Verfahren zur Darstellung haltbarer therapeutischer Präparate aus Darmschleimhaut. Bekanntlich übt die Darmschleimhaut einen entgiftenden Einfluss auf die durch bakterielle und andere Spaltungsvorgänge im Darmkanal entstehenden Giftstoffe aus. Über die Natur dieses entgiftenden Prinzips herrscht noch keine Klarheit. Zum Teil führt man die Entgiftung auf die in der Darm schleimhaut vorhandene, das toxisch wirkende Histamin abbauende Histaminase zurück. Von einem Verfahren zur Gewinnung thera peutisch anwendbarer, entgiftend wirkender Präparate aus Darmschleimhaut ist bisher nichts bekannt geworden.
Der Grund hierfür dürfte in dem Umstand zu suchen sein, dass aus Datenschleimhaut gewonnene Extrakte infolge bakterieller und anderer Zersetzung schon nach kurzer Zeit unwirksam werden.
Es wurde nun gefunden, dass man zu haltbaren therapeutisch anwendbaren, hoch wirksamen Präparaten aus Darmschleimhaut gelangen kann, wenn man Darmschleim mit einer Pufferlösung hydrolysiert, das so er- haltene Produkt filtriert, zu dem Filtrat ein wasserlösliches organisches Lösungsmittel fügt und die so entstandene Fällung abtrennt. Durch die Behandlung mit der Pufferlösung wird das Eiweiss, wie Versuche ergaben, soweit hydrolysiert, dass der Wirkstoff in Lösung geht. Um eine vorzeitige Zerstörung der wirksamen Substanz zu verhindern, ist es zweckmässig, die Darmschleimhaut gleich nach ihrer Gewinnung mit einem Desinfek tionsmittel zu behandeln und einzufrieren.
Das so behandelte Ausgangsmaterial kann dann zu einem beliebigen Zeitpunkt gemäss dem Verfahren der Erfindung der Einwirkung der Pufferlösung unterworfen werden. Anstatt schlachtfrische Schleimhäute kann man auch den nach Vorweichen der Därme in kaltem Wasser erhaltenen Abfallschleim, wie oben angegeben ist, konservieren und als Aus gangsprodukt für das erfindungsgemässe Ver fahren verwenden. Als Desinfektionsmittel können die verschiedensten Substanzen ver- wendet werden, zum Beispiel komplexe Queck- silberverbindungen, Anürie höherer Fett säuren und andere.
Hat man den Darmschleim mit Puffer lösung behandelt und zu der filtrierten Lösung ein organisches wasserlösliches Lösringsrnittel gegeben, so fallen die wirksamen Stoffe, in der Regel zusammen mit einem Teil der verwendeten Puffersubstanz aus und können durch Filtration oder Absehleudern isoliert werden.
Wenn die wirksame Substanz auf der verwendeten Puffersubstanz als Träger substanz niedergeschlagen wird, ist die Halt barkeit des wirksamen Produktes, wie Ver suche ergaben, bedeutend erhöht. .
Bei der Behandlung des Darmycbleimes mit Pufferlösungen wählt rnan zweckmässig eine neutrale bis schwach alkalische Wasser stoffionenkonzentration. Die Behandlung wird zweckmässig zunächst längere Zeit bei tiefer Temperatur und dann zum Schlul:
, bei höherer, twa 45" nicht übersteigender Temperatur durchgeführt. Zur Erzielung keimfreier Prä parate ist es vorteilhaft, die Filtration des Hydrolysats mit bakteriendichten Filtern bezw. sogenannten Seitzfiltern auszuführen.
Die Ausbeute lälät sich steigern, wenn die zur Fällung der Wirkstoffe benutzten wasserlöslichen organischen Lösungsmittel unter<B>00,</B> beispielsweise auf - 5 bis - 10 gekühlt sind. Um zu ganz reinen Produkten zu gelangen, kann es zweckmässig sein, die ausgefällten Produkte erneut in Pufferlösungen zu lösen und diese Lösungen entweder erneut mit wasserlöslichen organischen Lösungs mitteln zu versetzen oder sie, zweckaiiil iger- weise nach Vorkonzentrieren durch Vakuum destillation, auf besonders schonende Weise,
zum Beispiel durch Verwendung von Vakieum- walzentrocknern. Vakuumzerstäubung oder durch Trocknen unter vermindertem Druck, in gefrorenem Zustand zur Trockne zu bringen.
Als Puffersubstanzen lassen sich die übli chen Stoffe dieser blasse, zum Beispiel Na triumphosphat-, Amrrioniumehlorid-, Aninio- niak-, Glykokollpuffer und andere verwenden. Die Pufferlösungen können Stoffe wie Gly- zerin und andere zugesetzt enthalten.
Als wasserlö slic:he organische Lösungsmittel kom- inen beispielsweise niedermolekulare alipha- tische betone, wie Aceton, 11lethyläthy lketon, Äther mehrwertiger Alkohole wie (lykol- nionoiitllyJä ther, (-lyzeririmonoäthyläther und andere in Betracht.
Das Verfahren ist nicht auf die Anwen dung frischer Darmschleimhaut beschränkt. Es lassen sich reit gleichem Eifolge auch die bei der Entschleimung der Därme zum Zwecke der Wurstbereitung abfallenden Schleimhäute verwenden.
Die nach dem Verfahren erhaltenen Pro dukte sind wasserlöslich und können peroral oder parenteral verabfolgt werden. Die Ein stellung der Präparate auf einen bestimmten Wirkungswert kann durch Bestimmung der Histaminzerstörung, durch Bestimmung der Zer störiin:;
@ der H-Substanz (anaphylaktisches CTift) oder durch Bestimmung der für die Verhinderung des anaphylaktischen Schockes bei Reinjektion von sensib linierten Tieren erforderlichere Dosis erfolgen.
Die eifindungsgemäss erhältlichen Präpa rate besitzen, wie Versuche ergaben, die Eigenschaft, den normalen und insbesondere den krankhaft gesteigerten Blutarninosäure- spiegel zu senken, über dessen pathophysio- logische Bedeutung zusammenfassende An gaben zum Beispiel im .,Handbuch der Bio chemie, Ergänzungswerk Band 3,
1G36\\ iri einem Referat von Gottschalk vorliegen. Weiterhin vermögen die so gewonnenen Prä parate den infolge erhöhter Resorption von Stoffwechselschlacken oder infolge mangel hafter Entgiftung im Dünndarm erhöhten Xantlioproteinspiegel im Blut, wie er bei einer Reihe von Erkrankungen, zum Beispiel Rheumatismus und bei Leberschädigung auf tritt, zu senken.
<I>Beispiele:</I> 1. 50 kg Schleimhaut von frischen Schweine dünndärmen werden sofort nach der Gewin nung mit einer wässrigen Lösung von 100 g eines Gemisches, das zur Hälfte aus Koch salz und zur Hälfte aua dem salzsauren Salz des aus Palmkernölfettsäure erhältlichen Amingemisches besteht, verrührt und einge froren.
Nach dem Zermahlen im Fleischwolf wird mit 100 Liter n10 Phosphatpuffer (pri etwa 7,4) über Nacht bei niederer Tem peratur, dann noch eine Stunde bei 38' ver rührt, abgeschleudert und die Lösung durch ein Entkeimiingsfilter, beispielsweise ein so genanntes Seitzfilter, filtriert. Das Filtrat wird ausgekühlt und mit dem 1,5-fachen Volumen auf ---<B>5"</B> vorgekühltem Aceton gefällt. Die erhaltene Fällung wird sofort abgeschleudert, je zweimal mit Aceton und mit Äther gewaschen und im Vakuum ge trocknet.
2. 50 kg Schleimhaut, wie sie bei der Darmschleimerei nach Vorweichen in eis kaltem Wasser anfällt, werden analog Bei spiel 1 verarbeitet. Das erhaltene Trocken produkt wird nochmals in Phosphatpuffer gelöst, die Lösung durch Seitzfilter filtriert, im Vakuum auf etwa Vio vorkonzentriert, wobei die Temperatur nicht über 20 o beträgt, und das so erhaltene Konzentrat wird unter vermindertem Druck in gefrorenem Zustand getrocknet. Man erhält ein sehr lockeres nicht hygroskopisches Pulver, das in Wasser spielend leicht und klar löslich ist.