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Verfahren zur Herstellung einer plastischen lasse aus Fischabfällen
u. dgl. Gegenstand vorliegender Erfindung ist die Verwertung eines Abfallstoffes
für die Herstellung von plastischen Massen. Es wurde gefunden, daß sich Fischmehlsorten,
Fischguano u. dgl. sehr gut für den genannten Zweck verwerten lassen. Behandelt
man nämlich derartige Fischabfälle mit einer starken Säure, so geht der größte Teil
derselben in Lösung, und zwar sowohl die darin enthaltenen Eiweißstoffe, die Hornsubstanz
der Chitinhüllen sowie die Baustoffe der Knochen, kohlensaurer und phosphorsaurer
Kalk usw. Durch Abgießen, Filtrieren usw. läßt sich die Lösung leicht von dem Unlöslichen
(Sand, Holzteilen, Schmutz us-,v.) trennen. Wenn man nun die Lösung mit einer großen
Menge Wasser verdünnt, bzw. die Säure so weit neutralisiert, daß der Gehalt an Säure
nur noch etwa z Prozent beträgt, so erhält man einen grobkörnigen, bräunlichen Niederschlag,
der die genannten Stoffe enthält und sich durch Filtration leicht von der Hauptmenge
der verdünnten Säuren bzw. der Salzlösung trennen läßt.
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Dieser Teil des Verfahrens dient in erster Linie zur Reinigung und
Desodorierung der Fischabfälle. Der erhaltene Niederschlag hat den üblen Geruch
fast ganz -verloren, läßt sich aber vorläufig noch nicht von den anhaftenden, löslichen
Salzen durch Auswaschen befreien, da er selbst nur in verdünnter Säure unlöslich
ist. Würde man mit neutralem Wasser auswaschen, so ginge er wieder in Lösung. Um
diesen Niederschlag unlöslich zu machen, kann man ihn entweder trocknen und auf
Temperaturen zwischen zoo und 18o' erhitzen oder aber mit Formaldehyd, Furfurol
oder einem anderen Aldehyd unter Erwärmen behandeln. Statt der Aldehyde kann man
auch Tannin, Gerbsäure oder sonstige natürliche oder künstliche Gerbstoffe verwenden.
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Den so bearbeiteten unlöslichen Niederschlag kann man nun durch Auswaschen
von den löslichen Salzen (Kochsalz usw.) befreien. Nach dem Trocknen desselben ließen
sich Gegenstände daraus pressen; die Masse hat bereits eine gewisse Plastizität,
aber die daraus hergestellten Gegenstände haben gar keine Bruchfestigkeit und sind
daher wertlos. Vermischt man diesen Niederschlag aber mit pulverigen oder faserigen
Stoffen, wie Holzmehl, Zellstoff, Asbest u. dgl., so erhält man eine in jeder Beziehung
ausgezeichnete plastische Masse. Dies ist das Hauptmerkmal der vorliegenden Erfindung.
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Es ist zwar schon vorgeschlagen worden, eiweißhaltige Abfallstoffe,
wie Hefe, Trub u. dgl. mit Formaldehyd zu behandeln und dann unter Druck plastische
blassen daraus zu gewinnen; dem wird aber gegenübergestellt, daß man bei der Behandlung
von Fischmehl als solchem mit Formaldehyd und darauffolgender Pressung Gegenstände
erhalten würde, die weder Festigkeit noch Beständigkeit gegen Wasser aufweisen.
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Anders wenn das Fischmehl mit Säure aufgeschlossen, wieder ausgefällt,
unlöslich gemacht und mit faserigen oder pulverigen Stoffen innigst vermischt wird.
Gerade der letzte Punkt ist für die Festigkeit der erzeugten Preßlinge von hoher
Wichtigkeit. Eine solche Masse enthält die Eiweisstoffe, Hornsubstanz und einen
Teil des kohlensauren und phosphorsauren Kalks. Sie läßt sich leicht in erwärmten
Matrizen zu Gegenständen pressen, welche sich gut bearbeiten lassen, hochglänzend
aus der Form kommen und
eine sehr große Festigkeit besitzen. Außerdem
zeichnet sich die Masse noch durch sehr große Billigkeit aus. Durch einen Zusatz
von kleinen Mengen eines Phenols oder. Ketons oder von Teerölen, Pechen, Wachsen,
Harzen, Kautschuk, Farbstoffen usw. kann man die Eigenschaften der Masse beliebig
verändern. Ein solcher Zusatz und die Vermischung mit dein faserigen oder pulverigen
Stoff kann vor, während oder nach der Behandlung des Fischmehlniederschlages mit
Aldehyden erfolgen.
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Durch das folgende Beispiel wird das Verfahren näher erläutert.
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Beispiel: ioo Teile gewöhnliches Abfallfischmehl werden mit 15o Teilen
konzentrierter, roher, 32prozentiger Salzsäure übergossen. Nach 24stündigem Stehen
ist fast alles gelöst; das Gelöste läßt sich von den groben Verunreinigungen durch
Abseihen leicht trennen und von dem am Boden liegenden Sand abgießen. Darauf fällt
man durch langsames Zugeben einer Lösung von 48 Teilen Natriumhydroxyd in Wasser,
wobei man beachten muß, daß die Reaktionswärme die Flüssigkeit nicht bis zum Sieden
erhitzt. Hält man die Temperatur durch Kühlung während der Neutralisation auf etwa
6o°, so wird der Niederschlag körnig und läßt sich nach dem Erkalten leicht abfiltrieren.
Auswaschen läßt er sich jedoch ohne weiteres nicht, denn sobald die Säure ausgewaschen
ist, löst er sich in neutralem '\@'aschwasser und läuft durchs Filter. Kocht man
ihn dagegen mit verdünnter Formaldehydlösung auf, so wird er unlöslich und läßt
sich gut abfiltrieren und auswaschen. Den unlöslich gemachten, ausgewaschenen Niederschlag
vermischt man nun innigst mit etwa ioo Teilen feinstem Holzmehl und etwas schwarzem
Farbstoff mit der notwendigen Menge M'asser in einem gut wirkenden Rührkessel oder
einer Schlagmühle eventuell unter Erwärmen, nutscht dann ab und trocknet; die erhaltene
pulverige Masse läßt sich in erwärmten Formen ohne weiteres zu Gegenständen von
hoher Druckfestigkeit und schönem, glänzend schwarzem Aussehen pressen. Diese Gegenstände
lassen sich bohren, hobeln, fräsen, sägen, feilen und auf Hochglanz polieren.
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Durch die verschiedensten Zusätze kann man der Masse beliebige Eigenschaften
verleihen und sie für gewisse Zwecke noch geeigneter machen, z. B. bewirkt ein Zusatz
von einigen Prozenten einer Kautschuklösung eine höhere Elastizität der Masse. Setzt
man ferner während der Behandlung mit Formaldehyd usw. geringe Mengen eines Ketons
oder eines Phenols oder eines Körpers mit Phenolcharakter zu, so verschwinden die
letzten Spuren des Geruchs. Auch kann man die Politurfähigkeit und die Benetzbarkeit
mit Wasser durch Zusätze von Wachsen, Pechen, Teerölen usw. beeinflussen. Endlich
kann man auch die Isolierfähigkeit durch einen Zusatz von Natur- oder Kunstharzen
erhöhen. Schon ein Zusatz von io Prozent macht die Masse in ganz hervorragender
Weise für die Verwendung als Isolationsmaterial (Schalterdosen, Schaltbretter usw.)
geeignet.
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Behandelt man gute Sorten Fischmehl mit chemisch reiner Salzsäure
und fällt mit reiner Natronlauge, so kann man das Filtrat vom Niederschlag, das
neben Kochsalz sehr angenehm riechende Substanzen enthält, noch weiter verwerten.
Man dampft es zur Trockne ein und erhält so ein hochwertiges Nährsalz mit ausgezeichnetem
Aroma, frei von fischigem Geschmack.