DE3319137C2 - Verfahren zur Herstellung eines fermentierten Sonnenblumenmehls - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines fermentierten SonnenblumenmehlsInfo
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Abstract
Ein neues proteinreiches Produkt, nämlich fermentiertes Sonnenblumenmehl, kann hergestellt werden durch Milchsäuregärung von entöltem Mehl aus Sonnenblumensamen, das im Vergleich mit dem Ausgangsmaterial bessere chemische, physikalische und Nahrungs-Eigenschaften besitzt, wie eine erhöhte Proteinlöslichkeit, einen geringeren Gehalt an Chlorogensäure, an phenolischem Pigment, das für das Dunkelwerden des Mehls verantwortlich ist, die Abwesenheit von fermentierbaren Zuckern (Raffinose) und einen höheren Gehalt an Lysin der hauptsächlichen (begrenzenden) Aminosäure der Sonnenblume. Die Milchsäuregärung, die bei Sonnenblumenmehl in Wasser nicht spontan eintritt, wie im Falle verschiedener Getreidearten, wird hervorgerufen durch Ansäuren einer wäßrigen Suspension des Mehls und einige Tage langes Inkubieren.
Description
Die Fermentation bzw. Gärung stellt nicht nur ein wirksames Mittel zur Konservierung von Nahrungsmitteln
dar. sondern modifiziert auch deren ursprüngliche Eigenschaften durch Einwirkung von Mikroorganismen und
deren Enzymen und verbessert häufig den Geruch, Geschmack und Nährwert der betreffenden Nahrungsmittel.
Unter den verschiedenen fermentierten Produkten spielen Proteinprodukte eine wesentliche Rolle, die in
westlichen Ländern hauptsächlich tierischen Ursprungs sind (Käse, Würste, verschiedene Arten von Fleisch),
während sie in östlichen Ländern überwiegend pflanzlichen Ursprungs sind, insbesondere Soja und bestimmte
Getreide.
Zum Beispiel wird in Asien der unangenehme ursprüngliche Geschmack von Soja und das Vorhandensein von
Faktoren, die die Produkte als Nahrungsmittel ungeeignet machen, seit Jahrhunderten durch Fermentationsverfahren
überwunden. Einige amerikanische Forscher haben die üblichen Soja-Fermentationsverfahren untersucht
und modifiziert, indem sie umfangreiche Untersuchungen an verschiedenen Produkten durchgeführt
haben (Hang, Y. D. Jackson, H. Food Technol. 21,95.1967; Hesseltine, C. W. et al., Develop Ind. Microbiol. 8,179,
1967; Wang H. L. et al., J. Nutr. 96,109,1968), aber der Fermentationsverlauf ist bei anderen ölhaltigen Produkten
nur wenig untersucht im Gegensatz zu Getreiden und bestimmten Gemüsearten, deren Nährwert durch diese
Behandlung wesentlich erhöht worden ist (Hamad, A. M., Fields, M. L. J. Food Sei. 44,456,1979; May-Gi Lay, M.
Fields, M. L. J. Food Sei, 46, 1069, 1981; Au P. M., Fields, M. L. J. Food Sei 46, 652, 1981; Sathe, S. K., Salunkhe,
D. K. J. Food Sei. 46, 1374, 1981; Tongnual, P. et al., J. Food Sei. 46, 100, 1981). Vor einigen Jahren wurde in
Frankreich ein Verfahren zur Herstellung von Rapsproteinen durch Fermentation beschrieben (Staron, T. Les
Ind. de l'alim. anim. 9, 36, 1974). Bei diesem Verfahren war es nicht mehr wie bisher erforderlich, die toxischen
Verbindungen wie Thioglukoside und Isocyanate zu extrahieren, sondern diese wurden bei dem Fermentationsverfahren
einfach hydrolysiert und abgebaut (Staron, T., Riv. It. Sostanze Grasse, 5!, 225,1974).
Es sind auch verschiedene Verfahren bekannt zur Entfernung von Chlorogensäure aus Mandeln und Sonnenblumenmehl.
Bei einigen derartigen Verfahren werden organische Lösungsmittel wie 70%iges Ethanol (Smith,
A. K., Johnsen, V. L, Cereal Chem. 25,399,1948; Joubert, F. J. Biochem. Biophys. Acta 16,520,1955; Milie, B. et al.,
J. Sei. Fd. Agr. 19,108,1958; Fan T. Y. et al., Cereal Chem. 53,118,1976), wäßriges Methanol (Smith, A. K. Johnson,
V. L, Cereal Chem. 25, 399, 1948) oder saures Butanol (Sodini G., Canella M., US-PS 40 72 671; J. Agric. Food
Chem. 25, 822, 1977) verwendet, während bei anderen Salzlösungen wie Natriumsulfit (Gheyasuddin, S. et al,
Food Technol. 24, 242, 1970) und Natriumchlorid (Sastry. M. C. S. Sc. Thesis, University of Mysore, India 1979)
oder Säure-Diffusion (Sosulski, F. W. et al, J. Food Sei. 37,253,1972) oder Ultrafiltration (Culioli, J, Maubois, J. L.
Rev. Fr. Corps Gras, 10, 521, 1975) angewandt werden. Nach der CH-PS 4 51 683 wird die Entfernung unangenehmer
Geschmacks- und Geruchsstoffe durch Säurebehandlung erreicht.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Herstellung eines fermentierten Sonnenblumenmehls zu
entwickeln, das bessere Nährstoffeigenschaften als das Ausgangsprodukt besitzt, gut lagerfähig ist und frei ist
von unangenehmen Geschmacks- und Geruchsstoffen.
Diese Aufgabe wird gelöst durch das im Hauptam pruch gekennzeichnete Verfahren.
Die vorliegende Erfindung beschreibt die Herstell mg sowie die chemischen und Nährstoffeigenschaften eines
neuen Proteinproduktes, das als fermentiertes Sonnenblumenmehl bezeichnet wird und das erhalten wird durch
Heteromilchsäurefermentation (heterogene Milchsäuregärung) von entöltem Mehl durch Ansäuren der wäßrigen
Suspension. Wenn es in Wasser suspendiert ist, tritt bei Sonnenblumenmehl keine natürliche Milchsäuregärung
auf, aufgrund des außerordentlich geringen Gehaltes an Lactobacilli, sondern es wird schnell durch das
Wachstum von Schimmelpilzen und Enterobacteriaceen kontaminiert im Gegensatz zu vielen Getreidearten,
deren Mehl, wenn es mit Wasser vermischt wird, durch das Wachstum von Lactobacillaceae natürlich fermentiert
wird (Fields M. L. et al, Food Sei. 46, 900,1981; Kazanas N, Fields, M. L. J. Food Sei. 46,819; 1981; Frazier,
W. C. in »Food Microbiology« 236, McGraw-Hill Book Co. Inc. N. Y. 1958).
Durch Einstellung des pH-Wertes der wäßrigen Suspension durch Zugabe von anorganischen oder organischen
Säuren (Salzsäure, Citronensäure, Weinsäure) auf einen Wert zwischen 4,0 und 5,5 und anschließende
Inkubation bei einer Temperatur im Bereich zwischen 30 und 400C wurde jedoch überraschenderweise beobachtet,
daß eine Milchsäuregärung eintritt, die eingeleitet wird durch die saure Umgebung, die eine schnelle
Entwicklung der wenigen vorhandenen Lactobacilli ermöglicht, die nach nur 24 h langer Inkubation die vorherrschende
mikrobielle Flora darstellen mit einem progressiven Verschwinden der Hefen und Schimmelpilze, die
sich in dem Anfangsmehl finden. Fermentiertes Sonnenblumenmehl besitzt eine chemische Zusammensetzung,
die ähnlich ist derjenigen des Ausgangsmaterials, aber besitzt Nährwerteigenschaften, die verbessert sind
aufgrund des höheren Gehaltes an bestimmten essentiellen Aminosäuren, die normalerweise in dem Sonnenblumenmehl
fehlen (Lysin, Cystin, Phenylalanin) aufgrund der Verringerung des Gehalts an Chlorogensäure, dem
hauptsächlichen polyphenolischen Pigment, das für die unerwünschte Färbung des Mehls bei alkalischen pH-Werten
verantwortlich ist (Cater, C. M. et al. Cereal Chem. 49, 508, 1970) und aufgrund des Verschwindens von
Raffinosi, dem einzigen direkt fermentierbaren Zucker der Sonnenblume.
Die Milchsäurefermentation stellt ein einzigartiges einfaches und wirksames Verfahren zur Entfernung der
unerwünschten Bestandteile von Sonnenblumenmehl durch Verringerung des Gehalts an Chicrogensäure und
Entfernung der fermentierbaren Zuckerfraktion dar. Das durch das Fermentationsverfahren erhaltene Sonnenblumenmehl
kann angewandt werden als Verstärkungsmittel in Brot und in Backwaren allgemein, zur Herstellung
von an Protein angereicherten Snacks und bei verschiedenen diätetischen Nahrungsmitteln, um ihnen einen
besseren Nährwert zu verleihen verglichen mit üblichem Mehl. Darüber hinaus kann fermemiertes Sonnenblumenmehl
aufgrund der erhöhten Proteinlöslichkeit interessante Anwendungen finden in allen solchen Zubereitungen,
die gut lösliche Bestandteile erfordern wie in Instantsuppen, Diätgetränken, Fruchtpürees und speziellen
Kindernahrungsmitteln.
Fermentation von Sonnenblumenmehl
Zu entöltem Sonnenblumenmehl wurde Trinkwasser in verschiedenen Anteilen Feststoff zu Flüssigkeit zugegeben.
Die erhaltene Suspension wurde auf verschiedene pH-Werte mit der gewünschten Säure angesäuert und
3 Tage bei einer Temperatur zwischen 30 und 40°C inkubiert. Proben des Mehls wurden zu Beginn und nach 24,
48 und 71 h entnommen, um die Mikroorganismen in verschiedenen Stufen des Fermentationsprozesses zu
zählen. Aus diesen Proben ging hervor, daß die vorherrschende Bakterienflora in der Probe nach nur 24 h aus
Lactobacillaceae bestand (grampositive microaerophile Stäbchen mit negativer Katalysewirkung).
20 Titrierbarer Säuregehalt
Es wurde das Verfahren unter Verwendung von p-Hydroxydiphenyl und Schwefelsäure angewandt, um die
vorhandene Milchsäure zu bestimmen und der Lanthannitrat- und Jcdidtest zur Identifizierung von Essigsäure.
(Feigh, F., »Spot Tests in Organic Analysis« S. 454, Elsevier Pub. Co. N. Y., 1966).
Chemische Analyse
Wassergehalt, Lipide, Aschen und rohe Fasern wurden in Proben des fermentierten Sonnenblumenmehls und
des nicht fermentierten Mehls nach Standardverfahren der A. O. A. C. (Association Official Analytical Chemists.
12. Aufl. 1975) bestimmt. Der Proteingehalt wurde angegeben als Kjeldahl Stickstoff χ 5,70. Die Gesamtzucker
wurden berechnet nach dem Verfahren von Dubois, M. et al., (Anal. Chem. 28, 350, 1956). Die Phenole und
Oligosaccharide wurden alsTrimethylsilylderivate durch Gaschromatographie bestimmt nach Sabir, M. A. et al.,
(J. Agr. Food Chem. 22, 572, 1974; J. Agr. Food Chem. 23, 16, 1975) mit Hilfe eines Gas-Chromatographen mit
einem automatischen Integrator. Diese Verbindungen wurden zur Gaschromatographie extrahiert nach dem
Verfahren von Dubois M. et al., (Anal. Chem. 28,350,1956).
Die Aminosäuren wurden analysiert nach dem Verfahren von Spackman, D. H. et al., (Anal. Chem. 30, 1190,
1958) mit Hilfe eines Autoanalysators. Das Cystin und Methionin wurden berechnet nach dem Verfahren von
Moore, S. (J. Biol. Chem. 238, 235, 1963). Das Tryptophan wurde bestimmt nach dem Verfahren von Knox, R. et
al., (Anal. Biochem. 36,136,1970).
Stickstofflöslichkeit
Die Stickstofflöslichkeitswerte wurden erhalten nach dem Verfahren von Gheyassudin, S. et al., (Food Technol.
24, 242, 1970). Proben von 1 g des fermentierten Sonnenblumenmehls und des Mehls in seinem ursprünglichen
Zustand wurden jeweils in 50 ml In NaCl, pH 7,0 oder einer wäßrigen NaOH-Lösung, pH 9,0 ί h bei
Raumtemperatur extrahiert. Die Auszüge wurden 20 min bei 100C mit 27 000 g zentrifugiert, durch ein Filterpapier
filtriert und nach Kjeldahl auf Stickstoff untersucht.
Mikrobiologische Analyse
Die mikrobiologischen Versuche an Proben von Sonnenblumenmehl vor und nach der Fermentation wurden
durchgeführt nach dem Verfahren von Moosel P. A. A. und Tamminga S. K. in »Methoden Voor Het Microbioloisch
Onderzeck Van Levensmiddelen« Uitgeverij B. V., Nordervliet P.C., Zeist., 1973. Die Klassifikation der
Lactobacillaceae, der vorherrschenden Mikroflora in fermentiertem Sonnenblumenmehl, wurde durchgeführt
nach Bergey's Manual of Determinative Bacteriology, 8. Aufl., The Williams & Wilkins Company, Baltimore,
1974.
Milchsäurefermentation von im Labormaßstab hergestelltem Sonnenblumenmehl
75 g Sonnenblumenmehl, das im Labor unter Verwendung von η-Hexan zur Extraktion des Öls aus vollständig
enthülsten Sonnenblumenkernen der Varietät Albinia erhalten worden war, wurden in 300 ml Trinkwasser (1 :4
Gew./Vol.) suspendiert. Der sich ergebende pH-Wert des Gemisches, der 6,2 betrug, wurde durch Zusatz von
Salzsäure auf 4,6 eingestellt und die Suspension 3 Tage in einem Ofen mit geregelter Temperatur von 37°C
inkubiert.
Während des Verfahrens wurden Proben des ursprünglichen Mehls zum Zeitpunkt 0 sowie nach 24, 48 und
72 h langer Fermentation entnommen, um die Azidität zu bestimmen und die mikrobiologische Analyse durchzuführen.
Am Ende des 3. Tages wurde das als fermentiertes Sonnenblumenmehl bezeichnete Produkt durch
Lyophilisieren gewonnen. Die Versuche mit p-Hydroxydiphenyl/Schwefelsäure und Lanthannitrat/lodid, die
vom 1. Tag der Fermentation an für Milchsäure und Essigsäure positiv waren, zeigten die Entwicklung einer
Heteromilchsäuregärung.
Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse Qer mikrobiologischen Zählungen in verschiedenen Stufen des Fermentationsprozesses.
ίο Ergebnis der Zählung von Mikroorganismen an im Labor hergestelltem Sonnenblumenmehl
während der Fermentation bei 370C
während der Fermentation bei 370C
15 20 25 30 35 40 45
50 55
Zeitpunkt der Probenentnahme (h)
0 24 48
0 24 48
72
6 χ 104 | 4 χ | 103 | < 100 | < 10 |
6 χ 103 | 2 χ | 103 | < 10 | < 10 |
< 10 | 2 χ | 102 | < 10 | < 10 |
< 100 | 2 χ | 188 | 2 χ 199 | 3 χ 109 |
4,6 | 4,4 | 4,2 | 4,1 |
Gesamtzahl der aeroben Organismen pro g
Anzahl der Hefen und Schimmelpilze p^o g
Anzahl der Enterobacteriaceae pro g
Anzahl der Lactobacillaceae pro g
pH-Wert der Suspension
Anzahl der Hefen und Schimmelpilze p^o g
Anzahl der Enterobacteriaceae pro g
Anzahl der Lactobacillaceae pro g
pH-Wert der Suspension
Das Ausgangsmaterial, d. h., das im Labor hergestellte Sonnenblumenmehl, ergab eine Gesamtzählung an
aeroben Organismen von 6 χ 104/g, einen Gehalt an Hefen und Schimmelpilzen von 6 χ 103/g und keine
coliforme Kontamination (Enterobacteriaceae < 10/g), während die Lactobacillaceae in äußerst geringer Menge
(< 1 00/g) vorhanden waren.
Nach 24 h langer Fermentation war in der Probe eine Verringerung der Gesamtzählung an aeroben Organismen
(4 χ 103/g), der Hefen und Schimmelpilze (2 χ 103/g), eine zeitweise Zunahme der Enterobacteriaceae
(2 χ 102/g) und eine beträchtliche Entwicklung von Lactobacillaceae (2 χ 108/g), die bereits die vorherrschende
Mikroflora ausmachten, eingetreten.
Nach 48 h war die Gesamtzahl an aeroben Organismen nicht mehr nennenswert und Hefen, Schimmelpilze
und Enterobactericeae waren verschwunden mit einer daraus folgenden Zunahme an Lactobacillaceae auf einen
Wert von 2 χ 109/g. In der Endprobe nach 72 h betrug die Zahl der Lactobacillaceae 3 χ 109/g mit einem Wert
von 0 für aerobe Organismen. Während des gesamten Fermentationsprozesses hatte sich der pH-Wert der
Suspension von 4,6 auf 4,1 verändert.
3 Lactobacillusarten, nämlich Lactobacillus brevis, Lactobacillus cellobiosus und Lactobacillus coprophilus
wurden in dem fermentierten Sonnenblumenmehl isoliert und identifiziert.
Der überraschendste Aspekt dieses Phänomens war die Möglichkeit, durch bloße Einstellung des pH-Werts
der Ausgangssuspension aus Mehl und Wasser eine Milchsäuregärung in dem Sonnenblumenmehl hervorzurufen,
obwohl zu Beginn ein nahezu vernachlässigbar geringer Gehalt an Lactobacillaceae (<
100/g) vorhanden war im Gegensatz zu vielen Getreidearten, bei denen die Milchsäuregärung in Wasser leicht stattfindet aufgrund
des deutlichen Vorhandenseins von Lactobacilli in dem Mehl (Fields, M. L. et al., J. Food Sei. 46, 900, 1981;
Kazana, N., Fields, M. L. J. Food Sei. 46,819,1981).
Die chemische Zusammensetzung des Ausgangssonnenblumenmehls und des fermentierten Produktes zusammen
mit der Stickstofflöslichkeit bei pH 7,0 und 9,0 sind in Tabelle 2 angegeben.
Der Gehalt an Protein, Aschen und rohen Fasern unterschied sich nicht signifikant in den beiden untersuchten
Proben. Es wurde jedoch eine Verringerung des Gesamtzuckergehaltes von 10,8% in dem Ausgangsmehl auf
5,1% in dem fermentierten Sonnenblumenmehl beobachtet, vermutlich aufgrund der Fermentation der Kohlehydrate
durch Heterofermentierung der Milchsäurebakterien mit der Bildung von Milchsäure und Essigsäure,
wie vorher durch die Untersuchung der titrierbaren Azidität gezeigt werden konnte.
Die Stickstofflöslichkeit bei pH 7,0 war in dem fermentierten Mehl höher (83,5%) als in dem Ausgangsmehl
(70,1%), was bestimmte interessante Anwendungsgebiete für das fermentierte Sonnenblumenmehl in diätetischen
Milchprodukten, bei denen eine hohe Löslichkeit des Produktes bei einem neutralen pH-Wert erforderlich
ist, nahelegt. Die Stickstofflöslichkeit bei pH 9,0 war etwas geringer in dem fermentierten Produkt (73,8%) als in
dem ursprünglichen im Labor hergestellten Mehl (78,5%).
60
Chemische Zusammensetzung und Stickstofflöslichkeit des im Labor hergestellten Sonnenblumenmehls und des
fermentierten Mehls (g/100 g Trockensubstanz bzw. Feststoffe)
Ausgangsmehl | fermentiertes Mehl | |
Feuchtigkeit | 11,9 | 3,9 |
Proteine (N χ 5,70) | 55,7 | 56,3 |
Lipide | 0,7 | 2,3 |
Aschen | 7,1 | 7,1 |
rohe Fasern | 5,0 | 5,5 |
Gesamtzucker | 10,8 | 5.1 |
nicht stickstoffhaltige | 20,7 | 23,7 |
Extrakte (Differenz zu 100) | ||
Stickstofflöslichkeit bei pH 7,0 | 70,1 | 83,5 |
Stickstofflöslichkeit bei pH 9,0 | 78,5 | 73,8 |
Tabelle 3 zeigt die Werte, die erhalten wurden durch gaschromatographische Bestimmung von Phenolen und
Oligosacchariden in dem Ausgangsmehl und dem fermentierten Sonnenblumenmehl.
Gehalt an Phenol und Oligosacchariden
in dem im Labor hergestellten Sonnenblumenmehl und dem fermentierten Mehl (g/l 00 g Feststoffe)
Chlorogensäure Kaffeesäure Chinasäure Isoferulasäure
Glucose 0,02 0,38
Fructose Saccharose Raffinose
Die Analyse der phenoläschen Pigmente in dem im Labor hergestellten Sonnenblumenmeh! vor und nach der
Milchsäuregärung zeigte eine Abnahme der Chlorogensäure um mehr als 50% (von einem Anfangswert von
7,24% in dem Mehl auf einen Wert von 3,49%) in dem fermentierten Produkt, aufgrund der Hydrolyse dieser
Verbindungen in ihre beiden Bestandteile, nämlich Kaffeesäure und Chinasäure, die nach der Fermentation
tatsächlich zugenommen hatten (siehe Tabelle 3), jedoch nicht in dem gleichen Ausmaß, in dem die Chlorogensäure
abgenommen hatte, da etwa die Hälfte dieser beiden Säuren durch die Milchsäurebakterien metabolisiert
worden ist (Whiting G. C. in »Lactic Acid Bacteria in Beverages and Food« Ed. Carr, J. C. Cutting, C. V., Whiting,
G. C. Acad. Press N. Y. p. 75,1975).
Die in dem Sonnenblumenmehl vorhandenen Oligosaccharide waren durch die Lactobacilli, die immer saccharolytisch
wirken, in einfache Zucker umgewandelt worden. Tatsächlich nahm die Saccharose von 6,86% im Mehl
auf 0,06% in dem fermentierten Produkt ab und die Raffinose, der einzige direkt fermentierbare Zucker in dem
Sonnenblumenmehl, nahm von 3,31% auf 0,08% ab. Diese Hydrolyse der Di- und Trisaccharide führte zu einer
Zunahme der Glucose (0,38%) und insbesondere der Fructose (3,42%) in dem fermentierten Mehl gegenüber
vernachlässigbaren Gehalten dieser Kohlenhydrate in dem Ausgangsmehl.
Die partielle Hydrolyse von Chlorogensäure und der vollständige Abbau der Raffinose sind ein wichtiges
Ergebnis der Milchsäuregärung, da ohne Zusatz von chemischen Lösungsmitteln oder ohne Durchführung
spezieller chemischer und physikalischer Behandlungen wie Gelchromatographie und Ultrafiltration und nur
durch Zusatz von Wasser zu dem Sonnenblumenmehl und anschließendes Ansäuern und einige Tage langes
Inkubieren die Qualität dieses Produktes verbessert wird, wodurch einer der Hauptnachteile der Verwendung
von Sonnenblumenmehl für verschiedene Lebensmittel überwunden wird, wenn auch nur teilweise im Falle der
Chlorogensäure.
In Tabelle 4 ist die Aminosäure-Zusammensetzung des Anfangsmehls und des fermentierten Sonnenblumenmehls
angegeben.
Ausgangsmehl | fermentiertes Mehl |
7,24 | 3,49 |
0.23 | 0,87 |
0,10 | 0,56 |
0,11 | 0,37 |
0,02 | 0,38 |
0,27 | 0,42 |
6,86 | 0,06 |
3,31 | 0,08 |
Aminosäuren in dem im Labor hergestellten Sonnenblumenmehl
und dem fermentierten Mehl (g/l 00 g Feststoffe)
5 Aminosäure
Lysin
Methionin ίο Cystin
Phenylalanin
Tyrosin
Tryptophan
Isoleucine 15 Leucine
Threonin
Valin
Histidin
Arginin 20 Glycin
Serin
Alanin
Asparaginsäure
Glutaminsäure 25 Prolin
Ammoniak
Vom Nahrungsmittelpunkt aus gesehen scheint die geringe Erhöhung des Lysins in dem fermentierten
Produkt (4,3%) gegenüber dem Ausgangsmehl (3,5%) wichtig zu sein und das Cystin war in einer größeren
Menge (2,4%) als in dem Ausgangsmaterial (2,0%) vorhanden, während die Sulfonatgehalte in dem fermentierten
Mehl insgesamt nicht größer waren, aufgrund der Verringerung an Methionin (von 2,2 auf 1,9%). Das
Phenylalanin und Tryptophan nahmen bei dem Fermentationsverfahren ebenfalls zu, während die anderen
Aminosäuren mehr oder weniger unverändert blieben, außer dem Prolin, das nach der Fermentation weniger
war.
Beispiel 2
Milchsäuregärung von im Pilotmaßstab hergestellten Sonnenblumenmehl
Milchsäuregärung von im Pilotmaßstab hergestellten Sonnenblumenmehl
300 ml Trinkwasser wurden zu 75 g Sonnenblumenmehl (Verhältnis 1 :4 Gew./Vol.) gegeben, das in der
Pilotanlage von Nera Montoro (Terni) hergestellt worden war. Das Gemisch wurde mit Salzsäure auf pH 4,6
angesäuert und die Suspension 3 Tage in einem Ofen bei 37°C inkubiert. Proben wurden zu Beginn, nach 24,48
bzw. 72 h entnommen und der Säuregrad und der Gehalt an Mikroorganismen während des Fermentationsverfahrens
bestimmt. Nach 72 h langer Fermentation wurde die Suspension lyophiiisiert. Die Tests mit p-Hydroxydiphenyl/Schwefelsäure
und Lanthannitrat/Iodid waren positiv und zeigten die Entwicklung einer Heteromilchsäuregärung
in der Sonnenblumenmehlprobe aus der Pilotanlage.
Tabelle 5 zeigt die Gehalte an Mikroorganismen an verschiedenen Proben.
Tabelle 5 zeigt die Gehalte an Mikroorganismen an verschiedenen Proben.
Gehalt an Mikroorganismen in Sonnenblumenmehl
aus der Pilotanlage während der Fermentation bei 37°C
aus der Pilotanlage während der Fermentation bei 37°C
Mikroorganismen
55
55
Ausgangsmehl | fermentiertes Mehl |
3,5 | 4.3 |
2,2 | 1.9 |
2,0 | 2.4 |
4.2 | 4,8 |
2,7 | 2,4 |
1,6 | 2,0 |
3,4 | 3.4 |
5,8 | 5,7 |
3,5 | 3.4 |
3,9 | 3,9 |
2,3 | 2,4 |
8,9 | 8,0 |
5,1 | 5,2 |
4,4 | 4,2 |
3,7 | 3,7 |
8,4 | 7,9 |
20,2 | 19,0 |
5,0 | 3,4 |
3,2 | 1,6 |
Zeitpunkt der Probenentnahme (h) | 24 | 104 | 48 | χ 102 | 72 |
0 | 6 χ | 102 | 8 | χ 102 | 9 χ 102 |
6 χ 104 | 8 χ | 103 | 8 | 10 | 103 |
103 | 2 χ | < | χ 108 | < 10 | |
9 χ 102 | 10" | 7 | ι | 3 χ 109 | |
< 100 | 4,5 | 4.; | 4,2 | ||
4,6 | |||||
Gesamtzahl aerober Organismen/g
Hefen und Schimmelpilze pro g
Enterobacteriaceae/g
Lactobacillaceae/g
pH-Wert der Suspension
Hefen und Schimmelpilze pro g
Enterobacteriaceae/g
Lactobacillaceae/g
pH-Wert der Suspension
Das Sonnenblumenmehl aus der Pilotanlage ergab eine Gesamtzählung an aeroben Organismen von
6 χ 104/g, an Hefen und. Schimmelpilzen von 103/g mit einer coliformen Kontaminierung (Enterobacteriaceae
9 χ 102/g), während die Milchsäurebakterien auf dem üblichen niedrigen Niveau waren (<
100/g) wie es sich üblicherweise in Sonnenblumenmehl findet. Die ersten 24 h der Fermentation führten zu einer Verringerung von
Hefen und Schimmelpilzen (8 χ 102/g) und einer Erhöhung der Zahl der Enterobacteriaceae (2 χ 103/g) und
einer Entwicklung von Lactobacillaceae von 104/g. Nach dem 2. Tag der Fermentation war die Gesamtzahl an
aeroben Organismen abgesunken (8 χ 102/g), die Hefen und Schimmelpilze blieben unverändert, die Enterobac-
Ausgangsmehl | fermentiertes Mehl | |
Feuchtigkeit | 6,5 | 6,9 |
Proteine (N χ 5,70) | 54,0 | 54,1 |
Lipide | 1,2 | 2,1 |
Aschen | 8,4 | 9,4 |
rohe Fasern | 4,7 | 5,2 |
Gesamtzucker | 11,0 | 10,9 |
nicht stickstoffhaltige Extrakte (Differenz zu 100) | 20,7 | 18,3 |
Stickstofflöslichkeit bei pH 7,0 | 68,7 | 87,1 |
Stickstofflöslichkeit bei pH 9,0 | 81,5 | 89,1 |
teriaceaen waren verschwunden und die Lactobacilli hatten einen Wert von 7 χ 108/g erreicht. In der Endprobe
(nach 72 h) betrug die Gesamtzahl an aeroben Organismen 9 χ 102/g und die Lactobacillaceae waren in der
gleichen Menge (3 χ 109/g) vorhanden wie in der Probe des Sonnenblumenmehls nach Beispiel 1.
In diesem Falle sollte festgestellt werden, daß die Milchsäuregärung eine Dekontaminierungswirkung (Vernichtung
schädlicher Organismen) auf das Sonnenblumenmehl aus der Pilotanlage ausübt durch Ausschaltung
der Enterobacteriaceae innerhalb von 48 h Fermentation nach einer zeitweisen Zunahme am 2. Tag. Der
pH-Wert der Suspension veränderte sich während des Verfahrens von 4,6 auf 4,2. Es wurden 3 Arten von
Milchsäurebakterien aus dem fermentierten Produkt isoliert, nämlich Lactobacillus brevis, Lactobacillus cellobiosus
und Lactobacillus coprophilus.
Die chemische Zusammensetzung und die Stickstofflöslichkeit bei pH 7,0 und 9,0 des Sonnenblumenmehls aus
der Pilotanlage, sowohl in der ursprünglichen Form als auch nach der Fermentation, sind in Tabelle 6 angegeben.
Chemische Zusammensetzung und Stickstofflöslichkeit des Sonnenblumenmehls
aus der Pilotanlage vor und nach der Fermentation (g/100 g Feststoffe)
Die chemische Zusammensetzung des Ausgangsmehls und des fermentierten Produktes zeigen keine nennenswerten
Änderungen.
Die Stickstofflöslichkeit bei pH 7,0 in dem fermentierten Produkt nimmt erheblich (87,1% gegenüber 68,7% in
dem Ausgangsmehl) zu. Die Stickstofflöslichkeit bei pH 9,0 nimmt nach der Fermentation ebenfalls zu (89,1%
gegenüber 81,5%), während eine leichte Verringerung bei dem im Labor hergestellten Mehl (Beispiel 1) beobachtet
wurde.
Tabelle 7 zeigt die Ergebnisse der gaschromatographischen Analyse auf Phenole und Oligosaccharide vor und
nach der Fermentation des Sonnenblumenmehls aus der Pilotanlage.
Zusammensetzung der Phenole und Oligosaccharide des Sonnenblumenmehls
aus der Pilotanlage und des fermentierten Mehls (g/100 g Feststoffe)
Chlorogensäure Kaffeesäure Chinasäure Isoferulsäure
Glucose 0,08 1,27
Fructose Saccharose Raffinose
Die Verteilung der phenolischen Verbindungen in dem fermentierten Mehl zeigte eine Verringerung der
Chlorogensäure auf einen Wert von 2,19 gegenüber einem Anfangswert von 4,84, mit einer gleichzeitigen
Zunahme der Kaffeesäure (von 0,28% in dem Ausgangsmehl auf 0,99% in dem fermentierten Produkt), an
Chinasäure (von 0,08% auf 1,11%) und an Isoferulsäure (von 032% auf 2,07%). Ähnlich war die drastische
Verringerung an Saccharose (von 6,99% auf 0,04%) und das Verschwinden von Raffinose (2,98% in dem
Ausgangsmehl) begleitet von einer Zunahme an Glucose (von 0,08% auf 1,27%) und einer deutlicheren Zunahme
an Fructose (von 0,18% auf 5,59%).
Tabelle 8 zeigt die Gesamtzusammensetzung der Aminosäuren des Sonnenblumenmehls aus der Pilotanlage
und des entsprechenden fermentierten Mehls.
Ausgangsmehl | fermentiertes Mehl |
4,84 | 2,19 |
0,28 | 0,99 |
0,08 | 1,11 |
0,32 | 2,07 |
0,08 | 1,27 |
0,18 | 5,59 |
6,99 | 0,04 |
2,98 | < 0,01 |
Ausgangsmehl | fermentierles Mehl |
3,3 | 5,0 |
2,0 | 1,3 |
1,8 | 2,8 |
4,1 | 4,4 |
2,1 | 2,2 |
1,5 | 1,8 |
3,5 | 3,3 |
5,6 | 5,1 |
3,4 | 3,0 |
4,8 | 4,1 |
2,4 | 2,2 |
7,7 | 6,7 |
5,6 | 4,6 |
4,1 | 3.5 |
4,1 | 3,4 |
9,3 | 7,6 |
22,9 | 18,5 |
4,2 | 2,6 |
3.1 | 2,3 |
Zusammensetzung der Aminosäuren des Sonnenblumenmehls aus der Pilotanlage und des fermentierten Mehls (g/100 g Feststoffe)
Aminosäure
Lysin Methionin Cystin Phenylalanin Tyrosin Tryptophan Isoleucin Leucin
Threonin Valin Histidin Arginin Glycin Serin Alanin Asparaginsäure Glutaminsäure
Prolin Ammoniak
In dem fermentierten Mehl aus der Pilotanlage wurde eine deutliche Erhöhung des Lysingehalts (von 3,3% in
der nicht fermentierten Probe auf 5,05%) und des Cystingehalts (von 1,8% auf 2,8%), zusammen mit einer
Verringerungen Methionin (von 2,0% auf 1.3%) und einer leichten Erhöhung des Phenyla!aningehalts(von4,l%
auf 4,8%) beobachtet. Der Tryptophangehalt nahm ebenfalls zu (1,8% verglichen mit einem Anfangswert von
1,5%), während die deutlichste Abnahme in dem Produkt nach der Fermentation für Prolin. Glutaminsäure und
Asparaginsäure beobachtet wurde.
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung eines fermentierten Sonnenblumenmehls, dadurch gekennzeichnet,
daß man eine wäßrige Suspension von entöltem Sonnenblumenmehl auf einen pH-Wert im Bereich von 4,0
bis 5,5 einstellt, bei einer Temperatur im Bereich von 30 bis 40°C ein bis drei Tage lang inkubiert und
lyophilisiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man den pH-Wert mittels Salzsäure, Citronensäure
oder Weinsäure einstellt.
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