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Verfahren zum Veredeln von Cellulose- oder Cellulosehydrattextilgut
Es wurde gefunden, daß sich der Gebrauchswert von Cellulose- oder Cellulosehydrattextilgut
oder solches enthaltenden Mischungen weitgehend verbessern läßt, wenn man, dieses
mit Flotten tränkt, die einen aliphatischen oder isocyclischen Dia7l>°ylendiharnstoff
enthalten, und .gegebenenfalls noch mit einem höhermolekularen Monoalkylmonoäthylenharnstoft
oder sonstigen Hy drophobierungsmitteln belädt, danach trocknet und schließlich
einer Wärmenachbehandlung unterwirft. Durch diese Behandlung wird gleichzeitig eine
Reihe von Eigenschaften des Fasergutes verbessert, die für den praktischen Gebrauch
des Materials von Bedeutung sind. Beispielsweise wird die Reißfestigkeit von regenerierter
Cellulose in trockenem und nassem Zustand in bemerkenswerter Weise erhöht. Die Verbesserung
der Festigkeitseigenschaften wird auch durch die üblichen Waschoperationen nicht
herabgemindert, während die Trocken- und Naßreißfestigkeit von unbehandelter regenerierter
Cellulose durch die wiederholte Wäsche herabgesetzt wird. Bekanntlich neigen Textilfasern
dazu, im nassen Zustand zu quellen; diese Eigenschaft ist besonders stark bei Fasern
aus regenerierter Cellulose ausgeprägt. Die Folge ist eine Verbreiterung des Querschnittes
und damit ein Verschließen der Poren des Gewebes. Durch Behandlung :des Fasergutes
mit den oben angegebenen Diharnstoffderivatenwird eine erhebliche Verminderung des
Quellvermögens erreicht, und die Gewebelücken bleiben bei Naßwerden des Stoffes
besser erhalten, infolgedessen wird auch die hygienisch wichtige Luftdurchlässigkeit
weniger
stark beeinträchtigt. Im Gegensatz zu unbehandeltem Material zeigt ein Ge-1,vebe,
das ,gemäß der Erfindung behandelt worden ist, nur wenig Neigung zum Schrumpfen
bei der Wäsche in wäßriger Flotte; :die Krumpfechth.eit des Gewebes wird also beträchtlich
erhöht.
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Es ;gibt eine Reihe von Faserstoffen, die bei reibender Beanspruchung
in nassem Zustand die Eigentümlichkeit zeigen, daß die Kapillarfasern in feinere
Fäserchen anfspleißen. Besonders stark tritt diese Erscheinung auf bei Viskosezellwollen,
die einer starken Nachstreckung unterworfen wurden, sowie bei Kunstseiden und Zellwollen,
die nach einem sogenannten Streckspinnverfahren hergestellt wurden, bei dem vor
der,eigentlichen Fadenhärtung ein Ausstrecken in einem langsam koagulierenden Spinnbad
stattfindet. Die Erscheinung kann sich insbesondere dann recht störend bemerkbar
machen, wenn beispielsweise ,gelegentlich eines Färbeprozesses die Gewebe Scheuerungen
unterworfen werden oder ;auch wenn fertige Textilien beim Waschen gerieben werden.
Durch die abgesplissenen Kapillarfasem wird das optische Verhalten der Wrarenoberfläche
verändert, und @es tritt ein weißlicher Schimmer auf, der eine ungleichmäßige Anfärbung
vortäuschen kann, insbesondere dann, wenn es sich um einheitlich in tiefen Farben
gefärbte Stoffe handelt. Durch die Behandlung des Fasergutes gemäß d er Erfindung
wird dieser Nachteil in zufriedenstellender Weise behoben.
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Weiterhin ist hervorzuheben, daß durch die in Frage stehende Behandlung
auch die Knitterfestigkeit des Fasergutes in erheblichem Maße ansteigt. Infolge
der guten Waschbeständigkeit der Imprägnierung zeigt sich die Erhöhung der Knitterfestigkeit
auch noch nach mehrmaliger Wäsche.
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Es ist bereits oben betont worden, daß das b@ehä.ndelte Fasergut in
nassem Zustand -ein vermindertes Quellvermögen aufweist. Daneben ist gleichzeitig
zu beobachten, daß das imprägnierte Material deutlich wasserabweisende Eigenschaft
hesitzt. Durch die Behandlung gemäß der Erfindung wird also erreicht, daß das Fasergut
beider Einwirkung von Feuchtigkeit nur schwer benetzt wird. Im Falle daß das Material
infolge eitler längeren Einwirkung von Wasser naß geworden ist, nimmt es infolge
des herabgesetzten Quellvermögens nur wenig Wasser .auf, kann also sehhell wieder
getroclme't werden.
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Durch Malandern erzeugte Glanz- und Prägeeffelcte sauf Textilwaren
gehen bekanntlich mehr oder weniger vollständig verloren, wenn .das Material naß
wird. Wenn die Gewebe jedoch vor dem Kalandern mit den erwähnten Diharnstoffderivaten
imprägniert und nachträglich eitler Hitzebehandlung unterworfen werden, bleiben
die Effekte nicht nur nach einer Wasserbehandlung, sondern auch nach ein- oder mehrfacher
Wäsche mit wäßriger Seifenflotte oder der Lösung :eines anderen Waschmittels auch
bei gleichzeitiger mechanischer Behandlung erhalten. Auch durch feuchtes oder trockenes
Bügeln des gewaschenen Stofffes gehen die Präge- bzw. Glanzmuster nicht verloren.
Die gemäß den Verfahren benutzten Diharnstoffderivate der erwähnten allgemeinen
Formel werden durch Umsetzung der entsprechenden Diisocyansäureester mit Äthylanimin
oder dessen Homologen oder Derivaten erhalten. Sie können für sich allein oder in
Mischung untereinander angewendet werden. Ferner können sie in Mischung mit anderen
Textilhilfsmitteln verwendet werden, z. B. mit den üblichen Hydrophobierungs- und
Weichmachungsmitteln oder Appreturmitteln, wie Polyvinylalkohol, polyacrylsaurem
Nätrium, Stärke, Celluloseglykoläthersäure, Harnstoff- oder Melaminformaldehydkondensationsprodukten
usw. Die Verbindungen können j e nach ihrer Löslichkeit in wäßriger Lösung oder
in Suspension zum Imprägnieren benutzt werden. Die Imprägnierung wird im allgemeinen
bei Raumtemperatur oder auch bei erhöhter Temperatur, gegebenenfalls unter Mitverwendung
von Netzmitteln, durchgeführt. Als Imprägnierapparatur kommt beispielsweise -der
Fooulard, der Waschma.schinenjigger oder der Brennbock in Frage.
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Je nachdem gewünschten Effekt können die Diharnstoffe in verschieden
hoher Konzentration angewendet werden; beispielsweise verwendet man i o bis 200.g/1
für die Imprägnierung. Nach dem Imprägnieren wird abgequetscht oder abgeschleudert
und anschließend, gegebenenfalls nach Vortrocknen bei tieferer Tempexiatur, zweckmäßig
auf höhere Temperatur erhitzt.
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Beispiele i. Ein Gewebe aus Viskosezellwolle wird in einer Flotte,
die im Liter 5o bis ioog des Diharnstoffs der folgenden Formel
enthält, bei 30° imprägniert und zwischen Gummiwalzen so stark abgequetscht, daß
das Gewebe noch ioo% Flotte enthält. Anschließend wird bei 5o° getrocknet und das
trockene Gewebe 20 Minuten bei 140' nacherhitzt. Das imprägnierte Gewebe zeigt eine
Erhöhung der Trocken- und Naßreißfestigkeit, die selbst 'nach ;einer dreifachen
Wäsche (es wurde 2o Minuten mit 5g.'1 Seife bei 9o° gewaschen) unverändert vorhanden
ist.
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2. Ein Gewebe aus Viskosezellwolle wird in .einer Flotte, die im Liter
i 50.g des Diharnstoffs der folgenden Formel
enthält, bei 30° imprägniert und zwischen Gummiwalzen so stark abgequetscht, @daß
das Gewebe noch ioo% Flotte enthält. Anschließend wird bei 5o° getrocknet und das.
trockene Gewebe 20 Minuten bei 140' nacherhitzt. Das so erhaltene Gewebe ist weitgehend
knitterfrei. Die Knitterfestigkeit bleibt auch nach einer dreifachen Wäsche (mit
5 b/1 Seife
während 2o Minuten bei 9o'1 in erheblichem 2vla.Pe erhalten.
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3. Ein Gewebe aus Baumwolle oder Viskosezellwolle wird in einer Flotte,
die im Liter i oo g des D.iharnstoffs der folgenden Formel
enthält, bei 30- imprägniert und zwischen Gummiwalzen. so stark abgequetscht, daß
das Gewebe noch iooo;ö Flotte enthält. Dann wird bei 5o- vorge: trocknet und anschließend
bei i 2o- mit einem Walzendruck von io ooo 1g geprägt. Zum Schluß wird noch 112
Stunde bei 125' nacherhitzt. Man erhält eine Prägung, die auch :einer Kochwäsche
widersteht. @, @. ??in Gewebe aus viskosezell::#olle wird in einer Flotte, die im
Liter ioog des Diharnstofs der folgenden Formel
enthält, bei 30 imprägniert, abgequetscht, getrocknet und 1,2 Stunde bei 13o' nachgereift.
Man erhält auf diese Weise ein G:ev@ebe, das in Wasser oder verdünnten Alkalien
im Gegensatz zur unbehandelten Ware nur noch schwach quillt und das beim Waschen
nicht mehr einschrumpft, d. h. krumpfecht ist.
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5. Ein Gewebe .aus Viskosezellwollü wird in einer Flotte, die im Liter
i o g des Diharnstoffs der folgenden Formel
enthält. bei 25' imprägniert, abgequetscht, bei 8o' vorgetrocknet und anschließend
20 Minuten bei 140 - nacherhitzt. Das so behandelte Gewebe zeigt einen stark
hydrophoben Charakter, der auch :erhalten bleibt, wenn das behandelte Gewebe gewaschen
wird.
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6. Ein Baumwollgewebe wird in einer Flotte, die im Liter 5o g des
Diharnstofis der folgenden Formel
enthält, bei 4o bis 5o' imprägniert, abgequetscht, möglichst kurz vorgetrocknet
und darauf durch einen Gl@anzhalander bei i2o' geschickt. Anschließend wird der
Stoff 2o Minuten bei i4o' nacherhitzt. Durch diese Behandlung erhält das Baumwollgewebe
:eine Glanzappretur, die eine ausgezeichnete Waschbeständigkeit aufweist.
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7. Ein Gewebe .aus Viskosezellwolle wird in einer Flotte, die im Liter
ioog des Diharnstoffs der folgenden Formel
und i o g Oct.adecyl-N', N'-äthylenharnstoff .enthält, bei 30- imprägniert, abgequetscht
und nach dem Vortrocknen bei 8o io Minuten lang auf i4o" erhitzt. Das so erhaltene
Gewebe zeichnet sich gegenüber dem unbehandelten Gewebe außer durch einen gefälligen
weichen Griff durch eine bedeutende Erhöhung der Trocken- und Naßreißfestigkeit,
eine erhebliche Verminderung des Quellvermögens der Einzelfasern, durch «weitgehende
Knitterfreiheit und Krumpffestigkeit sowie durch seinen stark hydrophoben Charakter
aus. Die beobachteten Effekte besitzen eine hohe Beständigkeit gegenüber Wäsche
und Walke. An Stelle von io g N-Octadecyl-1V', N'-äthyl:enharnstoff können auch
i o g Stearinsäuremethyloliamid verwendet werden. B. Ein Zelhvollge@tebe, hergestellt
aus Viskose oder nach dem Kupferoxyd-Ammoniak-Verfahren, wird in einer Flotte, welche
im Liter Wasser 120 .-1 Dimethylolharnstoff, 25g des Diäthylenharnstoffs der Formel
und außerdem 3 g Glykolsäure enthält, bei 463 imprägniert, geschleudert oder abgequetscht,
getrocknet und anschließend 20 Minuten auf i2oerhitzt. Das so erhaltene Gewebe zeigt
gegenübcr dem unbehandelten MLterial neben sonstigen verbesserten Eigenschaften
eine verbesserte Knitt: rfesti,gkeit, die auch nach mehrfacher Kochwäsche ('mit
5 g Seife '-, 2 g Soda im Liter Wasser während 15 Minuten) nicht verloren,geht.
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9. Eine aus Kupferoxydammoniakoelluloselösung durch Spinnen in Wasser,
anschließendes Härten in verdünnter Schwefelsäure und übliche Weiterbehandlung hergestellte
Zellwolle wird nach dem Trocknen bei etwa ¢o' mit einer wäßrigen Lösung von 8o--
der Verbindun,
im Liter getränkt. Die Faser wird ausgeschleudert, in bewegter Luft bei 8o bis 9o'
getrocknet und anschließend io Minuten auf 13o bis iao' erhitzt. Die so behandelten
Fasern zeigen etwa die Zoofache. Beständigkeit gegen Aufspleißen bei mechanischer
Beanspruchung im nassen Zustand von der unbehandelten Faser.