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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Reagenzien zum Gentransport. Insbesondere
betrifft die vorliegende Erfindung verbesserte Parvovirus-basierte
Vektoren zum Gentransport.
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Hintergrund
der Erfindung
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Adeno-assoziiertes
Virus (AAV) ist ein nicht-pathogenes, helferabhängiges Mitglied der Parvovirusfamilie.
Eines der charakteristischen Merkmale dieser Gruppe ist die Enkapsidation
eines einzelsträngigen DNA-Genoms
(ssDNA-Genom). Im Fall von AAV werden die getrennten Stränge mit
Plus- oder Minuspolarität mit
gleicher Häufigkeit
verpackt und jeder ist infektiös.
An jedem Ende des ssDNA-Genoms führt
eine palindromische Terminal Repeat (TR)-Struktur durch Basenpaarung
mit sich selbst zu einer Haarnadelkonfiguration. Diese dient der
zellulären
DNA-Polymerase nach Freisetzung in der Wirtszelle als Primer zur
Synthese des Komplementärstrangs.
Adeno-assoziiertes Virus benötigt
zur produktiven Infektion im Allgemeinen ein Helfervirus. Obwohl üblicherweise
Adenovirus (Ad) diesen Zweck erfüllt,
ermöglicht
eine Behandlung von AAV-infizierten Zellen mit UV-Strahlung oder
Hydroxyharnstoff (HU) ebenfalls eine begrenzte Replikation.
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Rekombinate
AAV (rAAV)-Vektoren zum Gentransport verpacken ebenfalls ssDNA mit
Plus- oder Minuspolarität
und sind zur Synthese des komplementären Strangs auf zelluläre Replikationsfaktoren
angewiesen. Obwohl ursprünglich
erwartet wurde, dass dieser Schritt spontan durch zelluläre DNA-Replikation
oder Reparaturwege erfolgt, scheint dies nicht der Fall zu sein.
Frühe Arbeiten
mit rAAV-Vektoren
ergaben, dass die Fähigkeit
zur Expression eines Markergens dramatisch verbessert wurde, wenn
Zellen mit Adenovirus coinfiziert oder transient mit genotoxischen
Mitteln vorbehandelt wurden. Diese Verbesserung korrelierte mit
der Bildung von Doppelstrang-DNA (Duplex-DNA) aus der einzelsträngigen Virion-DNA
(vDNA). Eine ähnliche
Induktion von rAAV-Vektoren wurde in vivo nach Behandlung mit Ad,
ionisierender Strahlung oder Topoisomeraseinhibitoren beobachtet.
Der Effekt war jedoch bei unterschiedlichen Geweben und Zelltypen
sehr verschieden. In jüngerer
Zeit wurde vermutet, dass die Reassoziation komplementärer vDNA separater
infizierender rAAV-Partikeln ein wichtiger Weg für die rAAV-Transduktion sein
könnte.
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Das
Erfordernis der Komplementärstrangsynthese
oder -Rekrutierung wird mittlerweile als ein limitierender Faktor
bei der Effizienz von rAAV-Vektoren betrachtet. Die Transduktionsrate
von rAAV bei Mäuseleber wurde
nach Infusion von 4,2 × 1010 Partikeln in die Portalvene als etwa 5
% der Hepatozyten berechnet. Spätere
Versuche ergaben, dass die rAAV-vDNA im Grunde in den Kern aller
Leberhepatozyten aufgenommen worden war und dass das Transduktionspotential
dieser Genome durch Coinfektion mit Adenovirus gerettet werden konnte
(Rescue). Dies stimmt mit einem früheren Bericht überein,
dass mit 1010 rAAV-Partikel in Gegenwart
von coinfizierendem Adenovirus bis zu 25 % der Mäusehepatozyten transduziert
wurden. Die Expression von rAAV in Lebergewebe geht mit der Bildung
von Duplex-DNA einher und die vDNA scheint verloren zu gehen, wenn
sie nicht innerhalb von 5-13 Wochen in einen Duplex überführt wird.
Weitere Versuche lassen vermuten, dass eine Subpopulation von Mäusehepatozyten
transient permissiv für
eine rAAV-Transduktion in vivo ist.
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Die
WO 01/11034 offenbart doppelsträngige
Parvoviruspartikel. Fisher et al., Journal of Virology, Jan. 1996,
S. 520-532, offenbaren, dass der geschwindigkeitsbestimmende Schritt
bei der Transduktion von Zellen mit rAAV die Umwandlung des viralen
Genoms in ein transkriptionell aktives Doppelstrangtemplat ist.
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Dementsprechend
betrifft die vorliegende Erfindung das Problem verbesserter Parvovirusvektoren zum
Gentransport. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung das
Problem der Komplementärstrangsynthese
bei herkömmlichen
AAV-Vektoren zum
Gentransport.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die
Einzelstrangnatur des AAV-Genoms könnte die Expression von rAAV-Vektoren mehr als
irgendein anderes biologisches Merkmal beeinflussen. Anstatt sich
die der Bereitstellung eines Komplementärstrangs für rAAV-Vektoren auf möglicherweise
veränderliche
zelluläre
Mechanismen verlassen zu müssen,
wurde nun gefunden, dass sich dieses Problem umgehen lässt, indem
man beide Stränge
als ein einziges DNA-Molekül
verpackt. Bei den hier beschriebenen Untersuchungen wurde in HeLa-Zellen
mit solchen doppelsträngigen
("duplexed") Vektoren gegenüber herkömmlichem
rAAV eine erhöhte
Transduktionseffizienz beobachtet (5- bis 140-fach). Wichtiger noch ist,
dass Inhibitoren der DNA-Replikation, anders als bei herkömmlichen
einzelsträngigen
AAV-Vektoren, die Transduktion der Doppelstrang-Vektoren der Erfindung
nicht beeinträchtigten.
Ferner zeigten die erfindungsgemäßen doppelsträngigen Parvovirusvektoren
in Mäusehepatozyten
in vivo ein rascheres Einsetzen der Expression des Transgens und
ein höheres
Expressionsniveau als rAAV-Vektoren. Alle diese biologischen Attribute
stützen
die Bildung und Charakterisierung einer neuen Klasse von Parvovirusvektoren
(die Duplex-DNA transportieren), die wesentlich zur fortschreitenden
Entwicklung von Parvovirus-basierten Systemen zum Gentransport beitragen.
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Insgesamt
wurde ein neuer Typ Parvovirusvektor konstruiert und durch die hier
beschriebenen Untersuchungen charakterisiert, der ein doppelsträngiges Genom
trägt,
was zur gleichzeitigen Verpackung von Strängen mit Plus- und Minuspolarität führt, die
in einem einzigen Molekül
miteinander verbunden sind. Dementsprechend stellt die vorliegende
Erfindung ein Parvoviruspartikel bereit, das ein Parvoviruskapsid
(z. B. ein AAV-Kapsid) und ein Vektorgenom umfasst, das eine heterologe
Necleotidsequenz codiert, wobei das Vektorgenom selbstkomplementär ist, d.
h. das Vektorgenom ist eine dimere invertierte Sequenzwiederholung
(ein dimerer "Inverted
Repeat"). Das Vektorgenom
hat entsprechend dem Parvoviruskapsid, in das es verpackt wird,
vorzugsweise etwa die Größe des Wildtyp-Parvovirusgenoms
(z. B. des AAV-Genoms) und umfasst ein geeignetes Verpackungssignal.
Die vorliegende Erfindung stellt das oben beschriebene Vektorgenom
bereit und Template, die dieses codieren.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt stellt die vorliegende Erfindung ein doppelsträngiges Parvoviruspartikel
bereit, umfassend: ein Parvoviruskapsid und ein Vektorgenom, umfassend
in 5'→3'-Richtung: (i) eine
5'-terminale repetitive
Parvovirussequenz; (ii) eine erste heterologe Nucleotidsequenz;
(iii) eine nicht auflösbare
terminate repetitive Parvovirussequenz; (iv) eine separate heterologe
Nucleotidsequenz, die im Wesentlichen vollständig komplementär zu der
ersten heterologen Nucleotidsequenz ist; und (v) eine 3'-terminale repetitive Parvovirussequenz;
wobei das Vektorgenom nach Freisetzung aus dem Parvoviruskapsid
unter geeigneten Bedingungen zur Intrastrang-Basenpaarung zwischen
den heterologen Nucleotidsequenzen in der Lage ist. Durch die Basenpaarung
zwischen den komplementären
heterologen Nucleotidsequenzen wird eine doppelsträngige Sequenz
gebildet, die ein geeignetes Substrat zur Genexpression (d. h. Transkription
und, gegebenenfalls, Translation) oder ein Substrat für die Wirtsrekombination
(d. h. ein dsDNA-Templat) in einer Wirtszelle ist, ohne dass die
Wirtszellmaschinerie das Vektorgenom in eine doppelsträngige Form überführen muss.
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Die
Bezeichnungen 5' und
3' bezüglich des
Vektorgenoms (oder Templaten zu dessen Herstellung, siehe unten)
gibt keine besondere Transkriptionsrichtung für die zwischen den beiden komplementären heterologen
Sequenzen gebildete doppelsträngigen
Sequenz an. Der "codierende
Strang" kann sich
entweder auf der 5'-
oder der 3'-Hälfte der
Virion-DNA befinden. Der Fachmann erkennt, dass der Begriff "codierender Strang" in seiner breitesten
Bedeutung verwendet wird, um den Strang anzugeben, der das gewünschte Transkript
codiert, und auch nichttranslatierte Sequenzen, einschließlich Antisense-Sequenzen,
umfasst. Transkription kann also vom 5'-Ende der ersten heterologen Nucleotidsequenz
in der 5'-Hälfte des
Vektorgenoms oder vom 5'-Ende
der komplementären
heterologen Nucleotidsequenz auf der 3'-Hälfte
des Vektorgenoms initiiert werden.
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Mit
anderen Worten kann die Transkription in der durch Intrastrang-Basenpaarung gebildeten
doppelsträngigen
vDNA vom offenen Ende oder vom geschlossenen Ende (d. h. dem dem
nicht auflösbaren
TR nächstgelegenen
Ende) der Haarnadelstruktur initiiert werden.
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Gemäß dieser
Ausführungsform
ist das Parvoviruskapsid vorzugsweise ein AAV-Kapsid. Es ist weiterhin
bevorzugt, dass die terminalen repetitiven Parvovirussequenzen und/oder
die nicht auflösbaren
terminalen repetitiven Sequenzen AAV-Sequenzen sind.
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Bei
besonderen Ausführungsformen
umfasst das doppelsträngige
Parvoviruspartikel Expressionskontrollsequenzen (z.B. einen Promotor),
die zur Expression der durch Intrastrang-Basenpaarung in der selbstkomplementären vDNA
gebildeten Doppelstrangsequenz ausreichen.
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Das
Vektorgenom kann weiterhin zwei oder mehr Transkripte von der durch
Intrastrang-Basenpaarung gebildeten Doppelstrangsequenz exprimieren.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt stellt die vorliegende Erfindung eine Nucleotidsequenz
bereit, die ein Templat zur Produktion einer Virion-DNA umfasst,
wobei das Templat eine heterologe Nucleotidsequenz umfasst, die
von einer terminalen repetitiven Parvovirussequenz und einer nicht
auflösbaren
terminalen repetitiven Parvovirussequenz flankiert wird.
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Gemäß noch einem
weiteren Aspekt stellt die vorliegende Erfindung eine Nucleotidsequenz
bereit, die ein dimeres Templat zur Produktion einer Virion-DNA
umfasst, wobei das Templat in 5'→3'-Richtung umfasst: eine
5'-terminate repetitive
Parvovirussequenz; eine erste heterologe Nucleotidsequenz; eine
nicht auflösbare terminate
repetitive Parvovirussequenz; eine separate heterologe Nucleotidsequenz,
die im Wesentlichen vollständig
komplementär
zu der ersten heterologen Nucleotidsequenz ist; und eine 3'-terminate repetitive
Parvovirussequenz; wobei die Virion-DNA in der Lage ist, nach Freisetzung
aus dem Parvoviruskapsid unter geeigneten Bedingungen für eine Intrastrang-Basenpaarung
eine dsDNA zwischen den heterologen Nucleotidsequenzen zu bilden.
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Vorzugsweise
sind die terminalen repetitiven Parvovirussequenzen und/oder die
nicht auflösbaren
terminalen repetitiven Parvovirussequenz AAV-Sequenzen.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ferner Verfahren zur Herstellung der
erfinderischen doppelsträngigen Parvovirusvektoren
der Erfindung bereit.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt stellt die vorliegende Erfindung ein in vitro-Verfahren zum Transport einer
Nucleotidsequenz zu einer Zelle bereit, umfassend: In-Kontakt-Bringen
einer Zelle mit einem doppelsträngigen
Parvoviruspartikel, umfassend ein Parvoviruskapsid und ein Vektorgenom,
das umfasst: (i) eine 5'-terminale repetitive
Parvovirussequenz; (ii) eine erste heterologe Nucleotidsequenz;
(iii) eine zentral lokalisierte terminale repetitive Parvovirussequenz;
(iv) eine separate heterologe Nucleotidsequenz, die im Wesentlichen
vollständig
komplementär
zu der ersten hterologen Nucleotidsequenz ist; (v) eine 3'-terminale repetitive Parvovirussequenz;
wobei das doppelsträngige
Vektorgenom nach Freisetzung aus dem Parvoviruskapsid unter geeigneten
Bedingungen zur Intrastrang-Basenpaarung zwischen den heterologen
Nucleotidsequenzen in der Lage ist.
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Gemäß dieser
Ausführungsform
ist das Parvoviruskapsid vorzugsweise ein AAV-Kapsid, und das Vektorgenom
hat ungefähr
die Größe des Wildtyp-AAV-Genoms. Weiterhin
ist es bevorzugt, dass die terminalen repetitiven Parvovirussequenzen
AAV-Sequenzen sind. Die Zelle kann mit dem doppelsträngigen Parvoviruspartikel
in vitro in Kontakt gebracht werden.
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Diese
und weitere Aspekte der vorliegenden Erfindung werden in der nachfolgenden
Beschreibung der Erfindung ausführlicher
beschrieben.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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1.
Virion-DNA-Gehalt von rAAV-Vektoren und Doppelstrang-Vektoren. Die Abbildung
veranschaulicht den DNA-Gehalt der bei dieser Untersuchung verwendeten
Vektoren und die vorhergesagte Konformation, die sie nach Freisetzung
aus den Virions annehmen. Die von dem "immediate early"-Promotor
von Cytomegalovirus (CMV) exprimierten Transgene sind: grünfluoreszierendes
Protein (GF), β-Galactosidase
(LacZ), murines Erythropoietin (mEPO). Neomycin-Phosphotransferase
(neo) wird vom frühen
SV40-Promotor (SV40) exprimiert. Die Größe eines jeden verpackten DNA-Moleküls, in Nucleotiden
(nt), ist angegeben. Die selbstkomplementären oder "duplexed" (scAAV) GFP-Dimer- und mEpo-Vektoren falten sich zu einer
vollständigen Doppelstrang-DNA
(Duplex-DNA) mit
einer Extrakopie des Terminal Repeats, während die GFPneo-, LacZ- und
mEpoλ-Vektoren
eine zellvermittelte DNA-Synthese des Komplementärstrangs benötigen.
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2.
Vektorfraktionierung über
CsCl-Gradienten. Virion-DNA (vDNA) wurde aus mittels CsCl-Gradienten
fraktionierten CMV-GFP- (Bild a), GFPneo- (Bild b) und LacZ-rAAV-Vektoren
(Bild c) extrahiert. Alkalische Agarosegele der vDNA wurden einem
Southern Blot unterzogen und hybridisierten mit einem CMV-GFP-DNA-Fragment. Marker
auf der linken Seite von Bild a waren die ausgeschnittenen Vektorsequenzen
von den Plasmiden, die zur Bildung der viralen Vektoren verwendet
wurden (siehe Ergebnisse). Die Anzahl von Einheitslängen, ssDNA,
und Vektrokopien pro Molekül
sind durch 1x, 2x und 4x angegeben. Die viralen Vektoren, die in
den in den 3 und 4 dargestellten
Versuchen verwendet wurden, stammten für CMV-GFP aus den Fraktionen
a-11 oder a-10 (wie in den Legenden zu den Abbildungen angegeben),
für GFPneo
aus der Fraktion b-13 und für
LacZ aus der Fraktion c-12.
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3.
Transduktionseffizienz doppelsträngiger
rAAV-Vektoren gegenüber
herkömmlichen
rAAV-Vektoren ohne und mit coinfizierendem Adenovirus. Die Effizienz
der drei CsCl-fraktionierten Vektoren (1) wurden
in sich rasch teilenden HeLa-Zellen verglichen, die mit scAAV-GFP-Fraktion
11 (0,5 Partikel pro Zelle), rAAV-GFPneo-Fraktion 13 (2 Partikel
pro Zelle) oder rAAV-LacZ-Fraktion
12 (0,5 Partikel pro Zelle) infiziert worden waren. Transduktion
wurde 24 Stunden nach Infektion quantifiziert, indem GFP-positive
Zellen mittels Fluoreszenzmikroskopie oder durch Fixieren der Zellen
und X-Gal-Färbung
gezählt
wurden. Die Transduktionseffizienz wurde graphisch als die Zahl
physikalischer Partikel pro transduzierender Einheit aufgetragen,
bestimmt durch die Anzahl von Zellen, die sich als für GFP- oder
LacZ-Expression positiv erwiesen. Dunkelgraue Balken geben die Transduktionseffizienz
bei Coinfektion von Ad mit 5 pfu pro Zelle an.
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4.
Transduktion mit doppelsträngigen
und herkömmlichen
rAAV-Vektoren in
Gegenwart von DNA-Syntheseinhibitor. (Bild a). HeLa-Zellkulturen
wurden bei 30%iger Konfluenz 24 h vor Infektion mit 3,8 × 106 Partikeln scAAV-GFP, ♦, (2a,
Fraktion 10), dem homologen Monomer, •, (2, Bild
a, Fraktion 14) oder rAAV-GFPneo, ∇, (2, Bild
b, Fraktion 13) mit den angegebenen Konzentrationen von Hydroxyharnstoff
(HU) behandelt. Die HU-Behandlung wurde bis zum Test der Transduktion
24 h nach Infektion beibehalten. Jeder Datenpunkt wurde aus dem
Mittelwert der Anzahl GFP-positiver Zellen in 10 zufälligen Feldern
unabhängig
von der Gesamtzellzahl berechnet, die aufgrund der Wirkung des Hydroxyharnstoffs
auf die Zellteilung variierte. (Bild b). Das gleiche Verfahren wurde
verwendet, um die Transduktion in Gegenwart der angegebenen Konzentrationen
von Aphidicolin zu bestimmen. Es wurde nur das doppelsträngige und
das homologe Monomer (Fraktionen 10 und 14) verglichen.
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5.
In vivo-Transduktion von Mäuselebergewebe
mit doppelsträngigen
oder einzelsträngigen rAAV-Vektoren.
Zehn Wochen alte Balbc ByJ-Mäuse
wurden mit 2 × 1010 Partikeln von entweder scAAV-CMV-mEpo, ♦, (n=4)
oder einzelsträngigem
rAAV-CMV-mEpoλ vollständiger Länge, ⧫, (n=5)
in 200 μl normaler
Kochsalzlösung
durch Injektion in die Portalvene infundiert. Eine Gruppe von Kontrollmäusen wurde mit
normaler Kochsalzlösung, ☐,
(n=4) infundiert und eine einzige Maus, O, wurde in den gleichen
7-Tage-Intervallen ohne vorhergehende Operation phlebotomiert. Als
funktionelle Größe für die mEpo-Expression wurde Bluthämatokrit
verwendet.
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6 ist
eine Darstellung eines bevorzugten Templats zur Produktion der doppelsträngigen Parvovirusvektoren
der Erfindung.
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7 zeigt
einen CsCl-Dichtegradienten des mutierten rAAV-CMV-GFP-Hpa-trs-Vektors.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung wird nun unter Bezug auf die anliegenden Zeichnungen
beschrieben, in denen bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung
gezeigt sind.
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Falls
nicht anders angegeben, werden hier alle technischen und wissenschaftlichen
Begriffe in der dem Fachman auf dem Gebiet der Erfindung geläufigen Bedeutung
verwendet. Die in der Beschreibung der vorliegenden Erfindung verwendete
Terminologie dient nur der Beschreibung besonderer Ausführungsformen und
soll diese Erfindung nicht einschränken. Die Singularformen "ein", "eine" und "der", "die" und "das", wie sie in der
Beschreibung der Erfindung und den sich anschließenden Ansprüchen verwendet
werden, sollen auch die Pluralformen umfassen, falls es sich aus
dem Zusammenhang nicht eindeutig anders ergibt.
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Nucleotidsequenzen
werden hier nur als Einzelstrang dargestellt, und zwar von links
nach rechts in 5'→3'-Richtung, falls
nicht explizit anders angegeben. Nucleotide und Aminosäuren sind
hier in der von der IUPAC-IUB-Biochemical Nomenclature Commission
empfohlenen Weise dargestellt oder (für Aminosäuren) entweder durch den Einbuchstabencode
oder den Dreibuchstabencode, jeweils entsprechend 37 CFR §1.822 und
etablierter Verwendung. Siehe z. B. PatentIn User Manual, 99-102 (Nov. 1990) (U.S.
Patent and Trademark Office).
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Falls
nicht anders angegeben, können
zur Herstellung der Konstrukte von rekombinantem Parvovirus und
rAAV, von Verpackungsvektoren, die die rep- und/oder cap-Sequenzen von Parvovirus
exprimieren, und von transient und stabil transfizierten Verpackungszellen
dem Fachmann bekannte Standardverfahren verwendet werden. Solche
Methoden sind dem Fachmann bekannt. Siehe z. B. SAMBROOK et al.,
MOLECULAR CLONING: A LABORATORY MANUAL, 2. Aufl. (Cold Spring Harbor,
NY, 1989); F. M. AUSUBEL et al., CURRENT PROTOCOLS IN MOLECULAR
BIOLOGY (Green Publishing Associates, Inc. und John Wiley & Sons, Inc., New
York).
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Parvoviren
sind relativ kleine DNA-Viren bei Tieren und enthalten ein lineares,
einzelsträngiges DNA-Genom.
Der Begriff "Parvovirus", wie er hier verwendet
wird, umfasst die Familie Parvoviridae, einschließlich autonom
replizierender Parvoviren und Dependoviren. Die autonomen Parvoviren
beinhalten Mitglieder der Genera Parvovirus, Erythrovirus, Densovirus,
Iteravirus und Contravirus. Beispielhafte autonome Parvoviren beinhalten,
ohne darauf beschränkt
zu sein, Mouse Minute Virus, bovines Parvovirus, canines Parvovirus,
Hühner-Parvovirus,
felines Panleukopenievirus, felines Parvovirus, Gänse-Parvovirus
und B19-Virus. Dem Fachmann sind andere autonome Parvoviren bekannt.
Siehe z. B. BERNARD N. FIELDS et al., VIROLOGY, Band 2, Kapitel
69 (3. Aufl., Lippincott-Raven Publishers).
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Das
Genus Dependovirus enthält
die Adeno-assoziierten Viren (AAV), einschließlich, ohne darauf beschränkt zu sein,
AAV Typ 1, AAV Typ 2, AAV Typ 3, AAV Typ 4, AAV Typ 5, AAV Typ 6,
aviäres
AAV, bovines AAV, canines AAV, equines AAV und ovines AAV. Siehe
z. B. BERNARD N. FIELDS et al., VIROLOGY, Band 2, Kapitel 69 (3.
Aufl., Lippincott-Raven Publishers).
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Der
Begriff "Vektor" oder "Gentransportvektor", wie er hier verwendet
wird, kann sich auf ein Parvovirus (z. B. AAV)-Partikel beziehen,
das als Gentransportvehikel fungiert und das vDNA (d. h. das Vektorgenom) in
einem Parvoviruskapsid (z. B. AAV) verpackt enthält. In bestimmtem Zusammenhang
kann der Begriff "Vektor" auch verwendet werden,
um Vektorgenom/vDNA zu bezeichnen.
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Eine "heterologe Nucleotidsequenz" ist üblicherweise
eine Sequenz, die in dem Virus nicht natürlich vorkommt. Alternativ
kann eine heterologe Nucleotidsequenz eine Virussequenz bezeichnen,
die sich in einer nicht natürlich
vorkommenden Umgebung befindet (z. B. durch Verbindung mit einem
Promotor, mit dem sie natürlicherweise
nicht im Virus verbunden ist).
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Der
Begriff "rekombinantes
Parvovirusvektorgenom",
wie er hier verwendet wird, bedeutet ein Parvovirusgenom (d. h.
vDNA), in das eine heterologe (z. B. fremde) Nucleotidsequenz (z.
B. ein Transgen) eingebaut wurde. Ein "rekombinantes Parvoviruspartikel" umfasst ein rekombinantes
Parvovirusvektorgenom, das in ein Parvoviruskapsid verpackt ist.
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Ähnlich ist
ein "rAAV-Vektorgenom" ein AAV-Genom (d.
h. vDNA), die eine heterologe Nucleotidsequenz umfasst. rAAV-Vektoren
benötigen
nur die 145 Basen langen Terminal Repeats in cis, um Virus zu erzeugen.
Alle anderen viralen Sequenzen sind verzichtbar und können in
trans bereitgestellt werden (Muzyczka, (1992) Curr. Topics Microbiol.
Immunol., 158:97). Üblicherweise
behält
das rAAV-Vektorgenom
nur die minimalen terminalen repetitiven (TR) Sequenzen, um so die
Größe des Transgens,
das effizient durch den Vektor verpackt werden kann, maximieren
zu können.
Ein "rAAV-Partikel" umfasst ein rAAV-Vektorgenom,
das in ein AAV-Kapsid verpackt ist.
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Das
erfindungsgemäße Parvoviruspartikel
kann ein "Hybrid"-Partikel sein, bei
dem die viralen TRs und das Viruskapsid von verschiedenen Parvoviren
stammen. Vorzugsweise sind die viralen TRs und das Kapsid von verschiedenen
AAV-Serotypen (wie
z.B. beschrieben in der Internationalen Patentanmeldung WO 00/208004,
der U.S. Provisional Application 60/248,920; und bei Chao et al.,
(2000) Molecular Therapy 2:619. Ähnlich
kann das Parvovirus ein "chimäres" Kapsid haben (das
z. B. Sequenzen von verschiedenen Parvoviren, vorzugsweise verschiedenen
AAV-Serotypen enthält)
oder ein "targeted" Kapsid (z. B. einen
gerichteten Tropismus), wie in der Internationalen Patentanmeldung
WO 00/28004 beschrieben.
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Vorzugsweise
hat das erfindungsgemäße doppelsträngige Parvoviruspartikel
ein AAV-Kapsid, das ferner, wie oben beschrieben, ein chimäres oder
ein "targeted" Kapsid sein kann.
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Die
erfindungsgemäßen "doppelsträngigen" ("duplexed") Parvoviruspartikel
und Vektorgenome können
hier synonym als "dimere" oder "selbstkomplementäre" Vektoren bezeichnet
werden. Die doppelsträngigen
Parvoviruspartikel der Erfindung umfassen ein Parvoviruskapsid,
das eine Virion-DNA (vDNA) enthält.
Die vDNA ist selbstkomplementär,
so dass sie nach Freisetzung aus dem Viruskapsid eine Haarnadelstruktur
bilden kann. Mit der "duplexed" vDNA scheint der
Wirtszelle eine Doppelstrang-DNA zur Verfügung gestellt zu werden, die
von der Wirtszelle exprimiert (d. h. transkribiert und, gegebenenfalls,
translatiert) werden kann, ohne dass dafür die Synthese eines zweiten
Strangs notwendig wäre,
wie es bei üblichen
Parvovirusvektoren der Fall ist.
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Das
doppelsträngige
Parvovirusvektorgenom enthält
vorzugsweise genügend
Verpackungsseqenzen zur Enkapsidation in das gewählte Parvoviruskapsid (z. B.
das AAV-Kapsid).
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Dem
Fachmann ist klar, dass die doppelsträngige ("duplexed") vDNA nicht unter allen Bedingungen
in einer doppelsträngigen
Form vorliegt, sondern die Fähigkeit
besitzt, dies unter Bedingungen zu tun, die eine Reassoziation komplementärer Nucleotidbasen
begünstigen.
Dementsprechend bedeutet der Begriff "doppelsträngiger (duplexed) Parvovirusvektor" nicht, dass die
vDNA in dem Parvoviruskapsid notwendigerweise in Duplex- oder Doppelstrangform
vorliegt (dass es z. B. eine Basenpaarung zwischen den selbstkomplementären Strängen gibt).
Tatsächlich
ist es für
den Fachmann offensichtlich, dass die vDNA, solange sie im Parvoviruskapsid
verpackt ist, wahrscheinlich nicht in einer doppelsträngigen Form
vorliegt.
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Die
Expression einer heterologen Nucleotidsequenz (wie nachfolgend beschrieben)
wird mit den erfindungsgemäßen doppelsträngigen Parvovirusvektoren
im Vergleich mit dem entsprechenden Parvovirusvektor (z.B. rAAV-Vektor)
vorzugsweise "verstärkt" oder "enhanced". Vorzugsweise lässt sich
eine Genexpression aus dem doppelsträngigen Parvovirusvektor deutlich
rascher nachweisen als aus dem entsprechenden monomeren Parvovirusvektor.
Beispielsweise lässt
sich eine Genexpression in weniger als etwa 2 Wochen, vorzugsweise
weniger als etwa 1 Woche, besonders bevorzugt in weniger als etwa
72 Stunden, noch bevorzugter in weniger als etwa 48 Stunden und
ganz besonders bevorzugt in weniger als etwa 24 Stunden nach Verabreichung
des doppelsträngigen
Parvovirusvektors nachweisen. Die Genexpression lässt sich
mit jedem beliebigem, auf diesem Gebiet bekannten Verfahren nachweisen,
z. B. durch Nachweis von Transkription, Translation oder biologischer
Aktivität
oder eines phänotypischen
Effekts, der aus der Expression einer heterologen Nucleotidsequenz
resultiert (z. B. Blutgerinnungszeit).
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Alternativ
kann eine Genexpression von dem doppelsträngigen Parvovirusvektor insoweit "verstärkt" sein, als im Vergleich
mit dem entsprechenden monomeren Parvovirusvektor (z.B. rAAV-Vektor)
ein höheres Genexpressionsniveau
(wie im vorhergehenden Absatz definiert) nachgewiesen wird. Vergleiche
im Genexpressionsniveau können
zum gleichen Zeitpunkt nach Virusverabreichung erfolgen. Alternativ
kann das maximale Genexpressionsniveau, das mit jedem Vektor erreicht
wird, verglichen werden.
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Die
doppelsträngigen
Parvovirusvektoren der Erfindung können im Vergleich mit herkömmlichen
Parvovirusvektoren vorteilhaft ein besseres Verhältnis von transduzierenden
Einheiten (tu)/Partikel aufweisen. Dementsprechend erfasst die vorliegende
Erfindung auch neue Parvovirusvektor-Zusammensetzungen mit verbessertem
tu/Partikel-Verhältnis
gegenüber
Zusammensetzungen herkömmlicher
Parvovirusvektoren (z.B. rAAV-Vektoren). Vorzugsweise ist das tu/Partikel-Verhältnis weniger
als etwa 50:1, weniger als etwa 20:1, weniger als etwa 15:1, weniger
als etwa 10:1, weniger als etwa 8:1, weniger als etwa 7:1, weniger
als etwa 6:1, weniger als etwa 5:1, weniger als etwa 4:1 oder geringer.
Für das
tu/Partikel-Verhältnis gibt
es keine bestimmte Untergrenze. Üblicherweise
ist das tu/Partikel-Verhältnis größer als
etwa 1:1, 2:1, 3:1 oder 4:1.
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Der
Begriff "Templat" oder "Substrat" wird hier typischerweise
zur Bezeichnung einer Polynucleotidsequenz verwendet, die unter
Bildung der doppelsträngigen
Parvovirus-vDNA der Erfindung repliziert werden kann. Zur Vektorproduktion
ist das Templat üblicherweise
in eine größere Nucleotidsequenz
oder ein größeres Konstrukt
eingebettet, einschließlich,
ohne darauf beschränkt
zu sein, Plasmiden, nacktem DNA-Vektor, künstlichem bakteriellem Chromosom
(BAC), künstlichem
Hefechromosom (YAC) oder viralen Vektoren (z.B. Adenovirus-, Herpesvirus-,
Epstein-Barr-Virus-, AAV-, Baculovirus- oder Retrovirusvektoren
und dergleichen). Alternativ kann das Templat stabil in das Chromosom
einer Verpackungszelle eingebaut sein.
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Der
Begriff "Polypeptid", wie er hier verwendet
wird, umfasst, falls nicht anders angegeben, sowohl Peptide als
auch Proteine.
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Der
Begriff "Transduktion" oder "Infektion" einer Zelle durch
AAV, wie er hier verwendet wird, bedeutet, dass das AAV unter Etablierung
einer latenten bzw. aktiven (d. h. lytischen) Infektion in die Zelle
eindringt. Siehe z. B. BERNARD N. FIELDS et al., VIROLOGY, Band
2, Kapitel 69 (3. Aufl., Lippincott-Raven Publishers). In den Ausführungsformen
der Erfindung, in denen ein rAAV-Vektor in eine Zelle eingeschleust
wird, um eine Nucleotidsequenz zu der Zelle zu transportieren, integriert
das AAV vorzugsweise in das Genom und etabliert eine latente Infektion.
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Doppelsträngige Parvovirusvektoren
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Die
vorliegende Erfindung basiert zum Teil auf der Entdeckung, dass "doppelsträngige" ("duplexed") Parvovirus-DNA-Vektoren
(wie oben beschrieben) vorteilhaft zum Gentransport eingesetzt werden
können. Außerdem haben
die vorliegenden Untersuchungen gezeigt, dass diese doppelsträngigen Parvovirusvektoren effizienter
als AAV-Vektoren sein können,
z. B. mit verbessertem Verhältnis
von transduzierenden Einheiten/Partikel, rascherer Transgenexpression,
höherem
Expressionsniveau des Transgens und/oder anhaltenderer Transgenexpression.
Die Erfinder haben ferner gezeigt, dass die doppelsträngigen Parvovirusvektoren der
Erfindung zum Gentransport zu Wirtszellen verwendet werden können, die üblicherweise
gegen AAV-Transduktion resistent sind. Diese doppelsträngigen Parvovirusvektoren
haben also einen anderen (z.B. breiteren) Wirtsbereich als AAV-Vektoren.
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Die
hier offenbarten doppelsträngigen
Parvovirusvektoren sind dimere selbstkomplementäre (sc) Polynucleotide (üblicherweise
DNA), die in ein Viruskapsid, vorzugsweise ein Parvoviruskapsid,
besonders bevorzugt ein AAV-Kapsid,
verpackt sind. In gewisser Hinsicht ist das in das Kapsid verpackte
Virusgenom im Wesentlichen ein "gefangenes" Replikationsintermediat,
das nicht aufgelöst
werden kann, um die Parvovirus-DNA-Stränge mit Plus- und Minuspolarität zu produzieren.
Dementsprechend scheinen die doppelsträngigen Parvovirusvektoren der
Erfindung die Notwendigkeit einer wirtszellvermittelten Synthese
komplementärer DNA,
die bei den herkömmlichen
rekombinanten AAV (rAAV)-Vektoren inhärent ist, zu umgehen und dadurch einen
der Nachteile von AAV-Vektoren zu vermeiden.
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Dieses
Ergebnis wird erreicht, indem man das Virus im Wesentlichen dimere
invertierte Sequenzwiederholungen des einzelsträngigen Parvovirusvektorgenoms
(z. B. AAV) so verpacken lässt,
dass beide Stränge,
an einem Ende verbunden, in einem einzigen infektiösen Kapsid
enthalten sind. Nach Freisetzung aus dem Kapsid reassoziieren die
komplementären
Sequenzen unter Bildung transkriptionell aktiver doppelsträngiger DNA
in der Targetzelle.
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Die
hier offenbarten doppelsträngigen
Parvovirusvektoren unterscheiden sich insoweit grundlegend von herkömmlichen
Parvovirusvektoren (z. B. rAAV) und vom Eltern-Parvovirus (z. B.
AAV), als die vDNA infolge von Intrastrang-Basenpaarung eine doppelsträngige Haarnadelstruktur
bilden kann und beide DNA-Stränge
enkapsidiert werden. Der doppelsträngige Parvovirusvektor ist
also funktionell eher Doppelstrang-DNA-Virusvektoren ähnlich als
dem Parvovirus, von dem er abstammt.
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Dieses
Charakteristikum vermeidet einen früher erkannten Nachteil des
rAAV-vermittelten
Gentransfers, nämlich
die geringe Neigung der gewünschten
Targetzelle zur Synthese einer komplementären DNA zu dem einzelsträngigen Genom,
das normalerweise von den Parvoviridae enkapsidiert wird.
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Das
Viruskapsid kann, wie oben beschrieben, von jedem beliebigen Parvovirus
stammen, nämlich
entweder von einem autonomen Parvovirus oder einem Dependovirus.
Vorzugsweise ist das Viruskapsid ein AAV-Kapsid (z. B. ein AAV1-,
AAV2-, AAV3-, AAV4-, AAV5- oder AAV6-Kapsid). Im Allgemeinen sind
das AAV1-Kapsid,
das AAV5-Kapsid und das AAV3-Kapsid bevorzugt. Die Wahl des Parvoviruskapsids
basiert auf einer Reihe von dem Fachmann bekannten Überlegungen,
z. B. der Art der Targetzelle, dem gewünschten Expressionsniveau,
der Art der zu exprimierenden heterologen Nucleotidsequenz, Fragen
der Virusproduktion und dergleichen. Beispielsweise kann das AAV1-Kapsid
vorteilhaft für
Skelettmuskel, Leber und Zellen des zentralen Nervensystems (z.
B. Hirn); AAV5 für
Zellen der Luftwege und der Lunge; AAV3 für Knochenmarkszellen; und AAV4
für bestimmte
Zellen im Hirn (z. B. Anhangszellen) eingesetzt werden.
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Das
Parvoviruspartikel kann ein "Hybrid"-Partikel sein, in
dem die viralen TRs und das Viruskapsid von unterschiedlichen Parvoviren
stammen. Vorzugsweise sind die viralen TRs und das Kapsid von unterschiedlichen
AAV-Serotypen (z. B. wie beschrieben in der Internationalen Patentanmeldung
WO 00/28004, der U.S. Provisional Application 60/248,920; und bei
Chao et al., (2000) Molecular Therapy 2:619. Ferner kann das Parvovirus
ein "chimäres" Kapsid (das z. B.
Sequenzen von verschiedenen Parvoviren enthält) oder ein "targeted" Kapsid (z. B. einen
gerichteten Tropismus) haben, wie in diesen Veröffentlichungen beschrieben
wird.
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Der
Begriff "doppelsträngiges ("duplexed") Parvoviruspartikel", wie er hier verwendet
wird, umfasst Hybridviruspartikel, chimäre Viruspartikel und "targeted" Viruspartikel. Vorzugsweise
hat das doppelsträngige Parvoviruspartikel
ein AAV-Kapsid,
das wie oben beschrieben auch ein chimäres oder ein "targeted" Kapsid sein kann.
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Ein
erfindungsgemäßer doppelsträngiger Parvovirusvektor
kann mit jedem geeigneten Verfahren produziert werden. Vorzugsweise
ist das Templat zur Produktion der vDNA ein Templat, das bevorzugt
zu einer dimeren und nicht zu einer monomeren vDNA führt (d.
h. der größte Teil
der produzierten vDNAs ist dimer), die die Fähigkeit besitzt, eine doppelsträngige vDNA
zu bilden. Vorzugsweise sind wenigstens etwa 50 %, 60 %, 70 %, 80
%, 90 %, 95 %, 98 %, 99 % oder mehr der Replikationsprodukte des
Templats dimer.
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In
einer besonderen Ausführungsform
ist das Templat ein DNA-Molekül,
das ein oder mehrere terminate repetitive (TR) Sequenzen umfasst.
Das Templat umfasst ferner einen modifizierten TR, der nicht durch die
Parvovirus-Rep-Proteine aufgelöst
werden kann, (d. h. es kann kein Strangbruch erfolgen). Bei der
Replikation führt
die Unfähigkeit
von Rep-Protein zur Auflösung
des modifizierten TR zu einem stabilen Intermediat mit den zwei "Monomeren", die durch den nicht
auflösbaren
TR kovalent verbunden sind. Dieses "duplexed" Molekül kann in das Parvovirus (AAV)-Kapsid
verpackt werden, um so einen neuen duplexed Parvovirusvektor zu
produzieren.
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Ohne
an eine bestimmte Theorie für
die Erfindung gebunden sein zu wollen, ist es wahrscheinlich, dass
das Viriongenom, solange es im Viruskapsid verpackt ist, in einer
einzelsträngigen
Form vorliegt. Es scheint, dass sich das dimere Molekül bei Freisetzung
aus dem Kapsid bei der Virusinfektion "zurückfaltet" oder reassoziiert
und durch Intrastrang-Basenpaarung ein doppelsträngiges Molekül bildet,
wobei die nicht auflösbare
TR-Sequenz an einem Ende eine kovalent geschlossene Haarnadelstruktur
bildet. Diese doppelsträngige
vDNA macht die wirtszellvermittelte Synthese des zweiten Strangs,
die als ein geschwindigkeitsbestimmender Schritt für die AAV-Transduktion
postuliert wurde, überflüssig.
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Bei
bevorzugten Ausführungsformen
umfasst das Templat ferner (eine) heterologe Nucleotidsequenz(en)
(wie oben beschrieben), die zum Transport zu einer Targetzelle verpackt
werden sollen. Gemäß dieser
besonderen Ausführungsform
befindet sich die heterologe Nucleotidsequenz zwischen den viralen
TRs an beiden Enden des Substrats. Bei weiteren bevorzugten Ausführungsformen
sind die cap-Gene von Parvovirus (z. B. AAV) und die rep-Gene von
Parvovirus (z. B. AAV) aus dem Templat (und der von diesem produzierten vDNA)
deletiert. Diese Konfiguration maximiert die Größe der heterologen Nucleinsäuresequenz(en),
die vom Parvoviruskapsid getragen werden kann (können).
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In
einer besonderen Ausführungsform
enthält
das Templat zur Produktion der erfindungsgemäßen doppelsträngigen Parvovirusvektoren
wenigstens einen TR an den 5'-
und 3'-Enden, der
eine interessierende heterologe Nucleotidsequenz flankiert (wie
nachfolgend beschrieben). Der TR an einem Ende des Substrats ist
nicht auflösbar,
d. h. er kann nicht durch Rep-Protein aufgelöst werden (es efolgt kein Strangbruch).
Während
der Replikation führt
die Unfähigkeit
von Rep-Protein, einen der TRs aufzulösen, zu einem stabilen Intermediat,
in dem die zwei "Monomeren" durch den nicht-funktionellen
(d. h. den nicht auflösbaren)
TR kovalent miteinander verbunden sind. Die heterologe Nucleotidsequenz
kann bezüglich
dem nicht auflösbaren
TR in jeder Orientierung vorliegen.
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Der
Begriff "flankiert" soll nicht angeben,
dass die Sequenzen benachbart sein müssen. Im Beispiel des vorhergehenden
Absatzes können
beispielsweise zwischen der heterologen Nucleotidsequenz und dem TR
intervenierende Sequenzen liegen. Eine Sequenz, die von zwei anderen
Elementen "flankiert" wird, bedeutet,
dass ein Element 5' zu
der Sequenz lokalisiert ist und das andere 3' zu der Sequenz lokalisiert ist; dazwischen
können
sich jedoch intervenierende Sequenzen befinden.
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Gemäß dieser
Ausführungsform
ist das Templat zur Produktion der duplexed Parvovirus-vDNA der
Erfindung vorzugsweise etwa halb so groß wie das Wildtyp-Parvovirusgenom (z.
B. AAV), das dem Kapsid entspricht, in das die vDNA verpackt wird.
Anders ausgedrückt
entspricht das Templat vorzugsweise etwa 40 % bis etwa 55 % des
Wildtyps (wt), besonders bevorzugt etwa 45 % bis etwa 52 % des wt.
Die von diesem Templat produzierte duplexed vDNA hat also vorzugsweise
eine Gesamtgröße, die
in etwa der Größe des Wildtyp-Parvovirusgenoms
(z. B. AAV) gleicht, das dem Kapsid entspricht, in das die vDNA
verpackt wird, z. B. etwa 80 % bis etwa 105 % des wt. Im Fall von
AAV ist dem Fachmann allgemein bekannt, dass das AAV-Kapsid das
Verpacken von vDNA, die in ihrer Größe deutlich vom wtAAV-Genom abweicht, nicht
begünstigt.
Im Falle eines AAV-Kapsids hat die doppelsträngige vDNA vorzugsweise eine
Größe von etwa
5,2 kb oder weniger. Bei anderen Ausführungsformen hat die doppelsträngige vDNA
vorzugsweise eine Länge
von mehr als etwa 3,6, 3,8, 4,0, 4,2 oder 4,4 kb und/oder von weniger
als eta 5,4, 5,2, 5,0 oder 4,8 kb.
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Anders
ausgedrückt
hat (haben) die heterologe(n) Nucleotidsequenz(en) üblicherweise
eine Länge von
weniger als etwa 2,5 kb (besonders bevorzugt weniger als etwa 2,4
kb, noch bevorzugter weniger als etwa 2,2 kb und ganz besonders
bevorzugt weniger als etwa 2,1 kb), um die Verpackung des doppelsträngigen Templats
durch das Parvoviruskapsid (z. B. AAV) zu erleichtern.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist das Templat selbst doppelsträngig
("duplexed), d. h.
ein dimeres selbstkomplementäres
Molekül.
Gemäß dieser
Ausführungsform
umfasst das Templat an jedem Ende einen auflösbaren TR. Das Templat umfasst
ferner einen zentral lokalisierten nicht auflösbaren TR (wie oben beschrieben).
Mit anderen Worten besitzt jede Hälfte des Templats auf jeder
Seite des nicht auflösbaren TR
ungefähr
die gleiche Länge.
Jede Hälfte
des Templats, nämlich
zwischen dem auflösbaren
und dem nicht auflösbaren
TR, umfasst ein oder mehrere interessierende heterologe Nucleotidsequenzen.
Die heterologe(n) Nucleotidsequenz(en) jeder Hälfte des Moleküls ist (sind)
von einem auflösbaren
TR und dem zentralen nicht auflösbaren
TR flankiert.
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Die
Sequenzen in jeder Hälfte
des Templats sind im Wesentlichen komplementär (d. h. die Komplementarität in der
Nucleotidsequenz beträgt
wenigstens etwa 90 %, 95 %, 98 %, 99 % oder mehr), so dass die Replikationsprodukte
des Templats aufgrund von Basenpaarung zwischen den komplementären Sequenzen doppelsträngige Moleküle bilden
können.
Mit anderen Worten ist das Templat im Wesentlichen eine invertierte Sequenzwiederholung,
wobei die beiden Hälften
durch den nicht auflösbaren
TR miteinander verknüpft
sind.
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Vorzugsweise
ist (sind) die heterologe(n) Nucleotidsequenz(en) in jeder Hälfte des
Templats im Wesentlichen vollständig
selbstkomplementär
(d. h. sie enthält
(enthalten) eine nicht signifikante Anzahl ungepaarter Basen oder
gar keine ungepaarten Basen). Es ist ferner bevorzugt, dass die
beiden Hälften
der Nucleotidsequenz im Wesentlichen vollständig selbstkomplementär sind.
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Entsprechend
dieser Ausführungsform
hat das Templat (und die von diesem produzierte vDNA) bevorzugt
in etwa die gleiche Größe wie das
natürlicherweise
von dem Parvoviruskapsid (z. B. AAV) enkapsidierte wt-Genom, d.h.
um eine effiziente Verpackung in das Parvoviruskapsid zu erleichtern.
Im Falle eines AAV-Kapsids hat das Templat beispielsweise vorzugsweise
etwa die Größe des wtAAV-Genoms.
Bei besonderen Ausführungsformen
ist die Größe des Templats
etwa 5,2 kb oder weniger. Bei anderen Ausführungsformen hat das Templat
vorzugsweise eine Länge
von mehr als etwa 3,6, 3,8, 4,0, 4,2 oder 4,4 kb und/oder von weniger
als etwa 5,4, 5,2, 5,0 oder 4,8 kb. Anders ausgedrückt hat
das Templat vorzugsweise eine Größe im Bereich
von 80 % bis 105 % des Wildtyp-Parvovirusgenoms (z. B. AAV).
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Die
(auflösbaren
und nicht auflösbaren)
TR(s) sind vorzugsweise AAV-Sequenzen,
wobei die Serotypen 1, 2, 3, 4, 5 und 6 bevorzugt sind. Der Begriff "Terminal Repeat" oder "terminale repetitive
Sequenz" umfasst
synthetische Sequenzen, die als ein invertierter terminaler AAV-Repeat
fungieren, so wie die "Doppel-D-Sequenz", die in dem US-Patent
5,478,745 von Samulski et al. beschrieben wird. Auflösbare AAV-TRs gemäß der vorliegenden
Erfindung benötigen
keine Wildtyp-TR-Sequenz (z.B. kann eine Wildtyp-Sequenz durch Insertion,
Deletion, Trunkierung oder Missense-Mutationen verändert sein),
solange der TR die gewünschten
Funktionen vermittelt, z. B. Virusverpackung, Integration und/oder
Provirus-Rescue und dergleichen. Üblicherweise, aber nicht notwendig,
stammen die TRs vom gleichen Parvovirus, z. B. sind beide TR-Sequenzen
von AAV2.
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Der
Fachmann erkennt, dass das oder die virale(n) Rep-Protein(e), das
(die) zur Herstellung der erfindungsgemäßen doppelsträngigen Vektoren
verwendet wird (werden), unter Berücksichtigung der Quelle der viralen
TRs ausgewählt
werden. Beispielsweise ist die Wechselwirkung des AAV5-TR mit dem
AAV5-Rep-Protein effizienter.
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Die
Genomsequenzen der verschiedenen autonomen Parvoviren und der verschiedenen
AAV-Serotypen sowie die Sequenzen der TRs, Kapsiduntereinheiten
und Rep-Proteine sind dem Fachmann bekannt. Solche Sequenzen lassen
sich in der Literatur oder in öffentlich
zugänglichen
Datenbanken wie GenBank finden. Siehe z. B. GenBank Accession Numbers
NC 002077, NC 001863, NC 001862, NC 001829, NC 001729, NC 001701,
NC 001510, NC 001401, AF063497, U89790, AF043303, AF028705, AF028704,
J02275, J01901, J02275, X01457, AF288061, AH009962, AY028226, AY028223,
NC 001358, NC 001440, siehe z. B. auch Chiorini et al., (1999) J.
Virology 73:1309; Xiao et al., (1999) J. Virology 73:3994; Muramatsu
et al. (1996) Virology 221:208; Internationale Patentveröffentlichungen
WO 00/28061, WO 99/61601, WO 98/11244; US-Patent 6,156, 303. Eine
frühe Beschreibung
der TR-Sequenzen von AAV1, AAV2 und AAV3 findet sich bei Xiao, X., (1996) "Characterization
of Adeno-associated virus (AAV) DNA replication and integration"; Ph. D. Dissertation,
University of Pittsburgh, Pittsburgh, PA.
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Der
nicht auflösbare
TR kann nach jedem beliebigen, dem Fachmann bekannten Verfahren
produziert werden. Beispielsweise verschiebt eine Insertion in den
TR die Strangbruchstelle (d. h. trs) und führt zu einem nicht auflösbaren TR.
Die Bezeichnungen der verschiedenen Regionen oder Elemente innerhalb
des TR sind dem Fachmann bekannt. Eine Veranschaulichung der Regionen
innerhalb des AAV-TR
findet sich in 6 (siehe auch BERNARD N. FIELDS
et al., VIROLOGY, Band 2, Kapitel 69, 5, 3.
Aufl., Lippincott-Raven Publishers). Die Insertion erfolgt vorzugsweise
in die Sequenz der Terminal Resolution Site (trs). Alternativ kann
die Insertion an einer Stelle zwischen dem Rep-bindenden Element
(RBE) innerhalb des A-Elements und der trs im D-Element erfolgen
(siehe 6). Die Core-Sequenz der AAV-trs-Stelle ist dem
Fachmann bekannt und wurde von Snyder et al., (1990) Cell 60:105;
Snyder et al., (1993) J. Virology 67:6096; Brister & Muzyczka, (2000)
J. Virology 74:7762; Brister & Muzyczka,
(1999) J. Virology 73:9325 beschrieben. Beispielsweise beschreiben
Brister & Muzyczka,
(1999) J. Virology 73:9325 eine trs-Core-Sequenz von 3'-CCGGT/TG-5' im D-Element. Snyder et al., (1993)
J. Virology 67:6096 identifizieren die minimale trs-Sequenz als 3'-GGT/TGA-5', was die von Brister & Muzyczka identifizierte
Sequenz deutlich überlappt.
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Vorzugsweise
befindet sich die Insertion in der Region der trs-Stelle. Die Insertion
kann jede geeignete Länge
besitzen, die die Auflösung
des TR reduziert oder im Wesentlichen eliminiert (z. B. um 60 %,
70 %, 80 %, 90 %, 95 % oder mehr). Vorzugsweise hat die Insertion
wenigstens etwa 3, 4, 5, 6, 10, 15, 20 oder 30 Nucleotide oder mehr.
Für die
Größe der inserierten
Sequenz gibt es keine besonderen Obergrenzen, solange ausreichend
Virusreplikation und Verpackung erfolgen (z. B. kann die Insertion
50, 100, 200 oder 500 Nucleotide lang oder länger sein).
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Bei
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
kann der TR wegen einer Deletion der trs-Stelle nicht mehr auflösbar sein.
Die Deletionen können
1, 3, 5, 8, 10, 15, 20, 30 Nucleotide oder weiter über die
trs-Stelle hinausgehen, solange das Templat die gewünschten
Funktionen behält.
Zusätzlich
zur trs-Stelle kann das D-Element
ganz oder teilweise deletiert sein. Die Deletionen können ferner
in das A-Element
reichen, der Fachmann erkennt jedoch, dass es vorteilhaft sein könnte, das
RBE im A-Element zu erhalten, z. B. um ein effizientes Verpacken
zu erleichtern. Die Deletionen in das A-Element können 2,
3, 4, 5, 8, 10 oder 15 Nucleotide lang sein oder mehr, solange der
nicht auflösbare
TR alle anderen gewünschten
Funktionen behält.
Außerdem
ist es bevorzugt, dass die Parvovirussequenzen (z.B. AAV) jenseits
des D-Elements außerhalb
der TR-Sequenz (z. B. rechts vom D-Element in 6),
ganz oder teilweise deletiert sind, um eine Genkonversion, die den
veränderten
TR repariert, zu verhindern.
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Gemäß einer
weiteren Alternative kann die Sequenz an der Strangbruchstelle so
mutiert werden, dass die Auflösung
durch das Rep-Protein reduziert oder im Wesentlichen eliminiert
ist. Beispielsweise können
die Basen A und/oder C durch die Basen G und/oder T an oder nahe
der Strangbruchstelle substituiert werden. Die Wirkungen von Substitutionen
an der Terminal Resolution Site auf die Spaltung durch Rep wurden
von Brister & Muzyczka,
(1999) J. Virology 73:9325 beschrieben. Gemäß einer weiteren Alternative
können
Nucleotidsubstitutionen in den Bereichen um die Strangbruchstelle,
von denen postuliert wurde, dass sie eine Stem-Loop-Struktur bilden,
ebenfalls verwendet werden, um die Spaltung durch Rep an der Terminal
Resolution Site zu reduzieren (s.o.).
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Der
Fachmann erkennt, dass die Änderungen
im nicht auflösbaren
TR so gewählt
werden können, dass
gegebenenfalls gewünschte
Funktionen des veränderten
TRs (z. B. Verpackung, Rep-Erkennung, sequenzspezifische Integration
und dergleichen) erhalten bleiben.
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Bei
bevorzugteren Ausführungsformen
ist der TR gegenüber
dem Genkonversionsprozess resistent, wie von Samulski et al., (1983)
Cell 33:135 beschrieben. Eine Genkonversion am nicht auflösbaren TR
restauriert die trs-Stelle, was einen auflösbaren TR generiert und zu
einer Zunahme der Häufigkeit
monomerer Replikationsprodukte führt.
Genkonversion erfolgt durch homologe Rekombination zwischen dem
auflösbaren
TR und dem veränderten
TR.
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Eine
Strategie, um die Genkonversion zu reduzieren, besteht darin, Virus
mit DNA-Reparatur-defizienten Zelllinien (vorzugsweise einer Säugerzelllinie),
wie dem Fachmann bekannt, zu produzieren, da diese Zelllinien in
ihrer Fähigkeit
beeinträchtigt
sind, die in das Virustemplat eingeführten Mutationen zu reparieren.
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Alternativ
können
Template mit einer deutlich reduzierten Genkonversionsrate erzeugt
werden, indem man in den nicht auflösbaren TR eine Region mit Nichthomologie
einführt.
Nichthomologie in der Region, die das trs-Element zwischen dem nicht
auflösbaren
TR und dem unveränderten
TR auf dem Templat umgibt, reduziert die Genkonversion oder eliminiert
sie sogar im Wesentlichen.
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Zur
Erzeugung einer Region mit Nichthomologie kann jede zweckmäßige Insertion
oder Deletion in den nicht auflösbaren
TR eingeführt
werden, solange die Genkonversion verringert oder im Wesentlichen
eliminiert wird. Strategien, die zur Erzeugung von Nichthomologie
Deletionen verwenden, sind bevorzugt. Ferner ist es bevorzugt, dass
die Deletion die Replikation und die Verpackung des Templats nicht
unverhältnismäßig beeinträchtigt.
Im Falle einer Deletion kann ein und dieselbe Deletion genügen, um
die Auflösung
der trs-Stelle zu beeinträchtigen
und die Genkonversion zu reduzieren.
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Gemäß einer
weiteren Alternative kann die Genkonversion durch Insertionen in
den nicht auflösbaren TR
oder, alternativ, in das A-Element zwischen der RBE- und der trs-Stelle
reduziert werden. Die Insertion hat üblicherweise eine Länge von
wenigstens etwa 3, 4, 5, 6, 10, 15, 20 oder 30 Nucleotiden oder
mehr. Es gibt keine besondere Obergrenze für die Größe der eingebauten Sequenz,
die 50, 100, 200 oder 500 Nucleotide lang oder länger sein kann, es ist jedoch
bevorzugt, dass die Insertion Replikation und Verpackung des Templats
nicht unverhältnismäßig beeinträchtigt.
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Bei
anderen Ausführungsformen
kann der nicht auflösbare
TR ein natürlich
vorkommender TR (oder eine veränderte
Form davon) sein, der unter den gegebenen Bedingungen nicht auflösbar ist.
Beispielsweise ist es möglich,
dass der nicht auflösbare
TR von den Rep-Proteinen, die zur Produkten der vDNA von dem Templat
verwendet werden, nicht erkannt werden. Beispielsweise kann der
nicht auflösbare
TR eine autonome Parvovirussequenz sein, die nicht von AAV-Rep-Proteinen erkannt
wird. Entsprechend einem weiteren Veranschaulichungsbeispiel können der
auflösbare
TR und die Rep-Proteine von einem AAV-Serotyp (z.B. AAV2) sein,
und der nicht auflösbare
TR ist von einem anderen AAV-Serotyp (z. B. AAV5), der von den AAV2-Rep-Proteinen
nicht erkannt wird.
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Gemäß einer
weiteren Alternative kann die nicht auflösbare Sequenz jede beliebige
invertierte Sequenzwiederholung sein, die eine Haarnadelstruktur
bildet und nicht von den Rep-Proteinen gespalten werden kann.
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Gemäß noch einer
weiteren Alternative kann ein Templat mit der Größe eines halben Genoms verwendet
werden, um ein Parvoviruspartikel zu produzieren, das eine doppelsträngige vDNA
trägt,
produziert von einem Templat mit der Größe eines halben Genoms, wie
hier in den Beispielen und bei Hirata & Russell, (2000) J. Virology 74:4612,
beschrieben wird. Dieser Artikel beschreibt die Verpackung von paarweisen
Monomeren und transienten RF-Intermediaten, wenn AAV-Genome auf
weniger als die Hälfte
der Größe des wtAAV-Genoms
(<2,5 kb) verkleinert
wurden. Diese Forscher fanden, dass monomere Genome die bevorzugten
Substrate für
eine Genreparatur mittels homologer Rekombination waren und dass
doppelsträngige
Genome bei diesem Test weniger gut als monomere Genome funktionierten.
Dieser Artikel untersuchte nicht die Verwendung doppelsträngiger Genome
als Vektoren zum Gentransport und legte dies auch nicht nahe.
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Gemäß dieser
Ausführungsform
ist das Templat vorzugsweise etwa halb so groß wie die vDNA, die durch das
Parvoviruskapsid verpackt werden kann. Für ein AAV-Kapsid ist das Templat
beispielsweise vorzugsweise etwa halb so groß wie das wtAAV-Genom, wie
oben beschrieben.
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Das
Templat (wie oben beschrieben) wird repliziert, um ein erfindungsgemäßes "duplexed" Vektorgenom (vDNA)
zu produzieren, das unter geeigneten Bedingungen eine doppelsträngige DNA
bilden kann. Das "duplexed" Molekül ist im
Wesentlichen selbstkomplementär,
so dass es in der Lage ist, eine doppelsträngige Virus-DNA zu bilden (d.
h. wenigstens 90 %, 95 %, 98 %, 99 % Komplementarität in der
Nucleotidsequenz oder mehr). Basenpaarung zwischen einzelnen Nucleotidbasen
oder Polynucleotidsequenzen ist dem Fachmann allgemein bekannt.
Vorzugsweise ist die doppelsträngige
Parvovirus-Virus-DNA im Wesentlichen vollständig selbstkomplementär (d. h.
sie enthält
keine oder eine nicht signifikante Anzahl ungepaarter Basen). Insbesondere
ist bevorzugt, dass die heterologe(n) Nucleotidsequenz(en) (z. B.
die von der Zelle zu transkribierenden Sequenzen) im Wesentlichen
vollständig
selbstkomplementär
ist (sind).
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Im
Allgemeinen können
die doppelsträngigen
Parvoviren bis zu einem solchen Maße nichtkomplementär sein,
dass die Expression der heterologen Nucleotidsequenz(en) von dem
doppelsträngigen
Parvovirusvektor effizienter ist als von einem entsprechenden monomeren
Vektor.
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Die "duplexed" Parvoviren der vorliegenden
Erfindung liefern der Wirtszelle ein doppelsträngiges Molekül, das einen
der Nachteile der rAAV-Vektoren vermeidet, nämlich dass die Wirtszelle die
einzelsträngige rAAV-vDNA
in eine doppelsträngige
DNA überführen muss.
Die Anwesenheit wesentlicher Bereiche mit Nichtkomplementarität innerhalb
der Virion-DNA, insbesondere in der (den) heterologen Nucleotidsequenz(en), wird
wahrscheinlich von der Wirtszelle erkannt und führt dazu, dass DNA-Reparaturmechanismen
eingreifen, um die ungepaarten Basen zu korrigieren, was den vorteilhaften
Eigenschaften der doppelsträngigen
Parvovirusvektoren entgegengewirkt, z.B. reduzieren oder eliminieren
die erfindungsgemäßen Vektoren
die Notwendigkeit, dass die Wirtszelle das Virustemplat prozessieren
muss.
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Produktion
von doppelsträngigen
Parvovirusvektoren
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Im
Allgemeinen lassen sich Verfahren zur Herstellung von AAV-Vektoren
auch zur Herstellung der doppelsträngigen Parvovirusvektoren der
Erfindung verwenden; der Hauptunterschied zwischen den Verfahren
ist die Struktur des zu verpackenden Templats oder Substrats. Zur
Herstellung eines erfindungsgemäßen doppelsträngigen Parvovirusvektors
wird ein wie oben beschriebenes Templat verwendet, um das enkapsidierte
Virusgenom zu produzieren.
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Das
oben beschriebene Templat ist vorzugsweise ein DNA-Substrat und
kann in jeder beliebigen, dem Fachmann bekannten Form bereitgestellt
werden, einschließlich,
ohne darauf beschränkt
zu sein, Plasmiden, nackem DNA-Vektor, artifiziellem bakteriellen
Chromosom (BAC), artifiziellem Hefechromosom (YAC) oder Virusvektoren
(z.B. Adenovirus-, Herpesvirus-, Epstein-Barr-Virus-, AAV-, Baculovirus-
und Retrovirusvektoren und dergleichen). Alternativ kann das Templat
stabil in das Genom einer Verpackungszelle eingebaut sein.
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Bei
einer besonderen Ausführungsform
können
die erfindungsgemäßen Parvovirusvektoren "duplexed" monomere vDNA tragen,
die halb so groß wie
das Genom ist, wie hier in den Beispielen beschrieben wird. Diese
Maßnahme,
um Zellen eine doppelsträngige
Parvovirus-Virion-DNA (z.B. AAV) verfügbar zu machen, macht sich
die "Rolling-Hairpin"-Replikation zunutze,
bei der monomere vDNA aus dimeren "Inverted Repeat"-Intermediaten generiert wird (Cavalier-Smith
et al., (1974) Nature 250:467; Straus et al., (1976) Proc. Nat.
Acad. Sci. USA 73:742). Wenn das Genom klein genug ist, können die
dimeren invertierten Sequenzwiederholungen selbst in das Virion
enkapsidiert werden. Dieser Ansatz generiert eine gemischte Population
monomerer und dimerer Moleküle.
Die doppelsträngigen
Parvovirusvektoren können
nach bekannten Methoden isoliert werden, z. B. Trennung über einen
Cäsiumchlorid-Dichtegradienten.
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Erfindungsgemäße doppelsträngige Parvoviruspartikel
können
nach jedem beliebigen, dem Fachmann bekannten Verfahren produziert
werden, z.B. durch Einschleusen des zu replizierenden und verpackenden
Templats in eine permissive Zelle oder Verpackungszelle, so wie
diese Begriffe vom Fachmann verstanden werden (z. B. kann eine "permissive" Zelle durch das
Virus infiziert oder transduziert werden; eine "Verpackungszelle" ist eine stabil transformierte Zelle,
die Helferfunktionen bereitstellt.
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Bei
einer Ausführungsform
wird ein Verfahren zur Herstellung eines doppelsträngigen Parvoviruspartikels
bereitgestellt, umfassend: Bereitstellen für eine Zelle, die für eine Parvovirus-Replikation
permissiv ist, (a) eine Nucleotidsequenz, die ein Templat zur Herstellung
von erfindungsgemäßem Vektorgenom
codiert (wie oben ausführlich
beschrieben); (b) Nucleotidsequenzen, die zur Replikation des Templats
ausreichen, zur Produktion eines Vektorgenoms; (c) Nucleotidsequenzen,
die ausreichen, um das Vektorgenom in ein Parvoviruskapsid zu verpacken,
unter Bedingungen, die zur Replikation und Verpackung des Vektorgenoms
in das Parvoviruskapsid ausreichen, wodurch in der Zelle doppelsträngige Parvoviruspartikel
produziert werden, die das Vektorgenom enkapsidiert im Parvoviruskapsid
umfassen. Vorzugsweise sind die für die Parvovirusreplikation und/oder
das Parvoviruskapsid codierenden Sequenzen AAV-Sequenzen.
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Zum
Einschleusen der das Templat tragenden Nucleotidsequenz in einen
zellulären
Wirt zur Replikation und Verpackung kann jedes beliebige Verfahren
verwendet werden, einschließlich,
ohne darauf beschränkt
zu sein, Elektroporation, Calciumphosphatfällung, Mikroinjektion, kationische
oder anionische Liposomen und Liposomen in Kombination mit einem
Kernlokalisierungssignal. Bei Ausführungsformen, bei denen das
Templat von einem Virusvektor bereitgestellt wird, können Standardverfahren
zur Virusinfektion verwendet werden.
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Zur
Produktion der doppelsträngigen
Vektoren kann jede dem Fachmann bekannte geeignete permissive Zelle
oder Verpackungszelle eingesetzt werden. Säugerzellen sind bevorzugt.
Ebenfalls bevorzugt sind trans-komplementierende Verpackungszelllinien,
die Funktionen bereitstellen, die von einem replikationsdefizienten
Helfervirus deletiert wurden, z. B. 293-Zellen oder andere E1a-trans-komplementierende
Zellen. Ebenso bevorzugt sind dem Fachmann bekannte Säugerzellen
oder -zelllinien, die DNA-Reparatur-defizient sind, da diese Zelllinien
in ihrer Fähigkeit
beeinträchtigt
sind, die in das Virustemplat eingeführten Mutationen zu reparieren.
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Das
Templat kann einige oder alle cap- und rep-Gene des Parvovirus (z.
B. AAV) enthalten. Vorzugsweise werden jedoch einige oder alle cap-
und rep-Funktionen
in trans zur Verfügung
gestellt, indem ein oder mehrere Verpackungsvektoren in die Zellen
eingeschleust werden, die die Kapsid- und/oder Rep-Proteine codieren.
Ganz besonders bevorzugt codiert das Templat keine Kapsid- oder
Rep-Proteine. Alternativ wird eine Verpackungszelllinie verwendet,
die stabil transformiert ist, um die cap- und/oder rep-Gene zu exprimieren (siehe
z. B. Gao et al., (1998) Human Gene Therapy 9:2353; Inoue et al.,
(1998) J. Virol. 72:7024; US-Patent 5,837,484; WO 98/27207; US-Patent
5,658,785; WO 96/17947).
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Daneben
werden dem Vektor vorzugsweise Helfervirusfunktionen zur Verfügung gestellt,
damit neue Viruspartikel gebildet werden. Sowohl Adenovirus als
auch Herpes simplex-Virus können
als Helferviren für AAV
dienen. Siehe z. B. BERNARD N. FIELDS et al., VIROLOGY, Band 2,
Kapitel 69 (3. Aufl., Lippincott-Raven
Publishers). Beispielhafte Helferviren umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein,
Herpes simplex (HSV), Varizella Zoster, Cytomegalovirus und Epstein-Barr-Virus. Die Infektionsmultiplizität (MOI)
und die Dauer der Infektion hängen
vom verwendeten Virustyp und der eingesetzten Verpackungszellinie
ab. Es kann jeder zweckmäßige Helfervektor
verwendet werden. Vorzugsweise sind der oder die Helfervektoren
Plasmide, beispielsweise wie bei Xiao et al., (1998) J. Virology
72:2224 beschrieben. Der Vektor kann mit jedem geeigneten, dem Fachmann
bekannten Verfahren wie oben beschrieben in die Verpackungszelle
eingeschleust werden.
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Bei
einem Verfahren können
die erfindungsgemäßen doppelsträngigen Parvovirusvektoren
produziert werden, indem man mit Adenovirus infizierte humane Zellen
mit einem rep/cap-Vektor, der AAV-Verpackungsfunktionen codiert,
und dem Templat, das die AAV-vDNA codiert, cotransfiziert (Samulski
et al., (1989) J. Virology 63:3822). Unter optimierten Bedingungen
kann dieses Verfahren bis zu 109 infektiöse Viruspartikeleinheiten
pro ml liefern. Ein Nachteil dieses Verfahrens ist jedoch, dass
es zur Coproduktion von kontaminierendem Wildtyp-Adenovirus führt. Da
von mehreren Adenovirusproteinen (z. B. Faser, Hexon usw.) bekannt
ist, dass sie bei Menschen zu einer zytotoxischen T-Lymphozyten
(CTL)-Immunreaktion führen
(Yang und Wilson, (1995) J. Immunol. 155:2564; Yang et al., (1995)
J. Virology 69:2004; Yang et al., (1994) Proc. Nat. Acad. Sci. USA
91:4407), stellt dies einen schwerwiegenden Nachteil dar, wenn diese
rAAV-Präparate
verwendet werden (Monahan et al., (1998) Gene Therapy 5:40).
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Vektormaterial
frei von kontaminierendem Helfervirus kann mit beliebigen dem Fachmann
bekannten Verfahren erhalten werden. Beispielsweise können doppelsträngiges Virus
und Helfervirus leicht auf Basis der Größe unterschieden werden. Das
doppelsträngige
Virus kann auch auf Basis seiner Affinität für ein Heparinsubstrat vom Helfervirus
abgetrennt werden (Zolotukhin et al. (1999) Gene Therapy 6:973).
Vorzugsweise werden deletierte replikationsdefiziente Helferviren
verwendet, so dass kontaminierende Helferviren nicht replikationskompetent
sind. Als weitere Alternative kann ein Adenovirushelfer eingesetzt
werden, der die späten Gene
nicht exprimiert, da nur die Expression der frühen Adenovirusgene nötig ist,
um die Verpackung des doppelsträngigen
Virus zu vermitteln. Adenovirusmutanten, die in der späten Genexpression
defizient sind, sind dem Fachmann bekannt (z. B. die Adenovirusmutanten
ts 100K und ts 149).
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Ein
bevorzugtes Verfahren zur bereitstellung von Helferfunktionen verwendet
ein nicht-infektiöses Adenovirus-Miniplasmid,
das alle Helfergene trägt,
die für
eine effiziente AAV-Produktion erforderlich sind (Ferrari et al.,
(1997) Nature Med. 3:1295; Xiao et al., (1998) J. Virology 72:2224).
Die mit Adenovirus-Miniplasmiden erhaltenen rAAV-Titer sind 40-mal
höher als
die, die mit herkömmlichen
Verfahren zur Infektion mit Wildtyp-Adenovirus erhalten wurden (Xiao
et al., (1998) J. Virology 72:2224). Dieser Ansatz macht eine Cotransfektiion
mit Adenovirus überflüssig (Holscher
et al., (1994), J. Virology 68:7169; Clark et al., (1995) Hum. Gene Ther.
6:1329; Trempe und Yang, (1993) in: Fifth Parvovirus Workshop, Crystal
River, FL).
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Es
wurden auch andere Verfahren zur Produktion von rAAV-Stämmen beschrieben,
einschließlich, ohne
darauf beschränkt
zu sein, Verfahren, die die rep- und
cap-Gene auf getrennte Expressionskassetten aufspalten, um die Bildung
von replikationskompetentem AAV zu verhindern (siehe z. B. Allen
et al., (1997) J. Virol. 71:6816), Verfahren, die Verpackungszelllinien
einsetzen (siehe z. B. Gao et al., (1998) Human Gene Therapy 9:2353;
Inoue et al., (1998) J. Virol. 72:7024; US-Patent 5,837,484; WO 98/27207; US-Patent 5,658,785;
WO 96/17947) und anderen helfervirusfreien Systemen (siehe z. B.
US-Patent 5,945,335 von Colosi).
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Herpesvirus
kann ebenfalls als Helfervirus bei Verpackungsverfahren für AAV verwendet
werden. Hybrid-Herpesviren, die das (die) AAV-Rep-Proteine) codieren,
können
anpassbarere AAV-Vektor-Produktionsschemata vorteilhaft begünstigen.
Ein Herpes simplex-Virus Typ I (HSV-1)-Hybridvektor, der die AAV-2-rep- und
-cap-Gene exprimiert, wurde beschrieben (Conway et al., (1999) Gene
Therapy 6:986 und WO 00/17377.
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Zusammengefasst
werden einer Zelle (z. B. einer permissiven Zelle oder einer Verpackungszelle)
das zu replizierende und verpackende Virustemplat, die Parvovirus-cap-Gene,
geeignete Parvovirus-rep-Gene und (vorzugsweise) Helferfunktionen
zur Verfügung
gestellt, um Parvoviruspartikel zu produzieren, die das doppelsträngige Genom
tragen (d. h. das Genom ist fähig,
nach Freisetzung aus dem Virus eine "Snap Back"-DNA oder eine selbstkomplementäre DNA zu
bilden. Die gemeinsame Expression der rep- und cap-Gene, die von
dem Templat und/oder dem (den) Verpackungsvektoren) und/oder der
stabil transformierten Verpackungszelle codiert werden, führt zur
Produktion eines Parvoviruspartikels, bei dem ein Parvoviruskapsid ein
erfindungsgemäßes doppelsträngiges Parvovirusgenom
verpackt. Die doppelsträngigen
Parvoviruspartikel können
sich in der Zelle zusammenbauen und dann nach irgendeinem dem Fachmann
bekannten Verfahren gewonnen werden.
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Alternativ
können
auch Ansätze
zur in vitro-Verpackung verwendet werden, wie sie dem Fachmann bekannt
sind, um die hier beschriebenen dimeren vDNA-Template zu produzieren. Beispielsweise
kann die "duplexed" vDNA-Sequenz unter
Verwendung des Einzelstrangphagen M13 in Bakterien amplifiziert
werden. Die auflösbaren
TRs an jedem Ende der von M13 getragenen vDNA reassoziieren unter
Bildung einer doppelsträngigen
Sequenz, die mit einem geeigneten Restriktionsenzym gespalten werden
kann, um die dimere vDNA aus dem M13-Gerüst
auszuschneiden. Gemäß noch einer
weiteren Alternative können
PCR oder andere geeignete Amplifikationsmethoden verwendet werden,
um die doppelsträngige
vDNA-Sequenz von einem dimeren selbstkomplementären Templat, wie oben beschrieben,
zu amplifizieren.
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Die
hier offenbarten Reagenzien und Verfahren können verwendet werden, um hochtitriges
Ausgangsmaterial der erfindungsgemäßen Parvovirusvektoren zu produzieren,
vorzugsweise mit im Wesentlichen Wildtyp-Titern. Es ist ferner bevorzugt,
dass das Parvovirus-Ausgangsmaterial einen Titer von wenigstens
etwa 105 transduzierenden Einheiten (tu)/ml,
besonders bevorzugt wenigstens etwa 106 tu/ml,
besonders bevorzugt wenigstens etwa 107 tu/ml,
noch bevorzugter wenigstens etwa 108 tu/ml,
noch bevorzugter wenigstens etwa 109 tu/ml,
noch bevorzugter wenigstens etwa 1010 tu/ml,
noch bevorzugter wenigstens etwa 1011 tu/ml
oder mehr aufweist.
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Anders
ausgedrückt
hat das Parvovirus-Ausgangsmaterial vorzugsweise einen Titer von
wenigstens etwa 1 tu/Zelle, besonders bevorzugt von wenigstens etwa
5 tu/Zelle, noch bevorzugter von wenigstens etwa 20 tu/Zelle, noch
bevorzugter von wenigstens etwa 50 tu/Zelle, noch bevorzugter von
wenigstens etwa 100 tu/Zelle, noch bevorzugter von wenigstens etwa
250 tu/Zelle, ganz besonders bevorzugt von wenigstens etwa 500 tu/Zelle
oder sogar mehr.
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Ferner
können
die doppelsträngigen
Parvovirusvektoren der Erfindung ein im Vergleich mit herkömmlichen
Parvovirusvektoren verbessertes Verhältnis von transduzierenden
Einheiten (tu)/Partikel aufweisen. Vorzugsweise ist das tu/Partikel-Verhältnis weniger
als etwa 50:1, weniger als etwa 20:1, weniger als etwa 15:1, weniger
als etwa 10:1, weniger als etwa 8:1, weniger als etwa 7:1, weniger
als etwa 6:1, weniger als etwa 5:1, weniger als etwa 4:1 oder geringer.
Es gibt keine bestimmte Untergrenze für das tu/Partikel-Verhältnis. Üblicherweise
ist das tu/Partikel-Verhältnis
größer als
etwa 1:1, 2:1, 3:1 oder 4:1.
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Anwendungen für die vorliegende
Erfindung
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung ist ein Verfahren zum Transportieren
einer Nucleotidsequenz zu einer Zelle unter Verwendung der hier
beschriebenen doppelsträngigen
Parvovirusvektoren. Der Vektor kann in vitro nach einem geeigneten,
dem Fachmann bekannten Verfahren zu einer Zelle transportiert werden.
Alternativ kann der Vektor, wie dem Fachmann bekannt, ex vivo zu
einer Zelle transport werden.
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Die
vorliegenden Verfahren können
vorteilhaft eingesetzt werden, um eine effizientere Transduktion der
Targetzellen als mit wtAAV-Vektoren zu erreichen. So können die
doppelsträngigen
Parvovirusvektoren mit einer höheren
Rate als wtAAV-Vektoren
transduzieren. Alternativ oder zusätzlich können die doppelsträngigen Parvovirusvektoren
für ein
rascheres Anschalten der Transgenexpression, für ein höheres Expressionsniveau des
Transgens und/oder für
ein längeres
Anhalten der Transgenexpression als AAV-Vektoren sorgen.
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Die
erfindungsgemäßen doppelsträngigen Parvovirusvektoren
und Verfahren können
ferner bei Verfahren der Verabreichung einer Nucleotidsequenz an
eine Zelle Verwendung finden, die üblicherweise für eine Transduktion
durch AAV nicht permissiv ist oder durch AAV nur ineffizient transduziert
wird. Beispielhafte Zellen beinhalten, ohne darauf beschränkt zu sein,
Dendritenzellen, bestimmte Typen von Krebs- oder Tumorzellen, Astrozyten
und Knochenmarkstammzellen. Außerdem
können
die offenbarten Verfahren vorteilhaft mit nicht replizierenden oder
langsam replizierenden Zellen durchgeführt werden, die eine Synthese
des zweiten Strangs von AAV nur ineffizient unterstützen, wie
Leberzellen, Zellen des zentralen Nervensystems (z. B. Hirn) und
bestimmte Zellpopulationen im Muskel (z. B. "Fast-Twitch"-Fasern).
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Dementsprechend
können
die hier offenbarten doppelsträngigen
Parvovirusvektoren im Vergleich mit rAAV-Vektoren einen anderen
Targetzellenbereich (z. B. einen breiteren Targetzellenbereich)
haben. Ohne an eine bestimmte Theorie der Erfindung gebunden sein
zu wollen scheint es, dass Zellen, die gegen eine Transduktion durch
rAAV resistent sind, für
die erfindungsgemäßen doppelsträngigen Parvovirusvektoren,
die der Wirtszelle ein doppelsträngiges
Molekül
liefern, permissiv sein können.
Die vorliegende Erfindung findet also zum Transportieren einer Nucleotidsequenz
zu einer Zelle Verwendung, die für
herkömmliche
rAAV-Vektoren nicht permissiv ist oder durch rAAV-Vektoren nur schlecht
transduziert wird, weil sie die Synthese des zweiten Strangs der
Virus-DNA nicht effizient unterstützt.
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Eine
der charakteristischen Eigenschaften von wtAAV-Vektoren ist die
verlängerte
lag-Periode, bevor man eine Transgenexpression auf hohem Niveau
beobachtet. Die hier offenbarten doppelsträngigen Parvovirusvektoren könnten ein
schnelleres und agressiveres Gentransportsystem als wtAAV-Vektoren
vorsehen, weil sie den Schritt der Komplementärstrangsynthese überflüssig machen.
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Dementsprechend
finden die erfindungsgemäßen doppelsträngigen Parvovirusvektoren
bei Verfahren zur Behandlung von Krebs oder Tumoren Verwendung,
z. B. durch Transport von Antikrebsmitteln oder Krebsantigenen.
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Die
doppelsträngigen
Parvovirusvektoren können
vorteilhaft auch bei der Behandlung von Individuen mit Stoffwechselerkrankungen
(zum Beispiel Ornithintranscarbamylasemangel) verwendet werden.
Solche Erkrankungen erfordern üblicherweise
ein rascheres Anschalten der Expression eines therapeutischen Polypeptids
durch den Gentransportvektor. Als weitere Alternative können die
erfindungsgemäßen Vektoren
verabreicht werden, um Mittel zuzuführen, die die Überlebensfähigkeit
von Transplantaten verbessern (z.B. Superoxiddismutase) oder Sepsis
bekämpfen.
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Außerdem haben
die Erfinder gefunden, dass Dendritenzellen (DC), die gegen wtAAV-Vektoren
resistent sind (Jooss et al., (1998) 72:4212), für die hier offenbarten doppelsträngigen Parvovirusvektoren
permissiv sind. Dementsprechend stellt die vorliegende Erfindung
gemäß einem
weiteren Aspekt Verfahren zum Transportieren einer Nucleotidsequenz
zu DC bereit, z. B. um eine Immunantwort auf ein von der Nucleotidsequenz codiertes
Polypeptid zu induzieren. Vorzugsweise codiert die Nucleotidsequenz
ein Antigen von einem infektiösen
Agens oder ein Krebsantigen.
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Gemäß noch einem
weiteren Aspekt kann die vorliegende Erfindung zum Transport einer
heterologen Nucleotidsequenz in Situationen eingesetzt werden, bei
denen es wünschenswert
ist, die Stärke
der Transgenexpression zu regulieren (z. B. Transgenen, die Hormone
oder Wachstumsfaktoren codieren, wie nachfolgend beschrieben). Das
raschere Anschalten der Transgenexpression durch die offenbarten
doppelsträngigen Parvovirusvektoren
macht diese Gentransportvehikel für solche Behandlungsschemata
geeigneter als es rAAV-Vektoren sind.
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Erfindungsgemäß können beliebige
heterologe Nucleotidsequenzen (wie oben definiert) transportiert werden.
Nucleinsäuren
von Interesse beinhalten Nucleinsäuren, die Polypeptide codieren,
vorzugsweise therapeutische Polypeptide (z.B. für medizinische oder veterinärmedizinische
Zwecke) oder immunogene Polypeptide (z. B. für Impfstoffe).
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Ein "therapeutisches Polypeptid" ist ein Polypeptid,
das Symptome lindern oder mildern kann, die die Folge eines Proteinmangels
oder eines Defekts in einem Protein in einer Zelle oder einem Subjekt
sind. Alternativ ist ein "therapeutisches
Polypeptid" ein
Polypeptid, das einem Patienten auf andere Weise einen Vorteil bringt,
z.B. Wirkungen gegen Krebs oder eine Verbesserung bei der Überlebensfähigkeit
von Transplantaten.
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Vorzugsweise
hat oder haben die heterologe Nucleotidsequenz bzw. die heterologen
Nucleotidsequenzen eine Länge
von weniger als etwa 2,5 kb (besonders bevorzugt weniger als etwa
2,4 kb, noch bevorzugter weniger als etwa 2,2 kb, noch bevorzugter
weniger als etwa 2,0 kb), um das Verpacken des doppelsträngigen Templats
durch das Parvoviruskapsid (z. B. AAV) zu erleichtern. Beispielhafte
Nucleotidsequenzen codieren Faktor IX, Faktor X, lysosomale Enzyme
(z. B. Hexosaminidase A, die mit dem Tay-Sachs-Syndrom assoziiert
ist, oder Iduronatsulfatase, die mit dem Hunter-Syndrom/MPS II assoziiert
ist), Erythropoietin, Angiostatin, Endostatin, Superoxiddismutase,
Globin, Leptin, Katalase, Tyrosinhydroxylase sowie Zytokine (z.
B. α-Interferon, β-Interferon, γ-Interferon,
Interleukin-2, Interleukin-4,
Interleukin-12, Granulozyten-Makrophagen-koloniestimulierender Faktor,
Lymphotoxin und dergleichen), Peptidwachstumsfaktoren und Hormone (z.B.
Somatotropin, Insulin, Insulin-ähnliche
Wachstumsfaktoren 1 und 2, Blutplättchen-Wachstumsfaktor, epidermaler
Wachstumsfaktor, Fibroblastenwachstumsfaktor, Nervenwachstumsfaktor,
neurotropher Faktor 3 und 4, Brainderived Neurotrophic Factor, glialer
Wachstumsfaktor, transformierender Wachstumsfaktor α und β, und dergleichen),
Rezeptoren (z.B. Tumornekrosefaktorrezeptor). Bei anderen beispielhaften
Ausführungsformen
codiert die heterologe Nucleotidsequenz einen monoklonalen Antikörper, vorzugsweise
einen einzelkettigen monoklonalen Antikörper oder einen monoklonalen
Antikörper,
der gegen ein Krebs- oder Tumorantigen gerichtet ist (z. B. HER2/neu
und wie nachfolgend beschrieben). Andere illustrative heterologe
Nucleotidsequenzen codieren Suizidgenprodukte (Thymidinkinase, Cytosindeaminase,
Diphtherietoxin, Cytochrom P450, Deoxycytidinkinase und Tumornekrosefaktor),
Proteine, die Resistenz gegen ein bei der Krebstherapie verwendetes
Medikament vermitteln, und Tumorsuppressorgenprodukte.
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Als
weitere Alternative kann die heterologe Nucleinsäuresequenz ein Reporterpolypeptid
codieren (z. B. ein Enzym wie grünfluoreszierendes
Protein, alkalische Phosphatase).
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Bei
besonderen Ausführungsformen
der Erfindung kann die interessierende Nucleinsäure alternativ eine Antisense-Nucleinsäure, ein
Ribozym (z. B. wie in US-Patent
Nr. 5,877,022 beschrieben), RNAs, die ein Spliceosom-vermitteltes
trans-Splicing bewirken
(siehe Puttaraju et al., (1999) Nature Biotech. 17:246; US-Patent
6,013,487; US-Patent 6,083,702), interferierende RNAs (RNAi), die
ein Gene-Silencing
vermitteln (siehe Charp et al., (2000) Science 287:2431), oder andere
nicht-translatierte RNAs, wie "Guide"-RNAs (Gorman et al.,
(1998) Proc. Nat. Acad. Sci. USA 95:4929; US-Patent 6,869,248 an
Yuan et al.) und dergleichen, codieren.
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Der
Parvovirusvektor kann auch eine heterologe Nucleotidsequenz codieren,
die mit einem Locus auf dem Wirtschromosom Homologie aufweist und
mit diesem rekombiniert. Dieser Ansatz kann verwendet werden, um
einen genetischen Defekt in der Wirtszelle zu korrigieren.
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Die
vorliegende Erfindung kann auch verwendet werden, um ein immunogenes
Polypeptid in einem Subjekt zu exprimieren, z. B. zur Impfung. Die
Nucleinsäure
kann jedes beliebige interessierende, dem Fachmann bekannte Immunogen
codieren, einschließlich,
ohne darauf beschränkt
zu sein, Immunogene von humanem Immundefizienzvirus, Influenzavirus,
gag-Proteinen, Tumorantigenen, Krebsantigenen, bakteriellen Antigenen,
Virusantigenen und dergleichen.
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Die
Verwendung von Parvoviren als Impfstoff ist im Stand der Technik
bekannt (siehe z. B. Miyamura et al., (1994) Proc. Nat. Acad. Sci
USA 91:8507; US-Patente 5,916,563 an Young et al., 5,905,040 an
Mazzara et al., US-Patent 5,882,652, US-Patent 5,863,541 an Samulski et al.).
Das Antigen kann im Parvoviruskapsid präsentiert werden. Alternativ
kann das Antigen von einer heterologen Nucleinsäure exprimiert werden, die
in ein rekombinantes Vektorgenom eingebaut wurde. Von dem Parvovirusvektor
kann jedes beliebige interessierende Immunogen zur Verfügung gestellt
werden. Immunogene von Interesse sind dem Fachmann allgemein bekannt
und beinhalten, ohne darauf beschränkt zu sein, Immunogene von
humanem Immundefizienzvirus, Influenzavirus, gag-Proteine, Tumorantigene,
Krebsantigene, bakterielle Antigene, Virusantigene und dergleichen.
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Ein
immunogenes Polypeptid, oder Immunogen, kann jedes Polypeptid sein,
das sich zum Schutz des Subjekts gegen eine Krankheit eignet, einschließlich, ohne
darauf beschränkt
zu sein, mikrobielle und bakterielle Erkrankungen, Protozoenerkrankungen,
parasitäre
Erkrankungen und Viruserkrankungen. Das Immunogen kann beispielsweise
ein Orthomyxovirusimmunogen (z. B. ein Influenzavirusimmunogen wie
das Influenzavirus-Hämagglutinin
(HA)-Oberflächenprotein
oder das Influenzavirus-Nucleoproteingen, oder ein equines Influenzavirusimmunogen)
oder ein Lentivirusimmunogen sein (z. B. ein Immunogen von equinem
infektiösem Anämievirus,
ein Immunogen von Simian Immunodeficiency Virus (SIV) oder ein Immunogen
von humanem Immundefizienzvirus (HIV), wie das HIV- oder SIV-GP160-Hüllprotein,
die HIV- oder SIV-Matrix/Kapsid-Proteine, und die HIV- oder SIV-gag-,
pol- und env-Genprodukte). Das Immunogen kann auch ein Arenavirusimmunogen
(z.B. ein Lassafiebervirusimmunogen, wie das Lassafiebervirus-Nucleokapsidproteingen
und das Lassafieber-Hüllglykoproteingen),
ein Pockenvirusimmunogen (z.B. Vacciniagene, wie die Vaccinia L1-
oder L8-Gene), ein Flavivirusimmunogen (z. B. ein Gelbfiebervirusimmunogen
oder ein Immunogen von Japan-Encephalitisvirus), ein Filovirusimmunogen
(z.B. ein Ebolavirusimmunogen oder ein Marburgvirusimmunogen, wie
NP- und GP-Gene), ein Bunyavirusimmunogen (z. B. RVFV-, CCHF- und
SFS-Viren) oder ein Coronavirusimmunogen (z.B. ein Immunogen von
infektiösem
humanem Coronavirus, wie das Hüllglycoproteingen
von humanem Coronavirus, oder ein Immunogen von porcinem TGE (Transmissible
Gastroenteritis)-Virus oder ein Immunogen von aviärem infektiösem Bronchitis-Virus
sein. Das Immunogen kann ferner ein Polioimmunogen, ein Herpesantigen
(z. B. CMV-, EBV-, HSV-Immunogene), ein Mumpsimmunogen, ein Masernimmunogen,
ein Rötelvirusimmunogen,
Diphtherietoxin oder ein anderes Diphtherieimmunogen, Pertussisantigen,
ein Hepatitisimmunogen (z. B. Hepatitis A- oder Hepatitis B-Immunogen) oder irgendein
anderes dem Fachmann bekanntes Impfstoffimmunogen sein.
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Alternativ
kann das Immunogen ein Tumor- oder Krebszellantigen sein. Vorzugsweise
wird das Tumor- oder Krebsantigen auf der Oberfläche der Krebszelle exprimiert.
Beispielhafte Krebs- und Tumorzellantigene sind bei S. A. Rosenberg,
(1999) Immunity 10:281) beschrieben. Andere beispielhafte Krebs-
und Tumorantigene umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein: BRCA1-Genprodukt,
BRCA2-Genprodukt, gp100, Tyrosinase, GAGE-1/2, BAGE, RAGE, NY-ESO-1,
CDK-4, β-Catenin,
MUM-1, Caspase-8, KIAA0205, HPVE, SART-1, PRAME, p15, Melanomtumorantigene
(Kawakami et al., (1994) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91:3515); Kawakami
et al., (1994) J. Exp. Med., 180:347); Kawakami et al., (1994) Cancer
Res. 54:3124), einschließlich
MART-1 (Coulie et al., (1991) J. Exp. Med. 180:35), gp100 (Wick
et al., (1988) J. Cutan. Pathol. 4:201) und MAGE-Antigen, MAGE-1,
MAGE-2 und MAGE-3 (Van der Bruggen et al., (1991) Science, 254:1643);
CEA, TRP-1, TRP-2, P-15 und Tyrosinase (Brichard et al., (1993)
J. Exp. Med. 178:489); HER-2/neu-Genprodukt (US-Patent 4,968,603),
CA 125, LK26, BF5 (Endosialin), TAG 72, AFP, CA19-9, NSE, DU-PAN-2,
CA50, SPan-1, CA72-4, HCG, STN (Sialyl-Tn-Antigen), c-erbB-2-Proteine,
PSA, L-CanAg, Östrogenrezeptor,
Milchfettglobulin, p53-Tumorsuppressorprotein (Levine, (1993) Ann.
Rev. Biochem. 62:623); Mucinantigene (Internationale Patentanmeldung
WO 90/05142); Telomerasen; nukleäre
Matrixproteine; saure Prostataphosphatase; Papillomavirusantigene;
und Antigene, die mit den folgenden Krebstypen assoziiert sind:
Melanomen, Metastasen, Adenokarzinom, Thymom, Lymphom, Sarkom, Lungenkrebs,
Leberkrebs, Kolonkrebs, Non-Hodgkin-Lymphom, Hodgkin-Lymphom. Leukämien, Gebärmutterkrebs,
Brustkrebs, Prostatakrebs, Ovarialkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Blasenkrebs,
Nierenkrebs, Pankreaskrebs und anderen (siehe z. B. Rosenberg, (1996)
Ann. Rev. Med. 47:481-91.
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Alternativ
kann die heterologe Nucleotidsequenz jedes Polypeptid codieren,
von dem gewünscht
wird, dass es in vitro, ex vivo oder in vivo in einer Zelle produziert
wird. Beispielsweise können
die erfindungsgemäßen Vektoren
in kultivierte Zellen eingeschleust werden und die exprimierten
Genprodukte daraus isoliert werden.
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Für den Fachmann
versteht sich, dass die heterologe(n) Nucleotidsequenz(en) von Interesse
funktionsfähig
mit geeigneten Kontrollsequenzen assoziiert sein muss (müssen). Beispielsweise
kann die heterologe Nucleinsäure
funktionsfähig
mit Expressionskontrollelementen verknüpft sein, wie Transkriptions/Translations-Kontrollsignalen,
Replikationsursprüngen,
Polyadenylierungssignalen und internen Ribosomeneintrittsstellen
(IRES), Promotoren, Enhancern und dergleichen.
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Der
Fachmann erkennt, dass, abhängig
von der gewünschten
Stärke
und gewebespezifischen Expression, zahlreiche verschiedene Promotor/Enhancer-Elemente verwendet
werden können.
Der Promotor/Enhancer kann konstitutiv oder induzierbar sein, abhängig vom
gewünschten
Expressiosmuster. Der Promotor/Enhancer kann natürliche (nativ) oder fremd sein
und kann eine natürliche
oder eine synthetische Sequenz sein. Unter "fremd" ist zu verstehen, dass sich die Transkriptionsinitiationsregion
nicht in dem Wildtyp-Wirt befindet, in den die Transkriptionsinitiationsregion
eingeschleust wird.
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Promotor/Enhancer-Elemente,
die für
die zu behandelnde Targetzelle oder das zu behandelnde Subjekt natürlich (nativ)
sind, sind ganz besonders bevorzugt. Ebenfalls bevorzugt sind Promotor/Enhancer-Elemente,
die für
die heterologe Nucleinsäuresequenz
nativ sind. Das Promotor/Enhancer-Element wird so gewählt, dass
es in der oder den interessierenden Targetzellen funktioniert. Promotor/Enhancer-Elemente
von Säugern
sind ebenfalls bevorzugt. Das Promotor/Enhancer-Element kann konstitutiv
oder induzierbar sein.
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Induzierbare
Expressionskontrollelemente werden bei Anwendungen bevorzugt, bei
denen eine Expressionskontrolle der heterologen Nucleinsäuresequenz(en)
erwünscht
ist. Induzierbare Promotor/Enhancer-Elemente zum Gentransport sind
vorzugsweise gewebespezifische Promotor/Enhancer-Elemente und beinhalten
muskelspezifische (einschließlich
Herz- und Skelettmuskel und/oder glattem Muskel), nervengewebespezifische
(einschließlich
hirnspezifische), leberspezifische, knochenmarkspezifische, pankreasspezifische,
milzspezifische, retinaspezifische und lungenspezifische Promotor/Enhancer-Elemente.
Andere induzierbare Promotor/Enhancer-Elemente umfassen hormoninduzierbare
und metallinduzierbare Elemente. Beispielhafte induzierbare Promotor/Enhancer-Elemente umfassen,
ohne darauf beschränkt
zu sein, ein Tet on/off-Element, einen RU486-induzierbaren Promotor,
einen Ecdyson-induzierbaren Promotor, einen Rapamycin-induzierbaren
Promotor und einen Metallothioneinpromotor.
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Bei
Ausführungsformen
der Erfindung, bei denen die heterologe(n) Nucleinsäuresequenz(en)
in den Targetzellen transkribiert und dann translatiert wird (werden),
sind im Allgemeinen für
eine effiziente Translation der inserierten proteincodierenden Sequenzen
spezifische Initiationssignale erforderlich. Diese exogenen Translationskontrollsequenzen,
die das ATG-Startcodon und benachbarte Sequenzen beinhalten können, können verschiedenen
Ursprungs und sowohl natürlich
als auch synthetisch sein.
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Ein
weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen doppelsträngigen Parvovirusvektoren
gegenüber rAAV-Vektoren
besteht darin, dass die Orientierung der codierenden Sequenz bezüglich des
auflösbaren
TR fest ist und kontrolliert werden kann. So können beispielsweise Orientierung
und Expression des Transgens unter Berücksichtigung der putativen
Transkriptionskontrollelemente im auflösbaren TR kontrolliert werden. Außerdem kann
die Kontrolle der Orientierung des Transgens bezüglich des nicht auflösbaren TR
für ein
größeres Maß an Kontrolle über die
Rekombinationsprodukte zwischen den Genomen von coinfizierenden
Vektoren sorgen. Wenn entweder das geschlossene Ende des Genoms
(d. h. nahe dem nicht auflösbaren
TR) oder das offene Ende ein bevorzugtes Substrat zur intermolekularen
Rekombination ist, kann die Orientierung der codierenden Sequenz
in dem Rekombinationsprodukt vorhergesagt und kontrolliert werden.
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Schließlich sind
die doppelsträngigen
Parvovirusvektoren der vorliegenden Erfindung anders als rAAV-Vektoren
insofern einheitlich, als sie sowohl den Plus- als auch den Minusstrang
gemeinsam in einem einzigen Molekül verpacken. Diese charakteristische
Eigenschaft ist wünschenswert,
wenn man konstantes "Clinical
Grade"-Reagens herstellen
will.
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Gentransfermethodik
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Die
Verfahren der vorliegenden Erfindung stellen ferner ein Mittel bereit,
um heterologe Nucleotidsequenzen in einen breiten Bereich von Zellen
zu transportieren, einschließlich
sich teilender und nicht-teilender Zellen. Die vorliegende Erfindung
kann verwendet werden, um eine interessierende Nucleotidsequenz
in vitro zu einer Zelle zu transportieren, z. B. um ein Polypeptid
in vitro oder zur ex vivo-Gentherapie zu produzieren. Die Zellen,
die pharmazeutischen Formulierungen und die Verfahren der vorliegenden
Erfindung eignen sich ferner für
ein Verfahren zum Transport einer Nucleotidsequenz zu einem Subjekt,
das dies benötigt,
z. B. um ein immunogenes oder therapeutisches Polypeptid zu exprimieren.
Auf diese Weise kann das Polypeptid in dem Subjekt sogar in vivo
produziert werden. Das Subjekt kann das Polypeptid benötigen, weil
das Subjekt einen Mangel an dem Polypeptid hat, oder weil die Produktion
des Polypeptids in dem Subjekt eine therapeutische Wirkung haben
kann, wie weiter unten erklärt
wird.
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Im
Allgemeinen kann die vorliegende Erfindung eingesetzt werden, um
eine beliebige fremde Nucleinsäure
mit einer biologischen Wirkung zuzuführen, um die Symptome, die
mit einer mit der Genexpression zusammenhängenden Erkrankung assoziiert
sind, zu behandeln oder zu bessern. Beispielhafte Krankheitszustände umfassen,
ohne darauf beschränkt
zu sein: Zystische Fibrose (und andere Lungenerkrankungen), Hämophilie
A, Hämophilie
B, Thalassämie,
Anämie
und andere Blutkrankheiten, AIDS, Alzheimer-Krankheit, Parkinson-Krankheit,
Huntington-Krankheit, amyotrophe Lateralsklerose, Epilepsie und
andere neurologische Krankheiten, Krebs, Diabetes mellitus, Muskeldystrophien
(z.B. Duchenne, Becker) Gaucher-Krankheit, Hurler-Krankheit, Adenosindeaminasemangel,
Glykogenspeichererkrankungen und andere Stoffwechseldefekte, degenerative
Retinaerkrankungen (und andere Augenerkrankungen), Erkrankungen
fester Organe (z. B. Hirn, Leber, Niere, Herz) und dergleichen.
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Gentransfer
findet wichtige potentielle Verwendung für das Verständnis von Krankheitszuständen und die
Bereitstellung einer entsprechenden Therapie. Es gibt eine Reihe
von Erbkrankheiten, bei denen defekte Gene bekannt sind und kloniert
wurden. Im Allgemeinen fallen die obigen Krankheitszustände in zwei
Klassen: Mangelzustände,
gewöhnlich
an Enzymen, die allgemein rezessiv vererbt werden, und Ungleichgewichtszustände, an
denen regulatorische Proteine oder Struktur proteine beteiligt sind
und die typischerweise dominant vererbt werden. Bei Mangelerkrankungen
könnte
ein Gentransfer zur Austauschtherapie benutzt werden, um ein normales
Gen in das betroffene Gewebe zu bringen, sowie um mittels Antisense-Mutationen
Tiermodelle für
die Krankheit zu erzeugen. Bei Krankheiten mit Ungleichgewichtszuständen könnte ein
Gentransfer benutzt werden, um einen Krankheitszustand in einem
Modellsystem zu erzeugen, der dann bei den Bemühungen verwendet werden könnte, dem
Krankheitszustand entgegenzuwirken. So wie die Begriffe hier verwendet
werden, wird ein Krankheitszustand behandelt, indem der Mangel oder
das Ungleichgewicht, das zu der Erkrankung führt oder sie verschlimmert,
teilweise oder ganz geheilt wird. Sequenzspezifische Rekombination
von Nucleinsequenzen zur Erzeugung von Mutationen oder um Defekte
zu reparieren ist ebenfalls möglich.
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Die
vorliegende Erfindung kann auch eingesetzt werden, um einer Zelle
in vitro eine Antisense-Nucleinsäure
zu liefern. Die Expression der Antisense-Nucleinsäure in der
Zielzelle verringert die Expression eines bestimmten Proteins durch
die Zelle. Antisense-Nucleinsäuren
können
Zellen in vitro verabreicht werden, um die Zellphysiologie zu regulieren,
z.B. um Zell- oder Gewebekultursysteme zu optimieren.
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Schließlich findet
die vorliegende Erfindung auch bei diagnostischen Verfahren und
bei Screeningverfahren Verwendung, wobei ein interessierendes Gen
transient oder stabil in einem Zellkultursystem oder, alternativ,
einem transgenen Tiermodell exprimiert wird.
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Im
Allgemeinen kann die vorliegende Erfindung eingesetzt werden, um
eine heterologe Nucleinsäure in
vitro, ex vivo oder in vivo zu einer Zelle zu transportieren.
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Subjekte, pharmazeutische
Formulierungen, Impfstoffe und Verabreichungsweisen.
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Die
vorliegende Erfindung findet sowohl veterinärmedizinische als auch medizinische
Verwendung. Geeignete Subjekte für
ex vivo-Verfahren zum Gentransport, wie sie oben beschrieben werden,
umfassen sowohl Vögel
als auch Säuger,
wobei Säuger
bevorzugt sind. Der Begriff "Vogel", wie er hier verwendet
wird, beinhaltet, ohne darauf beschränkt zu sein, Hühner, Enten,
Gänse,
Wachteln, Truthähne
und Fasane. Der Begriff "Säuger", wie er hier verwendet
wird, beinhaltet, ohne darauf beschränkt zu sein, Menschen, Rinder,
Schafe, Ziegen, Pferde, Katzen, Hunde, Lagomorphe usw. Menschliche
Subjekte sind ganz besonders bevorzugt. Menschliche Subjekte umfassen
Neugeborene, Babys, Jugendliche und Erwachsene.
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In
besonderen Ausführungsformen
stellt die vorliegende Erfindung eine pharmazeutische Zusammensetzung
bereit, die ein Viruspartikel der Erfindung in einem pharmazeutisch
verträglichen
Träger
und/oder anderen medizinischen Mitteln, pharmazeutischen Mitteln,
Trägern,
Adjuvanzien, Füllstoffen
usw. umfasst. Zur Injektion ist der Träger üblicherweise eine Flüssigkeit.
Bei anderen Verabreichungsverfahren kann der Träger entweder fest oder flüssig sein.
Bei der Verabreichung durch Inhalation ist der Träger einzuatmen
und liegt bevorzugt in fester oder flüssiger partikulärer Form
vor. Als Injektionsmedium wird bevorzugt Wasser verwendet, das die
für Injektionslösungen üblichen
Zusätze
wie Stabilisierungsmittel, Salze oder Kochsalzlösung und/oder Puffer enthält.
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Im
Allgemeinen ist ein "physiologisch
verträglicher
Träger" ein Träger, der
nicht toxisch oder nicht unverhältnismäßig schädlich für die Zellen
ist. Beispielhafte physiologisch verträgliche Träger umfassen steriles, pyrogenfreies
Wasser und sterile, pyrogenfreie, phosphatgepufferte Kochsalzlösung. Physiologisch
verträgliche
Träger
umfassen pharmazeutisch verträgliche
Träger.
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Unter "pharmazeutisch verträglich" wird ein Material
verstanden, das biologisch oder anderweitig nicht unerwünscht ist,
d. h. das Material kann einem Subjekt verabreicht werden, ohne dass
es zu unerwünschten biologischen
Wirkungen führt.
Eine solche pharmazeutische Zusammensetzung kann also beispielsweise
bei der ex vivo-Transfektion einer Zelle verwendet werden.
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Die
Impfstoffe der vorliegenden Erfindung umfassen üblicherweise eine immunogene
Menge infektiöser
Viruspartikel, wie sie hier offenbart sind, in Kombination mit einem
pharmazeutisch verträglichen
Trger. Eine "immunogene
Menge" ist eine
Menge der infektiösen
Viruspartikel, die ausreicht, um in dem Subjekt eine Immunantwort
hervorzurufen. Zweckmäßig ist üblicherweise
eine Menge von etwa 103 bis etwa 1015 Viruspartikeln, vorzugsweise von etwa
104 bis etwa 1010 und
besonders bevorzugt von etwa 104 bis 106 Viruspartikeln pro Dosis, abhängig von
Alter und Spezies des behandelten Subjekts und dem Immunogen, gegen
das eine Immunantwort gewünscht
wird. Subjekte und Immunogene sind wie oben beschrieben.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ferner ein in vitro-Verfahren zum Transportieren
einer Nucleinsäure
zu einer Zelle bereit. Bei in vitro-Verfahren kann das Virus üblicherweise
mit üblichen
viralen Transduktionsverfahren, wie sie dem Fachmann bekannt sind,
in die Zelle eingeschleust werden. Vorzugsweise werden die Viruspartikel
den Zellen entsprechend üblichen
Transduktionsverfahren mit der für die
jeweiligen Targetzellen geeigneten Infektionsmultiplizität zugesetzt.
Die Titer der zu verabreichenden Viren können abhängig vom Typ der Targetzelle
und dem jeweiligen Virusvektor variieren und lassen sich vom Fachmann
ohne aufwendige Versuche bestimmen.
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Rekombinante
Virusvektoren werden der Zelle vorzugsweise in einer biologisch
wirksamen Menge zugeführt.
Eine "biologisch
wirksame" Menge
des Virusvektors ist eine Menge, die zur Infektion (oder Transduktion)
und zur Expression der heterologen Nucleinsäuresequenz in der Zelle ausreicht.
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Die
Zellen, denen der erfindungsgemäße Virusvektor
verabreicht werden soll, können
beliebiger Art sein und umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein,
Nervenzellen (einschließlich
Zellen des peripheren und zentralen Nervensystems, insbesondere
Hirnzellen), Lungenzellen, Retinazellen, Epithelzellen (z.B. Epithelzellen
von Darm und Luftwegen), Muskelzellen, Dendritenzellen, Pankreaszellen
(einschließlich
Inselzellen), Leberzellen, Myokardzellen, Knochenzellen (z. B. Knochenmarkstammzellen),
hämatopoetische
Stammzellen, Milzzellen, Keratinozyten, Fibroblasten, Endothelzellen,
Prostatazellen, Keimzellen und dergleichen. Die Zelle kann auch
eine Progenitorzelle sein. Gemäß einer
weiteren Alternative kann die Zelle eine Stammzelle sein (z.B. eine
Nervenstammzelle, Leberstammzelle). Gemäß noch einer weiteren Alternative
kann die Zelle eine Krebs- oder Tumorzelle sein. Außerdem können die
Zellen von jeder beliebigen Ursprungsspezies, wie sie oben angegeben
sind, stammen.
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In
besonderen Ausführungsformen
der Erfindung werden einem Subjekt Zellen entnommen und der Parvovirusvektor
in diese eingeschleust.
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Geeignete
Zellen zur ex vivo-Gentherapie sind wie oben beschrieben.
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Die
mit dem erfindungsgemäßen Vektor
transduzierten Zellen liegen vorzugsweise in einer "therapeutisch wirksamen
Menge" in Kombination
mit einem pharmazeutischen Träger
vor. Der Begriff "therapeutisch wirksame" Menge, wie er hier
verwendet wird, bedeutet eine Menge, die zu einer Expression der
mit dem Vektor transportierten heterologen Nucleotidsequenz führt, die
ausreicht, um für
das Subjekt eine Verbesserung oder einen Vorteil herbeizuführen. Anders
ausgedrückt
ist eine "therapeutisch
wirksame" Menge
eine Menge, die zu einer gewissen Linderung, Milderung oder Abnahme
wenigstens eines klinischen Symptoms bei dem Subjekt führt. Der
Fachmann erkennt, dass die therapeutischen Wirkungen nicht vollkommen
oder heilend sein müssen,
solange sich für
das Subjekt ein Vorteil ergibt.
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Bei
anderen Ausführungsformen
können
Zellen, die mit einem erfindungsgemäßen Vektor transduziert wurden,
verwendet werden, um eine immunogene Reaktion gegen die zugeführten Polypeptide
hervorzurufen. Üblich
ist die Verwendung einer Menge von Zellen, die eine immunogene Menge
des Polypeptids exprimiert, in Kombination mit einem pharmazeutisch
verträglichen
Träger.
Eine "immunogene
Menge" ist eine
Menge des exprimierten Polypeptids, die ausreicht, um eine aktive
Immunantwort hervorzurufen. Der Grad des durch die aktive Immunantwort
hervorgerufenen Schutzes muss nicht vollständig oder permanent sein, solange
die Vorteile der Verabreichung des immunogenen Polypeptids die Nachteile überwiegen.
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Die
Dosierung der Zellen variiert mit dem Alter, dem Zustand und der
Spezies des Subjekts, dem Zelltyp, der von der Zelle exprimierten
Nucleinsäure
und dergleichen. Üblicherweise
werden wenigstens etwa 102 bis etwa 108, vorzugsweise etwa 103 bis
etwa 106 Zellen pro Dosis verwendet. Vorzugsweise
werden die Zellen in einer "therapeutisch
wirksamen Menge" eingesetzt.
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Beispielhafte
Verwendungsformen viraler Vektoren beinhalten orale, rektale, transmukosale,
topische, transdermale, inhalative, parenterale (z.B. intravenöse, subkutane,
intradermale, intramuskuläre
und intraartikuläre)
Verabreichung und dergleichen sowie eine direkte Injektion in Gewebe
oder Organe und alternativ intrathekale, direkte intramuskuläre, intraventrikuläre, intravenöse, intraperitoneale,
intranasale oder intraokulare Injektionen. Injektionspräparate können in üblichen
Formen hergestellt werden, entweder als flüssige Lösungen oder Suspensionen, als
feste Formen, die sich zum Auflösen
oder Suspendieren in Flüssigkeiten
vor der Injektion eignen, oder als Emulsionen. Alternativ kann man
das Virus lokaler statt systemisch eingesetzt werden, beispielsweise
in einer Depot- oder Retardformulierung.
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Der
Parvovirusvektor kann verwendet werden, um eine permissive Zelle
oder ein permissives Gewebe zu transduzieren. Zellen, die sich zur
Transduktion mit den erfindungsgemäßen Parvovirusvektoren eignen, sind
wie oben beschrieben.
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Bei
besonders bevorzugten Ausführungsformen
der Erfindung wird die interessierende Nucleotidsequenz verwendet,
um die Leber des Subjekts zu transduzieren. Die Verwendung des Vektors
zur Verabreichung an die Leber kann mit jedem beliebigen, dem Fachmann
bekannten Verfahren erfolgen, einschließlich, ohne darauf beschränkt zu sein,
intravenöser
Verabreichung, intraportaler Verabreichung, intrabiliärer Verabreichung,
intraarterieller Verabreichung und direkter Injektion in das Leberparenchym.
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Bei
anderen bevorzugten Ausführungsformen
werden die erfindungsgemäßen Parvoviruspartikel
zur intramuskulären
Verabreichung verwendet, besonders bevorzugt mittels intramuskulärer Injektion
oder lokaler Verabreichung (wie oben definiert). Ein Transport zum
Gehirn ist ebenfalls bevorzugt. Bei anderen bevorzugten Ausführungsformen
werden die Parvoviruspartikel der vorliegenden Erfindung zur Verabreichung
an die Lunge verwendet.
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Die
hier offenbarten Parvovirusvektoren können mit jedem zweckmäßigen Mittel
an die Lunge verabreicht werden, vorzugsweise aber mittels einer
Aerosolsuspension von einzuatmenden Partikeln, die aus den erfindungsgemäßen Parvovirusvektoren
bestehen, die das Subjekt inhaliert. Die einzuatmenden Partikel
können
flüssig
oder fest sein. Aerosole flüssiger
Partikel, die die erfindungsgemäßen Parvovirusvektoren
umfassen, lassen sich mit jedem beliebigen geeigneten Mittel herstellen,
beispielsweise einem mit Druck arbeitenden Aerosolvernebler oder
einem Ultraschallvernebler, wie sie dem Fachmann bekannt sind. Siehe
z. B. US-Patent 4,501,729. Aerosole fester Partikel, die die erfindungsgemäßen Virusvektoren
umfassen, können in ähnlicher
Weise mit jedem beliebigen Aerosolgenerator für feste partikuläre Medikamente
hergestellt werden, und zwar mit Methoden, die dem Fachmann auf
dem Gebiet der Pharmazie bekannt sind.
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Die
Dosierungen der erfindungsgemäßen Parvoviruspartikel
hängen
von der Verabreichungsweise, der zu behandelnden Krankheit oder
dem zu behandelnden Zustand, dem Zustand des einzelnen Subjekts, dem
jeweiligen Virusvektor und dem zu transportierenden Gen ab und können routinemäßig bestimmt
werden. Beispielhafte Dosen, um therapeutische Wirkungen zu erzielen,
sind Virustiter von wenigstens etwa 105,
106, 107, 108, 109, 1010, 1011, 1012, 1013, 1014, 1015 transduzierenden
Einheiten oder mehr, vorzugsweise von etwa 108–1013 transduzierende Einheiten, besonders bevorzugt
1012 transduzierenden Einheiten.
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Bei
besonderen Ausführungsformen
werden die erfindungsgemäßen Parvoviruspartikel
als Teil eines Verfahrens zur Krebs- oder Tumorbehandlung mit Antikrebsmitteln
(z. B. Zytokinen) oder einem Krebs- oder Tumorantigen verwendet.
Das Parvoviruspartikel kann einer Zelle in vitro oder mittels ex
vivo-Verfahren zugeführt
werden, wie hier beschrieben wird und dem Fachmann bekannt ist.
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Der
Ausdruck "Krebs" hat die für den Fachmann übliche Bedeutung,
beispielsweise als ein unkontrolliertes Wachstum von Gewebe, das
das Potential zur Ausbreitung zu entfernt liegenden Stellen des
Körpers (d.
h. zur Metastasierung) besitzt. Beispielhafte Krebsarten umfassen,
ohne darauf beschränkt
zu sein, Leukämien,
Lymphome, Kolonkrebs, Nierenkrebs, Leberkrebs, Brustkrebs, Lungenkrebs,
Prostatakrebs, Ovarialkrebs, Melanom und dergleichen. Der Ausdruck "Tumor" hat ebenfalls die
für den
Fachmann übliche
Bedeutung, beispielsweise als abnorme Masse undifferenzierter Zellen
innerhalb eines mehrzelligen Organismus. Tumore können bösartig oder
gutartig sein.
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Erfindungsgemäße Krebs-
und Tumorantigene wurden oben beschrieben. Unter den Begriffen "Behandeln von Krebs" oder "Krebsbehandlung" ist zu verstehen,
dass die Schwere der Krebserkrankung zurückgeht oder der Krebs wenigstens
teilweise entfernt wird. Vorzugsweise drücken diese Begriffe aus, dass
die Metastasierung des Krebses verringert oder wenigstens teilweise
beseitigt wird. Bevorzugt drücken
diese Begriffe außerdem
aus, dass das Wachstum metastatischer Knoten (z.B. nach chirurgischer
Entfernung eines Primärtumors)
reduziert oder wenigstens teilweise gestoppt wird. Unter den Begriffen "Krebsprävention" oder "Verhindern von Krebs" versteht man, dass
die erfindungsgemäßen Verfahren
das Auftreten oder den Ausbruch von Krebs wenigstens teilweise eliminieren
oder verringern. Anders ausgedrückt
verlangsamen, bekämpfen und
vermindern die vorliegenden Verfahren die Wahrscheinlichkeit von
Krebs in dem Subjekt oder verzögern dessen
Ausbruch.
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Ähnlich sollen
die Begriffe "Behandeln
von Tumoren" oder "Tumorbehandlung" ausdrücken, dass
die Schwere des Tumors verringert oder der Tumor wenigstens teilweise
entfernt wird. Vorzugsweise sollen diese Ausdrücke bedeuten, dass die Metastasierung
des Tumors verringert oder wenigstens teilweise beseitigt wird. Bevorzugt
sollen diese Begriffe ferner ausdrücken, dass das Wachstum metastatischer
Knoten (z.B. nach chirurgischer Entfernung eines Primärtumors)
reduziert oder wenigstens teilweise gestoppt wird. Mit den Ausdrücken "Tumorprävention" oder "Verhindern von Tumoren" soll ausgedrückt werden,
dass die erfindungsgemäßen Verfahren
die Häufigkeit
oder das Ausbrechen von Tumoren wenigstens teilweise eliminieren
oder verringern. Anders ausgedrückt
verlangsamen, bekämpfen
und vermindern die vorliegenden Verfahren die Wahrscheinlichkeit
von Tumoren bei dem Subjekt oder verzögern deren Ausbruch.
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Bei
anderen Ausführungsformen
können
einem Subjekt mit einem Krebs oder einem Tumor Zellen entnommen
und mit den Parvoviruspartikeln der Erfindung in Kontakt gebracht
werden. Die modifizierte Zelle wird dann bei der Behandlung verwendet,
wodurch eine Immunantwort gegen das Krebs- oder Tumorantigen hervorgerufen
wird. Dieses Verfahren wird besonders vorteilhaft bei immunkompromittierten
Subjekten eingesetzt, die keine ausreichende Immunantwort in vivo
entwickeln können
(d. h. die die Antikörper,
die das Befinden verbessern, nicht in ausreichenden Mengen produzieren
können).
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Dem
Fachmann ist bekannt, dass Immunantworten durch immunmodulatorische
Zytokine gefördert werden
können
(z.B. α-Interferon, β-Interferon, γ-Interferon, ω-Interferon, τ-Interferon,
Interleukin-1α,
Interleukin-1β,
Interleukin-2, Interleukin-3, Interleukin-4, Interleukin-5, Interleukin-6,
Interleukin-7, Interleukin-8, Interleukin-9, Interleukin-10, Interleukin-11,
Interleukin-12, Interleukin-13, Interleukin-14, Interleukin-18, B-Zell-Wachstumsfaktor,
CD40-Ligand, Tumornekrosefaktor-α,
Tumornekrosefaktor-β,
Monozyten-chemoattraktives Protein-1, Granulozyten-Makrophagen-koloniestimulierender
Faktor und Lymphotoxin). Dementsprechend werden bei besonderen Ausführungsformen
der Erfindung in Verbindung mit den hier beschriebenen Verfahren
immunmodulatorische Zytokine verwendet (vorzugsweise CTL-induktive
Zytokine), um eine Immunantwort hervorzurufen oder eine Immuntherapie
bereitzustellen.
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Es
können
exogene Zytokine verwendet werden, oder alternativ kann zusammen
mit einem geeigneten Vektor eine Nucleotidsequenz verwendet werden,
die ein Zytokin codiert, und das Zytokin so in vivo produziert werden.
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Nachdem
die Erfindung nun beschrieben wurde, wird sie unter Bezug auf verschiedene
Beispiele veranschaulicht, die hier lediglich der Erläuterung
dienen und die Erfindung nicht einschränken sollen.
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Beispiel 1
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Material und Methoden
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Plasmide.
Die rAAV-Plasmide, die grünfluoreszierendes
Protein (GFP) exprimieren, wurden aus dem früher beschriebenen pTRgSUF-2
(einem Geschenk von Nick Muzyczka) konstruiert. Zuerst wurde die
humanisierte GFP-codierende Sequenz unter Bildung des Plasmids pTR-CMV-GFPneo
durch "enhanced
GFP" (eGFP) (Clonetech)
ersetzt. Dieses Plasmid generierte den rAAV-GFPneo-Vektor. Als Zweites
wurde das Sal I-Fragment, das die neo-codierende Region und den
SV40-Promotor enthielt, unter Bildung von pTR-CMV-GFP deletiert.
Der Vektor aus diesem Plasmid wurde hier als rAAV-GFP bezeichnet.
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Das
Plasmid, p43mEpo, ein Geschenk von Barry Byrne, enthielt das murine
Erythropoietingen unter Kontrolle des CMV-Promotors und generierte
ein rAAV-Replikon
(raaVmEpo) mit weniger als der Hälfte
der Länge
des wtAAV. Eine längere
Version dieses Konstrukts (pmEpo-λ)
wurde hergestellt, indem das 2,3 kb-Hind III-Fragment des Phagen λ in eine Cla I-Stelle zwischen
dem Polyadenylierungssignal und dem AAV-Terminal Repeat stromabwärts eingebaut
wurde. Der rAAV-LacZ-Vektor
wurde aus pDX11-LacZ generiert, das bereits beschrieben wurde (McCown
et al., (1996) Brain Research 713:99).
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Virusvektoren.
Virusvektoren wurden in 293-Zellen (108–109 Zellen pro Präparation) durch Cotransfektion
von 3 Plasmiden generiert, die enthielten: 1) das spezifische rAAV-Konstrukt,
2) die AAV-rep- und cap-Gene (pACG) oder 3) die wesentlichen Adenovirus-Helfergene
(pXX-6; Xiao et al., (1998) J. Virology 72:2224). 40 Stunden nach
Transfektion wurden die Zellen in das Medium abgekratzt und durch
drei Einfrier-Auftau-Zyklen lysiert. Die Lysate wurden bei 37 °C mit 2 μg/ml DNase
I inkubiert, bis die flockigen Trümmer dispergiert waren. Die
Lysate wurden durch Zentrifugation geklärt, und rAAV wurde mit Ammoniumsulfat
präzipitiert
(Snyder et al., Production of recombinant adeno-associated virus
vectors. In: Dracopoli et al., Hrsg., Current Protocols in Human
Genetics. New York: John Wiley & Sohns
Ltd.: 1996. S. 12.1.1-12.2.23). Das Viruspräzipitat wurde mit 8 ml 10 mM
Tris, pH 8,0, 1 mM MgCl2 resuspendiert,
und Cäsiumchlorid
wurde bis zu einer finalen Dichte von 1,4 g/cm3 und
einem Endvolumen von 12,5 ml zugegeben. Die Lösung wurde 36 h bei 38 krpm
in einem SW41-Rotor zentrifugiert. Fraktionen (0,75 ml) wurden aufgefangen,
indem am Boden eines jeden Röhrchens mit
einer subkutanen Nadel eingestochen wurde und die Flüssigkeit
zu einem Fraktionssammler gepumpt wurde. Die Vektoren wurden bei
4 °C in
Cäsiumchlorid
aufbewahrt.
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Virion-DNA
(vDNA) wurde aus 10 μl
einer jeden Fraktion extrahiert, indem in 50 μl-Reaktionsansätzen, die
0,4 mg/ml Protease K, 1 % Sarkosyl und 10 mM EDTA enthielten, bei
50 °C 1
Stunde verdaut und anschließend
mit Phenol/Chloroform extrahiert wurde. Die Proben wurden zur Analyse
mittels alkalischer Agarosegelelektrophorese und Southern Blot-Hybridisierung
dreifach mit Wasser verdünnt
und mit Ethanol ausgefällt.
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Zellen
und Infektionen. HeLa- und HEK 293-Zellen wurden in DMEM-Medien
gezüchtet,
die 10 % FBS und Pen/Strep enthielten. Das Virusvektormaterial wurde
in Medium verdünnt,
bevor es zu subkonfluenten Kulturen gegeben wurde, und auf den Zellen
belassen, bis 24 Stunden nach Infektion mittels Fluoreszenzmikroskopie
eine GFP-Transduktion beobachtet wurde.
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Zur
Expression von Erythropoietin in Mäuseleber wurden 200 μl normale
Kochsalzlösung,
die 2 × 1010 physikalische Partikel entweder von herkömmlichem
rAAV oder "Duplexed" Virus (scAAV) enthielt,
direkt in die Portalvene von 10 Wochen alten Balb-c-ByJ-Mäusen (Jackson
Laboratory) injiziert. Blutproben wurden durch retroorbitale Phlebotomie
zum Zeitpunkt der Infektion und in Intervallen von 7 Tagen entnommen,
um das Hämatokrit
zu bestimmen.
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Beispiel 2
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Bildung doppelsträngiqer ("duplexed") Vektoren
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Ein
rAAV-Plasmidkonstrukt (pTR-CMV-GFP) mit einer Replikongröße von 2299
Nukleotiden wurde verwendet, um mittels üblicher Verfahren ein Virusvektormaterial
(rAAV-GFP) zu generieren. Die vorhergesagte Größe der dimeren replikativen
Form dieses Vektors betrug 4474 Nucleotide (1), was
95,6 % der Länge des
wtAAV-Genoms entsprach.
Die Virusvektoren wurden durch isopyknische Gradientenzentrifugation
in CsCl fraktioniert und der vDNA-Gehalt jeder Fraktion wurde auf
alkalischen Agarosegelen analysiert (2). Phospholmager-Scans
wurden verwendet, um die vDNA-spezifischen Banden von jeder Fraktion
zu quantifizieren. Unter denaturierenden Bedingungen lief die selbstkomplementäre dimere
DNA (2, Bild a, Fraktionen 10-13) bei etwa der doppelten
Länge des
monomeren Genoms. Das hybridisierende Material in den Fraktionen
2-4 ist unverpackte DNA in replikativer Form, die am unteren Ende
des Gradienten sedimentiert. Obwohl bei der Vektorreinigung ein
DNase-Schritt enthalten war (siehe Methoden), war damit keine abschließende Behandlung
beabsichtigt, und dieses Material erwies sich in nachfolgenden Versuchen
als DNase-sensitiv, während
das Material in den Fraktionen 10-14 DNase-resistent war (Daten
nicht gezeigt). Vektoren, die hauptsächlich dimere DNA-Genome enthielten
(Fraktionen 10 und 11), wurden als doppelsträngiges ("duplexed") oder "selbstkomplementäres" Virus (scAAV) bezeichnet. Die Inverted-Repeat-Struktur
dieser Moleküle
wurde durch Verdau mit Restriktionsenzymen bestätigt (Daten nicht gezeigt).
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Parallel
wurden zwei weitere rAAV-Vektoren (1) konstruiert
und gereinigt und auf gleiche Weise analysiert (2,
Bild b und c). Der erste, rAAV-GFPneo, enthielt zusätzlich zu
GFP ein neo-Gen und besaß eine
replizierende Genomlänge
von 3398 Nucleotiden. Dies entsprach 72,6 % der Größe des wtAAV-Genoms und
war zu groß,
um als ein Dimer verpackt zu werden. Der zweite war ein rAAV-CMV-LacZ-Konstrukt mit
4898 Nucleotiden, das etwas größer (104,7
%) als das wtAAV-Genom
war, aber innerhalb der Grenzen für eine effiziente Verpackung
lag (Dong et al., (1996) Human Gene Therapy 7:2101). Das hybridisierende
Material in den Fraktionen 14 und 15 mit geringerer Dichte und höherer Mobilität (2,
Bild c) umfasste Genome, bei denen Deletionen erfolgt waren, und
diese Fraktionen wurden in den nachfolgenden Experimenten nicht
verwendet.
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Beispiel 3
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Transduktion
mit doppelsträngigen
im Vergleich mit monomeren Vektoren und Effekt einer Coinfektion
mit Ad
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Die
Transduktionseffizienz des scAAV-GFP-Vektors (2,
Bild a, Fraktion 11) wurde mit dem homologen Monomer (Fraktion 13)
sowie den GFPneo- und LacZ-Vektoren
(2, Bild b und c, Fraktionen 13 bzw. 12) in mit
geringer Multiplizität
infizierten HeLa-Zellen verglichen (3). Die
Partikelanzahl wurde aus den spezifischen Phospholmager-Signalen
in jeder Fraktion auf dem Southern Blot für vDNA vollständiger Länge berechnet,
nachdem hinsichtlich Kopienzahl monomerer gegenüber dimerer DNA korrigiert
worden war. Jedes doppelsträngige
Virus enthält
also zwei Kopien des Transgens in Form eines einzigen Moleküls in "Inverted Repeat"-Orientierung, während jedes
monomere Partikel eine einzelsträngige
Kopie enthält.
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Der
scAAV-GFP-Vektor (Fraktion 11), der etwa 90 % dimeres Virus enthält, lieferte
ein Verhältnis
physikalische Partikel zu transduzierenden Einheiten von 5,9:1 und
bestätigt
so die Vorhersage einer hohen Transduktionseffizienz. Fraktion 13
des gleichen Gradienten, die im Gegensatz dazu etwa 80-90 % monomeres
Virus enthält,
hatte ein Verhältnis
Partikel zu transduzierenden Einheiten von 24,6:1. Dieser vierfache
Unterschied in der Effizienz stellte den Mindestunterschied dar,
wenn berücksichtigt
wurde, dass die Dimerverunreinigung in der Monomerfraktion einen
stärkeren
Einfluss auf deren Transduktionspotential haben sollte als der der
Monomerkomponente auf die Dimerfraktion. Im Gegensatz dazu hatten
die monomeren ssDNA-GFPneo- und -LacZ-Vektoren Verhältnisse
Partikel zu transduzierenden Einheiten von 125:1 bzw. 828:1, was
mit der früher
für diese
Vektoren beschriebenen Effizienz vergleichbar war (Fisher et al.,
(1996) J. Virology 70:520; Zolotukhin et al., (1999) Gene Therapy
6:973).
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Die
Transduktionseffizienz herkömmlicher
rAAV-Vektoren kann durch Coinfektion mit Ad oder durch Behandlung
mit DNA-schädigenden
Mitteln oder anderen Arten von Zellstress stark verbessert werden
(bis zu 100-fach). Diese Verbesserung hing mit der zellvermittelten
Umwandlung des ssDNA-Genoms in aktive dsDNA-Transkriptionstemplate
zusammen. Weil der doppelsträngige
Vektor die beiden komplementären
Stränge in
Form eines einzigen Moleküls
verpackt enthält,
wurde vorhergesagt, dass die Transduktion unabhängig von der Hilfe durch Adenovirus
sein sollte. Dies war größtenteils
der Fall, wenn HeLa-Zellen mit den doppelsträngigen Vektoren und 5 Infektionseinheiten
Adenovirus pro Zelle coinfiziert wurden (3). Die
Zahl GFP-positiver Zellen in mit doppelsträngigem Virus infizierten Kulturen
stieg nur um das 1,6-fache an, ein Effekt, der, wie bereits beschrieben,
auf die transkriptionellen Wirkungen einer Adenovirusinfektion auf
die Aktivität
des CMV-Promotors zurückgeführt werden
konnte (Clesham et al., (1998) Gene Therapy 5:174; Loser et al.,
(1998) J. Virology 72:180). Die Transduktionsrate des monomeren
Vektors stieg durch Coinfektion um das 2,4-fache, während der
GFPneo- und der LacZ-Vektor 6,0-fach bzw. 12,8-fach induziert wurden.
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Zusammengefasst
war der doppelsträngige
Vektor in kultivierten HeLa-Zellen mehr als viermal effizienter
als der homologe Vektor, der nur ein monomeres ssDNA-Genom enthielt.
Dieser Unterschied wäre
wahrscheinlich größer, wenn
die Monomerfraktionen nicht mit etwa 10-20 % Dimervektoren verunreinigt
wären. Übereinstimmend
mit dieser Interpretation war der doppelsträngige Vektor 20-mal effizienter
als ein herkömmlicher
rAAV-GFPneo-Vektor und 140-mal effizienter als ein rAAV-LacZ-Vektor.
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Beispiel 4
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Transduktion
mit doppelsträngigen
Vektoren ohne DNA-Synthese der Wirtszelle
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Weil
die vDNA der doppelsträngigen
Vektoren beide DNA-Stränge
auf einem einzigen Molekül
enthielt, was nach der Freisetzung eine effiziente Reassoziierung
erlaubt, wurde vorhergesagt, dass diese Vektoren die Rolle der Wirtszell-DNA-Synthese bei der
Transduktion überflüssig machen
sollten. Der scAAV-GFP-Vektor wurde mit dem homologen Monomer und
dem GFPneo-Vektor in HeLa-Zellen verglichen, die 24 Stunden vor Infektion
mit Hydroxyharnstoff (HU) vorbehandelt worden waren, um die DNA-Synthese
der Wirtszelle zu inhibieren. Die Behandlung mit Hydroxyharnstoff
wurde nach der Injektion ununterbrochen mit den gleichen Konzentrationen
fortgesetzt und in den nachfolgenden 24 Stunden bis zur Bestimmung
der GFP-Transduktion für die
Zellen beibehalten.
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Die
Transduktion von dem scAAV-GFP wurde in Reaktion auf zunehmende
Konzentrationen HU bis zu 1,9-fach stimuliert (4).
Diese Stimulierung, die in einer ähnlichen Größenordnung liegt wie die, die
bei einer Coinfektion mit Ad beobachtet wurde, wurde wahrscheinlich
durch eine Kombination aus transkriptioneller Transaktivierung des
CMV-Promotors als Folge von Zellstress und Akkumulation von GFP
in den sich nicht teilenden Zellen beeinträchtigt. Im Gegensatz dazu wurde
die Transduktion der Fraktion des homologen Monomerenvektors bei
der niedrigsten HU-Konzentration stimuliert und bei höheren Konzentrationen
inhibiert. Die restliche Transduktionsaktivität des monomeren Vektors bei
höheren
HU-Konzentrationen mit einem Niveau, das etwa 5-mal geringer war
als das der Fraktion des doppelsträngigen Virus, stimmt mit der 10–20%igen
Verunreinigung der Monomerfraktionen mit Dimer enthaltenden Partikeln überein (2,
Bild a). Die Transduktion mit rAAV-GFPneo-Vektor wurde unter den
gleichen Bedingungen mehr als 10-fach inhibiert. Identische Ergebnisse
wurden durch Behandlung mit Aphidicolin, einem Polymerase α/δ-spezifischen
Inhibitor, erhalten (4, Bild b). Dies bestätigte die
Hypothese, dass die Transduktion mit doppelsträngigem Vektor unabhängig von
der DNA-Synthese der Wirtszelle war.
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Beispiel 5
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In vivo-Transduktion
durch doppelsträngige
Vektoren
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Zum
Vergleich der Effizienz von doppelsträngigem und herkömmlichem
einzelsträngigem
rAAV in vivo wurde ein anderer Reporter verwendet. Das Dimerproduzierende
Konstrukt enthielt nur das murine Erythropoietingen (mEpo), das
vom CMV-Promotor transkribiert wurde. Die Größe des replizierenden Elements
dieses Minimalvektors betrug 2248 Nucleotide. Die dimere Form dieses
Moleküls
mit einer Länge
von 4372 Nucleotiden (1) entsprach 93 % der Größe des wtAAV-Genoms
und wurde leicht verpackt. Ein zweites Konstrukt enthielt das gleiche
Transgen, wobei stromabwärts
eine heterologe Sequenz (λ-Phage)
angefügt
worden war, um die Größe des rekombinanten
Vektors auf 4570 Nucleotide oder 98 % der Größe des wtAAV-Genoms zu bringen.
Frühere
Untersuchungen haben λ-Phagen-DNA
als Mittel zum Auffüllen
ohne schädliche
Wirkungen auf den Vektor verwendet (Muzyczka et al., (1992) Curr.
Top. Microbiol. Immunol. 158:97). Beide Vektoren wurden durch Heparin-Agarosechromatographie
gereinigt. Der kleinere Vektor wurde außerdem auf einem CsCl-Gradienten
gereinigt, um dimere DNA-enthaltende Virionen zu isolieren (nicht
gezeigt). Die beiden Vektormaterialien wurden mit Southern Blots
von alkalischen Agarosegelen quantifiziert, um die Anzahl DNA-haltiger Partikel
zu bestimmen. In diesem Fall enthielten etwa 25 % der Partikel der
Dimerfraktion zwei separate monomere Genome. Weil sie über die
Dichte nicht von dem echten Dimer getrennt werden konnten und weil
ihr Verhalten nicht charakterisiert worden war, wurden sie für die Zwecke
des Vergleichs mit dem Vektor vollständiger Länge als dimere Partikel gezählt, so
dass der Dimereffekt eher unterschätzt als überschätzt sein sollte.
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Gleiche
Mengen physikalischer rAAV-Partikel (2 × 1010 pro
Tier in 200 μl
normaler Kochsalzlösung) wurden
Mäusen
durch Injektion in die Portalvene verabreicht. Die Expression des
mEpo-Gens wurde durch Bestimmung der Änderungen im Hämatokritwert
in Abständen
von 7 Tagen berechnet. Kontrollmäuse
erhielten entweder intraportale Kochsalzinjektionen oder wurden
nicht operiert, sondern in Abständen
von 7 Tagen phlebotomiert. Mäuse,
die den doppelsträngigen
Vektor erhielten, reagierten mit einem raschen Hämatokritanstieg (5)
und mit weiteren Anstiegen in den nachfolgenden zwei Wochen. Unter
Berücksichtigung
der lag-Zeit zwischen der Expression von Erythropoietin und der
Produktion roter Blutzellen ließ dies
vermuten, dass der doppelsträngige
Vektor innerhalb der ersten Woche in großen Mengen exprimiert wurde.
Mäuse,
die ssDNA-Vektor vollständiger
Länge erhielten,
zeigten bis 21 Tage nach Injektion keinen signifikanten Hämatokritanstieg
und erreichten über
die Dauer des Experiments keine Mengen, die mit den Tieren vergleichbar
waren, die mit doppelsträngigem
Vektor behandelt worden waren.
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Die
Infektion von Mäusen
mit scAAVmEpo führte
zu einer rascheren Reaktion und einem größeren Anstieg von Hämatokrit
als bei dem ssDNA-Vektor vollständiger
Länge,
der das gleiche Gen trägt.
Diese Ergebnisse stützen
unsere Beobachtungen bei kultivierten Zellen und stimmen mit der
Ansicht überein,
dass die dimeren Vektoren bereit sind, das Transgen unmittelbar
nach dem Freisetzen und dem Eindringen in den Kern zu exprimieren.
Die schließlich
erreichten höheren
Expressionsmengen könnten
die Unfähigkeit
vieler infizierter Zellen widerspiegeln, dsDNA von herkömmlichem
rAAV bilden zu können,
und/oder den Verlust/Abbau der ssvDNA vor Bildung einer Duplex (Miao
et al., (1998) Nature Genetics 19:13).
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Wie
wir durch Vorbehandlung von Zellen mit HU gezeigt haben, ist die
Transduktion mit dem scAAV-Vektor unabhängig von der DNA-Synthese der
Wirtszelle. Die Fähigkeit,
Zellen ohne DNA-Synthese transduzieren zu können, stellt einen fundamentalen
Unterscheid in der Biologie von scAAV-Vektoren gegenüber dem
Elternvirus dar und erlaubt ihnen, unter Bedingungen zu funktionieren,
bei denen herkömmliche rAAV-Vektoren
versagen würden.
Bestimmte Zelltypen sind, was eine Transduktion mit rAAV betrifft,
extrem ineffizient, offensichtlich wegen der Unfähigkeit, einen Komplementärstrang
zu synthetisieren oder zu ergänzen
(Fisher et al., (1996) J. Virology 70:520; Alexander et al., (1996)
Human Gene Therapy 7:841; Miao et al., (1998) Nature Genetics 19:13).
Der scAAV unterliegt keiner derartigen Einschränkung und kann mit Markergenen
verwendet werden, um direkt zu bestimmen, ob eine Zelle ungeachtet
der DNA-Synthese in allen anderen Schritten für eine rAAV-Transduktion permissiv
ist.
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Ungeachtet
der Fähigkeit
der Targetzelle, den rAAV-Komplementärstrang herzustellen, ist klar,
dass diese Reagenzien ein alternatives AAV-Transportsystem für Gene bieten,
die rasch angeschaltet werden müssen:
Noch wichtiger ist es, dass unsere Daten vermuten lassen, dass scAAV-Vektoren
insgesamt zu größeren Mengen
an therapeutischem Produkt führen,
wenn eine identische Anzahl von Partikeln verabreicht wird. scAAV-Vektoren
werden sich also dort als nützlich
erweisen, wo eine zeitnähere,
robustere oder quantitativere Reaktion auf die Vektordosis erforderlich
ist. Das Potential, bei minimaler Dosis ein kritisches Niveau der Transgenexpression
zu erreichen, ist auch für
die Anforderungen an die Vektorproduktion für klinische Versuche wichtig
und um die Exposition eines Patienten mit Virus zu minimieren.
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Beispiel 6
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Verbesserte
Substrate zur Produktion doppelsträngiger Parvovirusvektoren
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Um
die Produktion von doppelsträngigem
Vektormaterial zu rationalisieren und um die Komplikationen gemischter
Populationen aus Duplex- und Monomergenomen zu vermeiden, wurde
ein mutierter Vektor erzeugt, der nur die dimeren Genome bildet
(6). Dieses Konstrukt hat eine Mutation in einem
TR, so dass die Rep-Strangbruchstelle
(trs) deletiert ist, während
der andere TR Wildtyp ist. Diew Wirkung besteht darin, dass die "Rolling Hairpin"-Replikation vom
wt-Ende des Genoms beginnt, ohne terminale Auflösung durch das mutierte Ende
fortschreitet und dann zur Bildung des Dimers wieder über das
Genom zurückläuft. Das
Endprodukt ist ein selbstkomplementäres Genom mit dem mutierten
TR in der Mitte und nun wtTRs an jedem Ende. Replikation und Verpackung
dieses Moleküls
erfolgt dann wie normal von den wtTRs aus, außer dass die dimere Struktur
bei jeder Runde erhalten bleibt.
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Mit
diesem Mutantenhintergrund wurde Vektormaterial sowohl von rAAV-CMV-GFP-Hpa-trs und rAAV-CMV-mEpo-Hpa-trs
gebildet, und die Produkte wurden wie oben auf CsCl-Gradienten analysiert. (7).
Diese Konstrukte produzieren zu etwa 90 % doppelsträngige Vektoren.
Dies ermöglicht
höhere
Ausbeuten an doppelsträngigem
Parvovirusvektor und eine Iodixanol/Neparin-Reinigung dieser Vektoren
ohne den zusätzlichen
Schritt einer CsCl-Dichtegradientenreinigung.
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Das
zur Bildung dieser Vektoren verwendete Plasmidkonstrukt enthielt
eine Deletion im 5'-TR,
relativ zum codierenden Strang des exprimierten Transgens. Diese
Deletion umfasst das gesamte D-Element und 3 bp des A-Elements,
umspannt also die Strangbruchstelle (6). Sämtliche
AAV-Sequenzen zwischen dem Rest des A-Elements und dem Transgen
sind deletiert. Dies schließt
eine homologe Rekombination zwischen Sequenzen aus, die den mutierten
TR und den wtTR flankieren, und verringert so die Möglichkeit
einer Genkonversion, wie bei Samulski et al., (1983) Cell 33:135
beschrieben. Diese Deletion wurde konstruiert, indem an den einmal
vorkommenden Restriktionsschnittstellen unmittelbar 5' vom Transgen (Kpn
I) und innerhalb des Amp-Gens der bakteriellen Plasmidsequenzen
(Xmn I) geschnitten wurde. Das entfernte Fragment, das einen TR
enthielt, wurde durch ein Fragment aus einem zweiten rAAV-Plasmid
ersetzt, das an der gleichen Stelle im Amp-Gen und an einer synthetischen
Hpa I-Stelle geschnitten wurde, die zuvor in die BaI I-Stelle links
von der A/D-Verbindungsstelle eingebaut worden war.
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Bei
einer alternativen Ausführungsform
wird ein Templat gebildet, das vorzugsweise doppelsträngigen Vektor
produziert, das an einem Ende einen auflösbaren AAV-TR aufweist, und
ein modifizierter AAV-TR wird hergestellt, indem in den TR eine
Sequenz inseriert wird. Bei einer besonderen Ausführungsform
wird das wtAAV-Plasmid psub201 verwendet, um dieses Templat zu bilden
(Samulski et al., (1987) J. Virology 61:3096). Dieses Konstrukt
enthält
ein einzigartiges Paar Xba I-Stellen sowie Pvu II-Stellen, die die
viralen TRs flankieren. Zwei AAV-Plasmidintermediate,
die sich von psub201, Hpa7 und Hpa9 ableiten, weisen einen einmaligen Hpa
I-Linker auf (CCAATTGG), der an der BaI I-Stelle zwischen den Nucleotiden
121 und 122 (Hpa9) bzw. zwischen 4554 und 4555 (Hpa7) in die TR-Sequenz des AAV-Genoms
eingebaut wurde (Xiao, X., (1996), "Characterization of Adeno-associated
virus (AAV) DNA replication and integration", Ph. D. Dissertation, University of
Pittsburgh, Pittsburgh, PA). Die Insertion dieser Linker verschiebt
die wtAAV-Strangbruchstelle einwärts
fort von der natürlichen
Position, was dazu führt,
dass nach Replikation keine Auflösung
mehr durch das AAV-Rep-Protein erfolgen kann.
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Diese
Substrate akkumulieren ein dimeres Intermediat, bis eine Genkonversion
stattfindet. Verdau von Hpa7 oder Hpa9 mit dem Restriktionsenzym
Hpa I plus partieller Verdau mit Xba I führt zu neuen TRs, denen die
wtAAV-Strangbruchstelle sowie das D-Element fehlt (links für Hpa9 und
rechts für
Hpa7). Dieses Substrat ist für
eine Genkonversion ungeeignet, wie von Samulski et al., (1983) Cell
33:135 beschrieben, weil das D-Element fehlt, und akkumuliert nach
Virusinfektion weiter ein dimeres Replikationsintermediat. Wenn
man mit einem Molekül
beginnt, das halb so groß wie
das wtAAV-Genom oder kleiner ist, wird dieses Intermediat von AAV-Kapsiden bevorzugt
verpackt. Diese Moleküle
liegen in dimerer Form vor (kovalent verknüpft durch den modifizierten
TR), insbesondere stellen sie eine einzigartige Quelle für Parvovirusvektoren
dar, die doppelsträngige
Substrate tragen, weil sie selbstkomplementär sind. Diese Vektorpartikel
umgehen den geschwindigkeitsbestimmenden Schritt, der bei allen
zurzeit verwendeten AAV-Vektoren
nötig ist,
nämlich
die Synthese eines zweiten Strangs (siehe Ferrari et al., (1996)
J. Virology 70:3227-34).
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Beispiel 7
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Transduktion von Dendritenzellen
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Es
wurde postuliert, dass Dendritenzellen (DC) eine wichtige Rolle
bei der Antigenpräsentation
und bei der Initiierung verschiedener T-Zell-abhängiger Immunreaktionen spielen.
Es wurde gezeigt, dass DC stärkere
Antigenpräsentierende
Zellen (APC) sind als es Makrophagen oder Monozyten sind. Außerdem wurde beschrieben,
dass DC die T-Zell-Proliferation bis zu zehnmal effizienter stimulieren
als Monozyten (Guyre et al., (1997) Cancer Immunol. Immunother.
45:146, 147, Spalte 2). Dementsprechend gibt es zahlreiche Versuche,
Vektoren gezielt zu Dendritenzellen zu lenken, um so eine effektivere
Immunantwort zu produzieren. Es wurde bereits beschrieben, dass
DC gegen AAV-Vektoren resistent sind (Jooss et al., (1998) J. Virology 72:4212).
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DC
von zwei humanen Patienten wurden erhalten und in vitro kultiviert.
Zellen von jedem Patienten wurden mit wtAAV-GFP-Vektor oder pHpa7GFP
(doppelsträngiger
Vektor, beschrieben in Beispiel 1) mit einer MOI von 10 transduziert.
In Zellen, die mit wtAAV-GFP transduziert worden waren, wurde nach
7 Tagen keine GFP-Expression nachgewiesen. Im Gegensatz dazu wurde
in 5-15 % der DC, die mit dimerem pHpa7GFP-Vektor transduziert worden
waren, eine GFP-Expression
beobachtet.
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Diese
Ergebnisse lassen vermuten, dass der bestimmende Schritt der wtAAV-Transduktion von
DC in der Fähigkeit
der Wirtszellen zur Synthese eines zweiten Strangs liegt. Die Parvovirusvektoren
der Erfindung scheinen diesen Schritt überflüssig zu machen, indem sie der
Zelle ein doppelsträngiges
Substrat liefern. Dementsprechend haben die erfindungsgemäßen dimeren
Parvovirusvektoren einen anderen (z. B. breiteren) Tropismus und
Targetzellenbereich als wtAAV-Vektoren.
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Beispiel 8
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In vivo-Verabreichung
von pHpa7GFP
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Zur
Bestimmung des Tropismus der doppelsträngigen Vektoren in vivo werden
Mäusen
intramuskulär (im)
etwa 1,5 × 10
11 der in Beispiel 7 beschriebenen wtAAV-GFP- oder pHPA7GFP-Vektoren
verabreicht. Die Mäuse
werden zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Verabreichung getötet (z.
B. 4, 8, 16, 32, 64 Tage usw.), und es werden Autopsien durchgeführt, um
die Transgenexpression in verschiedenen Wirtszellen und Geweben
zu bestimmen. Das Anschalten, die Kinetik und die Fortdauer der
Expression werden ebenfalls ausgewertet und für den wtAAV- und den Doppelstrangvektor
verglichen. Besonders interessant sind Zellen, die üblicherweise
gegen wtAAV-Vektoren resistent sind, wie Knochenmarkstammzellen,
Astrozyten und pulmonale Epithelzellen. Ebenfalls interessant sind
nicht replizierende und langsam replizierende Zellen, die die Synthese eines
zweiten AAV-Strangs
nur ineffizient unterstützen,
beispielsweise Muskelzellen, Leberzellen und Zellen des zentralen
Nervensystems. SEQUENZPROTOKOLL