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Verfahren zur Darstellung von Abkömmlingen der Cholsäure. Nach dem
Verfahren' des Hauptpatents sind neue Abkömmlinge der Cholsäure in der Weise darstellbar,
daß Cholsäureester.mit wasserabspaltenden Mitteln erhitzt und die entsprechenden
Ester verseift werden.
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Es wurde nun gefunden, daß die von der Cholsäure sich ableitenden,
ungesättigten Säuren auch direkt aus Cholsäure durch Behandeln mit wasserabspaltenden
Mitteln zu erhalten sind. Als wasserabspaltende Mittel können verdünnte anorganische
Säuren, Kaliumbisulfat oder auch organische Säuren, wie Glykolsäure und Oxalsäure,
Verwendung finden. Es ist auch möglich, anorganische und organische wasserabspaltende
Mittel zu kombinieren, z. B. Kaliumbisulfat und Glykolsäure. Die organische Säure-
wirkt in dem Falle nicht allein wasserabspaltend, sondern gleichzeitig als Lösungsmittel
für die Cholsäure, was von Vorteil sein kann. Die Abspaltung von Wasser nach diesem
Verfahren führt zu einem Gemisch ungesättigter Säuren, nämlich zu Apocholsäure und
zu noch nicht näher definierten Säuren.
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Auch bei der Destillation der Cholsäure im Vakuum (vgl. Zeitschrift
für physiol. Chemie 8o, zgz2, Seite a87 u. ff.) wird Wasser abgespalten. Während
jedoch dort nur Cholatriencarbonsäure erhalten wurde, gestattet das vorliegende
Verfahren vor allem die Gewinnung der Apocholsäure, welche wohl charakterisierte
und technisch verwertbare Additionsverbindungen bildet, eine Eigenschaft, weiche
der Cholatriencarbonsäure völlig abgeht.
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Die neben Apocholsäure bei der Destillation auftretenden, ungesättigten
Gallensäuren unterscheiden sich von der Cholsäure und Apocholsäure durch ihre Löslichkeit
in Äther und Aceton, ihre weitere Trennung ist bisher noch nicht gelungen. G2genüber
Cholsäure weisen sie den Vorteil auf, geschmacklos zu sein. Die Ausbeute an den
neuen Produkten, insbesondere an Apocholsäure ist bei Anwendung des neuen Verfahrens
ebensogut wie nach dem Verfahren des Hauptpatents.
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Beispiel I.
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zoo g Cholsäure werden unter Erhitzen in x5o g kristallisierter Glykolsäure
gelöst, darauf 5 g feinzerriebenes, geschmolzenes Kaliumpyrosulfat zugegeben und
das Gemisch unter Rühren kurze Zeit auf etwa 130 ' erhitzt. Darauf kühlt man ab,
entfernt die Glykolsäure und das Bisulfat durch Behandeln mit Wasser und löst die
zurückbleibende, ungesättigte Rohsäure in verdünnter Natronlauge auf. Aus der Lösung
fällt beim Ansäuern das neue Produkt in Gestalt eines amorphen Pulvers aus. Es wird
ausgewaschen, getrocknet und aus Eisessig umkristallisiert. Man erhält so die Eisessigverbindung
in Gestalt gut ausgebildeter Nadeln, die nach vorhergehendem Sintern zwischen z5o
und z6o ° schmelzen.
Die freie Säure schmilzt bei 173 bis 176' nach
vorhergehendem Sintern.
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Beispiel II.
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25 g Cholsäure werden°@mit ioo g i5prozentiger 5cl4wofolsäuFe z)6:',
Stunden. lang am Rückflußkühler gekocht. Die Cholsäure sintert alsbald zusammen
und verwandelt sich schließlich in eine syrupöse Masse. Nach dem Erkalten gießt
man die Schwefelsäure ab, wäscht einige Male mit Wasser und löst das Produkt in
verdünnter Sodalösung. Die erhaltene. Lösung der ungesättigten Gallensäuren wird
alsdann bei gewöhnlicher Temperatur mit überschüssiger, verdünnter Salzsäure gefällt
und die pulverförmig abgeschiedenen, ungesättigten Gallensäuren mit 'Äther aufgenommen.
Die in Äther schwer lösliche Apocholsäure wird abfiltriert, mit Äther gewaschen
und durch Behandeln mit Eisessig in Eisessigapocholsäure übergeführt.
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Die ätherische Lösung gibt beim Verdunsten ein gelb gefärbtes Harz,
das aus einem Gemisch der stärker ungesättigten Gallensäuren besteht. Man löst in
Soda, fällt die Lösung mit verdünnter Salzsäure, saugt auf der Nutsche ab und wäscht
mit Wasser vollkommen aus, worauf man trocknet. Auf diese Weise erhält man die stärker
ungesättigten Säuren in Gestalt eines schwach gelb gefärbten oder weißen Pulvers.
Beispiel III.
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25 g Cholsäure werden mit 50 g kristallisierter Oxalsäure mehrere
Stunden lang auf ioo ° erhitzt. Darauf gießt man die Schmelze in viel heißes Wasser,
trennt die Oxalsäurelösung von den Gallensäuren und wäscht diese mehrmals mit Wasser
nach. Darauf nimmt man die Säure mit Sodalösung auf und fällt die ungesättigte Gallensäure
in Gestalt eines feinen weißen, lockeren Pulvers aus, das mit Wasser ausgewaschen
und bei gewöhnlicher Temperatur an der Luft getrocknet wird.