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Verfahren zur Herstellung eines antidiabetisch- wirksamen Präparates
aus Pankreasdrüsen. Eine der wesentlichsten Voraussetzungen für die Gewinnung eines
antidiabetisch voll wirksamen Pankreaspräparates ist die Verwendung schlachtfrischer
Drüsen. Die sofortige Verarbeitung der Drüsen bringt aber Unbequemlichkeiten mit
sich; man ist an verhältnismäßig kleine Mengen und an das Schlachthaus gebunden.
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Es wurde nun gefunden, daß es möglich ist, den wirksamen Bestandteil
der Pankreasdrüsen in unzersetztem Zustande zu erhalten, wenn die Drüsen in schlachtfrischem
Zustande mit angesäuerten. Neutralsalzen, sauer reagierenden Salzen oder Gemischen
von neutral oder sauer reagierenden Salzen behandelt werden. Zum Ansäuern der Salze
können sowohl anorganische wie organische Säuren Verwendung finden. Durch die Zugabe
des Salzes erfolgt anscheinend eine Ausfällung des in den Gewebsäften gelösten wirksamen
Bestandteils, vielleicht auch eine Inaktivierung der in den Pankreasdrüsen enthaltenen
hydrolysierend wirkenden Fermente. Auf jeden Fall wird durch die Zugabe des Salzes
der wirksame Stoff dem Finflüß der hydrolysierenden und die antidiabetische Wirkung
schädigender Fermente, wie Tryptase, Lipase usw., entzogen. Die gesalzenen und gesäuerten
Drüsen liefern auch nach monatelanger Aufbewahrung wirksame Auszüge. Für die Gewinnung
therapeutisch brauchbarer Präparate werden die auf die beschriebene Art vorbehandelten
Drüsen, gegebenenfalls nach Entfettung mit Äther, Benzol o. dgl., mit Alkohol oder
einem anderen geeigneten Lösungsmittel ausgezogen.
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In der amerikanischen Patentschrift I 404 137 ist ein Verfahren
beschrieben, wonach die aus der Pankreas gewonnenen amylolytischen Fermente durch
Zusatz von Kochsalz und Dinatriumphosphat haltbar gemacht werden. Währenddem nach
dem bekannten Verfahren der fertige Auszug aus Pankreasdrüsen mit einem Konservierungsmittel
versetzt wird, erfolgt durch das vorliegende Verfahren die Haltbarmachung des Ausgangsstoffes.
Dies bedingt, daß man bei der Verarbeitung der Pankreasdrüsen freier vorgehen, d.
h. größere Mengen verwenden kann und nicht an bestimmte Örtlichkeiten gebunden ist.
Der antidiabetisch wirksame Bestandteil aus Pankreasdrüsen ist in seiner chemischen
Zusammensetzung noch nicht bekannt. Er stimmt indessen sicher nicht mit den amylolytischen
Fermenten der Pankreasdrüse, welche dazu dienen, die Stärke abzubauen, überein.
Daher konnte aus dem bekannten Verfahren keineswegs ein Schluß gezogen werden, wie
sich der antidiabetisch wirksame - Bestandteil der Pankreasdrüsen gegenüber angesäuerten
neutralen Salzen, sauer reagierenden Salzen oder Gemischen von neutralen und sauer
reagierenden Salzen verhalten würde, und oh es durch Zusatz dieser Verbindungen
gelingen werde, in einem so kompliziert zusammengesetzten Ausgangsstoff die antidiabetisch
wirksamen Stoffe zu konservieren.
Das Verfahren der britischen Patentschrift
188 66o, wonach ein trockenes Präparat aus Pankreasdrüsen unter Verwendung von wasserfreien
Salzen, z. B. Calciumsulfat, -wasserfreiem Natriumsulfat, Natriumphosphat, worunter
mangels einer bestimmten Angabe das handelsübliche sekundäre Salz zu verstehen ist
Magnesiumsulfat u. dgl., erhalten wird, beruht auf dem Prinzip des Wasserentzuges
und der an sich bekannten Konservierungsmethode durch Salze. Demgegenüber werden
nach dem vorliegenden Verfahren angesäuerte Neutralsalze, sauer reagierende Salze
oder Gemische von neutral und sauer reagierenden Salzen verwendet, um in den Drüsen
in schlachtfrischem Zustande den antidiabetisch wirkenden Bestandteil vor Veränderungen
zu schützen. Das zuerst erwähnte Verfahren bezweckt die Erhöhung der proteolytischen
und diastatischen Kraft der auf diese Weise getrockneten Pankreasdrüse; bei dem
neuen Verfahren handelt es sich dagegen um die Erhaltung des antidiabetisch wirksamen
Stoffes, ein Ziel, das der in der erwähntenPatentschrift niedergelegtenArbeitsweise
fern lag. Beispiel i. i kg gemahlene Pankreasdrüsen werden mit ioo ccm verdünnter
6prozentiger Salzsäure versetzt, mit i2oo g entwässertem Natriumsulfat gut durchgeknetet
und hierauf einige Tage im Eisschrank stehengelassen. Die inzwischen hart gewordene
Masse wird gemahlen und mehrmals mit Äther entfettet. Man erhält etwa 18oo bis igoo
g eines fast fettfreien, weißen Pulvers. Dieses Pulver kann längere Zeit, ohne daß
eine Verminderung eintritt, aufbewahrt werden.
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Zur weiteren Verarbeitung werden davon 3oo Teile, entsprechend 162
Teilen gemahlener frischer Drüsen, mit der doppelten Menge Alkohol von 85 Prozent
einige Tage unter zeitweiligem Schütteln bei Zimmertemperatur stehengelassen, worauf
abgenutscht und der Rückstand nochmals mit der gleichen Menge Alkohol etwa einen
Tag ausgezogen wird. Aus den vereinigten alkoholischen Filtraten wird der Alkohol
durch Abdunsten im Vakuum bei etwa 3o bis 35° entfernt, der Rückstand mit Chloroform
entfettet und die wäßrige Lösung, gegebenenfalls -nach Filtration und geringem Zusatz
von verdünnter Schwefelsäure, mit der halben Menge festem Ammoniumsulfat versetzt.
Die entstehende Ausscheidung wird abfiltriert und im Vakuum getrocknet. Man erhält
auf diese Weise etwa o,26 Teile eines fast weißen Pulvers, von dem etwa
3,0 mg einer alten Torontoer Einheit entsprechen. Das erhaltene Präparat
kann erforderlichenfalls nach einer der bekannten Methode, z. B: der Pikratmethode
(Dudley & Starling, Biochernical Journal 18 [i924] S. 147), weiterverstärkt
werden.
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Beispiel 2.
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i kg frisch gemahlener Pankreasdrüsen wird mit ungefähr der gleichen
Menge wasserfreiem Natriumsulfat und etwa 2o g Natriumbisulfat gut durchgeknetet
und ausgebreitet liegengelassen. Die Masse wird hart, zerfällt und kann pulverisiert
werden. Sie wird hierauf nach vorhergegangener Entfettung oder auch ohne diese mit
wäßrigem Alkohol ausgezogen und der Auszug im Vakuum bei niederer Temperatur zur
Trockne verdampft. Dem Rückstand wird dann gegebenenfalls nach Vörbehandlung mit
Äther o. dgl. der wirksame Bestandteil durch ein geeignetes Lösungsmittel entzogen.
Beispiel 3.
i kg Drüsenbrei wird mit der gleichen Menge Kochsalz, dem io Prozent
Natriumphosphat beigemischt wird, nochmals durch die Fleischhackmaschine gegeben,
der Brei auf Platten ausgebreitet und bei niederer Temperatur getrocknet. Das so
gewonnene Trockenpräparat kann nach dem Entfetten mit verdünntem Alkohol extrahiert
und der Auszug zur Trockne eingedunstet werden. Aus dem Rückstand läßt sich der
antidiabetisch wirksame Bestandteil mit Wasser, Alkohol oder einer anderen Flüssigkeit
ausziehen. Beispiel q.. i kg gemahlene Drüsen werden mit i kg Kochsalz, das noch
etwa 2o g Kaliumbisulfat enthält, gleichmäßig gemischt und auf Platten getrocknet.
Das so dargestellte Präparat kann nach dem Entfetten auf die oben angegebene Weise
weiterverarbeitet werden. Beispiel Frische Drüsen werden in unzerkleinertem Zustande
in Kochsalz gebettet, dem vorher etwa io bis 2o ccm 3oprozentige Salzsäure beigemischt
wurden. Zum Zwecke der Aufarbeitung werden die Drüsen mechanisch vom Kochsalz befreit
mit Wasser leicht abgewaschen, gemahlen und nach einer der üblichen Methoden extrahiert.
Es zeigt sich, daß auch monatelang aufbewahrte, derart vorbehandelte Drüsen wirksame
Extrakte ergeben.