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Verfahren zum Veredeln von Textilgut Es wurde gefunden, daß man Textilgut
in ausgezeichneter Weise veredeln kann, wenn man es mit Methylolverbindungen von
Verbindungen, die mindestens zwei in offener Kette gebundene Carbonamidgruppen enthalten,
unter Zusatz sauer wirkender Kondensationsmittel behandelt, erforderlichenfalls
trocknet und kurze Zeit auf Temperaturen über ioo° erhitzt.
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Als Verbindungen mit mindestens zwei Carbonamidgruppen in offener
Kette seien beispielsweise genannt die Diamide von Oxalsäure, Malonsäure, Bernsteinsäure,
Glutarsäure, Adipinsäure, Methyladipinsäure, Sebacinsäure, Pimelinsäure, Maleinsäure,
Diglykolsäure, Thiodiglykolsäure, Thiodipropionsäure, Iminodipropionsäure, Dipropyläther-w,
o)'-dicarbonsäure, ß, ß"- und y, y'-Thiodibuttersäure, Sulfondibuttersäure, Phthalsäure,
Terephthalsäure und von Diphenyl- und Pyridindicarbonsäuren; ferner die Amide von
Butantri- und -tetracarbonsäure, Citronensäure, Trimesinsäure, Mellithsäure, Nitrilotriessigsäure
und Äthylendiaminotetraessigsäure. An Stelle der Amide können auch die Methyl-,
Äthyl- oder Oxäthylamide der genannten Polycarbonsäuren verwendet werden. Weiterhin
eignen sich die Di- und Polycarbaminsäureester von Di- und Polyoxyverbindungen,
z. B. die in der Patentschrift 695 636 genannten Verbindungen, sowie Di- und Polyharnstoffe
der in der Patentschrift 616 q.a9 beschriebenen Art. Aus diesen, mindestens zwei
in offener Kette gebundene Carbonamidgruppen enthaltenden Verbindungen lassen sich
die Methylolverbindungen, die beim vorliegenden Verfahren verwendet
werden,
in üblicher Weise durch Umsetzung mit Formaldehyd in schwach alkalischem Medium
gewinnen.
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Als sauer wirkende Mittel seien beispielsweise Sulfosalicylsäure,
p-Toluolsulfonsäure, y-Chlorbuttersäure, Salzsäure, Schwefelsäure, Phosphorsäure,
Aluminiumchlorid, Zinkchlorid, Zirkonoxychlorid, Natriumbisulfat, Ammoniumchlorid;
Magnesiumchlorid, -Ammonium-, Aluminium- und Harnstoffnitrat, Milchsäure, Glykolsäure
und Betainhydrochlorid genannt.
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Die Methylolamide werden, soweit sie wasserlöslich sind, in wässeriger
Lösung, andernfalls in wässeriger Suspension oder in anderen Lösungsmitteln gelöst,
angewendet.
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Bei künstlichen Fasern erhält man besonders gute Effekte, wenn man
die Fasern in spinnfrischem, noch nicht getrocknetem Zustand der Behandlung unterwirft.
Eine weitere Ausführungsform für künstliche Fasern besteht darin, daß man die Behandlungsmittel
der Spinnlösung, z. B. der Viskose, in gelöster oder fein emulgierter Form zusetzt
und die so ersponnenen Fasern gegebenenfalls mit Formaldehyd nachbehandelt.
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Eine weitere, technisch wertvolle Ausführungsform besteht in der Kombination
der Behandlung gemäß der Erfindung mit hydrophobierend wirkenden Mitteln. Zu diesem
Zweck kann man in der verschiedenartigsten Weise vorgehen, z: B. kann man der Spinnlösung
außer einem Kondensationsprodukt aus Polycarbonsäureamid und Formaldehyd noch Stearinsäuremethylolamid
einverleiben, oder man kann die Behandlungsflotte, welche Polymethylolamide nach
der Erfindung und Formaldehyd bzw. einen Formaldehydspender enthält, bekannte Hydrophobierungsmittel,
z. B. die aus Stearinsäuremethylolamid, Salzsäure und Pyridin erhältliche Pyridiniumverbindung'
oder die analoge -Verbindung aus Stearylalkohol, das Stearyloxychlormethylpyridiniumchlorid,
oder die in den Patenten 727 404 und 715 541 oder in' der englischen Patentschrift
5ö7 628 genannten Verbindungen zusetzen. Bei Mitverwendung von Hydrophobierungsmitteln
mit saurem Charakter erübrigt sich meistens der Zusatz der obenerwähuten sauren
Reaktionsbeschleuniger.
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Ferner kann man die Behandlung gemäß der Erfindung auch mit einer
Behandlung mit anderen Appreturmitteln, wie Polyvinylalkohol, Stärke, Dextrin, Leim
!, oder anderen hochmolekularen natürlichen oder synthetischen Verbindungen kombinieren.
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Die Erhöhung des Gebrauchswertes, die durch die Behandlung der Textilien
gemäß der Erfindung eintritt, gibt sich zunächst durch Erniedrigung der Quellfähigkeit
in Wasser und durch Krumpfechtheit zu erkennen, besonders deutlich bei künstlichen
Fasern und daraus hergestellten Textilien. Darüber hinaus tritt eine erhöhte Widerstandsfähigkeit
gegen chemischen Angriff bei der Wäsche und gegen scheuernde Beanspruchung in nassem
und trockenem Zustand ein. Bei Mitverwendung von Hydrophobierungs- oderanderen Appreturmitteln
werden diese waschfest auf der Faser fixiert.
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Man hat bereits vorgeschlagen, Fasern und Filme aus Cellulose und
äquivalenten Stoffen knitterfest zu machen, indem man sie mit Säureamiden, darunter
auch solchen von Dicarbonsäuren, oder ihren Derivaten und Formaldehyd in der Hitze
behandelte. Die Verwendung der Methylolverbindungen von Di- und Polycarbonsäureamiden
an Stelle der Carbonsäureamide und Formaldehyde hat den Vorteil, daß dabei der Formaldehyd
und das Säureamid bereits in stöchiometrischer Menge miteinander verbunden und somit
in stets gleichbleibender Form, unabhängig von den sonstigen Arbeitsbedingungen,
auf das Textilgut aufgebracht werden.
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Beispiel z Ein Zellwollgewebe wird auf dem Foulard mit einer wässerigen
Lösung imprägniert, die im Liter 30 g Adipinsäuredimethylolamid und 2 g Aluminiumchlorid
enthält, auf ioo °/o Feuchtigkeitsgehalt abgequetscht und dann in einem Spannrahmen
bei i2o° getrocknet. Durch diese Behandlung wird das Material krumpffest, ferner
werden die Trocken- und Naßreißfestigkeit sowie die Scheuerfestigkeit erheblich
verbessert. Beispiel e Zellwollstückgarn wird in einer Lösung behandelt, die im
Liter 2o g Dipropylätherdicarbonsäuredimethylolamid, 109 30 %ige Formaldehydlösung
und 3 g Natriumbisulfat enthält, auf ioo% abgeschleudert und in Trockenschränken
1/2 Stunde bei iio° getrocknet. Die mit diesen Garnen hergestellten Wirkwaren springen
beim Waschen nicht ein und weisen auch bei längerem Gebrauch gegenüber unbehandeltem
Material eine verbesserte Gebrauchstüchtigkeit auf.
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Beispiel 3 Lose Kupfer-Ammoniak-Zellwolle wird mit einer Lösung getränkt,
die im Liter 30g Bernsteinsäuredimethylolamid, i5 g Zinkchlorid und i g Stearinsäuremethylolamid
enthält, auf ioo °/, abgeschleudert und in Trockenschränken mit starker Luftzirkulation
1/2 Stunde bei i2o° getrocknet. Die aus diesen Fasern hergestellten Garne und Gewebe
weisen gegenüber unbehandelten eine starke Unempfindlichkeit gegenüber der Wäsche
auf. Auch wird die Lebensdauer von daraus hergestellten Wirkwaren gegenüber unbehandeltem
Gewebe erheblich verlängert.
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Beispiel 4 50 g Adipinsäuredimethyloldiamid werden in 11
Wasser
bei 4o° gelöst. In dieser Lösung werden 30 g Viskosezellwolle io Minuten
lang getaucht. Dann wird abgequetscht, bei 6ö° getrocknet und i Stunde bei iio°
nacherhitzt. Man erhält ein quellfest ausgerüstetes Gewebe.
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Beispiel s 40 g Sebacinsäuredimethyloldiamid werden mit 8 g des Einwirkungsproduktes
von 6o Mol Athylenoxyd auf Stearylalkohol gut verrieben. Die Mischung wird mit etwas
Viskose angeteigt und zu io kg der üblichen Viskose gerührt. Dann wird diese wie
üblich sauer versponnen. Die entschwefelte und gewaschene Seide wird mit einer o,5
o/oigen Milchsäurelösung getränkt,
getrocknet und i Stunde auf i2o°
nacherhitzt. Man erhält ausgezeichnet naßfeste Fasern.
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Beispiel 6 5o g des Dimethyloldiamids der Di-n-propyläthery, y'-dicarbonsäure
werden zusammen mit 5 g Milchsäure im Liter Wasser bei 8o° gelöst. In dieser Lösung
werden 30 g Kaseinfaser io Minuten getaucht, abgequetscht, bei 6o° getrocknet
und i Stunde auf iio° nacherhitzt.
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Beispiel 7 Viskosekunstseidenkrepp wird mit einer wässerigen Lösung,
die im Liter 49 Chloressigsäure und 8o g eines Kondensationsproduktes aus i Mol
i, 2-Diaminoäthan-N, N, N', N'-tetraessigsäureamid und 4 Mol Formaldehyd enthält,
durchtränkt, auf ioo Gewichtsprozent abgequetscht, bei etwa 50° vorgetrocknet und
schließlich 2o Minuten auf 13o° erhitzt. Man erhält ein Gewebe von kräftigem vollem
Griff, erhöhter Naßreißfestigkeit und verminderter Quellfähigkeit. Die Ausrüstung
ist gegen mehrfache Wäsche gut beständig.
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Eine ähnliche Ausrüstung von etwas weicherem Griff erhält man bei
Anwendung eines aus i Mol p-Chlorphenyl-imino-diessigsäurediamid, 4 Mol Formaldehyd
und 4 Mol Äthylenglykol hergestellten Kondensationsproduktes. Mit ähnlichem Erfolg
kann man auch Kondensationsprodukte aus Formaldehyd und Nitrilotriessigsäuretriamid
verwenden.
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Beispiel 8 Zellwollgewebe wird mit einer wässerigen Lösung getränkt,
die im Liter 6 g glykolsaures Ammonium und 75 g eines Kondensationsproduktes aus
i Mol Glycerin-tris-carbaminsäureester und 6 Mol Formaldehyd enthält, auf etwa ioo
Gewichtsprozent abgequetscht, bei etwa 5o° vorgetrocknet und dann io Minuten auf
etwa 14o° erhitzt. Man erhält eine gefüllte Ware von weichem Griff und von guter,
waschbeständiger Naßreißfestigkeit und verminderter Quellfähigkeit.
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Verwendet man an Stelle von 75 g des genannten Kondensationsproduktes
Zoo g einer Lösung, die durch Kondensation von ioo Gewichtsteilen des durch Erhitzen
von i Mol Sorbit mit 3 Mol Harnstoff bis zur Abspaltung von 3 Mol Ammoniak erhaltenen
Produktes mit ioo Gewichtsteilen 30%iger Formaldehydlösung hergestellt wurde, so
erhält man eine ähnliche Ausrüstung.
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In ähnlicher Weise kann man Kondensationsprodukte aus Formaldehyd
mit den durch Abspaltung von Ammoniak aus Hexantriol, Trimethylolpropan oder Mannit
und Harnstoff hergestellten polyurethanartigen Verbindungen verwenden.
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Beispiel g Kunstseideschürzenstoff wird mit einer wässerigen Lösung
getränkt, die im Liter 8o g des Kondensationsproduktes aus i Mol symmetrischem Triureidotoluol
und 6 Mol Formaldehyd, 150 g eines Kondensationsproduktes aus i Mol Formamid und
3 Mol Formaldehyd (3o°/oige Lösung) und 7 g kristallisiertes Aluminiumchlorid enthält,
auf etwa ioo Gewichtsprozent abgequetscht, bei etwa 50° vorgetrocknet und dann 15
Minuten auf 125 bis 13o° erhitzt. Man erhält eine Ware von sehr vollem Griff, erhöhter
Naßreißfestigkeit, verminderter Quellfähigkeit und guter Waschbeständigkeit.
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Beispiel io .
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Zellwollflocke wird mit einer wässerigen Lösung getränkt, die im Liter
2o g der Dimethylolverbindung des Biscarbaminsäureesters des i, 4-Butandiols und
5 g Milchsäure enthält, auf etwa ioo Gewichtsprozent abgeschleudert, bei 5o bis
6o° vorgetrocknet und i Stunde auf i2o bis i25° erhitzt. Man erhält eine Flocke
von erhöhter Naßreißfestigkeit und verminderter Quellfähigkeit.
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Mit ähnlicher Wirkung kann man die Dimethylolverbindung aus dem Bis-carbaminsäureester
des i, 6-Hexandiols verwenden. Beispiel ii Viskosekunstseidenkrepp wird mit einer
wässerigen Lösung getränkt, die im Liter 5 bis 2o g Polyvinylalkohol,
30 g der Dimethylolverbindung des Bis-carbaminsäureesters des i, 4-Butandiols
und a g Aluminiumchlorid enthält, auf etwa ioo Gewichtsprozent abgequetscht, bei
5o bis 6o° vorgetrocknet und 5 bis io Minuten auf i2o° erhitzt. Man erhält bei herabgesetztem
Quellvermögen und erhöhter Naßreiß- und Scheuerfestigkeit eine Ausrüstung von vollem
Griff, die auch gegen wiederholte Wäsche hervorragend beständig ist.
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An Stelle des Polyvinylalkohols kann man mit etwa dem gleichen Erfolg
25 g einer etwa 2o°/oigen wässerigen Emulsion von Polyacrylsäuremethylester verwenden.
Beispiel i2 Ein mit Stärke ausgerüstetes Zellwollgewebe wird in einem Bad, das im
Liter 2o g der Dimethylolverbindung des Bis-carbaminsäureesters des i, 4-Butandiols
und 4 g Chloressigsäure enthält, durchtränkt, abgequetscht, bei 5o bis 6o° vorgetrocknet
und 5 Minuten auf i4o° erhitzt. Das so erhaltene Gewebe zeigt eine verminderte Quellfähigkeit,
erhöhte Naßreißfestigkeit und eine auch gegen wiederholte Wäsche beständige Ausrüstung
mit vollem Griff. -An Stelle von Stärke kann man mit ähnlichem Erfolg Gelatine oder
Dextrin verwenden. Beispiel 13 Viskosekunstseidenkrepp wird mit einem Bad durchtränkt,
das im Liter 30 g der Dimethylolverbindung des Bis-carbaminsäureesters des
i, 4-Butandiols, 2o g der nach Patent 727 404, Beispiel i, hergestellten betainartigen
Verbindung aus Octodecylchlormethyläther und Dimethylaminoessigsäure und 4 g Glykolsäure
enthält, abgequetscht, bei 5o bis 6o° vorgetrocknet und schließlich 2o Minuten auf
14o° erhitzt. Man erhält ein wasserabweisend ausgerüstetes Gewebe, dessen Quellvermögen
herabgesetzt und dessen Naßreißfestigkeit verbessert ist. Die Ausrüstung ist gegen
wiederholte, auch kochend heiße Wäsche beständig.
An Stelle der
obigen betainartigen Verbindung kann man auch Stearoxymethylpyridiniumchlorid, die
N-Chlormethylpyridiniumverbindung von Stearinsäureamid oder Verbindungen, wie sie
im englischen Patent 517 474 oder 517 631 beschrieben sind, zusammen mit Natriumglykolat
oder anderen Puffersubstanzen verwenden.
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Beispiel =q.
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Man klotzt ein Zellwollgewebe mit einer Lösung, die im Liter
50- g einer 5o°/oigen Polyvinylacetatdispersion mit geringen Mengen Polyvinylalkohol,
30 g Adipinsäuredimethyloldiamid und 2 g Aluminiumchlorid enthält, und erhitzt
nach der Vortrocknung einige Zeit auf =2o°. Man erhält eine gut waschbeständige
Appretur. Das Gewebe ist krumpffest:-Beispiel 15 Regenmantelstoff aus Zellwolle
wird auf dem Foulard mit einer wässerigen Lösung, die im Liter 2o g Adipinsäuredimethyloldiamid
und 15 g Zinkchlorid enthält, imprägniert und auf dem Spannrahmen zweimal je 3 Minuten
lang auf =2o° erhitzt. Das ausgerüstete Gewebe ist quellfest, springt beim Waschen
nicht mehr ein und besitzt eine vorzügliche Naß- und Trockenscheuer- sowie eine
gute Reißfestigkeit; die Knickbruchfestigkeit ist gegenüber unbehandeltem Material
unverändert.