Eine dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 entsprechende Maschine ist
dem Hauptpatent (Aktenzeichen P 38 24 152.8-26) entnehmbar. Diese
Überwendlich-Nähmaschine läßt sich zur Bildung mehrerer
verschiedenartiger Überwendlich-Sticharten umstellen. Dadurch kann
eine Reihe insbesondere kleinerer Anwender im Gewerbe oder Haushalt
auf die Anschaffung mehrerer Spezialmaschinen verzichten, die nur für
die Bildung einer oder zweier Überwendlichsticharten eingerichtet sind
und sich demgemäß nur für spezielle Stoffarten und entsprechende
Anforderungen an die Stichart eignen. Allen Überwendlich-Sticharten
gemeinsam ist, daß sie zum Zusammennähen zweier Stofflagen bei
gleichzeitigem Einfassen bzw. Versäubern und Sichern der Stoffränder
gegen Ausfransen zeitsparend und sehr effektiv verwendbar sind, wobei
die mit diesen Sticharten hergestellten Nähte eine hohe
Längsdehnfähigkeit aufweisen. Dagegen ist die Nahtzugfestigkeit und
Haltbarkeit bei höheren Beanspruchungen gegenüber aus anderen
Sticharten gebildeten Nähten nicht sehr gut.
Von der Anmelderin wird unter der Typenbezeichnung "Hobbylock 795"
eine Überwendlichnähmaschine vertrieben (siehe Firmenprospekt
......... "für′s Atelier", Drucknummer 23369 3.87 Kala), die
Stichbildewerkzeuge zur Bildung einer Überwendlichnaht des Stichtyps
503 nach DIN 61 400 in Kombination mit Stichbildewerkzeugen zur Bildung
einer Doppelkettenstichnaht, Stichtyp 401 nach DIN 61 400 im seitlichen
Abstand von der Überwendlichnaht aufweist. Die Nahtkombination
Überwendlichstichnaht und Doppelkettenstichnaht verbindet eine hohe
Längsdehnfähigkeit mit hoher Nahtzugfestigkeit. Allerdings ist die
Überwendlichnaht der Stichart 503 für die Verarbeitung von Strick- und
Wirkwaren zu schmal, um die Ränder der Stofflagen ausreichend zu
sichern.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Einsatzmöglichkeiten
einer Nähmaschine nach dem Hauptpatent P 38 24 152.8-26 zu erweitern.
Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichenteil des Anspruchs 1
angegebene Maßnahme gelöst. Jede mit den Mitteln des Hauptanspruches
zu bildende Überwendlichnaht wird zur Erzielung einer höheren
Festigkeit der Verbindung und einer höheren Beanspruchbarkeit durch
eine Doppelkettenstichnaht des Stichtyps 401 ergänzt, so daß die
bestehenden Möglichkeiten der Bildung verschiedener Sticharten
erweitert werden.
Wegen der äußerst engen Platzverhältnisse unter der Stichplatte ist es
vorteilhaft, die zusätzlichen Stichbildewerkzeuge wie in Anspruch 2
angegeben anzuordnen.
Aus den in Anspruch 3 angegebenen Maßnahmen ergeben sich vielfältige
Einsatzmöglichkeiten einer einzigen Nähmaschine. Dadurch kann die
Maschine für nahezu alle in der Praxis vorkommenden Zusammennäh- und
Einfaßarbeiten genutzt werden.
Die Erfindung ist nachfolgend anhand der beigefügten Zeichnung näher
erläutert.
Es zeigt:
Fig. 1 die Stichbildewerkzeuge einer Überwendlichnähmaschine
nach der Erfindung mit Teilen ihrer
Antriebsvorrichtungen,
Fig. 2 eine vergrößerte Ansicht der Führungsstange mit dem in
einem Träger befestigten Überwendlichgreifer und dem
teilweise dargestellten Untergreifer und
Doppelkettenstichgreifer in einer Stellung zur Bildung
der in Fig. 4 dargestellten Sticharten 401 und 512, DIN
61 400,
Fig. 3 eine Draufsicht auf die Anordnung der Fig. 2,
Fig. 4 eine schaubildliche Darstellung der Sticharten 401 und
512,
Fig. 5 eine der Fig. 2 ähnliche Darstellung in einer Stellung
zur Bildung der in Fig. 7 dargestellten Sticharten 401
und 514, DIN 61 400,
Fig. 6 eine Draufsicht auf die Anordnung der Fig. 5,
Fig. 7 eine schaubildliche Darstellung der Sticharten 401 und
514,
Fig. 8 veranschaulicht die Bildung der Sticharten 401 und 512,
Fig. 9 veranschaulicht die Bildung der Sticharten 401 und 514
und
Fig. 10 zeigt die Stichart 504 zusammen mit der Stichart 401.
Wie Fig. 1 zeigt, ist auf der Schwingwelle 1 der Nadelantriebshebel 2
befestigt, dessen gabelförmiges Ende 3 durch einen Lenker 4 mit dem
auf der Nadelstange 5 befestigten Nadelstangenzapfen 6 gelenkig
verbunden ist. Die Nadelstange 5 ist in gehäusefesten Lagerbüchsen 7,
8 auf- und abbewegbar, wie mit Pfeil 9, Fig. 1, angegeben. Am unteren
Ende der Nadelstange 5 ist ein Nadelhalter 10 befestigt, in den drei
fadenführende Nadeln 11, 12, 13 eingesetzt und befestigt sind. Die
Nadel 13 ist seitlich versetzt zu den in einer Linie quer zur
Nähgutvorschubrichtung angeordneten Nadeln 12, 13 und vor diesen
angeordnet.
Mit den Nadeln 11, 12 arbeiten ein fadenführender Untergreifer 14 und
ein fadenführender Überwendlichgreifer 15 und mit der Nadel 13
arbeitet ein fadenführender Doppelkettenstichgreifer 16 zusammen. Der
Untergreifer 14 ist in einem auf der Schwingwelle 17 aufgeklemmten
Greiferhalter 18 befestigt und führt eine Schwingbewegung entsprechend
dem Pfeil 19 aus.
Der Antrieb der Überwendlichgreifer-Führungsstange 20, die in einem
Dreh-Schiebegelenk 21 längsverschiebbar geführt ist, erfolgt von einer
Schwingwelle 22 über einen Antriebshebel 23, der mit dem unteren
gabelförmigen Ende 24 der Führungsstange 20 gelenkig verbunden ist.
Das obere Ende der Führungsstange 20 ist im Durchmesser reduziert, wie
in Fig. 1, 2 und 5 erkennbar. Ein winkelförmiger Greiferträger 25, der
in seinem einen Schenkel 26 einen Längsschlitz 27 aufweist, ist auf
das Ende der Führungsstange 20 aufgesetzt. In dem nach unten ragenden
Schenkel 28 des Greiferträgers 25 ist eine Bohrung zur Durchführung
des Schaftes 29 des Überwendlichgreifers 15 vorgesehen, in dem er mit
einer Schraube 30 befestigt ist. Der Überwendlichgreifer 15 weist in
der Nähe seiner Fangspitze 31 eine Fadenöse 32 auf, die von einer
Fadenführungsrille 33 ausgeht, welche sich an eine den Greiferkörper
durchsetzende Fadenzuführbohrung 34 anschließt. Zur Abstützung des vom
Überwendlichgreifer 15 aufgenommenen Untergreiferfadens weist der
Überwendlichgreifer 15 eine Fadenfangschulter 35 auf. Er führt eine
Bewegung um die Kante des Nähgutes W entsprechend dem Pfeil 36, Fig.
1, aus.
Der Schenkel 26 des Überwendlich-Greiferträgers 25 weist einen Ansatz
37 auf, in dem zwei V-förmige Rastnuten 38, 39 für einen Federbügel 40
ausgebildet sind, der mit einer Schraube 42 unter Zwischenschaltung
einer an der Unterseite entsprechende Rillen für die Schenkel 41 des
Federbügels 40 aufweisenden Klemmscheibe an der Führungsstange 20
befestigt ist. Am Greiferträger 25 ist ein Handgriff 44 zum
Verschieben des Greiferträgers 25 von der einen in die andere der
durch den Federbügel 40 in Verbindung mit den Rastnuten 38, 39
bestimmten Arbeitsstellungen des im Greiferträger 25 befestigten
Überwendlichgreifers 15 vorgesehen.
Der zur Bildung der Stichart 401, DIN 61 400 mit der Nadel 13
zusammenarbeitende Doppelkettenstichgreifer 16 ist an einem
Greiferhalter 45 befestigt, der auf eine Schwingwelle 46 aufgeklemmt
ist. Der Schwingwelle 46 werden außer ihren oszillierenden
Schwingbewegungen in Richtung des Pfeiles 47, Fig. 1, auch noch axiale
Verschiebebewegungen in Richtung des Pfeiles 48 erteilt. Aus beiden
Bewegungsanteilen ergibt sich für die Fangspitze 49 des
Doppelkettenstichgreifers 16 eine ellipsenförmige Bewegungsbahn 50,
Fig. 8, 9, um die Bewegungsbahn der Nadel 13 zum Erfassen und Abwerfen
der Schlinge 53 des Nadelfadens 51.
In der einen Arbeitsstellung (Fig. 2, 3) des Überwendlichgreifers 15,
in der der Federbügel 40 in der Rastnut 39 einrastet, wird durch das
Zusammenwirken der in Richtung des Pfeiles 9 bewegbaren Nadeln 11, 12,
des in Richtung des Pfeiles 36 um die Kante des Nähgutes W bewegbaren
Überwendlichgreifers 15 und des in Richtung des Pfeiles 19 schwingend
angetriebenen Untergreifers 14 eine Naht der Stichart 512, DIN 61 400,
gebildet. Das ist eine imitierte Vierfaden-Sicherheitsnaht. Fig. 4 und
8 zeigen diese Naht zusammen mit der Doppelkettenstichnaht, Stichart
401.
In der anderen Arbeitsstellung (Fig. 5, 6) des Überwendlichgreifers
15, in der der Federbügel 40 in der Rastnut 38 einrastet, wird die
vierfädige Überwendlichnaht, Stichart 514, DIN 61 400, gebildet. Fig. 7
und 9 zeigen diese Naht zusammen mit der Doppelkettenstichnaht,
Stichart 401.
Arbeitsweise
Zur Bildung der aus dem Nadelfaden 51 und dem Greiferfaden 52
bestehenden Doppelkettenstichnaht, Stichart 401 nach DIN 61 400 sticht
die den Nadelfaden 51 führende Nadel 13 in das Dreieck ein, das von
der beim Vorschwingen durch den Doppelkettenstichgreifer 16 erfaßten
und um ihn liegenden Schlinge 53 des Nadelfadens 51, den von der
Fadenöse 16 a zum Stichloch reichenden Schenkel 52 a des Greiferfadens
52 und den Doppelkettenstichgreifer 16 gebildet wird. Beim
Rückschwingen des Doppelkettenstichgreifers 16 wird die Schlinge 53
abgeworfen und durch den bekannten Fadenleger gegen die
Nähgutunterseite gezogen.
Zur Bildung der in Fig. 4 und 8 dargestellten imitierten
Sicherheitsnaht, Stichart 512 nach DIN 61 400, die aus den Nadelfäden
54, 55, dem Untergreiferfaden 56 und dem Überwendlichgreiferfaden 57
besteht, wird der Greiferträger 25 mit dem den
Überwendlichgreiferfaden 57 führenden Überwendlichgreifer 15 in die in
Fig. 2 und 3 gezeigte erste Arbeitsstellung gebracht, in der der
Federbügel 40 in der Rastnut 39 eingerastet ist und die Fadenöse 32
des Überwendlichgreifers 15 sich beim sogenannten Abstich, bezogen auf
Fig. 2, 3 und 8 zwischen den Bewegungsbahnen der beiden Nadeln 11 und
12 befindet.
Die Stichbildung erfolgt in der Weise, daß der Untergreifer 14 bei der
Vorschwingbewegung in die Schlingen 58, 59 der Nadelfäden 54, 55
eindringt. Der Überwendlichgreifer 15 nimmt bei seiner nach aufwärts
und seitwärts gerichteten Bogenbewegung entsprechend dem Pfeil 36,
Fig. 1, den in Fig. 8 auf der Rückseite des Untergreifers 14 aus
dessen Fadenöse 14 a austretenden Untergreiferfaden 56 hinter der
Fadenöse 14 a auf. Dieser wird von der Fangschulter 35 des
Überwendlichgreifers 15 aufgefangen, so daß er, wie in Fig. 8
dargestellt, als Schlinge über dem Überwendlichgreifer 15 liegt, deren
nadelseitiger Schenkel 60 zur Verschlingung 61 mit dem
Überwendlichgreiferfaden 57 an der Nähgutkante und deren nadelferner
Schenkel 62 von der Fangschulter 35 durch die Verschlingung 63 mit den
beiden Nadelfadenschlingen 58, 59 zur Fadenöse 14 a reicht. Der auf der
Nadelseite aus der Fadenöse 32 austretende, zur Verschlingung 61
reichende Teil 64 des Überwendlichgreiferfadens 57 wird durch den
Nähgutvorschub der Nadel 11 mit dem Nadelfaden 54 so vorgelegt, daß
die Nadel 11 in das durch den von der Fadenöse 32 zur Verschlingung 61
des Untergreiferfadens 56 mit dem Überwendlichgreiferfaden 57 an der
Nähgutkante reichenden Schenkel 64 des Überwendlichgreiferfadens 57,
den nadelseitigen Schenkel 60 des um den Überwendlichgreifer 15 in
dessen Fangschulter 35 liegenden Untergreiferfadens 56 und den
Überwendlichgreifer 15 selbst gebildete Dreieck einsticht, während die
Nadel 12 mit dem Nadelfaden 55 nur das Nähgut W durchsticht. Der
Untergreifer 14 wirft bei seiner Rückschwingbewegung die
Nadelfadenschlingen 58, 59 ab, die dann durch den üblichen Fadenleger
angezogen werden, so daß an der Unterseite des Nähgutes die Verkettung
des Untergreiferfadens 56 durch die Nadelfäden 54, 55 erfolgt. An der
Oberseite des Nähgutes ist der Überwendlichgreiferfaden 57 lediglich
mit dem Nadelfaden 54 verkettet.
Zum Wechsel von der Stichart 512 zur Stichart 514 braucht der
Greiferträger 25 mit dem Überwendlichgreifer 15 lediglich in die
zweite Arbeitsstellung soweit zu den Nadeln 11, 12 hin vorgeschoben zu
werden, daß der Federbügel 40 in der Rastnut 38 einrastet. In dieser
zweiten Arbeitsstellung, Fig. 5, 6 und 9, liegt die Bewegungsbahn der
Nadeln 11 und 12 rechts von der Fadenöse 32. Die Nadeln 11 und 12 mit
den Fäden 54 und 55 stechen dann, nachdem der Untergreifer 14 in die
Nadelfadenschlingen 58, 59 eingedrungen, der von ihm geführte
Untergreiferfaden 56 vom Überwendlichgreifer 15 auf der Nadelseite
hinter der Fadenöse 14 a aufgenommen und der auf der Nadelseite aus der
Fadenöse 32 des Überwendlichgreifers 15 austretende
Überwendlichgreiferfadenschenkel 64 den Nadeln 11, 12 vorgelegt worden
ist, beide in das beim Nähgutvorschub durch den Schenkel 64 des
Überwendlichgreiferfadens 57, den Schenkel 60 des Untergreiferfadens
56 und den Überwendlichgreifer 15 gebildete Dreieck ein und
durchdringen das Nähgut W. Dabei wird der Überwendlichgreiferfaden 57
an der Nähgutoberseite mit beiden Nadelfäden 54, 55 verkettet und an
der Nähgutunterseite wird der an der Nähgutkante mit dem
Überwendlichgreiferfaden 57 verschlungene Untergreiferfaden 56 durch
Abwerfen der beiden von ihm erfaßten Nadelfadenschlingen 58, 59, die
durch den Fadenleger an die Nähgutunterseite angezogen werden,
ebenfalls mit beiden Nadelfäden 54, 55 verkettet.
Wie beim Hauptpatent kann durch Entfernen der rechten Nadel 11 mit dem
Greiferträger 25 des Überwendlichgreifers 15 in der zweiten
Arbeitsstellung oder durch Weglassen der linken Nadel 12 mit dem
Greiferträger 25 und dem Überwendlichgreifer 15 in der ersten
Arbeitsstellung die Stichart 504 gebildet werden.