DE2910221C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft Ornithin- und Argininsalze von Ketoanalogen
von verzweigtkettigen, essentiellen Aminosäuren
und die Verwendung dieser Salze, insbesondere bei der Behandlung
von Hyperammoniämie.
Verschiedene hepatische Störungen zeichnen sich durch Hyperammoniämie
und systematische Encephalopathie der Pfortader aus, welche
von den hohen Ammoniakwerten im Blut und in der Zerebrospinalflüssigkeit
herrühren. Die Zustände zeigen sich klinisch nach
der Verdauung von Proteinen durch Erbrechen, Agitation,
Lethargie und verschlechterte mentale und körperliche Vorgänge.
Bislang durchgeführte Behandlungen dieser Zustände
beruhten im allgemeinen auf dem Versuch, die Bildung von Ammoniak
in den Verdauungstrakten zu reduzieren und auf einer
Beschränkung von Diätprotein.
Es ist seit langem bekannt, daß Ornithin und Arginin einen
Schutz gegenüber den toxischen Effekten von Ammoniaksalzen
geben, siehe Greenstein et al., Archives of Biochemistry and
Biophysics, 64 (1956), 342; Gullino et al., Archives of Biochemistry and Biophysics, 64 (1956), 319; Najarian und Harper,
Proceedings of the Society of Experimental Biology and Medicine,
92 (1956), 560; Salvatore et al., Archives of Biochemistry
and Biophysics, 107 (1964), 499; Roberge und Charbonneau,
Life Sciences. 8 (1969), 369. Es wurden bereits Versuche angestellt,
diese Verbindungen therapeutisch bei an Hyperammoniämie
leidenden Patienten einzusetzen, siehe Fahey, American
Journal of Medicine, 22 (1957), 860; Cachin, La Presse Medicale,
69 (1961), 1473 und Michel, La Presse Medicale, 79 (1971), 867.
Jedoch ist die Versorgung von Ornithin und Arginin per se bei
solchen Patienten wegen deren herabgesetzter Toleranz gegenüber
Stickstoff eingeschränkt.
An Hyperammoniämie und systemischer Ecephalopathie der Pfortader
leidende Individuen haben üblicherweise einen Proteinmangel
infolge ihrer Nichtverträglichkeit von Diätprotein. Daher wurden
stickstofffreie Analoge von essentiellen Aminosäuren
ebenfalls therapeutisch bei an Hyperammoniämie leidenden
Patienten zur Reduzierung des Ammoniaks im Blutstrom unter
gleichzeitiger Förderung der Proteinsynthese eingesetzt. In
den US-Patentschriften 41 00 293 und 41 00 160, veröffentlicht
am 11. 7 1978, welche auf den Erfinder der vorliegenden Erfindung
zurückgehen, ist die Verwendung von Mischungen von Keto-
und/oder Hydroxyanalogen von essentiellen Aminosäuren bei der
Behandlung von hepatischen Störungen beschrieben. Hierzu
wird auch auf folgende Literaturstellen verwiesen: Maddrey
et al., Gastroenterology, 71 (1976), 190; Batshaw et al.,
New England Journal of Medicine, 292 (1975), 1085 und Batshaw
et al., Petiatrics, 58 (1976), 227. Jedoch sind die stickstofffreien
Analogen von essentiellen Aminosäuren hinsichtlich des
Geschmacks in gewisser Weise unangenehm und besitzen nur eine
begrenzte Löslichkeit in Form der Ca-Salze.
Gemäß der Erfindung wurden nun neue Verbindungen durch Umsetzung
von Arginin oder Ornithin mit einem alpha-Ketoanalogen einer
verzweigtkettigen, essentiellen Aminosäure - nämlich mit α-Ketoisocapronsäure, α-Ketoisovaleriansäure
oder α-Keto-β-methylisovaleriansäure - hergestellt. Es handelt sich dabei um
die alpha-Ketoanalogen von Valin, Leucin und Isoleucin. Die
erhaltenen Ornithin- und Argininsalze dieser Ketosäuren sind in Wasser sehr stark löslich und sie besitzen
einen ausreichend angenehmen Geschmack, insbesondere im Gegensatz
zu Arginin, Ornithin oder den genannten Ketosäuren
(als Natrium- oder Calciumsalze), wenn diese alleine appliziert
werden.
Eines oder mehrere der erfindungsgemäßen Ornithin- oder
Argininsalze von verzweigtkettigen Ketosäuren kann oral
oder parenteral bei Patienten appliziert werden, welche an
Hyperammoniämie oder systematischer Encephalopathie der Pfortader
leiden, um diese Zustände zu lindern. Vorzugsweise werden
solche Zustände bzw. Leiden mit einem Gemisch der Ornithinsalze
aller drei verzweigtkettigen Ketosäuren behandelt.
Die Erfindung wird im folgenden anhand bevorzugter Ausführungsformen
näher erläutert.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen sind Salze, welche
durch Reaktion von Arginin oder Ornithin mit den gannten alpha-Ketoanalogen
von verzweigtkettigen, essentiellen Aminosäuren hergestellt
werden. Die erfindungsgemäßen Verbindunge können
durch die folgende empirische Formel wiedergegeben werden:
AK · x H₂O
worin bedeuten:
AArginin oder Ornithin
Kα-Ketoisocapronsäure, α-Ketoisovaleriansäure oder
α-Keto-β-methylvaleriansäure, und
xvariierend von 0 bis etwa 1.
Im Fall von Ornithinsalzen gibt es keine Hydratation mit Wasser,
daher hat x den Wert 0. Wasserfreie Argininsalze wurden
nicht hergestellt, und es ist nicht bekannt, ob das Wasser in
der zuvor angegebenen Formel Hydratationswasser oder freies
oder gebundenes Wasser als Folge der unvollständigen Trocknung
des Reaktionsproduktes ist.
Die verzweigtkettigen Ketosäuren
sind im Handel in Form ihrer Calcium- oder Natriumsalze erhältlich.
Verfahren zur Herstellung der Ketosäuren sind ebenfalls
auf dem Fachgebiet bekannt. Die freien Säuren können aus
den Salzen durch Zugabe von überschüssiger Chlorwasserstoffsäure
und anschließende Extraktion mit Äther und anschließendes Eindampfen
erhalten werden.
Arginin - das ebenfalls als Guanidinaminovaleriansäure oder
2-Amino-4-guanidovaleriansäure bekannt ist - ist eine semiessentielle
Aminosäure bei Ratten. Arginin tritt natürlich in
der L(+)-Form auf, und es ist im Handel als freie Argininbase,
als Glutamat (siehe US-Patentschrift 28 51 482) und als Hydrochdlorid
erhältlich.
Die erfindungsgemäßen, neuen Argininsalze werden durch Zusammengeben
einer wäßrigen Lösung von reinem L-Arginin mit einer
stöchiometrischen äquivalenten Menge einer wäßrigen Lösung der
gewünschten, verzweigtkettigen, essentiellen Ketosäure hergestellt.
Das Wasser wird dann durch Eindampfen entfernt. Die
Reaktion kann bei Standardbedingungen der Temperatur und des
Druckes durchgeführt werden, und weder die Reaktionsmethode
noch die Methode des Abdampfens von Wasser sind irgendwie kritisch.
Ornithin - ebenfalls bekannt als 2,5-Diaminovaleriansäure -
ist eine nicht-essentielle Aminosäure, welche im Körper gebildet
wird. Ornithin tritt in zwei kristallinen Formen auf,
nämlich als L(+)-Ornithin und als DL-Ornithin, jedoch ist
lediglich die L-Form zur Verwendung bei der vorliegenden Erfindung
geeignet. Ornithin ist im allgemeinen nicht kommerziell
erhältlich, jedoch kann es in Sirupform mit einem Gehalt einer
geringen Wassermenge durch Umsetzung von Ornithinhydrochlorid
mit Ammoniumhydroxid, wie im folgenden noch im einzelnen
beschrieben wird, hergestellt werden.
Die erfindungsgemäßen Ornithinsalze werden durch Vermischen
von L-Ornithinsirup mit der gewünschten, verzweigtkettigen
Ketosäure hergestellt. Die Ketosäuren werden ebenfalls vorzugsweise in flüssiger Form zusammen mit einer geringen
Menge an Wasser eingesetzt. Das Reaktionsprodukt wird dann
durch Abkühlen und Zugabe von Äthanol kristallisiert.
Die erhaltenen, erfindungsgmeäßen, neuen Verbindungen, welche
nach den zuvor beschriebenen Methoden gebildet werden,
sind Arginin-α-ketoisocaproat, Arginin-α-ketoisovalerat,
Arginin-α-keto-β-methylvalerat, Ornithin-α-ketoisocaproat,
Ornithin-a-ketoisovalerat und Ornithin-α-keto-β-methylvalerat.
Die chemische Identifizierung dieser Verbindungen ist in der
folgenden Tabelle I gezeigt.
Die Ornithin- und Argininsalze von alpha-Ketosäureanalogen von
verzweigtkettigen, essentiellen Aminosäuren existieren in Wasser
nicht, da sie vollständig dissoziieren, vermutlich in das
Kation der Aminosäure und das Anion der Ketosäure. Darüber hinaus
können die üblichen Kriterien zur Identifizierung von organischen
Verbindungen nicht zu dem Nachweis, daß ein Salz im
Gegensatz zu einer physikalischen Mischung vorliegt, angewandt
werden, da die meisten dieser Methoden wie die IR-Spektren,
bei der Anwendung auf diese Salze lediglich die additiven Spektren
der Bestandteile ergeben. In ähnlicher Weise konnten
Schmelzpunkte nicht bestimmt werden, da diese Verbindungen
eine irreversible Zersetzung bei Temperaturen von etwa 136°C
bis 142°C erfahren. Diese Zersetzung besteht augenscheinlich
in dem Verlust von einem Mol Wasser und der Bildung der
entsprechenden Schiff'schen Basen.
Jedoch bestätigen die Werte der Röntgenkristallografie, daß
die erfindungsgemäßen Verbindungen tatsächlich organische
Salze und nicht lediglich physikalische Mischungen sind.
Beispielsweise können die kristallografischen Röntgenwerte
Ornithin-α-keto-β-methylvalerat wie folgt zusammengefaßt werden:
Die Kristalle werden zur Raumgruppe C222₁ gehörig eingestuft.
Die Abmessungen der Zelle sind a = 8,03 ± 0,02 Å, b = 9,69 ± 0,02 Å
und c = 39,52 ± 0,05 Å. Pro Zelle sind 8 Moleküle vorhanden. Die
gemessene Dichte beträgt 1,147 g/cm³. Das Volumen der Einheitszelle
beträgt 3075 (Å)³. Das Gesicht der asymmetrischen Einheit
beläuft sich auf 265,4 g/mol, berechnet für das 1 : 1-Salz =
253 g/mol.
Die Methode zur Herstellung der erfindungsgemäßen, neuen Verbindungen
wird durch die folgenden Beispiele näher erläutert.
Das alpha-Ketoanaloge von Leucin, nämlich α-Ketoisocapronsäure,
wurde zunächst aus dem im Handel erhältlichen
Calciumsalz des Ketoanalogen hergestellt. Das
Calciumsalz wurde in Wasser unter Bildung einer Aufschlämmung
suspendiert, hierzu wurde überschüssige Salzsäure zugesetzt.
Die erhaltene, klare Lösung wurde dann filtriert, und das Filtrat
wurde mit Äther extrahiert. Der Ätherextrakt, welcher die
freie Säure enthielt, wurde dann abgenommen und bei verindertem
Druck und 30°C eingedampft. Das Abdampfen des Äthers ergab
die freie Ketosäure, welche eine Flüssigkeit ist.
Die freie Ornithinbase wurde durch Durchschicken einer konzentrierten
Lösung von im Handel erhältlichem Ornithinhydrochlorid
durch eine große Säule, welche ein Kationenaustauscherharz
(Dowex® 50) in der Wasserstofform enthielt, erhalten. Nach
dem Waschen mit Wasser zur Entfernung aller Spuren des Chlorids
wurde das Ornithin dann durch Zugabe von 2n Ammoniumhydroxid
eluiert. Das Eluat wurde dann unter vermindertem Druck
bei etwa 40°C eingedampft. Hierdurch erfolgte die Entfernung
des enthaltenen, freien Ammoniaks und des größten Teils des
Wassers, wobei ein Sirup zurückblieb, bei welchem es sich um
die freie Ornithinbase handelte.
1 Mol = 130 g reine alpha-Ketoisocapronsäure wurde langsam
unter Rühren in einen gekühlten Behälter gegebnen, welcher
1 Mol = 132 g freie Ornithinbase, die als Sirup erhalten worden
war, enthielt. Es wurde ausreichend Wasser, etwa 100 ml,
zugesetzt, um eine klare Lösung zu erhalten. Dann wurde ausreichend
absolutes Äthanol (etwa 1 l) unter Rühren zugesetzt,
bis die Bildung eines Niederschlages ohne erneute Wiederauflösung
beim Rühren erfolgte. Das Gemisch wurde über Nacht bei
etwa 50°C aufbewahrt. Der Niederschlag in Form weißer Kristalle,
wobei es sich um das Ornithin-α-ketoisocaproat handelte, wurde
abfiltriert und 24 Stunden an Luft getrocknet.
1 Mol = 174 g der im Handel erhältlichen, freien Argininbase
wurden in 100 ml Wasser aufgelöst und stark abgekühlt. Zu dieser
Lösung wurde langsam unter Rühren 1 Mol = 130 g alpha-
Ketoisocapronsäure, welche entsprechend der zuvor beschriebenen
Arbeitsweise hergestellt worden war, zugesetzt. Das Wasser
wurde dann durch Eindampfen unter vermindertem Druck bei etwa
40°C entfernt, wobei ein glasartiger Rückstand erhalten wurde.
Es wurde ausreichend Äthanol (etwa 250 ml) zum Auflösen des
Rückstandes zugesetzt. Die erhaltene Lösung wurde dann zur
Trockne unter vermindertem Druck bei 40°C eingedampft. Hierbei
blieb ein hygroskopisches, weißes Pulver zurück, bei
welchem es sich um Arginin-a-ketoisocaproat handelte.
Die erfindungsgemäßen, neuen Verbindungen sind bei der Behandlung
von Hyperammoniämie und systemischer Encephalopathie der
Pfortader vorteilhaft, wobei dies charakteristische Merkmale
von verschiedenen Formen von hepatitischen Störungen (Leberstörungen)
sind. Die günstigen Effekte der erfindungsgemäßen
Verbindungen bei der Behandlung dieser Zustände werden erreicht,
indem die wirksamen Dosismengen entweder von einzelnen der erfindungsgemäßen
Verbindungen oder eines Gemisches der neuen
Verbindungen, beispielsweise ein Gemisch von allen drei Argininsalzen,
appliziert werden. Ein Gemisch von Ornithin-α-ketoisocaproat,
Ornithin-α-ketoisovalerat und Ornithin-α-keto-β-methylvalerat
ist bei der Behandlung gemäß der vorliegenden Erfindung
bevorzugt.
Die wirksamen täglichen Dosismengen der erfindungsgemäßen,
neuen Verbindungen variieren in Abhängigkeit von dem Gesicht
des Patienten, der Schwere der Erkrankung und anderer Faktoren.
Eine durchschnittliche tägliche Dosis von 30 bis 40 Mol einer der
erfindungsgemäßen Verbindungen oder eines Gesamtgemisches der
erfindungsgemäßen Verbindungen hat sich als wirksam herausgestellt.
Wenn ein Gemisch von erfindungsgemäßen Verbindungen
eingesetzt wird, liegen die Verbindungen in dem Gemisch vorzugsweise
in annähernd äquimolaren Mengen vor.
Die erfindungsgemäßen, neuen Verbindungen können entweder oral
oder parenteral appliziert werden. Die einzigen vorbekannten
Zusammensetzungen, welche von einem gewissen Wert bei der Behandlung
von Hyperammoniämie waren, waren die stickstofffreien
Analogen (Keto- und Hydroxy-analogen) von essentiellen Aminosäuren,
appliziert als Natrium- oder Calciumsalze. Die neuen,
erfindungsgemäßen Verbindungen besitzen gegenüber diesen vorbekannten
Zusammensetzungen den Vorteil, daß sie in Wasser
sehr stark löslich sind, was für die Herstellung von wäßrigen,
parenteralen Lösungen vorteilhaft ist, und daß sie einen sehr
viel angenehmeren Geschmack besitzen, was für die orale Applikation
erwünscht ist. Die erfindungsgemäßen Verbindungen können
oral in trockener Form, z. B. als Tabletten oder Pulver,
appliziert werden.
Die therapeutische Wirksamkeit zur Behandlung beim Menschen
mit den erfindungsgemäßen Verbindungen wird anhand der
folgenden Anwendungsbeispiele näher erläutert.
Ein Patient, der an einer schweren systematischen Encephalopathie
der Pfortader litt, wurde oral mit einem Gemisch der drei
Argininsalze von verzweigtkettigen, essentiellen Ketosäuren
gemäß der Erfindung behandelt. Im Anschluß an eine Kontrollperiode
von sechs Tagen erhielt der Patient ein Gemisch der
drei Salze bei einer Gesamtdosierung von 17 Mol pro Tag an
drei aufeinanderfolgenden Tagen. Für die folgenden zwölf aufeinanderfolgenden
Tage erhielt der Patient eine Gesamtdosis
von 34 mMol des Gemisches pro Tag, hieran schloß sich eine
zweite Kontrollperiode von sechs Tagen an. Während der Behandlung
und der Kontrollperioden unmittelbar vor der Behandlung
und unmittelbar im Anschluß an die Behandlung blieb die
Diätstickstoffaufnahme konstant.
Die Tabelle II zeigt summarisch die Behandlung dieses
Patienten und die Ergebnisse der kontrollierten Stickstoffgleichgewichts
untersuchung während der Behandlung und der
Kontrollperioden. Das Stickstoffgleichgewicht war in der
ersten Kontrollperiode ebenso wie in den ersten drei Tagen
der Behandlung mit den kleineren Mengen des Gemisches negativ.
Während der nächsten zwölf Tage der Behandlung mit den
größeren Mengen des Gemisches war das Stickstoffgleichgewicht
jedoch positiv. Beim Absetzen der Therapie wurde
das Stickstoffgleichgewicht wiederum negativ. Wie in der
Tabelle gezeigt, nahm der Gehalt an Plasmaammoniak während
der Therapie ab. Zusätzlich zeigten sich wesentliche Verbesserungen
bei den klinischen Anzeichen der systematischen Encephalopathie
der Pfortader während der Therapieperiode.
Eine an systematischer Encephalopathie der Pfortader leidende
Frau wurde oral lediglich mit Arginin-α-ketoisocaproat behandelt.
Die Ergebnisse sind in der Tabelle III zusammengestellt.
Während der ersten fünf Tage der Kontrollperiode
war die Patientin in der Lage zu essen, jedoch war sie apatisch
und zeigte Asterixis (Flügelschlagentremor) und ein
abnormales Encephalogramm. Während des 6. bis 9. Tages wurde
sie beinahe teilnahmslos und intermittierend halb-benommen.
Die Proteinaufnahme fiel ab und das Stickstoffgleichgesicht,
das bereits negativ war, wurde noch stärker, da sich der
Stickstoffausstoß nicht änderte. Der mittlere Blutammoniakwert
während der Kontrollperiode betrug 90 ± 15 µm.
Während der ersten vier Tage der Therapie, d. h. dem 10. bis
13. Tag, wurde nur eine minimale Verbesserung der klinischen
Anzeichen festgestellt, jedoch fiel der Blutammoniakwert
etwas ab, auf 73 µM. Der Stickstoffausstoß stieg um eine nahezu
gleiche Menge zu dem Stickstoffgehalt des Arzneimittels an,
so daß das Stickstoffgleichgewicht sich nicht veränderte.
Während der nächsten sieben Tage, d. h. dem 14. bis 20. Tag,
der Behandlung mit dem Arzneimittel verbesserten sich die klinischen Anzeichen sehr stark, die Asterixis verschwand und die Abnormalitäten des Elektroencepahlogramms nahmen ab. Die
Patientin war wieder in der Lage zu essen, und das Stickstoffgleichgewicht
wurde positiv (0.1 ± 0,5 g/Tag), obwohl dies
nicht statistisch signifikant war. Der Blutammoniakwert fiel
auf 50 und 55 µm ab.
Während der restlichen vier Tage dauernden Kontrollperiode,
d h. dem 21. bis 24. Tag, wurde keine Verschlechterung beobachtet.
Ein männlicher Patient mit einem Alter von 58 Jahren mit
einer protal-systematischen Encephalopathie war im Anschluß an
eine portal-kava-Verschiebungsoperation schwer mit einer
konventionellen Therapie zu behandeln, einschließlich der
Einschränkung des Diätproteins auf 30 g/Tag, 30 ml Lactulose
dreimal pro Tag und ausreichend Laxantien zur Aufrechterhaltung
von zwei Stuhlgängen pro Tag. Er wurde bei konstanter
Diät während einer Periode von 26 Tagen beobachtet. Im Anschluß
an die ersten acht Tage der Kontrollbeobachtung erhielt
er ein Gemisch von 13 mMol Ornithin-α-ketoisocaproat,
10 mMol Ornithin-α-keto-β-methylvaleat und 11 mMol Ornithin-
α-ketoisovalerat täglich auf oralem Weg in drei unterteilten
Dosen während 10 Tagen. Eine zusätzliche Kontrollperiode von
8 Tagen schloß sich an.
Während der ersten Kontrollperiode wurde sein Elektroencephalogramm
als Stufe 3 abnorm eingestuft, bezogen auf eine Bewertung
von 1 (normal) bis 6 (stark abnormal). Während der Behandlungsperiode
wurde sein Elektroencephalogramm als Stufe 1,25
eingestuft. Während der anschließenden Kontrollperiode näherte
es sich wieder der Stufe 3.
Während der ersten Kontrollperiode zeigte der Patient ausgeprägte Asterixis (Flügelschlagentremor), Ataxie, langsames, undeutliches Sprechen und er war unfähig, Zeitung zu lesen.
Während der Behandlungsperiode verschwand die Asterixis am
drittenTag. Die Ataxie verbesserte sich, und das Sprechen
und die Fähigkeit zu lesen wurden in einem normalen oder nahezu
normalen Ausmaß wieder erreicht. Bei der zweiten Kontrollperiode
kehrte die Asterixis am zweiten Tag zurück, der Gang
wurde wiederum ataxisch und der Patient verlor wiederum das
Interesse an seiner Umgebung.
Es traten keine signifikanten Änderungen bei den Plasmaammoniakwerten
auf, d. h. 55 und 50 µM vor der Behandlung,
49, 49 und 61 µM während der Behandlung, und 52 und 52 µM
nach der Behandlung, trotz der Zunahme der Stickstoffaufnahme
von 4,8 g/Tag, herrührend aus der Diät, uf 5,8 g/Tag, herrührend
aus Diät plus dem Stickstoffgehalt der Arzneimittel.
Ebenfalls waren keine signifikanten Änderungen in den Plasmaharnstoff-
Stickstoffwerten vorhanden, nämlich 13 mg/dl vor
der Behandlung, 14 und 12 mg/dl während der Behandlung und
11 und 9 mg/dl nach der Behandlung, was bedeutet, daß der zusätzliche
Stickstoff für anabolische Vorgänge zurückgehalten
wurde und nicht ausgeschieden wurde.
Irgendeine besondere Theorie kann nicht aufgestellt werden,
es wird jedoch angenommen, daß die erfindungsgemäßen Salze
in Körperflüssigkeiten unter Bildung der verzweigtkettigen
Ketosäuren plus Arginin und/oder Ornithin dissoziieren. Die
verzweigtkettigen Ketosäuren füllen dann die Körperlager der
verzweigtkettigen Aminosäuren (Leucin, Valin und Isoleucin)
auf Kosten von labilen, stickstoffhaltigen Verbindungen auf,
fördern die Proteinsynthese und hemmen eine übermäßige Aufnahme
von aromatischen Aminosäuren im Gehirn, die bei Patienten
mit Leberstörungen gefunden wird.
Die günstigen Einflüsse der Verwendung von Arginin- oder
Ornithin-α-ketoisocaproat alleine, siehe Anwendungsbeispiel 2, sind
wohl einer regulatorischen Rolle zuzuschreiben, welche die
essentielle Aminosäure Leucin bei der Proteinsynthese spielt.
In einem neueren Abstract von Sherwin und Felig wird gezeigt,
daß Leucin alleine bei einer Dosis von annähernd 15 g/Tag
eine Stickstoffeinsparung bei fettleibigen Patienten, welche
eine vollständige Hungerkur unternehmen, induzieren. Weiterhin
wurde gefunden, daß das Ketosäureanaloge von Leucin möglicherweise
anabolische Eigenschaften besitzt, welche von Leucin
alleine nicht geteilt werden.
Zusätzlich zu dem zuvor genannten Anwendungsbeispiel 2 wurde Ornithin-
α-keto-isocaproat alleine bei einem Patienten appliziert, der
an einer schlimmen portal-systemischen Encephalopathie litt.
Der Patient war halb-comatös und sprach dramatisch auf orale
Applikation von 10 g Ornithin-α-ketoisocaproat, gegeben durch
einen Magenschlauch, an. Der Patient war an den folgenden Tagen
wach und munter, jedoch entwickelte sich unglücklicherweise
eine Peritonitis, eine übliche Komplikation bei solchen Patienten,
welche den Tod zur Folge hatte.
Die Mechanismen, nach welchen Arginin und Ornithin die günstigen
Einflüsse als Folge ihrer Anwesenheit in den erfindungsgemäßen
Zusammensetzungen zeigen, ist noch nicht vollständig
bekannt oder verständlich. Jedoch ist es bekannt, daß Ornithin
katalytisch für den Harnstoffzyklus erforderlich ist und hierbei
eingesetzt wird, wobei die letzte Stufe des Harnstoffzyklus
die Spaltung von Arginin zu Ornithin plus Harnstoff ist. Weiterhin
ist bekannt, daß Ornithin nicht in Proteinen gefunden
wird, und daß es daher nur aus der Spaltung von Diät-Arginin
oder von aus dem Abbau von Gewebe stammendem Arginin erhalten
werden kann.
Es gibt ein neueres Anzeichen dafür, daß Ornithin durch ein
Enzym (Ornithin-transaminase) beinahe so rasch zerstört wird,
wie es Zutritt zum Inneren des Mitochondrions erlangt, wo es
im Harnstoffzyklus gebraucht wird, siehe J. D. McGivan et al.,
Biochemistry Journal, 162 (1977), 147-156. Weiterhin kann die
Transportgeschwindigkeit von Ornithin in das Mitochondrion
die die Harnstoffbildung begrenzende Geschwindigkeit sein.
Obwohl daher Ornithin ein Katalysator ist, der weder durch
den Harnstoffzyklus gebildet noch verbraucht wird, ist es
dennoch möglich, daß unter bestimmten Umständen überschüssiges
Ornithin zur Kompensation des Ornithins erforderlich sein
kann, welches durch dieses System, welches kein Teil des Zyklus
ist, zerstört wird.
Neuere Erkenntnisse wurden ebenfalls durch die Untersuchung
von neonataler Citrullinämie erhalten, nämlich daß abnormal
große Mengen an Arginin (und wahrscheinlich auch von Ornithin)
erforderlich sind, um eine Hyperammoniämie bei dieser Krankheit
zu verhüten. Trotz des noch immer schlecht zu verstehenden
stimulierenden Effektes von Ornithin auf den Harnstoffzyklus
kann daher geschlossen werden, daß ein hoher Pegel von Arginin
(als Quelle von Ornithin) oder ein hoher Pegel von Ornithin
selbst zu einer relativ höheren Rate der Harnstoffproduktion
für einen vorgegebenen Wert der Konzentration von Harnstoffvorläufer
(einschließlich Ammoniak) in Körperflüssigkeiten
führt.
Abgesehen von den zuvor angegebenen, die Theorie betreffenden
Mechanismen, scheint es so zu sein, daß die Applikation von erfindungsgemäßen
Verbindungen synergistische Effekte ergibt,
welche größer sind als die Gesamteffekte bei der Applikation
von entweder Arginin oder Ornithin alleine oder der Applikation
von verzweigtkettigen Ketosäuren alleine. Dieser synergistische
Effekt kann durch den Mechanismus erklärt werden, durch welchen
Ornithin (gegeben als solches oder aus Arginin herrührend),
welches durch Ornithin-transaminase zerstört wird, Stickstoff
in Form von Glutamat ergibt, welcher dann mit der Ketosäure
unter Bildung von essentiellen Aminosäuren reagiert, welche dann
für die Proteinsynthese verwendet werden. Im Gegensatz dazu
werden vorbekannte Arginin- und Ornithinsalze von organischen
Säuren, wie die Malate oder alpha-Ketoglutarate oder Citrate,
sehr rasch im Körper zu Kohlendioxid und Wasser oxidiert. Es
beruht auf Vermutungen, ob diese letztgenannten organischen
Säuren alleine irgendwelche günstigen Einflüsse bei der Behandlung
von Hyperammoniämie besitzen könnten.
Claims (7)
1. Ornithin- und Argininsalze der allgemeinen
Formel:
AK · x H₂O,worin bedeuten:AArginin oder Ornithin,
Kα-Ketoisocapronsäure, α-Ketoisovaleriansäure oder α-Keto-
β-methylvaleriansäure und
x= 0 bis etwa 1.
2. Verbindung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß A Ornithin bedeutet und x = 0 ist.
3. Arzneimittel zur Behandlung von hepatischen oder renalen
Störungen, gekennzeichnet durch einen Gehalt wenigstens
einer der Verbindungen gemäß Anspruch 1 oder 2.
4. Arzneimittel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß es ein Gemisch von Arginin-α-ketoisocaproat, Arginin-a-ketoisovalerat
und Arginin-α-keto-β-methylvalerat enthält.
5. Arzneimittel nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Verbindungen in dem Gemisch in annähernd äquimolaren
Mengen vorliegen.
6. Arzneimittel für orale Applikation nach einem der Ansprüche
3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindung(en)
in trockener Form vorliegt/vorliegen.
7. Arzneimittel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß es Arginin-α-ketoisocaproat oder Ornithin-α-ketoisocaproat
enthält.
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
US05/887,570 US4228099A (en) | 1978-03-17 | 1978-03-17 | Ornithine and arginine salts of branched chain keto acids and uses in treatment of hepatic and renal disorders |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
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