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Verfahren zur Gewinnung von Immunstoffen.
Bisher hat man das Serum als einzigen Träger von Immunstoffen betrachtet und dementsprechend die Bestrebungen ausschliesslich auf die Herstellung von Immunsera gerichtet, einerlei ob diese in bekannter Weise aus dem Blut oder durch Auspressen von Muskeln oder Organen gewonnen wurden. In allen diesen Fällen erhielt man die Immunstoffe nur in verdünnter und nicht einmal reiner Form, sondern im Gemisch mit anderen Stoffen. Nach anderen Verfahren wurde der ganze Tierkörper zerkleinert oder es wurden die vom Blut befreiten Muskeln sowie die inneren Organe mechanisch zerkleinert und dann auf chemischem oder physiologischem Wege aufgeschlossen. Allen diesen Verfahren fehlte die Erkenntnis, die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegt, dass gerade in den Zellen des Blutes der Sitz der Immunstoffe zu suchen sei.
Demgemäss gab man den weitaus grössten Teil der wirksamen Stoffe verloren oder liess den wichtigsten Organteil, das Blut, überhaupt ausser acht.
Die Erfindung betrifft nun gerade die Verarbeitung der Blutzellen. Die Blutzellen enthalten nämlich die Immunstoffe für jede Blutimmunität hinterlassende Krankheit, die der betreffende Organismus überstanden hat. Um die Immunstoffe hieraus in einer konzentrierten, leicht verwendbaren Form zu erhalten, ist es erforderlich, die Blutzellen in einen Zustand überzuführen, der sie zur Abgabe der Immunstoffe befähigt, d. h. sie aufzuschliessen.
Bei den lîlutwllen, roten Blutkörperchen, geschieht die Aufschliessung vorwiegend durch vorsichtig Hämolyse mit oder ohne Beihilfe physiologischer, chemischer oder mechanischer Wirkung. Durch das zielbewusste Aufschliessen der Blutzellen behufs Gewinnung der in ihnen pntl1altenen Immunsto1Ïe in reine. n Zustande unterscheidet sich das vorliegende Verfahren von den bisherigen, bei denen das Serum verwendet wurde, einerlei ob es aus dem
Blute oder durch Auspressen von zerkleinerten Muskeln, Organen oder auf andere Weise erhalten wurde. Injiziert man das aufgeschlossene Blut einem Organismus, der von der gleichen Krankheit befallen ist, wie sie der Organismus durchgemacht hat, dem das nach-
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steigerung erzielt.
Die Art, wie die Aufschliessung erfolgt, ist für die Verwendung der Immunkörper ohne wesentliche Bedeutung. Sie muss nur eine vollständige sein, damit der höchstmögliche Gehalt der Lösung an Immunstoffen erreicht wird.
Die Gewinnung von Tuberkuloseimmunstoffen geschieht beispielsweise folgendermassen : Tiere, am zweckmässigsten Affen oder Kaninchen, werden mit den lebenden vollvirulentpn oder abgeschwächten Erregern der menschlichen Tuberkulose behandelt, und zwar entweder ohneweiters oder nach vorangegangener aktiver oder passiver Vorimmunisierung. Hiedurch wird das Blut dos Tieres in hohem Grade immunstofflhaltig. Zur Injektion eignen sich ge- wöhnliche TuberkelbaziUenkuIturen (Koch) oder Humanolonguskulturen (Carl Spengler) oder Mischkulturen beider. Die Verwendung verschiedener Stämme von klinisch verschiedenen Phthisen hat sich für diese Zwecke als besonders wertvoll erwiesen.
Das von den in der angegebenen Weise behandelten Tieren gewonnene hochgradig immunstoffhaltige Blut wird nunmehr entweder auf chemischem oder mechanischem oder physiologischem Wege oder durch Kombination dieser Wege aufgeschlossen.
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säure oder eine andere Säure zusetzt. Es genügen vollkommen auf 1000 cm3 Kochsalzlösung 0'02 cm3 Formalin und 0-05 cm3 konzentrierte Milchsäure. Die so erzielte Flüssigkeit lässt man stehen. Sie wird nach einiger Zeit unter Annahme einer dunkleren Lackfarbe durchsichtig. In diesem Zustande kann die Lösung verwendet werden ; denn die an die Blutzellen gebunden gewesenen Immunstoffe sind frei und vermögen nunmehr ihre Wirkung zu entfalten. Vorteilhaft ist es aber, die so gewonnene Lösung noch stark zu verdünnen, um dadurch Dissoziation herbeizuführen.
Es ist auch möglich, eine Trennung der Immunstoffe vorzunehmen, die einerseits an den Erythrozytenzellen, andererseits an den Leukozyten und Blutplättchen gehaftet haben. Zu diesem Zwecke wird die oben erwähnte Reaktionsmasse zentrifugiert. Die klare helle Blutkörperchenlösung trennt man von den am Boden sitzenden Leukozyten und Blut- plättchen, wäscht letztere und zentrifugiert wieder. Der grauweisse Rückstand enthält die Leukozyten und Blutplättchen ; er kann im Mörser zerstossen, aufgeschlämmt, zerrieben und nitriert werden. Das Filtrat, das keine Eiweissreaktion zeigt, enthält den anderen Teil der Immunstoffe.
II. Aufschliessung auf physiologischem Wege. Die Aufschliessung des Blutes braucht nicht auf rein chemischem Wege, sondern kann auch dutch Verdauung herbeigeführt werden. Dies gelingt z. B. durch Versetzen des Immunblutes mit geringen Mengen Papayotin oder Pankreatin.
III. Aufschliessung auf mechanischem Wege. Ebenso gelingt die Aufschliessung auf mechanischem Wege, wobei das gereinigte Zell material im Mörser vorteilhaft unter Zusatz gepulverter Holzkohle zerrieben, aufgeschlämmt und filtriert wird. Bei in dieser Weise aufgeschlossenem Blut ist der Abschluss von Licht zweckmässig. Der Blutaufschluss lässt sich, aber weniger gut, auch durch Zusatz von Formalin und Alkalien bewerkstelligen.
In den obigen Beispielen ist die Verarbeitung nicht nur der Blutzellen, sondern auch des Gesamtblutes angegeben. Die Anwendung des Gesamtblutes geschieht aus Gründen der Vereinfachung der Arbeitsweise. Das wesentliche der Erfindung ist jedoch immer die Aufschliessung der Blutzellen, deren Auszüge natürlich auch allein verwendbar sind. Die Anwesenheit des Blutserum, das bisher lediglich für sich, d. h. von den Blutzellen getrennt, verwendet wurde und auf dessen Aufschliessung im von den Blutzellen getrennten Zustande sich der vorliegende Schutz nicht erstreckt, ist demnach ohne hindernden Einfluss auf die Gewinnung des aus den Blutt'jHen erhaltenen Mittels.
Es hat sich gezeigt, dass das immunstoffhaltige, aufgcschiossjno Blut an Wirksamkeit gewinnt, wenn es bis zu einem gewissen Grade verdünnt wird. So entfalten z. B. die
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wertigen Immunblutes stärkere therapeutische Wirkungen, vornehmlich stärkere lytische und immunisatorische als die höher konzentrierten Lösungen.
Zur Gewinnung von Lepraimmunstoffen verfährt man in ähnlicher Weise, indem man von Leprareinkulturen ausgeht.
Um vollwertiges polyvalentes Immunblut für die Therapie und Immunisation zu besitzen, empfiehlt es sich, verschiedene Immnnblutsorten miteinander zu vermischen, die von verschiedenen Tieren stammen, die mit andersartigen Tuberkulosestämmen und die Phthise begleitenden Bakterion immunisiert wurden.
Die so gewonnenen Immunstoffe können auch in der Veterinärpraxis Verwendung finden.