DE4028018A1 - Extrazellulaeres exopolymer: herstellungsverfahren und pharmazeutische zubereitungen, in denen es enthalten ist - Google Patents
Extrazellulaeres exopolymer: herstellungsverfahren und pharmazeutische zubereitungen, in denen es enthalten istInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein extrazelluläres
Exopolymer welches durch Kultivierung ausgewählter Bakterienstämme
der Gattung Bifidobacterium gewonnen wird und
immunmodulatorische Eigenschaften besitzt. Die vorliegende Erfindung
umfaßt außerdem ein Verfahren zur Herstellung dieses Exopolymers
sowie pharmazeutischer Zubereitungen, die das genannte Exopolymer
als Wirkstoff enthalten.
Primäre oder sekundäre Störungen des Immunsystems sind der
gemeinsame Nenner zahlreicher Erkrankungen, wie Allergien,
Autoimmunkrankheiten, bestimmter Infektions- und
Krebserkrankungen. Primäre Immundefekte sind selten und haben im
allgemeinen genetische Ursachen. Sekundäre Immundefekte dagegen
sind relativ häufig, und ihre Ursachen sind überwiegend extrinsisch.
Hierzu gehören beispielsweise rezidivierende Infektionen, Alterung,
Krebserkrankungen, Fehlernährung, Exposition gegenüber
immuntoxischen Substanzen und Streß.
Die Immuntherapie ermöglicht bei primären Immundefekten eine
Besserung der Symptome und bei sekundären Immundefekten eine
Normalisierung des Immunstatus.
Es wurden zahlreiche Immuntherapeutika in Form von
Immunstimulantien oder Immunsuppressiva entwickelt.
Immunmodulatoren führen im allgemeinen zu einer unspezifischen
Besserung der spezifischen Wirtsreaktivität und unspezifischer
Effektormechanismen. Dabei können synthetische Immunmodulatoren
und Immunmodulatoren biologischer Herkunft unterschieden werden.
Bei der zuletzt genannten Gruppe handelt es sich um Substanzen, die
durch Mikroorganismen erzeugt werden, und um Extrakte tierischer
oder auch menschlicher Herkunft, wie beispielsweise Thymushormone,
dialysierbare Leukozytenextrakte, Interferone und Zytokine.
Die Aktivierung von Lymphozyten oder Makrophagen und ihre
Wechselwirkungen werden durch die Einwirkung von
Strukturmolekülen von Mikroorganismen oder biologisch aktiven, von
Mikroorganismen gebildeten Substanzen erheblich beeinflußt. Für eine
Vielzahl von Bakterien und Bakterienprodukten wurde eine Wirkung
auf das Immunsystem nachgewiesen. Dieses Spektrum
immunmodulatorischer Subtanzen bakterieller Herkunft umfaßt
Mykobakterien und deren Produkte, Lipopolysaccharide von
gramnegativen Bakterien, Enterotoxine von Vibrio cholerae,
Produkte von Streptococcus, Lipoproteine und Glykoproteine
verschiedener gramnegative Bakterien sowie Polysaccharide
unterschiedlicher Herkunft. Auf diesem Gebiet wird derzeit intensiv
geforscht.
Die vorliegende Erfindung ergänzt die Immuntherapie um ein weiteres
Element. Es handelt sich um ein neues extrazelluläres, mit
hochinteressanten immunmodulatorischen Eigenschaften ausgestattetes
Exopolymer. Genauer gesagt umfaßt die vorliegende Erfindung das
genannte Exopolymer, wie es entsprechend dem unter Patentanspruch
1 beschriebenen Verfahren hergestellt wird, sowie den
Herstellungsvorgang dieses extrazellulären Exopolymers selbst.
Andere Bestandteile der vorliegende Erfindung werden im Anschluß
dargestellt.
Das Exopolymer, das den Gegenstand der vorliegenden Erfindung
bildet, wurde durch Kultivierung ausgewählter Stämme einer neu
isolierten Spezies von Bifidobacterium infantis longum, ein
grampositives Bakterium mit taxonomischen Eigenschaften, aufgrund
derer es zwischen Bifidobacterium infantis und Bifidobacterium
longum einzuordnen ist, hergestellt. Dieses Exopolymer besitzt
experimentell nachweisbare immunmodulatorische Eigenschaften und ist
daher für die Human- und Veterinärmedizin von größtem Interesse.
Charakteristisch für das in der vorliegenden Erfindung enthaltene
Verfahren ist, daß der Bakterienstamm 1BS von Bifidobacterium
infantis longum, hinterlegt unter der Nummer I-885 am Institut
Pasteur - Collection Nationale de Cultures de Microorganismes
(CNCM), in einem geeigneten Medium unter anaeroben Bedingungen
kultiviert wird und daß das so gebildete Exopolymer nach Entfernung
der Mikroorganismen aus dem Kulturmedium isoliert, konzentriert und
anschließend durch Zugabe eines organischen Lösungsmittels
ausgefällt wird. Die mit Hilfe dieser Präzipitation gewonnene
Substanz wird schließlich lyophilisiert.
Der Stamm 1BS kann unter anaeroben Bedingungen, vorzugsweise bei
ca. 37°C, in jedem geeigneten Medium kultiviert werden, dessen
Komponenten ein Molekulargewicht von weniger als 10 000 Dalton
aufweisen. Die genaue Zusammensetzung eines derartigen Mediums
wird weiter unten beschrieben.
Die Mikroorganismen werden vorzugsweise durch Zentrifugation aus
dem Kulturmedium entfernt, und das Exopolymer wird beispielsweise
durch Ultrafiltration über eine kalibrierte Porenmembran mit einer
Retentionsschwelle von 10 000 Dalton oder höher isoliert.
Die auf diese Weise isolierte Substanz wird anschließend
konzentriert, dialysiert, durch Zugabe eines organischen
Lösungsmittels, vorzugsweise Äthanol, präzipitiert und schließlich
lyophilisiert.
Bei dem entstehenden Exopolymer handelt es sich im wesentlichen um
ein Polysaccharid. Dieses besteht in erster Linie aus Glukose und
Galaktose in einem Verhältnis von 1 : 1 bis 4 : 1 und enthält eine
Proteinfraktion mit einem Gewichtsanteil von maximal 30%. Innerhalb
der Polysaccharid-fraktion beträgt das Verhältnis von Glukose und
Galaktose ca. 1 : 1 bis 4 : 1, vorzugsweise ca. 3 : 2.
Das Exopolymer der vorliegenden Erfindung hat ein apparentes
Molekulargewicht zwischen 10 000 und 100 000 Dalton, vorzugsweise
zwischen 20 000 und 30 000 Dalton. Es kann Aggregate mit einem
Molekulargewicht von ca. 10⁶ Dalton bilden, die im Gleichgewicht
mit Einheiten niedrigeren Molekulargewichts stehen. Es ist außerdem
frei von Lipiden, Nukleinsäuren und sonstigen organischen Säuren.
Das auf diese Weise isolierte und gereinigte Exopolymer besitzt
interessante immunmodulatorische Eigenschaften, ohne toxisch zu sein.
Sowohl durch Untersuchungen in vitro als auch in vivo wurde
gezeigt, daß sich das durch den Stamm 1BS gebildete Exopolymer wie
ein Immunmodulator verhält und die unspezifische Abwehrkraft des
Wirtsorganismus steigert. Auch hat es eindeutige antileukämische
(antitumorale) Wirkungen, die mit seinen immunmodulatorischen
Eigenschaften, wie sie im Abschnitt "Bestimmung der
immunmodulatorischen Eigenschaften des durch den Stamm 1BS
gebildeten Exopolymers" beschrieben sind, in Zusammenhang stehen
könnten.
Das durch den Stamm 1BS gebildete Exopolymer ist somit ein
sinnvoller Wirkstoff verschiedener oral, parenteral oder lokal
anwendbarer pharmazeutischer Zubereitungen. Diese können in
unterschiedlicher Formen, wie sie in der Human- oder
Veterinärmedizin üblich sind, hergestellt werden, z. B. als Tabletten
oder Drag´es, Kapseln, Pastillen, Lösungen, Sirups, Suppositorien,
injizierbare Präparationen, Pessare, Cremes, Salben, Lotionen,
Tropfen und Augentropfen. Alle werden nach den herkömmlichen
Verfahren hergestellt.
Der Wirkstoff (das Exopolymer) kann in diese pharmazeutischen
Zubereitungsformen allein oder in Kombination mit anderen
pharmakologisch wirksamen Substanzen eingebracht werden. Zu diesem
Zweck werden die herkömmlichen Trägermittel verwendet, wie z. B.
Talkum, Gummi arabicum, Mannitol, Stärke, Magnesiumstearat,
Kakaobutter, wäßrige oder nichtwäßrige Trägermittel, tierische oder
pflanzliche Fette, Paraffinderivate, Glykole, unterschiedliche
Netzmittel, Dispersionsmittel oder Emulgatoren und
Konservierungsmittel.
In Tierversuchen wurden bei der Maus signifikante
immunmodulatorische Wirkungen bei Dosen zwischen 4-400 µg pro Maus
beobachtet.
Die folgenden Beispiele sollen die vorliegende Erfindung
illustrieren, ohne sie zu beschränken. Sie betreffen insbesondere die
Herstellung des Exopolymers (auch als PB3D bezeichnet) sowie den
Nachweis seiner pharmakologischen Eigenschaften.
Der Stamm 1BS wird bei 37°C unter anaeroben Bedingungen
(Elimination der Luft zu Beginn der Fermentierung) in folgendem
Nährmedium kultiviert:
Pepton (MG < 10 000 Dalton)|5 g/l | |
NaCl | 3 g/l |
Glukose | 10 g/l |
Zystein | 0,5 g/l |
Natriumazetat | 2 g/l |
Na₂HPO₄ | 2.87 g/l |
KH₂PO₄ | 1.12 g/l |
MgSO₄ | 0.09 g/l |
NaH₂PO₄ | 0.15 g/l |
NaHCO₃ | 2.2 g/l |
Tween | 1 ml/l |
Vitaminlösung | 10 ml/l |
Zur Verbesserung der Ausbeute kann auch ein Festsubstrat, wie
CYTODEX® oder etwas Gleichwertiges, zum Kulturmedium gegeben
werden. Unter diesen Bedingungen bildet der Stamm 1BS ein
Exopolymer, das mit Hilfe eines speziell zu diesem Zweck entwickelten
ELISA Testverfahrens im Überstand quantifiziert werden kann. Dieses
Verfahren wird später beschrieben.
10 Liter des oben definierten Kulturmediums werden hergestellt und zur
Sterilisation in einen 12 Liter Fermenter eingebracht. Dieser wird
anschließend mit 1000 ml einer Kultur des über 48 Stunden in demselben
Medium kultivierten 1BS Stamms inokuliert. Ein Gemisch von 90% N₂
und 10% CO₂ wird mit einer Rate von 3 Litern pro Minute während 20
Minuten eingesprudelt.
Die Inkubation erfolgt bei 37°C unter einem N₂/CO₂ Gemisch im
üblichen Verhältnis, welches während der ersten 2 Stunden der
Fermentation ins Medium eingebracht wird, wobei mit einer Drehfrequenz
von 400 rpm gerührt wird. Nach 48 Stunden, d. h. nach Abschluß der
Fermentierung, wird die Menge des gebildeten Polysaccharids mittels
ELISA bestimmt. Die minimale Ausbeute beträgt 35 µg/ml.
Nach Abschluß der Fermentierung werden die Zellen durch
Zentrifugieren abgetrennt. Nach Sedimentieren der Zellen wird der
Überstand unter Verwendung des Geräts des Typus "AMICON Hallow
Fiber H5 P10-43′′ ultrafiltriert. Nur Moleküle mit einem Molekulargewicht
von über 10 000 Dalton werden zurückgehalten. Die Lösung mit dem
gebildeten Polymer wird zehnfach konzentriert und anschließend
dialysiert.
Die konzentrierte Lösung wird mit Alkohol präzipitiert (Äthanol : Wasser,
Volumanteile 3 : 1).
Schließlich wird die mit Äthanol präzipitierte Substanz lyophilisiert.
Das auf diese Weise gewonnene Produkt ist weißlich und sieht faserig
aus.
Aus der obigen Kultur werden 10 Liter der Überstandsflüssigkeit
entnommen und anschließend durch Ultrafiltration auf 1 Liter
konzentriert. Mit destilliertem Wasser wird das Volumen auf 10 Liter
aufgefüllt und dann durch Ultrafiltration wieder auf ca. 1 Liter
reduziert. Dieser Vorgang wird zweimal durchgeführt. Der auf diese
Weise erhaltene 1 Liter konzentrierter Lösung werden anschließend mit
Äthanol (Volumenanteile 3 : 1) präzipitiert. Das entstehende Präzipitat
wird lyophilisiert und liefert ca. 400 mg Lyophilisat.
Bei dem verwendeten Antigen handelt es sich um eine
Polysaccharidzubereitung, deren Reinheit durch zusätzliche
Deproteinisierung mit Phenol gewährleistet wird. Zusammen mit
komplettem Freund-Adjuvans wird einem Kaninchen eine Anfangsdosis
von 0.5 mg in Form von zwei Injektionen, eine intraperitoneal und eine
subkutan, verabreicht. Die Injektion wird am 15. Tag wiederholt, wobei
nun inkomplettes Freund-Adjuvans angewandt wird. Nach weiteren 15
Tagen wird dem Kaninchen Blut entnommen, um ein Antiserum mit hohen
Antikörperkonzentrationen zu erhalten, so daß das chromatographisch
auf einer SEPHADEX G 200 Säule gereinigte und das im Überstand der
Bifidobacterium Kulturen nach Präzipitation mit Äthanol vorhandene
Exopolymer mittels ELISA identifiziert werden kann.
Der ELISA Test wird auf einer Mikroplatte durchgeführt. Das Antigen
wird adsorbiert. Freigelassene Vertiefungen werden mit Serumnalbumin
gefüllt. Dann wird unter Verwendung der spezifischen, vom Kaninchen
gewonnenen Antikörper inkubiert. Anschließend werden die gegen die
Kaninchenantikörper gerichteten Antikörper hinzugefügt. Diese sind mit
alkalischer Phosphatase konjugiert. Schließlich wird das Substrat
(Orthonitrophenylphosphat) hinzugefügt. Nach Inkubation wird die
Reaktion unter Verwendung von 3 M. NaOH unterbrochen. Die optische
Dichte (Absorption) wird bei 405 nm auf einem ELISA Lesegerät
gemessen. Durch dieses Verfahren werden ausreichend hohe
Antikörpertiter erzielt, um positive Ablesungen bei
Antiserumverdünnungen von 10-4 von gereinigten Antigenen in
Konzentrationen von 4 µg zu ermöglichen.
- 1) Die gewonnene Substanz besteht im wesentlichen aus Gluziden
(Messung mit dem Phenol/Schwefelsäure-Verfahren) und Proteinen
(Messung mit dem Lowry-Verfahren) im Verhältnis 5 : 1.
Gemäß der Analyse durch Ionenausschlußchromatographie oder Gaschromatographie enthält die Substanz keine Nukleinsäuren. In keinem Fall enthält das Hydrolysat irgendwelche Pentosen. Entsprechend den nach Extraktion mit n-Heptan durch Gaschromatographie ermittelten Ergebnissen ist die Substanz frei von Lipiden und nach den Messungen durch Ionenausschlußchromatographie frei von organischen Säuren. - 2) Nach den mittels Hochdruckflüssigkeitschromatographie (HPLC) auf einer RP-8 300 Å Säule ermittelten Ergebnissen ist die Substanz von der Art der Glykoproteine.
- 3) Nach den mittels Ionenausschluß-, Dünnschicht- und Gaschromatographie ermittelten Ergebnissen besteht der Gluzidteil aus Glukose und Galaktose.
- 4) Nach den mittels Gaschromatograpie von hydrolysierten (durch Methanolyse) und anschließend azetylierten (durch Trifluorazetylierung) Monomeren ermittelten Ergebnissen sind Glukose und Galaktose in einem Verhältnis von 3 : 2 vorhanden.
- 5) Nach dem durch Gaschromatographie an methylierten (durch Methanolyse) und anschließend azetylierten (durch Trifluorazetylierung) Monomeren ermittelten Chromatogramm ist der Polysaccharidteil mit den Bindungen 1-2, 1-3, 1-4 und 1-6 verzweigt.
- 6) Die anhand der Fähigkeit zur Stimulation der Vermehrung plaquebildender Zellen (PFC) gemessene biologische Aktivität geht vom Gluzidteil aus und bleibt nach Behandlung mit einer den Proteinteil zerstörenden Proteinase K bestehen.
- 7) Nach den durch Chromatographie auf SEPHADEX G 200
(Spitzenwert des niedrigen Molekulargewichts) ermittelten
Ergebnissen liegt das ungefähre Molekulargewicht zwischen 20 000
und 30 000 Dalton.
Das Exopolymer kann Aggregate mit einem Molekulargewicht von ca. 10⁶ Dalton bilden, die im Gleichgewicht mit Einheiten niedrigen Molekulargewichts stehen.
Die Proliferation von Splenozyten in Gegenwart von Mitogenen kann
anhand der Reduktion von MTT (3-(4,5-Dimethylthiazol-2yl)-2,5-Diphenyltetrazoliumbromid)
zu Formazan durch die Dehydrogenase der
Mitochondrien bestimmt werden.
Die Proliferation (Splenozyten der Maus C57BL/6) wird durch die
optische Dichte (Absorption) bei 560 nm als Funktion der Konzentration
von PB3D oder dem als Referenz dienenden LPS ausgedrückt:
PB3D induziert im Vergleich zu LPS eine etwas geringere Proliferation.
Bei der Maus führt das Exopolymer zu einer unspezifischen Stimulation
der Bildung antikörperproduzierender Zellen, wenn es zusammen mit
Schafserythrozyten oral oder ohne Schafserythrozyten intraperitoneal
verabreicht wird. Bei der Maus unter Immunsuppression mit
Cyclophosphamid führte das Exopolymer außerdem zu einer
Normalisierung dieser Funktion.
Nach fünftägiger oraler Verabreichung von PB3D und einer
Booster-Dosis am 19. und 20. Tag (Organigramm A) oder ohne
Booster-Dosis (Organigramm B) wird in Abhängigkeit von den
verabreichten Dosen in der Milz der Maus ein zahlenmäßiger Anstieg der
PFC beobachtet.
Nach intraperitonealer Verabreichung einer Einzeldosis von 400 µg/Maus
PB3D wird nach vier Tagen ein signifikanter Anstieg der PFC-Zahl
beobachtet.
Durch Verabreichung des Exopolymers an Mäuse unter
Immunsuppression mit Cyclophosphamid kann bei behandelten Mäusen
eine im Vergleich zu unbehandelten Mäusen geringere Immunsuppression
bzw. eine raschere Normalisierung der PFC Zahl beobachtet werden.
Verschiedene Immunmodulatoren modifizieren das
immunelektrophoretische Muster der als X, LA und LB bezeichneten
Serumproteine. Das Expolymer der vorliegenden Erfindung führt zu
einer derartigen Modifikation.
Die intraperitoneale Verabreichung von 400 µg/Maus PB3D führt nach 24
Stunden und nach vier Tagen zu einer Modifikation der Serumproteine.
Diese ist mit der vergleichbar, wie sie durch das Lipopolysaccharid von
Escherichia coli (LPS) hervorgerufen wird.
In ähnlicher Weise führt die orale Verabreichung von insgesamt 400 µg
in fünf aufeinanderfolgenden Teildosen von täglich 80 µg zu einer
Proteinveränderung. Diese ist fünf Tage nach Verabreichung des
Exopolymers erkennbar.
Das Exopolymer wird Balb/c Mäusen intravenös (2.5 mg/Maus)
verabreicht. Nach 48 Stunden werden 0.2 ml einer kolloidalen
Kohlenstoffsuspension intravenös injiziert. Das als Clearance
bezeichnete Verschwinden des Kohlenstoffs aus dem Blut wird anhand
des logarithmischen Abfalls des Kohlenstoffspiegels in Abhängigkeit von
der Zeit ausgedrückt. Das Exopolymer steigert die Clearance.
Bei Mäusen unter Immunsuppression mit Cyclophosphamid und
Kälteexposition konnte beobachtet werden, daß das Exopolymer der
vorliegenden Erfindung die unspezifische Abwehrkraft des Wirts
gegenüber einer bakteriellen Infektion, wie sie durch Pseudomonas an
den Schleimhäuten hervorgerufen wird, oder einer Virusinfektion
(Coxsackie B Virus) steigert.
Durch intraperitoneale Verabreichung von 200 mg/kg Cyclophosphamid
wird eine Immunsuppression hervorgerufen. Die fünftägige orale
Behandlung mit dem Exopolymer (80 µg/Maus/Tag) beginnt am dritten
Tag danach. Die Kontrolltiere erhalten eine äquivalente Menge
Kochsalzlösung. Einige Stunden nach Behandlungsende werden die
Mäuse intranasal mit einem für die Maus pathogen gemachten Stamm von
Pseudomonas aeruginosa infiziert. In der Gruppe der behandelten
Mäuse besteht eine höhere Überlebensrate:
Durch intraperitoneale Verabreichung einer Einzeldosis von 200 mg/kg
Cyclophosphamid wird eine Immunsuppression hervorgerufen. Die
fünftägige orale Behandlung mit dem Exopolymer (80 µg/Maus/Tag)
beginnt am dritten Tag danach. Die Kontrolltiere erhalten eine
äquivalente Menge Kochsalzlösung. Einige Stunden nach
Behandlungsende erfolgt eine intraperitoneale Infektion der Mäuse mit
dem Coxsackie B5 Virus (0.5 ml mit 10⁷ PFU). Die Überlebensrate ist
in der Gruppe der behandelten Mäuse höher.
Das Exopolymer der vorliegenden Erfindung kann bei AKR Mäusen
(einem Stamm von Inzuchtmäusen, die sehr häufig spontane Leukämien
entwickeln) das Auftreten einer Leukämie verzögern. Bei RF Mäusen
kann das Exopolymer außerdem das Auftreten von durch karzinogene
Substanzen wie Methylcholanthren induzierten Leukämien verzögern.
(Der Stamm RF ist ein Inzuchtstamm, bei dem Methylcholanthren ein
rasches Auftreten spontaner Leukämien hervorruft.)
Zwei Gruppen von AKR Mäusen wurden jeden Monat über fünf Tage mit
PB3D oral behandelt, während eine dritte Gruppe die Testsubstanz
nicht erhielt und als Kontrollgruppe diente. Von den beiden
behandelten Gruppen erhielt die eine fünf aufeinanderfolgende
Tagesdosen zu 80 µg/Maus (Gesamtdosis pro Monat 400 µg), während
die andere fünf aufeinanderfolgende Tagesdosen zu 0.8 µg/Maus
(Gesamtdosis pro Monat 4 µg) erhielt.
Bei den behandelten Mäusen zeigte sich ein verzögertes Auftreten der
Leukämie. In der Gruppe unter der Gesamtdosis von 400 µg war dieser
Unterschied eindeutig signifikant. Dies wurde durch einen weiteren
Versuch bestätigt, in welchem die behandelten Gruppen 400 bzw.
40 µg PB3D erhielten.
Während der beiden Monate vor der topischen Anwendung von
Methylcholanthren wurde zwei Gruppen von RF Mäusen in dreiwöchigem
Abstand zweimal PB3D oral verabreicht. Die eine Gruppe erhielt eine
monatliche Gesamtdosis von 400 µg (80 µg/Tag/Maus an fünf
aufeinanderfolgenden Tagen), während der anderen eine monatliche
Gesamtdosis von 4 µg (0.8 µg/Tag/Maus an fünf aufeinanderfolgenden
Tagen) verabreicht wurde. Die Kontrollgruppe blieb unbehandelt.
Durch kutane Applikation an einer gut rasierten Stelle wurde eine
Leukämie induziert. Die Verabreichung von PB3D verzögerte das
Auftreten der Leukämie. In der Gruppe unter 400 µg PB3D war diese
Verzögerung eindeutig signifikant.
Akute Toxizitätstests wurden durch intravenöse Injektion des
Exopolymers in folgenden Dosen vorgenommen: 1 µg, 10 µg, 15 µg, 100 µg,
300 µg, 600 µg und 1200 µg pro Maus in die Schwanzvene von fünf
Mäusen für jede Dosis. Bei den Mäusen, die zwei Monate nach der
Injektion noch immer am Leben waren, traten bei keiner der
verschiedenen Dosen negative Reaktionen auf.
Der Stamm 1BS von Bifidobacterium infantis longum wurde am 6. Juli
1989 bei der "Collection Nationale de Cultures de Microorganismes"
(Institut Pasteur, 25 rue du Docteur Roux, 75724 - Paris, Cedex,
France) hinterlegt. Er trägt die Code Nummer I-885.
Dieser Stamm wurde aus Abwässern isoliert, die Fäkalmaterial
menschlicher Herkunft enthalten. Taxonomisch ist er zwischen
Bifidobacterium infantis und Bifidobacterium longum einzuordnen
und anhand des Profils seiner Strukturkomponenten, der Profile der
Fermentierungskataboliten von D-Glukose, dem Resistenzprofil
gegenüber Antibiotika und der Bildung des Exopolymers der
vorliegenden Erfindung typisierbar.
Claims (12)
1. Extrazelluläres Exopolymer, hergestellt durch Kultivierung eines
Bakterienstammes von Bifidobacterium infantis longum (hinterlegt
unter Nr. I-885 bei der Collection Nationale de Cultures de
Microorganismes, CNCM/Institut Pasteur) unter anaeroben
Bedingungen in einem geeigneten Medium, Entfernung der
Mikroorganismen aus dem Kulturmedium, Isolierung des auf diese
Weise gebildeten Exopolymers, Konzentration und Präzipitation des
genannten Exopolymers durch Zugabe eines organischen
Lösungsmittels sowie anschließende Lyophilisierung des Präzipitats.
2. Exopolymer gemäß Patentanspruch 1 mit immunmodulatorischen
Eigenschaften.
3. Exopolymer gemäß Patentanspruch 1 oder 2, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß es sich im wesentlichen um eine
polysaccharidartige Substanz handelt und in erster Linie Glukose
und Galaktose in einem Verhältnis zwischen 1 : 1 und 4 : 1 enthält
und daß es eine Proteinfraktion mit einem Gewichtsanteil von
maximal 30% enthalten kann.
4. Exopolymer gemäß Patentanspruch 3 mit einem
Glukose-Galaktose-Quotienten in der Größenordnung von 3 : 2.
5. Exopolymer gemäß einem der Patentansprüche 1 bis 4 mit einem
apparenten Molekulargewicht von 10 000 bis 100 000 Dalton,
vorzugsweise zwischen 20 000 und 30 000 Dalton, das Aggregate mit
einem Molekulargewicht von ca. 10⁶ Dalton bilden kann, die im
Gleichgewicht mit den Einheiten niedrigeren Molekulargewichts
stehen.
6. Exopolymer gemäß einem der Patentansprüche 1 bis 5, das keine
Nukleinsäuren, Lipide oder organische Säuren enthält.
7. Herstellungsverfahren des extrazellulären Exopolymers gemäß
Patentanspruch 1, bei dem ein beim CNCM unter Nr. I-885
hinterlegten Bakterienstamm von Bifidobacterium infantis longum
unter anaeroben Bedingungen in einem geeigneten Medium
kultiviert, das auf diese Weise gebildete Exopolymer nach
Entfernung der Mikroorganismen aus dem Kulturmedium isoliert,
konzentriert und durch Zugabe eines organischen Lösungsmittels
präzipitiert und das Präzipitat schließlich lyophilisiert wird.
8. Verfahren gemäß Patentanspruch 7, bei dem das Exopolymer mittels
Ultrafiltration durch eine kalibrierte Porenmembran mit einer
Retentionsschwelle von 10 000 Dalton oder höher aus dem
Kulturmedium isoliert wird.
9. Verfahren gemäß Patentanspruch 7 oder 8, bei dem das aus dem
Kulturmedium isolierte Exopolymer durch Ultrafiltration
konzentriert wird.
10. Verfahren gemäß einem der Patentansprüche 7 bis 9, bei dem das
Exopolymer durch Zugabe von Alkohol, vorzugsweise Äthanol,
präzipitiert wird.
11. Pharmazeutische Zubereitungen, die als Wirkstoff das
extrazelluläre Exopolymer gemäß einem der Patentansprüche 1 bis 6
enthalten.
12. Pharmazeutische Zubereitungen gemäß Patentanspruch 11, die eine
immunmodulatorische, antiinfektiöse und/oder antitumorale
therapeutische Wirkung aufweisen.
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