-
Verfahren zur Herstellung von wasserabweisendem Leder Es ist bekannt,
daß durch eine Fettung mineralgarer und kombiniert gegerbter Leder im Lickerverfahren
mit den bisher in Verwendung stehenden anionaktiven, kationaktiven und nichtionogenen
wasserlöslichen Ölen und Fetten das Wasseraufnahmevermögen des Fertigleders gegenüber
nicht gefettetem Leder erhöht wird.
-
Es ist weiterhin bekannt, daß durch eine Imprägnierung bzw. Fettung
von chrom- und kombiniert gegerbtem Leder mit wasserunlöslichen ölen, Fetten und
Wachsen im Schmier- oder Einbrennverfahren die Wasseraufnahme des Leders
wesentlich herabgesetzt wird. Derartige Fettungsmethoden eignen sich aber verständlicherweise
nicht zum Wasserabweisendmachen von leichtem Schuhoberleder, kombiniert gegerbtem
Taschenleder, Veloursleder, Bekleidungsleder usw.
-
Außerdem ist 4kannt, daß man durch eine nachträgliche Behandlung von
chrom- und kombiniert gegerbtem Leder, das im Lickerverfahren mit den üblichen wasserlöslichen
Produkten gefettet wurde, mit Silikonen oder komplexen Chrom(III)-Fettsäure-Verbindungen
eine wasserabweisende Wirkung beim Fertigleder erzielt.
-
Auch bei Pelzfellen, die mit den üblichen wasserlöslichen Produkten
gefettet werden, erhöht sich das Wasseraufnahmevermögen gegenüber nicht gefetteter
Ware. Durch eine Imprägnierung mit Silikonen bzw. komplexen Chrom(III)-Fettsäure-Verbindungen
kann auch bei diesen eine wasserabweisende Wirkung des Fertigfabrikates erzielt
werden.
-
Es ist weiterhin bekannt, daß hochungesättigte öle und Wachse sulfitiert
werden können. In früherer Zeit war man der Auffassung, Wollfett enthielte ungesättigte
Fettsäuren, beispielsweise Ölsäure, in geringen Konzentrationen. Seit längerer Zeit
weiß man jedoch, daß tatsächlich ungesättigte Fettsäuren in dem Wollfett nicht vorliegen.
Es ist daher überraschend, daß dieses Wollfett einer eine Sulfitierung enthaltenden
Behandlung unterworfen werden kann, und es war weiterhin nicht vorauszusehen, daß
derart gewonnene Wollfettprodukte bei der Zurichtung von Ledern einen wasserabweisenden
bzw. hydrophobierenden Effekt hervorrufen, wie es im erfindungsgemäßen Verfahren
beschrieben wird.
-
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum Zurichten von Leder
mit sulfitierten Oxydationsprodukten von wachsartigen Stoffen, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß vor, während oder nach der Gerbung bzw. Zurichtung in Wasser lösliche bzw.
emulgierbare Produkte eingesetzt werden, die aus technischem oder gereinigtem Wollfett
oder Wollfett-Säuren allein oder zusammen mit ölen, Fetten, Wachsen, Mineralölen,
Mineralwachsen durch die an sich bekannte Oxydation und gleichzeitige oder anschließende
Umsetzung mit Alkalibisulfit und Wasser erhalten worden sind.
-
Die unerwartete Wirkungsweise des neuen Verfahrens geht aus folgenden
beispielhaften Angaben hervor: Das Wasseraufnahmevermögen von chromgegerbtem Leder
wird durch eine Behandlung mit den angegebenen Produkten auf 25 bis 30% der sonst
üblichen Werte herabgesetzt. Während die Wasseraufnahme von chromgegerbtem Leder,
das beispielsweise mit 6% eines der bekannten anionaktiven, kationaktiven oder nichtionogenen
Fe.ttungsmittel gefettet wird, nach der Methode Kubelka oder Küntzel bei 110 bis
140 % nach 2 Stunden und 140 bis 160 % nach 24 Stunden liegt, wird durch eine Fettung
mit einem Produkt, das aus einem Gemisch gleicher Teile Rohwollfett und Dorschlebertran
durch Oxydation bei 75°C und Behandeln mit Natriumbisulfit gewonnen wurde, das Wasseraufnahmevermögen
auf 20 bis 35 % nach 2 Stunden und 45 bis 60 % nach 24 Stunden verringert.
-
Eine Mitverwendung von Neutralölen oder -fetten und Wachsen bei der
Fettung im Lickerverfahren verschlechtert
die angegebenen Werte
nicht. Selbst bei Mitverwendung der bisher bekannten wasserlöslichen Öle und Fette
wird die sonst übliche Wasseraufnahme des Leders erheblich verringert.
-
Für das Verfahren eignen sich alle Leder, die nach verschiedenen Gerbarten
gewonnen werden, beispieW weise der Mineralgerbung, vegetabilen Gerbung, Gerbung
mit synthetischen Gerbstoffen, Fettgerbung, Formaldehydgerbung.
-
Besonders vorteilhaft ist das Verfahren für das Wasserabweisendmachen
von chrom- und chromvegetabilgegerbter Ware, da bei dieser der Hydrophobiereffekt
ganz hervorragend ist. Ein weiterer Vorteil ist, daß nach vorliegender Erfindung
die Fettang und Hydrophobierung in einem Arbeitsgang vorgenommen werden, während
alle bisher bekannten Hydrophobiermethoden neben der Fettang einen nachträglichen,
oft recht umständlichen Arbeitsprozeß erfordern. Bei stärker im Lickerverfahren
vorgefetteter Ware ist eine Hydrophobierung mit bekannten Produkten nicht oder nur
in geringem Umfange möglich. Demgegenüber bietet die Hydrophobierung von Leder mit
den vorgeschlagenen Produkten auch bei hohem Einsatz den Vorteil einer Hydrophobierung
und Fettang in einem Arbeitsgang. Da das Hydrophobiervermögen der für das vorliegende
Verfahren verwendeten Produkte mit der eingesetzten Menge steigt, eignet sich diese
Methode auch bei weichen chrom-und kombiniert gegerbten Ledern, deren Herstellung
eine höhere Fettmenge erfordert. Beispiel 1 Chromgegerbtes Spaltleder wird wie üblich
neutralisiert und anschließend im Lickerverfahren mit 6% eines Wollfettsulfitates,
hergestellt nach Beispiel 1 der deutschen Auslegeschrift 1068 251 (Patentanmeldung
C 12807 IV b/12 o), gefettet. Das Wasseraufnahmevermögen dieses Leders liegt nach
der Fertigstellung nach 2 Stunden zwischen 20 und 35 % und nach 24 Stunden zwischen
40 und 55 0/0 (nach Küntzel). Bei Durchführung einer Muldenprobe bleibt dieses Leder
auch nach mehrwöchiger Wassereinwirkung wasserundurchlässig. Das Leder besitzt einen
guten Abperleffekt und kann nur durch intensive mechanische Bearbeitung und unter
Verwendung von Netzmitteln wieder aufbroschiert werden. Beispiel 2 Chromgegerbtes
Velourleder wird wie üblich neutralisiert und mit 311/o eines Mischsulfitates aus
Wollfett und Tran gemäß Beispiel2 der deutschen Auslegeschrift 1068 251 (Patentanmeldung
C 12807 IV b/ 12o) im Lickerverfahren vorgefettet. Das Leder wird anschließend aufgetrocknet
und in trockenem Zustand, wie dies bei der Velourslederherstellung üblich ist, vorgeschliffen.
Das Aufbroschieren erfolgt in langer Flotte bei 30 bis 35° C unter Zusatz von 2
bis 60/0 Ammoniak, bezogen auf Trockengewicht des Leders. Es ist unbedingt notwendig,
das Aufbroschieren in langer Flotte mit einem schnellaufenden Faß bis zum gründlichen
Durchweichen des Materials vorzunehmen. Das Leder wird anschließend wie üblich gefärbt
und mit 6% des angegebenen Produktes (bezogen auf Trockengewicht des Leders) im
Lickerverfahren wie üblich nachgefettet. Die Fettang kann auch bereits vor der Färbung
vorgenommen werden. Dieses Leder wird anschließend getrocknet, in feuchte Sägespäne
eingelegt, gestollt, wieder getrocknet und nachgeschliffen. Das Fertigleder zeichnet
sich durch hohe Weichheit und eine stark wasserabweisende Wirkung aus. Das Wasseraufnahmevermögen
nach K ü n t z e 1 entspricht zahlenmäßig dem unter Beispiel 1 angeführten. Beispiel
3 Chromgegerbtes Velourleder wird wie üblich neutralisiert und mit einer Mischung
aus 1% Spermölfiltrat und 2% eines Mischsulfitates aus Wollfett und Tran gemäß Beispiel
2 der deutschen Auslegeschrift 1068 251 (Patentanmeldung C 12807 IV b/12 o) vorgefettet.
Die weitere Behandlung erfolgt in der gleichen Weise wie im Beispiel 2 angegeben,
jedoch mit 4% Wollfettmischsulfitat und 2% Spermölfiltrat zur Nachfettung. Das Leder
zeichnet sich nach der Fertigstellung ebenfalls durch eine starke wasserabweisende
Wirkung aus. Das Verhalten gegen Wasser entspricht dem im Beispiel l angeführten.
Die Lederoberfläche erhält durch die vorgeschlagene Mitverwendung von Neutralölen
einen Schreibeffekt. Beispiel 4 In üblicher Weise vorbehandelte Rinderblößen werden
mit 10 % eines Chromgerbstoffes (26 % Chromoxyd, Basizität 331/3) gegerbt und die
Fettang während der Gerbung mit 8% des Mischsulfitates aus Wollfett und Tran gemäß
Beispiel 2 der deutschen Auslegeschrift 1068 251 (Patentanmeldung C 12807IV
b/12 o) vorgenommen. Die Zugabe von Gerbstoff bzw. Mischsulfitat erfolgt in der
Weise, daß zunächst ein Drittel des Chromgerbstoffes, in wenig Wasser gelöst, durch
die hohle Achse des Gerbfasses zugesetzt wird. Nach 30 Minuten erfolgt ein Zusatz
von 4% Mischsulfitat, nach weiteren 30 Minuten wieder ein Drittel des Chromgerbstoffes,
beide Produkte in wenig Wasser gelöst. Die restlichen 4% Mischsulfitat werden nach
abermals 30 Minuten durch die hohle Achse des Fasses nachgesetzt. Darauf erfolgt
die Zugabe des letzten Drittels des Chromgerbstoffes. Nach einer Laufzeit von 4
Stunden wird mit 0,7% Soda abgestumpft und die Ausgerbung nach weiteren 5 Stunden
wie üblich beendet. Das Fertigleder zeichnet sich ebenfalls durch eine sehr starke
wasserabweisende Wirkung aus. Das Wasseraufnahmevermögen liegt innerhalb der im
Beispiel 1 angegebenen Grenzen. Außerdem ist das Leder durch eine hohe Weichheit,
gute Fülle und Narbenfestigkeit gekennzeichnet. Beispiel 5 Leder, das mit 1,5% Chromoxyd
in üblicher Weise chromvorgegerbt und mit 10"/o Kastanienextrakt nachgegerbt wurde,
wird anschließend mit 10% des Wollfettsulfitates gemäß Beispiel 1 der deutschen
Auslegeschrift 1068 251 (Patentanmeldung C 12807 IV b/12 a) im Lickerverfahren gefettet.
Die Wasseraufnahme dieses Leders liegt nach der Fertigstellung nach 2 Stunden zwischen
35 und 45 % und nach 24 Stunden zwischen 50 und 65 0/0.
-
In dieser Art zugerichtetes Leder eignet sich vor allem für die Herstellung
von weichen Taschen- und Portefeuilleartikeln.