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Verfahren zur Herstellung von ohne Geschmacks- und Geruchsbeeinträchtigung
des Erntegutes anwendbaren Schädlingsbekämpfungsmitteln auf der Grundlage von Hexachlorcyclohexan
Die große Bedeutung des Hexachlorcyclohexans C6 H6 Ch als. hochwirksames Kontaktgift
gegen Insekten wird in der praktischen. Anwendung in ihrem Wert dadurch gemindert,
daß diese Substanz unter ungünstigen Bedingungen dem damit behandelten Erntegut,
wie Obst, Gemüse, Kartoffeln usw., einen unangenehmen Geschmack verleihen kann.
Als Träger der insekticiden Wirkung kommt im wesentlichen das y-Isomere des Hexachlorcyclohexans.
in Betracht, welches allerdings in völlig reiner Form praktisch geruch- und geschmacklos
ist und offenbar auch keine Geschmacks- und Geruchsbeeinträchtigung bei den Pflanzen
und Früchten hervorruft. Seine Reimdarstellung durch Abtrennung der anderen bei
der Herstellung von Hexachlorcyclohexan gleichzeitig gebildeten und weitaus weniger
wirksamen Komponenten sowie der zum Teil stark riechenden Nebenprodukte ist zwar
möglich, erfordert jedoch einen erheblichen technischen Aufwand und bringt vor allem
auch starke Verluste an hochwirksamer Substanz mit sich. Man begniigt sich deshalb
vielfach .damit, das rohe technische
Hexachl0-rcyclohexan .durch-
geeignete Maßnahmen, etwa durch Umkristallisation, so weit zu reinigen, daß der
starke Eigengeruch, der bei der Anwendung :des Mittels auf die Pflanzen und Früchte
übertragen wird, auf ein iMiticdestmä9 verringert ist, womit gleichzeitig auch eine
Anreicherung des Anteils an hochwirksamen y-Isomeren verbundene sein; kann..
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Die beobachteten Geschmacksbeeinflussungen von Pflanzen und Früchten
durch Schädlingsbekämpfungsmittel. auf Hexachlorcyclohexangrundlage dürften ihre
Ursache vor allem darin haben, daß diese Substanz sowie als Geruchs- und Geschmacksträger
fungierende Begleitstoffe eine gewisse, wenn auch recht geringe Wasserlöslichkeit
aufweisen, wodurch sie von der Pflanze durch -die Blätter oder Wurzelre aufgenommen
werden können: Eingehende Untersuchungen zeigten, daß sich Hexachlorcyclohexan etwa
im Verhältnis z : 50 ooo bis r : zoo oöo in Wasser löst, wobei hinsichtlich der
Löslichkeit geringe Unterschiede zwischen den einzelnen Isomeren; bestehen. Es wurde
weiterhin festgestellt, daß( die wäßirige Lösung von 8-Hexachlorcycloyhexan außerordentlich
unangenehm, vor allem modrig .und brennend schmeckt, was offenbar darauf beruht,
daß die als Geschmacksstoffe fungierenden Verunreinigungen hauptsächlich als Begleitstoffedieses
Isomeren auftreten. und sich von ihm sehr schwer trennen lassen. Demgegenüber sind
jedenfalls die anderen reinen Isomeren in wäßriger Lösung praktisch geschmacklos
und bewirken daher auch keine Geschmacksbeeinträchtigung des mit ihnen behandeltenErntegutes.
Überraschenderweise ergab sich nun, daß gerade das 8-Isomere und mit ihm die Geschmacksstoffe
saus ihrer wäßrigen Lösung durch oberflächenaktive Aktivkohle absorbiert werden.
Das ohnedies geschmacklose y-Isomere-dagegen wird, durch Kohle. offenbar nicht gebunden:
Infolgedessen wird aus wäßrigen Lösungen; .die . diese verschiedenen._Isomeren .
gemeinsam enthalten, die Ursache des- unangenehmen Geschmacks selektiv absorbiert.
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Versetzt man beispielsweise roo ccm einer mit eS-Hexachlorcyclohexan
gesättigten wäßrigen Lösung"dieetwa 22 mg Substanz im Liter enthält, mit 2 g Aktivkohle
und filtriert nach kürzer Zeit, so findet man im Filtrat nur mehr etwa 5 mg Hexachlorcyclohexan
im Liter. Gleichzeitig ist die ursprünglich stark modrig und brennend scharf schmeckende
Flüssigkeit annähernd geschmacklos geworden. Oder schlämmt man; z g eines staubförmigen
Schädlingsbekämpfungsmittels, welches auf Trägerstoffen, wie Kaolin, Talkum usw.,
etwa z,50/0 gereinigtes, jedoch noch d-Isomere enthaltendes Hexachlorcyelohexaa
aufweist, in roo ccm Wasser auf und filtriert nach einiger Zeit, so erhält man ein
je nach :der Zusammensetzung des Wirkstoffs mehr oder minder stark modrig oder gar
brennend schmeckendes Filtrat.
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Setzt man dem Stäubemittel aber geringe Mengen, etwa 1/2 bis 5 %,
Entfärbungskohle zu, so zeigt das wäßrige Filtrat keinen derartigen Beigeschmack.
Die erfindungsgemäß hieraus gezagenepraktische Nutzanwendung besteht darin, staubförmig
oder in Form von Lösungen, Dispersionen bzw. Emulsionen zur Anwendung gelangenden,
Hexachlorcyclohexan enthaltenden Schädlingsbekämpfungsmitteln von vornherein Aktivkohle
in geeigneter Menge zuzusetzen, um dadurch das Inlösunggehen von Geruchs-und Geschmacksstoffen
und damit eine Geschmacksbeeinträchtigung der damit behandelten Pflanzen und Früchte
zu vermeiden. Gleichzeitig wird auch der den Hexachlorcyclohexanmitteln fast immer
noch arthaftende, mehr oder minder starke Eigengeruch durch den Zusatz von Kohle
gemildert oder sogar völlig unterdrückt. Die Anwendung dieser Zusätze stellt demnach
einen wichtigen technischen Fortschritt dar, indem sie die auch bei der Verwendung
von Mitteln mit bereits gereinigtem Hexachlorcyclohexan noch immer bestehende Gefahr
einer Geschmacksbeeinflussung von Erntegut völlig ausschaltet .und die Anwendung
solcher Mittel auch bei geschmacksempfindlichen Substanzen ermöglicht.
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Es ist bekannt, technisches Hexachlorcyclohexan durch Schütteln mit
Silicagel zu desodorisieren. Bei diesem Verfahren wird aber nur der Hauptteil des
ursprünglich sehr starken Geruchs beseitigt, dagegen nicht etwa die gesamte Menge
der schädlichen Verunreinigungen absorbiert. Das Silicagel wird auch im Laufe der
weiterenVerarbeitung des Wirkstoffs wieder von diesem abgetrennt und regeneriert.
Demgegenüber unterscheidet sich das Verfahren der Erfindung grundlegend, weil die
Anwendung ,des oberflächenaktiven Mittels .im verwendungsfähigen-Mittel erfolgt
und im wesentlichen das Inlösunggehender schädlichere Begleitstoffe inWasser vermeiden
soll. Es erfolgt demnach ein bleibender Zusatz von geringen Mengen oberflächenaktiver
Stoffe. -Beispiel z Zu einer Mischung aus 98 Teilen Trägerstoff, wie beispielsweise
Kaolin, Talkum ad. dgl., und einem Teil auf üblichem Wege durch mehrmalige
Umkristallisation in geeigneten Lösungsmitteln gereinigtes Hexachlorcyclohexan mit
einem Gehalt von etwa, 450/a y-Lsomeren wird z Teil Aktivkohle in inniger Verteilung
zugemischt. Das erhaltene Stäubemittel ist bei der in der Beschreibung beschriebenen
Prüfung geruchs- und geschmacksfrei. Das mit .diesem Mittel behandelte Pflanzenmaterial
ist geruchlich und geschmacklich einwandfrei. Beispie12 Aus 84 Teilen Schwebemittel,
wie z. B. Kaolin, Bentonit od.,dgl., 8 Teilen eines üblichen Netzmittels und 5 Teilen
nach üblichen Verfahren durch Unikristallisation gereinigtes Hexachlorcyclohexan
mit etwa 5o0/m Gehalt an y-Isomerem wird ein Spritzmittel hergestellt, -das nach
Zusatz von 3 Teilen Aktivkohle bei der in der Beschreibung angegebenen Prüfung geruchs-
und geschmacksfrei ist. Das Erntegut von Pflanzen, die mit diesem
Spritzmittel
behandelt wurden, zeit keine Geruchst3 oder Geschmiacksbeeinträchtigung.