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Verfahren zur Gewinnung von gereinigtem Pflanzenlecithin Die Erfindung
betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von gereinigtem Pflanzenlecithin aus den aus
den Gesamtphosphatiden, Ölen, Wasser und den ungünstigen Geschmacks-und Geruchsstoffen
bestehenden Emulsionen.
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In der Patentschrift 382 c912 ist ein Verfahren zur Gewinnung
des durch Auslaugen von Ölsaaten und deren Preßkuchen, .insbesondere aus den Sojabohnen,
mit einem Gemisch aus Alkohol und Benzol oder Benzin enthaltenden Lecithins beschrieben,
welches darauf beruht, daß der nach Verdampfen der Flauptmenge des Lösungsmittels
verbleibende Auszug von dem Satz getrennt wird, worauf man Wasserdampf einleitet,
das sich hierdurch ausscheidende Lecithin abtrennt und in bekannter Weise von dem
mitgerissenen Öl befreit.
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Zur Reinigung der auf diese Weise gewonnenen Phosphatide ist vorgeschlagen
worden, die aus den Gesamtphosphatiden, 0l, ungünstigen Geschmacksstoffen und Wasser
bestehende Emulsion nach dem Entfernen der Hauptmenge des Öles, z. B. durch Ausschleudern,
durch Destillation unter vermindertem Luftdruck von dem Wasser und diesen Geschmacksstoffen
zu befreien. Auf diesem Wege erhält man bereits ein Pflanzenlecithin von guten geschmacklichen
Eigenschaften, welches ohne weiteres für Nahrungsmittelzwecke, z. B. in der Margarineindustrie,
als Backhilfsmittel, für pharmazeutische und diätetische Präparate und viele andere
Zwecke Verwendung finden kann. Ganz vollkommen ist das so hergestellte Erzeugnis
aber immer noch nicht, was ohne weiteres einleuchtet, wenn man berücksichtigt, daß
bei dem Reinigungsverfahren nur die mit Wasserdampf flüchtigen Anteile abgetrieben
werden, die nicht flüchtigen Bitterstoffe usw. dagegen zurückbleiben.
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Ferner hat man vorgeschlagen, die aus Sojabohnen gewonnenen wäßrigen
Phosphatide nach dem Entfernen des Wassers im Vakuum mit Aceton und Alkohol zu behandeln.
'Dadurch wurden aber Teile des Phosphatidkomplexes entfernt, da das Ausgangsprodukt
wasserfrei war, und die Behandlung hatte den Zweck, die Phosphatide in seine einzelnen
Fraktionen, alkoholleichtlösliche Phosphatide (Lecithin) und alkoholschwerlösliche
Phosphatide, zu trennen. Dabei mußte eine wiederholte Behandlung mit. frischem konzentriertem
Alkohol erfolgen. Beim Trocknen unter Minderdruck wurde lediglich der Alkoholrest
- entfernt-. Eine Desodorisierung durch Wasserdampf fand nicht statt.
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Es ist nun gefunden worden, daß gereinigtes Pflanzenlecithin aus den
aus den Gesamtphosphatiden,
Ölen, Wasser und den ungünstigen .Geschmacks-
und Geruchsstoffen bestehenden Emulsionen in der Weise gewonnen werden kann, daß
die wäßrige Phosphatidemulsion mit etwa gleichen Teilen hochprozentigen Alkohols
ausgewaschen wird, worauf man den von der alkoholischen Flüssigkeit befreiten Rückstand
durch Verdampfen des noch vorhandenen Wassers und Alkohols unter vermindertem Luftdruck
trocknet.
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Durch diese Auswaschung mit Alkohol werden die Hauptmenge des in der
Emulsion enthaltenden Wassers, die hierin enthaltenen Bitterstoffe, Zuckerstoffe,
freien Fettsäuren und sonstigen Verunreinigungen entfernt, während sich das Lecithin
selbst in dem stark verdünnten Alkohol nur in ganz geringen Mengen löst. Die wäßrige
alkoholische Lösung scheidet sich glatt von dem aus Lecithin, Öl und Wasser bestehenden
Rückstand ab. Aus diesem werden im Anschluß hieran das Wasser und der noch vorhandene
Alkohol durch Destillation unter vermindertem, Luftdruck verdampft. Man gewinnt
auf diesem Wege ein unzersetztes ölhaltiges Pflanzenlecithin von einer Reinheit
und Haltbarkeit, wie es in dieser Beschaffenheit bisher noch nicht erhalten werden
konnte.
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Zur Ausführung des Verfahrens verfährt man beispielsweise so, daß
die geschroteten Sojabohnen mit einem aus 9o Teilen Benzol und io Teilen Alkohol
bestehenden Gemisch ohne Erwärmen ausgelaugt werden. Aus dem Lösungsmittel wird
der Extrakt durch Verdampfen des ersteren gewonnen und das in dem Öl gelöste Lecithin
durch Einleiten von entspanntem Wasserdampf niedergeschlagen. Nachdem der Niederschlag
und das Öl voneinander getrennt worden sind, wird die aus den Pflanzenphosphatiden,
Öl, Wasser und Verunreinigungen bestehende Emulsion von der Hauptmenge des mitgerissenen
Öles durch Abschleudern befreit. Sie setzt sich dann aus etwa 36 Teilen Pflanzenlecithin,
24 Teilen Öl und 4o Teilen Wasser zusammen. Diese Emulsion wird mit der,. gleichen
Menge Alkohol von 96 Volumprozent bei gewöhnlicher Temperatur ausgewaschen; worauf
man den festen Rückstand absitzen läßt und die Flüssigkeit abtrennt. In der Emulsion
sind nunmehr noch etwa io Teile Wasser enthalten, während der Rest von dem Alkohol
aufgenommen worden ist. Von der wäßrigen alkoholischen Lösung sind etwa 4 bis 5
Teile Lecithin aufgenommen worden. Die aus Lecithin und Öl bestehende Mischung wird
von dem Wasser, dem vorhandenen Alkohol und zugleich von den noch vorhandenen, mit
Wasserdämpf flüchtigen Anteilen durch Destillation unter vermindertem Luftdruck
befreit. Man erhält auf diese Weise ein gereinigtes Pflanzenlecithin mit einem Ölgehalt
von etwa 30 bis 35 %.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden (vgl. die Patentschrift 464 554),
die Abfallprodukte der So.jabohnenölgewinnung dadurch aufzuarbeiten, daß das Wasser
aus der Mass durch Erwärmen im Vakuum entfernt und das Lecithin mit Methylalkohol
extrahiert wird, um dasselbe vom Öl und von den Schleimstoffen zu trennen, welche
noch Phosphatide anderer Art als Lecithin enthalten sollen. Demgegenüber hat das
neue Verfahren den Vorteil, daß ein Lösen des Lecithins zum Zwecke seiner Reinigung,
das stets mit Lösungsmittel- und Stoffverlusten verbunden ist und auch leicht Veranlassung
zu Zersetzungen gibt, gänzlich unterbleibt. Phosphatide anderer Art enthaltende
Schleimstoffe sind in dem Pflanzenlecithin nur dann enthalten, wenn sie längere
Zeit in Gegenwart von Wasser gelagert und sich hierdurch zum Teil zersetzt haben.
Bei der Erfindung wird dieses dadurch vermieden, daß hier die Reinigung im unmittelbaren
Anschluß an die Gewinnung der Phosphatide aus den So j abohnen erfolgt.
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Die bekannten Verfahren zur Reinigung von Phosphatiden beruhen auf
der wiederholten Behandlung der Phosphatide mit organischen Lösungsmitteln, wie
Alkohol oder Aceton. Dabei ist aber nach mehrmaligem Extrahieren, z. B. mit Alkohol,
wie es zur Entfernung der Geschmacks- und Geruchsstoffe nötig ist, das in der Emulsion
enthaltene Wasser vollkommen entfernt. Die Emulsion wird zerstört, und der zurückbleibende
Emulsionsrückstand enthält nur noch Phosphatide, Öl und den Lösungsmittelrest, der
im Vakuum abgedampft wird. Demgegenüber findet beim Abdestillieren des Wassers nach
der Alkoholbehandlung gemäß der vorliegenden Erfindung eine regelrechte Wasserdampfdestillation
statt. Die in dem Erzeugnis noch enthaltenen flüchtigen Geruchs- und Geschmacksstoffe
werden vom Wasserdampfstrom mitgerissen und das Erzeugnis also desodorisiert. Daher
soll nach der vorliegenden Erfindung auch nur ein einmaliges Waschen mit hochprozentigem
Alkohol in einer dem zu behandelnden Gut etwa entsprechenden Menge vorgenommen werden,
während nach den bekannten Verfahren ein wiederholtes Waschen mit frischem Alkohol
stattfand.
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Der Wassergehalt der zu behandelnden Emulsion ist ein ganz bestimmter.
Er liegt gewöhnlich zwischen etwa io und 40 °/o. Beim Ausscheiden der Phosphatide
werden nur geringe Mengen Wasserdampf eingeleitet, so daß die Verdünnung des hochprozentigen
Alkohols
durch das in der Emulsion vorhandene Wasser einen Alkohol ergibt, der mehr alsi
etwa 65 °/o Alkohol enthält.
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Auch ist zu bemerken., daß nach der vorliegenden Erfindung Phosphatide
in größeren Mengen nicht in Lösung gehen, da der Alkohol mit Wasser verdünnt wird
und eine Lösung der Phosphatide bekanntlich erst nach mehrstündigem Kochen wasserfreier
Ausgangsstoffe mit einer vielfachen Menge hochprozentigen Alkohols erzielt wird.
Durch die Kombination einer Behandlung der Phosphatide mit verhältnismäßig geringen
Mengen verdünnten Alkohols und der angeschlossenen Wasserdampfdestillation ist es
nach der Erfindung möglich, unter weitgehender Schonung des Lecithins und Vermeidung
von Lecithinverlusten mit geringen Alkoholmengen ein hohen Ansprüchen genügendes
gereinigtes, von den Bitterstoffen befreites und desodorisiertes haltbares Erzeugnis
zu erzielen, das sogar in der Nahrungsmittelindustrie verwendet werden kann.