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Verfahren zur Herstellung von Salzen der Camphersäure mit Scopolamin,
Hyoscyamin und Atropin Camphersäure bildet als zweibasische Säure zwei Reihen von
Salzen: neutrale und saure Salze. Es wurde gefunden, daß Atropin, Hyoscyamin und
Scopolamin, auch wenn sie im Überschuß angewendet werden, mit der Säure nur im molekularen
Verhältnis i : i unter Bildung saurer Salze zusammentreten. Es ist dabei ohne Einfluß,
ob man Säure und Base in organischen Lösungsmitteln, -wie Äther, Alkohol usw., oder
in wäßriger Lösung in Form von Salzen zusammenbringt. Durch diese Fähigkeit, mit
Camphersäure die gut kristallisierenden sauren Salze zu bilden, auch wenn die Base
im Überschuß ist, unterscheiden sich die genanntenAlkaloide wesentlich von anderen
Alkaloiden, wie z. B. Chinin und Strychnin, die unter entsprechenden Bedingungen
mit Camphersäure nicht kristallisierende Neutralsalze bilden (Berichte der deutschen
chem. Gesellschaft q.?, igo9, Seite d.87). Diese Neigung zur Bildung der gut kristallisierenden
sauren Salze ist auch in technischer Hinsicht von Bedeutung, da man auf diese Weise
die Möglichkeit hat, einheitliche Produkte zu erhalten, auch wenn man mit Lösungen
von unbekanntem Alkaloidgehalt arbeitet. Die Neigung zur ausschließlichen Bildung
saurer Salze kommt übrigens nur derCamphersäure zu; dieCamphersulfonsäure z. B.
hat diese Fähigkeit nicht.
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Die sauren Camphorate des Atropins, Hyoscyamins und Scopolamins sollen
für therapeutische Zwecke Verwendung finden, da sie sich durch hervorragende Wirkungen
auf den Vagus auszeichnen.
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Die vaguslähmende Wirkung von Atropin, Hyoscyamin und Scopolamin auch
in Form ihrer Salze, z. B. Camphersulfonsäure, ist zwar bekannt, doch besitzen die
camphersauren Salze eine gesteigerte Vaguswirkung, die noch die additive Wirkung
des Alkaloids und der Camphersäure übertrifft.
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Folgende Versuche zeigen die Überlegenheit des sauren campherswuren
Atropins gegenüber dem entsprechenden Salz der Camphersulfonsäure.
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Am urethannarkotisierten Kaninchen, dessen Vagus mit einem schwellennahen
Reiz alle
39 Sekunden, je zwei Sekunden, faradisch gereizt wird, wurde durch
intravenöse Injektionen von verschiedener Konzentration die minimal vaguslähmende
Menge des zu untersuchenden
Stoffes bestimmt und hinsichtlich Intensität
und Dauer verglichen. Dabei ergaben sich folgende Zahlen:
Stoff Konzentrat hähmungsdauer |
A B C D |
Atropin Sulfat. . . 1: 16 ooo 1' 1,5' 1' 1,3' |
- camphorat 1 : 16 ooo 3' 3,9' 2,9@ 4, |
Camphersulfonat 1: 16 ooo 1' 1,3' 1,1' 1,3' |
Beispiel i 2 g Camphersäure und 3 g Hyoscyainin werden jedes für sich in absolutem
:Uher gelöst und die Lösungen vereinigt. Das camphersanre Salz fällt sofort mikrokristallinisch
aus. Es hat einen Schmelzpunkt von i68°. Die Ausbeute beträgt 4,75 g.
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Beispiel e 6,49 Scopolaminhydrat, in ioo g Äther gelöst, werden mit
einer Lösung von 4 g Camphersäure in 2o g Äther gefällt. Man erhält 9,2 g camphersaures
Scopolamin in Form von farblosen, bei i45° schmelzenden Kristallen. Dasselbe Salz
erhält man, wenn man unter sonst gleichen Bedingungen 13 g Scopolaminhydrat mit
4 g Camphersäure umsetzt.
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Beispiel 3 6,5 g Atropinhydrochlorid, gelöst in 30 ccm Wasser,
werden mit 4,4 g saurem camphersaurem Natrium, gelöst in 2o ccm Wasser, vereinigt.
Die Lösung wird unter vermindertem Druck eingedampft, der Rückstand mit 25 ccm Alkohol
aufgenommen. Vorn ungelösten Natriumchlorid wird abfiltriert und das Filtrat eingeengt;
es kristallisiert das saure Atropincamphorat aus. Die Ausbeute beträgt 9 g. Nimmt
man unter sonst gleichen Bedingungen 15 g Atropinhydrochlorid, so erhält man ebenfalls
das saure Camphorat; das überschüssige Atropinhydrochlor id bleibt in der alkoholischen
Mutterlauge.
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Beispiel 4 7 g Atropinsulfat und 7 g saures camphersaures Barium werden
getrennt in Wasser gelöst und die beiden Lösungen miteinander vereinigt. Vom ausgefallenen
Bariumsulfat ia-ird abfiltriert und das Filtrat auf 2o ccin eingeengt. Nach Zusatz
von Alkohol kristallisiert das saure camphersaure Atropin aus. Die Ausbeute beträgt
9,3 g.
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Auch aus Lösungen des freien Atropins scheidet sich auf Zusatz von
Camphersäure immer das saure Camphorat aus. Gibt man zu einer ätherischen Lösung
von Atropin langsam eine ätherische Lösung von Camphersäure, so kristallisiert von
Anfang an, auch wenn das Atropin noch im Überschuß ist, das saure camphersaure Atropin
aus.