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Verfahren zur Herstellung von Mischungen und Preßpulvern aus Thioplasten
Kautschukartige, schwefelhaltige Kondensationspro4ukte (Thioplaste), wie sie aus
Alkali- oder Erdalkalipolysulfiden und mehrfach negativ substituierten organischen
Verbindungen, wie Dihalogenkohlenwasserstoffen, Dihadogenät'hern, Dihalogenestern.
Alkyldithioschwefelsäuren, Alkyldimerkaptanen oder Aldehyden erhalten werden können,
stellt man nach bekannten Verfahren vielfach zunächst in Vorm latexähnlicher Suspensionen
har, welche ausgewaschen und mit Säuren koaguliett werden können. Die Koagulate
werden gewöhnlich zu Fellen ausgewalzt und zur Herstellung technisch wertvoller
Mischungen ähnlich wie Kautschuk auf dem Wal.ztverk mit Füllstoffen, Beschleunigern
und Zinkoxyd vermischt und nach den in der Kautschukindustrie üblichen Verfahren
geformt und durch eine Wärmebehandlung verfestigt Dieser Herstellungsgang erfordert
ein längeres Mischen auf dem Walzwerk mit hohem Kraft- und Zeitverbrauch. Es ist
ferner bereits bekannt, wäßrige Thioplastsuspensionen mit Füllstoffen zu versetzen
und;, anschließend durch. Säurekoagulation aufzuarbeiten. Bei diesem Verfahren fällt
das Reaktionsprodukt als schwammige Masse an, aus welcher das Wasser nur durch längeres
Walzen entfernt werden kann. . Da durch den Säurezusatz eine Auflösung gewisser
Dispersionsmittel, wie z. B. Magnesiumhydroxyd, stattfindet, müssen die eritstandenen
wasserlöslichen Salze ferner durch einen Waschprozeß während des-Auswalzens entfernt
werden. Die Säurekoagulation des Gemisches schließt aber eine Reihe der gebräuchlichsten
und wegen ihrer verbessernden Wirkung besonders wertvollen Zusätze aus, da diese
sich in Säure auflösen würden, wie z. B. Zinkoxyd, Magnesiumhydroxyd, Carbonate,
basische Beschleuniger Die Herstellung von Preßpulvern auf diese Weise in technischem
Maßstab wird hierdurch im übrigen sehr umständlich, da die einanal koagulierte Masse
sich nur durch einen langwierigen
Mahlprozeß zu einem pulverförmigen
Produkt zerkleinern läßt.
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Es ist ferner auch bereits bekannt, derartige mit Füllstoffen versetzte
wäßrige Thioplastsuspensionen durch Eindampfen zur Trockne aufzuarbeiten. Diese
Arbeitsweise macht jedoch eine unter Umständen schädlich auf die Suspension einwirkende
Hitzebehandlung unvermeidlich und erfordert bei vorsichtiger Durchführung .eineverhältnismäßigsehrlange
Behandlungszeit.
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Es ist ferner bekannt, Preßpulver aus Thioplasten durch Mahlen, Raspeln
usw. herzu-' stellen. Hierzu wurde von fertigen, auf dem Walzwerk hergestellten
und vulkanisierten Mischungen ausgegangen, die sich aber infolge ihrer Festigkeit
und ihres kautschukartigen Charakters schlecht mahlen oder zerkleinern lassen.
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Es wurde nun gefunden, daß man auf einfachem Wege zu technischen Mischungen
der Thioplaste gelangen kann, die sich sowohl in üblicher Weise formen und durch
Wärmebehandlung vulkanisieren lassen als auch zu Preßpulvern verarbeitet werden
können. Dies geschieht dadurch, daß man die Füllstoffe und Zusätze den in bekannter
Weise erhaltenen wäßrigen Suspensionen beimischt, nach gründlicher Durchmischung
das Wasser durch Absaugen oder Auspressen weitgehend entfernt und den entstehenden
Kuchen einem Trocknungsprozeß unterwirft.
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Das Trockenprodukt kann entweder direkt oder, nachdem es zuvor zum
Zwecke der Erweichung kurz gewalzt worden ist, nach den üblichen Verfahren geformt
und einer Wärmebehandlung unterworfen werden.
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Zerkleinert man den noch feuchten Kuchen, indem man ihn beispielsweise
durch ein Sieb preßt, und läßt man däs zerkleinerte Produkt trocknen, so kann dieses.
Produkt direkt als Preßpulver verwandt werden und in den zur Herstellung von Kunststoffpreßartikeln
üblichen Pressen verformt werden. Die Zerkleinerung des obigen Preßkuchens, solange
er noch feucht ist, läßt sich sehr .leicht durchführen.
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Beispiel 6 kg Äthylenehlorid wurden mit q.1,61 NatriumtetrasuIfidlösung
vom spea. Gewicht 1,28 bei Gegenwart von qoo g Magnesiumhydroxyd in bekannter Weise
umgesetzt. Die entstandene Suspension wird mehrfach ausgewaschen. In Zoo Teile dieser
Suspension mit einem Trockengehalt von ioo Teilen Kondensationsprodukt wird ein
trocken vermahlenes Gemisch von 25 Teilen Elastic Ruß, go Teilen Zinkoxyd, 0,3 Teilen
Mercaptobenzobhiazol und 0,i5 Teilen Tetramethylthiuramdisulfid eingetragen und
das Ganze gründlich verrührt. Dann wird auf einer Nutsclie scharf abgesaugt, der
Kuchen entweder direkt getrocknet oder .durch ein Sieb gepreßt, worauf das lockere
feuchte Pulver getrocknet wird.
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Eine aus diesem Produkt durch 2 1linuten währendes Erhitzen. auf _
1q.0° unter einuni Druck von 25 kg/em2 hergestellte Preßplatte zeigt z. B. eine
Festigkeit von 37 kg/Cm2 bei einer Dehnung von 250°,l0.
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Ein mit einem aktiven Gasruß hergestelltes Gemisch gleicher Zusammensetzung
liefert bei 30 Minuten Heizung auf i40° und einem Druck von 25 kg/cm' eine
Platte, welche eine Festigkeit von 5o,8 kg/cm2 und eine.Debnung von 26o°/0 zeigt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist mit allen in latexförmigem Zustand
vorliegenden Thioplastdispersionen durchführbar, einerlei mit welchen anorganischen
oder organischen Dispersionsmitteln oder Schutzkolloiden sie hergestellt sind.
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Es findet sich zwar in der Literatur bereits der Hinweis, daß die
Verarbeitung einer Thioplastsuspension ähnlich wie bei Kautschukmilchkonzentratett
erfolgen kann. Für die Verarbeitung von Kautschukmilch ist ferner das Überziehen
feinporöser Formen mit füllstoffhaltiger Kautschukmilch durch Tauchen und anschließendes
Absaugen an diesen porösen Formen sowie Trockne. des erzeugten Überzuges .bekannt.
Dies führt jedoch nur zur Herstellung sehr dünnwandiger Überzugshäute, da die Kautschukmilch
sich zwar an solchen feinporösen Formen in dünner Schicht absaugen, aber sich bekanntlich
in größerem Maßstabe weder durch Absaugen noch durch Abpressen an Filterpressen
o. dgl. von ihrem Wassergehalt befreien läßt. Das erfindungsgemäße Verfahren der
Verarbeitung von füllstoffhaltigen Thioplastsuspensionen ist daher aus diesen Angaben
der Fachliteratur weder als bekannt noch alsnahebiegend abzuleiten.