-
Verfahren zur Herstellung von auf den Dickdarm wirkenden Abführmitteln
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von auf den Dickdarm wirkenden
Abfiihrmitteln durch Behandlung vonAbführmitteln mit Adsorbentien.
-
Bei Verabreichung derartiger Mittel besteht die Möglichkeit, daß
diese schon im Magen oder im Dünndarm teilweise resorbiert werden, was Verluste
zur Folge hat. Dies gilt sowohl für Abfiihrmittel natürlichen, z. B. solche pflanzlichen
Ursprungs, wie Extrakte von Senna, Rheum, Cascara, Aloe, als auch für synthetisch
hergestellte Verbindungen mit ähnlicher Wirkung, wie Derivate des Anthrachinons
(z. B. I 8-Dioxyanthrachinon), Phenolphthalein u. dgl.
-
Man hat gelegentlich festgestellt, daß die natürlichen Extrakte wirksamer
sind als die reinen synthetischen Verbindungen; dies wurde auf Resorptionsunterschiede
zurückgeführt (vgl. Handbuch der experimentellen Pharmakologie, herausgegeben von
A. Heffter, =Bd. II, 2. Hälfte, Seite I6Io, Berlin I924).
-
Es ist bereits bekannt, zur Herstellung dauernd haltbarer, im Darm
lokal wirkender Abführmittel auf übliche Weise bereitete abführende Pflanzeninfuse
mit wässerigen Lösungen kolloidalen Eisenhydroxyds bei höherer Temperatur zu fällen,
die Filtrate mit Tierkohle zu versetzen, die mit den wirksamen Stoffen beladene
Tierkohle von der überstehenden Flüssigkeit zu trennen, mit Wasser zu waschen und
hierauf bei mäßiger Temperatur zu trocknen. Ein derartig hergestelltes Erzeugnis
kann aber nur schwach alkalisch bzw. neutral sein. In sauren Verdauungssäften tritt
demnach ein Auslösen auf.
-
Zweck der Erfindung ist es aber, solche Zubereitungen herzustellen,
die zwar abführende Stoffe in adsorbierter Form enthalten, diese jedoch in saurer
Lösung nicht abgeben. Dies wird nach der Erfindung dadurch erreicht, daß die Adsorption
in Lösungen mit einem prWert unter 7 vorgenommen wird. Aus den so erhaltenen Erzeugnissen
werden die
wirksamen Bestandteile weder durch Magennoch durch Dünndarmsaft
abgelöst, wie Versuche mit Schweinemagen bzw. Schweinedünndarm bestäti"ten.
-
Hingegen tritt im Dickdarm, der bekan'n't lich eine schwach alkalische
Reaktion haf:' leicht ein Ablösen ein, wie die Versuche in vitro bewiesen haben.
-
In Übereinstimmung damit wurde festgestellt, daß die wirksamen Bestandteile
aus dem Adsorbat mit schwach alkalischen Mitteln, z. B. Sodalösung, herausgelöst
werden.
-
Die Abführwirkung der Adsorbate wurde zuerst in Tierversuchen geprüft
(Mäuse, Ratten, Kaninchen) und erwies sich als durchaus befriedigend. Schließlich
haben Versuche an Menschen die Bestätigung erbracht, daß die Adsorbate besonders
zuverlässige Abführmittel sind.
-
Die Herstellung der Adsorbate findet nach üblichen Methoden statt.
Die verschiedensten Adsorbentien kommen in Betracht, z. B. Adsorptionskohle, Aluminiumoxyd,
technische Adsorbentien, wie Fullererde, u. dgl.
-
Von diesen wurde die Kohle wegen ihrer völligen Unschädlichkeit bisher
am eingehendsten geprüft. Auch die anderen Adsorbentien, z. B. Fullererde, haben
sich als brauchbar erwiesen.
-
Bei der Herstellung der Adsorbate werden die Lösungen, welche die
Wirkstoffe enthalten, auf eine schwach saure Reaktion, also auf einen p-Wert unter
7, eingestellt, wenn eine solche nicht schon vorliegt, und darauf mit dem Adsorbens
behandelt. Die Behandlung kann in verschiedener Weise stattfinden, z. B. kann man
die Lösung durch eine Schicht des Adsorbens filtrieren oder die Lösung einige Zeit
mit dem Adsorbens schütteln usw.
-
Das so erhaltene Adsorbat kann nach Abtrennung noch mit solchen Mitteln
gewaschen werden, welche nicht die Wirkstoffe herauszulösen vermögen, z. B. mit
schwach sauren Lösungen. Dabei, und auch schon bei der Herstellung der Adsorbate,
wird ein beträchtlicher Teil der z. B. in Pflanzenauszügen vorhandenen Verunreinigungen
entfernt. Natürliche Abführmittel werden durch das neue Verfahren also in beträchtlichem
Umfange gereinigt.
-
Versuche haben ergeben, daß das Arbeiten in saurer Lösung nicht nur
zu der angegebenen Wirkung, in saurer Lösung nicht auslösbar zu sein, führt, sondern
auch eine größere Ergiebigkeit zur Folge hat.
-
So hat man 1 1 wässerigen Extrakt aus ioog Sennesblättern, der durch
Extraktion bei neutraler Reaktion hergestellt worden war, unter stetigem Schütteln
mit steigenden vvlengen Adsorptionskohle versetzt. Es wurde emë vollständige Adsorption,
gemessen an {dUr Entfärbung nach der Filtration, erst er-- zielt, nachdem 25 g Kohle
hinzugefügt waren.
-
Demgegenüber zeigte ein in entsprechender Weise hergestellter Extrakt,
der vor der Kohlebellandlung mit verdünnter Salzsäure auf den pH-Wert 3,5 gebracht
worden war. eine Entfärbung bereits mit 8 g Adsorptions kohle.
-
In den folgenden Beispielen ist die Erfindung im einzelnen erläutert.
-
Beispiel I.
-
45 kg Sennessdloten werden mit 450 1 heißem, mit Soda schwach alkalisiertem
Wasser ausgezogen. Der Auszug wird mit Schwefelsäure bis zum Pn 3,5 angesäuert.
-
Eine leichte Trübung, welche dabei auftreten kann, wird durch Zusatz
von 2251 Alkohol in Lösung gebracht. Nun wird 2 kg Adsorptionsköhle zugesetzt und
das Gemisch unter Erhitzen gerührt, wobei die Flüssigkeit fast farblos wird. Dies
kann natiirlich erst nach Abfiltrieren der Kohle festgestellt werden.
-
Darauf wird die Kohle abfiltriert und mit Wasser fast bis zur neutralen
Reaktion gewaschen. Schließlich wird getrocknet und das erhaltene Erzeugnis gewünschtenfalls
auf Tabletten u. dgl. verarbeitet.
-
Beispiel 2. gg Phenolphthalein wird in einem schwach sauren Gemisch
von Alkohol und Wasser gelöst und mit 5 g Fullererde geschüttelt. Nach Abfiltrieren
und gegebenenfalls Nachwascher wird das Adsorbat getrocknet und ist zum Gebrauch
fertig. Mit dem so hergestellten Adsorbat angestellte Lösungsversuche zeigen erwartungsgemäß,
daß nur beim Schütteln mit einer deutlich alkalischen Lösung das Phenolphthalein
herausgelöst wird, was an der roten Farbe erkennbar wird. Nach Behandltanlg der
Adsorbate mit nichtalkaliscllen Lösungen tritt bei Alkalisierung keine Rotfärbung
auf.