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Verfahren zur Erzeugung permanenter, gemusterter mechanischer Effekte
auf textilen Flächengebilden Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung
permanenter, gemusterter, mechanischer Effekte auf textilen Flächengebilden.
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Es ist bekannt, permanente, mechanische Effekte wie Chintz- oder Gaufrage-Effekte
auf Geweben mit Hilfe von Kunstharzen zu erzeugen, indem man das Gewebe vor der
mechanischen Behandlung mit einem Vorkondensat von Formaldehyd und Harnstoff bzw.
einem Harnstoffderivat, Dicyandiamid oder Melamin imprägniert, dann trocknet, vorteilhaft
nach vorherigem Befeuchten einer Friktionskalandrierung oder Gaufrierung unterwirft,
hierauf das aufgebrachte Kunstharz härtet und schließlich das Gewebe auswäscht und
trocknet.
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Es ist ferner bekannt, gemusterte Gaufrage-Effekte zu erzeugen, indem
das Gewebe vor der Gaufrierung mit dem Kunstharzvorkondensat gemäß einem bestimmten
Muster bedruckt wird, oder indem das Gewebe mit dem Kunstharzvorkondensat imprägniert
und nachfolgend mit einem die Harzkondensation verhindernden, alkalischen Mittel
örtlich bedruckt wird. Durch das nach der Härtung des Harzes erfolgende Auswaschen
des Gewebes wird dabei der mechanische Effekt an den nicht mit Kunstharz versehenen
Stellen entfernt. Solche Effekte können auf weißer oder vorgefärbter bzw. bedruckter
Ware erzeugt werden. Es ist auch schon vorgeschlagen worden, dem zu applizierenden
Kunstharzvorkondensat Farbstoffe, Farbpigmente oder solche bildende Verbindungen
sowie Metallpulver zuzusetzen.
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Es hat sich nun unerwarteterweise gezeigt,' daß eine weitere Bereicherung
solcher Effekte dadurch
möglich ist, daß auf dem mit dem permanenten
Gaufrage-Effekt versehenen Gewebe nachträglich an den nicht gaufrierten Stellen
ein permanenter Chintz-Effekt erzeugt wird.
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Gegenstand der Erfindung ist demnach ein Verfahren zur Erzeugung permanenter,
gemusterter, mechanischer Effekte auf textilen Flächengebilden, mit Hilfe von härtbaren
Kunstharzen, insbesondere Aminoplasten, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß
das Flächengebilde zunächst in an sich bekannter Weise mit einem örtlichen Gaufrage-Effekt
versehen und hierauf mit der Lösung eines Kunstharzvorkondensates vollständig imprägniert,
getrocknet, einer Friktionskalandrierung unterworfen, kondensiert, ausgewaschen
und getrocknet wird.
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Der örtliche Gaufrage-Effekt kann in der Weise erzeugt werden, daß
das Gewebe vor dem Gaufrieren entweder mit dem Kunstharzvorkondensat mustergemäß
bedruckt oder mit einer Lösung des Kunstharzvorkondensates vollständig imprägniert
und nachfolgend mit einem die Harzkondensation verhindernden, alkalischen Mittel
örtlich bedruckt wird.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zeigt das überraschende Ergebnis, daß
trotz der nachträglichen Friktionskalandrierung des ganzen Gewebes der Gaufrage-Effekt
praktisch unverändert erhalten bleibt. Dieses Ergebnis war für den Fachmann in keiner
Weise vorauszusehen; vielmehr war nach den bisherigen Erfahrungen zu erwarten, daß
die nachträgliche Friktionskalandrierung den Gaufrage-Effekt zerstören oder mindestens
bis zur Unbrauchbarkeit vermindern würde.
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Als härtbare Kunstharzvorkondensate kommen im Zusammenhang mit der
vorliegenden Erfindung beispielsweise in Betracht Kondensate von Formaldehyd und
Harnstoff, Thioharnstoff, Äthylenhamstoff und dessen Homologe, Acethylendiurein
und dessen Derivate, Dicyandiamid, Melamin, Phenol und Phenolderivate sowie geeignete
Mischungen dieser Harzkomponenten, die zusammen mit den üblichen sauren Katalyten
verwendet werden. Die als Ausgangsmaterial dienenden Flächengebilde sind in erster
Linie Baumwollgewebe, insbesondere Baumwollpercale; es kommen aber auch Zellwollgewebe
und Mischgewebe aus Baumwolle und Zellwolle in Betracht.
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Durch die Verwendung vorgefärbter bzw. bedruckter Gewebe als Ausgangsmaterial
bzw. gefärbter Kunstharzvorkondensate für das im ersten Verfahrensschritt vorzunehmende
örtliche Fixieren des Gaufrage-Effektes sowie durch nachträgliches Einfärben der
Ware nach der ersten Harzkondensation besteht eine große Variationsmöglichkeit in
der Erzeugung von Farbeffekten. Dem örtlich aufzubringenden Kunstharzvorkondensat
können passende lösliche Farbstoffe oder Pigmente zugesetzt werden, wie z. B. saure
Farbstoffe, Küpenpigmente, freie Leukoverbindungen von Küpenfarbstoffen, Schwefelsäureester
von Leukoküpenfarbstoffen. Ferner kann eine Harzmasse, enthaltend eine stabile Diazoverbindung,
auf einen weißen oder vorgefärbten, nachfolgend naphtholierten Fond aufgebracht
werden. Die nicht mit dem Kunstharz versehenen. Partien des Naphtholfonds können
entweder mit einer passenden Diazoverbindung gekuppelt oder ausgewaschen werden.
Der Fond kann auch nachträglich mit substantiven Farbstoffen, Küpen-oder Schwefelfarbstoffen
überfärbt werden. Im weiteren kann dem Kunstharzvorkondensat zur örtlichen Fixierung
des Gaufrage-Effektes ein Metallpulver zwecks Erzeugung von Gold-, Silber- oder
Kupfereffekten, gegebenenfalls zusammen mit Farbstoffen oder Pigmenten, zugesetzt
werden.
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Ein farbiger gemusterter Gaufrage-Effekt von sehr guter Reibechtheit
kann auch dadurch erzeugt werden, daß als Ausgangsmaterial ein vorgefärbtes Gewebe
verwendet wird, das im ersten Verfahrensschritt örtlich mit einer farblosen Harzmasse
versehen wird. Nach der Kondensation des Harzes wird die Farbe an den nicht mit
Harz versehenen Stellen abgezogen, so daß ein weißer Fond resultiert, der jedoch
gewünschtenfalls in einer anderen Tönung wieder eingefärbt werden kann.
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Zur näheren Erläuterung der Erfindung dienen die nachfolgenden Ausführungsbeispiele:
i. Ein weißer oder gefärbter Baumwollpercale wird mit einer Druckpaste folgender
Zusammensetzung bedruckt:
i5o g Melaminformaldehyd-Vorkondensat, |
ioo g Wasser, |
6oo g Traganth, i : io, |
5 g Ammoniak, conc., |
2o g Ammonrhodanid, |
1259 Wasser, |
iooo g. |
Nach dem Drucken wird das Gewebe bei ungefähr 6o° getrocknet, dann durch einen geheizten
Prägekalander geführt und einige Minuten bei Temperaturen von über ioo° gehärtet.
Das Gewebe wird alsdann ausgewaschen, trockenramiert, hierauf mit der Lösung von
i5o g Melaminformaldehyd-Vorkondensat im 1 imprägniert, wieder bei ungefähr 6o°
vorgetrocknet, einer Friktionskalandrierung unterworfen, kondensiert, ausgewaschen
und ramiert.
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Man erhält einen sehr ausgeprägten Gaufrage-Effekt neben einem glänzenden
Chintz-Effekt.
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2. Ein weißes oder gefärbtes Baumwollgewebe wird mit folgender Lösung
foulardiert
i2o g Harnstofformaldehyd-Vorkondensat, |
5 g Ammoniak, conc., |
5o g Johannisbrotkernverdickung, 25: iooo, |
io g Ammonchlorid, |
815 g Wasser, |
iooo g. |
Nach dem Imprägnieren wird das Gewebe trockenramiert, mustergemäß mit einer alkalischen,
die Harzkondensation verhindernden Reserve bedruckt und wieder getrocknet. Dann
wird das Gewebe gaufriert und gehärtet. Beim Auswaschen erhält man ein örtlich permanent
gaufriertes Gewebe, da an den mit der alkalischen Reserve bedruckten Stellen kein
permanenter Gaufrage-Effekt entsteht.
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Das Gewebe kann nun entweder direkt mit einer Harnstofformaldehyd-Vorkondensatlösung
imprägniert und, wie im Beispiel i beschrieben, fertiggestellt werden, oder man
kann es zuerst noch mit einer passenden
Farbe überfärben. Man erhält
auf diese Weise einen sehr ausgeprägten weißen oder farbigen Gaufrage-Effekt neben
einem weißen, gleich- oder andersfarbigen glänzenden Chintz-Effekt.
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3. Ein Zellwollgewebe wird mit folgender Druckmasse bedruckt:
i5o g Dimethyloläthylenharnstoff, |
Zoo g Wasser, |
5 g Ammoniak, conc., |
6oo g Johannisbrotkernmehlverdickung, 25: 1000, |
5 g Ammonchlorid, |
409 Wasser, |
iooo g. |
Nach dem Druck wird das Gewebe bei ungefähr 6o° getrocknet, auf einem heißen Prägekalander
geprägt, dann einige Minuten bei Temperaturen über ioo° kondensiert, ausgewaschen
und ramiert. Sodann wird das Gewebe wieder mit einer Lösung von 150 g Dimethyloläthylenharnstoff-Vorkondensat
im 1 imprägniert und, wie im Beispiel i beschrieben, fertiggestellt.
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Das verwendete weiße oder vorgefärbte Gewebe kann auch vor der zweiten
Harzimprägnierung an den nicht gaufrierten Stellen passend überfärbt werden. Man
erhält dann je nach Arbeitsweise wiederum einen sehr ausgeprägten weißen oder farbigen
Gaufrage-Effekt neben einem weißen, gleich- oder andersfarbigen Chintz-Effekt.
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4. Ein weißer Baumwollcalicot wird mit einer Druckpaste folgender
Zusammensetzung bedruckt
1509 Melaminformaldehyd-Vorkondensat, |
6o g Wasser, |
309 Indanthrenblau GCD (Schultz-Tabellen, |
Nr. 1234) in |
309 Wasser fein verteilt, |
40 g Weichmacher in |
65 g Wasser gelöst, |
5 g Ammoniak, conc., |
6oo g johannisbrotkernmehlverdickung, |
2o g Ammonrhodanid, |
iooo g. |
Nach dem Drucken wird das Gewebe bei ungefähr 6o° getrocknet, dann durch einen geheizten
Prägekalander geführt, einige Minuten bei Temperaturen über ioo° gehärtet und schließlich
ausgewaschen und ramiert. Sodann kann das Gewebe, wie im Beispiel i beschrieben,
mit einer Lösung eines Melaminformaldehyd-Vorkondensates imprägniert, bei ungefähr
6o° getrocknet, auf einem Friktionskalander behandelt, kondensiert, ausgewaschen
und ramiert werden. Das Gewebe kann auch vor der Imprägnierung mit Melaxninformaldehyd-Vorkondensat
überfärbt werden. Man erhält auf diese Weise blaue, sehr ausgeprägte Gaufrage-Effekte
auf weißem oder farbigem friktioniertem Fond.
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Sinngemäß kann das Gewebe natürlich auch auf einer Mehrfarbendruckmaschine
gleichzeitig in mehreren Farben bedruckt werden, wobei Druckpasten analoger Zusammensetzung
verwendet werden, in welchen an Stelle von Indanthrenblau GCD z. B. Indanthrengelb
GK (Schultz-Tabellen, Nr. i22o) oder Indanthrenrot 5 GK (Schultz-Tabellen, Nr. 1218)
enthalten ist. Im übrigen wird wie beim Druck einer Farbe fertiggestellt. Man erhält
auf diese Weise sehr ausgeprägte Gaufrage-Effekte in verschiedenen Farben auf weißem
oder farbigem friktioniertem Fond.
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An Stelle der farbigen Pigmente oder neben denselben können der Druckmasse
auch Metallpulver, wie z. B. Goldbronze oder Aluminiumbronze, zugesetzt werden.