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Verfahren zur Herstellung von Carbonylverbindungen aus sauerstoffhaltigen,
eine oder mehrere Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen enthaltenden organischen
Verbindungen Es ist bekannt, daß organische Verbindungen, welche eine oder mehrere
Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen enthalten, mit Chloriden bzw. Chlorokomplexverbindungen
von Palladium und Platin Komplexverbindungen bilden. Ferner ist in der Literatur
beschrieben, daß die Äthylen enthaltenden Komplexverbindungen durch Wasser unter
Bildung von Acetaldehyd hydrolysiert werden können. Über das Verhalten anderer Olefine
und olefinische Doppelbindungen enthaltender Verbindungen liegen trotz eingehender
Untersuchungen der entsprechenden Komplexverbindungen keine einheitlichen Angaben
vor. So soll nach E. Billmann (Berichte, Bd. 33, S. 2200) eine Allylalkoholkomplexverbindung
mit Platin durch Wasser unter Bildung eines Chiorhydrins hydrolysiert werden.
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Weiterhin können olefinische Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen
organischer Verbindungen durch verschiedene Reaktionen oxydativ umgewandelt werden.
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So gelingt z. B. die Einführung von zwei Hydroxylgruppen mit Kaliumpermanganat
oder Osmiumtetroxyd in Gegenwart von Wasser unter Bildung eines Diols; die Verwendung
von Bleitetracetat führt zur Anlagerung von zwei Acetoxygruppen, die sich zu einem
Diol verseifen lassen.
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Es ist weiter bekannt, olefinische Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen
mit elementarem Sauerstoff in Gegenwart von Silberkatalysatoren in Olefinoxyde umzuwandeln.
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Durch Hydrolyse und Oxydation lassen sich solche Oxydationsprodukte
ohne Spaltung an der Stelle der ehemaligen Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung
in Verbindungen mit Aldehyd- oder Ketogruppen überführen.
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In ähnlicher Weise kann man eine olefinische Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung,
z. B. durch Anlagerung von Säuren, Verseifung des entstandenen Esters und nachfolgende
Oxydation der alkoholischen Gruppe, in Aldehyd- oder Ketogruppen umwandeln.
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Alle diese bekannten Verfahren erfordern mehrere Reaktionsstufen
und ein sehr genaues Einhalten der Reaktionsbedingungen. Außerdem sind sie oft von
starken Nebenreaktionen begleitet.
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Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß Carbonylgruppen in
einer einstufigen Reaktion und unter milden Bedingungen in sauerstoffhaltigen organischen
Verbindungen, die eine oder mehrere Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen enthalten,
in hoher Ausbeute gebildet werden können. Dies gelingt in einfacher Weise, wenn
die sauerstoffhaltigen organischen Verbindungen, welche eine oder mehrere Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen
im Molekül enthalten, mit wasserhaltigen Lösungen von Verbindungen der Platinmetalle
umgesetzt werden. Als besonders wirksam haben sich dabei Verbindungen des Palladiums
und Rhodiums
erwiesen. Außerdem kann die Reaktion bei gewöhnlichem, erhöhtem oder
gegebenenfalls vermindertem Druck durchgeführt werden.
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Nach dem Verfahren der Erfindung können z. B. die Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen
sauerstoffhaltiger aliphatischer, aromatischer, araliphatischer oder heterocyclischer
Verbindungen, welche Carboxyl-, Aldehyd-, Keto-, Hydroxyl- oder Äthergruppen oder
verschiedene dieser Sauerstoffunktionen im Molekül enthalten, in Aldehyd- oder Ketogruppierungen
umgewandelt werden, ohne daß eine Spaltung des Moleküls an dieser Stelle eintritt.
Bei der Bildung instabiler Verbindungen erhält man dabei deren bekannte Sekundärprodukte.
So tritt z. B. bei der Einführung der Ketogruppe in fl-Stellung zur Carboxylgruppe
leicht eine Decarboxylierung ein.
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Es war nicht zu erwarten, daß andere Olefine oder gar sauerstoffhaltige,
organische Verbindungen, die olefinische Doppelbindungen aufweisen, analog dem Äthylen
reagieren würden, weil bekanntlich die Reaktionsfähigkeit einer olefinischen Doppelbindung
von anderen Substituenten, insbesondere von solchen polarer Natur, stark beeinflußt
wird. Außerdem sind Sauerstoffatome enthaltende Atomgruppen selbst in hohem Maß
zur Komplexbildung befähigt, so daß ein dem Äthylen analoges Verhalten nicht vorauszusehen
war. Für die Herstellung von Carbonylverbindungen aus sauerstoffhaltigen, eine oder
mehrere Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen enthaltenden organischen Verbindungen
ist durch das vorliegende Verfahren ein grundsätzlich neuer, allgemein anwendbarer
Weg aufgezeigt worden.
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Bei der Durchführung des Verfahrens werden die Ausgangsverbindungen
mit der wasserhaltigen Lösung der
Platinmetallverbindung zusammengegeben.
Die Umsetzung findet oft schon bei gewöhnlicher Temperatur statt. Zweckmäßig arbeitet
man aber bei Temperaturen zwischen 400 C und dem Siedepunkt des Reaktionsgemisches.
Bei entsprechendem Druck können auch höhere Temperaturen angewendet werden. Die
Reaktionszeit beträgt je nach der Art der Ausgangsverbindung wenige Minuten bis
mehrere Stunden.
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Es wurde weiter gefunden, daß die benötigte Menge Platinmetallverbindung
erheblich vermindert werden kann, wenn die Reaktion in Gegenwart von Oxydationsmitteln
durchgeführt wird. Die dadurch erzielbare Verminderung an erforderlichen Platinmetallverbindungen
ist so beträchtlich, daß letzten Endes katalytische Mengen davon genügen. Besonders
vorteilhaft wirkt sich das Arbeiten in Gegenwart von elementarem Sauerstoff aus,
da hierdurch in einfacher Weise das Verfahren kontinuierlich durchgeführt werden
kann.
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Geeignete Oxydationsmittel sind Salze von Metallen, die in mehreren
Oxydationsstufen auftreten. Als besonders vorteilhafte Oxydationsmittel haben sich
Salze des 3wertigen Eisens und des 2wertigen Kupfers erwiesen.
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Zur Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit ist es zweckmäßig, die
Löslichkeit der Ausgangsverbindung in der wäßrigen Lösung durch Zugabe eines inerten
Lösungsmittels, z. B. Essigsäure, Dioxan oder Tetrahydrofuran, zu erhöhen.
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Weiterhin sind der Reaktion alle bekannten Maßnahmen förderlich,
durch welche die Reaktionsteilnehmer innig vermischt werden. Solche Maßnahmen sind
z. B.
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Rühren, Schütteln, Berieseln oder Anwendung von Schwingungen.
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Die Aufarbeitung des Reaktionsgemisches erfolgt in bekannter Weise.
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Die folgenden Beispiele erläutern das Verfahren nach der Erfindung.
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Beispiel 1 a) 106,7 g metallisches Palladium werden in Königswasser
gelöst und diese Lösung wird anschließend auf
dem Sandbad eingetrocknet. Der Rückstand
wird in ungefähr 200 ccm 2001,iger Salzsäure aufgenommen und wieder eingedampft.
Das Abrauchen mit Salzsäure wird dreimal wiederholt. Der nitratfreie Rückstand wird
unter Erwärmen mit der zur vollkommenen Lösung erforderlichen Menge in Salzsäure
versetzt. Die erkaltete Lösung wird mit Wasser auf 5,335 1 aufgefüllt und mit wenig
konzentrierter Salzsäure auf einen Säuregehalt von 21 mg H Cl je ccm Lösung eingestellt.
Diese Lösung enthält 20 mg Palladium je ccm und wird in den folgenden Beispielen
als Katalysator verwendet. b) 0,1 Mol Anethol (4-Methoxy-1-propenyl-benzol) werden
mit 533 ccm dieser Palladiumlösung (= 0,1 Mol Palladium) 41/2 Stunden lang bei einer
Temperatur von 700 C in einer Schüttelvorrichtung geschüttelt. Als Reaktionsprodukt
erhält man p-Methoxyphenylaceton in einer Ausbeute von 91 01o der Theorie, bei einem
Umsatz von 55O/o. Schmelzpunkt und Mischschmelzpunkt des 2,4-Dinitrophenylhydrazons
betragen 1050 C.
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Beispiel 2 0,1 Mol Crotonaldehyd werden mit 533 ccm der nach Beispiel
1, a) herstellbaren Palladiumlösung (= 0,1 Mol Palladium) bei 25"C 3 Stunden stehengelassen.
Als Reaktionsprodukt bildet sich Acetylacetaldehyd, welcher sich sofort zum 1,3,5-Triacetylbenzol
cyclisiert. Die Ausbeute an Triacetylbenzol beträgt 85°/o der Theorie bei einem
Umsatz von 35010. Der Schmelzpunkt und der Mischschmelzpunkt des Triacetylbenzols
waren 1630 C.
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Beispiel 3 0,1 Mol einer der in der untenstehenden Tabelle aufgeführten
ungesättigten Carbonsäuren werden mit 533 ccm der nach Beispiel 1, a) herstellbaren
Palladiumlösung (= 0,1 Mol Palladium) bei den unten angegebenen Temperaturen in
einer Schüttelvorrichtung geschüttelt.
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(»DNP Fp.ii bedeutet: Schmelzpunkt des Dinitrophenylhydrazons.)
.. Temperatur Reaktionsdauer Umsatz Ausbeute in °/n |
Ausgangscarbonsäure in G in Minuten Endprodukt in °/0 der Theorie |
Acrylsäure 50 180 Acetaldehyd 50 93 |
CH2 = CH- COOH DNP Fp. 166"C |
Crotonsäure 50 60 Aceton 25 91 |
CH3-CH = CH - COOH DNP Fp. 126"C |
Methacrylsäure 40 120 Propionaldehyd 61 90 |
CH2 = C-COOH DNP Fp. 147"C |
CH3 |
Zimtsäure 50 600 Acetophenon 35 92 |
C6H5-CH = CHCOOH DNP Fp. 2440C |
Maleinsäure 50 180 Brenztraubensäure 25 91 |
HOOC-CH = CH - COOH DNP Fp. 217"C |
Tiglinsäure 50 120 Methyläthylketon 40 95 |
CH3-CH C-COOH DNP Fp. 1100C |
CH3 |
Itaconsäure 50 60 Bernsteinaldehydsäure 30 90 |
HOOC-CH2-C-COOH DNP Fp. 201"C |
CH2 |
Sorbinsäure 65 15 Äthylidenaceton 35 92 |
CH3-(CH=CH)2 COOH DNP Fp. 156"C |
Beispiel 4 0,04 Mol Zimtsäure werden mit 107 ccm der nach Beispiel
1, a) herstellbaren Palladiumlösung (= 0,02 Mol Palladium), welcher 0,02 Mol Eisen(III)-sulfat
zugesetzt werden, 6 Stunden lang bei einer Temperatur von 700 C in einer Schüttelvorrichtung
geschüttelt. Der Vergleich mit dem Versuch ohne Zusatz von Eisensulfat ergibt folgende
Werte: a) ohne Eisensulfat, b) mit Eisensulfat.
a) b) |
Erforderliche Menge |
Palladium ......... 0,04 Mol 0,02 Mol |
Umsatz .......... 70% 68 °/o |
Ausbeute 90 0/, 920/o |
Acetophenon Acetophenon |
der Theorie der Theorie |
Beispiel 5 0,04 Mol Zimtsäure werden mit 54 ccm der nach Beispiel 1, a) herstellbaren
Palladiumlösung (= 0,01 Mol Palladium), welcher 0,03 Mol Eisen(III)-sulfat zugesetzt
werden, 6 Stunden lang bei einer Temperatur von 700 C in einer Schüttelvorrichtung
geschüttelt: a) in Abwesenheit von Sauerstoff, b) in Gegenwart von Sauerstoff.
a) b) |
Umsatz ............. 36% 50 01, |
Ausbeute ............ 91 Olo 95% |
Acetophenon Acetophenon |
Beispiel 6 0,1 Mol Zimtsäureäthylester werden mit 533 ccm der nach Beispiel 1, a)
herstellbaren Palladiumlösung (= 0,1 Mol Palladium), welche zusätzlich 100 ccm Dioxan
enthält, 5 Stunden lang bei einer Temperatur von 700 C in einer Schüttelvorrichtung
geschüttelt. Als Reaktionsprodukt erhält man Acetophenon in einer Ausbeute von 910/o
der Theorie bei einem Umsatz von 66°/o.
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Beispiel 7 15,5 g Rhodium(III)-hydroxyd (= 0,1 Mol Rhodium) werden
in 200 ccm 1 n-Salzsäure gelöst. Die Lösung wird
mit Wasser auf 500 ccm aufgefüllt.
Zu dieser Lösung gibt man 0,1 Mol Zimtsäure und schüttelt das Reaktionsgemisch 14
Stunden lang bei 70°C. Als Reaktionsprodukt erhält man Acetophenon.
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Ausbeute ..... 8501o der Theorie Umsatz ...... 550/o der Theorie
Mit ähnlichem Erfolg können bei den obigen Beispielen andere Verbindungen von Metallen
der Platingruppe als Katalysatoren verwendet werden.
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PATENTANSPR8CHE 1. Verfahren zur Herstellung von Carbonylverbindungen
aus sauerstoffhaltigen, eine oder mehrere Kohlenstoff-Kohlenstoff-D oppelbindungen
enthaltenden organischen Verbindungen, dadurch gekennzeichnet, daß man die organischen
Ausgangsverbindungen mit wasserhaltigen Lösungen von Verbindungen der Platinmetalle,
gegebenenfalls in Gegenwart von Oxydationsmitteln und inerten Lösungsmitteln unter
innigem Vermischen der Reaktionsteilnehmer, bei Raum- oder erhöhter Temperatur und
verringertem, normalem oder erhöhtem Druck, umsetzt und die Umsetzungsprodukte in
bekannter Weise aufarbeitet.