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Behandlungsmittel für Haut oder Leder Tran und daraus durch Oxydation
gewonnene Erzeugnisse gelten als unentbehrliche Hilfsmittel bei der Lederherstellung.
Diese Stoffe verleihen dem Leder Zähigkeit und Geschmeidigkeit. Bei der Sämischlederherstellung
dient der Tran als Gerbstoff, doch ist der Tran in die Blöße nur nach Entfernung
des wertvollen Narbens und auch dann nur unter kräftiger Bearbeitung in der -Hammerwalke
hineinzutreiben. Auf und in der Blöße findet dann eine allmähliche Oxydation statt,
die Blöße verwandelt sich in @ämi.schleder. Es ist noch nicht gelungen, unmittelbar
mit oxydiertem Tran Sämischleder zu erzeugen, obgleich der Tran in dieser Form leichter
em.ulgierbar ist als im Rohzustand.
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Es wurde nun gefunden, daß in Wasser emulgierbare Einwirkungserzeugnisse
von Alkylenoxyden, insbesondere Äthylenoxy d, auf Oxydationserzeugnisse aus nicht
autoxydablen fettartigen Verbindungen mit mehr als 7 Kohlenstoffatomen im Molekül,
wie Fettsäuren, Fett- und Wachsalkohole, Wachse und Paraffin als Behandlungmittel
bei der Lederherstellung besonders geeignet sind. Die Oxydationserzeugnisse müssen,
mindestens teilweise, hydrophile Gruppenenthalten.
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Die genannten Stoffe dringen nicht nur ausgezeichnet in das gegerbte
Leder ein und machen die Faser zäh .und geschmeidig, sondern sie sind sogar der
Blöße ganz leicht ohne Entfernung des Narbens einzuverleiben und verwandeln diese
in eine Art Sämischle.der von ganz hervorragender Zähigkeit: Bei so hergestelltem
Rindleder wurde eine Reißfestigkeit von 9,8 kgfqrnm gemessen während übhchenveise
Leder, sogar solches für technische
Zwecke, nur eine Reißfestigkeit
von 3 bis 41glqtnm besitzt. Wenn es sich darum handelt, Leder herzustellen, das
eine möglichst geringe Wasseraufnahmefähigkeit zeigt, wie dies z. B. von Militärfahlleder
oder von Trachtenhosenleder verlangt wird, «-erden Verbindungen mit nicht über 3
Mol angelagertem Alkylenoxyd verwandt. Dagegen können zur Gerbung von Leder, das
eine gute Netzbarkeit zeigen soll, wie etwa Fensterleder, auch Stoffe mit mehr angelagertem
Alkylenoxyd verwandt werden.
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Als Ausgangsgut können nicht nur ungesättigte fettartige Stoffe nach
einer Oxydation dienen, sondern auch gewisse bei der Destillation von Oxydationserzeugnissen
von Braunkohlenparaffin oder bei der katalytischen Hydrierung der Oxyde des Kohlenstoffs
nach Fischer erhaltene fettartige Stoffe, deren Kohlenstoffkette etwa 8 bis 2o oder
mehr Kohlenstoffatotne enthält. Die oxydierten Fettstoffe enthalten neben Fettsäuren
Oxyfettsäuren oder andere Umwandlungsstoffe und besitzen nach der Behandlung mit
Alkylenoxyden dieselben ausgezeichneten Eigenschaften wie oxydierter Tran. Sie sind
darüber hinaus in Wasser emulgierbar, besitzen gerbende Eigenschaften und vermögen
z. B. auch durch den NTarben von Hautblößen hindurchzudringen.
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Man hat bereits vorgeschlagen, die bei der Sämischgerbung von Leder
mit Tran, also einem autoxydablen fettartigen Stoff, abfallenden Öle, das sogenannte
Degras oder Moellon, mit Äthylenoxvd zu behandeln, so daß sie in Wasser leicht emulgierbar
oder löslich «-erden, und diese Erzeugnisse als Emulgiermittel für die Behandlung
von Textilien oder als Netzmittel beim Färben pflanzlich oder mit Chrom gegerbten
Leders zu verwenden. Diese Erzeugnisse besitzen jedoch keine Affinität zum Leder;
sie werden vielmehr, sobald sie ihren Zweck erfüllt haben, leicht wieder ausgewaschen.
Vor allem eignen sie sich nicht als Austauschstoff für Tran bei der Sämischgerbung.
Beispiel i Technische Ölsäure wird, gegebenenfalls unter Zusatz von Siccativen,
bei 9o bis ioo° mehrere Tage lang mit Luft geblasen, bis die Todzahl auf etwa q.5
gesunken ist, und dann bei ioo° mit i Mol Äthylenoxyd behandelt. Von diesem Erzeugnis
verwendet man zur Chromlederfettung i bis 2 °@o vom Falzgewicht in wässeriger Emulsion.
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Ebenso ,kann das Erzeugnis im Gemisch mit derselben oder der doppelten
Menge Talg zur Tafel- oder Faßschmiere von pflanzlich gegerbtem Leder, wie Riemen-,
Blank- und Fahlleder, gebraucht werden.
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Ein ähnlich gutes wasserlösliches Lederfettungsmittel erhält man,
wenn man Spermölalkohol auf dieselbe Weise behandelt. Beispiel 2 Ein Fettsäuregemisch,
das durch Oxydation unter Druck aus einem durch katal@-tische Hydrierung von Kohlenoxyd
gewonnenen Kohlenwasserstoffgemisch hergestellt wurde und u. a. Oxyfettsäuren enthält,
wird bei i io° mit 3 Mol Äthylenoxyd behandelt.
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Mit 2o kg dieses Erzeugnisses walkt man ioo kg entkalkte und gebeizte
Rindsblöße 2 bis 3 Tage lang. Man erhält ein außerordentlich zähes und geschmeidiges,
insbesondere für technische Zwecke geeignetes. fast farbloses Leder.
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Das Erzeugnis kann auch, ähnlich wie in Beispiel i, zur Fettung von
Leder beliebiger anderer Gerbung dienen.