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Verfahren zur Herstellung plastischer lassen aus Blutpulver durch
Warmpressung Es ist bereits vorgeschlagen worden, wasserlösliches Trockenblut auf
plastische Massen zu verarbeiten. Nach dem einen Verfahren geht man dabei in der
Weise vor, daß man das wasserlösliche Trockenblut mit so viel Wasser versetzt, bis
man eine pastöse :Masse erhält und diese sodann heiß preßt.
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Ein anderes Verfahren besteht darin, daß man das wasserlösliche Trockenblut
nach Zusatz von Füllstoffen und Bindemitteln heiß preßt.
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Das erstgenannte Verfahren hat den großen Nachteil, daß die aus der
pastösen Blutmasse gepreßten Formlinge infolge ihres viel zu großen Wassergehaltes
sich bei längerer Lagerung stark verziehen, ja sogar reißen, weil durch den Preßv
organg in der Wärme durch Koagulation des Blutes eine absolut wasserundurchlässige
Oberschicht erzeugt wird, so daß das eingeschlossene Wasser diese Hülle schließlich
sprengen muß, um überhaupt entweichen zu können. Dies dürfte der Grund sein, weshalb
das erwähnte Verfahren bisher in größerem Umfange noch nicht ausgenutzt werden konnte.
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Das andere Verfahren schließt sich eng an dasjenige an, welches bei
der Herstellung von Kunststoffen aus wasserunlöslichem Trockenblut bisher in Gebrauch
war. Durch die Einführung artfremder Stoffe wird die homogene Beschaffenheit des
Endproduktes stark vermindert, wodurch gerade die wertvollsten Eigenschaften des
Produktes eine starke Einbuße erfahren können. Durch die Gegenwart der Füllstoffe
und Bindemittel wird außerdem die Koagulationsfähigkeit des wasserlöslichen Trockenblutes
stark verzögert, so daß selbst bei einer länger anhaltenden Preßdauer und größerer
Temperatursteigerung das Bluteiweiß in der Kernmasse nicht vollständig zum Gerinnen
gebracht werden kann. In diesem Falle resultiert also kein einheitliches Produkt,
das in seiner ganzen Masse von gleichmäßiger Beschaffenheit ist. Darin dürfte der
Grund liegen, warum auch dieses Verfahren bisher eine stärkere industrielle Ausnutzung
noch nicht erfahren hat.
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Die den bekannten Verfahren anhaftenden Übelstände werden nun vollständig
beseitigt, wenn gemäß vorliegender Erfindung ein Trockenblut zur Verarbeitung kommt,
dessen Wassergehalt diejenigen Grenzen auf keinen Fall überschreitet, die die Erhaltung
der Pulverform des Trockenblutes gewährleisten.
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Das wasserlösliche Trockenblut wird bekanntlich in der Weise erhalten,
daß das im flüssigen Blut enthaltene Wasser bei einer Temperatur verdunstet wird,
die unterhalb der Gerinnungstemperatur des Bluteiweißes liegt. Um die Haltbarkeit
des wasserlöslichen Trockenblutes nicht in Frage zu stellen, muß die Verdunstung
des Wassers so weit getrieben werden, daß der Wassergehalt des fertigen Produktes
auf ein Minimum herabgesetzt ist. Versucht man nun aus dem so gewonnenen Trockenblut
plastische Massen lediglich durch Pressen in der Wärme herzustellen, so macht man
die Beobachtung, daß trotz Anwendung
hoher Temperaturen und hoher
Drucke die Gegenstände teilweise unhomogen und so spröde werden, daß sie beim Herausnehmen
aus der Preßforin zum Teil zerspringen. Man kann die Zeitdauer der Pressung über
jedes wirtschaftlich zulässige Maß steigern, ohne daß dadurch die Sprödigkeit und
die schlechte Durchpressung stärkerer Stücke beseitigt wird. Aber nicht nur wegen
der schlechten Eigenschaften der fertigen Produkte erschien die fabrikatorische
Herstellung von Kunststoffen aus wasserlöslichem Trockenblut aussichtslos, sondern
die physikalischen Eigenschaften dieses Rohmaterials setzen auch seiner fabrikatonischen
Verarbeitung große Schwierigkeiten entgegen. Die dem Maismehl ähnliche, puderartige
und spezifisch leichte Beschaffenheit dieses Materials macht eine regelrechte Füllung
der Preßform fast unmöglich, insofern weder durch Eindrücken noch durch Einwalzen
gewichtsgleiche Füllungen erzielt werden können. Infolge der spezifischen Leichtigkeit
des Materials mußten außerdem die Preßformen, um das nötige Füllungsgewicht zu erreichen,
so hoch ausgebildet werden, daß die Schwierigkeit ihrer Durchwärmung schon aus wirtschaftlichen
Gründen eine fabrikmäßige Ausnutzung des Verfahrens nicht zuließ.
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Das wasserlösliche Trockenblut, wie es im Handel erhältlich ist, ist
daher im allgemeinen zur direkten Verarbeitung auf Kunststoffe nicht geeignet. Dieses
Trockenblut kann aber infolge seiner stark wasseranziehenden Eigenschaft bei besonders
langer Lagerung Wasser in solcher Menge aufnehmen, daß es in diesem Zustand seiner
Verarbeitung keine besonderen Schwierigkeiten mehr entgegensetzt. Infolge vermehrter
Wasseraufnahme ist aber mit starken Zersetzungserscheinungen im Trokkenblut zu rechnen,
was dann wieder die Eigenschaft der daraus hergestellten Kunststoffe ungünstig beeinflußt.
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Je nach der Verwendungsart der aus wasserlöslichem Trockenblut hergestellten
Gebrauchsgegenstände erfordert das Ausgangsmaterial einen ganz verschiedenen Prozentgehalt
an Wasser, der natürlich nur durch äußere Wasserzufuhr genau zu regulieren ist.
Versucht man aber, lösliches Trockenblut mit Wasser in fabrikationsmäßiger Weise
zu mischen, wie z. B. in Kugelmühlen, so macht man die Wahrnehmung, daß eine gleichmäßige
Benetzung dieses Trockenblutes außerordentlich schwierig ist. An den Stellen, an
denen das Trockenblut mit dem Wasser in Berührung kommt, bilden sich klebrige und
zähe Absonderungen, die an den Wänden, Kugeln oder Mischarmen der üblichen Mischmaschinen
festkleben und ihr im überfluß aufgenommenes Wasser nur sehr schwer und so gut wie
gar nicht mehr an das übrige Trockenblut abgeben. Eine gleichmäßige Verteilung des
Wassers im Trockenblut ist auch dann nicht zu erreichen, wenn man das Wasser schwach
anwärmt oder sehr kaltes Wasser zur Anwendung bringt. Immer ergeben sich jene klebrigen
Absonderungen, die sich nach einiger Zeit des Mischens in mehr oder weniger kleine
Blättchen verwandeln, indem sie sich mit einer Schicht Trockenblut überziehen und
in diesem Zustand verharren.
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Es ist anzunehmen, daß die Schwierigkeiten, die das wasserlösliche
Trockenblut seiner gleichmäßigen Durchfeuchtung entgegensetzt, wenn man den pulverförmigen
Zustand beibehalten will, die Veranlassung waren, daß das wasserlösliche Trockenblut
bei den ersterwähnten älteren Verfahren in pastösem Zustand zur Verarbeitung kam
und daß nach dem zweiterwähnten älteren Verfahren Bindemittel zugesetzt werden mußten.
Die außerordentlichen Schwierigkeiten der Anfeuchtung des wasserlöslichen Trockenblutes
rühren einerseits von seiner sehr leichten Löslichkeit in Wasser, andererseits von
seiner schwierigen Benetzbarkeit her.
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Es wurde nun die technisch überaus wichtige Tatsache festgestellt,
daß die vollständig gleichmäßige Durchfeuchtung des Trockenblutes unter voller Wahrung
seiner Pulverform mit Leichtigkeit ohne Anwendung einer Vernebelungsapparatur in
den üblichen Mischvorrichtungen durchführbar ist, wenn man dem zur Anfeuchtung dienenden
Wasser wasserlösliche Schwermetallsalze zusetzt. So werden beispielsweise bereits
mit einer Zinksulfatlösung von i °/o Besserungen in der Anfeuchtungsmöglichkeit
herbeigeführt. Normalerweise aber verwendet man Lösungen von einer Konzentration
von i bis 3 °/o Schwermetallsalz. Am besten bewährt hat sich Zinksulfat. Bei größeren
Mengen Schwermetallsalzen,z. B. 8 oder io °/o, kann man sogar das Trockenblut längere
Zeit mit diesem schwermetallsalzhaltigen Wasser in Berührung lassen, ohne daß dies
zur Bildung einer schmierigen Paste führt. Die Ursachen liegen darin, daß die Schwermetallsalze
das wasserlösliche Trockenblut an den getroffenen Stellen schwer löslich machen,
wodurch die Pastenbildung verhindert wird, während dieses schwerlösliche Blut sein
aufgesogenes Wasser leicht an das übrige Blut während des Mischprozesses abgibt.
Beispiel i ioo kg wasserlösliches Trockenblut werden in einer Kugelmühle mit 15
1 Wasser normaler Temperatur versetzt, welches 450 g Zinksulfat gelöst enthält.
Die Kugelmühle wird rasch verschlossen und in Umlauf gebracht.
Nach
etwa vierstündigem Laufen hat sich der Inhalt in ein schön grießiges, gleichmäßig
Befeuchtetes Pulver verwandelt.
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Die Menge des zuzusetzenden Wassers richtet sich nach Art und Herkunft
des wasserlöslichen Trockenblutes, ferner nach Art der daraus herzustellenden Gegenstände.
lrn Durchschnitt sind 15 °1o Wasser das normale.
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Durch diese Art der Anfeuchtung des wasserlöslichen Trockenblutes
verwandelt sich dieses, das zunächst eine puderartige Beschaffenheit aufwies, in
ein grießiges, seesandartiges Pulver, das die Formen sehr leicht ausfüllt und sich
auch im übrigen leicht verarbeiten läßt. Die daraus hergestellten Produkte zeigen
äußerst wertvolle Eigenschaften, die denen von gutem Kunsthorn in mancher Beziehung
noch überlegen sind. Sollen dünne Gegenstände (2 bis 3 mm) hergestellt werden, so
erhält man beispielsweise schon ganz vorzügliche Resultate, wenn dieses angefeuchtete
Trockenblut bei einer Preßtemperatur von 8o° bei einem spezifischen Druck von ungefähr
3oo kg und einer Preßdauer von nur einer Minute zur Verarbeitung kommt, während
bei dem bisher üblichen Verfahren Temperaturen von i2o bis i4o°, spezifische Drucke
von ungefähr 5oo at und Preßzeiten von 3 Minuten für solche dünneren Gegenstände
erforderlich waren. Beispiel e Statt die Schwermetallsalze im Wasser aufzulösen
und nach erfolgter Lösung das Trockenblut damit zu durchfeuchten, kann man auch
so vorgehen, daß man sie zunächst mit dem Trockenblut innig mischt und dann das
zur Anfeuchtung nötige Wasser zugibt. Die gleichmäßige Anfeuchtung geht auch in
diesem Falle ohne jede Schwierigkeit vor sich.
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ioo kg wasserlösliches Trockenblut werden also mit 450 g Zinksulfat
in der Kugelmühle innig gemischt, worauf 15 1 Wasser von normaler Temperatur
unter weiterem Mischen in der Mühle zugesetzt werden. Die weitere Verarbeitung und
die Produkte unterscheiden sich in nichts von den beim ersten Beispiel beschriebenen.
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Nach dem hier offenbarten Verfahren kann man aus dem schwach angefeuchteten
Trockenblut mittels der Strangpresse Stäbe pressen, was bisher noch niemals gelungen
ist.