zu diesem Zweck kann das dem ersten Bremskreis zugeordnete Ventil der Druckeinstelleinrichtung 134 geschlossen und das dem zweiten Bremskreis zugeordnete Ventil geöffnet werden.
Wie sich aus der exemplarischen Beschreibung der Ausführungsbeispiele ergibt, resultiert aus der Kombination einer zentralen Hydraulikdruck-Erzeugung mit einer nachfolgenden bremskreisindividuellen Hydraulikdruck-Einstellung eine Mehrzahl signifikanter Vorteile. Weitere Vorteile ergeben sich aus den unterschiedlichen Ausprägungen des optionalen Baukastenprinzips, gemäß dem die Hydraulikbaugruppe in unterschiedliche Unterbaugruppen aufgeteilt wird. Selbstverständlich sind die oben erläuterten Aufteilungen der Hydraulikbaugruppe in einzelne Unterbaugruppen lediglich beispielhaft. Mit anderen Worten können auch abweichende Aufteilungen vorgenommen werden.
Weitere Vorteile ergeben sich aus der selektiven Kopplung eines Fluideingangs des Druckerzeugers mit den Radbremsen zugeordneten Fluidauslässen. Ferner lassen sich die hier vorgestellten Ausführungsbeispiele mit einer radindividuellen Bremsdruckeinstellung im Multiplexbetrieb kombinieren.