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Verfahren zur Herstellung hornartiger Körper. Den Gegenstand der Erfindung
bildet ein Verfahren zur Herstellung hornartiger Körper, besonders durchsichtiger
oder klar durchscheinender Körper aus mehlförmigen, eiweißhaltigen Stoffen wie Kasein.
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Bei Herstellung solcher Körper verwendete man bisher die Rohmasse
in plastischer Form, sei es, daß man Rohstoffe, wie Quark, anwandte, die an sich
plastisch sind, sei es, daß man trockene Rohstoffe mit so großen Feuchtigkeitsmengen
versetzte, daß eine plastische Masse in Brei- oder Teigform entstand, oder sei es
endlich, daß man griesartig pulverisierte Rohstoffe nach schwacher Befeuchtung mittels
intensiver Durchknetung in geheizter Knetmaschine unter hohem Druck in einen plastischen
Zwischenzustand überführte, um dann aus .der plastischen Masse die gewünschten Körper
zu pressen.
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Alle diese Verfahren sind mit erheblichen Nachbeilen behaftet.
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Bei den mit großen Feuchtigkeitsmengen arbeitenden Verfahren bereitet
:die Entfernung -ler überschüssigen Feuchtigkeit große Schwierigkeiten und schädigt
die Beschaffenheit bzw. (las Verhalten der hergestellten Körper.
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Auch .das zuletzt erwähnte, mit geringem Feuchtigkeitszusatz arbeitende
Verfahren ?st praktisch nicht befriedigend, weil die Hochdruckbehandlung in geheizter
Knetmaschine zu umständlich und teuer ist. Ferner muß die in dieser Knetmaschine
hergestellte plastische blasse sofort unter nochmaliger Erhitzung und Hochdruckanwendung
weiter verarbeitet werden, weil die bereits plastische Masse schnell erstarrt und
zusammenschrumpft. Auch ist die Entfernung von Krusten, die sich leicht an dem .aus
der Knetmaschine kommenden Klumpen bilden, lästig und umständlich. Ferner leidet
das Produkt sehr :durch die bei diesem Verfahren erforderliche mehrmalige Anwendung
von Erhitzung und Hochdruck.
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Schließlich ist auch ein Verfahren bekannt, bei welchem trockener
Rohstoff mit nur so geringen Mengen eines Lösungsmittels befeuchtet wird, daß eine
vollständige Lösung nicht eintritt. Hierbei wurde aber Odem Rohstoff außerdem ein
Härtungsmittel und eine darauf reagierende Säure beigemischt, um eine unmittelbare
Verpressung der Masse zu festen Körpern zu ermöglichen. Diese Zumischung eines Härtemittels
und einer Säure sowie sonstiger Chemikalien ist nicht bloß kostspielig, sondern
es macht ganz besonders der Zusatz eines .Härtemittels dieses Verfahren auch für
alle Zwecke unbrauchbar, bei denen auf Durchsichtigkeit oder klardurchscheinendes,
gleichmäßiges Aussehen und Reinheit der Farbentöne .der hergestellten Gegenstände
Wert gelegt wird. Es ist nämlich unvermeidlich, :daß sich unter dem Einfluß des
Härtemittels auch bei feinster Verteilung @desselbel Krümelungen und Zusammenballungen
in der Masse sowie besonders im durchfallenden Licht (leutlich sichtbare Flecke
bilden. Auch ist man bei Zusatz von Härtemitteln zur Masse auf sofortige Verarbeitung
zum fertigen Gegenstand angewiesen, weil sonst dadurch verursachte Veränderungen
in der Masse unausbleiblich sind, welche die weitere Verarbeitung ungemein
erschweren,
ja fast ganz unmöglich machen.
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Dies letztere gilt auch von den eingangs erläuterten Verfahren.
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Es wurde nun gefunien, daß alle diese Nachteile vermeidbar sind.
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Nach dem neuen Verfahren wird der Rohstoff in feinster Jlehlforin
mit nur so wenig Wasser befeuchtet, daß er mehlförmig bleibt und dann nach sorgfältiger
Durchinischung ohne "Zusatz von Härtemitteln unter Vermeidung des Zwischenzustandes
einer plastischen Masse unmittelbar zum gewünschten Körner in der Wärme gepreßt.
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Die Anwendung des Rohstoffes in feinster Mehlform ist von großer Wichtigkeit,
da es sich herausgestellt hat, daß bei Verwendung gröberen Mehls für gedachten Zweck,
das ist für die Erzielung eines gleichmäßigen, klaren, hornartigen Materials keine
brauchbaren Resultate zti erzielen sind. Es ist aber nicht notwendig, daß der Rohstoff
einer kostspieligen besonderen \achmaliluilg ausgesetzt wird, vielmehr genügt die
handelsübliche Korngröße einiger im Verkehr befindlichen Fabrikate.
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Von großer Bedeutung ist ferner die äußerst innige Verteilung der
Feuchtigkeit in der Masse. Wird diese Verteilung nicht sehr sorgfältig vorgenommen,
so ist gleichfalls aas erzielte Produkt unbrauchbar. Die feine Verteilung kann beispielsweise
dadurch erzielt werden, daß die hasse durch Dampf oder feinst zerstäubte Flüssigkeit
unter gleichzeitiger Durchwirbelung angeblasen wird. Jedes einzelne P"Iverkörnclien
wird hierbei in losem Zustande von der fein verteilten Feuchtigkeit in kräftigem
Stoße getroffen, so daß auch hei verhältnismäßig niedriger Temperatur die Aufschließung
des Pulvers durch sehr wenig Feuchtigkeit gewährleistet wird. Die :I-enge des verwendeten
Wassers ist in jedem Falle nur so gering, <iaß die Masse nach der Befeuchttulg
nlehlförinig bleibt. Versuche haben ergeben, daß Feuchtigkeitsnieug-n getliil:en,
welche weitaus unterhalb der bisher praktisch verwendeten Grenze liegen. Schon finit
ehiein durch feuchtes Anblasen bewirkten Wasserzusatz von weniger als 2o Prozent
haben sich tadellose Resultate ergeben. Bei scharfem Anblasen und Durchwirbeln kann
man schon mit kaum i j Prozent auskommen.
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F_s ist besonders zu betonen, daß zur Anfeuchtung gewöhnliches Wasser
benutzt wer-,den kann. was an sich selbstverst<ieidlicli bei dem oben besprochenen
Verfahren bereits bekamt ist und daß die Masse keinerlei chemische oder sonstige
Zusätze zti erhait;°n braucht. Hierdurch wird das Verfahren sehr billig. Anderseits
aber sind Zusätze wie Aininoni@ik, gasabspaltende Salze, wie doppelkohlensaures
@atron usw., nicht ausgeschlossen, wclciie eine Auftreibung der einzelnen lfelilkörnchen
ler l%'obniasse herbeiführen. Ebenso ist ein Zusatz von Füll- oder 1#ärbemitteln
mögli..h.
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Die Billigkeit des Zierfahrens wird erhöht #lurch die schnelle, ohne
\Iaterialverlit;t durchzuführende Verarbeitung zum Endprodukt. Wird irgendeiner
Masse während der Verarbeitung ein Härtemittel zugesetzt, so sind _lie Massereste
und Preßabfälle fast vollständig wertlos, hingegen kann bei dem neuen Verfahren
alles wieder ohne `Verlust mitverwendet wer len, da es ja die ursprüngliche Beschaffenheit
unverändert beibehält.
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Für .die Erzielung der erwünschten Wirkung ist es durchaus nicht nachteilig,
sondern manchmal sogar vorteilhaft, wenn die hasse erst einige Zeit nach der Anfeuchtung
verpreßt wird. Da aber die Aufbewahrung mehlförmiger Masse manchmal unbequem ist,
so kann man diese dadurch umgehen, daß aus der befeuchteten Rohmasse bei niedriger
Temperatur oder -niedrigem Druck oder bei gleichzeitigem Vorhandensein dieser beiden
Bedingungen ein lagerungsfähiges geformtes ZwischenproJukt hergestellt wird, daß
dann, ohne an direkte Weiterverarbeitung gebunden zu sein, später urch die Anwendung
hohen Druckes in der Wärme im Körper von der gewünschten Beschaffenheit übergeführt
wird.
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Die nach :dem neuen Verfahren hergestellten Körper können in beliebiger
bekannter Art nachträglich gehärtet werden.
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Es sei bemerkt, daß auch ein Verfahren bekannt ist, wonach körniges
Kasein mit Wasserkampf vermischt und dann verpreßt wird. ldierbei soll aber so viel
Dampf verwendet werden, daß das Kasein im Gegensatz zur vorliegenden Erfindung in
eine plastische Masse übergeht, .die .dann der Pressung unterworfen wird. Dies läßt
auch natürlich darauf schließen, daß der Pressung rl:er Masse bei dein älteren Verfahren
eine Verknetung voraufgehen soll. Schließlich enthält das ältere Verfahren entsprechend
der Menge und Temperatur des verwendeten Wasserdampfes keinen Hinweis darauf, rlaß
eine Durchwirbelung und ein scharfes Anblasen des Arbeitsgutes stattfinden soll.