<Desc/Clms Page number 1>
Verfahren zur Herstellung von Gerbstoffen aus Sulfitzelluloseablauge oder-ablaugen- schlempe
Es war bisher bekannt, Sulfitablauge als
Gerbstoffzusatz zu sogenannten Pseudogerbungen zu verwenden. Eine andere Ablaugenverwertung, jedoch gleichfalls nur als Gerbstoffzusatzmittel besteht darin, die Ablaugen durch eine Säurebehandlung von Kalksalzen und Eisen zu befreien und in eingedicktem Zustand als Extrakt in den Handel zu bringen. Übrigens ist ein echter Alleingerbstoff bekannt, der aus trockener, staubförmiger Ablauge durch Kondensation mit Formaldehyd, Sulfurierung und Neutralisierung hergestellt wird. Bei diesem Verfahren ist nur eine verhältnismässig geringe Auswertung der gerbenden Wirkung der Lignosulfosäuren möglich, wobei eine Rückgewinnung des an Lignin gebundenen Schwefels nicht vorgesehen war.
Weiter ist vorgeschlagen worden, durch energische Einwirkung eines hohen Überschusses von Alkalien auf ligninhältige Ausgangsstoffe unter den Bedingungen der Kalischmelze, im Temperaturbereich von 200-300 und Aufarbeitung der erhaltenen Schmelze Gerbstoffe zu gewinnen. Bei diesem Verfahren erhält man aus isoliertem Lignin oder aus Sulfitzelluloseablauge zu einem Teil niedrigmolekulare, leicht lösliche, zu einem andern Teil aber hochmolekulare, in Wasser nur schwer lösliche oder unlösliche Verbindungen. Auch in einem Temperaturbereich über 120 bis 200 0 erhält man durch eine Alkalibehandlung von Sulfitzelluloseablauge unter teilweiser oder vollständiger Entschwefelung Produkte, die zwar in verdünntem Alkali löslich, in Wasser oder sauren Lösungen aber unlöslich oder schwerlöslich sind.
Da vegetabilische Gerbstoffe in stark saurem Milieu angewendet werden, ergab sich die Notwendigkeit, durch besondere Massnahmen die Löslichkeit solcher Gerbstoffe zu verbessern. Es wurde deshalb vorgeschlagen, die alkalilöslichen, aber in saurem Milieu schwerlöslichen oder unlöslichen Zwischenprodukte, die aus der Sulfitablauge u. dgl. durch Einwirkung von Alkali bei den angegebenen hohen Temperaturen zwischen 120 und 300'gewonnen wurden, in alkalischer Lösung in Gegenwart von löslichen Sulfiten mit Sauerstoff oder sauerstoffabgebenden Mitteln zu behandeln, um ihre Löslichkeit zu verbessern.
EMI1.1
von Alkali und Abscheidung der gebildeten
Gerbstoffe unter Ansäuerung des Reaktions- gemisches besteht nun im Wesen darin, dass die
Alkalibehandlung des Ausgangsgutes bei verhältnismässig niedrigen, 100 C nicht übersteigenden Temperaturen durchgeführt wird.
Überraschenderweise wurde nämlich festgestellt, dass bei Einhaltung dieser Bedingungen, also unter Durchführung des Alkaliaufschlusses bei Temperaturen, die 1000 C nicht überschreiten, bereits eine weitgehende Abspaltung der Sulfogruppen aus den Salzen der Lignonsulfonsäuren unter Eintritt phenolischer OH-Gruppen erfolgt, wobei durch eine gleichzeitige Kondensation eine Molekülvergrösserung stattfindet, und dass die unter diesen Bedingungen erhaltenen Gerbstoffe, welche durch Zerlegung der Alkalisalze mit Säuren aus dem Reaktionsprodukt gewonnen werden, in warmen Wasser löslich sind.
Das Verfahren gemäss der Erfindung hat daher vor allem den wesentlichen Vorteil, dass es in sehr einfacher Weise unmittelbar zu Gerbstoffen führt, die in Wasser, auch in stark saurem Milieu, leicht löslich sind und die ohne weitere Nachbehandlung zur Gerbung nach den üblichen Vorschriften verwendet werde können.
Aus dem Reaktionsprodukt, welches durch die Einwirkung des Alkali bei den genannten Temperaturen als dunkelbraune, dickflüssige Masse erhalten wird, werden die Gerbstoffe in an sich bekannter Weise durch Zerlegung der Alkalisalze mit Säuren gewonnen. Da Natriumchlorid auf die Gerbstoffe aussalzend wirkt, wird das Reaktionsgemisch zweckmässig mit Salzsäure behandelt, wobei die Alkalisalze der Gerbstoffverbindungen zerlegt und die freigemachten Gerbstoffe durch das gebildete Natriumchlorid ausgefällt werden. Diese Gerbstoffe sind zwar ih der Kälte wasserunlöslich, in der Wärme jedoch leicht und praktisch vollkommen löslich und bleiben auch, einmal in der Wärme gelöst, dann nach dem Abkühlen in Lösung.
Da bei dieser Behandlung eine weitgehende Abspaltung der Sulfogruppen aus den Salzen der Lignosulfo-
<Desc/Clms Page number 2>
säuren vor sich gegangen und ein Gemisch mit den Alkalisalzen der Gerbstoffverbindungen entstanden ist, sind sämtliche Schwefelverbindungen organischer Natur in diesem Gemisch in einer sehr reaktionsfähigen Form enthalten. Durch die Säureeinwirkung wird nun ihre fast vollständige Zertrümmerung, nebst der Zerlegung der Alkalisalze der Gerbstoffe bewirkt und gasförmiges Schwefeldioxyd gewonnen. Dieses kann der Zellstoffabrikation direkt wieder zugeführt werden.
Beispielsweise wird die auf 30 0 Bé eingedickte Schlempe auf 60 bis 800 C erhitzt und unter Rühren mit 40 (auf 100) Volumteile festem NaOH oder einer äquivalenten Menge Natronlauge versetzt und hernach einige Stunden in der Wärme unter Luftzutritt gut gerührt. Sodann wird die Lösung mit HC1 unter Rühren tropfenweise neutralisiert, wobei das entscheidende S02 aufgefangen wird und sich der Gerbstoff bei längerem Erwärmen zusammenballt und als Körnchen abscheidet, die kalt filtrierbar sind und durch Waschen mit kaltem, schwach angesäuertem Wasser mineralsalzfrei erhalten, getrocknet und gepulvert werden können. Es werden etwa 60 bis 70% Gerbstoff, auf die organische Trockensustanz des Ausgangsmaterials gerechnet, gewonnen. Ähnliche Ergebnisse erzielt man, wenn man z.
B. 130 Teile Fichtensulfitablauge von 34-2'Be mit 67 Teilen Starklauge (60% ig) oder 128 Teile Buchenholzsulfitablauge von 33 Q Bé mit 40 Teilen festem Ätznatron bei 90 bis 100 C durch 6 bis 8 Stunden unter Rühren erhitzt.
Der erhaltene Gerbstoff stellt einen Alleingerbstoff dar, welcher in warmem Wasser bis auf Spuren mit gelbbrauner Farbe klar löslich ist.
Die Lösung zeigt einen PH-Wert von 3 bis 4 und kann nach den üblichen Gerbvorschriften verwendet werden. Der Gerbstoff wird von normal behandelten Blössen nahezu restlos aufgenommen.
Die erhaltenen Leder sind hellbraun, zeigen einen schwach aromatischen Geruch und besitzen bei guter Festigkeit eine geschmeidige Beschaffenheit.