DE903987C - Verfahren zur Verhinderung einer schaedlichen Bakterienentwicklung in Weichflotten fuer tierische Haeute und Felle - Google Patents
Verfahren zur Verhinderung einer schaedlichen Bakterienentwicklung in Weichflotten fuer tierische Haeute und FelleInfo
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- C—CHEMISTRY; METALLURGY
- C14—SKINS; HIDES; PELTS; LEATHER
- C14C—CHEMICAL TREATMENT OF HIDES, SKINS OR LEATHER, e.g. TANNING, IMPREGNATING, FINISHING; APPARATUS THEREFOR; COMPOSITIONS FOR TANNING
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Description
- Verfahren zur Verhinderung einer schädlichen Bakterienentwicklung in Weichflotten für tierische Häute und Felle In der Gerberei hat der Weichprozeß den Zweck, die Felle oder Häute von Blut, Schmutz und Konservierungsmitteln zu befreien. Die Weichdauer beträgt für gesalzene Rohware i bis 3 Tage, während sie bei starken, sonnegetrockneten Häuten bis zu i o Tagen ausgedehnt werden muß, bis das Hautmaterial genügend durchweicht ist. Nach der Weiche sollen die Felle oder Häute eine ähnliche Beschaffenheit aufweisen, wie in frisch abgezogenem Zustand.
- Bei der normalen Weiche werden die wasserlöslichen Eiweißstoffe größtenteils aus dem Hautmaterial herausgelöst. Bei schwach alkalisch gestellter Weichflotte geht auch ein hoher Prozentsatz der alkalilöslichen, amorphen Eiweißstoffe in die Flotte, wobei sich ein guter Nährboden für Bakterien bildet, die eine erhebliche Schädigung der Hautsubstanz verursachen. Eine wesentliche Verminderung der Bakterienwirkung ist hur möglich, wenn die Temperaturen der Weichflotte sehr niedrig gehalten werden (8 bis i2°'). Bei dieser Temperatur tritt jedoch eine Hautschwellung auf, und der Weichvorgang vollzieht sich äußerst langsam. Außerdem hat man keine absolute Gewähr, daß die Bakterienschäden vollständig ausgeschaltet werden. Bei einer Weichtemperatur von 2d° und darüber, wie dies in der Sommerzeit der Fall ist, tritt eine sehr starke Erhöhung der Bakterientätigkeit und damit auch der Schädigung des Hautmaterials ein. Besonders große Gefahren birgt die Weiche in sich, wenn in dem für diesen Prozeß günstigen pH-Bereich von 7,5 bis 8,5 gearbeitet wird, da dies auch gleichzeitig die günstigsten Bedingungen für die Entwicklung der proteolytisch aktiven Bakterien sind. Man kann die Bakterienentwicklung durch Einstellung eines pH auf io,5 und darüber erheblich hemmen. Hierbei würde jedoch eine alkalische Schwellung des Hautmaterials und ein hoher Eiweißverlust eintreten.
- In der Praxis arbeitet man mit neutralen oder schwach alkalisch eingestellten Weichflotten von i bis 8,5.pH"da man hierbei den besten IAjeicheffekt erzielt. Es war bis jetzt jedoch nicht möglich, die in diesem pH-Bereich besonders intensive Bakterienentwicklung so weit auszuschalten, daß das Hautmaterial nicht mehr angegriffen wird.
- Man hat zur Vermeidung einer übermäßigen Mikrobenentwicklung in der Weichflotte, die einen starken Hautsubstanzabbau und eine Verminderung der Reißfestigkeit verursacht, chemische Keimhemmungs- oder Desinfektionsmittel zugesetzt. Diese zeigen in geringen Konzentrationen häufig nur ungenügende Wirkung und erfordern trotzdem die Einhaltung einer niedrigen Temperatur. In höheren Konzentrationen beeinflussen sie die Eigenschaften der Häute und sind insbesondere auch auf die nachfolgenden Verarbeitungsprozesse nicht ohne Einfluß.
- Es wurde nun gefunden, daß man die bisherigen Schwierigkeiten dadurch beheben kann, daß man den Weichflotten Antibiotica zusetzt, zweckmäßig in Form einer Kombination verschiedener Antibiotica mit verschiedenen antibiotischen Wirkungsspektren und verschiedenen chemischen und physikalischen Eigenschaften. Dadurch wird eine bessere Kontrolle des Mikrobenwachstums bzw. eine Beseitigung der schädlichen Bakterien erreicht.
- Als Antibiotica kommen hierfür beispielsweise in Betracht Actinomycin, Aureomycin, Penicillin u. dgl., wobei man jedoch nicht gezwungen ist, die rein dargestellten Stoffe zu verwenden, sondern beispielsweise auch deren Kulturlösungen mit ausreichendem Gehalt an antibiotischen Wirkstoffen, Rohkonzentrate antibiotischer Stoffe oder auch für medizinische Zwecke nicht genügend reine Präparate anwenden kann. Vor allem kann man auch solche Antibiotica verwenden, die für medizinische Zwecke wegen ihrer Toxizität oder wegen anderen ungünstigen physiologischen, chemischen oder physikalischen Eigenschaften nicht geeignet sind.
- Bei der Kombination der Antibiotica ist es vorteilhaft, daß zumindest eines der Antibiotica in der Kombination eine besondere Wirksamkeit gegen Proteolyten zeigt; außerdem ist es vorteilhaft, wenn ein Antibioticum oberflächenaktive Eigenschaften besitzt. So ließ sich z. B. durch Zusatz eines Actinomycinpräparates in Konzentrationen, die allein keine wesentliche bzw. nur eine ungenügende Wirkung auf die Weichflotte zeigen, eine erhebliche Verbesserung in der Wirkung anderer Antibiotica feststellen, wenn man sie damit kombiniert. Der Effekt tritt jedoch nicht in gleichem Maße ein, wenn man an Stelle des oberflächenaktiven Antibioticums einen anderen oberflächenaktiven Stoff benutzt. Die Möglichkeit der Benutzung von Antibiotica für den erfindungsgemäßen Zweck war nicht ohne weiteres vorauszusehen, weil verschiedene bekannte Eigenschaften der Antibiotica, wie z. B. ihre große Spezifität, dagegen sprechen, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Weichflotten ein sehr arten- und zahlenreiches Bakterienwachstum hervorbringen. Weiterhin ist es bekannt, daß viele Antibiotica durch Serum und komplexe Materialien inaktiviert werden und daß z. B. Aureomyain durch ein PH über 7 in seiner Aktivität herabgesetzt wird.
- Die notwendigen Wirkungskonzentrationen der Antibi-otica in der Weichflotte sind außerordentlich gering und liegen weit unter denen der üblichen Desinfektions- und Konservierungsmittel in Größenordnungen bis o,oooooi'o/o. Maximal wird man o,oi'o/o nicht überschreiten. Diese Mengen haben keinerlei ungünstigen Einfluß auf die späteren Verarbeitungsprozesse. Durch diese Zusätze ist die Kontrolle der Bakterienentwicklung auch von der Temperatureinstellung der Weichflotte unabhängig; während man bisher VGeichflottentemperaturen über 20° möglichst vermieden hat, spielt die Erhöhung der Temperatur bei Benutzung antibiotischer Mittel praktisch keine nachteilige Rolle mehr. Die erfindungsgemäß verwendeten Mittel können in verschiedenen Konzentrationen einmalig angewendet werden oder auch in zeitlicher Aufteilung und Wiederholung, je nach den praktischen Bedingungen und dem Maß der Gefährdung der Häute während der einzelnen Phasen des Weichprozesses. Die Anti=endung erfolgt in der Regel in Form von Lösungen in organischen Lösungsmitteln oder in Wasser.
- Es ist möglich, die Antibiotica mit bekannten Desinfektions- und Konservierungsmitteln zu kombinieren und sie auch mit den üblichen sonstigen in der Weiche verwendeten Chemikalien anzuwenden, also beispielsweise mit bekannten Weichmitteln, oberflächenaktiven Substanzen, Lösungsvermittlern u. dgl.
- Beispiele i. Sonnengetrocknete Häute werden mit etwa 4ooa/o Wasser in der Haspel oder mit etwa i-ooo'o/o Wasser in der Grube bei einer Temperatur von etwa 15 bis 2o° geweicht. Die Häute sind nach 7 bis io Tagen genügend durchweicht und greifen sich schleimig an. Die Weichflotte weist als Zeichen einer starken Entwicklung von proteolytisch wirksamen Bakterien einen durchdringenden Fäulnisgeruch auf.
- Setzt man dieser Weiche jedoch o,ooi'o/o Actinomycin im Gemisch mit o,oo5a/o Aureomycin zu, so läßt sich damit bei einer Weichtemperatur von 15 bis 25° das Bakterienwachstum praktisch unterbinden. Die geweichten Häute zeigen keinerlei Angriff und lassen sich auf hochwertige Leder verarbeiten.
- 2. Gesalzene Häute werden, wie in Beispiel i beschrieben, geweicht, jedoch unter Zusatz von i g/1 Ricinolsäurebutylestersulfonat als Weichmittel. Die Häute sind nach etwa i bis 2 Tagen genügend durchweicht. Als Keimverhinderungsmittel werden zur Weichflotte je o,ooo5'% Actinomycin und Aureomycin gegeben. Auch hier unterbleibt die Bakterienentwicklung in der Flotte, und die Häute sind frei von Bakterienschäden, so daß sie in üblicher Weise zu hochwertigem Leder weiterverarbeitet «erden können.
Claims (7)
- PATENTANSPRÜCHE: i.
- Verfahren zur Verhinderung einer schädlichen Bakterienentwicklung in Weichflotten für tierische Häute und Felle, dadurch gekennzeichnet, daß man den Weichflotten antibiotisch wirksame Stoffe zusetzt. z. 'Verfahren nach Anspruch i, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Kombination von zwei oder mehreren antibiotisch wirksamen Stoffen verwendet.
- 3. Verfahren nach Anspruch i bis a, dadurch gekennzeichnet, daß man antibiotisch wirksame Stoffe mit besonderer Wirkung auf proteolytische Bakterien verwendet. q..
- Verfahren nach Anspruch i bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man antibiotisch wirksame Stoffe mit Polypeptidstruktur verwendet.
- 5. Verfahren nach Anspruch i bis q., dadurch gekennzeichnet, daß man antibiotisch wirksame Stoffe mit oherflächenaktiven Eigenschaften \-er«-eiidet.
- 6. Verfahren nach Anspruch i bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man antibiotisch wirksame Stoffe in Verbindung mit bekannten Weichmitteln, oberflächenaktiven Substanzen oder Lösungsvermittlern verwendet.
- 7. Verfahren nach Anspruch i bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man antibiotisch wirksame Stoffe in Verbindung mit bekannten Konservierungs- und Desinfektionsmitteln verwendet.
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