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Verfahren zur Trennung und Gewinnung der wertvollen Bestandteile des
Bienen- und Schlangengiftes Bienen- und Schlangengifte werden heute wegen ihrer
therapeutischen Wirkengen vielfach zur Bekämpfung von Krankheiten, insbesondere
zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen, Krebs und Herzkrankheiten angewendet.
Diese Gifte sind jedoch. bisher wenig erforscht, und so war man gezwungen, sie in
ihrer in der Natur vorkommenden komplexen Form anzuwenden, d. h. die wirksamen Bestandteile
mit den unwirksamen Bestandteilen zusammen. Die unwirksamen Bestandteile werden,
selbst wenn sie keine ausgesprochen gesundheitsschädigende Wirkung haben, dem Körper
in jedem. Falle unnötig zugeführt und müssen von ihm absorbiert werden.
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Ein weiterer Übelstand bei der therapeutischen Anwendung der tierischen
Gifte in ihrer nativen Form besteht darin, daß der Gehalt des wirksamen Bestandteiles
in ihnen außerordentlich starken Schwankungen unterworfen ist, so daß die Dosierung
mit großen Schwierigkeiten verbunden ist und heute noch stark von Zufälligkeiten
abhängt.
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Es sind zwar Untersuchungen von Wissenschaftlern - bekanntgeworden,
die versucht haben, diese Gifte in ihre Bestandteile zu zerlegen, jedoch haben diese
zu nein wissenschaftlichen Zwecken angestellten Untersuchengen zu sehr widerspruchsvollen
Ergebnissen geführt und der Praxis keinen brauchbaren Weg zeigen können, um die
unwirksamen von den wirksamen Bestandteilen zu trennen.. .
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Diese Übelstände werden durch die vorliegende Erfindung beseitigt,
die ein Verfahren zum Gegenstand hat, nach welchem diese Gifte in ihre Bestandteile
getrennt werden und nach welchem insbesondere .der für die Wirkung dieser Gifte
ausschlaggebende Bestandteil isoliert wird, um in dieser höchst wirksamen Form und
ohne schädliche Nebenwirkungen zur Bekämpfung von Krankheiten verwandt werden zu
können.
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Die Trennung der Gifte in ihre Bestandteile erfolgt dadurch,, daß
man das von den Bienen oder Schlangengewonnene und zweckmäßig in einer physiologischen
Kochsalzlösung aufgefangene Naturgift gegebenenfalls zunächst mittels organischer
Lösungsmittel, beispielsweise Äther, Chloroform, P,etroläther, Tetrachlorkohlenstoff
usw., extrahiert. Dadurch entzieht man den natürlichen Giftlösungen die- aromatischen
Bestandteile und zwei kristalline Substanzen, die nicht die bekannte toxische Wirkung
zeigen. Nicht alle Bienen- und Schlangengifte enthalten diese beiden kristallinen
Substanzen; so wurde beispielsweise
die mit Ätherextrahierte Substanz
nur im Gift von Sommerbienen gefunden.
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Nachdem die Giftlösungen von diese Stoffen befreit sind, werden sie
mit einer, überschüssigen wäßrigen Pikrinsäurelösung behandelt. Nach der Trennung
von Niederschlag und Filtrat werden beide für sich weiterbehandelt. Aus dem Filtrat
gewinnt man eine histaminartige Substanz, die zwar keine toxische Wirkung besitzt,
aber wegien ihrer therapeutischen Wirkungen, insbesondere für die Bekämpfung rheumatischer
Erkrankungen, sehr wertvoll ist.
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Der aus Giftpikrat bestehende Niederschlag ist ungiftig. Spaltet man
jedoch die Pikrinsäure dadurch wieder ab, daß man der wäßrig-alkoholis,chen Lösung
dieser Pikrate Aceton zusetzt, so erhält man ein Produkt, das in Wasser leicht löslich
ist, sich ferner in Methylalkohol und Phenol löst und die Reaktion der Eiweißkörper
zeigt. Das auf diese Weise z. B. aus Bienengift gewonnene Produkt ist eine schneeweiße
Masse, die folgende Elementaranalyse zeigt:
Kohlenstoff ..... 43,6%, |
Wasserstoff ..... 7, i %, |
Stickstoff ....... 13,6 %, |
Schwefel ....... 2,6%. |
Diese Substanzen sind stark giftig, und in ihnen haben wir den toxisch wirksamsten
Bestandteil dieser tierischen Gifte zu Herblicken. Die Anwendung dieser Substanzen
zu thierapeutischen Zwecken ist in jedem Falle vorteilhafter als die der nativen
Gifte, da sie chemisch einheitliche Stoffe darstellen.
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Im nachfolgenden wird das Verfahren an zwei Ausführungsbeispielen
erläutert, die die hauptsächlichsten in der Natur vorkommenden tierischen Gifte
als Ausgangsstoffe haben. i. Bienengift Eine Lösung des' Giftes von 35 ooo Bienen
in physiologischer Kochsalzlösung, gewonnen nach der Methode von B. F. B e c k durch
Stechenlassen der Bienen durch eine tierische Membran, wird zunächst mit Zoo ccm
Äther und ,anschließend mit Zoo ccm Chloroform im Extraktionsapparat extrahiert
und somit die aromatischen Bestandteile abgespalten. Diese Lösung wird daraufhin
mit einer heiß gesättigten Pikrinsäurelösung versetzt, und zwar sch lange, bis bei
weiterem Zusatz von Pikrinsäurelösung zu einer klar zentrifugierten Probelösung
keine weitere Niederschlagsbildung mehr erfolgt. Der= erhaltene Niederschlag wird
nun zentrifugiert und das Filtrat, das den histaminartigen Bestandteil enthält,
für sich weiterbehandelt. Beim Eindampfen dieses Filtrates kristallisiert das Histaminpikrat
aus, das nach dem Abfiltrieren zweckmäßig durch Umkristallisieren in Wasser gereinigt
wird. Dieser so gewonnene histaminartige Bestandteil des Bienengiftes besitzt einen
Schmelzpunkt von z33° und eignet sich als Heilmittel, insbesondere zur Behandlung
rheumatischer Erkrankungen.
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Der Niederschlag dagegen, der .die toxisch wirksamen Bestandteile
des Bienengiftes enthält, wird auf der Zentrifuge mit gesättigter Pikrinsäurelösung
a usgewäschen und das Zentrifugat in 5oo-ccm 8o bis goo/oigem Alkohol unter Erwärmen
gelöst. Diese Lösung wird filtriert bzw. zentrifugiert und die so erhaltene klare
Lösung nach und nach mit einer io Volumprozent einer 25%igen Salzsäure enthaltenden
Acetoulösung versetzt, bis bei weiterem Zusatz. keine Fällung mehr erfolgt. Der
Niederschlag wird abzentrifugiert und auf der Zentrifuge nacheinander mit
50 ccm Aceton und 5o ccm Äther ausgewaschen.
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Das so. verhaltene Produkt stellt den toxisch wirksamen Bestandteil
des Bienengiftes dar, dessen Eiweißnatur von den Erfindern nachgewiesen werden konnte.
2. Schlangengift o, i 2 5 g eingetrocknetes Gift des Crotalus terrificus wird 'in
ioo ccm physiologischer Kochsalzlösung gelöst, die Lösung filtriert und mit überschüssiger
wäßriger, gesättigter Pikrinsäurelösung derart versetzt, daß nach dem Zentrifugieren
bei weiterem Zusatz der Pikrinsäurelösung keine weitere Fällung mehr entsteht. Die
Lösung wird zentrifugiert und dadurch wieder .der histaminartige Bestandteil, der
sich im Filtrat befindet und in der vorstehend beschriebenen Weise gewonnen wird,
von dem toxisch wirksamen Bestandteil getrennt, der sich in dem Zentrifugat befindet.
Dieses Zentrifugat wird unter Erwärmen in 8o bis go%igem Alkohol gelöst. Die alkholische
Lösung wird filtriert bzw. zentrifugiert und die so erhaltene klare Lösung mit einer
io Volumprozent einer 25%igen Salzsäure enthaltenden Acetonlösung nach und nach
unter lebhaftem Rühren versetzt, bis keine weitere Fällung mehr auftritt. Der Niederschlag
wird abzentrifugiert und :auf der Zentrifuge zunächst mit 5o ccm. Aceton, dann mit
5o c- cm ausgewaschen, wodurch man den toxisch wirksamen Bestandteil des Schlangengiftes
erhält.
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Die nach diesem Verfahren verhaltenen schneeweißen Substanzen stellen
die Hydro@-chl@oride der entsprechenden tierischen Gifte dar. Durch Anwendung äquivalenter
Mengen anderer Säuren, wie Schwefelsäure, Phosphorsäure @o. dgl., an Stelle der
obenerwähnten Salzsäure, lassen sich die Sulfate, Phosphate usw. der .entsprechenden
tierischen Gifte darstellen.