Verfahren zur Gewinnung von reinem Frimnlasaponin. In der Wurzel von Primulaarten ist ein Saponin in beträchtlicher Menge enthalten, das den Charakter einer Säure besitzt und das an sich in Wasser unlöslich ist, aber mit wässerigen Alkalilösungen gut definierbare und lösliche Alkalisalze bildet. Diese Eigen schaft wurde zur Isolation des Saponins aus der Droge ausgenützt. Ausserdem kann das Saponin aus der Droge auch mit verdünntem Alkohol extrahiert werden.
In der österreichischen Patentschrift Nr. 101486 ist ein Verfahren zur Gewinnung eines sauren, kristallisierten Saponins aus den Wurzeln der Primulaarten. beschrieben, das im Ausziehen der Primulawurzel mit ,vässerigen Alkalilösungen besteht. Aus den so gewonnenen Auszügen wird das rohe Saponin durch Säuren ausgefällt und abfil- triert, worauf es in heissem verdünntem Alko hol gelöst,
die Lösung mit Aktdvköhle ent färbt und aus dem Filtrat das gereinigte Saponin nach Abdestillieren der Hauptmenge des Alkohols durch allmählichen Zusatz von Wasser neuerdings gefällt. und schliesslich aus einem geeigneten Lösungsmittel, wie Äthylalkohol oder Methylalkohol, umkristal lisiert wird.
Anstatt mit- wässerigen Alkalilösungen kann die Droge auch mit verdünntem Alkohol ausgezogen werden und aus den so gewonne nen Auszügen das rohe Saponin in bekannter Weise gefällt, filtriert und neuerlich in ver dünntem Alkohol gelöst werden, worauf es in der oben angegebenen Weise gereinigt wird. Um aus dem_Saponin anorganische Ver- unreinigungen, wie Magnesium oder Kalzium salze, zu -entfernen,
wird dass Saponin im beliebigen Stadium seiner Gewinnung der Elektrodialyse in wässerig-alkalischer Lösung unterworfen.
Diese Art der Saponin-Gewinnung ist keineswegs befriedigend, da mit dem .Saponin eine grosse Menge von Schleim- und Ballast stoffen in Lösung geht, deren Abtrennung vom Saponin erhebliche Schwierigkeiten be reitet. Ausserdem werden bei der Extraktion mit Ätzalkali- oder Alkalicarbonatlösungen verhältnismässig dunkle, schwer filtrierbare Auszüge erhalten.
Ferner beeinflussen auch die zur Ausfällung des. rohen Saponins ange wandten starken Säuren die Reinheit schäd lich, so da.ss in dieser Weise nur ein dunkles und schwer zu entfärbendes Rohsaponin gewonnen wird. Die Ausbeute an reinem Saponin ist dann verhältnismässig gering.
Es wurde daher nach einer weiteren österreichischen Patentschrift Nr. 132570 ein neues Verfahren zum Ausziehen der.Droge vorgeschlagen, und zwar mit schwach alka lischen Mitteln in der Wärme, wie insbeson dere mit sekundärem Natniumphosphat oder verdünntem Ammoniak, vorzugsweise in Gegenwart. von Alkohol. Das rohe Saponin wird aus der alkalischen Extraktlösung mit. organischen Säuren, wie z. B. Essigsäure, oder mit schwachen anorganischen .Säuren, wie z. B.
Phosphorsäure, ausgefällt, in verdünn tem Alkohol gelöst und mittels Bleicherden gerenigt. Die Ausbeute an so erhaltenem reinem Saponin ist etwa. die doppelte gegen über dem erstgenannten Verfahren.
Schliesslich können nach der deutschen Pa- tentschriftNr.496446,reine und haltbare:Salze des sauren Primulasaponins mit Ammoniak oder mit schwachen organischen Basen und ferner auch Ester mit verschiedenen Alko holen gewonnen werden. So z. B. kann ein saponinha-ltiger Auszug mit Ammoniak gesät tigt und das so erhaltene Ammonsalz durch Umkristallisieren gereinigt werden.
Die bisherigen Herstellungsverfahren sind mit zahlreichen Nachteilen behaftet, da sie verhältnismässig kompliziert. sind und zu kei nem vollkommen reinen S'aponin führen, das alsdann nur durch vielfaches Umlösen bezw. Umkristallisieren gereinigt werden muss, was wiederum umständlich, zeitraubend und mit Verlusten verbunden ist.
Die Ausbeuten an Saponin besonders beim erstgenannten Ver fahren sind gering, da nur der schwerlösliche Teil des sämtlichen Saponins isoliert wird, während das leichter lösliche amorphe Sapo. nin mit der@utterlauge verlorengeht.
Es wurde nun gefunden, da.ss die bisheri gen Schwierigkeiten bei der Isolation de: reinen Primulasaponins in einfacher WeisE durch folgende Arbeitsweise behoben werden können: Die Droge wird zunächst mit ver dünntem, beispielsweise 70%igem Alkohol. ausgezogen, der Auszug durch Abdestillieren vom Alkohol befreit, worauf durch Ansäuren das Rohsaponin ausgeschieden und abfiltriert wird.
Die Verwendung von verdünntem Alko hol allein zur Extraktion der feingemahlenen Droge erwies sich als das vorteilhafteste Ver fahren, da die schleim- und stärkeartigen Stoffe mit siedendem Alkohol ausgefällt wer den, so dass der Absud alsdann leicht und schnell filtriert werden kann. Das rohe Sapo- nin enthält amorphe und kristallisierte An teile ausser beträchtlichen Anteilen von mit gerissenen L: nreinigkeiten und weist eine sehr dunkle Farbe auf. Das so gewonnene Roh sapon,in wird hierauf mit Kalkmilch versetzt, -wodurch es leicht als Kalksalz in Lösung geht, während die Verunreinigungen und Farbstoffe ungelöst bleiben.
Die unaufge- lösten Verunreinigungen werden durch Fil tration abgetrennt, worauf aus dem Filtrat durch Ansäuren ein sehr reines Primulasapo- nin gefällt wird, das fast -weiss oder höchstens schwach gelblich ist. Das filtrierte Saponin kann einmal bis zweimal mit Wasser nach gewaschen, abgesaugt und im Vakuum ge trocknet werden.
Das erfindungsgemässe Verfahren weist zahlreiche Vorteile gegenüber den bekannten Verfahren auf. Unter Verwendung von Kalk milch kann aus einem verhältnismässig sehr dunklen Zwischenprodukt in einfacher, schneller und billiger Weise reines, fast -weisses Primulasaponin ohne Verwendung von Entfärbungsmitteln und ohne Umkristalli- sieren aus Alkohol, und zwar mit. sehr guten Ausbeuten, gewonnen ---erden. Atcsf üh.r-ungsbeespiel:
24 kg gepulverte Primulawurzeln werden fünfmal nacheinander mit 70%igem Athyl- alkohol ausgekocht, wobei für den ersten Absud 60 kg und für die weiteren vier Absude je 40 kg Alkohol angewandt werden. Die Extraktlösung wird immer gut abge saugt, und die vereinigten Extrakte werden durch Destillation vom Alkohol befreit und der wässerige Rückstand bei einer milden Temperatur von etwa 50 mit Essigsäure.
solange ein Niederschlag entsteht, angesäuert und das ausgefallene Saponingemenge abfil- triert. Die so gewonnene Saponinpaste wird mit 30 Liter Kalkmilch, 1,5 kg gelösten Kalk enthalten, angerührt, die Mischung mehrere Stunden unter öfterem Durchrühren auf etwa 90 erhitzt und die heisse Lösung fil triert. Der unlösliche Rückstand wird wieder holt dem Auskochen unter Zugabe von je etwa 20 Liter Kalkmilch unterworfen, und zwar solange das Filtrat nach dem Ansäuren und Anwärmen noch eine Saponinfällung ergibt.
Die vereinigten Filtrate des Saponinkalk- salzes werden auf 40 bis 50 erwärmt, mit Essigsäure angesäuert, und die Saponinfäl- lung wird zum Absetzen gebracht. Die klare Flüssigkeit wird abgezogen, die Saponinpaste zunächst teilweise abgesaugt und die Paste neuerlich einmal oder zweimal in reinem Wasser verrührt und wiederholt abgesaugt, wobei die anhaftende Essigsäure und das entstandene Kalziumacetat ausgewaschen wird.
Das endgültige Absaugen des Saponins wird weitgehend durchgeführt und das Erzeugnis im Vakuum bei einer milden Tem peratur von etwa 50 getrocknet. Durch Zer reiben bezw. Pulverisieren wird etwa 1,5 kg eines fast weissen Pulvers erhalten, das ein Gemenge von kristallisierten und amorphen Bestandteilen darstellt.
Das Produkt reizt die Schleimhaut und die Atmungsorgane sehr stark und weist einen haemolytischen Index von etwa 33,000 auf, also einen viel höheren als das reine kristallisierte Saponin. Die Saponinausbeute bei diesem Verfahren schwankt zwischen 6 und 7 % der verwen deten Droge.
1 g des so gewonnenen Saponins benötigt zum Auflösen 8,5 cm' n/10 Na0H, was genau mit den Angaben des bekannten Saponin- forschers L. Koffer übereinstimmt (Arch. u. B. Pharm. 1924, S. 318). Durch Trennung des so erhaltenen Saponingemenges mittels Methylalkohol (siehe J. Lindner, N. Figala, J.
Hager, B. 1934, S. 1641) kann das kristal lisierte .Saponin als chemisches Individuum erhalten werden, dessen Eigenschaften voll kommen mit den in der Literatur angegebe nem übereinstimmen. Sein Zersetzungspunkt liegt gegen 230 , und der haemolytische In dex beträgt 25,000 bei Verwendung von Rin derblut.