DE3632865C2 - Verbundmaterial und Verfahren zu seiner Herstellung - Google Patents
Verbundmaterial und Verfahren zu seiner HerstellungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verbundmaterial und ein Verfahren zu seiner Herstellung gemäß den Patentansprüchen.
Das Verbundmaterial
mit hoher mechanischer
Festigkeit und ausgezeichneten Temperatureigenschaften
enthält eine ein Polyamid enthaltende Polymermatrix
und Schichten eines Silicats, das ein Tonmineral darstellt,
wobei die Polymermatrix und die Silicatschichten
aneinander gebunden und gleichmäßig dispergiert sind.
Es wurde versucht, anorganische Materialien, wie Calcium
carbonat und Tonmineralien (z. B. Glimmer), organischen poly
meren Materialien zuzumischen, um deren mechanische Eigen
schaften zu verbessern. Gemische dieser anorganischen
Additive mit polymeren Materialien bringen jedoch zahl
reiche Nachteile mit sich, z. B. eine Versprödung des Poly
meren aufgrund einer extrem schwachen Wechselwirkung zwi
schen Additiv und Matrixpolymer. Der Anteil an anorganischen
Materialien, die zugemischt werden können, ist also sehr
beschränkt. Es sind Techniken bekannt, gemäß denen diese
anorganischen Materialien mit einem Silankupplungsmittel
vorbehandelt werden können, um eine höhere
Affinität zum Matrixpolymer zu gewährleisten. In diesem
Fall liegen jedoch die organischen und anorganischen Ma
terialien in getrennten Phasen vor, und die Bildung einer
gleichmäßigen Dispersion der letztgenannten Materialien
läßt sich nicht erwarten. Somit ergibt sich eine unzu
reichende Verstärkungswirkung und eine begrenzte Verbesse
rung der Hochtemperatureigenschaften.
Die JA-OS 83551/1982 ("Polyamid enthaltende Harzmasse")
der gleichen Anmelderin soll diese Schwierigkeiten über
winden. In dieser Druckschrift wird eine Polymermatrix
beschrieben, die Polyamid und Vermiculit-Schuppen mit einem
Längenverhältnis von nicht unter 5, die im Polyamid dis
pergiert sind, enthält. Durch Zugabe der Vermiculit-Schup
pen mit einem hohen Längenverhältnis
(Verhältnis von Länge/Dicke eines Teilchens) sollte die
mechanische Festigkeit der organischen polymeren Materialien
verbessert werden. Die gemäß diesem Verfahren erhaltenen
Harzmassen zeigen im Vergleich zu herkömmlichen Harzen eine
verbesserte mechanische Festigkeit, es bestehen jedoch
Schwierigkeiten dahingehend, daß sich ausreichend hohe
Längenverhältnisse nicht erreichen lassen, da zur Bildung
von Vermiculit-Schuppen eine mechanische Zerkleinerung un
erläßlich ist. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin,
daß eine große Additivmenge verwendet werden muß, um un
ter Gefahr von Versprödung aufgrund der schwachen inter
molekularen Bindungskraft zwischen der Mineralschicht und
dem Matrixpolymeren die erforderliche Festigkeit zu er
reichen.
Es wurden bereits Versuche angestellt, Verbundmaterialien
durch Herstellung eines Polymeren, z. B. Polyamid und Poly
styrol, im Zwischenraum zwischen den Schichten eines Ton
materials zu bilden. Mit herkömmlichen Techniken hat es
sich jedoch als schwierig erwiesen, für eine vollständige
Eindringung der Ketten des hergestellten organischen Poly
meren zwischen die Schichten des Tonmaterials zu sorgen. (KOBUNSHI/High
Polymers, Japan (1970), Vol. 19, Seiten 758 bis 764, und
KOUGYOUZAIRYOU (1977), Vol. 25, Nr. 3, Seiten 58 bis 62).
Daher ist die Quellung des Zwischenschichtraums im Ton
mineral begrenzt, was zu einer unzureichenden Dispersion
der Silicatschichten in der organischen Matrix führt. Dies
bringt auch eine Verringerung des Längenverhältnisses des
Tonminerals mit sich, was in ungünstiger Weise den ver
bessernden Einfluß auf die mechanische Festigkeit beein
flußt. Ferner ist die Bindung zwischen der Zwischen
schichtverbindung und dem Matrixpolymeren nicht ausreichend
stark. Infolgedessen kann gemäß diesem Verfahren keine
zufriedenstellende Verstärkung erreicht werden.
Die gemäß den vorerwähnten Verfahren erhaltenen Polyamide
weisen eine breite Molekulargewichtsverteilung auf. Das
Verhältnis vom Zahlenmittel des Molekulargewichts zum
Gewichtsmittel des Molekulargewichts (Mw/Mn) beträgt 6 oder
mehr.
Für einige Vinylverbindungen ist es möglich, Polymere mit
enger Molekulargewichtsverteilung durch "lebende" Anion
polymerisation oder durch Gruppenübertragungspolymerisation
(Journal of the American Chemical Society, Bd. 105 (1983),
S. 5706) herzustellen. Jedoch sind diese Techniken nicht
auf Polyamid anwendbar.
Unter diesen Umständen hat die Anmelderin weitere syste
matische Untersuchungen durchgeführt, um die vorerwähnten
Schwierigkeiten zu lösen. Diese Bemühungen führten zur vor
liegenden Erfindung.
Aufgabe der Erfindung ist es, neue Verbundmaterialien mit
hoher mechanischer Festigkeit und ausgezeichneten Hochtem
peratureigenschaften sowie ein Verfahren zur Herstellung
dieser Materialien bereitzustellen.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht in der Bereit
stellung neuer Verbundmaterialien von enger Molekularge
wichtsverteilung sowie in einem Verfahren zur Herstellung
dieser Materialien.
Das erfindungsgemäße Verbundmaterial umfaßt eine ein Poly
amid enthaltende Polymermatrix und Tonmineralien und ist da
durch gekennzeichnet, daß es in der Polymermatrix ein
gleichmäßig dispergiertes und gequollenes Tonmineral mit
einer Kationenaustauschkapazität von 50 bis 200 Milliäquiva
lent/100 g Tonmineral enthält, in dem die Silicatschichten
0,7 bis 1,2 nm dick sind, der Zwischenabstand mindestens 3 nm
und der Anteil der Silicatschichten 0,5 bis 150 Gewichtsteile
pro 100 Gewichtsteile der Polymermatrix betragen, und wobei
die Silicatschichten im Bereich von 0,25 bis 2 nm² negativ
geladen sind und über ionische Bindungen an positiv geladene
Gruppen des Polyamids gebunden sind.
Diese Materialien besitzen eine außergewöhnlich hohe mechani
sche Festigkeit und ausgezeichnete Hochtemperatureigen
schaften.
Die Verbundmaterialien gemäß einer weiteren Ausführungs
form der Erfindung umfassen eine ein Polyamid enthaltende
Polymermatrix und Schichten eines gleichmäßig in der
Ordnung von Molekülen in der Polymermatrix dispergierten
Silicats, wobei die Silicatschichten jeweils 0,7 bis 1,2 nm
dick sind, der Zwischenschichtabstand mindestens 3,0 nm
beträgt und die Molekulargewichtsverteilung
des Polyamids, ausgedrückt als Verhältnis des Gewichts
mittels des Molekulargewichts (Mw) zum Zahlenmittel des
Molekulargewichts (Mn), 6 oder weniger beträgt. Diese Ma
terialien besitzen eine außergewöhnlich hohe mechanische
Festigkeit und ausgezeichnete Hochtemperatureigenschaften.
Die Molekulargewichtsverteilung des darin enthaltenen Poly
amids ist sehr eng.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung des Verbund
materials umfaßt folgende Stufen:
- (1) ein Quellmittel wird in Kontakt mit einem Tonmaterial mit einer Kationaustauschkapazität von 50 bis 200 Milli äquivalent/100 g Tonmineral gebracht, um einen Komplex zu bilden, der zur Quellung durch ein Polyamidmonomer bei einer Temperatur über dem Schmelzpunkt des Monomeren in der Lage ist;
- (2) der Komplex wird mit dem Polyamidmonomeren vermischt; und
- (3) das in Stufe (2) erhaltene Gemisch wird zur Durchführung der Polymerisation auf eine vorgeschriebene Temperatur erwärmt.
Das erfindungsgemäße Verfahren, das die drei vorerwähnten
Stufen umfaßt, ergibt erheblich verstärkte Verbundma
terialien von hoher mechanischer Festigkeit und ausgezeich
neten Hochtemperatureigenschaften. Das Verfahren ist auch
kostensparend, da keine anschließende Verstärkungsbehand
lung (z. B. erneutes Schmelzen nach der Polymerisation)
erforderlich ist.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren können in der Mischstufe
ein Basenkatalysator und ein Aktivator verwendet werden.
Ferner gestattet es das erfindungsgemäße Verfahren, Ver
bundmaterialien mit enger Molekulargewichtsverteilung her
zustellen.
Das erfindungsgemäße Verfahren führt nicht nur zu Verbund
materialien mit den vorerwähnten ausgezeichneten Eigen
schaften, sondern ermöglicht auch den Wegfall einiger
Stufen, die bei herkömmlichen Herstellungsverfahren uner
läßlich sind.
Nach dem Stand der Technik sind bereits Polyamid-Verbundmate
rialien bekannt, und zwar aus JP 55/038 865 (Derwent-Abstr.
31 735C/18), JP 51/109 998 (Derwent-Abstr. 85 836X/46) und
JP 48/103 653 (Derwent-Abstr. 50 862V/28).
JP 55/038 865 und JP 48/103 653 liegt im Unterschied zur vor
liegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, insbesondere den
Oberflächenglanz von Folien und anderen Gegenständen aus Po
lyamid zu verbessern. Nach den dort beschriebenen Herstel
lungsverfahren wird jedoch keine Kombination mit dem Polyamid
über ionische Bindungen erreicht, so daß im Vergleich mit den
erfindungsgemäßen Verbundmaterialien eine geringere Festig
keit zu erwarten ist.
Ferner ist darauf hinzuweisen, daß in JP 55/038 865,
JP 51/109 998 und JP 48/103 653 keine Lehre dahingehend zu
finden ist, daß die Tonmineralien in kristalline Silicat
schichten aufgetrennt sind. Auch daraus resultiert, daß die
Materialien gemäß dem Stand der Technik eine geringere mecha
nische Festigkeit aufweisen.
Schließlich findet sich in JP 55/038 865, JP 51/109 998 und
JP 48/103 653 keine Lehre, daß ein Zwischenschichtabstand von
mindestens 3 nm eingehalten werden soll. Es liegen also bei
diesen bekannten Materialien willkürliche Zwischenschichtab
stände vor, so daß diese Materialien eine schlechtere Zugfe
stigkeit als die Matrix selbst, z. B. Nylon-6, aufweisen.
In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, daß eine Hy
bridisierung eines Tonminerals durch Dispergieren desselben
in einem Polyamid die mechanische Festigkeit, z. B. die Zugfe
stigkeit, der ursprünglichen Matrix verringert. Ein derarti
ger Sachverhalt ist in JP 55/038 865, JP 51/109 998 und
JP 48/103 653 gegeben. Gemäß JP 51/109 998 wird zwar ein Ver
fahren zur Bildung eines Komplexes aus Polyamid und Ton mit
dem Ziel angegeben, einen erheblichen Festigkeitsverlust bei
der Hybridisierung mit dem Ton zu vermeiden. Jedoch gelingt
dies nur in begrenztem Umfang. Beispielsweise weist das Pro
dukt von Beispiel 2 aus JP 51/109 998 eine Festigkeit von 30
bis 80% im Vergleich zu Nylon-6 auf. Der in JP 51/109 998
angegebene herkömmliche Komplex weist 9 bis 23% der Festig
keit von Nylon-6 auf. Somit gelingt zwar gemäß JP 51/109 998
eine Verminderung der durch Vermischen mit Ton bewirkten
Festigkeitseinbuße, jedoch ist das Ergebnis immer noch nicht
zufriedenstellend. Ähnlich ist die Situation bei
JP 55/038 865 und JP 48/103 653.
Weitere Polyamid-Verbundmaterialien werden in JP 58/059 817
(Derwent-Abstr. 47 880K/20), JP 53/069 297 (Derwent-Abstr.
54 338A/30), JP 50/027 851 (Derwent-Abstr. 46 830W/28) und
JP 74/020 249 (Derwent-Abstr. 44 766V/24) beschrieben. Da bei
der Herstellung der Verbundmaterialien gemäß diesen Druck
schriften jedoch keine Quellung vorgesehen ist bzw. entspre
chende Reagenzien nicht erwähnt werden, sind diese Materia
lien mit den erfindungsgemäßen Materialien nicht vergleich
bar.
Nachstehend wird das erfindungsgemäße Verbundmaterial
näher erläutert.
Bei der Polymermatrix im erfindungsgemäßen Verbundmaterial
handelt es sich um ein Polyamid enthaltendes Harz, d. h.
ein Polyamid oder ein Gemisch aus einem Polyamid mit an
deren Polymeren. Unter Polyamid sind beliebige Polymere
mit Amidbindungen (-CONH-) zu verstehen, beispielsweise
Nylon-66, Nylon-6 und Nylon-11. Je größer der Anteil des
Polyamids in der Polymermatrix ist, desto ausgeprägter
sind die erfindungsgemäß erzielten Wirkungen. Jedoch tre
ten die erfindungsgemäßen Wirkungen auch noch bei Polyamidan
teilen von nur 10 Gewichtsprozent auf.
Bei den Silicatschichten im erfindungsgemäßen Verbund
material, die dem Polymermaterial hohe mechanische Festig
keit und ausgezeichnete Hochtemperatureigenschaften ver
leihen sollen, handelt es sich um Schichten aus Aluminium- oder
Magnesium-phyllosilicat von 0,7 bis 1,2 nm
Dicke. Diese Phyllosilicate sind negativ geladen (infolge
eines isomorphen Ionenaustausches) und zeigen
je nach der Dichte und Verteilung der negativen Ladungen
unterschiedliche Eigenschaften. In den erfindungsgemäßen Verbundmate
rialien werden Silicatschichten verwendet, bei denen der
durch die negativen Ladungen belegte Bereich jeweils 0,25
bis 2,00 nm² beträgt. Die erfindungsge
mäßen Verbundmaterialien umfassen eine ein Polyamid ent
haltende Polymermatrix gemäß den vorstehenden Angaben
und die vorerwähnten Silicatschichten, die gleichmäßig in
der Ordnung von Molekülen in der Polymermatrix disper
giert sind, wobei die Silicatschichten jeweils 0,7 bis
1,2 nm dick sind und der Zwischenschichtab
stand mindestens 3,0 nm beträgt.
Der Anteil der in der Polymermatrix dispergierten Silicat
schicht beträgt vorzugsweise 0,5 bis 150 Gewichtsteile
pro 100 Gewichtsteile der Polymermatrix. Liegt dieser An
teil unter 0,5 Gewichtsteilen, so ist keine ausreichende
Verstärkungswirkung zu erwarten. Übersteigt dieser Anteil
andererseits 150 Teile, so handelt es sich beim gebildeten
Produkt um eine pulverartige Zwischenschichtmasse, die
nicht für Formkörper verwendet werden kann.
Ferner ist es bevorzugt, daß das erfindungsgemäße Verbund
material einen Zwischenschichtabstand von mindestens 3,0 nm
(30 Å) aufweist und die Silicatschichten mit einem Teil der
Polyamidkette über ionische Bindungen kombiniert sind. Je
größer der Zwischenschichtabstand ist, desto besser sind
die mechanische Festigkeit und die Hochtemperatureigen
schaften. In diesem Fall erfolgt eine Kombination der ne
gativ geladenen Silicatschichten über ionische Bindungen
mit Ammoniumionen (-NH₃⁺), Trimethylammoniumionen
(-N⁺(CH₃)₃) oder mit Kationen der Formel -NX⁺, in denen
X die Bedeutung H, Cu oder Al hat, (gebildet durch Um
setzung von Polyamidmonomeren und anorganischen Molekülen).
Diese Kationen werden über kovalente Bindungen an die Haupt
kette oder an Seitenketten des Polyamids gebunden.
Vorzugsweise hat beim erfindungsgemäßen Verbundmaterial
die Molekulargewichtsverteilung des enthaltenen Polyamids
einen Wert von 6 oder darunter, ausgedrückt als Verhältnis
des Gewichtsmittels des Molekulargewichts (Mw) zum Zahlen
mittel des Molekulargewichts (Mn).
Nachstehend wird das erfindungsgemäße Verfahren zur Her
stellung des Verbundmaterials näher erläutert.
Die erste Stufe besteht darin, ein Quellmittel in Kontakt
mit einem Tonmaterial mit einer Kationaustauschkapazität
von 50 bis 200 Milliäquivalent pro 100 g Tonmineral zu
bringen, wobei das Quellmittel am Tonmineral adsorbiert
und ein Komplex gebildet wird, der der Quellung durch ein
Polyamidmonomer bei einer Temperatur über dem Schmelzpunkt
des Monomeren unterliegen kann.
Dies kann erreicht werden, indem man das Tonmineral in
eine wäßrige Lösung mit einem Gehalt an dem Quellmittel
eintaucht und anschließend das behandelte Tonmineral zur
Entfernung von überschüssigen Ionen mit Wasser wäscht oder
indem man eine wäßrige Suspension des Tonminerals mit
einem vorher mit dem Quellmittel behandelten Kationenaus
tauscherharz vermischt und dadurch den Ionenaustausch
vorgang durchführt.
Beim im erfindungsgemäßen Verbundmaterial verwendeten Tonmineral handelt es
sich um ein beliebiges Tonmineral (sowohl natürlich als
auch synthetisch) mit einer Kationaustauschkapazität von
50 bis 200 Milliäquivalent/100 g und einer großen Kon
taktfläche mit dem verwendeten Monomeren. Typische Bei
spiele hierfür sind Smectit-Tonmaterialien (z. B. Mont
morillonit, Saponit, Beidellit, Nontronit, Hectorit und
Stevensit), Vermiculit und Halloysit. Bei einem Tonmineral,
dessen Kationaustauschkapazität 200 Milliäquivalent/100 g
übersteigt, ist die Zwischenschicht-Bindungskraft zu stark,
als daß die gewünschten erfindungsgemäßen Verbundmate
rialien erhalten würden. Liegt andererseits die Kapazität
unter 50 Milliäquivalent/100 g, so sind Ionenaustausch
oder Adsorption des Quellmittels (mit einem Gehalt an or
ganischen oder anorganischen Kationen), was einen wesent
lichen Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens darstellt,
nicht ausreichend, so daß es schwierig wird, die erfin
dungsgemäß gewünschten Verbundmaterialien herzustellen.
Vorzugsweise wird das Tonmineral vor seiner Verwendung
mittels eines Mischers, einer Kugelmühle, einer Vibrations
mühle, einer Stiftmühle oder einer Strahlmühle zur ge
wünschten Form und Größe zerkleinert.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren ist ein Ionenaustausch
wesentlich, da Zwischenschicht-Kationen oder austauschbare
Kationen, die üblicherweise in natürlichen und synthetischen
Tonen vorliegen, wie Na⁺, Ca2+, K⁺ und Mg2+, nicht ge
eignet sind und für die erfindungsgemäßen Zwecke mit an
deren Kationen ausgetauscht werden sollen.
Das Quellmittel dient zur Expansion des Zwischenschicht
abstands in einem Tonmaterial und erleichtert somit die
Aufnahme des Polymeren zwischen den Silicatschichten. Hier
bei handelt es sich um mindestens ein anorganisches Ion,
wie Kupferionen (Cu2+), Wasserstoffionen (H⁺) und Alu
miniumionen (Al3+) oder um mindestens ein organisches Kation,
z. B. 12-Aminododecansäure-Ionen (H₃N⁺C₁₂H₂₄COOH)
und Dodecylammoniumionen (H₃N⁺C₁₂H₂₅).
Werden in diesem Fall ein basischer Katalysator und ein
Aktivator in der darauffolgenden Mischstufe nicht zugesetzt,
so soll es sich beim organischen Kation vorzugsweise um
ein Kation mit einer Carboxylgruppe handeln. Bei derartigen
carboxylhaltigen organischen Kationen handelt es sich um
solche der Formel X⁺-P-COOH, wobei X⁺ für Ammoniumionen (NH₃⁺)
oder Trimethylammoniumionen (N⁺(CH₃)₃) und R für
einen Alkylenrest steht, der Phenylen
Vinylen (-CH=CH-) Verzweigungen
enthalten kann. Typische Beispiele sind 4-Amino-n-buttersäureionen
(NH₃⁺C₃H₆COOH), 6-Amino-n-capronsäureionen
(NH₃⁺C₅H₁₀COOH), ω-Aminocaprylsäureionen
(NH₃⁺C₇H₁₄COOH), 10-Aminodecansäureionen (NH₃⁺C₉H₁₈COOH),
12-Aminododecansäureionen (NH₃⁺C₁₁H₂₂COOH), 14-Aminotetra
decansäureionen (NH₃⁺C₁₃H₂₆COOH), 16-Aminohexadecansäure
ionen (NH₃⁺C₁₅H₃₀COOH) und 18-Aminooctadecansäureionen
(NH₃⁺C₁₇H₃₄COOH). Diese Ionen werden entweder allein oder
in Kombination untereinander verwendet.
Die Tonmineralien mit diesen auf die vorstehend beschrie
bene Weise ausgetauschten Ionen besitzen eine katalytische
Aktivität zur Ringöffnungspolymerisation von Lactamen
(z. B. ε-Caprolactam) und sind auch in der Lage, in die so
gebildeten Polyamide oder in die Polyamide, die durch de
hydratisierende Kondensation von Aminosäuren oder Nylon
salzen gebildet worden sind, zwischen die Silicatschichten
einzudringen. Die Verwendung von derartigen, dem Ionen
austausch unterworfenen Tonmineralien ermöglicht die Her
stellung der erfindungsgemäßen superdispergierten Verbund
materialien. Bei der Polymerisation des Polyamidmonomeren
bilden anorganische Ionen Cu.HN⁺- oder H₃N⁺-Kationen, die
sich über ionische Bindungen einerseits mit dem Ton und
über Amidbindungen andererseits mit der Polymerkette ver
binden. Eine derartige Wirkung läßt sich nicht erwarten
von oberflächenaktiven Mitteln, die herkömmlicherweise für die
lipophile Oberflächenbehandlung von Tonmineralien verwendet
werden, bei denen die Fähigkeit zur Initiierung der Poly
merisation, zum Eindringen in das gebildete Polyamid zwi
schen den Silicatschichten und zur Verbindung mit der or
ganischen Polymerkette fehlt.
Das carboxylhaltige organische Kation soll vorzugsweise
eine Größe von etwa 1,20 bis 5,0 nm²
(als projizierte Fläche) aufweisen, um (1) in die Lactam
verbindung einzudringen, (2) die Verdampfung des Lactams
zu unterdrücken und (3) eine ausreichende Verstärkung
des Tonminerals zu bewirken. Dieser Größenbereich ent
spricht der Beziehung 11 n 20, wenn R die Bedeutung
-(CH₂)n- hat. Wenn die Beziehung n < 11 gilt, so kommt es
nicht zur bereitwilligen Koagulation des behandelten Ton
minerals aus der wäßrigen Phase, wodurch Filtrieren und
Waschen stark erschwert werden. Ferner ist die hygroskopi
sche Beschaffenheit der Oberfläche des Tonminerals unzu
reichend und die Lactammoleküle dringen nicht vollständig
zwischen die Silicatschichten ein. Gilt andererseits die
Beziehung n < 20, so ist das Quellmittel in Wasser nur
mäßig löslich, was den Ionenaustausch sehr erschwert.
Die vorstehend beschriebenen anorganischen und organischen
Kationen sind in der Lage, in die Moleküle des Polyamid
monomeren zwischen den Silicatschichten des Tonminerals
einzudringen, die Ringöffnungspolymerisation der Lactame
zu initiieren und ferner in die bei fortschreitender Poly
merisation gebildeten Polymeren einzudringen. Der Grund,
warum derartige Kationen speziell diese Eigenschaften auf
weisen, ist nicht klar. Es kann jedoch angenommen werden,
daß im Fall der organischen Ionen deren erhebliche Größe
dazu beiträgt, den Zwischenschichtraum erheblich zu erwei
tern, und daß die Wechselwirkung zwischen der Carboxyl
gruppe dieser Ionen und den Aminogruppen des Polyamidmono
meren zur wirksamen Aufnahme der Monomermoleküle im erwei
terten Zwischenschichtraum beitragen kann. Vermutlich gilt
das gleiche auch für Cu2+, Al2+ und H⁺. Für diese Ionen
wird auch angenommen, daß sie eine starke Fähigkeit zum
Eindringen in die Monomeren zwischen die Silicatschichten
besitzen, wodurch der Zwischenschichtraum vor Beginn der
Polymerisation erweitert und die Kohäsivkraft zwischen den
Schichten verringert wird.
Werden ein Basenkatalysator und ein Aktivator in der darauf
folgenden Mischstufe verwendet, so werden als Quellmittel
vorzugsweise Ionen eingesetzt, die sich von einer organi
schen Verbindung ableiten, die die Polymerisation nicht
verzögern (z. B. von Kohlenwasserstoffen, Aminen, Carbon
säuren, Alkoholen und halogenierten Verbindungen abgeleitete
Ionen). Besonders bevorzugt sind Verbindungen, die im Mole
kül Onium-Ionen enthalten, die über Kationenaustausch
reaktionen zur Bildung einer starken chemischen Bindung
mit den Silicaten in der Lage sind. Typische Beispiele
für derartige Verbindungen sind Salze mit starken Säuren
von Trimethylamin, Triäthylamin, Hexylamin, Cyclohexyl
amin, Dodecylamin, Anilin, Pyridin, Benzylamin, Bis-(amino
methyl)-benzol, Aminophenole, Äthylendiamin, Hexamethylen
diamin, Hexamethylentetramin, Polyallylamin, Alanin,
4-Aminobuttersäure, 6-Aminocapronsäure, 12-Aminododecan
säure und 16-Aminohexadecansäure. Beispiele für die star
ken Säuren sind Salzsäure, Bromwasserstoffsäure, Schwefel
säure und Phosphorsäure.
Die zweite Stufe beim erfindungsgemäßen Verfahren besteht
im Vermischen eines Polyamidmonomeren mit dem in der
ersten Stufe erhaltenen Komplex.
Bei dem in dieser Stufe verwendeten Polyamidmonomeren
handelt es sich um ein Material, das in den erfindungsge
mäßen Verbundmaterialien das Matrixpolymer bildet. Bei
spiele hierfür sind Aminosäuren, wie 6-Amino-n-capronsäure
und 12-Aminododecansäure, Nylonsalze, wie Hexamethylen
diamin-adipat, und Lactame, wie ε-Caprolactam und Caprylo
lactam.
Das Mischen von Komplex und Polyamidmonomerem wird unter
Verwendung eines motorbetriebenen Mörsers oder einer Vibra
tionsmühle durchgeführt.
Soll ein Polyamid mit enger Molekulargewichtsverteilung
erhalten werden, so wird vorzugsweise zusätzlich ein
basischer Katalysator und ein Aktivator in dieser Misch
stufe zugesetzt. In diesem Fall soll es sich beim Mono
meren vorzugsweise um ein Lactam handeln. Lactame sind
cyclische Verbindungen der nachstehend angegebenen Formel
(A), die unter Bildung von Polyamiden einer Ringöffnungs
polymerisation unterliegen,
in der n eine ganze Zahl von 6 bis 12 ist und R Wasser
stoff, einen Alkylrest mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen oder
einen Aralkylrest, der ggf. substituiert ist, bedeutet.
Spezielle Beispiele hierfür sind Caprolactam (in der Formel
(A) gilt n = 6 und R = H), Caprylolactam (in der Formel (A)
gilt n = 8 und R = H) und Dodecanolactam (in der Formel (A)
gilt n = 12 und R = H), die bei der Polymerisation Nylon-6,
Nylon-8 bzw. Nylon-12 bilden. Diese polymerisierbaren Lac
tame können entweder allein oder in Kombination untereinander
verwendet werden.
Die Zugabe eines basischen Katalysators und eines Aktiva
tors ruft die anionische Polymerisation der Lactame hervor.
Die Arten und Mengen dieses Katalysators und Beschleuni
gers sind die gleichen, wie bei der herkömmlichen anioni
schen Polymerisation von polymerisierbaren Lactamen;
vgl. "Nylon Plastics", Hrsg. M.I. Kohan, Interscience, 1973,
S. 457. Typische Beispiele für den basischen Katalysator
sind Natriumhydrid, Natriummethoxid, Natriumhydroxid,
Natriumamid und Kaliumsalze von Lactamen. Diese basischen
Katalysatoren können entweder allein oder in Kombination
untereinander verwendet werden. Die geeignete Menge liegt
im Bereich von 0,01 bis 10 Molprozent des polymerisier
baren Lactams. Die Polymerisationsgeschwindigkeit wird
zu nieder, wenn die Menge unter 0,01 Molprozent liegt.
Übersteigt dieser Anteil andererseits 10 Molprozent, so
wird es unwahrscheinlich, daß das Molgewicht des erhal
tenen Polyamids ausreichend hoch ist.
Der Beschleuniger bewirkt eine Reaktion mit dem basischen
Katalysator unter Bildung eines aktiven Zwischenprodukts,
das die anionische Polymerisation initiieren kann. Bei
spiele hierfür sind N-Acetylcaprolactam, Essigsäurean
hydrid, Kohlendioxid, Phenylisocyanat und Cyanurchlorid.
Diese können allein oder in Kombination untereinander ver
wendet werden. Die vorzugsweise eingesetzte Menge beträgt
0,01 bis 5 Molprozent des polymerisierbaren Lactams. Wenn
der Anteil unter 0,01 Molprozent liegt, so ergibt sich eine
zu niedere Polymerisationsgeschwindigkeit. Übersteigt
dieser Anteil andererseits 5 Molprozent, so ist es unwahr
scheinlich, daß das Molekulargewicht des erhaltenen Poly
amids ausreichend hoch ist.
Die letzte Stufe besteht in der Polymerisation des in der
vorstehenden Mischstufe erhaltenen Gemisches, indem man es
auf eine vorgeschriebene Temperatur erwärmt, wodurch man
das gewünschte erfindungsgemäße Verbundmaterial erhält
(Polymerisationsstufe). Das in der Mischstufe erhaltene
Gemisch kann zur Verursachung der Polymerisation sofort
erwärmt werden. Jedoch ist es besser, das Gemisch für eine
bestimmte Zeitdauer bei einer geringfügig über dem Schmelz
punkt des Polyamidmonomeren liegenden Temperatur zu be
lassen, um eine gleichmäßige Dispersion des Tonminerals
im Monomeren zu gewährleisten.
Werden in der vorhergehenden Mischstufe kein basischer
Katalysator und Beschleuniger verwendet, so verläuft die
Polymerisation nach einem kationischen Reaktionsmechanis
mus, wobei das im System vorhandene Quellmittel als Kata
lysator wirkt.
Dieser Polymerisationstyp kann im Temperaturbereich von
200 bis 300°C durchgeführt werden, wobei zur Gewährleistung
eines raschen Polymerisationsfortschritts Temperaturen
zwischen 250 und 300°C bevorzugt werden. Die Polymerisa
tionszeit variiert je nach Art des Quellmittels und der
Polymerisationstemperatur, liegt jedoch vorzugsweise im
Bereich von 5 bis 24 Stunden. Um genauere Angaben zu
machen, kann die Polymerisation bei 250°C in etwa 5 Stunden
zu Ende geführt werden, wenn ein organisches Ion als
Quellmittel verwendet wird; jedoch sind 10 bis 24 Stunden
zur Beendigung der Reaktion erforderlich, wenn ein anor
ganisches Ion eingesetzt wird.
Soll ein Polyamid mit enger Molekulargewichtsverteilung
unter Verwendung eines basischen Katalysators und eines
Beschleunigers hergestellt werden, so kann die anionische
Polymerisation unter üblicherweise angewandten Bedingungen
durchgeführt werden. Die Reaktion verläuft im Temperatur
bereich zwischen 80 und 300°C sehr rasch, jedoch werden Tem
peraturen im Bereich von 120 bis 250°C besonders bevorzugt.
Geeignete Polymerisationszeiten variieren mit der ange
wandten Polymerisationstemperatur, sollen jedoch im Bereich
von 1 Minute bis 5 Stunden liegen. Wird die Reaktion bei
einer Temperatur im Bereich von 120 bis 250°C durchgeführt,
so sollte sie am günstigsten 5 bis 60 Minuten durchgeführt
werden.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren kann das System auch mit
Additiven, die gegenüber der Polymerisationsreaktion im
wesentlichen inert sind, wie Glasfasern, Pigmente und
Antioxidantien, versetzt werden.
Die gemäß dem vorstehend erläuterten Verfahren erhaltenen
Verbundmaterialien können direkt beim Spritzgießen oder
Formpressen (bei erhöhten Temperaturen) eingesetzt werden
oder sie können vor dem Verformen mit Polyamiden oder
anderen Polymertypen vermischt werden. Eine andere Möglich
keit zur Herstellung von Formkörpern besteht darin, die
Polymerisationsstufe innerhalb einer gewünschten Form
durchzuführen. Ferner können in der Polymerisationsstufe
andere Arten von Katalysatoren, wie Phosphorsäure und
Wasser, zugesetzt werden.
Die Gründe dafür, warum die erfindungsgemäßen Verbundma
terialien charakteristische Eigenschaften aufweisen, sind
nicht vollkommen klar, jedoch lassen sich folgende Über
legungen anstellen.
Bei den erfindungsgemäßen Verbundmaterialien ergibt sich
aufgrund der Vernetzung durch chemische Bindungen zwischen
Polyamidmolekülen und Silicatschichten ein starker Wider
stand gegen eine thermische und mechanische Verformung.
Dies drückt sich in den hohen mechanischen Festigkeiten
(z. B. Zugfestigkeit und Elastizitätsmodul) sowie in den
ausgezeichneten thermischen Eigenschaften (z. B. hoher Er
weichungspunkt und Hochtemperaturfestigkeit) der Mate
rialien aus. Ihre hohe Formbeständigkeit, Abriebfestigkeit,
glatte Beschaffenheit der Oberfläche, Wasserdurchlässig
keit und Wasserbeständigkeit ergibt sich aus der gleich
mäßigen Dispersion der Silicatschichten. Schließlich
werden eine Versprödung und andere Schwierigkeiten, die
bei herkömmlichen Verbundmaterialien mit einem Gehalt an
anorganischen Additiven unvermeidlich sind, beseitigt, da
die Silicatschichten in der Ordnung von Molekülen (in einer
Dicke von 1,0 nm fein dispergiert sind
und fest mit den Ketten der organischen Moleküle kombi
niert sind.
Das erfindungsgemäße Verfahren, das nur drei Stufen um
faßt, (Kontakt, Vermischen und Polymerisation) ergibt
hochverstärkte Verbundmaterialien mit hoher mechanischer
Festigkeit und ausgezeichneten Hochtemperatureigenschaften.
Ferner werden durch das erfindungsgemäße Verfahren einige
Stufen, die bei herkömmlichen Herstellungsverfahren uner
läßlich sind, z. B. eine Verstärkungsbehandlung (wie er
neutes Schmelzen nach der Polymerisation), vermieden, was
eine starke kostensenkende Wirkung hat.
Um genauere Angaben zu machen, zeichnet sich das erfindungs
gemäße Verfahren durch folgendes aus: (1) Wegfall der
Stufen der Oberflächenbehandlung und des Vermischens der
Mineralmaterialien, da die Bildung des Verbundmaterials
in der Polymerisationsstufe verläuft; (2) vereinfachtes
Zerkleinern und Vermischen der Tonmineralien und keine
Gefahr dahingehend, daß aufgrund einer übermäßigen Zer
kleinerung das Längenverhältnis verringert wird, da für
die Dispersion der Silicatschichten eine chemische Reak
tion angewandt wird; und (3) hohe Lagerstabilität der Ge
mische aus Tonmineral und Polyamidmonomerem oder Polyamid
aufgrund des inerten Verhältnisses zwischen Tonmineral
und Monomerem und Polymerem.
Wenn bei der Mischstufe kein basischer Katalysator und
Aktivator zugesetzt werden, so wirkt das Tonmineral mit
den daran befindlichen ausgetauschten Ionen als Polymeri
sationsinitiator für die Polyamidmonomeren (z. B. für die
polymerisierbaren Lactame), wodurch die Notwendigkeit zur
Zugabe eines neuen Katalysators oder einer Stufe einer
Ringöffnungsreaktion zur Bildung einer Aminosäure entfällt.
Werden ein basischer Katalysator und Aktivator in der
Mischstufe zugesetzt, so bewirkt offensichtlich eine
Wechselwirkung zwischen dem basischen Katalysator und dem
Silicat eine engere Molekulargewichtsverteilung des erhal
tenen Polyamids. Ferner können die Verbundmaterialien aus
Silicat und Polyamid nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
sehr rasch hergestellt werden.
Nachstehend wird die Erfindung anhand von Beispielen näher
erläutert.
Komplexe werden unter Verwendung von Montmorillonit (japa
nisches Produkt, Kationaustauschkapazität 100 Milliäqui
valent/100 g) als Tonmineral und den in Tabelle I aufge
führten Substanzen als Quellmittel hergestellt, wonach
sich zur Herstellung von Verbundmaterialien eine Polymeri
sation von ε-Caprolactam anschließt.
Zunächst erfolgt ein Austausch von Na⁺ oder Ca⁺ im Mont
morillonit gegen anorganische oder organische Kationen
(in Tabelle I als Quellmittel aufgeführt). Bei Verwendung
von Aluminiumionen (Al3+) als Quellmittel, wird ein Ionen
austausch durchgeführt, indem man zunächst diese Ionen am
Ionenaustauscherharz adsorbiert, das behandelte Harz in ei
ne Säule packt und eine wäßrige Montmorillonitsuspension
immer wieder durch die Säule leitet. Bei den anderen Quell
mitteln wird der Ionenaustauschvorgang durchgeführt, in
dem man 10 g Montmorillonit in 1 Liter einer wäßrigen Lö
sung mit einem Gehalt an dem Chlorid des auszutauschenden
Kations (Konzentration 1 n) taucht, anschließend wieder
holt filtriert (Büchner-Trichter) und mit Wasser wäscht.
Der auf diese Weise erhaltene, dem Ionenaustausch unter
worfene Montmorillonit wird in einem Mörser in einem be
stimmten Mengenverhältnis mit ε-Caprolactam vermischt.
Das Gemisch wird sodann in einen Aluminiumbehälter gebracht
und 3 Stunden auf 80°C erwärmt, um das Caprolactam für
die Homogenisierung zu entwässern und zu schmelzen. Der
auf diese Weise hergestellte homogene Komplex wird sodann
in ein geschlossenes Gefäß aus korrosionsbeständigem
Stahl gebracht und zur Bildung eines Verbundmaterials
5 Stunden auf 250°C erwärmt. Die Erwärmung erfolgt mit ei
ner Erwärmungsgeschwindigkeit von 2°C/min in einem DSC
(Differentialkalorimeter) zur Messung der Schmelzwärme.
Die Polyamidausbeute im Produkt wird aus diesen Daten be
stimmt. Der Dispersionsgrad des Produkts wird aus dem
Zwischenschichtabstand des Silicats, der durch Röntgen
strahlenbeugung gemessen wird, bestimmt. Die Ergebnisse
sind in Tabelle I zusammengestellt.
Aus dem Verbundmaterial Nr. 11 werden durch Spritzgießen
Probestücke hergestellt, die einem Zugfestigkeitstest
(ASTM D 638M) unterworfen werden. Die Ergebnisse sind in
Tabelle II zusammengestellt, in der auch die Formbestän
digkeit, der dynamische Elastizitätsmodul bei 120°C und
die Wasserabsorption (nach 24-stündigem Eintauchen in
Wasser von 20°C) angegeben sind.
Vergleichsproben (Nr. C1 bis C3) werden auf die gleiche
Weise hergestellt, mit der Abänderung, daß Natriumionen
(Na⁺), Magnesiumionen (Mg2+) bzw. ein oberflächenaktives
Mittel (NH₃⁺(CH₂)₁₇CH₃) anstelle der
Quellmittel verwendet werden. Die Ergebnisse sind ebenfalls in Tabelle I
zusammengestellt.
Tabelle II zeigt auch die Versuchsergebnisse von zwei
Vergleichsbeispielen (Nr. C4 und C5), wobei eine Probe
durch Verkneten von 10 g Montmorillonit, der mit einem
Aminosilan vorbehandelt worden ist, und 100 g Nylon-6 und
anschließendes Spritzgießen hergestellt worden ist (C4).
Die andere Probe besteht nur aus Nylon-6.
Aus Tabelle II ergibt sich, daß die erfindungsgemäßen Ver
bundmaterialien den Vergleichsprodukten in Bezug auf die
mechanische Festigkeit und die Hochtemperatureigenschaften
überlegen sind.
Vermiculit (Produkt aus China; Kationaustauschkapazität
180 Milliäquivalent/100 g) wird in einer Vibrationskugel
mühle (unter Verwendung von Stahlkugeln) gemahlen und
gemäß Beispiel 1 mit 12-Aminododecansäure-Ionen
(NH₃⁺(CH₂)₁₁COOH, behandelt. Das auf diese Weise
erhaltene behandelte Vermiculitpulver (25 g) wird mit Hexamethylen
diaminadipat (200 g) vermischt. Das Gemisch wird 5 Stunden
unter einem Stickstoffstrom auf 230°C erwärmt, wodurch man
ein Verbundmaterial erhält.
Dieses Material zeigt bei Messung mit üblicher Röntgenbeu
gungsanalyse keinen Peak in bezug auf den Zwischenschicht
abstand (tatsächlicher Zwischenschichtabstand mehr als
10 nm), was eine gleichmäßige Verteilung der Ver
miculitschicht anzeigt.
Montmorillonit (Produkt aus Japan; Kationaustauschkapazi
tät 80 Milliäquivalent/100 g) wird gemäß Beispiel 1 mit
12-Aminododecansäure-Ionen (NH₃⁺(CH₂)₁₁COOH, behandelt.
Das erhaltene behandelte Montmorillonitpulver (50 g)
wird mit 12-Aminododecansäure (NH₂(CH₂)₁₁COOH) (50 g)
vermischt. Das Gemisch wird 10 Stunden in einem Stickstoff
strom auf 240°C erwärmt, wodurch man ein Verbundmaterial
erhält. Der Zwischenschichtabstand dieses Materials ist
bei Messung gemäß Beispiel 2 größer als 10 nm.
Eine Suspension von 100 g Montmorillonit (Kunipia F;
Kunimine Industries, Inc.) in 10 Liter Wasser wird mit
51,4 g 12-Aminododecansäure und 24 ml konzentrierter Salz
säure versetzt. Das Gemisch wird 5 Minuten gerührt. Nach
Filtration werden die festen Bestandteile gesammelt,
gründlich mit Wasser gewaschen und unter vermindertem
Druck getrocknet. Man erhält Montmorillonit, das einem
Austausch mit 12-Aminododecansäure-Ionen unterzogen worden
ist (nachstehend als 12-M abgekürzt).
ε-Caprolactam (100 g) und 12-M (10 g) werden in einen mit
einem Rührer versehenen Reaktor gegeben. Das Gemisch wird
unter Rühren auf 100°C erwärmt. Man erhält eine hochvis
kose, homogene Suspension. Natriumhydrid (2,4 g) wird so
dann zugesetzt und die Temperatur auf 160°C angehoben.
Nach Zugabe von N-Acetylcaprolactam (1,37 g) als Aktivator
wird zur Beendigung der Polymerisation weitere 30 Minuten
auf 160°C erwärmt.
Das auf diese Weise erhaltene rohe Polymer wird zerkleinert,
mit heißem Wasser gewaschen und unter vermindertem Druck
getrocknet. Das trockene Polymer löst sich leicht in m-Cre
sol in einer Konzentration von 0,25 Gewichtsprozent. Die
Lösung wird der Gelpermeationschromatographie bei 100°C
unterworfen, um die Werte für Mw/Mn und Mn zu bestimmen.
Der Zwischenschichtabstand der Silicatschichten wird durch
Röntgenbeugungsanalyse bestimmt. Die Ergebnisse sind in
Tabelle III zusammengestellt. Der Zwischenschichtabstand
von 12-M beträgt 1,6 nm.
Gemäß Beispiel 4 wird ein Verbundmaterial hergestellt,
mit der Abänderung, daß 5 g 12-M verwendet werden. Die
Ergebnisse sind in Tabelle III zusammengestellt.
Ein Verbundmaterial wird gemäß Beispiel 5 hergestellt,
mit der Abänderung, daß die Polymerisation bei 225°C
durchgeführt wird. Die Ergebnisse sind in Tabelle III
zusammengestellt.
Ein Verbundmaterial wird gemäß Beispiel 1 hergestellt,
mit der Abänderung, daß 27,6 g Hexamethylendiamin an
stelle von 12-Aminododecansäure von Beispiel 4 und 5 g
Montmorillonit verwendet werden. Die Ergebnisse sind in
Tabelle III zusammengestellt.
Ein Verbundmaterial wird gemäß Beispiel 4 hergestellt,
mit der Abänderung, daß kein 12-M verwendet wird. Die
Ergebnisse sind in Tabelle III zusammengestellt.
In diesem Fall wird ε-Caprolactam in Abwesenheit eines
basischen Katalysators und Aktivators polymerisiert
(unter Verwendung des Silicats als Polymerisationsinitia
tor).
Ein Gemisch aus 12-M (5 g) und ε-Caprolactam (100 g) wird
bei 100°C gerührt. Die erhaltene viskose, homogene Sus
pension wird 96 Stunden auf 250°C erwärmt, um die Poly
merisation des Caprolactams zu beenden. Das erhaltene
Polymer wird gemäß Beispiel 4 nachbehandelt und unter
sucht. Die Ergebnisse sind in Tabelle III zusammengestellt.
Eine während der Polymerisation (48 Stunden nach Polymeri
sationsbeginn) entnommene Probe zeigt einen Mn-Wert von
nur 1,2×10⁴, was eine äußerst niedrige Polymerisations
geschwindigkeit anzeigt.
Dieses Beispiel gibt die Daten für handelsübliches Nylon-6
(Amilan CM1017; Toray Industries) wieder.
In Tabelle III sind die Mengen für 12-M und den basischen
Katalysator in Gewichtsprozent, bezogen auf polymerisier
bares Lactam, angegeben. Beim 12-M von Beispiel 7 handelt
es sich um Montmorillonit nach Ionenaustausch mit Hexame
thylendiamin-Ionen.
Aus Tabelle III ist ersichtlich, daß in den Beispielen
4 bis 7 Polyamide mit engerer Molekulargewichtsverteilung
erhalten worden sind.
Claims (8)
1. Verbundmaterial, enthaltend eine ein Polyamid ent
haltende Polymermatrix und Tonmineralien, dadurch
gekennzeichnet, daß es in der Polymermatrix ein
gleichmäßig dispergiertes und gequollenes Tonmineral mit ei
ner Kationenaustauschkapazität von 50 bis 200 Milliäquiva
lent/100 g Tonmineral enthält, in dem die Silicatschichten
0,7 bis 1,2 nm dick sind, der Zwischenschichtabstand minde
stens 3 nm und der Anteil der Silicatschichten 0,5 bis 150
Gewichtsteile pro 100 Gewichtsteile der Polymermatrix betra
gen, und wobei die Silicatschichten im Bereich von 0,25 bis 2 nm²
negativ geladen sind und über ionische Bindungen an posi
tiv geladene Gruppen des Polyamids gebunden sind.
2. Verbundmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Molekulargewichtsverteilung
des Polyamids, die durch das Verhältnis ihres Gewichtsmittels
des Molekulargewichts (Mw) zu ihrem Zahlenmittel des Moleku
largewichts (Mn) ausgedrückt wird, 6 oder weniger beträgt.
3. Verbundmaterial nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß der Zwischenschichtabstand
mindestens 10 nm beträgt.
4. Verfahren zur Herstellung des Verbundmaterials nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
- a) ein Tonmineral mit einer Kationenaustauschkapazität von 50 bis 200 Milliäquivalent/100 g Tonmineral mit einem Quellmittel mit einem Gehalt an anorganischen oder organi schen Kationen in wäßriger Lösung in Kontakt bringt,
- b) den so durch Expansion des Zwischenschichtabstands gebildeten Komplex mit einem Polyamidmonomeren vermischt und
- c) dieses Gemisch auf 80 bis 300°C erwärmt und polyme risiert.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß man in Stufe a) mit einem Quellmittel
aus der Gruppe 12-Aminododecansäureionen, 14-Aminotetradecan
säureionen, 16-Aminohexadecansäureionen und 18-Aminooctade
cansäureionen in Kontakt bringt.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß man in Stufe a) mit einem Quellmittel
aus der Gruppe Aluminiumionen, Wasserstoffionen und Kupferio
nen in Kontakt bringt.
7. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß man in Stufe a) mit einem Quellmittel
aus einer organischen Verbindung, enthaltend Onium-Ionen, in
Kontakt bringt.
8. Verfahren nach Ansprüchen 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß man in Stufe b) zusätzlich ei
nen basischen Katalysator aus der Gruppe Natriumhydrid, Na
triummethoxid, Natriumhydroxid, Natriumamid und ein Kalium
salz eines Lactams und einen Aktivator aus der Gruppe N-Ace
tylcaprolactam, Essigsäureanhydrid, Kohlendioxid, Phenyliso
cyanat und Cyanurchlorid einsetzt.
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