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Verfahren zur Herstellung einer blutgerinnungsfördernden Substanz
aus Lunge
Es ist bereits bekannt. blutgerinnungsfördernde Substanzen aus Blut, Hirn,
Lunge und anderen Geweben nach verschiedenen Methoden zu gewinnen.
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So erhält man aus Hirn eine solche Substanz dadurch, daß man frisches
Kaninchen- oder Pferdehirn zu einem gleichmäßigen Brei in einem Mörser verreibt
und steigende Mengen Aceton zusetzt. Die so erhaltene entwässerte und ext.rahierte
Hirnsubstanz wird fein zerrieben und getrocknet. Zur Gewinnung der blutgerinnungsför
dernden Substanz wird das Trockenhirn mit physiologischer Kochsalzlösung kurze Zeit
bei Brutschranktemperatur extrahiert. Besonders zu beachten ist. daß das Hirn frisch
verwendet werden muß, da schon wellige Stunden altes Ausgangsmaterial ein Präparat
mit bedeutendem Anstieg der Gerinnungszeit zur Folge hat.
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Lungenextrakte werden beispielsweise so hergestellt, daß man frisches
Lungengewebe zerkleinert, auf einem Gazefilter mit physiologischer Kochsalzlösung
blutfrei wäscht, dann das Lungengewebe in einem Mörser mit Glasscherben zerkleinert
und die homogene Masse 15 Minuten lang mit physiologischer Kochsalzlösung, die v
orhelr schwach alkalisch gemacht wurde, wässert und bei niedriger Temperatur im
Kühlschrank extrahiert.
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Die erhaltenen Extrakte werden bei -5° C gefroren gehalten und sind
in gefrorenem Zustand einige Monate, ohne Einbuße an Wirksamkeit, haltbar. Vor dem
Gebrauch muß der Extrakt aufgetaut, nochmals kurz auf 60° C erhitzt werden, um evtl.
vorhandenes Prothrombin zu zerstören.
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Alle bisher bekanntgewordenen Präparate haben den Nachteil, vor ihrer
Anwendung nochmals erhitzt werden zu müssen. Außerdem sind sie fast durchweg nur
sehr kurze Zeit haltbar, wenn der Reinheitsgrad so weit durchgeführt wird, daß einigermaßen
klare wirksame Lösungen vorliegen.
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Weiter sind die bisher bekanntgewordenen Substanzen, besonders die
aus der Lunge, die zeitlich nur kurz sehr schwach alkalisch behandelt werden, nicht
ohne weiteres für Injektionen zu verwenden, da sie trübe, zum Teil flockige Niederschläge
enthalten, wie sie lediglich für Prüfungen des Blutes auf seine Gerinnungszeit,
nicht aber für Injektionszwecke brauchbar sind.
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Alle Präparate wurden bisher nur aus frischem Ausgangsmaterial hergestellt.
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Es wurde nun gefunden, daß man aus Lunge eine blutgerinnungsfördernde
Substanz mit guter Ausbeute erhalten kann, die als Trockensubstanz lange Zeit ohne
Einbuße an Wirksamkeit aufbewahrt werden kann. Die zerkleinerte Lunge wird durch
Auswaschen mit physiologischer Kochsalzlösung und scharfes Zentrifugieren blutfrei
gewaschen, der Gewebebrei nach Verdünnung mit physiologischer Kochsalzlösung schwach
alkalisch eingestellt und während 2 bis 4 Tagen bei dieser Alkalität durch mehrmaliges
Nachalkalisieren gehalten. Der durch scharfes Zentrifugieren erhaltene Extrakt wird
sofort 10 Minuten auf 550 C erhitzt, wobei die vorher klare Lösung schwach kolloidal
getrübt wird.
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Dann wird die Lösung rasch abgekühlt und anschließend gefroren getrocknet.
Nach der Gefriertrocknung wird die Substanz in Wasser aufgenommen, von geringen
Mengen flockigem Eiweiß durch Zentrifugieren befreit und die klare Lösung nach bekannten
Verfahren, z. B. Hochvakuumgefriertrocknung, getrocknet.
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Wie weiter gefunden wurde, läßt sich das Verfahren auch auf längere
Zeit in gefrorenem Zustand aufbewahrte Lunge anwenden, ohne daß eine Einbuße an
wirksamer Substanz erfolgt. Dies ist besonders wichtig, da man auf diese Weise größere
Mengen gleichmäßigen Ausgangsmaterials trotz längerer Anlieferungswege und -zeiten
verarbeiten kann.
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Nach dem Auflösen der verfahrens mäßig erhaltenen Substanz in Wasser
oder phys-iologischer Kochsalzlösung bedarf es einer Erhitzung zur Zerstörung etwa
vorhandenen Prothrombins nicht mehr, und man gelangt zu einer klaren Lösung, die
auch für Injektionszwecke geeignet ist. Die erhaltene Substanz ist lange Zeit unverändert
haltbar, klar wasserlöslich, zeigt eine starke gerinnungsfördernde Wirkung und soll
in der Therapie Anwendung finden.
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Beispiel 1 kg Rinderlunge wird in der Fleischmaschine zerkleinert,
blutfrei gewaschen und zentrifugiert.
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Die gewaschene Lunge wird mit der gleichen Menge physiologischer
Kochsalzlösung versetzt, unter gutem Rühren auf pn 7,8 bis 8,o eingestellt und im
Kühlschrank 2 bis 3 Tage stehengelassen. Die Alkalität, die nach mehreren Stunden
nachläßt, wird erneut auf PA 7,8 bis 8,o gebracht und während der gesamten Extraktionsdauer
gehalten. Nach be endeter Extraktion wird der Gewebebrei sofort scharf zentrifugiert,
die erhaltene Lösung auf 55° C erhitzt, die Temperatur 10 Minuten lang gehalten
und anschließend sofort abgekühlt. Die kolloidal getrübte Lösung wird gefroren getrocknet,
die Trockensubstanz in etwa 80 ccm Wasser je Gramm Substanz gelöst und ein geringer
unlöslicher Niederschlag abzentrifugiert. Die klare uberstehende Flüssigkeit wird
in bekannter Weise auf Trockensubstanz aufgearbeitet und ergibt eine weiße bis schwach
gebliche Substanz, die sich in Wasser leicht und klar löst und kühl und trocken
gelagert länger als I Jahr haltbar ist. Etwa 20 mg dieser Substanz in 2 ccm Wasser
gelöst ergeben eine Gerinnungszeit von etwa 15 bis 20 Sekunden an recalcifiziertem
Oxalatplasma von Kaninchen.
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PATENTANSPRSCHE: 1 Verfahren zur Gewinnung einer blutgerinnungsfördernden
Substanz aus neutral und blutfrei gewaschener Lunge, dadurch gekennzeichnet, daß
das Lungenmaterial bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mehrere Tage alkalisch behandelt
wird, der erhaltene Extrakt kurze Zeit auf etwa 50 bis 600 C erhitzt, sofort abgekühlt
und gefroren getrocknet wird und nach Wiederaufnahme in Wasser und Entfernung unlöslicher
Eiweißstoife erneut nach bekannten Methoden in Trockensubstanz übergeführt wird.