-
Verfahren zur Herstellung von geformt gemusterten textilen Flächengebilden
Es ist bekannt, daß man kreppartig geformte oder geformt gemusterte textile Flächengebilde,
wie Gewebe oder Gewirke, dadurch erzielen kann, daß man auf dieselben entweder reservierende
Substanzen stellenweise aufdruckt oder daß man solche Garne mit einwebt, die gegen
chemische Schrumpfungsmittel unempfindlich sind, und dann den so behandelten Textilstoff
einer chemischen Schrumpfung unterzieht. Dabei wird der nicht präparierte Gewebeteil
geschrumpft, während der vorpräparierte Gewebeteil nicht schrumpft und deshalb eine
kreppartige Beschaffenheit aufweist.
-
Zu diesem Vorgehen sind aber quellend wirkende, d. h. chemisch auf
die Faser einwirkende Schrumpfungsmittel, wie z. B. Natronlauge oder andere hochkonzentrierte
Alkalien von mindestens Merzerisierstärke, Schwefelsäuren von mindestens 5o° Be,
konzentrierte Chlorzinklösungen, Salpetersäure usw. notwendig, was den Nachteil
hat, daß diese Verfahren nur auf gewissen nativen Cellulosefasern ausgeführt werden
können. Auf geformter, regenerierter Cellulose wie auch auf animalischen Fasern
waren diese Verfahren nicht durchführbar, da die Mittel, die diese Fasern chemisch
zum Schrumpfen bringen, letztere auch verändern.
-
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß man in Musterform gekreppte
Gewebe u. dgl.
erhalten kann, wenn man gespannte Gewebe entweder
durch Aufdrucken od. dgl. von die Fasern fixierenden Mitteln oder durch Einweben
von in ihren Dimensionen bereits fixierten Garnen örtlich gegen Formveränderungen,
insbesondere gegen Eingehen, schützt, wobei die alleinige Verwendung von niedermolekularen
aliphatischen Aldehyden oder Stoffen, die diese bilden, ausgeschlossen sein soll,
und diese Gebilde dann einer nicht chemischen, z. B. nassen oder mechanischen Schrumpfbehandlung
unterzieht, durch die ein Eingehen der nicht durch das Fixiermittel geschützten
Stellen und damit einhergehend eine Kräuselung der geschützten Stellen bewirkt wird.
-
Bekanntlich zeigen alle Gewebe, insbesondere wenn sie direkt ab Stuhl
kommen oder bei der Ausrüstoperation Spann- und Rahmenbehandlungen durchgemacht
haben, eine Tendenz, bei Einwirkung von Feuchtigkeit in irgendeiner Form einzugehen,
da die Faser das Bestreben hat, an Stelle der ihr aufgezwungenen Spannung bzw. Überspannung
eine Ruhelage einzunehmen. Dieses Bestreben wird ausgelöst durch Feuchtigkeit oder
Krumpfbehandlungen, Naßbehandlungen, Dämpfen ohne Spannung usw. nach bekannter Weise.
Werden nun aber in dem Textilmaterial örtliche Gewebestellen fixiert, sei es durch
Aufdruck von solchen Fixiermitteln oder durch Einweben von bereits in ihren Dimensionen
fixierten Garnen, so machen diese Gewebestellen, da diese Fixierung ja in dem gespannten
bzw. überspannten Zustand und vor der Schrumpf- bzw. Krumpfbehandlung stattfand,
diesen Schrumpfeingang nicht mit, wodurch überraschenderweise eine Formung des Gewebes
stattfindet. Diese Formung kann kreppartig, gemustert oder beides zugleich sein
und erlaubt durch die Mitverwendung von Farbstoffen, Ätzmitteln oder Reserven beim
Aufdruck des Fixiermittels durch Farbaffinitätsunterschiede beim nachherigen Färben
usw. auch noch, diese Formung zu illuminieren, was auch der Fall ist, wenn man die
eingewobenen nicht schrumpfenden Garne vorgefärbt oder auch bedruckt verwendet,
wobei die verschiedensten Farbvariationen wie auch die Anwendung aller bekannten
Färbe- und Druckmethoden möglich sind.
-
Das Verfahren kann ausgeführt werden auf Textilmaterialien, die aus
gewöhnlichen Garnen bestehen, wie auch auf solchen, die überdrehte, sogenannte Kreppgarne
aufweisen. Bei Geweben aus letzteren ist vorgeschlagen worden, Musterungseffekte
dadurch zu erzielen, daß man auf das Rohgewebe stellenweise transparentierende Mittel
aufbringt oder verklebende Substanzen, die örtlich den Kreppeffekt im sogenannten
Krepponierbad verhindern. Von diesem Vorgehen unterscheidet sich das erfindungsgemäße
Verfahren dadurch, daß einerseits keine Unterschiede im Charakter und Griff der
reservierten Stellen vorhanden sind, wie dies bei der örtlichen Transparentierung
ausgesprochen der Fall. ist, und daß andererseits im Gegensatz zu der Maßnahme des
Aufdruckes von verklebenden Reserven ein vollkommen permanenter Effekt erreicht
werden kann, der nicht allmählich verschwindet, wie dies der Fall ist beim Wegemulgieren
und Wegwaschen der verklebenden Reserven wie Gelatine, Albumin- und Leimstoffe,
Cellulosemassen usw. Zudem zeigen alle diese Reserven noch eine Verhärtung und Veränderung
der verklebten Gewebestellen, die unerwünscht ist und deren Behebung durch das vorliegende
Verfahren auch als entschiedener technischer Fortschritt gewertet werden muß.
-
Das Verfahren erreicht den gewünschten Effekt in Abgrenzung zu dem
Stand der Technik nicht durch Verwendung von bloßen Reserven, deren fragliche Beständigkeit
ja zur Genüge bekannt ist, sondern durch eine auf chemischem Wege der Faser einverleibte
Eigenschaft der permanenten Fixierung ihrer Form, Lage und Dimension, d. h. einer
permanenten Formfixierung, die zugleich auch eine sogenannte »Schrumpffreiheit«
bewirkt. Dies ist insofern von Bedeutung, als sogenannte Reserven, die rein mechanisch
wirken, naturgemäß ein Schrumpfen oder Kreppen derjenigen Stelle nachträglich nicht
mehr verhindern können, von welcher sie im Gebrauch, z. B. durch Waschen usw., ganz
oder teilweise entfernt sind oder auch nur in ihrer Struktur verändert wurden.
-
Ein weiterer Vorteil des vorliegenden Verfahrens besteht darin, daß
praktisch alle Faserarten sich als schrumpfende, d. h. eingehende Komponente des
Textilgebildes eignen, da ja faktisch alle Fasern das Bestreben des Eingehens zeigen,
wobei naturgemäß auch Mischgespinste wie auch Mischgewebe aller Art zur Anwendung
gelangen können. Unter Fasern werden hier solche vegetabilischer wie animalischer
Herkunft verstanden wie auch solche aus regenerierter Cellulose, Celluloseester
und -äther, ferner sogenannte Polymerisatfasern wie auch stickstoffhaltige geformte
Fasern, seien es solche aus polymerisierten Aminen oder aus Eiweißstoffen, Casein
u. dgl., oder auch nur oberflächlich veresterte oder verätherte Fasern, Fäden, Flächengebilde
usw.
-
Infolge des Affinitätsunterschiedes zwischen fixierten und nicht fixierten
Fasern ergeben sich beim Färben der erfindungsgemäß hergestellten Flächengebilde
je nach den zur Anwendung gelangenden Farbstoffen Ton-in-Ton-, Weiß- oder Zweifarben-Effekte.
-
Als nicht schrumpfende Gewebekomponente können alle Fasern verwendet
werden, die sich in ihrer Form bzw. Dimension nach den bekannten Verfahren fixieren
bzw: »schrumpffrei« machen lassen.
-
Verfahrungsgemäß sind zur Fixierung bzw. zum Nichtschrumpfendmachen
der inerten Stellen des Flächengebildes, seien es eingewobene Fäden oder durch Druck
behandelte Musterungen, alle diejenigen Verfahren anwendbar, die bekanntermaßen
ermöglichen, daß die Faser in ihrer Form fixiert wird, wie z. B.
-
a) Kunzharzbehandlung der Faser mit härtbaren Kunstharzen oder deren
Komponenten, die auf und/oder in der Faser gehärtet werden, während
die
Faser die gewünschte Formgebung (Dimension) einnimmt.
-
b) Behandlung mit ölmodifizierten Kunstharzen, die auf der Faser,
während dieselbe die gewünschte Form einnimmt, getrocknet bzw. gehärtet werden.
-
c) Aldehydeinwirkung auf die Faser in Gegenwart von Katalyten (sogenannte
Stenosage), wobei Aldehyde, Aldehyd abgebende Substanzen, Polyaldehyde, aldehydpolymerisierte
Produkte und denselben abspaltende Verbindungen, Aldehydpolymerisate usw., auf die
Faser gebracht und auf dieselbe unter Mithilfe von Reaktionsmitteln zur Einwirkung
gebracht werden, während die Faser die gewünschte Form einnimmt. Ausgeschlossen
soll dabei jedoch die alleinige Verwendung von niedermolekularen aliphatischen Aldehyden
oder Stoffen, die diese bilden, sein.
-
d) Oberflächliche Verätherungen und Veresterungen der Faser unter
Einhaltung der gewünschten Form und Dimension der letzteren zwecks Herabsetzung
der Quellfähigkeit und damit Fixierung der Form und Verhütung des Schrumpfens. Insbesondere
eignen sich diejenigen Reaktionsmittel, die der Faser zugleich noch die Eigenschaft
des Wasserabstoßens (Hydrophobie) verleihen.
-
e) Auftrag von Celluloselösungen auf der Faser (Viskoselösung, Celluloseäther,
Kupferoxydammoniaklösung, Methylcellulose usw.) und nachherige Fixierung der Cellulose
durch Fällen bzw. durch Nachbehandeln mit Quellmitteln (Säure, Lauge usw.), die
so stark sein können, daß je nach Belieben nur eine Fixierung und/oder auch eine
Quellung der Cellulose für sich allein oder auch der Trägerfaser stattfindet.
-
f) Oberflächliches »Anlösen« der Faser durch Alkali oder durch Reaktionsmittel,
wie NaOH +CS", Kupferoxydammoniak, Chlorzink, Triäthanolaminoxyd, quarternäre Ammoniumbasen,
Calciumthiocyanat, Isocyanat, Äthylenoxyd usw.
-
Diese genannten Verfahren können als Formfixierer für sich allein
oder in beliebiger Kombination untereinander zur Anwendung kommen, insbesondere
beispielsweise die unter a), b) und c) genannten Verfahren, jedoch ausdrücklich
ohne Einschränkung auf Kombinationen der anderen genannten Verfahren mit diesen
oder unter sich.
-
Es ist selbstverständlich, daß die bei den genannten Verfahren üblichen
Zusätze, wie Katalyte, Weichmachungsmittel, Puffersubstanzen, Netzmittel. Plastifizierungsmittel
usw., beim Fixieren der Fasern mitverwendet werden, sofern dies von Vorteil ist.
Wird die Fixierung durch Druck appliziert, so kommen ferner noch die hierzu notwendigen
Verdickungen, Druckverbesserungsmittel, gegebenenfalls auch Farbstoffe, Pigmente,
Ätzmittel, Reservierungsmittel usw. dazu.
-
Als Maßnahme, die zum Eingehen des verfahrensgemäß behandelten Textilmateriales
dienlich sind, werden genannt: Naßbehandlungen, Waschoperationen, Dämpfen, sogenanntes
Krumpfen auf entsprechend eingerichtete Einrichtungen, die Textilien so weit eingehen
lassen, daß sie in der Wäsche nicht schrumpfen (Sanforizieren), wobei eben der Eingang
gegenüber dem ursprünglichen Längen- und Breitenmaß erfolgt, ferner auch Kombinationen
dieser genannten Behandlungen untereinander. Bei Naßoperationen sind naturgemäß
Zusätze von Seifen, Netzmitteln, Alkalien oder Säuren wie auch neutraler, saurer
oder alkalischer Salze vorgesehen, entsprechend der je nach dem Fasermaterial geeigneten
Schrumpfbehandlung, wobei auch ausdrücklich festgelegt wird, daß keine chemische
Schrumpfung der Faser einzutreten hat.
-
Entsprechende Wasch- und Spülneutralisationsbehandlungen sind naturgemäß
inbegriffen wie auch notwendige Entwicklungsoperationen für Farbstoffe, Ätzen, wobei
auch Färboperationen inbegriffen sind.
-
Die Gewebe können in rohem, gebleichtem Zustand oder in irgendeiner
Phase der Veredelung der verfahrensgemäßen Behandlung unterzogen werden, vorausgesetzt,
daß das Textilmaterial in dem Zustand ist oder in denselben gebracht wird, der einen
nachherigen entsprechenden Eingang zur Folge hat. Man kann Rohgewebe oder Gewirke
oder Rohkreppgewebe verfahrensgemäß behandeln oder dann die bereits in irgendeiner
Phase der Veredlung (einschließlich gegebenenfalls Druck oder Färbung) sich befindlichen
Textilmaterialien derart spannen oder überspannen, daß ein nachträgliches Eingehen
stattfindet. Beispiel i Ein Kunstseidenkrepp-Rohgewebe (Viskose) wird mit einem
in organischen Lösungsmitteln gelösten ölmodifizierten Alkylharz (Beckazit) bedruckt,
getrocknet und dann gelinde erwärmt, bis das Harz gehärtet ist. Hierauf wird das
so behandelte Textilgut in üblicher Weise krepponiert und gebleicht. Nach dem Färben
entsteht ein Kreppgewebe mit geformter 1lusterung, wobei diese Muster infolge anderer
Farbaffinität je nach verwendetem Farbstoff als Ton-in-Ton- oder als Weiß-Effekt
hervortritt.
-
Dieser Effekt ist waschecht und tragecht.
-
An Stelle des Kunstseidenkrepp-Rohgewebes kann man in diesem Beispiel
auch ein Baumwoll-Voilegewebe verwenden. Beispiel 2 In einem Fond aus Zellwolle
wird ein Effekt aus einem vermittels Dimethylolharnstoff und Rhodanammonium als
Katalyt in seiner Form fixiertes Vistragarn eingewoben, hierauf wird das so erstellte
Gewebe entschlichtet, gebleicht und fertig gemacht, gegebenenfalls gefärbt.
-
Auf einem Fond aus Zellwolle ist ein Kräuseleffekt aus Vistragarn
entstanden. Durch nachträgliches Anfärben kann infolge des Affinitätsunterschiedes
noch ein Ton-in-Ton-Effekt bzw. ein Farbig-Weiß-Effekt erzielt werden.
-
Das vorpräparierte Garn kann auch an Stelle von Dimethylolharnstoff
eine Behandlung mit Sulfinharz (s. französische Patentschrift 753 559)
und
Katalysator und Octadecyl-oxymethylpyridiniumchlorid (unter Zusatz der hierzu notwendigen
Puffersubstanzen und Katalysatoren) oder eine Behandlung mit Aldehyd und Octadecyl-oxymethylpyridiniumchlorid
zum Zwecke des Nichtschrumpfens erhalten haben. Beispiel 3 Ein Naturseide-Rohgewebe
wird wie im Beispiel i behandelt und dann wie üblich veredelt. Es entsteht eine
Musterung im Kreppbild. Beispiel 4 Ein Kreppsatin aus Viskose wird im Rohzustand
mit einer Druckfarbe, enthaltend Formaldehyd und Katalysator und Octadecyl-oxymethylpyridiniumchlorid
und Puffersubstanz und Katalysator, bedruckt, getrocknet und während 15 Minuten
auf 13o bis 14o° erhitzt. Hierauf wird das so behandelte Gewebe entschlichtet, gebleicht,
gekreppt und fertig ausgerüstet. Es entsteht eine geformte Musterung, die durch
Färbung noch hervorgehoben werden kann, da Affinitätsunterschiede bestehen.
-
An Stelle des Viskose-Kreppsatins läßt sich im vorliegenden Beispiel
au_ ch Baumwolle-Voile verwenden.
-
Das Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung erstreckt sich nicht
nur auf diese beispielsweise vorgebrachten Ausführungsformen, sondern alle die eingangs
genannten Kombinationen sind nach dem Verfahren möglich.
-
Es sei insbesondere hervorgehoben, daß das vorliegende Verfahren eine
ganze Reihe von Faserarten zur Herstellung von geformten Musterungen oder gemusterten
Krepps zugänglich macht, die bisher von dieser Veredlung ausgeschlossen waren, z.
B. animalische Fasern, wie Seide, dann die verschiedenen Kunstseiden, auch als Stapelfaser
oder Zellwolle, ferner Textilgebilde in Verbindung mit Polymerisatfasern.
-
Naturgemäß können mit dem Verfahren auch Druckmethoden kombiniert
werden, wobei alle bekannten Druckverfahren in Anwendung kommen können.